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Kapitel 6 - Lieber ein Ende mit Schrecken...

 

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Axel lief den Gang hinunter. Nachdem er die Nachricht auf seinem Handy gelesen hatte, war er sofort aus dem Saal gestürmt und sah Aysha mit Marluxia um die Ecke biegen. Als er jedoch schließlich an der Ecke ankam, an der sie abgebogen waren, waren sie bereits verschwunden.
Jetzt lauschte er an jeder Tür, ob er nicht irgendetwas Verdächtiges hören würde.
„Super! Diese Frau ist ja fast noch schlimmer als Ria!“, seufzte er und kratze sich am Kopf. Axel sah den Gang rauf und runter. Die Musik war kaum zu vernehmen. Unter manchen Türen schimmerte Licht hervor, aber bei keiner hatte er Ayshas Stimme vernommen.
„Wo ist sie nur hin?“
Langsam setzte sich Axel wieder in Bewegung und lief den Gang hinunter bis er auf einen Anderen traf, der in Richtung des Gartens abbog. In die entgegengesetzte Richtung führte ebenfalls ein Gang in den Ostflügel des Hauses. Axel sah hinunter zum Foyer. Die Butler standen an der Tür und reichten den ersten bereits gehenden Gästen ihre Mäntel und Jacken.
„Gegangen sind sie bestimmt nicht. Wohin denn auch, wenn Hanazuka hier wohnt?“, murmelte Axel vor sich hin und blickte abwechselnd die Gänge hinunter, die er gehen konnte. Dann entschied er sich nach rechts zu gehen. Der linke Gang erschien ihm nicht so, dass Hanazuka sich dahin zurück hätte ziehen wollen. Nicht, wenn es sich so nah am Festsaal befand.
Als er um die Ecke gebogen und in den hinter einer geöffneten Tür liegenden Ostflügel gegangen war, summte sein Handy in seiner Hosentasche. Abrupt blieb er stehen und griff danach.
„Ja?“, fragte er, als er Roxas Nummer auf dem Display erkannte. „Was ist los?“
-Ich hab Ria gefunden. Aber sie…- Kurze Stille.
-Sie…Ihr geht es sehr schlecht.-
Axel riss die Augen auf, als er ein gequältes Gurgeln durch das Telefon vernahm und hörte, wie Roxas versuchte, Ria zu beruhigen.
-Hast du Aysha schon gefunden?-, fragte dieser dann hektisch. –Wenn ja, sollten wir sofort von hier verschwinden.-
„Ich bin gerade dabei sie zu suchen“, sagte er und begann den Gang hinunter zu hetzen auf der Suche nach wenigstens einem Hauch Licht. „Wo seid ihr? Sobald ich Aysha habe, komme ich zu euch!“
-Wir sind im zweiten Stock im Westflügel. Vor dem großen Fenster am Ende des Ganges“, sagte Roxas nervös. – Bis gleich!...Ria! Bitte beeil dich, Axel!*krck*-
Axel verdrängte Ria für einen Moment und konzentrierte sich darauf Aysha zu finden. Er klappte das Handy zu und steckte es wieder in seine Tasche, als er schon um die nächste Ecke bog. Er blieb plötzlich stehen. Axel hörte Musik an sein Ohr dringen. Am Ende des Ganges waren zwei größere Flügeltüren, die einen Spalt geöffnet waren und heraus drang stark rhythmisierte Musik. Als er ein ihm bekanntes Lachen widerhallen hörte, lief er zur Tür. Er schielte durch den Spalt hindurch und erblickte Marluxias belustigtes Gesicht hinter einer weiblichen Silhouette.
„Ich wusste ja gar nicht, dass die Tochter eines Firmendirektors so ein wildes Kätzchen sein kann“, entfuhr es Marluxia odiös. Während seiner Worte ließ er eine seiner Hände über einen der Schenkel zum Brustansatz der Frau herauf fahren. Er grinste sie mit Begeisterung an und seine Augen saugten sich gierig an ihr fest. Marluxia war umringt von Frauen. Rechts und links je eine, die fast an seinen Armen klebten und eine die ihn den Rücken massierte. Sichtlich nicht unattraktive Frauen, aber nur für die Frau vor ihm, die ihr Top abgelegt hatte, hatte er Augen. Sie wand sich schlangenähnlich zur Musik und lachte dabei.
Als sie ihre Arme wieder sinken ließ, die ihr Haar gehalten hatten, fielen blonde Wellen über ihr Schultern und den Rücken hinab. Ihr schwarzer, leicht glänzender BH gab einen wunderschönen Kontrast. Doch als Axel die Haare herabgleiten sah, setzte sein Gehirn einen Moment aus und dachte nur ein Wort: Aysha.
„Wer hat jemals behauptet, dass ich ein braves Häschen wäre“, säuselte Aysha und beugte sich zu Marluxia vor. Seine Hände ruhten auf ihrer Hüfte, während sie mit ihrem Zeigefinger sein Kinn entlang fuhr. Die Tür knallte. Aysha schielte über ihre Schulter und erblickte einen wutentbrannten Axel, der Marluxia mit schneidender Kälte anblickte.
„Was-?!“, fragte dieser.
Aysha sah ihn skeptisch an und erhob sich vom Sofa. Sie verschränkte die Arme.
„Und jetzt?“, fragte sie den Rothaarigen genervt. Ihr Rock hing über ihrer Hüfte und ließ den Blick auf ihre Strapse zu. Die anderen Mädchen hatten sich beim Knall der Türen zurückgezogen und Marluxia lehnte immer noch mit geöffnetem Hemd in seiner Couch.
Axel stürmte herbei und fischte dabei das dunkelrote Top von Aysha vom Boden auf. Kurz vor ihr blieb er stehen und sah zu ihr herab. Aysha sah mit festem Blick in seine Augen, doch immer noch misstrauisch.
Dann schloss Axel die Augen und im nächsten Moment krachte es und eine Staubwolke flog auf. Das Sofa war genau zwischen Marluxias Beinen zerborsten und Marluxia saß ungläubig auf dem Boden, die Augen weit aufgerissen. Axel sah finster zu ihm hinunter.
„Sei froh, dass du sie nicht noch mehr berührt hast.“ Eiseskälte schnitt durch die Luft. Die Vorhänge wiegten sich leicht im Windhauch.
Axel packte Aysha am Arm und zog sie hinter sich her.
„HEY! Das tut weh!“

Ria schnappte nach Luft. Es fühlte sich an, als würde sich ihr gesamter Hals zusammenziehen und ihr das Atmen verwehren. Sie fuhr mit ihrer Hand an ihren Hals. Es schmerzte. Und ihre Lunge fühlte sich an wie Blei. In ihrem Kopf war Chaos. Sie konnte nicht klar denken und geriet immer mehr in Panik.
„Ria. Ganz ruhig! Komm her“, sagte eine Stimme. Sie wusste, wer es war, aber sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Nicht mal seinen Namen konnte sie denken.
Roxas zog sie näher an sich. Rias Hand zerknautschte sein Hemd. Er ließ sie sich gegen ihn lehnen und stellte ihr Beine auf, so, dass sich ihre Brustmuskulatur entspannen konnte.
[i]Denk immer daran. Wenn jemand Schwierigkeiten hat zu atmen, musst du ihn in eine embryonalstellungsähnliche Position bringen.[/i] Die Worte hallten in seinem Kopf.
„Du musst ganz ruhig bleiben. Du hast eine Atemdepression. Beruhige dich. Dann wird es besser. Mach dir keine Sorgen. Ich werde aufpassen“, flüsterte er in Rias Ohr, während er ihr durchs Haar fuhr.
Auch wenn Ria nur knapp Luft bekam und schnell und flach nach dieser japste, spürte sie, wie sich ihre Brust langsam entspannte. Die Luft sog sich immer mehr in ihren Körper und sie begann sich langsam zu beruhigen. Doch waberten schwarze Schleier vor ihren Augen.
„Axel wird auch gleich hier sein. Bleib ganz ruhig“, hauchte Roxas. Seine Stimme klang kläglich. So wie Ria sich fühlte.
Dann zuckte sie zusammen. Etwas warmes lief ihre Wange hinunter. Ria fuhr mit ihrer Hand vom Hals zu ihrem Gesicht. Eine Träne. Ihre konnte sie nicht zurückhalten. Aber diese gehörte nicht ihr. Sie sah auf zu Roxas. Seine blauen Augen wirkten nicht mehr so strahlend wie sie es immer waren, seitdem sie ihn kannte.
Sie fuhr mit ihren Fingern über seine Wange, bevor sie das Bewusstsein verlor.

„Kannst du jetzt mal aufhören, mich durch das ganze Haus zu ziehen!“, schrie Aysha den Rotschopf vor sich an. „Du weißt schon, dass ich hier noch halbnackt rumlaufe, ja?!“
Axel bog um eine Ecke, die zu einer kleinen Fensternische führte und mit mattem Mondschein beleuchtet wurde. Er schwang Aysha gegen die Wand. Sie stöhnte auf, als sie gegen diese stieß und schrie auf.
„Aua! Das tat w-!“
Eine Faust krachte direkt neben ihrem Gesicht gegen die Wand. Aysha zuckte bei dem Aufschlag zusammen. Sie sah auf zu dem Jungen, der sie gegen die Wand drückte. Seine Augen waren erst geschlossen, aber dann sahen sie sie finster an und fixierten ihre. Dann drückte er ihr das Top in die Hände.
„Das nächste Mal hältst du dich von diesem… Mistkerl fern oder ich… weiß nicht mehr, was ich tun werde“, knurrte er nur leise. Beide sahen sich in die Augen und Aysha fühlte eine Spannung durch ihren Körper fahren, die sie sich nicht erklären konnte. Ihre Lippen waren nur wenige Millimeter voneinander getrennt. Aber Axel schloss seine Augen und wandte sich von ihr ab. Aysha sah ihn verwundert an, während er mit verschränkten Armen ihr den Rücken zukehrte.
Einen Moment herrschte Stille.
Dann sah Aysha auf den Stoff in ihren Händen und entwirrte ihn. Nachdem sie ihr Top übergestreift hatte, sah sie wieder zu den feuerroten Haaren, die im Mondlicht eher magentafarben glänzten. Axel rührte sich kein Stück. Sie wollte ihre Hand nach ihm ausstrecken, doch bevor sie überhaupt die Hand richtig gehoben hatte, drehte sich Axel um.
„Können wir gehen. Ich glaube, deiner Freundin geht es nicht so gut wie dir“, entfuhr es ihm säuerlich. Axel sah sie nicht einmal an. Auf irgendeine Art und Weise –und Aysha konnte sich nicht erklären warum- versetzte ihr das einen Stich. Aber als sie einen Moment über Axels Worte nachgedacht hatte, sofern ihr das mit dem Wirrwarr in ihrem Kopf möglich war, verzog sie ihr Gesicht zu einer entsetzten Grimasse. Sie griff nach seinem Arm und zog ihn herum.
„Was ist mit Ria?! Was ist passier?“, fragte Aysha verwirrt. Durch ihre Worte schien Axel seinen Zorn zu verdrängen und griff nach ihren Armen.
„Mach dir keine Sorgen. Roxas ist bei ihr, aber wir sollten uns beeilen und weg von hier“, erwiderte er beruhigend.
„Wo sind sie?“
„Im Westflügel.“
Und schon liefen beide den Gang hinunter.

Als Marluxia sich aufrichtete, hörte er ein Kichern hinter sich.
„Da scheint aber jemand ziemlich randaliert zu haben. Was hast du denn nur wieder angestellt?“, fragte eine klare Stimme, die der junge Mann nur zu gut kannte. Marluxia drehte sich um und grinste die blonde Frau, die hinter dem zertrümmerten Sofa stand an.
„Meinst du wirklich, dass du dir solche Worte erlauben kannst, Larxene? Ich denke nicht, dass du in der Position bist, dich über mich lustig zu machen“, fuhr er sich belustigt an.
Larxene warf ihm nur einen vernichtenden Blick zu.
„Vielleicht hättest du dich zurückhalten sollen und dich nicht gleich an das Goldlöckchen der Gruppe heranmachen sollen“, erwiderte sie giftig. „Vielleicht würde dann dein Sofa noch leben.“
Marluxia lachte auf.
„Als ob mich so ein Sofa interessieren würde. Du bist doch nur eifersüchtig, dass dich heute keiner flachlegen will.“
Larxenes Gesicht färbte sich mit jeder Sekunde dunkler. Ihr Blick wurde wütender.
„Darum ging es jetzt überhaupt nicht und das weißt du!“, schrie sie ihn wutentbrannt an.
Marluxia musste nur umso mehr kichern.
„Du lässt dich wirklich leicht aus der Fassung bringen“, belustigte er sich.
„DU MIESER! Du warst es, der hier den Rotschopf auf die Palme gebracht hat, weil er seine Gelüste nicht bändigen konnte! Wenn jetzt der Plan aufgeflogen wäre-!“
Doch Larxene hielt inne. Marluxias Blick hatte sich drastisch verfinstert und wies sie in ihre Schranken.
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Teil des Plans war“, schnitt seine ruhige Stimme durch die Luft. „Ich habe es zumindest geschafft, meinem Ziel die Drogen zu verpassen im Gegensatz zu dir.“
Larxenes Augen waren geweitet, aber sie erwiderte nichts.
„Du hast mehr als nur einmal versagt. Würde es nach mir gehen, wärst du schon längst nicht mehr hier. Du kannst froh sein, dass der Chef gerade fröhlicher gestimmt ist, weil sein Spielzeug ihn so wunderbar unterhält.“ Marluxia lief zu ihr hinüber und fasste ihr Kinn. Unsanft drehte er ihr Gesicht zu sich.
„Glaub nicht, dass du dich noch irgendwie bei ihm beliebt machen könntest. Und als Spielzeug eignest du dich erst recht nicht. Also lass es lieber über andere zu spotten und verzieh dich in deine Ecke!“ Er stieß sie von sich und setzte sich auf einen leeren Sessel. Dann winkte er eines der Mädchen von zuvor zu sich und ließ sich die Schultern massieren.
Larxene kochte vor Wut. So sehr, dass ihr schon Tränen in die Augen stiegen, aber sie wandte sich nur von dem Rosahaarigen ab und starrte zur Tür.

