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Kapitel 1 Im Wellengang

Noch nicht endnkorrigierte Leseprobe



 

Leise stöhnend drehte Simon den Kopf zur Seite, drückte die Nase in das muffig riechende Kissen und versuchte, den Kopfschmerz auf einen Punkt in der Mitte der Stirn zu zentrieren. Immerhin war das harte Klopfen eines Hammers zu dem beständigen Pochen von Fingerknöchel herabgesunken. Dafür war das flaue Gefühl im Magen endlich fort. Auch wenn die Welt außerhalb seiner Koje noch immer hin und her schaukelte, so wusste er wenigstens genau, dass dies dem Wellengang und nicht mehr seinem verrücktspielenden Körper zuzuschreiben war.

Wie sehr er es hasste, dass ihn diese Schwäche jedes Mal aufs Neue überkam, kaum setzte er den Fuß auf die Planken eines Schiffes. Wie viele Tage mochten vergangen sein, seit sie sich eingeschifft hatten?

Es war natürlich Miguel gewesen, der die Passage nach Spanien für sie organisiert und mit Münzen bezahlt hatte, die aus dem Erlös diverser Schmuckstücke stammten. Auf Simons Nachfrage, woher diese Stücke kamen, hatte er mit einem typisch verschlagen wirkenden Schmunzeln und dem Funkeln der nachtschwarzen Augen reagiert.

„Denkst du etwa, ich habe mich durch all diese gepuderten, aufgedonnerten und arroganten Gäste auf deiner Hochzeit gedrängt, ohne sie von einigen der viel zu schweren Klunker zu befreien? Da waren ein paar wirklich wunderschöne Stücke dabei. Oh ich bin sicher, keiner der erlauchten Anwesenden wird Schwierigkeiten haben, sich ein ebensolches Schmuckstück erneut zuzulegen. Sie wussten den Wert derselben doch nicht einmal zu würdigen, ehe ich sie darum erleichtert habe.“

Ein Dieb blieb ein Dieb, dennoch verursachte der Gedanke bei Simon längst nicht mehr Magengrummeln, als ein stärkeres Heben und Senken des Schiffes. Immerhin brauchten sie das Geld, wenn sie entkommen und nach Spanien segeln wollten. Jeder Tag, den sie in Jeans Reichweite verweilten, legte sich schwer auf Simons Seele. In den wirren Träumen der Seekrankheit hatte er Dutzend Male in die Mündung des Revolvers gesehen, den Pulverdampf geschmeckt, den Knall, das Zischen der Kugel vernommen. Jeans verzerrtes Gesicht gesehen, die gekrümmten Finger, die die Waffe hielten und auf ihn richteten. Allerdings mischten sich diese Träume auch gelegentlich mit der Erinnerung an seine Berührungen, die Sanftheit, die zur Schau gestellte Besorgnis, der flüchtige Kontakt seiner Lippen.

Als ob jener düstere, mordlüsterne Jean in dem Boot nur eine dunkle Version des anderen gewesen wäre. Aber es war kein Traum gewesen, es war real: Er hatte versucht, ihn zu töten.

Schaudernd rieb sich Simon über das Gesicht. Kratzige Stoppeln kitzelten unter seiner Handfläche, die Haut fühlte sich rau und trocken an. Viel zu lange schon lag er in diesem Bett und gab sich seinem Elend hin. Wie schön war es, wenn Miguel ihm Gesellschaft leistete, sich an ihn schmiegte, ihm zärtliche Worte in seiner Sprache ins Ohr murmelte. Leider verschwand er immer wieder an Deck und natürlich konnte Simon es ihm nicht übel nehmen. Zum einen war er nun wahrlich keine unterhaltsame Gesellschaft, zum anderen hatten sie sich als Herr und Diener eingeschifft und wollten selbstverständlich keinen Verdacht erregen. Anstatt auf dem Boden, wie es sich für einen Diener geziemte, schlief Miguel natürlich in seiner Koje. Mehr Luxus an Nähe konnten sie sich derzeit nicht erlauben.

Ächzend richtete sich Simon auf, verfluchte die unruhige Umgebung. Für einen Moment umklammerte er noch den hölzernen Rand der Koje, ehe er vorsichtig, ein Bein nach dem anderen, aus der Decke löste und die Füße auf den Boden stellte. Bei Gott, er stank erbärmlich und nahezu alle Kraft schien seine Beine verlassen zu haben. Mit fest zusammengepressten Zähnen zog er sich hoch, hielt sich an den Balken der Kajüte fest, bis das Zittern seiner Knie nachließ und er ihnen einen Schritt zutraute.

Gab es irgendwo Wasser zum Waschen? Ah, Miguel hatte, ganz der beflissene Diener, seine Kleidung zusammengelegt und auf einem Stuhl drapiert. Und es gab sogar eine Waschschüssel und einen nahezu blinden Spiegel. Wie der Kapitän des Schiffes ihnen zuvor versichert hatte, reisten des Öfteren „edle Herren“ mit seinem Schiff und entsprechend verfügte er über zwei Kabinen mit einer minimalistischen Luxusausstattung.

Nach seiner Zeit bei den Bukanieren wusste Simon die kleinen Annehmlichkeiten durchaus zu schätzen, die ein zivilisiertes Leben ihm bot, und dazu gehörte eindeutig warmes, wohlduftendes Wasser und saubere Kleidung. Noch in Port Royal hatten sie sich mit Reisegepäck ausgerüstet, zu dem mehrere Garnituren aus edlen Stoffen passten. Zwar hatten sie dem Kapitän Simons wahren Namen und gesellschaftlichen Status verschwiegen, nichtsdestotrotz hielt er Simon für einen betuchten Edelmann, der mit seinem treuen Diener von einer Studienreise heimkehrte.

Bedauerlicherweise enthielt die Waschschüssel nur einen mickrigen Rest Wasser, mit dem sich Simon gerade einmal die Stirn befeuchten konnte. Noch immer fühlten sich seine Beine instabil an, sein Körper geschwächt von den Folgen der Seekrankheit. Frische Luft würde ihm guttun und er konnte schauen, wo Miguel geblieben war. Sicher ließ sich frisches Wasser organisieren und er benötigte dringend eine Rasur.

Nachdenklich rieb er sich über das Kinn, versuchte, sein Antlitz im matten Glas des Spiegels zu erkennen. Seine letzte Rasur lag schon so lange zurück, dass ein deutlicher Bart zu erkennen war, was ihn durchaus älter erscheinen ließ. Wenn er frisches Wasser bekommen hatte und der Wellengang ihn nicht zu arg schwanken ließ, war es höchste Zeit, die kratzigen Haare loszuwerden.

Prüfend strich sich Simon über die Wangen, erinnerte sich an nahezu dieselbe Berührung. Damals, kurz nach seiner Entführung, in der Zelle, unten im Bauch von Jeans Schiff.

„Du musst dich nicht vor mir fürchten“, raunte es abermals in Simons Ohren, er spürte die Finger auf seinen Schultern, geringer Druck, hinter dem sich so viel mehr verbarg. Da war Jeans Präsenz hinter ihm, das Geräusch seines Atems. „Ich werde dich nur von diesem unansehnlichen Bart befreien.“

Schlanke Finger, die Schaum auf seine Wangen verteilten, die Wärme, die sein Körper ausstrahlte, flüchtige Berührungen, die ihn verlockten, verführten, bezirzten. Wie sehr er gegen diese Versuchung hatte kämpfen müssen, wie sehr er ihr hatte erliegen wollen.

„Du gehörst mir, Simon“, raunte Jean, Lippen berührten sein Ohr. „Dein Leben, deine Seele, alles was du bist gehört auf ewig mir.“ Schaudernd fuhr Simon zusammen, starrte angestrengt in den Spiegel, nur um sich zu vergewissern, dass der Piratenkapitän nicht wirklich hinter ihm stand. Oder sein Geist.

Bei Gott, er hatte seine Worte noch im Ohr, würde nie diese Berührungen, die geflüsterten Worte und Zärtlichkeiten vergessen können. Nie, die auf ihn gerichtete Waffe, das vor Hass und Wut verzerrte Antlitz.

Aus Simons enger Kehle entkam ein krächzend klingender Laut und er umklammerte die Kante des Waschtisches fest, während das Schwanken, das Auf und Ab des Schiffes zunahm. Fest gruben sich die Fingernägel in das Holz, während er die Lider zusammenpresste und krampfhaft versuchte, die Erinnerung abzuschütteln.

„Ich allein werde darüber entscheiden, was mit dir geschieht. Ob du leben oder sterben wirst. Unser Schicksal ist untrennbar miteinander verbunden. Du bist Mein.“

„Nein“, wisperte Simon, riss die Augen auf, starrte in den Spiegel, rang nach Atem. Wie ein Fluch, den Jean über ihn gelegt hatte, blieb das Gefühl seiner Präsenz, der Art und Weise, wie er ihn angefasst, wie er ihn angesehen hatte. Auf welch perfide Manier er Simons Dämonen gefüttert hatte. Und erst als Miguel in seinem Leben erschienen war, hatte er erkannt, dass es sinnlos war, gegen sie zu kämpfen. Es waren keine Dämonen, die in ihm waren, die ihn verführten. Es waren die der anderen, engstirnigen Menschen, die sich in seinem Kopf eingenistet hatten, die man in ihm einzukerkern versucht hatte, bis er sich vor ihnen fürchtete.

Liebe.

Reine Liebe war niemals falsch, war kein Dämon, auch wenn er der Geliebte eines anderen Mannes war. Es gab keine Sünde, die ihrer körperlichen Vereinigung anhaftete. Außer eben in den Köpfen und Vorstellungen anderer Menschen.

Nur ein weiteres Mal hatte er sich Miguel hingegeben nach jenem ersten feurigen Zusammensein, bei dem ihm noch immer die Sinne verwirrt schienen. Schmerz, Sehnsucht und Lust hatten sich miteinander zu einer untrennbaren Einheit verwoben. Jenes zweite Mal war wesentlich bedachter, zärtlicher, liebevoller und nicht weniger leidenschaftlich gewesen.

Mit einem vagen Lächeln berührte Simon seinen Hals, spürte er der Erinnerung an Miguels heiße Küsse nach, die jede empfindliche Stelle erspürt hatten, sein Stöhnen immer gieriger hatte werden lassen.

„Lass mich deine Lust hören“, hatte Miguel gewispert, leise gelacht, ehe er seine Lippen um Simons Brustwarze schloss, daran zog und wieder losließ. „In einem Hafenbordell stört sich niemand daran.“ Die Lippen hatten die andere Brustwarze umschlossen, neckten ihn.

