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Deprimiert betrachtete ich mich im Badezimmerspiegel.

Warum passiert sowas eigentlich immer mir?
Es ist jedes Mal das Selbe. Wir lächeln uns an, flirten ein wenig und fangen an uns näher zu kommen.
Und was ist wenn ich endlich kurz vor dem Ziel bin. Dann regt sich ihr Gewissen, und sie erklärt mir höflich dass sie einen Freund hat. Verstehe einer die Frauen. Liebe Damenwelt, habt doch bitte Verständnis, ich bin auch nur ein Mann, und brauche Sex wie andere die Luft zum atmen. Das euch aber auch immer erst einfällt das ihr vergeben seid, wenn ich schon Spitz bin wie Nachbars Lumpi.

„Die Welt ist wirklich ungerecht“, nuschel ich vor mich hin. Nach einem weiteren Blick auf mein Gesicht erschaudere ich. Es wäre wohl besser mich erst einmal zu rasieren. Ich sollte schon aussehen wie ein Mensch wenn ich meinem nächsten Objekt der Begierde über den Weg laufe.

Seitdem Gabi sich von mir getrennt hat, besteht mein Leben nur noch aus der Jagd auf willige Frauen, die genauso lediglich auf einen One-Night-Stand aus sind wie ich. Nur leider musste ich feststellen dass das weibliche Volk es nicht so sehr mit dem betrügen hatte wie unsereins.

Gabi….ich seufzte. Nein! Nicht schon wieder! Jedesmal wenn ich an dieses Teufelsweib dachte, vergrub ich mich mindestens 3 Tage in meiner Wohnung und versank in Selbstmitleid. Und das, war nun wirklich jämmerlich. Ich schüttelte mich, um so die Gedanken an Gabi aus meinem Kopf zu bekommen und widmete mich wieder meinem Rasierer, welcher einen dringenden Termin mit meinem Gesicht hatte.
Eine Stunde später sah ich wieder aus wie ein Mensch. Der Bart war ordentlich getrimmt, meine Haare gestylt und ich roch nach Bruno Banani, darauf stehen die Frauen.

Ich schob meinen Geldbeutel in die Gesäßtasche meiner Jeans, schnappte mir meine Autoschlüssel, und schon war ich auf dem Weg zu der Bar, in der ich mich jeden Donnerstag mit Steve traf.
„Mal wieder zu spät“, rief Steve mir mit seinem schallenden Lachen entgegen. „Schlimmer als jede Frau!“ Ich grinste. „Ja ja, ist schon recht, ich freue mich auch dich zu sehen.“
Wir schlugen uns noch weiter einige blöde Sprüche um die Ohren, um dann lachend die Bar zu betreten. Ich las im vorbeigehen das Schild über dem Eingang, „The One“ stand dort in schnörkeliger Schrift. Ja, die Eine, sie hatte ich hier getroffen, vor mehr als 3 Jahren. Meine Gedanken schweiften wieder ab zu Gabi. Es war jetzt knapp 4 Monate her dass sie mich verlassen hatte. Sie war nach England gegangen, und hatte mich hier in München zurückgelassen. Ich höre noch immer ihr Lachen in meinem Kopf.

Moment!
Das war nicht in meinem Kopf! Ich drehte mich um, tatsächlich, da stand sie. Ich konnte es kaum fassen. Dort drüben stand Gabi. Ungläubig starrte ich in ihre Richtung, ich konnte die Augen kaum von ihr lassen. Vergessen waren sämtliche andere Frauen in der Bar „The One“ war wieder zurück. Aber wieso? Und wie lange war sie schon wieder da?

Jemand fasste mir an die Schulter. „Man das wollte ich dir eigentlich sagen bevor du sie siehst“, Steve zuckte entschuldigend mit den Schultern.
„Seit wann ist sie wieder hier?“, hörte ich mich fragen. „Seit ein paar Tagen“ antwortete er. „Es hat wohl nicht so gut geklappt in England. Sie wollte dich anrufen, aber sie hatte Angst vor deiner Reaktion.“
Plötzlich brannte ein Gefühl in mir, nicht mehr die Trauer von vorhin, auch keine Freude darüber sie wieder zu sehen, nein, es war Wut, unbändige Wut. Sie hatte mich verlassen, von heute auf morgen und nun sollte ich mit ihr umgehen als wäre nichts geschehen?