Roxas fuhr über die glatten Haare der Mädchens vor sich. Sie atmete immer noch unregelmäßig, aber ruhiger und schlief in seinen Armen. Er blickte auf, als er plötzlich Schritte näher kommen hörte. Sein Blick fiel ans Ende des Ganges, um dessen Ecke gerade ihm zwei vertraute Personen bogen.
„Axel, Aysha“, flüsterte er, als sich die Zwei ihm näherten.
„Roxas! Wie geht es Ria? Ist alles in Ordnung? Was ist passiert?!“, japste Aysha hervor und warf sich gleich neben ihm auf die Knie, um Ria besser ansehen zu können. Ihr blondes Haare fiel in Wellen hinter ihr her und streift auch Roxas Wange, als Aysha Rias Gesicht zwischen ihre Hände nahm. Roxas lächelte.
„Zum Glück seid ihr endlich hier. Ria hat sich schon beruhigt, aber ich weiß nicht was passiert ist“, sagte er dann ernster.
Axel hockte sich Roxas gegenüber und streckte seine Arme nach Ria aus.
„Es ist wohl besser, wenn ich sie nehme“, sagte er und fuhr bereits mit seinen Armen unter Rias Körper. Er nahm sie vorsichtig aus Roxas Armen und erhob sich. Ria keuchte auf.
„Pass auf, Axel. Sie hat eine Atemdepression. Du musst ihren Oberkörper gebeugt halten“, sagte Roxas und sprang auf. „Ich kann sie auch-“
„Du bist doch nervlich viel zu am Ende, um sie überhaupt anzuheben. Ich werde sie tragen“, unterbrach ihn der Größere.
Aysha legte Roxas eine Hand auf die Schulter.
„Ich glaube auch, dass das das Beste wäre, Roxas“, sagte sie und lächelte ihn an.
„Dann sollten wir jetzt gehen“, sagte Axel darauf.
Roxas und Aysha sahen ihn an.
„Wo sollen wir hin?“, fragte Aysha.
„Nur weg von hier“, nuschelte Roxas und sah zu Boden. „Ich will bloß, dass Ria so weit wie möglich von hier wegkommt.“
Axel überlegte kurz, aber eigentlich war ihm das schon seit dem Anruf von Roxas klar.
„Wir gehen zu mir. Es ist nicht so weit weg, aber wie du vorhin erwähntest, Aysha, habt ihr Rias Brüder erzählt, ihr würdet bei Freunden übernachten. Also ist es das Beste, wenn wir zu mir gehen, außer bei dir haben wir mehr Platz, Roxas?“
Axel sah den Kleineren an. Dieser blickte auf, sah aber Axel nicht an. Es wirkte, als wäre er abwesend.
„Ja. Gehen wir zu dir“, sagte er leblos.
Axel wandte sich ab und lief den Gang hinunter. Roxas folgte ihm wie ein Lebloser, seine Augen nur auf Ria gerichtet. Aysha blickte den beiden nach.
Bevor sie jedoch hinterher lief, fiel ihr etwas ein.
„Wo ist Demyx geblieben?“, fragte sie sich selbst und sah sich um, doch konnte keine Anzeichen für ihn entdecken. Dann beschloss sie lieber den anderen Jungen zu folgen.
Er wird schon wieder auftauchen, dachte sie sich nur.

Als die Schritte verklungen waren, öffnete sich eine Tür.
Zexion trat heraus und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Er setzte ein Grinsen auf und schloss seinen Hosenstall. Er sah nochmals kurz in den Raum hinter sich und schloss dann die Tür. Er lief den Gang hinunter bis er zum Foyer gelangte.
Dort angekommen hielt er inne und beobachtet vom Geländer aus, wie eine kleine Gruppe ihre Jacken und Mäntel entgegennahm und durch die große Tür verschwand.
„Wie schade, dass du schon gehst… Aber ich hatte meinen Spaß für heute“, grinste Zexion in sich hinein und lief weiter Richtung Ostflügel.
Er bog in einen Gang, an dessen Ende sich Flügeltüren befanden und trat auf den Schein zu, der daraus erstrahlte.
Aus dem Raum erklangen erregte Stimmen. Es klang wie ein Streit. Zexion trat in die geöffnete Tür.
„Willst du es nicht kapieren oder provozierst du mich immer mit Absicht!“, schrie Marluxia.
„Dann führ dich hier nicht auf, als seist du der Boss! Von dir habe ich mir nichts sagen zu lassen! Egal, wie viel ich schon verbockt habe!“, schrie Larxene zurück.
Aus Zexions Gesicht verschwand das Lächeln.
„Oh ja. Und wie viel du schon verbockt hast“, sagte er ruhig.
Die beiden Streitenden zuckten beim Klang seiner Stimme zusammen und wandten sich ihm zu. Zexion schritt in den Raum und machte es sich auf einem Sessel bequem.
„Chef“, sagte Marluxia wesentlich fröhlicher gestimmt als zuvor.
„Boss“, kam es dagegen nur kleinlaut von Larxene.
Zexion seufzte nur und legte eines seiner Beine über das andere. Er ließ sich in den Sessel sinken und stütze seinen Kopf ab. Er fühlte sich erfrischt, aber auch erschöpft.
„Was hat dich dieses Mal aufgebracht?“, fragte er gelangweilt und sah zu der Blonden. Doch bevor sie etwas sagen konnte, bemerkte Zexion das Sofa und seufzte erneut.
„Verstehe. Du warst ganz schön wild heute, Marluxia. Selbst das Sofa hat es nicht überlebt. Selbst wenn es dir gehört, solltest du dir einen sauberen Stil zulegen.“
„Chef. Das war nicht ich. Der Rotschopf hat sich eingemischt, als ich gerade meinem Zielobjekt die Probe verpasst hatte“, erwiderte Marluxia gelassen mit einem Grinsen. „Leider konnte ich die Auswirkungen der Droge nicht mehr voll auskosten.“
Larxene sah ihn urteilend von der Seite an, aber sie wagte es nicht etwas zu sagen.
„Hmm. Zumindest hatte ich die Möglichkeit mein Versuchskaninchen zu beobachten“, erwiderte Zexion und das Grinsen trat wieder auf sein Gesicht.
Seine Gegenüber bemerkten dies und Marluxia schritt hinüber zu dem Blauhaarigen.
„Ist der erwünschte Zustand eingetreten?“, fragte dieser verschmitzt.
Zexion sah ihn aus den Augenwinkeln an und grinste nur breiter.
„Es ist wirklich unglaublich, wie sehr es dafür sorgt alles auszublenden. Das wird sich bestimmt gut verkaufen“, stellte der Kleinere fest.
„Entschuldige, Boss“, schaltete sich Larxene ein.
Zexion sah zu ihr hinüber. Sein Lächeln milderte sich.
„Mit Verlaub, aber ich verstehe immer noch nicht, warum ihr ausgerechnet diesen Musiker benutzen wollt. Was kann er denn schon bieten?“
„Immerhin konnte er schon einiges mehr leisten als du, Larxene. Er hat es zumindest geschafft, jemanden unter Drogen zusetzen im Vergleich zu anderen Personen hier im Raum.“
Zexion beobachtete ihre Reaktion mit Schlitzaugen. Larxene dagegen schluckte nur.
„Sicherlich“, begann er erneut und richtete sich weiter auf im Sessel. „Sicherlich gibt es Bessere, aber er hat eine gewisse Beliebtheit an der Schule und bei Jugendlichen, die kein anderer hat. Das können wir uns zu nutzen machen. Außerdem würde ich ohne ihn nicht so viel Spaß mit Yuki haben können.“
Das Grinsen kehrte abermals auf Zexions Gesicht zurück, während er aus dem Fenster sah und an etwas dachte.
„Ich verstehe trotzdem nicht, warum sowohl dieses Mädchen, als auch der Musiker wichtig sind. Warum reicht einer von beiden nicht?“, nuschelte Larxene in sich hinein.
Zexions Grinsen wurde finsterer.
„Weil ich dieses Mädchen leiden sehen will. Und dazu brauche ich auch den Musiker. Außerdem brauche ich Abwechslung“, sagte er mit bösartiger Stimme. Marluxia sah zu ihn hinunter, Larxene wirkte entsetzt.
„Was hat dir dieses Mädchen getan, dass du so bösartig zu ihr sein musst?“, fragte Marluxia tonlos. Der Gesichtsausdruck des Blauhaarigen glättete sich. Dann sah er zu dem Langhaarigen auf.
„Ich denke nicht, dass ich dir Rechenschaft schuldig bin, Marluxia. Das ist meine Sache. Mal davon abgesehen, ist sie einfach das perfekteste Versuchsobjekt, dass mir vor die Füße laufen konnte“, erwiderte Zexion scharf. „Aber das ist jetzt erst mal egal. Was wichtiger ist, dass Motoshi auf unserer Seite ist.“
Er sah wieder aus dem Fenster.
„Alles weitere ist vorläufig unwichtig.“
„Und was ist mit dem Blonden, Chef? Wie es aussieht, scheint er ein Auge auf Ria geworfen zu haben. Meint ihr, dass das zum Problem werden könnte?“, fragte Marluxia.
Zexion seufzte auf, als ein paar Blüten vor dem Fenster vorbeiflogen.
„Ich glaube nicht, dass er uns Probleme machen wird. Das habe ich geklärt. Ich habe ihm unmissverständlich klargemacht, wer hier die Oberhand hat. Und er will bestimmt nicht riskieren, dass ihn Yuki hasst.“ Zexion fuhr sich über die Lippe. „Dabei ist es so ein angenehmes Gefühl von ihr gehasst zu werden“, murmelte er gedankenverloren vor sich hin.
„Boss?“, fragte Larxene vorsichtig.
„Hass ist so viel intensiver als Liebe sein kann. Vielleicht wird sie das auch bald verstehen.“ Er hatte ihr nicht geantwortet. Seine Augen wirkten, als würden er sich wo anders befinden.
Larxene schluckte.
„Boss!“
Zexions Augen erfassten sie, ohne dass er seinen Kopf bewegte.
„Auf jeden Fall ist es erst mal wichtiger keinen Aufstand anzufachen. Wir müssen die Kontrolle bewahren. Wir werden sehen, wie sich die Dinge entwickeln.“ Zexions Augen wanderten zurück zum Fenster.
„Behalt Yukis Brüder im Auge, Larxene“, wies er die Blonde an, welche bei ihren Namen zusammenzuckte.
„Sehr wohl, Boss“, erwiderte sie, verbeugte sich knapp und verließ den Raum.
„Du traust ihr nicht über den Weg, oder?“, fragte Marluxia, nachdem Larxenes Schritte nicht mehr zu vernehmen waren.
„Jemand, der sich freiwillig unserer Vereinigung anbietet, kann ich nicht vertrauen.“ Zexion erhob sich aus seinem Sessel. „Jetzt bin ich aber müde. Ich geh schlafen. Kümmere du dich bitte um Motoshi. Er sollte sanft aufwachen.“
„Wie du willst, Chef“, erwiderte Marluxia und beide verließen den Raum.