Ihr Zufluchtsort war ein winziges Zimmer in einem solchen Etablissement gewesen, denn: „Niemand vermutet einen so ehrenwerten und noblen jungen Mann an einem derart verruchten Ort“, hatte Miguel erklärt. „Außerdem ist mir die Besitzerin noch einen Gefallen schuldig.“

Während seine Zunge sich in einer schlängelnden Linie über Simons Bauch nach unten arbeitete und schließlich Simons empfindlichste Bereiche erreichte, wo sie sich hemmungslos austobte, hatte Simon wahrhaftig alles vergessen können, ihre Flucht, die Enttäuschung seines Vaters, die ständige Bedrohung durch Jean, der ihnen vielleicht folgen, sie aufspüren würde. Es war so einfach gewesen, alles abzustreifen, einzig den Bedürfnissen seines Körpers zu erliegen. Wie inbrünstig er Miguel geküsst hatte, wie ein Verdurstender hatte er von ihm gekostet, seine Fingerkuppen über das Wunder des anderen männlichen Körpers gleiten lassen. Diese kupferne Haut, die schwarzen Haare, die wundervollen Schauder, die über Miguels Haut rannen, sein schelmisches Lächeln, seine ermunternden Worte. Wie ein unerfahrener, staunender Junge war Simon sich vorgekommen, der zum ersten Mal ein faszinierendes Spielzeug entdecken durfte.

Miguel war indes so viel mehr. Sein Duft, die Wärme der Haut, seine Reaktionen, das Lachen, sein Stöhnen, die fast brummenden Laute, die seine Lust verrieten. Die Augen, in denen Simon ertrinken konnte. Jedes Mal, wenn er an ihn dachte, wurde sein Herz so groß und schlug so wuchtig, dass sein Brustkorb eng wurde.

Nicht nur nehmen, sondern auch geben zu dürfen hatten seine Bedürfnisse einerseits befriedigt, andererseits den Hunger noch stärker angefacht. Wäre er nicht der Seekrankheit verfallen, wäre es weitaus schwerer gewesen, die Nächte neben ihm zu verbringen, ohne dass sie etwas tun konnten, was sie verriet.

Sodomie nannten sie es, und auch wenn ihm Miguel versichert hatte, dass auf dem Meer die Erinnerung an Gottes Gebote sich schneller verflüchtigte, als das Land außer Sicht geriet, so war sich Simon dennoch sehr bewusst, dass ihre Beziehung eine verbotene war.

Entschlossen stieß er sich vom Tisch ab, bemühte sich, die Bewegungen des Schiffes auszuhalten, während er in seine Kleidung schlüpfte und sich nur zum Binden der Stiefel auf das Bett setzte.

Frische Luft und der ungehinderte Blick über die Weite des Ozeans würden die letzten Krallen dieses Übelkeitsdämons entschärfen. Er sehnte sich nach einem Schluck Wasser und Miguels Lachen.

Die Tür der anderen Kabine war geschlossen, als Simon ihre verließ und den kurzen Gang folgte. Noch ehe er das Deck betrat, erreichte ihn der würzig frische Duft des Meeres und er atmete ihn tief ein. Von irgendwoher erklangen die Töne einer Fidel und das Lachen und Grölen von Männerstimmen. Die Luft im Gang war warm, es musste bereits Mittagsstunde oder noch später sein.

Die Sonne begrüßte ihn dann auch mit voller Macht, ließ ihn blinzelnd im grellen Licht auf den Deckplanken verharren, bis er sich an das Licht gewöhnt hatte. Das sanfte Auf und Ab des Schiffes wirkte mit dem Blick auf das wunderbare, türkisblaue Meer mit seinen schaumgekrönten Wellen eindeutig harmloser. Auch wenn Simons Knie noch immer an Stabilität missen ließen, bewegte er sich vorwärts, folgte dem Klang der Stimmen.

Hoch über ihm knarzten die Segel, pfiff der Wind sein eigenes Lied, während er sich immer an der Reling entlang an den Kanonen vorbeibewegte und bald die Gruppe der Seeleute entdeckte, die sich in einem lockeren Kreis zusammengefunden hatten.

Simon stutzte, als er entdeckte, wer dort die Fidel spielte und dazu mit tiefer, volltönender Stimme sang. Miguels Gesang wies mehr Begabung auf als seine Fidelkünste, oder das Musikinstrument war nicht besonders gut gestimmt. Was Miguels vorgetragener Weise nichts von ihrer lustigen, mitreißenden Art nahm. Der Hut lag auf dem Boden, seine pechschwarzen Haare rahmten das markante Gesicht ein, während er den ganzen Körper im Spiel der Fidel bewegte und dazu mit dem Fuß den Takt klopfte.

Was auch immer er sang, die Sprache schien Spanisch zu sein, es ließ die Seeleute immer wieder grölend auflachen und den Refrain lautstark und schräg mitsingen. Zwei von ihnen hatten sich eingehakt und tanzten barfuß einen neckischen Tanz, bei dem rasch klar wurde, dass sie eine Frau und ihren Verehrer parodierten. Der eine von ihnen hob ab und an seine imaginären Röcke, hielt sich die Hand in einer gespielt verlegen wirkenden Geste vor den Mund, während der andere ihm an die nicht vorhandenen Brüste fasste oder derbe auf den Arsch schlug.

Eine Hand um die Taue geklammert, damit er stabil stand, beobachtete Simon das lustige Treiben mit einem Schmunzeln. Die Sonne zauberte Reflexe in die Schweißperlen auf Miguels dunkler Haut, brachte seine schwarzen Haare zum Glänzen. Die raschen Bewegungen des Armes mit dem Bogen wirkten durchaus elegant. Dieser Spanier hatte eine so besonders wilde, feurige Schönheit, dass es Simon fast den Atem verschlug. Er konnte und wollte nicht vor sich verleugnen, wie sehr ihn dieser Mann anzog, wie stark er seine Lenden zum Vibrieren brachte, wie sehr seine Gefühle ihm zuflogen. Herrlich war seine natürliche fröhliche und verruchte Art. Versonnen betrachtete Simon ihn, bis der Blick der dunklen Augen ihn traf und sich ein strahlendes Lächeln auf Miguels Gesicht ausbreitete. Er wandte sich ein wenig zu ihm, nicht ohne sein Spiel und den Gesang zu unterbrechen, und deutete eine Verbeugung an. Die Blicke der anderen Seeleute folgten seinem Blick und sofort standen einige von ihnen auf, andere senkten das Haupt, zwei von ihnen verbeugten sich sogar ehrerbietig vor ihm.

Erstaunt kam Simon näher. Wieso begrüßten ihn die Männer derart respektvoll? Als Adeliger hatte er sich ihnen nicht vorgestellt, nur ein betuchter Mann auf Reisen. Aber wie sie ihn nun ansahen oder begrüßten, das war weit mehr als ihm zustehen sollte. Argwöhnisch runzelte Simon die Stirn. Was hatte Miguel ihnen erzählt?

Dieser fiedelte indessen munter weiter, auch wenn das tanzende Paar hastig auseinandergewichen war und Simon ein wenig betreten anschaute. Kurzentschlossen ließ sich Simon auf einer der Taurollen nieder, tat so, als ob er das ehrerbietige Verhalten nicht bemerken würde und lauschte Miguels Gesang, der den frivolen Ton beibehielt. Es dauerte eine Weile, ehe ein paar der Seeleute wieder in den Refrain einstimmten, die Fußspitzen dem unwiderstehlichen Rhythmus folgten und ihre Hände den Takt mitklaschten.

Selbst Simon, der keins der Wörter verstand, erfasste die Fröhlichkeit des Liedes und er wippte mit. Das flaue Gefühl in seinem Magen verflüchtigte sich endgültig unter der Sonne und dem frischen Wind, der auch die intensiven Gerüche der Männer auf ein erträgliches Maß reduzierte. Und beim Anblick Miguels, dessen Zunge immer wieder die Lippen benetzte und dessen Blicke ihn liebkosten. Geschickt schaffte er es, sein Benehmen zu dem Lied passend zu halten, sodass wohl keiner misstrauisch werden würde. Nur Simon wusste, wie ehrlich diese Blicke waren, wie stark die Gefühle, die sie verbanden.

Bei Gott, diese Liebe war so ein starkes Gefühl. Sie ließ ihn schweben. Was auch immer man ihm darüber einzureden versucht hatte, es waren Lügen. Nichts konnte daran verwerflich sein, diese Gefühle für einen Mann wie Miguel zu empfinden.

 

Kapitel 2 Von hohem Rang



 

Mit einem letzten, von allen gegrölten Refrain, den auch Simon mitsummte, schloss Miguel schließlich seine Darbietung ab, verbeugte sich tief und reichte die Fidel einem der Seemänner mit einer Dankesbezeugung. Heftig wehrte dieser ab, überschüttete Miguel mit einem Schwall spanischer Worte, bis dieser das Instrument mit einer tiefen Verbeugung zurücknahm.

„Verzeiht, mein werter Herr, wenn ich die Unterhaltung unserer Gastgeber nicht sofort unterbrach, um Euch zu Diensten zu sein. Mir scheint jedoch, ich konnte auch Euch ein wenig belustigen, ohne dass Euer Magen gegen mein schiefes Spiel und meinen stümperhaften Gesang protestierte.“ Tief verneigte sich Miguel vor Simon, zwinkerte ihm verschwörerisch zu und reichte ihm die Hand zum Aufstehen. Augenblicklich pochte Simons Herz schneller, als er sie umfasste und sich aufhelfen ließ. Eine freundliche Geste, eine intime Geste. Es kam immer darauf an, wie man sie betrachtete. Doch die Seemänner schienen nichts hineinzuinterpretieren, grinsten höchstens und trollten sich an ihre Arbeiten, während Simon mit Miguel an die Reling trat.

„Ich sehe, dir geht es deutlich besser. Deine Nase ist nicht mehr so grün.“ Lächelnd beugte sich Miguel über die Reling, spie in die schäumenden Wellen.

„Viel besser. Ich wusste gar nicht, dass du ein Instrument spielen kannst. Dieses Lied scheint eine gute Belustigung gewesen zu sein, wovon handelte es? Kannst du mir den Text beibringen?“, fragte Simon nach. Grinsend warf ihm Miguel von schräg unten einen Blick zu, schob die Zunge in die Wange.

„Oh weh, ich fürchte, dieses Lied enthält so viele schmutzige Wörter. Ich kann es dir nicht übersetzen, ohne dass du bezaubernd rote Ohren bekommen wirst.“ Leise lachte er, zwinkerte schelmisch.

„So unschuldig, wie du denkst, bin ich längst nicht mehr“, wandte Simon halb gekränkt, jedoch schmunzelnd ein. „Dieser unfreiwillige Aufenthalt unter den Bukanieren hat meinen Wortschatz, insbesondere in Bezug auf Flüche, deutlich vergrößert.“

„Mein lieber Simon, über deine schönen Lippen sind sicher bisher in etwa so viele verderbte Ausdrücke gekommen, wie ich in meinem umtriebigen Leben wohlduftende Bäder nehmen konnte.“ Miguel zog bezeichnend die Augenbrauen hoch, zupfte an den Saiten der Fidel und grinste dabei über das ganze Gesicht.