Dann war der Moment gekommen, sie bemerkte mich, erfasste mich mit ihren Saphirfarbenen Augen und blickte mich lange durchdringend an. Als ich in diese Augen sah, die mir von früher noch so vertraut waren, vergaß ich all meine Wut. Sie zog mich an wie ein Magnet, ich konnte nicht anders, ging auf sie zu, zog sie zu mir her und küsste sie, ohne auch nur einen Ton zu sagen.
Ihre samtenen Lippen wieder auf meinen zu spüren, dass war das Gefühl welches ich die letzten Monate so sehr vermisst hatte. Ich sog ihren süßen Duft ein, er war wie eine Droge für mich.
Vergessen war der Schmerz den sie mir zugefügt hatte, und das Leid das ich ertragen musste.
Keine andere Frau würde mir je geben können was sie mir gegeben hatte, der einzige für sie zu sein.
Als ich mich wieder von ihr löste sah sie mich verdattert an. Mit dieser Reaktion hatte sie wohl nicht gerechnet.
"Es....es tut mir so unendlich Leid" begann sie kleinlaut. "Das letzte was ich wollte, war dich so sehr zu verletzen. Mir ist selbst nicht klar was an diesem Tag in mich gefahren ist. Wirst du mir das jemals verzeihen können?" Fragend sah sie mich an.
Oh mein Gott, sie redete wie ein Wasserfall, war ihr denn mein Kuss nicht Antwort genug? Aber wirklich böse konnte ich ihr sowieso nicht sein, konnte ich noch nie.
Wer weiß ob ich nicht damals genau so gehandelt hätte wie sie. Ich erinnerte mich zurück.
Es war ein sonniger Tag gewesen, als ein einziger Telefonanruf meine heile Welt zerstörte. Sie hatte das Angebot bekommen in der Aussenstelle ihrer Firma in England zu arbeiten. Wer konnte so einer Verlockung schon widerstehn?
Wir sprachen zuerst ganz vernünftig darüber, doch die Angst sie zu verlieren ließ mich mich vergessen. Als ich merkte wie sehr sie es wollte, und dass sie bereit war mich für diese Chance zu verlassen wurde ich so unglaublich wütend. Ich schrie sie an sie solle doch gehen wenn ihr ihr Job wichtiger wäre als ich. Sie versuchte mir zu erklären dass das völliger Unsinn sei und sie mich doch liebte, aber ich hörte ihr gar nicht mehr zu. Mit Tränen in den Augen verließ sie damals meine Wohnung.
Als ich mich zwei Tage später, nachdem ich eingesehn hatte wie idiotisch meine Reaktion doch gewesen war, mit ihr versöhnen wollte, fand ich ihre Wohnung lehr vor. Abends traf ich ihre beste Freundin Mareike, sie erzählte mir dass Gabi ganz überstürzt abgereist war. Sie sei völlig verstört gewesen.

"Wenn du mir nicht verzeihst kann ich es natürlich auch verstehen" riss mich eine traurige Stimme aus meinen Gedanken. Ich sah Gabi lange an, legte ihr dann einen Finger auf den Mund, um ihr zu deuten still zu sein. "Wie könnte ich dir nicht verzeihen?" fragte ich sie. "Ich bin so froh das du wieder zurückgekommen bist, ich habe mich damals aufgeführt wie ein totaler Vollidiot."
Zaghaft lächelte sie mich an, legte ihre Hände um meinen Hals und schmiegte sich an mich. "Ich konnte einfach nicht dort bleiben, nicht ohne dich. Ich hatte meine Entscheidung schon bereut als ich in den Flieger stieg. Aber ein Zurück gab es erst einmal nicht für mich, ich hatte den Vertrag schon unterschrieben" flüsterte sie mir ins Ohr.
"Das ist jetzt nicht mehr wichtig" flüsterte ich leise zurück, "die Hauptsache ist doch, dass du wieder hier bei mir bist. Und glaub mir, so schnell entkommst du mir nicht mehr," sprach ich weiter und ein Grinsen umspielte meine Lippen bei diesen Worten.

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Tag der Veröffentlichung: 30.06.2009

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