Axel bog um eine Ecke in eine Straße mit einem großen Wohnhaus mit mehreren Mietwohnungen, dass parallel zu einigen Geschäften stand. Ihm folgten Aysha und Roxas. Sie gingen den Eingang des Wohnhauses hinein und stiegen ein paar Treppen hinauf in den 3. Stock. Als sie vor der letzten Tür stehen blieben, drehte sich Axel zu den beiden hinter sich um.
„Roxas. Kannst du mal bitte aus meiner Hosentasche den Schlüssel holen?“, fragte Axel. Doch bevor der abwesende Roxas überhaupt reagieren konnte, hatte Aysha schon den Schlüssel in der Hosentasche gegriffen. Sie zog ihn hervor und hielt ihn vor Axels Nase. Dieser sah sie nur verdutzt an. Seine Wangen wurden leicht rot, während Aysha ihn etwas verwirrt ansah.
„Ist was?“, fragte sie.
„Nein, nein. Schon gut. Kannst du aufschließen? Ich komm nicht ran“, erwiderte Axel und drehte seinen Kopf stur zur Tür.
Aysha nickte und drehte kurz darauf den Schlüssel bereits um. Sie öffnete die Tür weit genug, damit Axel hindurchgehen konnte. Als Roxas die Tür hinter ihnen schloss, schaltete Aysha das Licht ein. Ein schmaler, länglicher Flur zog sich einige Meter zur Rechten. Die Wand gegenüber der Eingangstür führte den Flur entlang, allerdings nur zur Hälfte. Die andere Hälfte fehlte und ließ den Blick auf das Wohnzimmer und eine kleine Küche mit Tresen zu. Zur linken Seite befand sich eine Tür, die anscheinend ins Bad führte. Axel fummelte sich aus seinen Schuhen und ging zum Ende des offenen Flurs. Dort blieb er stehen und drehte sich noch einmal zu den anderen Zwei um.
„Hausschuhe stehen da gleich vor euch, wenn ihr welche wollt. Die Küche ist gleich hier. Ich bringe Ria in mein Zimmer.“ Und schon war er um die Ecke verschwunden.
Aysha zog sich ebenfalls die Schuhe aus und tapste den Flur hinunter. Vor dem Tresen befanden sich einige Barhocker. Sie setzte sich auf einen, während Roxas sich aus seinen eigenen Schuhen fuhr. Aysha beugte sich über den Tresen, als Roxas auf sie zukam. Abrupt sprang sie auf und lief um den Tresen herum.
„Wie wäre es mit Tee?“, fragte sie ihn und griff nach dem Wasserkocher. Sie hielt ihn unter den Wasserstrahl, als Roxas sich nach kurzen Zögern auf einen Hocker setzte.
„Ja. Ich glaube, dass wäre jetzt gut“, antwortete er und Aysha holte aus dem Regal über der Spüle zwei Tassen.
„Für mich bitte auch eine. Der Tee steht im Schrank neben den Tassen“, sagte Axel, der gerade die Tür zu seinem Schlafzimmer schloss. Aysha und Roxas drehten sich ihm zu.
„Wie geht es Ria?“, fragte Aysha ihn, als er neben Roxas Hocker vorm Tresen stehen blieb.
„Besser. Ihre Atmung ist ruhiger geworden. Sie schläft. Sie wirkt ziemlich erschöpft“, entgegnete Axel und sah Aysha zu, wie sie die Teebeutel in die Tassen warf. „Woher wusstest du eigentlich, dass sie eine Atemdepression hatte?“, fragte Axel.
Roxas ließ den Kopf hängen.
„Mein Vater wa-… ist Arzt. Seine Patienten hyperventilierten öfter.“
„Wie ist das passiert?“, wandte sich Axel nach einem Moment Stille an Roxas. Dieser sah ihn wehleidig an und vergrub dann sein Gesicht in seinen Armen, die auf dem Tresen lagen.
„Ich hab keine Ahnung. Ich weiß nicht, was passiert ist. Aber es muss schlimm gewesen sein. Sie hat furchtbar geweint und ihre Atmung wurde immer flacher und hektischer bis sie hyperventilierte. Ich bin froh, dass sie sich beruhigt hat“, murmelte Roxas unter seinen Armen hervor.
Aysha goss das Wasser in die Tassen und stellte sie vor die beiden Jungen. Alle dreien schwiegen und ließen sich den Abend nochmals durch den Kopf gehen.
„Ich frage mich“, begann Aysha und die beiden Jungen sahen zu ihr auf, auch wenn Roxas seinen Kopf nicht von seinen Armen hob, „ich frage mich, wo Demyx nur abgeblieben ist. Hat Yamagata nicht gesagt, er wäre bei Ria?“
Axel setzte die Tasse ab, die er gerade angesetzt hatte und sah sie irritiert an.
„Du hast Recht. Aber wenn Demyx bei ihr war, wieso war sie dann allein, als Roxas auf sie traf?“, fragte Axel.
„Und warum hat sie geweint?“, fügte Roxas hinzu.
„Ich dachte, Demyx und sie wären so enge. Da stellt sich wirklich die Frage, warum sie geweint hat.“ Axel sah überlegend zur Decke, während er den Tee in seiner Tasse herum schwappen ließ.
„Wer sagt denn, dass Demyx Schuld hat an Rias Tränen?“, warf Aysha dem Rothaarigen vor. „Vielleicht hat ja auch Yamagata damit zu tun.“
Die beiden Jungen sahen sie an. Axel schlürfte den Tee aus der Tasse. Auch Roxas trank einen Schluck.
„Naja. Wir werden es wohl nicht erfahren, bevor sie aufwacht und es uns selber sagt.“ Axel stellte seine Tasse ab, streckte sich und gähnte herzhaft. „Wir haben es jetzt 2 Uhr. Zum Glück müssen wir heute nicht mehr in die Schule. Wir sollten schlafen gehen. Ihr Mädels könnt in meinem Zimmer schlafen. Roxas, wir teilen uns die Couch.“
Roxas nickte und Aysha nippte an ihrer Tasse. Sie hatte Axel keinen Moment aus den Augen gelassen. Er streifte sein Hemd ab und warf es über einen der Barhocker.
„Ich möchte nach Ria sehen“, sagte Roxas, als er seine leere Tasse auf dem Tresen abstellte. Er erhob sich vom Hocker und wollte zur Tür laufen, als ihm Axel eine Hand auf die Schulter legte.
„Mach dir keine Vorwürfe. Du hast ihr schon geholfen sich zu beruhigen. Du hast dir nichts vorzuwerfen“, sagte er und lächelte den Blonden an. Dieser lächelte nur schwach zurück und lief zur Zimmertür, die sich rechts der Couch befand.
„Ich werde duschen gehen. Du willst vielleicht auch nach Ria sehen“, wandte sich Axel an Aysha. Diese richtete sich nur auf und sprang hinterm Tresen hervor.
„Nein! Ich will auch duschen gehen. Ich fühl mich total moderig! Kannst du mir zeigen, wie die Dusche bei dir funktioniert?“, erwiderte sie hastig.
Axel sah sie skeptisch an. Er hatte nicht vergessen, wie sie sich Marluxia über gegeben hatte. Dann lief er Richtung Bad und winkte sie hinter sich her. Aysha folgte ihm mit freudigem Lachen.

Roxas schloss hinter sich die Tür. Der Raum war dunkel und wurde nur vom Mondlicht erhellt, dass durch die großen Fenster fiel, die auf einen Balkon führten. Das Bett stand direkt vor diesen Fenstern, von denen eines angelehnt Luft in den Raum ließ. Roxas erkannte eine Silhouette darin liegen. Er ging langsam hinüber zum Bett und kniete sich davor, damit er Ria ansehen konnte. Ihr Brustkorb hob und senkte sich ruhig. Roxas atmete schwer aus, aber fühlte sich erleichtert als er den sanften Ausdruck auf dem schlafenden Gesicht erblickte.
„Tut mir leid, dass ich dir nicht vorher helfen konnte“, lächelte er. „Aber… ich bin froh, dass es dir besser geht.“
Er strich ihr eine Strähne fort, die ihr ins Gesicht gefallen war, als sie sich auf die Seite zu ihm gedreht hatte. Eine letzte Träne lief über ihr Wange. Roxas legte seinen Kopf auf seine Arme auf der Kante des Bettes und betrachtete Ria.
„Ich hätte es mir nie verzeihen können…“

„Also hier in dem Regal sind Handtücher. Und bei der Dusche musst du erst hier das aufdrehen und dann ein paar Minuten warten“, erklärte Axel, als Aysha und er in das Bad getreten waren. Aysha sah sich um. Für ein Bad eines Mannes war es ausgesprochen dekoriert. Ein paar Blumen hier, ein paar Steine da.
„Alles okay?“, fragte Axel. Aysha sah zu ihm. Er sah sie verwirrt an, da sie sich so umgeschaut hatte.
„Du hast ein schönes Bad“, grinste Aysha ihn an. „Es ist ziemlich hell eingerichtet. Also, ich meine…“
„Schon klar“, erwiderte Axel und lächelte zurück.
Ayshas Körper zitterte bei dem Lächeln. Es war, als söge er sie an sich, wie ein Magnet einen anderen. Ihr ganzer Körper kribbelte vor Spannung und sie hatte das Gefühl, als würde sich alles nur auf ihn fixieren. Die Umgebung schien zu verschwinden. Ihre Lippen schienen wie mit Elektrizität geladen. Aus Axels Gesicht verschwand das Lächeln und er sah sie verwundert an. Sie wirkte wie in Trance. Er wollte etwas sagen, doch bevor er den Mund geöffnet hatte, bewegte Aysha sich auf ihn zu. Doch sie stolperte über einen Badvorlager und landete genau in seinen Armen und stieß ihn dabei gegen die Wand.
„Hey! Alles okay mit dir?“, fragte er besorgt. Aysha griff sich in seinem Shirt fest. Sie schwankte.
„Axel“, flüsterte sie und er senkte seinen Kopf um sie besser zu verstehen. „Halt still.“
Ihre Lippen legten sich auf seine und Axels Augen wurden größer. Aysha drückte sich immer näher an ihn, sodass eines ihrer Beine zwischen seine fuhr. Mit der einen Hand glitt sie den Stoff des Shirts entlang und schob den Saum nach oben. Als ihre kalten Finger seine Haut berührten, zuckte er zusammen. Seine Hände schnellten zu ihren Schultern und er drückte sie von sich.
„Aysha! Was-“, begann er, aber fand keine Worte. Er wurde nur noch verwirrter.
Ayshas Wangen waren rosig und ihre Lippen glänzten. Axel schluckte. Das blonde Haar fiel ihr über den Rücken und eine einzelne Strähne zierte ihr Dekolleté. Sie grinst ihn an und drückte sich näher an ihn.
„Axel. Lass uns ein bisschen Spaß haben“, sagte sie und schob ihr Bein weiter nach oben, sodass Axel nochmals zuckte. Ihre Hand fuhr um seine Hüfte und ihre Finger wollten sich unter den Jeansstoff schieben, als er sie davon abhielt.
„Aysha. Ich denke nicht, dass das ein guter Zeitpunkt ist“, entgegnete er auf ihren vorwurfsvollen Blick.
„Aber ich will“, maulte sie und sah ihn wütend an.
„Das glaub ich dir gerne. Ich kann es fühlen“, erwiderte er und schob sein Bein etwas höher. Aysha stöhnte auf. Dann wurde ihr aber ganz flau im Magen. Sie schlug sich eine Hand vor den Mund und sah ihn entsetzt an. Axel erwiderte ihren Blick zur schief.
„Aysha?“
Dann stieß sie ihn von sich und stürmte zum Klo. Im nächsten Moment hatte sie das Gefühl ihre gesamten Innereien würden sich nach außen stülpen. Sie fühlte sich furchtbar. Axel hockte sich neben sie und griff nach ihren Haaren, um sie zusammenzuhalten.
„Wie es aussieht, hast du wohl zu viel getrunken“, sagte er skeptisch und zog eine Augenbraue nach oben.
Aysha griff nach dem Klopapier und sah ihn finster an.
„Ich hab höchstens 9 Gläser getrunken! Normalerweise trinke ich 12 und merke grad mal ansatzweise was! Das war so gut wie gar ni-“, fauchte sie, doch konnte ihren Satz nicht beenden, da sie wieder würgen musste. Sie spuckte Magensäure aus ihrem Mund.
„Wuäh! Ist das widerlich!“, murrte sie und legte ihre Wange auf den kühlen Rand. „Mir ging es noch nie so dreckig.“
„Ich dachte, du hättest schon öfter was getrunken. Du kannst mir doch nicht erzählen, dass du zum ersten Mal kotzen musstest.“ Axel sah sie zweifelnd an.
„Na klar! Aber ich hab mich noch nie so zerkaut und wieder ausgespukt gefühlt! Das lag bestimmt an dem komischen Zeug, dass mir Marluxia verpasst hat“, erwiderte sie und spuckte erneut. Mit dem Papier wischte sie sich den Mund ab, während Axel ihr Haar mit einem Gummi zusammenband.
„Was hat dir den angedreht?“, fragte er.
„Keine Ahnung, was das für ein Zeug war. Irgend so ein süßes Saftlikörzeugs!“
Aysha stand auf und betätigte die Spülung. Axel öffnete bereits das Fenster.
„Tut mir Leid, wenn ich so…‘auswerfend‘ war“, sagte sie beschämt. „Das war wirklich ein mieser Zeitpunkt.“
Doch Axel winkte ab, wurde jedoch leicht rot.
„Lass mal. Wir sollten lieber schlafen gehen. Hier. Die kannst du benutzen, falls du einen anderen Geschmack im Mund haben willst“, erwiderte er und hielt ihr eine Zahnbürste entgegen.
„Ich werd die Couch schlaffertig machen.“ Und schon war er aus dem Bad verschwunden.
Aysha seufzte.
„Na das hast du ja super angestellt, Aysha. Was sollte das denn? Wolltest du nicht erst Axel und deine beste Freundin noch miteinander verkuppeln?“, schollt sie ihr Spiegelbild und raufte sich das Haar. Dann lies sie den Wasserhahn an und strich sich Zahnpasta auf. „Du hast echt nerven, dich an ihn ranzumachen. Warum hab ich das bloß getan?“ Dann schob sie sich wütend die Zahnbürste in den Mund.
Nachdem sie fertig war, legte sie die Bürste auf dem Waschbecken ab und verließ das Bad. Axel hatte bereits die Couch ausgezogen und breitete gerade Decken aus, als Aysha in die Wohnküche trat.
„Roxas ist noch nicht wieder rausgekommen. Würdest du ihn nach draußen schicken, wenn du reingehst? Ich hab ein Shirt und ‘ne Shorts aufs Bett gelegt“, sagte er und deutete auf die Tür zu seinem Zimmer. Aysha nickte nur. Sie ging hinüber zur Tür und drückte die Klinge runter, aber öffnete nicht die Tür. Sie hielt einen Moment inne. Dann wandte sie sich zu Axel um. Dieser sah überrascht zu ihr auf.
„Entschuldige“, murmelte sie und lief rot im Gesicht an. „Ich…also das vorhin…“
Doch Axel lächelte nur und Aysha öffnete die Tür und verschwand ins Zimmer. Dort erblickte sie den blondhaarige Jungen, der neben dem Bett hockte und eingeschlafen zu seien schien. Er hielt Rias Hand, oder besser ihrer beiden Finger waren ineinander verhakt. Roxas Gesicht wirkte erschöpft, während auf Rias Lippen ein Lächeln lag.
Aysha schlich schnell um das Bett herum und zog sich um. Dann huschte sie wieder zur Tür und schloss diese hinter sich.
Als Axel sie erblickte, sah er sie verwundert an.
„Was ist los?“
„Wie es scheint, ist Roxas neben Ria eingeschlafen. Ich wollte ihn nicht wecken. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, wenn ich an Roxas Stelle auf der Couch schlafe?“, erwiderte Aysha seine Frage.
Axel schien genau zu überlegen, was er antwortete, aber entspannte sich dann.
„So lange du nicht wieder…“ Axel kratzte sich an der Wange.
„Nein, nein!“, widersprach Aysha hastig. „Ich glaube, ich bin zu müde, um noch überhaupt irgendwas anzustellen.“
Sie gähnte. Axel grinste nur und winkte sie dann zu sich.
„Hauptsache alle schlafen gut. Leg dich schon hin.“
Aysha erwiderte das mit einem Lächeln und keine paar Minuten später und gelöschtem Licht schwebten auch diese zwei im Land der Träume.