„Davon bin ich überzeugt. Also, was deinen Teil angeht“, stimmte Simon ebenfalls lachend ein, rieb sich gleich darauf über das stoppelige Kinn. „Besteht die Möglichkeit, an frisches Wasser zu kommen? Ehe ich mich ganz in einen bärtigen Piraten verwandle?“

„Aber sicher doch. Ich eile, finde den Kapitän, der sicher ebenso bestrebt sein wird, sofort Euren Wunsch zu erfüllen, mein Herr.“ Mit einem erneuten Zwinkern verbeugte sich Miguel. Augenblicklich fiel Simon das merkwürdig ehrerbietige Verhalten der Seemänner ein und er hakte argwöhnisch nach: „Was hast du ihnen eigentlich über mich erzählt?“

„Hm? Ich?“ Miguels Überraschung war natürlich gespielt. Simon kannte ihn inzwischen gut genug, um in seinem dunklen Gesicht zu lesen und seine Gesten zu deuten.

„Miguel!“

„Ach, es könnte mir das eine oder andere herausgerutscht sein, aus dem sie vielleicht ein paar Schlüsse gezogen haben.“ Gespielt verlegen drehte Miguel an seinem Schnurrbart herum.

„Die da wären?“ Simon gab sich Mühe, streng zu wirken. Er war sich zwar sicher, dass Miguel nichts von seiner wahren Herkunft preisgegeben hatte, nichtsdestotrotz ließ das Verhalten darauf schließen.

„Och nun“, druckste Miguel herum, schlug kurz auf die Fidel und zuckte die Schultern. „Es könnte sein, dass sie die verwegene Vermutung haben, Ihr wärt nicht nur mit dem englischen Königshaus, sondern auch auf ein wenig verzwickte und tragische Weise mit dem spanischen verwandt. Und ganz vielleicht dient Eure Reise dem Zweck, Euren rechtmäßigen Platz in der Hierarchie anzunehmen. Im Zuge dessen seid Ihr ganz sicher all jenen dankbar, die Euch auf der Reise in eine solch glorreiche und machtvolle Zukunft wohlgesonnen sind. Tja ...“

„Du hast ihnen nicht ernsthaft vorgeflunkert, ich wäre ein Thronerbe?“ Pikiert schaute Simon Miguel an, der ein wenig in sich zusammenzusinken schien. Das vage Vibrieren seiner Nase bewies, wie richtig Simon lag. Ein untrügliches Zeichen bei Miguel.

„Nun, jeder auf See liebt Seemannsgarn. Wer wäre ich, wenn ich ihnen eine so gute Geschichte vorenthalten würde? Was kann ich denn auch dafür, wenn sie derartige Rückschlüsse aus gewissen Andeutungen ziehen, mein werter Lord? Aber ich eile nun lieber und besorge Euch das Gewünschte.“ Hastig marschierte er davon.

Mit einem hilflosen Schnauben schaute Simon ihm nach. Miguels Zunge liebte das Lügen, das würde sich wohl nie ändern. Ob er sich je daran gewöhnen würde? Für einen Moment beschlichen Simon Zweifel, ob nicht auch die Geschichte von dem Gut in Spanien eine Flunkerei gewesen war. Allerdings hatte Miguel in den Nächten, wenn sie nebeneinanderlagen, erschöpft von ihrer Lust, die nackten Körper noch miteinander verbunden, mit seinen Worten wunderschöne Bilder davon gemalt. Er hatte mit lebendigem Ausdruck gesprochen, Simon die warme Sonne auf der Haut spüren lassen, den Duft der Blüten in seine Nase gezaubert. Nichts davon hatte geklungen, als ob es rein der Fantasie entsprungen wäre. Genau würde er es ohnehin erst wissen, wenn sie Spanien erreichten. Eine lange Überfahrt.

Vorsichtig linste Simon hinab über die Bordwand in das Auf und Ab der Wellen, richtete den Blick jedoch sofort auf den Horizont, als sein Magen sich zusammenzog. Ah, das war besser.

Hoch über ihm knarzte die Takelage, schlugen die Segel, ächzten die Taue im Takt der endlosen Musik eines Segelschiffes. Mittlerweile ein überaus vertrautes Geräusch. Scheinbar endlos erstreckte sich vor Simon die Wasserfläche, den Himmel zierten nur wenige Wolken, die wie hingeworfene Seidentücher wirkten. Wie schon zuvor spürte er tiefe Ehrfurcht vor der Schönheit des Meeres. Auch Jean hatte davon geschwärmt, wie stark ihn dieses anzog. Wie konnte ein derart empfindungsloser, kaltblütiger Mann dieselben Regungen, denselben Respekt für Schönheit und Anmut empfinden? In einem so kalten Herzen sollte doch kein Platz für diese Art Emotion oder gar andere Gefühle sein. Oder doch? War Jean, so grausam und berechnend er auch erschien, vielleicht doch in der Lage, etwas wie Liebe zu empfinden? Nein. Keine Liebe, eher Besessenheit.

Schaudernd fuhr Simon zusammen, umklammerte fester die Bordwand, suchte instinktiv den Horizont nach einem weiteren Schiff ab. Was für ein Unsinn. Sehr wahrscheinlich war Jean auf der Flucht oder verwickelt in Gefechte mit den Schiffen seines Vaters, die sein Versteck angriffen. Sie würden die Piraten ausräuchern und jeden einfangen, ihrer gerechten Strafe zuführen und sie verurteilen.

Das war es, was er gerne glauben wollte. Miguel hingegen war sich sicher, dass Jeans Nase es meilenweit riechen konnte, wenn ihm jemand auf der Spur war und es daher sehr wahrscheinlich war, dass er seinen Zufluchtsort bereits verlassen hatte. Sie selbst hatten ihre Spuren sehr sorgfältig verwischt. Wie sollte Jean sie daher finden? Das Meer war groß und es gab viele Schiffe, die nach Spanien segelten. Dennoch …

In der Zeit bei seinem Vater, als er über so vieles hatte schweigen müssen, was er erlebt und erfahren hatte, da war Jeans Geist stets präsent gewesen. Wie oft war Simon nachts hochgeschreckt, weil er glaubte, seine Stimme zu vernehmen oder in die Mündung der Waffe zu blicken.

Furchtbar einsame Nächte, in denen die Sehnsucht nach Miguels Nähe seine Gedanken folterte, die Erinnerung an jene kostbaren Augenblicke von Glück wie Scherben waren, die in seine Seele schnitten. Wie ein Gefangener war er sich vorgekommen, eingekerkert im Anwesen seines Vaters, jeder Schritt bewacht, jede Regung besorgt beobachtet. Sie hatten es auf seinen labilen Zustand und die lange Gefangenschaft geschoben, dass er sich strikt geweigert hatte, sich einem Priester anzuvertrauen. Dabei wusste keiner von ihnen, was der eigentliche Grund war.

Wenn es eins war, dass ihn Jean gelehrt hatte, dann, dass er ganz sicher keine Beichte mehr ablegen würde. Nicht einmal in die Nähe des Beichtstuhls würde er wieder geraten, zu stark waren die Erinnerungen an die Folgen seiner jugendlich gutgläubigen Beichten. Oh, er hatte gebetet. Jeden Tag. Mal stumm, mal gemurmelt, hatte er darum gebetet, dass Gott ihm einen Ausweg zeigen, seine schützende Hand über Miguel ausbreiten würde, wo auch immer dieser sein sollte.

Als Miguel auf der Hochzeit dann aufgetaucht war, da war es, als ob Gott ihm nun endlich wenigstens dieses eine Flehen erfüllt hätte. Jeans Schatten war blass geworden, nahezu verschwunden, wagte sich nicht in die Nähe, wenn Simons Herz erfüllt von dem warmen Gefühl der Zuneigung zu dem feurigen Spanier war.

Und nun? War es seiner körperlichen Schwäche geschuldet? Oder war es das Meer, das einen Teil von Jeans Blut und Seele enthielt, was seinen Geist näher kommen ließ? Er würde ihn wohl erst ganz abschütteln können, wenn er das Festland betrat und sein neues Leben beginnen würde.

„Mein werter Herr? Ich habe alles für Eure Reinigung und die Rasur vorbereitet“, unterbrach Miguels Stimme ihn und er wandte sich um. Neben Miguel stand ein stämmiger Mann in Seemannskleidung, mit sehr dunkler Haut, einem bärtigen, wettergegerbten, zerfurchten Gesicht, aus dem grünliche Augen ihn wach musterten.

„Dank unseres Kapitäns José Martín González, steht frisches Wasser parat. Allgemein muss ich sagen, mein Herr, dass er sich redlich Mühe gibt, Euren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten.“

„Eure Hoh...“ Ein zischendes Geräusch von Miguel unterbrach den Kapitän in seiner Verbeugung. Hastig korrigierte er: „Eure Lordschaft sind unter meinem Kommando bestens aufgehoben.“ Ehrerbietig verneigte er sich vor Simon, lächelte ein fast zahnloses Lächeln.

„Diese Art von Förmlichkeit ist nicht notwendig“, erklärte Simon unbehaglich. „Ich freue mich an Bord Eures Schiffes zu sein. Besonderer Aufwand ist jedoch nicht nötig. Ich bin nur ein einfacher Passagier. Ihr solltet gewissen Gerüchten nicht einfach so glauben.“ Tadelnd warf Simon Miguel einen Blick zu, der González natürlich nicht entging. Noch tiefer verbeugte dieser sich.

„Sicher, ich verstehe. Ihr wollt natürlich unerkannt bleiben. Verzeiht mir meine Ungeschicklichkeit. Ich werde mich bemühen, Euch wie einen gewöhnlichen Herrn zu grüßen. Doch seid versichert, dass ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, um Euch eine angenehme Passage zu verschaffen, Eure Ho..., Eure Lordscha..., mein Herr“, versicherte er übereifrig. „Wenn es Eure Gesundheit zulässt, wäre es mir eine Ehre, Euch zum Speisen in meine Kapitänskajüte einzuladen. Gerne können wir uns dann ein wenig austauschen über die Politik ...“ Abermals unterbrach ihn Miguel mit einem scharfen Laut.

„Es ist alles für Euch vorbereitet, mein Herr. Folgt mir bitte, wenn das Wasser nicht kalt werden soll.“ Auffordernd machte Miguel eine Geste, zwinkerte Simon zu, als dieser sich von der Reling abstieß, und schritt energisch voran. Mit einer wedelnden Geste scheuchte er González fort, der sich erneut verbeugte und Simon beinahe verzückt anschaute, als dieser sich genötigt fühlte, die Einladung anzunehmen: „Es wird mir eine Ehre sein, mit Euch zu speisen. Selbstverständlich gibt es viele Themen, die wir anschneiden können und einige, die besser weiterhin ungesagt bleiben.“ Hoffentlich verstand der Kapitän den Hinweis. Höchstwahrscheinlich hatte Simon von der aktuellen Politik keines der Königshäuser viel mehr Kenntnis als dieser Seemann. Nun gut, er würde sich stets mit Geheimhaltung herausreden können.

Ganz galanter Diener, öffnete Miguel ihm die Tür, rückte ihm den Stuhl zurecht und lud ihn ein, Platz zu nehmen. Simon tunkte seine Finger in das Wasser, welches wirklich ein wenig warm war, und zwar nicht gerade wohlduftend, aber akzeptabel war. Er hatte bei den Bukanieren weit Schlimmeres erlebt.