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Kapitel 7 - Außerschulische Aktivität: Lügen, Intrigen, Betrügereien

 

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Wasser tropfte von ihren Haarspitzen, während der heiße Strahl auf sie niederprasselte. Sie konnte die Rinnsale, die das Wasser über ihren Körper bahnte, genau spüren. Aber es fühlte sich weder heiß noch kalt an. Sie konnte keine Wärme fühlen. Ria fühlte sich leer. Als hätte man sie sämtlicher Gefühl beraubt. Als würde sie wie ein Stein von der Gischt gegen den Strand geworfen werden. Sie sah auf ihre Hand. Ihre Haut war von den vielen roten Blutadern durchzogen, die durch die Hitze sichtbar wurden, aber sie spürte keine Schmerzen. Ria lauschte dem Plätschern des Wassers, dass auf die Fliesen viel. Und irgendwie beruhigte sie das fließende Gefühl auf ihrem Körper. Es überlagerte das Gefühl der Hände, das sie immer noch auf ihrem Körper spüren konnte, als würde er ihre Haut gerade berühren. Sie schlang sich die Arme um die Brust. Erst jetzt spürte sie das Zittern. Sie konnte die salzigen Tränen schmecken. „RIA?!“ Sie zuckte zusammen. Jemand hatte nach ihr gerufen. Ria wand sich um und sah durch das Glas zur Tür. Der Dampf des Wassers hing im ganzen Bad und verschleierte ihre Sicht, aber im nächsten Moment riss jemand die Tür auf. Roxas sah zu ihr. Sein Gesicht wirkte voller Panik, aber es beruhigte sich augenblicklich. Der Wasserdampf ebbte langsam ab. Roxas lief rot an und drehte sich weg. „E-Entschuldige!“, rief er und die Tür schloss sich wieder mit einem hastigen Ruck. „Was sollte den das werden, Roxas?! Man hört doch, dass sie duscht!“, hörte Ria nur dumpf die Stimme ihrer besten Freundin. „Geh mal beiseite.“ Und wieder öffnete sich die Tür und Aysha trat ins Bad. Sie schloss die Tür und sah Ria an. „Alles okay, Ria?“, fragte die Blonde vorsichtig. Rias Augen wirkten immer noch leer, aber als sie ihre Freundin sah, die sie besorgt ansah, lächelte sie. „Ja“, antwortete sie, „es ist alles okay.“ Roxas lehnte sich an die Wand und hielt sich eine Hand vor sein Gesicht. Wenn sie jetzt nicht da gewesen wäre, hätte er nicht gewusst, was er tun soll. „Und? Hast du sie nackt gesehen?“ Roxas schrak auf, als er Axels Stimme nah an seinem Ohr hörte. Dann sah er ihn mit rotem Kopf an. „Wa-was meinst du? F-Frag mich sowas nicht!“, schrie er ihn halb verwirrt an. Sein Gesicht fühlte sich immer heißer an. Er sah zu Boden. Axel lehnte sich zurück. Erst sah er ihn skeptisch an, aber dann grinste er. „Also hast du was gesehen“, stellte er fest und verschränkte die Arme. Roxas sah ihn wütend an. „Nein, hab ich ni-!“ „Du brauchst es gar nicht verleugnen. Es steht dir ins Gesicht geschrieben“, zog Axel ihn auf und deutete auf Roxas purpurroten Kopf. Das Grinsen auf seinem Gesicht verzog in die Länge. „I- I-Ich, nei-, also ei-, nei-!“ Roxas konnte kein klares Wort hervor bringen. Sie blieben ihm alle im Hals stecken. Er spürte wie sein ganzer Körper heiß wurde und verkrampfte sich. Axel lachte. „Lass es, Kleiner. Du kannst es nicht wirklich verleugnen!“ Axel setzte ein noch breiteres Grinsen auf. Roxas sah zur Seite. „Aber…..Aber ich habe nur… ihren Rücken…also der Wasserdampf…“ Ihm wurde immer heißer. Axel beobachtete neugierig, wie er versuchte sich zu erklären und schmunzelte. „Hey! Ist doch nicht schlimm. Du hast dir eben Sorgen gemacht, dass irgendwas passieren könnte. Ich glaub nicht, dass sie dir das übel nehmen wird“, sagte er locker und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. „Wäre die Person, die ich mag, verschwunden gewesen, hätte ich wohl das Gleiche getan. Obwooohl….vielleicht hätte ich nicht ganz so viel Selbstbeherrschung gehabt, wie du wieder aus dem Bad zu gehen…“ Axel kratzte sich an der Wange, während er überlegend zur Decke sah. Roxas sah zu ihm auf. „Du hast also jemanden, den du magst?“, fragte er ruhig. Axel sah ihn an. Dann grinste er breit. „Da haben wir wohl was gemeinsam, was, Roxas?“ „Was? Wie kommst du darauf, dass ich-? Wer?“ „Jetzt hör aber mal auf. Es ist ja wohl total offensichtlich, dass du Ria magst“, sagte Axel. „DAS-!“ Doch bevor Roxas den Satz beenden konnte, öffnete sich die Badezimmertür. Als er sie erblickte, zog sich sein Herz zusammen. Er sah ihr in die Augen. Sie wand ihren Blick ab. Ihre noch feuchten Haare ließen nasse Stellen auf dem Shirt, das sie trug zurück. „Zum Glück passen die Sachen von Axel“, sagte Aysha die hinter Ria hervortrat. „Zu doof, dass wir ausgerechnet unsere Wechselklamotten bei Suzu-chan gelassen haben…“ Ria nickte. Axel beäugte sie neugierig. „Man könnte fast meinen, dass es unfair ist, dass ihr meine Sachen besser stehen, als mir“, schmollte Axel und seufzte. „Du meinst, weil das Shirt bei dir nicht so schöne Ausblicke schaffen kann?“, fragte Aysha stichig. Sie grinste. Ria wurde rot. „Lass bitte solche Bemerkungen, Aysha.“ Ria sah sie gequält an. Aysha blickte einen Moment zurück, aber ließ dann wieder das Lächeln auf ihr Gesicht. Roxas blickte überrascht zu Aysha, als ihr Gesicht fröhlicher wurde. „Dann wollen wir erstmal was essen?“, fragte sie und klatschte in die Hände. „Ohja! Ich hab schon einen Bärenhunger!“, stöhnte Axel auf. Aysha lief neben ihn und gab ihm einen Klaps auf die Schulter. „Dann lass uns schnell was machen. Ich bin auch schon halbtot!“ Und schon liefen beide den Gang zur Wohnküche hinunter. Roxas sah Ria an, die seinen Blick immer noch mied. Die Atmosphäre zwischen ihnen wirkte erdrückend. Er würde so gern zu ihr gehen, sie in den Arm nehmen, aber er konnte nicht. Er wandte sich ab. „Wir sollten auch gehen…“ Ria starrte nun auf seinen Rücken. Roxas wollte losgehen, aber Ria griff nach dem Saum seines Shirts. Abrupt blieb er stehen. Er traute sich jedoch nicht, sich zu ihr umzudrehen. Erwartungsvoll blieb er stehen. Dann spürte er, wie sich Rias Körper gegen ihn lehnte. „Danke, Roxas.“ Seine Wangen wurden heiß. Er wusste genau, was sie meinte. Zur selben Zeit freute er sich und verkrampfte vor innerlichen Schmerz. „Danke, dass du bei mir geblieben bist.“ Ihre Stirn berührte seinen Nacken. Die Spitzen ihres nassen Ponys verbreiteten Gänsehaut über seine Haut. Roxas sah zur Haustür, die sich direkt neben ihnen befand. Er betrachtete die Schuhe, die noch wirr vom Abend zuvor herumstanden. Dann ließ er seinen linken Arm ein Stück zurückgleiten und öffnete seine Hand. Sein Herz schlug schneller und seine Wangen wurden heißer. Ria lächelte leicht. Ihre Fingerspitzen berührten seine. Diese zuckten kurz, aber als Ria das ganze Gewicht ihrer Hand in sie legte, schlossen sie sich um diese. Auf Roxas Gesicht schlich ein verlegener Ausdruck. Dann ein Lächeln. „Morgen!“, rief Axel, als er das Klassenzimmer betrat. „Wuah!“, schrie er sofort auf. „Mach nicht so einen Krach, Axel!“, maulte Aysha zurück. Sie zupfte an ihrem kurzen Pony und schien ihn eher argwöhnisch als fröhlich zu betrachten. Ria winkte Axel zu und hatte dabei ein eher verzerrtes Lächeln auf den Lippen. Roxas schien einfach nur auf den kurzhaarigen Rotschopf neben ihm zu starren und grüßte Axel kaum bewusst. „Was ist denn mit dir passiert?!“, fragte Axel entsetzt, als er langsam hinter Ayshas Platz zu seinem ging. „Deine Haare-“ „-sind kurz. Ja, wow! Meine Güte. Hab ich eben mal kurze, rote Haare. Naja….wohl eher magentafarben“, erwiderte Aysha genervt. „Aber…Warum?!“, fragte er, weniger entsetzt als zuvor. „Naja…Rias Brüder wollten uns nicht glauben, also musste ich ihnen beweisen, dass ich es ernst meinte. Scheint aber nur minimal was genützt zu haben. Und dann…. weil… ich ihr nicht helfen konnte…“ Aysha ließ den Kopf hängen und ihr neuer Pony hielt ihre Augen hinter sich versteckt. Alle schwiegen. Dann legte Ria eine Hand auf Ayshas. „Soweit hättest du nicht gehen müssen, Aysha. Deine Haare haben dir immer viel bedeutet. Es tut mir Leid, dass-“ „Hör auf so nen Quark zu reden! Das war meine Entscheidung! Es ist eben ein Stigma, dass mich daran erinnert, dass ich meiner besten Freundin zur Seite stehen muss!“, unterbrach Aysha ihre Freundin und sah ihr ernst ins Gesicht. Ria sah sie überrascht an, seufzte dann aber und lächelte. „Du wirst sowieso immer das Gleiche sagen….“ „Und?“, fragte Axel, als er sich setzte. „Da wir beim Thema sind, habt ihr was von dem Übeltäter gehört? Habt ihr ihn heute auf dem Schulweg getroffen?“ Alle blickten auf Ayshas Tisch. „Also nicht…“ Axel warf seine Tasche auf seinen Tisch und legte die Beine darauf. „Selbst wenn, wäre das für ihn wohl nicht so gesund gewesen…:“, fing Aysha an und verzog das Gesicht zu einer genervten Grimasse. „Rias Brüder haben mitbekommen, dass sie nicht bei Suzu geschlafen haben. Einer ihrer Brüder hat die beiden heute bis zur Schule eskortiert“, erklärte Roxas. Ria seufzte. „Ich hab Ausgangssperre auf unbestimmte Zeit. Zumindest haben sie nicht herausbekommen, dass wir bei dir geschlafen haben“, fügte sie hinzu und sah Axel an. Axel zog eine Augenbraue hoch. „Du Arme! Aysha hat’s dann wohl auch erwischt?“, fragte er und beugte sich zur Kurzhaarigen hinüber. „Als ob. Mir haben die Vier nix zu sagen“, erwiderte sie und grinste ihn an. „Aber um Ria tut es mir natürlich Leid.“ „Wir überlegen gerade, ob wir mit ihren Brüdern nicht mal quatschen sollten und klären, was passiert ist“; sagte Roxas. „Spinnst du! Meine Brüder stecken mich dann für immer in Quarantäne! Schon wenn ich sage, dass ich auf ‘ner Party war, bekomme ich lebenslänglich!“, fuhr Ria ihn an, nachdem sie auf den Tisch geschlagen hatte. Roxas wich erschrocken zurück, aber wusste genau, dass sie damit wahrscheinlich Recht hatte. „Es ist zum verzweifeln! Das geht einfach nicht! Ich kenn mich hier nicht aus, aber wenn Ria nicht raus darf, bekomm ich die Krise!“, jaulte Aysha und wuschelte sich durchs Haar. „Hm. Verstehe. Dann lass uns was machen“, sagte Axel und grinste Aysha an. Alle Blicke richteten sich auf ihn. „Was? Ich kenn mich hier aus und darf raus.“ „Darum geht es nicht, Axel! Wie versuchen eine Lösung für Rias Problem zu finden“, fauchte Aysha ihn genervt an und deutete mit beiden Händen auf Ria. „War ja auch nur vorrübergehend gemeint“, erwiderte der Rothaarige schmollend. „Meinetwegen könnt ihr das erstmal so machen. Ich weiß, dass Aysha es nicht lange aushalten würde“, setzte Ria dazwischen. Aysha sah sie leidend an. „Ich bitte dich, Aysha. Du würdest es doch keine 12 Stunden ohne frische Luft aushalten!“ „Ja…Hast ja Recht…“, maulte sie. Axel grinste verschmitzt und beugte sich noch weiter zu Aysha hinüber. „Und? Wann wollen wir uns treffen?“, fragte er schelmisch. Aysha sah ihn schief an und schob ihn dann mit ihrer Hand von sich weg. „Ich hab keinen Bock von dir veralbert zu werden, klar! Wenn dann bin ich solidarisch und bleib mit Ria in Haft!“, sagte sie mürrisch. Axels Miene verzog sich wider zu einem Schmollmund. „Pah! Erst die Sache im Bad und da-!“ „Halt bloß die Klappe, Axel!“, fauchte Aysha und hielt ihm den Mund zu. Ihr Gesicht lief puterrot an. Roxas und Ria sahen neugierig auf. „Und ihr guckt nicht so! Das hat keiner zu wissen.“ Dann wand sie sich wieder an Axel. „Wehe, du sprichst das noch einmal an, dann bist du tot!“ Ihre Augen fixierten ihn und er winkte nur ab, dann ließ sie von ihm ab. „Geht klar. Ich merk’s mir. Ein Geheimnis nur zwischen uns“, grinste er. Ayshas Gesicht wurde noch dunkler, nur hatte sie jetzt keine langen Haare mehr, um es gänzlich zu verstecken. „Dann müssen wir euch wohl besuchen kommen“, grinste Axel darauf. Aysha und Ria sahen ihn beide im gleichen Moment vollen Entsetzens an. „Das meinst du doch nicht ernst“, sagten beide gleichzeitig im ironischen Ton. „Meine Brüder würden dich umbringen. Für die ist es ja schon ein halber Herzinfarkt, wenn ich nur einen Jungennamen erwähne“, erklärte Ria aufgewühlt. „Die würden dich umbringen, noch bevor du das Grundstück überhaupt betreten hast. Ach, Quark! Noch bevor du es überhaupt zu Gesicht bekommst!!“, fügte Aysha hektisch hinzu. „Lass es lieber bleiben!*, sagten beide nochmal aus einem Mund. „Warum sind deine Brüder eigentlich so vehement dagegen, dass du männliche Freunde hast?“, fragte Roxas verdutzt. „Ich meine, was ihr sagt, klingt schon ganz schön extrem.“ „Und das wäre noch das Netteste, was sie dir antun würden. Glaub mir, Roxas. Ich bin so froh, dass ich ein Mädchen bin“, sagte Aysha. „Eigentlich waren sie nicht immer so. Wann hat das nur angefangen, dass sie so verbissen gegen Jungs als Freunde ankämpfen?“, murmelte Ria in sich hinein. Es war nicht ganz klar. Sie konnte keinen genauen Anfangspunkt ausmachen. „Eines Tages haben sie das einfach beschlossen“, sagte Aysha darauf. „Dürfte aber kurz vor der Oberstufe gewesen sein…“ „Nein, nein! Das war schon vorher. Nur hier ist es zu einer regelrechten Besessenheit ausgeartet. Das hat, glaube ich, begonnen, als ich in die Pubertät kam.“ Rya kratzte sich an der Wange. „Und seit dem kommt schnell so ein Theater auf, wie letztens.“ „Letztens?“, fragten Axel und Roxas verwundert. „Naja….“, begann Ria. „Ria hat nur irgendwas von Ausziehen erwähnt und schon haben ihre Brüder ein Theater draus gemacht. Besonders, da der einzige Grund für einen Auszug nur ein Junge sein könnte“, erklärte Aysha. Axel und Roxas nickten. „Es war furchtbar“, sagte Ria. „Und sowas hab ich ständig. Es geht mir wirklich auf den Keks, aber ich weiß ja, dass sie mich einfach nur beschützen wollen.“ „Irgendwie ist das aber auch schon wieder süß, wie sich um dich sorgen“, grinste Aysha. Axel und Roxas sahen sich an. In ihren Augen lag ein Ausdruck von Verwirrtheit. „Total süß“, erwiderte Ria sarkastisch. „Wenn ich 4 wäre, vielleicht!“ Beleidigt blähte Ria ihre Wangen. „Dann sollten sie vielleicht langsam mal lernen, dass sie dich nicht ewig von Jungen verhalten können“, sagte Roxas bestimmt. „Wenn es wirklich so heftig wäre, wie du sagst, warum haben sie dich dann auf eine gemischte Schule gelassen?“, fragte Axel. Ria sah ihn verdutzt an. Auch Aysha wirkte überrascht. Ihr Blick wurde skeptisch. „Irgendwo hat er Recht, Ria. Warum lassen deine Brüder dich auf diese Schule gehen, wenn sie dich so sehr von Jungs fernhalten wollen?“ Doch bevor sie antworten konnte, klingelte es zur Stunde und der Lehrer betrat das Klassenzimmer. Als Ria ihren Stuhl zu ihrem Tisch umdrehte, erblickte sie hinter den Fenstern zum Gang einen Schatten. „Demyx“, sagte sie nüchtern. Aysha sah ebenfalls zu den Fenstern, aber Demyx war bereits verschwunden. „Ob er uns beobachtet hat?