„Na, mein Herr!“ Energisch entzog ihm Miguel den Rasierpinsel. „Dies ist doch sicher meine Aufgabe, nicht die Eure.“

„Wir sind alleine, niemand sieht zu. Ich kann mich selbst rasieren“, wandte Simon ein. Fatalerweise erinnerte ihn die Situation an die mit Jean und er war nicht sicher, ob er sie zulassen sollte.

„Und deshalb darf ich dich auch dabei küssen“, murmelte Miguel, berührte ihn flüchtig mit den Lippen im Nacken, während er Schaum schlug. Seine Finger fuhren durch Simons Haare, blieben an der Wange liegen. „Darf ich dir sagen, wie wunderschön du bist? Also ohne Bart. Dein Anblick lässt mein dunkles Herz jedes Mal vor Freude springen. Seit du in jenem Lagerraum wie der gottgesandte Engel meines sündigsten Begehrens und stärksten Sehnens erschienen bist, vermag ich kaum die Augen von dir abzuwenden.“

„Du solltest mir nicht so viel schmeicheln“, flüsterte Simon gerührt, schmiegte sich in die Handfläche, fühlte seine Haut unter der Berührung kribbeln. „Es war nicht meine Schönheit, die dich auf die Knie gezwungen hat bei unserem Kampf.“ Lächelnd rieb er seine raue Wange an Miguels Hand, während dieser die andere Seite einzuschäumen begann.

„Oh nein. Es war weit mehr als deine Schönheit, die mich dir verfallen ließ. Dein Stolz, deine Unschuld, dein Kampfwille, die Blitze aus deinen Augen, die den Klabautermann selbst zum Teufel schicken würden. Wie du Jean die Stirn geboten hast. Trotz seiner Manipulationen.“ Lachend nahm Miguel seine Hand fort und fügte auch der anderen Seite Schaum hinzu.

„Und ich hielt diese Gefühle zunächst nur für ein Spiel zwischen dir und Jean“, wisperte Simon ehrlich. „Ein Spiel um eine Beute, die keinem von euch zustand.“

„Für mich warst du immer mehr als das.“ Über seinen Kopf hinweg, schaute Miguel Simon im Spiegel an. „Ich habe in meinen Leben nur einmal zuvor wirklich geliebt, mi amado. Sie war jung, von hohem Stand und recht hochnäsig. Ich ein Kind der Gosse. Meine Bewunderung nahm sie nur zu gerne an, ließ mich ihr huldigen, sie anschmachten, doch kalt war ihr Herz, ohne Zuneigung blieb es. Schließlich schenkte sie es einem anderen, der, außer Gold, wenig zu bieten hatte. Die Verzweiflung trieb mich fort, und je mehr Meilen zwischen uns lagen, desto mehr wurde mir bewusst, dass ich einen Fehler begangen hatte.“

„Du bist zurück und hast die Hochzeit verhindert?“, fragte Simon, lauschte aufmerksam, während Miguel das Messer ansetzte und kratzend die ersten Stoppeln verschwanden. Selbst in dem halbblinden Spiegel funkelten Miguels Augen.

„Oh nein. Ich wollte umkehren, ihr Glück zerstören, nur um sie mit mir zu nehmen, fort von ihm. Aber ich sah meinen Fehler ein: Ich habe sie besitzen wollen. Ungeteilt, einzig, ganz und gar meins. Ihre Wünsche erschienen mir weit weniger wichtig. Ich hätte sie nur zu gerne geraubt, in einen Käfig gesperrt und darin bewundert, in dem Wissen, dass sie Meins ist. Ein furchtbarer Gedanke, nicht wahr?“

Überrascht fuhr Simon zusammen, doch Miguel hatte das Messer ohnehin gerade zurückgezogen. Das klang ganz wie … Nein, an ihn wollte er gerade nicht denken.

„Das ist keine wahre Liebe, Simon. Ich war töricht, stolz und egoistisch. Aber meine Gefühle für sie waren so unglaublich stark. Nun, sie sind längst erkaltet. Der Schmerz ist zu einem fernen Jucken geworden, welches deine Gegenwart nahezu ganz verschwinden lässt.“ Sanft strich er mit zwei Fingern über die frisch rasierte Wange. „Wahre Liebe, sie brennt, sie lodert heiß und stark, und sie hat mir eines gezeigt: Liebe fesselt nicht, Liebe setzt frei. Du wirst immer wählen können, ob ich der Mann an deiner Seite sein darf oder es irgendwann ... ein anderer werden wird.“

Scharf sog Simon die Luft ein, sein Herz pochte mit einem Mal hart in der engen Brust. Unvorstellbar. Nein, das würde nie geschehen. Dieser Mann hatte alles für ihn getan, ihn von Jean befreit, von seinem Vater, ihm gezeigt, was Liebe war und Freiheit. Ihn von der Sünde erlöst und die Dämonen vertrieben.

„Niemals“, wisperte Simon erschüttert, packte Miguels Hand und zog sie an seine Lippen. Miguels Lächeln wirkte nachsichtig, das Brennen in den Augen anders als zuvor. Doch vielleicht war der Hauch von Traurigkeit darin auch dem Spiegel geschuldet.

„Mi amado“, wisperte er, küsste Simon auf das Haar. „Und nun verwandle ich dich zurück in jenen Engel. Unter diesem Bart muss er doch irgendwo verborgen liegen. Ich werde ihn schon noch freilegen. Halt still.“

 

Kapitel 3 Unter der Erde

 

 

Simons Lider flatterten. Das warme Wasser, die sanften Berührungen und gezielten Küsse, die Miguel in die Rasur einflocht, ließen ihn schaudern. Es schien nun, da die Flamme seiner Leidenschaft einmal entzündet worden war, dass sie wesentlich schneller Funken schlug und seinen Körper in Brand zu setzen vermochte als zuvor. Die Hitze kroch über seine Brust, regte sich im Unterleib und prickelte in den Fingerspitzen. Nur zu gerne hätte er Miguel auf die Koje gedrückt, sich über ihn geschwungen und seine Hände auf die wundersame Suche nach den empfindsamen Stellen seines Geliebten geschickt. Jeden Zoll dieser dunklen Haut wollte er berühren, die Muskeln beben spüren, die Kraft und Anmut versprachen. Miguel war faszinierend und er würde nie müde werden, ihn weiter kennenzulernen. So wie er jedes Detail seines Körpers erforschen durfte, so würde er auch die Seele dieses Mannes offenlegen.

„Auch wenn ich sehen kann, wie sehr dir meine Rasur gefällt, so fürchte ich doch, dass die Wände dieser Kajüte den Lauten unserer Leidenschaft nicht standhalten würden“, wisperte Miguel ihm ins Ohr, während er eine Hand schwer auf die beträchtliche Ausbuchtung in Simons Schoß legte und ihm ein gequältes Stöhnen entlockte. Die Hitze der Haut drang durch den dünnen Leinenstoff, ließ die Erektion ihr entgegen anschwellen und sandte Schauder über Simons Rücken.

„Dann wäre es sicher besser, du nimmst deine Hand von dort fort“, murmelte Simon, bezwang mühsam den Wunsch seiner Hüften, hochzustoßen, den Widerstand zu suchen.

„Meinst du? Mein stolzer Lord, habt Ihr keine Selbstbeherrschung gelernt?“ Das Rasiermesser glitt über Simons Wange bis hoch zum Ohr. Das schabende Geräusch kitzelte in jedem Nerv, der leichte Druck des Handballens gegen seinen Ständer erregte Simon noch weiter.

„Ich habe gründlich gelernt, keine Hand an mich zu legen“, raunte Simon zurück, legte den Kopf leicht seitlich, als das Messer erneut über die Wange kratzte. Augenblicklich hielt Miguel inne, seine Hand zog sich ein wenig zurück.

„Du hast dir keine Freude mit der Hand verschafft? Bei Gott, wie grausam!“, stieß Miguel perplex hervor. „Kein einziges Mal?“

Vorsichtig schüttelte Simon den Kopf, spürte ein anderes Brennen in den Wangen und Scham ihn mit düsteren Erinnerungen überschwemmen.

„Sünde“, wisperte er atemlos, ballte die bebenden Finger zu Fäusten. „Gott wird denjenigen strafen, der nicht zum Zwecke der Fortpflanzung seinen Samen vergießt. Bei Gott, ich habe mich so furchtbar dafür geschämt, als es die ersten Male im Schlaf passierte. Der Priester sagte, der Teufel sende seine Dämonen im Traum zu mir, um mich zu prüfen und ich müsse lernen, ihnen zu widerstehen.“

„Dummes Gewäsch! Diesem Priester stand sein eigener Samen gammelnd bis zum Hals. Ich könnte einen See füllen mit dem von mir lustvoll vergeudeten und Gott hat mich nicht einmal beachtet ob dieser Dreistigkeit. Der werte, oberste Hüter der Seelen hat ganz sicher anderes zu tun gehabt.“ Lachend strich Miguel das Messer ab, fuhr prüfend über Simons Wangen.

Unbehaglich rutschte Simon auf dem Stuhl nach hinten. Noch immer ängstigte ihn Miguels gotteslästerliche Zunge, die lässig all das aussprach, was man ihn so fürchten gelehrt hatte. Nicht einmal zu denken hatte er dergleichen gewagt, ein permanenter Zustand der Furcht vor sich selbst. Das war vorbei. Miguel bewies es ihm. Wenn Gott einen Mann wie ihn nicht strafte, der womöglich nahezu jede Sünde begangen, jedes Laster ausgelebt hatte, wovor fürchte er sich dann noch?

„Damals habe ich ihm geglaubt“, brachte er hervor, versuchte die Erinnerung an das harte Holz unter seinen Knien abzustreifen, an die Kälte, das unsagbar schmutzige Gefühl, während er auf dem Fußboden kniete und beichtete. Hatte er all das wirklich vergessen geglaubt?

„Simon.“ Finger hoben sein Kinn an, Miguel sank auf Augenhöhe herab, drückte seinen Kopf bestimmt zu sich herum, bis sie sich in die Augen sahen. Dunkle Augen. Wie in jenen Träumen. Miguel war die Verkörperung seiner Sehnsüchte, die real gewordene Gestalt jenes Dämons, der ihn immer wieder heimgesucht hatte, egal wie viel er dafür hatte erdulden müssen.

„Was ist damals geschehen?“ Nur ein Flüstern, eindringlich genug, um keinen Widerstand zu dulden. Auch wenn Simon dem Blick auszuweichen suchte, es gelang ihm nicht.

„Es ist lange her“, nuschelte er, nicht wirklich gewillt, die düstere Vergangenheit heraufzubeschwören, die ihn auch jetzt noch zittern ließ. Was Miguel selbstverständlich nicht entgehen konnte.

„Erzähle es mir.“ Das war kein Befehl, es schwang wahres Interesse mit, während Miguels Daumen über die weiche Haut am Kinn rieb. „Was lässt dich die Dunkelheit und das Eingesperrtsein so sehr fürchten?“

Erschrocken fuhr Simon zusammen, starrte ihn fassungslos an. Woher wusste er davon? Wie konnte er es wissen? Hatte Jean es ihm verraten? Wozu?

„Oh Simon, denkst du, diese Augen können nicht sehen? Denkst du, diese Ohren können nicht hören? Seit jenem ersten Moment deines Anblicks haben sie praktisch nichts anderes getan.“ Mild lächelnd zwinkerte Miguel ihm zu, sanft fuhr der Daumen über Simons Lippen. „Menschen genau zu beobachten und ihre Geheimnisse zu erfahren, gehört dazu, wenn man ein guter Dieb sein will. Sei es das Versteck einer Geldbörse oder das Verbergen von Gefühlen und Ängsten. Ich habe deine Blicke gesehen, wie sie an den Lampen hängen bleiben, das Beben deiner Finger, wenn das Licht zu verlöschen drohte. Das Flackern in deinem Blick, wenn eine Tür sich schließt. Und ich habe natürlich auch deinen gemurmelten Träumen gelauscht. Was fürchtest du in der Dunkelheit?“

Keuchend holte Simon Atem, gefangen in dem harmlosen Griff, in der vollen Aufmerksamkeit und in der Anteilnahme Miguels. Die Kehle war eng, sein Herz pochte schmerzhaft und Kälte kroch wie an einem kalten Wintertag über seine Schultern. Oh Gott! Er hatte all diese Ereignisse doch wirklich nahezu verdrängt. Würde es ihnen nicht zu viel Macht geben, sie lebendig werden zu lassen? Würden sie geballt über ihn herfallen?

Er erinnerte sich. An den Priester, dessen Namen indes nicht. An seine Augen, an die Kälte und Selbstverständlichkeit, mit der er die Strafen vollzog. An die Sorge seiner Mutter und der Gouvernante. Wie ernst sie genickt hatten. Ja, es war notwendig. Nur so würde er auf dem rechten Weg bleiben. Und er erinnerte sich an seine Hilflosigkeit, die Zweifel, die Panik, die ihn zu überwältigen drohte und von der er sich dennoch nichts anmerken lassen durfte. Kein Flehen, kein Bitten, keine Furcht zeigen. Ein Fenderwick klagte nicht. Ein zukünftiger Lord gab sich keine Blöße. Ertragen, stark sein, dem teuflischen Einfluss trotzen.

„Simon! Sieh mich an. Atme ruhig. Nichts wird dir geschehen.“ Hart drang Miguels Stimme durch die geballte Wucht der Erinnerungen, wischte das längst verhallte Geräusch der Tür fort, die ins Schloss fiel, des Schlüssels, der umgedreht wurde und das Zeichen für die Dämonen war, sich auf ihn zu stürzen. Gierig sog Simon die Luft ein. Sein Hals war so eng, als ob er gewürgt worden wäre, kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn.

Schwarze Augen blickten ihn an. Nicht voller Hass und Häme, sondern durchdringend, besorgt wirkend. „Geht es dir gut? Du musst es mir nicht erzählen. Es hat Zeit, es ...“

„Nein. Es schwärt schon zu lange in mir. Ungesagt. Bei Gott, Miguel, ich hatte einen Teil davon längst vergessen geglaubt. Aber das ist er nicht. Ich erinnere mich und ...“ Noch einmal sog er die Luft ein, sammelte seinen Mut und stellte sich den Dämonen.

„Da war dieser Priester meiner Mutter, er war schon älter, die Stirn und Schläfen ganz licht. Ich habe ihn immer gefürchtet, dachte, Gott sieht prüfend durch seine Augen. Wenn er in unserer privaten Kapelle predigte, gestikulierte er immer sehr wild, seine Stimme schwankte von dunkel bis ganz grell und seine Worte konnten die Hölle lebendig werden lassen“, begann Simon stockend, spürte das weiche Streicheln von Miguels Finger an seiner Schulter, während der Griff um sein Kinn unverändert blieb. Bei Gott, wie sollte er Worte finden, die beschrieben, welche Qualen seine Seele erlitten hatte? Nicht einmal seiner Mutter hatte er je davon zu berichten gewagt. Es war Gottes Wille. Wie hätte er das je anzweifeln können?

„Als es mir das erste Mal passierte, dass ich feucht im Schritt erwachte, da hat er mir in der Beichte erklärt, dass ich nun zum Manne reifen und Gott mich würdig genug befinden würde, geprüft zu werden. Nur die Starken testet er auf diese Weise, hat er mir erklärt und ich sei ein Fenderwick, ich müsse standhaft sein und dem Namen meines ehrenwerten Vaters gerecht werden.“

Die Hand auf seiner Schulter rutschte zum Hals, Miguels warmer Atem, versetzt mit einem Hauch Alkohol, hüllte ihn ein. Die Kälte konnte er nicht vertreiben.

„Dann kamen diese Träume dazu. Und er sagte mir, es seien Dämonen, die der Teufel in Verkleidung sende. Ruchlose Dirnen, die mich verführen wollten. Nur, es waren gar keine … Frauen. Er wollte, dass ich sie ihm beschrieb, dass ich jedes Detail beichtete. Oh Gott, natürlich wusste ich, wie furchtbar die Sodomie ist. Ebenso die der lügnerischen Zunge. Ich … Wie entsetzlich habe ich mich geschämt.“

Wie damals drohte die Verzweiflung ihm die Kehle zuzuschnüren, ihn ersticken zu lassen. Gefangen zwischen der Qual der Beichte und dem Bewusstsein, dass die Lüge eine ebensolche Sünde sei. Hatte er doch damals wirklich geglaubt, der Priester würde ihm helfen wollen.

„Du hast es ihm wirklich erzählt“, stellte Miguel fest, klang leicht verwundert, schüttelte den Kopf. „Du hast ihm gebeichtet, dass es Männer waren, die deine Fantasie zum feuchten Höhepunkt brachten? Oh Simon!“

„Natürlich. Ich beichtete die Träume der Wahrheit gemäß, beschrieb die Bilder und sündigen Gedanken, die mich heimsuchten. Alles wollte er wissen, jede Kleinigkeit musste ich ihm beschreiben.“ Abermals rang Simon nach Luft, fühlte sich zurückversetzt in die kleine Kammer, in die ihn der Priester befohlen hatte. „Dann unterrichtete er meine Gouvernante und meine Mutter. Ich musste vor ihnen wiederholen, was ich geträumt hatte. Ich brachte die Worte kaum über meine Lippen. Sie wirkten so entsetzt und enttäuscht, ich wäre am liebsten im Höllenschlund versunken und im Fegefeuer verbrannt.“

Keuchend holte er Luft, schauderte und griff Halt suchend nach Miguel. „Der Priester erklärte, sie sollten sich keine Sorgen machen, Gott wüsste, wie stark ich sei, dass ich widerstehen könnte und er mir mit seiner Hilfe diese Sünden schon austreiben würde. Für jede Verfehlung musste ich danach in diesen engen Raum, ein alter Schacht, in die Erde gegraben und mit Steinen ausgemauert.“ Das Zittern übermannte ihn, seine Fingernägel gruben sich in Miguels Unterarm, der indes nicht zurückwich, nicht einmal zeigte, dass er den Schmerz spürte.

„Unter der Erde sei ich der Hölle am nächsten, erklärte der Priester. Dort, und nur dort, könne ich die Dämonen und den Teufel besiegen. Und damit ich das auch verstand ...“ Die Stimme stockte ihm, die Worte verloren sich beinahe in der Furcht der Erinnerung. Verflucht sollten seine Gefühle sein. Er war erwachsen, längst zum Mann gereift, dennoch ließen sie ihn beben wie damals, als er noch ein Kind gewesen war.

Diese rauen Wände, die nicht nachgeben wollten, egal wie sehr er die Fäuste und Füße dagegen hatte prallen lassen. Das unnachgiebige Holz der Tür, die den letzten Schimmer Licht mit sich nahm, sobald sie zufiel. In seiner Panik hatte er den harten Lehmboden mit den Fingern aufzukratzen versucht. Kein Ausweg. Kein Entkommen vor den Schmerzen, der Angst, den unsichtbaren Augen, den nur in seinem Kopf wispernden Stimmen und der Scham.

„Die ersten Male hat er mich mit dem Gürtel geschlagen.“ Scharfer Schmerz, der ihm die Tränen in die Augen trieb. Das furchtbare Geräusch, wenn das Leder durch die Luft pfiff. Die Lippe hatte er sich blutig gebissen, nur um keinen Schmerzlaut entkommen zu lassen. Ein wahrer Mann ertrug Schmerzen tapfer.

„Dann mit einem Stock. Manchmal waren die Schläge so hart, dass ich mehrere Tage nicht sitzen, noch mich anlehnen konnte. Und dennoch kamen die Träume immer wieder. Trotz der Schläge, trotz der Gefangenschaft in der totalen Dunkelheit.“ Zögernd schluckte Simon, erinnerte sich nur zu gut an seine Verzweiflung, gefangen in dem unerfüllbar scheinenden Wunsch, keine der Sünden mehr zu begehen.

Ja, er hatte sogar vor der einen großen Sünde gestanden. Dort auf den Felsen an der Steilküste, das tosende Meer unter sich, das mit Macht gegen die Steine donnerte. Es wäre nur ein Schritt hinaus gewesen, ein tiefer Fall und ewige Verdammnis. Wenn ihm sein Leben auf Erden schon wie die Hölle erschien, wie viel schlimmer würde es dort werden, wenn er sie nach einem Freitod betrat? Genau diese Überlegung hatte ihn davon abgehalten und weiter ertragen lassen.

„Was geschah? Hat deine Zunge letztlich das Lügen gelernt? Wie bist du der Tortur entkommen?“, fragte Miguel, noch immer vor ihm hockend.

„Nein, natürlich nicht. Ich … Es wurde nicht besser, ich konnte die sündhaften Gedanken nicht loswerden. Viermal prügelte er mich bis zur Bewusstlosigkeit und dann …“ Unwillkürlich musste Simon lächeln. Und es fühlte sich nun, nach all den Jahren, befreiend an, nicht falsch.

„Der Priester erlitt einen Unfall. Eine der Glocken in dem Turm neben der Kapelle fiel herab und erschlug ihn.“

„Gottes gerechte Strafe. Schau nicht gleich wieder pikiert. Genau das wirst du auch gedacht haben“, stieß Miguel hervor, machte eine entsprechende Geste vor seiner Kehle und ergänzte: „Dieser Bastard hätte mir vor ein Messer kommen sollen. Auch wenn ich noch nie jemanden getötet habe, er hätte es verdient gehabt.“

„Ich kann nicht verleugnen, dass sein Tod Erleichterung auslöste. Und ein schlechtes Gewissen, dass ich so denken konnte. Der neue Priester, der zu uns kam, hielt nichts von den Methoden seines Vorgängers. Wenn die Schläge und das Einsperren meine sündigen Gedanken nicht hatten vertreiben können, dann würden es Gebete tun, meinte er. Also ließ er mich beten. Wieder und immer wieder. Er gab mir ein Amulett mit einem Kreuz daran, das ich küssen sollte, wann immer ich das Gefühl hatte, ich müsse Gott nahe sein. “

„Hat es geholfen?“

Durch Simons enge Kehle brach ein lachender Laut, der die Beklommenheit sprengte, die seine Brust wie eine Fessel umgeben hatte.