“, fragte Aysha leise. „Ich hab keine Ahnung“, erwiderte Ria matt. In ihrer Stimme lag aber auch ein leicht beunruhigter Ton. Axel, der sich mit verschränkten Armen in seinem Stuhl zurückgelehnt hatte, lugte zu Roxas hinüber. Dieser fing seinen Blick skeptisch auf und blickte dann zur Tür, die ein Schüler gerade schloss. Demyx stieg die Treppen zum Dach hinauf. Als er vor der Tür stand, hielt er einen Moment inne, bevor er sie doch öffnete. Er trat hinaus und ihm schlug ein frischer Wind entgegen, als er die Tür schloss. „Bist du auch endlich hier“, sagte eine Jungenstimme tonlos. Demyx drehte sich zur Seite. Er lief um das kleine Häuschen herum, in dem das Treppenhaus lag. Dann blieb er stehen und sah den Jungen vor sich stumm an. Dieser lachte auf. „Sag bloß, du bereust immer noch, was du getan hast. Ich weiß gar nicht, warum du dir darüber so einen Kopf machst? Sowohl du als auch Yuki wollten es. Die Drogen haben der ganzen Sache nur ein bisschen nachgeholfen“, sagte Zexion und wandte sich Demyx zu. Dieser biss sich auf die Unterlippe. In seinem Gesicht konnte man die Reue, die Verzweiflung und den Selbsthass genau sehen. Er konnte sich selbst nicht erklären, wieso er die ganze Sache überhaupt getan hatte. Die Gründe, die er zu dem Moment als ausreichend erachtet hatte, waren für ihn nun keine Gründe mehr. Es gab und wird nie einen triftigen Grund geben, der das, was er getan hat, rechtfertigen würde. Demyx ließ den Kopf hängen. Er fühlte sich, als wurde ihm die ganze Lebenskraft ausgesogen. Zexion trat auf ihn zu und blieb direkt vor ihm stehen, aber Demyx war kaum noch präsent. Zexion sah ihn mit einem herablassenden Blick an. „Vielleicht solltest du endlich begreifen, dass du es nicht mehr rückgängig machen kannst. Und ich denke auch nicht, dass du es jemals wieder gut zu machen ist.“ Er legte eine Hand auf Demyx Wange. Dieser sah auf, doch sein Blick war leer. Wie die glasigen Augen eines Toten. „Immerhin hat sie dich zurückgelassen. Das sollest du bedenken. Sie war diejenige, die dich zurückgewiesen hat. Ich war für dich da.“ Zexion sah ihm in die Augen. „Ich weiß genau, was du getan hast und lehne dich nicht ab wie sie es tut.“ Er ließ seine Hand sinken und drehte sich weg von Demyx. „Aber sie scheint ja schon wieder ganz über die Sache hinweg zu sein.“ Er wand sich wieder dem Dunkelblonden zu. „Und obendrein, scheint das kleine Blondchen es ihr angetan zu haben.“ Demyx Blick wurde fest, seine Augen weiteten sich. In ihm stieg Wut auf. „Scheinen ihre Gefühle zu dir ja nicht sonderlich ernst gewesen zu sein, wenn sie so schnell umsattelt.“ Zexion zuckte mit den Schultern und beobachtet Demyx aus dem Augenwinkel. Dieser ballte seine Hände zu Fäusten. „Oder aber sie hat dich nie geliebt. Oder der Kleine konnte ihr mehr bieten als d-“ „Halt den Mund!“, schrie Demyx. Er konnte es kaum aushalten. Es war, als würde alles in ihm zerreißen. Vor Wut, vor Frust, vor Eifersucht. Aber auch vor Hass. Sich selbst, aber auch dem Blauhaarigen gegenüber. Dieser schloss nur seinen Mund und beobachtete den Blonden genau. Zexions Blick verfinsterte sich. Verachtung lag in seinen dunklen Augen. Er verschränkte die Arme. Demyx spannte sich nur noch mehr an, während er ihm in die Augen sah. „Du hast kein Recht so über sie zu reden!“, fauchte er. „Ria ist nicht so!“ Zexion zog eine Augenbraue hoch. „Ach nein? Bist du dir da ganz sicher?“, fragte er und zog skeptisch eine Augenbraue hoch. Sein Blick wirkte herausfordert. „Sie ist meine beste Freundin! Natürlich weiß ich….“ Demyx Stimme wurde mit jedem Wort leiser, bevor seine Stimme ganz abbrach und er verstummte. Zexion zog noch die andere Augenbraue hoch. Dann seufzte er und zuckte mit den Schultern. „Wenn du meinst, dass sie immer noch deine beste Freundin ist. Hast du denn noch irgendeinen Beweis dafür? Hast du seit der Party denn überhaupt ein Wort mit ihr gewechselt?“ Die Spannung aus Demyx Körper verlor sich. Er sackte auf seine Knie. Zexion stemmte eine Hand in seine Hüfte. „Wie es aussieht nicht.“ Abermals seufzte er. „Ich frage mich wirklich wie lange du dich noch damit rumquälen willst.“ Dann hockte er sich zu Demyx hinunter. „Vergiss sie endlich. Du hast jetzt mich.“ Er grinste. „Ich hab nicht vor dich so einfach hängen zu lassen, Demyx.“ Bei seinem Namen sah Demyx auf. Er schluckte. „Auf mich kannst du dich verlassen“, sagte Zexion. Demyx nickte. Zexions Grinsen wurde breiter und dann berührten seine Lippen die des Dunkelblonden. Ria warf sich in die Schaukel und schwang einen Moment hin und her, bevor sie sich mit ihren Füßen abbremste. Glücklicherweise war ihr Bruder noch nicht da. Sie hatte ihn überzeugen können, dass sie heute viel Arbeit im Schülerrat hätte und konnte etwas Freizeit herausschinden. Sie seufzte, als Aysha sich auf der Schaukel neben ihr niederließ. „Ich hab echt keinen Bock auf die ganze Überwacherei“, sagte Ria und ließ sich nach hinten fallen, um zum Himmel zu sehen. Ihr Hände umschlossen fest das Eisen der Kette. Aysha stieß sich vom Boden ab und ließ sich ausschwingen. „Ich kann dich gut verstehen. Das wird noch sehr anstrengend werden“, erwiderte Aysha mit einem schwachen Lächeln. Axel und Roxas saßen den beiden Mädchen gegenüber auf einer Bank. „Ich frage mich, warum sie damit ausgerechnet jetzt in so extremer Weise anfangen“, warf Axel ein. „Ich meine, du bist doch schon länger auf dieser Schule. Und ist ja nicht so, dass jetzt irgendjemand aufgetaucht wäre, der deine so sehr geschützte Jungfräulichkeit stehlen würde.“ Ria und Aysha kamen zum Stillstand und sahen ihn beide im selben Moment mit einem genervten Blick an. „Was denn? Hab ich was Falsches gesagt?“, fragte er. Die Mädchen warfen ihre Haare nach hinten und ignorierten ihn. Keine hatte ein Wort dazu zu sagen. „Vielleicht solltest du nicht ganz so direkt formulieren“, versuchte Roxas zu vermitteln. „Was? Wegen ihrer Jungfräulichkeit?“ „Hör auf dieses Wort zu benutzen!!“, fuhren ihn beide Mädchen abrupt an und sprangen dabei von den Schaukeln. Axel sah sie leicht verängstigt an. „Schon gut, schon gut. Ich hab‘s kapiert“, erwiderte er beschwichtigend. Sowohl Ria als auch Aysha warfen ihm einen skeptischen Blick zu. „Ganz ruhig. Ich werde es nicht mehr sagen“, wich er zurück. Ria setzte sich wieder. Roxas lachte. Axel warf ihm einen schiefen Blick zu, der sagen sollte: ‚Hör bloß auf zu lachen, sonst rede ich mal über dich!‘ Roxas verstummte augenblicklich. Dann drehte er sich aber weg und versuchte sein Kichern zurückzuhalten. Vergeblich. „Hör endlich auf!“, schimpfte Axel. „Ich lass mich nur von den beiden einschüchtern! Alle andern Frauen können das nicht!“ Wütend sah er den Blonden an, der sich langsam beruhigte. „Schon okay. Ist mir klar“, sagte er unter seinem abklingenden Lachen hervor. „Kommen wir wieder zum Punkt“, sagte Axel mit einem leichten Rotschimmer um die Augen. „Es ist wirklich seltsam, dass es ausgerechnet jetzt, nach der Party, so eskalierte. Schließlich können deine Brüder gar nicht wissen, was dort passiert ist“, sagte Aysha, während sie sich wieder auf die Schaukel setzte und zu schwingen begann. „Sie wissen ja noch nicht mal, dass wir da waren.“ Aysha sah zu Ria, die sich wieder aufrichtete. „Das hast du Recht“, sagte diese. „Ob irgendjemand von der Party ausgeplaudert hat?“, überlegte Roxas. „Das kann gar nicht sein. Die Einzigen, die zumindest auch von der Sache wussten, sind wir und Demyx“, widersprach Axel und winkte ab. „Und ihr kennt Rias Brüder gar nicht“, warf Aysha dazwischen. „Und Zexion“, nuschelte Ria. Die Jungen und Aysha sah abrupt zu Ria als der Name gefallen war. „Stimmt, aber wieso kommst du jetzt gerade auf den?“, fragte Aysha. Ria schwieg einen Moment. „Weil… er aufgetaucht ist, als Demyx und… ich…“ Zu Ende sprechen konnte sie den Satz nicht. Sie ließ den Kopf sinken. Aysha stieß sich von ihrer Schaukel und kniete sich vor Ria nieder. Sie griff nach ihren Händen und sah ihr von unten ins Gesicht. „Ria“, flüsterte sie und legte dann eine Hand auf die Wange ihrer Freundin. „Wie meinst du das mit… ‚aufgetaucht‘?“, fragte Axel verwirrt. Ria sah wütend zu ihm auf. „Er hat auf einmal einfach da gestanden! Was weiß ich?!“, fuhr sie ihn scharf an. Sie hatte es versucht, aber diese ein Träne, die über ihre Wange lief, konnte sie nicht zurückhalten. Axel wich zurück. Roxas sah zu Boden. „Ich kann mir immer noch nicht erklären, warum Demyx so etwas tun würde. Er schien mir nie so ein Typ zu sein“, murmelte er. „Ist ja wohl auch klar! Du kennst ihn auch genauso wenig wie ich! Und dann hat der Schülersprecher definitiv was damit zu tun! Du weißt doch, wie er sich benommen hat, als du nach Ria fragtest“, fauchte Aysha, als sie sich plötzlich zu ihm umwand. Ria jedoch sah neugierig zu ihm auf. „Wie bitte?“, fragte sie. Roxas, Aysha und Axel sahen sie an. „Was meint ihr damit?“ Roxas und Aysha sahen sich in die Augen. „Als du mit Yamagata schon eine ganze Weile verschwunden warst, haben wir ihn getroffen und gefragt, wo du bist oder besser, dass Demyx bei dir ist“, erklärte Roxas nüchtern. „Dabei hat er beinahe auf Yamagata eingeschlagen“, fügte Axel grinsend hinzu. „Das hättest du mal sehen müssen. Rox war total sauer!“ „Das stimmt gar nicht“, sagten Aysha und Roxas gleichzeitig. Überrascht sah der Junge die Rothaarige an, die wütend aussah. „Der hat sich doch total unterbuttern lassen“, schimpfte Aysha und deutet auf Roxas. Dann wand sie sich an Ria. „Der hat auch irgendein Geheimnis mit Zexion, aber das will er uns nicht verraten“, saget sie zu Ria. Diese sah nur noch überraschter aus. „Aysha!“, fuhr Axel dazwischen. „Darüber haben wir schon diskutiert.“ Aber die Kurzhaarige wurde bockig. „Mir doch egal, was es ist. Es nervt mich nur, dass er es nicht sagen, ohne es mir zu erklären“, fauchte sie zurück und verschränkte ihre Arme. Axel schüttelte resigniert den Kopf. Roxas sah mit verschlungenen Fingern vorm Mund zur Seite. „Halt! Moment mal! Worum geht es hier eigentlich?“, fragte Ria verwirrt. „Roxas hat ein Geheimnis mit Zexion?“ Sie wand sich an den Blonden. Dieser sah wehleidig zu ihr. Aber nur kurz, denn er wand sein Gesicht wieder von ihr. „Es wäre mir lieber, wenn ich nie wieder darüber sprechen müsste“, sagte er langsam. Sein Pony verdeckte seine Augen. Aysha schnaufte genervt. Axel lehnte zurück und sah zu Roxas, dann zu Aysha, die er nun fixierte. Ria sah noch verwirrter aus. „Ist es… etwas schlimmes?“,fragte sie schließlich vorsichtig. Aysha löste ihre Haltung und sah, wie Axel, von Ria zu Roxas. Der Blonde regte sich kaum. Es sah aus, als würde er sich quälen es auszusprechen. „Würdet ihr es wissen, würdet ihr nichts mehr mit mir zu tun haben wollen“, sagte er leise. Dann sah er zu Ria und Aysha. „Zwingt mich bitte nicht, es aus zu sprechen. Ich bin froh, dass ich es hinter mir gelassen habe…. und es mich nicht bis hierher verfolgt…“ Er sah traurig aus. Ria und die anderen Zwei sahen ihn matt an. Dann lächelte Ria sanft. „Ist schon in Ordnung, wenn du es nicht sagen willst.“ Aysha sah zu ihr auf. „Aber Ria-“ „Wenn er es nicht sagen will, sollten wir ihn nicht dazu überreden, Aysha. Versuch das einfach zu respektieren, auch wenn es dir schwer fallen mag.“ Ria sah sie bestimmt an. Aysha wirkte beschämt. „Ich kann dich auch verstehen, Aysha. Es fühlt sich so an, als wären wir nicht vertrauenswürdig…“ „Nein! So ist es nicht!“, fuhr Roxas hoch. „Bitte! Glaubt das nicht! So ist es wirklich nicht! Ich… ich kann nur nicht so einfach… darüber sprechen.“ Sein Blick wurde verzweifelter. „Schon gut, Kumpel“, grinste Axel und viel ihm mit einem Arm um den Hals. Er hob den Daumen. „Da brauchst du dir echt keinen Kopf machen. Ich glaube, selbst Aysha hat es jetzt begriffen.“ „HEY!“, schrie die Kurzhaarige gekränkt. Axel grinste sie jedoch noch breiter an und zog Roxas zu sich. „Am besten lassen wir jetzt einfach dieses deprimierende Thema. Zusammenfassung: Der Schülersprecher hat irgendwie einfach viel zu viele Machenschaften am Laufen, als es ein einfacher Schülersprecher haben sollte.“ „Da muss ich Axel Recht geben. Ich bin noch nicht lange an dieser Schule, aber ich hab das Gefühl, dass dieser Yamagata irgendetwas vor hat. ich frage mich nur, wie groß das ist?“, sagte Aysha und stand auf. Dann sah sie Roxas fragend an. „Hey. Ich hab wirklich keine Ahnung, was der denkt oder vorhat. Ich hab mit seinen ganzen Heimlichtuereien nichts zu tun“, verteidigte sich Roxas. „Außer diese eine Sache“, sagte sie skeptisch. Roxas sah sie bestürzt an. „Denkst du etwa, ich sei auf seiner Seite?“, fragte er entrüstet. Aysha zog nur eine Augenbraue hoch. „Aysha!“, fuhr Ria dazwischen. „Das ist doch wohl nicht dein Ernst?!“ Doch diese seufzte nur. „Nein. Roxas ist die Ehrlichkeit in Person. Ich glaube nicht, dass er lügen würde. Höchstens, dass er Dinge verschweigt.“ „Glaub mir. Ich hab nichts mit dem Schülersprecher weiter zu tun. Er hat mir nur geholfen auf diese Schule zu gehen, weil ich es ohne Hilfe wahrscheinlich nie-“ Doch er stoppte. „Ich dachte, dass Thema ist beiseite?“, fragte Axel. „Denk nicht mehr drüber nach. Darüber können wir auch noch später diskutieren. Wichtiger ist jetzt, dass anscheinend Yamagata seine Finger bei der Sache auf der Party im Spiel hatte.“ „Vielleicht hängt da Marluxia auch irgendwie mit drin. Ich meine, nach diesem Drink von ihm hab ich mich nicht mehr benommen, wie ich selbst“, kombinierte Aysha. Axel nickte ihr zu. „Wie?“, fragte Ria. „Ach nichts“, winkte Aysha ab. „Ich frag mich, was wohl sein Ziel ist?“, murmelte Roxas unter Axels Arm hervor und sah dann zu Ria. Diese zuckte zusammen. „Nein. Das ist nicht möglich. Soweit ich weiß, hatte er es auf Demyx abgesehen“, sagte sie, schlug sich dann aber vor den Mund. Axel, Roxas und Aysha sahen sie ungläubig an. „Ria. Was haben Demyx oder du mit der ganzen Sache zu tun?“, fragte sie und sah ihre Freundin erschrocken an. Ria sah zur Seite und seufzte einen Moment später. „Du brauchst nicht so zu tun. Du hast doch bestimmt schon längst was vermutet, oder? Axel?“ Sie sah ihn mit festen Blick an. Roxas und Aysha blickten von Ria zu Axel. Dieser machte ein ernstes Gesicht. Dann grinste er. „Hat man das wirklich so offensichtlich gemerkt?“ Er lachte. „Und ich dachte, ich wäre ein guter Schauspieler.“ „Durchaus nicht schlecht, aber wenn ich so eine Pseudo-Schauspieltruppe jeden Tag zu Hause habe, dann ist nicht so schwer“, erwiderte Ria und sah etwas betrübt aus. „Also ich habe nichts bemerkt“, sagte eine Stimme hinter ihnen und als sich alle ihr zu wanden, entgleisten ihnen die Gesichtszüge. „Mizuke? Was machst du hier?“, fragte Ria überrascht, als sie neben dem kleineren Zexion Rias älteren Bruder entdeckten. „Ich will eure Unterhaltung ja nur ungern stören, aber eigentlich hätte ich mit Yuki noch etwas Persönliches zu klären“, grinste Zexion und bedeutete Ria ihm zu folgen.