„Nicht wirklich. Aber ich bat Gott in jedem meiner Gebete um Verzeihung und er ersparte mir die Dunkelheit“, schloss Simon, legte seine Hände auf Miguels Schultern. Die Kälte war fort, die Erinnerungen blasser geworden.

„Hat Jean es dir abgenommen? Ich weiß, er hasst diese Dinger, wie er alles hasst, was mit Gott und Kirche zu tun hat. Er hätte diesem Priester den verdienten Tod gegeben. Langsam und grausam genug, damit er sich bewusst geworden wäre, was er dir angetan hat, mi amado“, stieß Miguel empört hervor.

„Ich kam dem Wunsch meines Vaters nach und schiffte mich nach Saint Ibell ein. An dem Tag, als wir die Küste der Neuen Welt erstmals erkennen konnten, da habe ich es über Bord geworfen. Ich war sicher, es nicht mehr zu benötigen, ein neues Leben zu beginnen“, erklärte Simon, konnte sich plötzlich des Gedankens nicht erwehren, dass es das Meer war, das sein Amulett verschlungen hatte. Jenes Element, was Jean über alles liebte. Hatte seine achtlose Geste womöglich erst all diese Ereignisse in Gang gesetzt? Nein, das war Aberglaube. Er fing schon an, diese lächerlichen Geschichten ernst zu nehmen, die die Bukaniere sich so gerne erzählten.

„Und das hast du“, erklärte Miguel in dem Brustton der Überzeugung, legte seine warmen Hände auf Simons Oberschenkel und lächelte ihn an.

„Ja. Wenngleich ich nicht davon ausgegangen war, in den Fängen der Piraten zu landen und um ein Haar einer von ihnen zu werden.“

„Och, du wärst nie einer von ihnen geworden. Dir fehlt die angeborene Ruchlosigkeit. Deine Fertigkeiten lassen da noch in dem einen oder anderen Punkt zu wünschen übrig. Besonders was deine Zunge und Lippen betrifft. Ja, erröte nur, mein hübscher Lord, dieses Mal meine ich indes etwas anderes.“ Kurz blitzte Miguels Zungenspitze zwischen den Lippen hervor, als er sich ein wenig vorbeugte, die Hände näher an Simons Schritt schob. „Du musst lernen, diese zu beherrschen und manchmal auch zu schweigen, wenn du schon nicht lügen kannst. Über deine Lippen sollte stets nur kommen, was jeweils nötig ist.“

Härter pochte Simons Herz in seiner Brust, die Daumen drückten sich in die Muskeln seiner Oberschenkel, dicht, ganz dicht an seinen Genitalien. Die Hitze schoss zurück in seinen Leib, drängte ihm ein lusterfülltes Stöhnen über die Lippen.

„Genau das meine ich.“ Süffisant lächelnd, schob sich Miguel dichter heran, nahm eine Hand fort und legte sie auf Simons Mund. „Dann schauen wir mal, wie leise du sein kannst, wenn es nötig ist.“

 

Kapitel 4 Mit eigener Hand

 

Verdammt, Miguel meinte das ernst. Fest presste sich die Hand auf seinen Mund, während die andere sich an den Bund seiner Hose legte, Miguel sich zwischen seine Beine schob. Halbherzig versuchte Simon, ihn aufzuhalten, sein Körper indes wollte dies, all jene so lange unbefriedigten Gelüste übermannten ihn. So viele Träume, ohne je wirklich zu wissen, wie es sich anfühlen würde und dann erleben zu können, was wahre Lust bedeutete, welche Freuden sich Männer wahrhaftig schenken konnten. Einmal von dem Nektar gekostet und er war süchtig geworden. Insofern hatte der Priester die Wahrheit gesagt.

Das kurze Stöhnen prallte gegen die Hand, die ihm sicher den Mund verschloss, als seine Hose geöffnet wurde, Finger sich tastend unter den Stoff schoben.

„Hm, da ist es dir schon einmal nicht gelungen“, bemerkte Miguel, die Zunge fuhr über seine Lippen. Wie er ihn von unten, zwischen seinen Beinen kniend, ansah, machte es Simon verdammt schwer, Stillschweigen zu bewahren. Unmöglich wurde es, als Miguel den Kopf neigte, seinen Atem über den Stoff blies, dort, wo seine Hand Simons Erektion umfasst hatte. Kurz berührten Lippen den rasch anschwellenden Schaft, dann machte Miguel einen missbilligend schnalzend klingenden Laut und zog sich zurück.

„Mir scheint, du genügst nicht einmal den geringsten Anforderungen, mein junger Lord“, brummte er milde lächelnd, stützte sich mit beiden Händen auf Simons Oberschenkeln ab und erhob sich.

Was tat er? Wollte er wirklich nicht fortfahren? Mit fest zusammengepressten Lippen starrte Simon ihn flehend an. War Miguel wirklich von ihm enttäuscht? Hart schluckte Simon, kam sich plötzlich lächerlich und anmaßend vor, wie er hier breitbeinig saß und erwartete, dass Miguel seine Lust befriedigte. Beschämt senkte er das Haupt, wollte mit fahrigen Fingern seine Hose schließen, als Miguel seine Handgelenke packte und sich über ihn beugte.

„Nein. Es gibt rein gar nichts, wofür du dich schämen musst. Die Lust ist in dir, sie ist ein Teil von dir. Ich habe sie lediglich geweckt und du selbst wirst sie dir erfüllen. Komm, steh auf.“ Energisch zog er Simon hoch, riss ihm mit einem Ruck die Hose herab. Instinktiv wollte Simon seine Blöße bedecken, umso mehr, als er nun einen respektablen Ständer hatte. Auch dies ließ Miguel nicht zu, packte seine Hände und nahm sie hoch, hauchte auf jede davon einen Kuss.

„Die rechte Hand. Benutze sie.“ Auffordernd nickte er nach unten. Sein Atem kam flach und schnell und auch unter dem Stoff seiner Hose zeichnete sich eine deutliche Erregung ab.

Zögernd ließ Simon seine Hand sinken, die Finger berührten den Oberschenkel, doch er vermochte sie nicht gleich um seine Erektion zu schließen. So lange verboten, so lange Teufelswerk. Er spürte jeden der Schläge auf seinem Rücken brennen, erwartete den scharfen Schmerz, wusste, dass die Tränen erst laufen durften, wenn die Dunkelheit ihn umklammerte.

„Simon, fass dich an“, befahl Miguel, führte seine Hand, während die dunklen Augen keinen Widerspruch duldeten und zugleich wie ein helles Licht wirkten, dem er nur folgen musste. Einfach vertrauen.

Mit einem leicht keuchend klingenden Laut legte Simon seine Finger um den Schaft, spürte weiche Haut, unter der das Blut pulsierte, Wärme, die in Wellen durch seinen Körper lief. Dies war anders, als wenn er beim Waschen das Tuch oder einen Schwamm darüber gleiten ließ. Und Miguels Nähe tat ihr Übriges.

„Sehr gut so. Fester zupacken. Und nun bewegen. Auf und ab. Ist das gut?“ Feuchte Lippen küssten seine Antwort fort und erneut verschlossen Miguels Finger seinen Mund, während er hinter ihn trat, die andere Hand sich auf Simons Oberschenkel bewegte.

„Leise, beherrsche dein Stöhnen, mein schöner Lord. Nicht so zaghaft. Stell dir vor, es sei meine Hand. Würde ich dich berühren, wie ein scheues Mädchen ein ekliges Getier? Simon, dies ist ein Geschenk von Gott an dich. Er hat dich zu einem Mann gemacht und dir einen Penis gegeben, der äußerst empfindsam ist, der dir wundervolle Lust bereiten kann. Wie könnte dies falsch sein?“

So sehr sich Simon bemühte, ein winziges Stöhnen entfloh, wurde von der Hand abgeblockt, als Miguels Finger seine Hoden umschlossen. Bei Gott ja, dort war er empfindsam. In seinem Kopf vernahm er die verhasste Stimme des Priesters, spürte dessen missbilligenden, abfälligen Blick. Er zögerte, kämpfte und schob trotzig das Kinn vor, während seine Finger fortfuhren. Niemand bestimmte aus dem Grab über ihn und sein Leben. Es gehörte ihm. Und auch wenn es widersprüchliche Gefühle auslöste, sich selbst anzufassen, dieselben Bewegungen zu machen, die Miguel nutzte, so war es dennoch ein überaus stimulierendes Erlebnis.

Zunächst eher ein Streicheln, dann umfasste er sich stärker, spürte sein Glied anschwellen, mehr verlangen, während sich das Kribbeln vom Unterleib aus über den ganzen Leib ausbreitete. Oh wie empfindlich seine Eichel war, wie sehr es ihn schaudern ließ, wenn er den Daumen mit nur mäßigem Druck über die kleine Öffnung gleiten ließ, aus der zähe Tropfen quollen. Tief sog Simon seinen eigenen Duft ein, schloss die Lider und erlaubte sich zum allerersten Mal, sich von der Lust leiten zu lassen. Wenn seine Bewegungen zaghaft wurden, wurde es auch Miguels Griff, wurde er schneller und energischer, so massierte auch Miguel ihn stärker. Unterdessen platzierte er einen Kuss nach dem anderen auf Simons Wangen, seinen Nacken, die Ohren und den Ansatz des Rückens, wisperte spanische Worte, voller Zärtlichkeit und Begehren.

Immer schneller wurde Simon, das süße Ziehen seiner Lenden nahm zu, die Bewegungen wurden unkoordinierter. Immer öfter blockte die Hand seine Laute ab, brachte ihm zu Bewusstsein, wo sie sich befanden, dass ihr Tun nur ihnen alleine gehörte. Wenn ihn derlei Gedanken zuvor abgeschreckt hatten, steigerten sie nun sogar sein Empfinden. Längst hatte Miguel seine Hand auf Wanderschaft über seinen Leib geschickt, den Weg unter das Hemd gefunden, die Finger widmeten sich Simons Brustwarzen.

Wild jagte sein Herz, zuckte er zusammen, wenn ein kurzer Schmerz durch das Kneifen sich zu den Empfindungen addierte. Lippen saugten an seinem Nacken, die Finger vor dem Mund bebten unter derselben Erregung, die er verspürte, und Miguel rieb sich immer stärker an ihm, nahm indes keine Hand fort.

Es war wie eine Umarmung, er stützte ihn, er bestärkte mit seinem Körper, was Simon empfand. Sein herber Geruch, die Nähe, der heiße Atem, das Wissen, dass er für ihn da war. Bereit, ihn zu halten, ihn aufzufangen, ihn zu begleiten. Fern jeder Dunkelheit.