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Kapitel 8 - Rias Geständnis

 

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„Sag mal, Axel! Willst uns nicht mal erklären, was Ria vorhin gemeint hat? Mir geht so langsam diese ganze Heimlichtuerei auf den Geist!“, fauchte Aysha und fixierte den Rothaarigen vor ihr. „Sowohl du, als auch Ria, als auch Roxas! Und ich hab von nix ‘ne Ahnung!“ Axel zuckte mit dem Mundwinkel. Er hatte nicht wirklich Lust Aysha alles zu erklären, aber schon als sie Ria erwähnt hatte, wäre er wohl nicht mehr drum herum gekommen. Er ließ die Schultern sinken. „Wenn du es unbedingt wissen willst“, seufzte er hervor. Aysha ging ihm schon seit einer halben Stunde damit auf die Nerven. Roxas lief neben den beiden her ohne ein Wort zu verlieren. „Aber erst, wenn wir bei mir sind“, fügte Axel hinzu und bog um die Ecke. Aysha verschränkte die Arme, aber lenkte ein. Axels Wohnblock erschien. Kurze Zeit später ließ Axel sich resigniert in seine Couch fallen. Aysha setzte sich hastig neben ihn und fixierte ihn mit ihrem Blick. Axel seufzte abermals. Roxas nahm auf der anderen Couch Platz. „Also?“, forderte Aysha Axel auf. „WO fange ich da am besten an. Hmm…“, grübelte Axel und kratzte sich am Hinterkopf. „Axel!“ Aysha sah ihn bestimmt an. Axel wand sich ihr zu und griff nach ihrem Kinn. Er kam ihr ganz nahe und sah ihr tief in die Augen. „Alles nur, damit ich dich beschütze“, hauchte er auf ihre Lippen. Aysha zuckte abrupt zurück. Ihr Gesicht flammte auf. Sie sah Axel verdattert an. Dieser lachte auf. „Mein Gott! Du müsstest dein Gesicht sehen“, prustete er hervor und hielt sich den Bauch. „Das war doch nur ein Witz.“ „Ich denke nicht, dass Aysha in solchen Momenten zu Scherzen aufgelegt ist“, sagte Roxas matt. Axel beendete sein Lachen und sah zu dem Blonden. Dann sah er Aysha an. Diese wirkte immer noch total verwirrt und war puterrot im Gesicht. „Entschuldige, Aysha. Ich hab es ein bisschen übertrieben“, sagte Axel kleinlaut zu ihr, aber das Grinsen auf seinem Gesicht verschwand nicht so leicht. Aysha fasste sich wieder und verpasste Axel eine Kopfnuss. Dieser schrie auf vor Schmerz. „Das hast du verdient! Jag‘ mir nie wieder so einen Schrecken ein!“, fauchte die Rothaarige erzürnt. Axel rieb seinen Kopf. „Mann! Du bist echt brutal, Aysha! Dabei war es nicht mal vollkommen gelogen“, erwiderte Axel schmollend. Aysha und Roxas wurden aufmerksam. „Wie meinst du das?“, fragte der Blonde. Sowohl er als auch Aysha sahen Axel erwartungsvoll an. Dieser fuhr sich durchs Haar und holte noch einmal tief Luft, bevor er einen tiefen Seufzer ausstieß. „Das ist nicht so einfach zu erklären… Aber um es knapp und simpel auszudrücken: Ich ermittle in der Schule“, antwortete der Rothaarige. „Ermitteln?“, fragte Aysha verwirrt. „Warum ermitteln? Geht irgendein Verbrechen an der Schule vor?“ Er sah sie an. Fixierte sie beinahe. Dann wandte er sich wieder ab. „Auf Grund eines Drogenverdachts“, erwiderte der Rothaarige. „Ich wurde hierher geschickt, weil man der Annahme ist, dass Drogen im Umlauf der Schule sind oder durch eine Person an der Schule in der Gegend in Umlauf gebracht werden.“ Stumm sahen Roxas und Aysha ihn an. „Wie bitte?“, fragte Aysha entsetzt. „Das ist doch wohl nicht dein Ernst?!“ Axel sah ihr in die Augen, aber widersprach ihr nicht. Aysha schlug sich die Hand vor den Mund. „Dann… dann hat Marluxia…!“ „Dir wahrscheinlich irgendeine neuartige Droge verabreicht. Wie es aussieht, ist der Schülersprecher der Drahtzieher hinter der ganzen Sache.“ „Und wie viel hast du schon herausgefunden?“, fragte Roxas. Er sah ihn mit festem Blick an. Axel erwiderte den Blick, bevor er abermals seufzte. „Ich kann es nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, aber wie es scheint, wurde Ria an dem Abend auch unter Drogen gesetzt. Anscheinend eine Art von Liquid Ecstasy oder dergleichen. Ich weiß nicht, wie viel an der Mischung verändert wurde“, antwortete der Größere resigniert. „Ecstasy?!“, rief Aysha schockiert auf. „Hat man mir dieses Zeug etwa auch verpasst?!“ Axel wand sich ihr zu. „Es wirkt nicht wie richtiges Ecstasy, obwohl es einen ähnlichen Namen trägt. Es ist chemisch anders aufgebaut. Im eigentlichen Sinne ist es keine Droge, eher ein Narkotikum, aber in einer bestimmten Dosierung wirkt es wie ein Aphrodisiakum“, erklärte er der Rothaarigen. „Aber wenn es zu stark dosiert wird, kann es Atemdepression oder sogar Atemstillstand verursachen, besonders in Verbindung mit Alkohol“, fügte Roxas murmelnd hinzu. Axel und Aysha sahen überrascht zu ihm. „Du kennst es?“, fragte Axel überrascht. „Mein Vater… Er hat es zur Behandlung von Narkolepsie verwendet“, antwortete er matt. „Stimmt. Du hattest erwähnt, dass dein Vater Arzt ist“, erinnerte sich Aysha. „Es wurde in den 90er oft als Partydroge verwendet“, fügte Roxas hinzu. „Aber das hier war anders zusammengesetzt, auch wenn die Basis wahrscheinlich auf Liquid Ecstasy beruht hat“, erwiderte Axel. Roxas beobachtete ihn einen Moment und studierte sein Gesicht. Axel erwiderte seinen Blick. „Hattest du eine Probe?“, fragte der Blonde. „Nein. Ich konnte nur anhand der Symptome, die du bei Ria beschrieben hast ungefähr ausmachen, dass es Liquid E sein könnte.“ „Ich fass es nicht! Hat mich dieses Arsch doch tatsächlich unter Drogen gesetzt?!“, schrie Aysha auf. „Kein Wunder, dass ich Quatsch angestellt habe! Und was sie Ria damit erst angetan haben! Wenn ich Demyx erwische, werde ich ihn entmannen! 10 Mal!“ Sie griff nach einen von Axels Couchkissen und schleuderte es durch den halben Raum. Ihr traten Tränen in die Augen. „Ganz ruhig, Aysha! Lass bitte meine Wohnung ganz!“, versuchte Axel ihr Einhalt zu gebieten. „Warum ging es Ria dann so viel schlechter als mir? Warum ist sie ohnmächtig geworden, während ich nur total geil war?!“, fauchte sie den Rothaarigen an. Dieser wurde rot im Gesicht. „A-also…“ „Und ich hab viel mehr Alkohol getrunken, als sie!“ Sie sah den Jungen auffordernd an. Sie erwartete Antworten. „Beruhige dich, Aysha. Vielleicht haben sie dir eine ganz andere Dosierung und Mischung gegeben“, fuhr Roxas dazwischen. Axel nickte heftig. Aysha war ihm so nahe gekommen, dass er sich selbst kaum bewegen konnte. „Außerdem musstest du dich übergeben. Vielleicht hat dich das davor bewahrt. Das Liquid wirkt bis zu 8 Stunden nach“, sagte Axel und versuchte Aysha von sich zu lösen. Sie wehrte sich nicht und lehnte sich zurück in die Couch. „Wären wir nur ein bisschen schneller gewesen…“, schluchzte sie. Die Tränen rannen in Strömen über ihre Wangen. „Es ist mir egal, was Marluxia mit mir angestellt hätte, aber Ria hatte das nicht verdient!“ Axel legte beruhigend einen Arm um sie und sie krallte sich in seinem Shirt fest. Die Tränen rannen aus ihren Augen, als wäre ein Damm gebrochen. Dann sah der Rothaarige zu Roxas. Dieser sah bestürzt zu dem weinenden Mädchen und wieder zu Axel. Doch der Boden war es, der schließlich seinen Blick an sich sog. „Wir sind furchtbare Freunde“, murmelte er mit belegter Stimme. Aysha nickte an Axels Seite. Der Rothaarige seufzte. „Hey. Ihr seid keine schlechten Freunde. Wenn ihr jemanden die Schuld zuschieben wollt, dann mir. Ich habe zu spät gemerkt, wer hinter der Sache steckt“, sagte er und strich über Ayshas Rücken. Das Mädchen sah auf und funkelte ihn an. Er zuckte zusammen. Eigentlich hatte er nicht erwartete, dass sie ihm Recht geben würde. „Wenn einer Schuld ist, dann Yamagata!“, fauchte Aysha. Ihre Stimme klang brüchig, aber wurde fester. „Er ist schließlich der Übeltäter! Und er hat es wohl schon lange auf Ria abgesehen. Oder warum hat er ihr dieses Mittel verabreicht? Warum hat er Demyx dazu veranlasst, sie zu-!“ Aysha stockte. Neue Tränen brannten sich aus ihren Augen. Roxas sah auf. „Ich wusste nicht, dass er mit Drogen zu tun hat. Nur, dass er eine Untergrundgruppe leitete, die viel Macht innehat“, sagte er. Axel beobachtete ihn angespannt. „Sein Vater scheint mit der Yakuza in Verbindung zu stehen.“ „Warum hast du dich an ihn gewandt, obwohl du davon weißt?“, bemerkte der Rothaarige. Aysha versuchte ihr Schluchzen zu unterdrücken. Roxas wirkte abwesend. Aber sein Gesicht verzog sich vor Schmerz. „Ich…ich hab etwas Furchtbares getan…“, gestand er. Er vergrub sein Gesicht in seinen Armen. „Die Polizei sagte, es wäre nicht meine Schuld. Aber sie konnten mir auch nicht helfen. Mir blieb keine andere Wahl. Ich wollte nur ein normales Leben führen.“ „Roxas“, flüsterte Aysha betroffen. Axel legte ihr eine Hand auf die Schulter. Als sie ihn ansah, lächelte er ihr aufmunternd zu. Sie musste sich keinesfalls schuldig fühlen. Sie beruhigte sich. Dann wurde es ihr klar. „Du kennst Roxas Geheimnis, nicht wahr? Deswegen hast du ihn immer verteidigt!“ Aysha fixierte ihn. Axel seufzte. „Ich gehöre zum PSIA. Natürlich weiß ich es“, antwortete Axel und erwiderte Roxas‘ Blick. Dieser wirkte entsetzt. Seine Augen waren weit geöffnet. Angst spiegelte sich in ihnen wieder. „Aber es ist seine Entscheidung, ob er es sagen will oder nicht. Das PSIA hat mit diesem Fall nur begrenzt zu tun. Und ich mische mich da nicht ein.“ Aysha seufzte ebenfalls. „Und was tun wir jetzt?“, fragte sie und wandte sich an die Jungs. „Yamagata hat irgendwas vor. Und ich finde es gar nicht gut, dass Ria jetzt bei ihm ist.“ Roxas sah auf. Seine Augen verrieten Aysha, dass er ihrer Meinung war. Axel streckte sich, ließ sich wieder in seine Couch zurücksinken. „Wie es scheint, bleibt uns nichts anderes übrig, als auf sie zu warten“, sagte er. „Du solltest erst mal zurück zu ihr nach Hause gehen, Aysha.“ Die Rothaarige nickte. „Was willst du?“ Ria sah ihn mit festem Blick an. Sie konnte sein verschmitztes Lächeln so abgrundtief hassen, wie kein anderes. Es war, als würde ihr Herz bersten vor Zorn und nur reines Feuer in ihrer Brust zurücklassen. Ihre Augen wanden sich aber einer anderen Person zu. „Und was hast du hier verloren, Mizuke?