Der Schmerz alter Schläge verblasste, die Stimme, die ihn gemahnte, verhallte, die Dunkelheit vermochte nicht länger, ihren giftigen Atem in ihn dringen zu lassen. Nichts konnte falsch sein, was sich derart atemberaubend anfühlte.

„Du machst das sehr gut. Bald schon wirst du genauer wissen, was dir besonders gefällt. Bei jedem Mal wird es leichter und besser werden. Ich werde dich so viel lehren. Simon ...“ Sein Name war gehaucht, erfüllt mit Sehnsucht. „Ich werde dich hören wollen. Wie dieser verteufelte Priester. Jede deiner Fantasien. Jedes Detail, alles, was deinen Leib in Ekstase versetzt und deine Träume feucht werden lässt. Und, mein wundervoller Lord, ich schwöre dir bei meiner nicht vorhandenen Ehre, ich werde jede dieser Fantasien umzusetzen wissen.“

Kein echtes Bild, nur eine vage Reihe von Empfindungen und Situationen. Mit voller Wucht brachen sie über ihn herein. Allein der Gedanke, diese Fantasien Miguel gegenüber zu artikulieren ...

Simon stöhnte, krümmte sich, stieß in seine Hand. Das Feuer entlud sich, die dunklen Augen, die diese Fantasien stets begleitet hatten, schossen Flammen in seine Körpermitte, ließen den Samen hervorschießen. Saugende Lippen, heiße Küsse, ein Arm, der um seine Hüfte geschlungen wurde, eine Hand, die jeden seiner Laute machtvoll unterband. Der Orgasmus war heftig und seine Hand wollte nicht aufhören, umschloss den Ständer so lange, bis jede der Wellen abebbte, die Spannung nachließ, der letzte Tropfen den Weg hinausgefunden hatte.

„So ist es gut und richtig. Und sieh: Kein Gott, der einen Blitz niedergehen lässt. Nicht einmal ein Sturm. Dabei ist das so viel vergeudeter Samen. Zum Teufel auch! Auf dem Tisch, am Boden. Schau, du hast sogar den Spiegel getroffen.“ Lachend hielt Miguel ihn, löste endlich die knebelnde Hand und umschlang ihn mit beiden Armen, zog Simon ganz eng an sich und vergrub das Gesicht in der seitlichen Halsbeuge.

Noch immer heftig atmend folgte Simon mit dem Blick der Spur seines Ergusses und musste tatsächlich leise lachen. Es stimmte, wie Miguel, wie Jean es schon gesagt hatte: nichts geschah. Gott zürnte nicht.

„Was ist mit dir?“, brachte er hervor, erinnerte sich an Miguels reibende Bewegungen, hatte augenblicklich das Bedürfnis, ihm zurückzugeben, was er ihn erleben hatte lassen.

„Mein Samen wurde ebenfalls reichlich vergeudet, und ehe ich wieder an Deck gehe, sollte er noch etwas trocknen oder ich muss eine jener schönen neuen Hosen nehmen, die mir perfekt stehen“, brummelte Miguel, lockerte seinen Griff etwas, sodass Simon sich herumdrehen konnte. Ein Kuss traf seine Nasenspitze.

„Es sei dir versichert, dass ich beim nächsten Mal durchaus gerne deine Dienste in Anspruch nehmen werde und deine Zungenfertigkeit Gelegenheit bekommen wird, sich zu verbessern.“

„Denkst du denn, du kannst dein Stöhnen beherrschen?“, gab Simon flüsternd zurück, sich plötzlich wieder bewusst, wie leicht man sie hören könnte. Und Miguel war für gewöhnlich alles andere als leise. Spontan grub er seine Hände in Miguels schwarze Haare, fixierte ihn.

„Nun, gegebenenfalls wirst du dich eines Knebels bedienen müssen. Mir kommen viel zu oft Dinge über die Lippen, die andere nicht hören wollen“, raunte Miguel grinsend zurück, schloss die Lider genießerisch, als Simon ihn küsste. „Besonders Priester scheinen mit meinen Worten des Öfteren ihre Probleme zu haben. So einer wie dein damaliger Folterknecht wäre mir gerade recht gewesen. Ein Ruf ist schnell zerstört.“

„Das wäre auch nicht rechtens gewesen“, wandte Simon ein, wusste, dass er dafür ein belustigtes Schnauben ernten würde und konnte dennoch nicht anders denken.

„Darf ich Euch reinigen, mein Herr? Wie der folgsame Diener, der ich sein soll?“, wisperte Miguel gegen die Lippen, schmunzelte auf seine besondere Miguel-Weise, als Simon nickte. Anstatt nach dem Lappen in der Waschschüssel zu greifen, sank Miguel erneut auf die Knie, schaute noch einmal nach oben, ehe seine Zunge hervorschnellte und mit langen Strichen über das erschlaffte Glied, die Innenseiten der Beine und den Bauch glitt, um jedes bisschen seines Samens zu erwischen. Fasziniert, zugleich abgestoßen wie angezogen, schaute Simon ihm zu und konnte nicht umhin, ein erneutes Prickeln zu spüren.

Bei Gott, Miguel war Versuchung pur. Ja, er mochte ein Dämon sein, oder zumindest viel Dämonisches an sich haben, aber genau das war es, was ihn so an ihm anzog. Verrucht, schamlos, weit weg von allen religiösen Zwängen. Ein Verführer und Befreier.

„Ah, ihr schmeckt so köstlich, mein süßer Lord. Es ist so eine Vergeudung, all jenen Saft zu verspritzen. Ich wüsste schon, was du stattdessen ...“ Miguel erhob sich, leckte über Simons Kinn und die Lippen, ließ ihn den bitter salzigen Geschmack kosten. „... damit füllen könntest.“

Augenblicklich zuckte Simon zusammen, riss die Augen auf und hatte das Gefühl, sein Herz würde aussetzen. Meinte Miguel, was er dachte? Oh Gott, natürlich hatten seine Fantasien dergleichen beinhaltet, wenngleich er erst in der letzten Zeit konkretere Vorstellungen von der eigentlichen Ausführung bekommen hatte.

„Oh ja, genau das. Du wurdest als Mann erschaffen, dein Penis dafür, sich tief in ein Loch zu versenken“, wisperte Miguel ganz nahe an seinem Ohr. „Sei versichert, dass ich es kaum erwarten kann. Allerdings fürchte ich, es wird wahrhaftig warten müssen, bis wir die spanische Küste erreichen. Ich will keinen Grund haben, mich zurückhalten zu müssen. Oder du dich.“

Schwer schluckte Simon, versuchte die Bilder, die der Gedanke mit sich brachte, zu verdrängen, ehe er noch über Miguel herfallen konnte. Teufel auch, das war schwer, diese Vorstellung derart erregend und lustvoll. Zuvor war er sich sicher gewesen, dass Miguels Vergnügen eher darin lag, ihn zu nehmen, und das hatte ihm Lust bereitet, daher fand er nichts daran, es als gegeben hinzunehmen. Dass Miguel wünschte, er würde ihn nehmen, versetzte ihn hingegen in Aufregung und machte ihn des Weiteren unglaublich stolz.

Aber sicher, wenn er so darüber nachdachte: Jean und Miguel hatten beieinandergelegen und Jean war doch sicher nicht derjenige, der sich beglücken ließ.

„Hat … Hast du … Habt ihr ...“ stammelte Simon, wusste partout nicht, wie er es formulieren sollte. Da war es wieder. Alleine dergleichen auszusprechen, wollte ihm seine Erziehung verbieten. „Du und Jean. Wie … ?“ Es wollte nicht gelingen. Die Vorstellung war zu erotisch. Diese beiden Männer. Wie sie beieinanderlagen. Der heißblütige Spanier, der kühle Franzose. Simon schauderte, sein Unterleib regte sich prompt. Hatte er sich gerade vorgestellt, wie er zwischen beiden zu liegen kommen würde? Nein! Das war ganz sicher nichts, was er sich weiter ausmalen sollte. Und gewiss keine der Fantasien, die er Miguel berichten würde. Wie konnte er das nur denken?

„Oh ja. Das war eine wahrhaft heiße Zeit. Jean hat gewisse Vorzüge, und er ist ganz sicher jemand, der weiß, wie er seine Gottesgabe zustoßend einsetzen kann.“ Grinsend verdrehte Miguel die Augen, machte eine sehr bildliche Geste mit Finger und Hand. „Zum Teufel auch, ich glaube, ich war überall wund und kam kaum aus der Koje.“

„Oh!“, entkam es Simon, dem nicht nur die Wangen brannten. Die Hitze überlief seinen ganzen Leib, wie Feuerfunken auf der Haut. Seine Fantasie war eindeutig zu lebendig geworden.

„Oh! Ja, so etwas in der Art habe ich auch gesagt. Glaub ich. Mein Hals war recht rau. Teufel auch, ich hatte schon einige Liebhaber, doch niemanden wie Jean Baptiste Ledoux!“ Lasziv biss sich Miguel in die Unterlippe. „Um auf deine unausgesprochene Frage zurückzukommen: Es gibt wenig bis nichts, was wir nicht ausprobiert hätten. Da hast du etwas, was deine Fantasien in den Schatten stellen oder wahlweise auch anregen kann.“ Verdammt! Simon entkam der Atem stoßweise. Dank dieser Andeutungen würde seine Fantasie ganz sicher angeregt werden, und nicht gerade nur in seinem Sinne. Er wollte doch nicht mehr an Jean denken, nicht daran, wie verführerisch er war, oder gar wie er Miguel verführt hatte.

„Denkst du …?“ Betont langsam atmete Simon aus, versuchte sich aus den Fallstricken seiner sexuellen Fantasien herauszuwinden. „Glaubst du, er wird weiter versuchen, mich zu … finden?“

Miguel schnaubte, fuhr zärtlich durch Simons Locken, drehte eine davon in nahezu derselben Manier um seinen Finger, wie Jean es getan hatte. Da war wieder dieses seltsame Funkeln von Traurigkeit in seinen Augen, die Schultern versteiften sich kaum merklich. „Natürlich wird er das. Jean ist besessen von dir. Deiner Reinheit, deiner Unschuld. Du bist all jenes, was er nicht ist. Ein Ideal, nach dem er greifen und es festhalten möchte. Bis zum letzten Atemzug wird er versuchen, deiner habhaft zu werden. Vielleicht sogar über den Tod hinaus.“

 

 

 

Kapitel 5 Vom Wind getrieben

 

Der Wind hatte aufgefrischt, blies Simon mit seiner herben, salzigen Note den Duft von Seetang ins Gesicht. Das Schiff schoss nur so über die Wellen, die großen Segel gebläht, während in den Wanten die Seemänner hantierten und Befehle gebrüllt wurden.