“ Ria sah ihren Bruder, der vor der Tür stand, mit Erwartung an. Dieser jedoch wich ihrem Blick aus. Enttäuscht sah sie zu Boden. Zexions Lippen umspielte ein Lächeln, das sich zu einem Grinsen breitete. Er kam Ria näher, überbrückte die letzten zwei Meter. „Ich frage mich, was du erwartet hast?“, flüsterte er belustigt und sah ihr tief in die Augen. „Wenn du doch genau weißt, was ich will?“ Seine Finger strichen über ihre Wange. Sie erwiderte seinen Blick scharf. „Du hast Dem bereits. Also was willst du noch von mir? Ich habe keinen Nutzen mehr für dich. Lass mich endlich in Ruhe!“, fuhr sie ihn an, wich jedoch keinen Zentimeter zurück. Sie trat sogar einen Schritt auf ihn zu. Die Wut wallte durch ihren Körper. Sowohl sie als auch er konnten den Atem des anderen über die eigene Haut streifen fühlen, doch eine Gänsehaut verursachte es bei ihr längst nicht mehr. Zexion kicherte. „Wie es scheint… weißt du überhaupt nicht, was ich will.“ Seine Hand fuhr ihren Hals entlang. Gedankenverloren folgte er mit seinen Augen der Spur, die er über ihre Haut zeichnete. Er beugte sich näher zu ihr. Seine Lippen berührten ihr Ohr, als er sie an sich zog. „Schon immer wollte ich nur dich“, hauchte er ihr zu. Ria zog ihren Arm hoch. Ihr Unterarm legte sich wie ein Dolch an die Kehle des Schülersprechers. Sie drückte ihn von sich. „Was soll das bedeuten?“, fauchte sie ihn an. Ihr Blick spiegelte Verwirrung und Wut wider. Zexion lachte auf. Seine Finger legten sich auf den Arm an seiner Kehle. „Tu nicht so unwissend! Du hast es doch bestimmt schon geahnt. Was würde mir dieser verkorkste Musiker denn schon bringen? Ich habe ihn nur benutzt, um dich zu bekommen.“ Auf seinen Lippen lag ein eiskaltes Lächeln. Es schnürte Ria die Luft ab. Seine Augen funkelten sie herausfordernd an. Ihr fiel es wie Schuppen von den Augen. Es machte auf einmal Sinn. Demyx war der Einzige, dem sie je wirklich vertraut hatte. Den sie nie im Stich gelassen hätte. Rias Blick wirkte leer. Sah durch den Jungen vor ihr, schweifte zur Tür. Mizuke wirkte ausdruckslos. Als würde die Sache ihn nicht betreffen. Ausgerechnet er, der Ria am meisten beschützen wollte. „Mizuke“, flüsterte sie. Das Lächeln auf Zexions Gesicht verschwand. Er warf einen kurzen Seitenblick zu Tür. „Dein Bruder wusste davon.“ Rias Augen weiteten sich. „Und deine anderen Brüder auch. Sie haben mir geholfen.“ Sie sah ihn mit erstickendem Geräusch an. „Was?“, presste sie hervor. Zexion fuhr abermals mit seiner Hand ihre Wange entlang. „Du erinnerst dich nicht mehr an unser erstes Treffen, oder? Aber ich habe schon damals beschlossen, dass du mir gehören wirst.“ Verspielt wickelte er eine ihrer Strähnen um seinen Finger. Ria war regungslos. Selbst als seine Lippen ihr Haar berührten, rührte sie sich nicht. „W-wann?“, fragte sie kaum merklich. „Vor 8 Jahren.“ Er sah sie nicht an. Sie nicht ihn. Beide starrten aneinander vorbei. Die Wangen wenige Millimeter voneinander entfernt. „Es war ein Ball. Veranstaltet von einem der Partner meines Vaters. Deine Familie ist ebenfalls Partner dieses Mannes. Es war ein sehr wichtiger Ball. Dein Vater hatte Schwierigkeiten mit seiner Firma.“ Er blickte zu Mizuke. „Aber eigentlich hat das mit der Sache nichts zu tun. Ich langweilte mich auf dem Ball. Die anderen in meinem Alter hatten nichts Besseres zu tun, als mir die Schuhe zu lecken. Ihre Schmeicheleien waren plump. Es war so ermüdend.“ Zexions Lippen wanderten über Rias Haut. Seine Hand vergriff sich in ihren Haaren. Die andere presste sie weiterhin an sich. Von ihrer Halsbeuge sog er ihren Geruch ein. „Ich dachte, der ganze Abend würde mich vor Langeweile um den Verstand bringen, aber dann…“ Er stockte kurz. Küsste ihre Kehle zärtlich. „ Dann habe ich dich erblickt.“ Das schwarzblaue Haar legte sich über ihre Schulter, als Zexion seine Stirn auf ihr Schlüsselbein legte. „Wie du um deinen Vater herumgetänzelt bist. Deine Brüder um dich. Du hast laut gelacht. Dein Vater maßregelte dich und du verzogst dein Gesicht zu einer beleidigten Miene.“ Die Situation lief ihm in Bildern vor den Augen ab. Ria war abwesend. Sie nahm seine Worte wahr, aber sie erfüllten sie nicht. Sie versuchte sich zu erinnern. An den Ball, an ihren Vater, wie er sie ausgeschimpft hatte, weil sie wild herumrannte. „In dem Moment…“ Zexion hob seinen Kopf, blickte in die zu Boden gerichteten Augen. „In diesem Moment beschloss ich, dass du ganz mir gehören solltest. Und nur mir!“ Rias Miene verzog sich scharf. Ihre starren Augen sahen in die blauen des Schülersprechers. „Mein Vater hat alles organisiert. Deine Brüder wussten von Anfang an davon. Sie sollten verhindern, dass du ein anderer Junge dich bekommt. Du hast unerwarteter Weise sehr auf sie gehört. Und als du nach Japan zurückkehrtest, warst du schon in meinen Fängen.“ Ria stieß sich von ihm. „Was soll das bedeuten?“, fragte sie ihn wütend. „Ist das denn nicht klar?“, kicherte er. Die Sonne schien gleißend durch das Fenster und weckte Aysha unsanft. Als sie sich von ihrer Matte aufrichtete und zum Bett sah, weiteten sich ihre Augen. Ria war nicht da. Sie sprang auf und hastete aus dem Zimmer. Sie ran den Gang entlang und blieb am Absatz der Treppe stehen. Sie sah hinunter zum Tisch, an dem sie mit ihrer besten Freundin und ihren Brüdern immer gegessen hat. Mizuke stellte den letzten fehlenden Teller auf den Tisch und zog den Stuhl vor, um sich zu setzen. Die anderen Drei aßen still ihr Frühstück. Als er Schritte hörte, sah er auf. Aysha ließ die Schultern sinken, als sie Ria nicht erblicken konnte. Sofort darauf stieg Wut in ihrem Körper hinauf. „Wo ist Ria?“, rief sie und neben Mizuke sah Kokike zu ihr auf. Mizuke setzte sich ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen. Kokike wirkte bedrückt, aber wand sich bereits wieder seinem Essen zu. In Aysha dagegen brodelte es immer heftiger. „Schön! Aber ich dachte, ihr wärt ihre Brüder und nicht irgendwelche unbeteiligten Außenseiter!“ Sie wand sich um und brauste zurück zum Zimmer. Einige Minuten später stürmte sie bereits auf die Haustür zu und riss sie auf. „Es war nicht so, als ob wir eine Wahl gehabt hatten“, murmelte Hige, der seinen Löffel neben seinen halbvollen Teller legte. Aysha hielt inne. Sie drehte sich den Vieren zu. Hige sah genauso ausdruckslos aus, wie Tsuchige. Kokike gequält. Mizuke aß teilnahmslos weiter. Aysha stürmte zu ihm und schlug ihm in hohen Bogen den Löffel aus der Hand. Mizuke blickte erst zu seiner Hand, dann in das Gesicht des wütenden Mädchens. „Es ist aber auch nicht so, als ob ihr Nichts tun könntest. Was auch immer das Problem ist, euch sollte bewusst sein, dass Ria eure Schwester ist!“, flüsterte sie bebend vor Zorn. Sie funkelte Mizuke in die Augen, dann stürmte sie aus dem Haus in Richtung Schule. „Hey, Aysha! Wie siehst aus? Hast du mir Ria geredet?“, fragte Axel, als Aysha sich in den Stuhl auf dem Platz neben ihm fallen ließ. Sie pustete heftig Luft aus. „Sie scheint nicht mal nach Hause gekommen zu sein“, erwiderte Aysha gereizt. „Und ihre Brüder scheint das reichlich wenig zu interessieren! Sie suchen sie nicht mal!“ Sie verschränkte die Arme. „Sie behaupten, dass sie keine Wahl hätten! So ein Schwachsinn! Was ist, wenn Ria was passiert ist?!“, fauchte sie und verkrallte sich selbst in ihren Armen. „Wenn sie aber nicht nach Hause gekommen ist…“ „Dann ist sie wohl immer noch bei Yamagata“, endete Roxas etwas trüb Axels Satz. „Rox“, erwiderte dieser erschrocken. Der Blonde sah zu Boden. Seine Augen wirkten lichtlos. „Ich glaube nicht, dass sie dort freiwillig geblieben ist“, sagte Aysha. Der Zorn schwang noch leicht in ihrer Stimme mit. „Er hat sie bestimmt gezwungen zu bleiben!“ Roxas sah zu ihr auf. Einerseits erleichtert, andererseits noch bedrückter. Doch bevor er oder Axel etwas erwidern konnten, wurde es unruhig im Raum und im Gang. Schüler blieben mitten vorm Raum stehen und traten wieder aus dem Raum heraus, sofern sie ihn gerade betreten hatten. Andere stürmten zu den Gangfenstern, als andere sie heranwinkten. Aysha und die Jungs sahen verdutzt zu der tuschelnden Masse. Selbst Demyx hielt vor der Tür inne. Seine Augen weiteten sich unnatürlich. Aysha warf Roxas und Axel einen Blick zu und erhob sich. Doch noch als sie sich aufrichtete, lichtete sich die Masse vor der Tür des Klassenraumes und Ria erschien. Aysha strahlte schon beinahe vor Freude, als sie unerwartet den Jungen hinter Ria erblickte. Der Schülersprecher. Ria wandte sich ihm zu ohne ihre Freunde anzusehen. Ihre Augen blickten in sein Gesicht. Ein leichtes Lächeln lag auf ihren Lippen. Zexion lächelte ebenfalls, als er mit seiner Hand über ihre Wange strich und etwas zu ihr flüsterte. Er hob ihr Kinn und küsste sie. Aysha brauchte Roxas nicht ansehen. Sie konnte das Bersten von Glas förmlich spüren. Sie wollte nicht wissen, wie groß das war, was hinter ihr zerbrach. Sie senkte enttäuscht ihren Kopf und setzte sich. Der Schock durchfuhr ihren Körper. Ria ging an ihr vorbei ohne ein Wort zu verlieren. Roxas stand immer noch hinter Aysha. Aus den Augenwinkeln konnte diese erahnen, dass Axel sich zurücklehnte. Ria nahm still vor ihr Platz. Es herrschte Totenstille. Nicht nur Aysha oder Roxas, die ganze Schule war geschockt. Lehrer wiesen auf dem Gang die Schüler zurecht. Die Klassenlehrerin betrat den Raum und alle huschten auf ihre Plätze. Die Lehrerin machten Ansagen zum herannahenden Sportfest, aber alle tuschelten und deuteten nur auf Ria. „Das glaub ich einfach nicht! Es ist unmöglich, dass sie etwas mit-“ Aysha stockte. Ihre beste Freundin war sofort nach dem Klingeln zur Mittagspause verschwunden. Roxas hing betrübt über seinem Pult. „Ich denke auch nicht, dass sie so etwas tun würde. Das wäre nicht Rias Art. Zumindest, wie ich sie bisher kennengelernt habe…“, sagte Axel. „Und warum hat sie ihn dann angelächelt? Und zugelassen, dass er sie küsst?“, fuhr Roxas wütend von seinem Stuhl auf. Mitschüler sahen sich zu ihm um. „Was soll das dann bedeuten?!“, schrie er Axel an. Dieser und Aysha waren vollkommen verdutzt von der heftigen Reaktion des Blonden. Im ersten Moment konnte keiner von beiden etwas entgegnen. Im nächsten Moment stürmte Roxas bereits aus dem Zimmer und rannte dabei fast Demyx um. Dieser sah verwirrt dem Blonden hinterher, bevor er einen verstohlenen Seitenblick auf Aysha und Axel warf. Er wandte sich den beiden zu, schien aber relativ unentschlossen, ob er das Zimmer betreten sollte oder nicht. Axel tippte Aysha auf die Schulter, warf ihr einen kurzen Blick zu und winkte zu Demyx hinüber. Dieser sah die beiden erstaunt an, wagte sich aber zu ihnen hinüber. „Hey, Demyx“, sagte Axel. „Was willst du?“ Der Dunkelblonde schien seine Entscheidung schon wieder zu bereuen, aber er musste es akzeptieren. „Ich…“, krampfte er hervor. „Ich wollte nur wissen, ob… Also…“ „Falls du auf Ria und Zexion anspielen willst, wir haben auch keine Ahnung“, unterbrach ihn Aysha scharf. Die Rothaarige funkelte ihn skeptisch an. Demyx fühlte sich unwohl in seiner Haut. „Aysha“, sagte er kleinlaut. „Es tut mir Leid…“ „Das solltest du lieber Ria sagen, findest du nicht?“ Ayshas Stimme klang wie kaltes Eis. Sie war enttäuscht. Furchtbar enttäuscht, wie Demyx gehandelt hatte. Furchtbar enttäuscht, dass sie sein Handeln sogar teilweise nachvollziehen konnte, hatte sie sich Axel gegenüber doch ähnlich benommen. Resigniert seufzte sie. „Egal! Ich will daran nicht mehr denken“, sagte sie apathisch. Sie sah den Dunkelblonden nicht an. „Du scheinst selbst am meisten darunter zu leiden. Das ist schon Strafe genug. Aber wehe du tust ihr nochmal so etwas an! Dann bist du tot!“ Ihre Augen schnitten durch seine Haut. Aber Demyx war dankbar, dass sie es in der derzeitigen Situation beiseiteschob. „Hast du eine Ahnung, was das zwischen Zexion und Ria soll?“, fragte Axel, der sich hinter Aysha zurücklehnte. Demyx schüttelte den Kopf. „Nein…“ Der Dunkelblonde ließ den Kopf hängen. „Ich war heute Morgen genauso überrascht wie ihr. Zexion hat mir zwar… von seinen Spielereien… mit Ria erzählt, aber…“ „Spielereien?!“, fragte Aysha aufgebracht. „Ich bringe diesen Kerl um!“ Ihre Finger knackten, als sie ihr Faust ballte. „Ruhig, Aysha!“, sagte Axel. „Das tut jetzt nichts zur Sache. Wenn selbst Demyx nichts weiß, ist das verdächtig“, grübelte er. „Zexion hat mir kein Sterbenswörtchen erzählt, was er vorhat“, murmelte Demyx. Aysha blinzelte zu ihm. „Weißt du überhaupt, wer er ist?“, fragte sie genervt. Demyx nickte. „Ich kann es mir denken…“ Ein Handy begann zu summen und Demyx griff schnell in seine Tasche. Er nahm ab, sagte aber kein Wort. Einen Moment später legte er bereits auf. „Ich muss jetzt gehen“, sagte er abwesend und drehte sich zur Tür. „Was ist los, Demyx? Ruft der Schulsprecher?“, fragte Axel bewusst provokant. Demyx hielt inne. „Ja“, erwiderte er, ohne den Rothaarigen anzusehen und verschwand aus dem Zimmer. Aysha schüttelte den Kopf. „Es macht auf mich keinen Sinn. Warum gehört er diesem Typen auch noch?“ „Vielleicht hat er keine andere Wahl? Yamagata hat auch Ria schon erpresst. Warum sollte er es bei Demyx nicht genauso machen?“, entgegnete Axel. Roxas stand im Schatten des Schulgebäudes. Es sah, wie sie und der Schülersprecher hinter einen Baum standen und sich unterhielten. Für seine Nerven standen sie eindeutig zu eng an einander. Zexions Arme weilten auf ihren Hüften, während sie zur Seite blickte. Er lachte, Ria sah weniger glücklich aus. Zumindest im Vergleich zu heute Morgen. Roxas hatte sich gedacht, dass da etwas nicht stimmen konnte. Seine aufwallende Wut war nun umso stärker. Diese ganze Szenerie konnte einfach nicht nach Rias freien Willen geschehen! Zexion drückte sie noch enger an sich. Seine Lippen berührten ihren Hals. Der Zorn in Roxas flammte noch heftiger auf. Er wollte loslaufen, als Zexion von Ria abließ und sein Handy hervorholte. Kurz wählte er, sagte etwas ins Handy und legte wieder auf. Er griff Rias Hand, grinste sie an und zog sie hinter sich her. Roxas folgte ihnen mit den Augen, bis er selbst sich bewegen musste. Hinter einem Baum hielt er inne, als die beiden in einem alten Schuppen verschwanden. Er schien dem Schülerrat als Lagerraum zur Verfügung zu stehen. Zumindest besagte das die Schrift über der Tür. Roxas wollte bereits darauf zu eilen, als Demyx aus dem Schulhaus auftauchte. Er steuerte genau auf das Häuschen zu. Roxas fühlte sich noch unwohler. „Was soll Demyx da? Ich kann mir kaum vorstellen, dass Zexion die beiden mit einander versöhnen will“, murmelte Roxas und schlich zur Wand hinüber, als auch Demyx hinter der Tür verschwunden war. Das Fenster war leicht geöffnet. Der Blonde hockte sich darunter und lauschte. „Schön, dass du gekommen bist, Demyx“, säuselte Zexion, seine Hände fest um Rias Körper geschlungen. Der Dunkelblonde erstarrte, als der Blauhaarige vor seinen Augen seine beste Freundin küsste. Und nicht einfach nur küsste. Er begann sie zurück zu drängen. Auf einen halbvollgestellten Tisch. Ria löste kurz ihre Lippen. „Zex-“ Der Schülersprecher unterbrach sie bereits wieder. Seine Zunge ließ er nicht zu, dass sie sprechen konnte. Er hob sie auf den Tisch. Entsetzt versuchte sie den Jungen von sich zu drücken. „Was soll das?!“, fauchte sie ihn an, als er ihre Lippen löste. Es klang eher keuchend, als wütend. Verwirrt sah sie den Blauhaarigen an, dann den Dunkelblonde. Demyx wirkte wie versteinert. Sein Gesicht war zu einer gequälten Grimasse verzogen. Zexions Lippen schmiegten sich an Rias Hals. Er schob ihren Rock hoch. Erschrocken stoppte sie seine Hand auf ihrem Weg zu ihrer Hüfte unter dem Stoff. Zexion sah sie vorwurfsvoll an. „Lass mich! Ich habe ein Recht dazu!“, knurrte er sie an. „Aber-! Demyx…“, äußerte sie verwirrt. Zexion schielte zu dem Dunkelblonden. Ein hämisches Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. „Ich dachte dein ehemaliger ‚bester Freund‘ sollte vielleicht zuerst erfahren, wie sich unser Verhältnis zueinander gewandelt hat“, erklärte der Blauhaarige und küsste Ria auf die Wange. Er zog sie enger an sich. „Willst du es ihm sagen?“, säuselte er in ihr Ohr, aber laut genug, dass Demyx es hören konnte. Er erwachte aus seiner Starre. „Was meinst du?“, fragte er entsetzt. Roxas vor dem Fenster krallte seine Fingernägel in seine Haut. Dieser Satz ließ ihn Eis den Rücken hinunterlaufen. Zexion lachte auf. „Wie sieht es denn für dich aus?“, lachte er. Seine Lippen saugten sich abermals an Rias Hals fest. Eine seiner Hände knöpfte ihre Bluse auf. Ria zuckte entsetzt zusammen. Sie versuchte seine Hand aufzuhalten, aber Zexion stieß ihre Hand gekonnte immer wieder zur Seite. Seine Lippen bahnten sich wie seine Hand immer weiter einen Weg hinab. Ria kniff ihre Lippen zusammen, aber einen Laut konnte sie nicht ganz unterdrücken. Demyx ballte seine Fäuste. „Hör auf damit!“, schrie er Zexion an. Er konnte nicht ertragen, wie dieser Ria so bloßstellte. Roxas sprang unter dem Fenster weg. Er hastete zur Tür hinüber, bereit, jeden Moment das Gebäude zu betreten. Der Schülersprecher hielt inne. Er schielte abermals zu dem Dunkelblonden. Er wand aber schnell seinen Blick wieder ab und seine Zunge zog eine Linie über Rias Dekolleté bis zu ihrer Wange. Ria erschauderte. „Traust du dich etwa nicht ihm die Wahrheit zu sagen, Ria? Solche Angst vor seiner Reaktion“, grinste er sie breit an. Seine Hand umklammerte ihr Gesicht. Seine Augen fixierten ihre. Ria erwiderte seinen Blick mit einem gequälten Ausdruck. „Bitte. Zwing mich nicht dazu“, flehte sie und wich seinem Blick aus. Und nicht nur seinem. Auch Demyx‘. Sie schämte sich für sich selbst. Aber es hätte schlimmer sein können. Sie musste lernen, die Situation zu akzeptieren, aber sie war noch nicht soweit, die Wahrheit zuzugeben. Zexion Hand fuhr die Demyx nicht zugewandte Seite ihres Körpers hinab. Sie erschauderte abermals und sah dem Jungen, der sie berührte in die Augen. „Was? Worum geht es hier, Ria?!“, forderte Demyx zu wissen. Es macht ihn wahnsinnig, wie sie sich so bereitwillig duldend sich von Zexion berühren ließ. Sie hasste ihn doch so sehr! Ria wand sich erschrocken zu Demyx. Zexion zog sie enger an sich. Sie sah in seine Augen. Er erwiderte ihren verängstigten Blick mit einem wütenden. Ja. Es war Teil ihrer Abmachung gewesen. Sie hatte eingewilligt, wenn sie ihren Freunden es selbst beibringen durfte. Doch das er sie letztendlich doch dazu zwingen würde, wie in diesem Moment, hatte sie nicht bedacht. Ihr Herz schmerzte. Mehr als jeglicher Schmerz, den sie je gefühlt hatte. Demyx konnte den Schmerz regelrecht hinüberblitzen spüren, als sie ihn wieder ansah. Kurz seine Augen mit ihren streifte. „Ria?“, fragte er leise. Er hatte schon aufgegeben. Sie würde etwas sagen, was ihn nicht erfreuen würde. Er hatte es von Anfang an vermutet, aber ihr langes Zögern, machte es nur umso klarer. Dass sie ihm nicht in die Augen sehen konnte. Dass sie ihre Lippen zerkaute, darüber nachdenkend, wie sie es formulieren sollte. Demyx kannte es. So war sie immer gewesen, wenn sie ihm etwas äußerst unangenehmes gestehen musste, sich aber kaum dazu durchringen konnte. Und je enger Zexion sie an sich presste, umso enger zog sich die Schlinge um seine Brust. Der Schülersprecher sah ihn selbstbewusst, sogar überheblich an. Er wusste, dass er gewonnen hatte. Und er wusste, dass Demyx verloren hatte. Roxas konnte die Spannung kaum aushalten. Noch weniger durch die Tatsache, dass er nicht sehen konnte, was sich in dem Schuppen abspielte. „Dem…ich…“, begann Ria, stockte aber bereits nach den ersten zwei Worten. Sowohl Demyx, als auch Roxas zuckten bei ihren Worten auf. „Zexion…“ Sie sah den Blauhaarigen an, der ihren Blick stumm erwiderte. Seine Augen erzwangen Gehorsam von ihr. Sie atmete schwer aus. Eine Träne schlich über die Wange. „Zexion und ich… sind…“‘ Roxas konnte es nicht ertragen. Er riss die Tür auf und erstarrte bei Rias Anblick. „Verlobt…“

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Tag der Veröffentlichung: 26.12.2010

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