Es schien, als ob der Wind auch das letzte bisschen Übelkeit fortgeblasen hatte. Oder Miguels besondere Behandlung hatte dies erledigt. In jedem Fall fühlte Simon sich gut, hielt das Gesicht in die schäumende Gischt, die über die Reling getrieben wurde und ihm glitzernde Tropfen entgegenschleuderte. Das Heben und Senken des Schiffes hatte etwas Vertrautes, und auch wenn sein Gang noch ein wenig unsicher war, spürte er dieselbe Spannung wie auch auf Jeans Schiff, wenn es Fahrt aufnahm, wie ein rassiges Pferd seine Sprünge verlängerte, dahinjagte, getrieben vom Wind. Es war tatsächlich ungewohnt, nur zuzusehen, kein Teil des Treibens zu sein.

„Spanien, Heimat! Wir kommen geflogen.“ Miguel lachte in den Wind hinein, breitete die Arme aus, als ob er die Elemente umarmen wolle, kletterte kurzerhand in die Wanten und riss sich den Hut vom Kopf. Der Wind blies seine schwarzen Haare zurück, ließ sie flattern wie ein lebendiges, ungezügeltes Wesen.

Heftig pochte Simons Herz, quoll über vor Gefühlen beim Anblick dieses herrlichen Mannes in seiner wilden Schönheit. Miguel war impulsiv, leidenschaftlich und dazu auch noch empathisch. Nie hatte er jemanden wie ihn erlebt. Hinter der rauen Schale eines gemeinen Diebes verbarg sich so viel mehr.

„Schaut nur, mein Herr! Hier kommt Euer Ehrengeleit!“ Aufgeregt wedelte Miguel mit seinem Hut und dann sah Simon sie auch schon: grauschwarze Schatten, die neben dem Schiff durch die Wellen schossen.

„Wusah! Da fliegen sie!“, brüllte Miguel, tanzte beinahe auf den dünnen Seilen, während neben dem Schiff die Delfine aus dem Wasser sprangen, als ob sie sich tatsächlich von ihm anfeuern lassen wollten.

Begeistert lehnte Simon sich über die Reling, konnte sich kaum sattsehen an dem Anblick der herrlichen Meeressäuger, die so geschmeidig schwammen. Was für Sprünge sie vollführten. Als ob sie wahrhaftig fliegen könnten, ihre Flossen kurzfristig gegen Flügel austauschen würden.

„Ein wirklich gutes Omen“, rief ihm der Kapitän González vom Steuerrad aus zu, wo er wohl den Kurs angegeben hatte. „Sie treiben die Wellen an und halten alle bösen Geister von uns fern. Schaut, wie sie Euch grüßen, Eure Hoh..., äh, Eure Lord..., werter Herr.“

Simon lag eine Entgegnung auf der Zunge, die Delfine strahlten jedoch so viel übermütige Freude und Euphorie aus, dass er sie kurzerhand hinabschluckte und lächelnd nickte, als González zu ihm herabkam.

„Ein günstiger Wind. Und meine „Belleza de la Madera“ ist eins der schnellsten Schiffe, die je diese Wellen gepflügt haben“, erklärte er mit vor Stolz geschwellter Brust. „Ich sehe, die Farbe ist in Eure Wangen zurückgekehrt. Wenn Euer Magen es verträgt, dann lasse ich den Schiffskoch eine Mahlzeit anrichten, die Ihr und Euer musikalisch so begabter Diener mit unserem anderen Passagier, Señor Carrasco, sehr gerne in meiner bescheidenen Kajüte einnehmen dürft. Wenn es Euch genehm ist.“ Unterwürfig neigte er sein Haupt, wollte sich ganz verbeugen und besann sich hastig.

„Es wäre mir eine Ehre, Señor González“, erwiderte Simon, sich bewusst, dass es auch hier an Bord gewisse Etiketten gab, an die er sich halten musste. Zwar war ihm nicht wirklich nach dieser Gesellschaft, es tat jedoch sicher gut daran, sich des Wohlwollens dieses Mannes zu versichern. Zudem war er nun auch etwas neugierig auf den anderen Passagier, von dem er noch nichts gesehen hatte. Offenbar war dieser in seiner Kajüte und genoss nicht das Schauspiel an Deck.

„Und mir erst, Eure Ho... Verzeiht, ich werde den Koch sofort unterrichten.“ Eilig wandte sich González ab und eilte unter Deck. Mit einem Satz landete Miguel neben Simon, die Haare zerzaust, die dunklen Wangen wirkten leicht gerötet, die Augen sprühten nur so vor Lebensfreude und Übermut. Beinahe rechnete Simon damit, dass er ihn ergreifen und mit ihm über das Deck tanzen würde. Nichts dergleichen geschah und wäre ganz sicher auch nicht angebracht gewesen.

„So sehr ich die würzige Erde meiner Heimat liebe, die den besten Wein von allen hervorbringt, voll süßer Schwere und süffiger Eleganz, so sehr liebe ich das Meer, wenn es mich einem Vogel gleich auf den Planken eines solchen Schiffes dahinfliegen lässt“, sprudelte Miguel hervor.

„Nun, da mein Magen seinen angestammten Platz eingenommen hat, kann ich dieses Gefühl durchaus nachvollziehen“, erklärte Simon. „Der Kapitän hat gerade behauptet, dies sei eins der schnellsten Schiffe in diesen Gewässern. Ich hoffe, das stimmt.“

„Oh, mein schöner Lord, denkt Ihr noch immer an den französischen Schatten? Ich hoffe doch sehr, dass ich ihm genügend falsche Fährten gelegt habe, dass er nicht einen Gedanken daran verschwenden wird, wohin wir unterwegs sind. Denn leider muss ich sagen, verfügt unser rachsüchtiger Freund ganz sicher über eins der schnellsten Schiffe und ich möchte meinen Bart nicht darauf verwetten, welches davon die Jagd gewinnen würde, sollte es dazu kommen.“

„Großartig“, murmelte Simon, plötzlich leicht bedrückt, und schaute sich instinktiv sichernd um. Nein, weit und breit war kein anderes Schiff zu sehen.

„Suche keine Schatten, wo keine sind“, mahnte ihn Miguel augenzwinkernd. „Lass die Dunkelheit einfach hinter dir und genieße das Leben. Es hat so herrlich viele Farben zu bieten.“ Womit er natürlich recht hatte. Seufzend nickte Simon.

„Ich komme mir vor, als ob diese Art zu leben bisher gänzlich an mir vorbeigegangen wäre. All die Jahre habe ich immer versucht, der Sohn zu werden, den mein Vater hätte haben wollen, den alle in mir sahen. Ich habe viel gelernt und trainiert und doch bin ich eigentlich völlig unerfahren. Nichts weiß ich von der wahren Welt.“

„Oh ich wette, du hast weit mehr Bücher gelesen und wertvolle Musik genossen, als ich es je durfte“, meinte Miguel. „Ich habe spät erst lesen und schreiben gelernt und der Zugang zu Büchern war … nicht ganz einfach.“

„Du hast sie gestohlen?“, vermutete Simon und versuchte, sich Miguel dabei vorzustellen, wie er in eine Bibliothek einbrach. Seltsam, daran konnte er kaum etwas Verwerfliches finden.

„Natürlich. Und ich habe jeden Buchstaben verschlungen, dessen ich habhaft werden konnte. Hach, da waren so wundervolle Worte. Da taten sich Welten auf, die fern meiner Gosse lagen und, außer in den Büchern, völlig unerreichbar erschienen. Gedichte, von solcher Macht, dass sie schaudernd in meine Knochen drangen und mein Herz berühren konnten. Und dann waren die Worte auch in mir, drückten meine Sehnsüchte aus. Doch wer wollte diese schon lesen? Wen sollten sie berühren, wenn sie nur von einem schmutzigen Gossenkind stammten?“ Nachdenklich schaute Miguel auf einen unbestimmten Punkt auf dem Meer, ein verträumt wirkendes Lächeln auf den Lippen.

„Ich ...“ Zögernd schaute Simon ihn an, erinnerte sich an das Buch in Jeans Besitz, an die Worte. „Ich glaube, ich habe eins deiner Gedichte gesehen.“ Kurz besann er sich und murmelte:

Suchst lange vergebens,

Fern der Heimat, am Ende der Welt,

Reist über blaue Meere, tiefe Abgründe.

Das Glück hingegen liegt in dem Paradies,

Welches du dir selbst schaffst.“

Überrascht sog Miguel die Luft ein, starrte ihn mit einem seltsamen Ausdruck an. „Teufel noch eins! Das hat er aufbewahrt?“

„Ja. Es war ein Pergament in ein Buch geschoben. Ich … Ich hätte es nicht lesen sollen, doch es fiel heraus, als ich das Buch ansah und diese Worte … sie haben mich ergriffen. Du hast das Gedicht für ihn geschrieben, nicht wahr?“

„Oh ja, das habe ich. Allerdings hätte ich nicht geglaubt, dass er ...“ Miguel kratzte sich am Hinterkopf, wirkte eigentümlich verlegen. „Tja, offenbar hat er es dann ja doch nicht verbrannt.“

Simon zögerte, musterte ihn eindringlich. Hatte Miguel nicht behauptet, zwischen ihm und Jean wäre es nur Leidenschaft gewesen? Sie hätten einander nur gegeben, was sie gebraucht hatten? War da doch mehr? Bedeuteten seine Worte: Mögest du finden, wonach du suchst, mein Freund. Ich vermag es dir nicht zu geben“, doch etwas?

„Was war das zwischen euch?“, wagte er zu fragen, fürchtete die Antwort, auch wenn er Klarheit haben wollte.

„Er geht dir nicht aus dem Kopf, nicht wahr? Sollte das mir zu denken geben?“, fragte Miguel, wirkte schelmisch wie immer, dennoch schien es Simon, er wolle ein wenig ablenken. Nichtsdestotrotz überkam ihn augenblicklich ein schlechtes Gewissen. Er sollte nicht mehr von Jean reden. Das war vorbei und lag meilenweit hinter ihm.

„Verzeih, ich sollte nicht an ihn denken“, meinte er zerknirscht, berührte flüchtig Miguels Handrücken. Mehr wagte er nicht, angesichts der Seemänner, die überall auf dem Schiff zugange waren.

„Da gibt es nichts zu verzeihen. Jean hat eine sehr einnehmende Persönlichkeit. Es wäre verwunderlich, wenn du nicht an ihn denken würdest. Immerhin hast du doch einige Zeit in seiner Nähe verbracht. Simon, er ist ein atemberaubender Mann. Ach, schau nicht so pikiert. Im Gegensatz zu dir, weiß ich um seine beachtlichen Qualitäten im Bett. Du magst ihn für grausam und rücksichtslos halten, das trifft nicht auf sein Liebesspiel zu.“

Das leichte Brennen in Simons Wangen wollte auch der Wind nicht kühlen.

„Und ich würde dennoch das, was zwischen uns gewesen ist, nicht als Liebe bezeichnen. Zuneigung, Faszination, nenne es: einander verwandte Seelen. Kein Grund, eifersüchtig zu sein.“ Neckend stieß Miguel ihn an, ohne sich zu vergewissern, ob man sie beobachtete. Wie immer scherte er sich kaum um den Eindruck, den andere haben würden. Auch das schätzte Simon an ihm.

„Verwandte Seelen? Du bist kein Mörder, du bist in keiner Weise wie er“, protestierte Simon augenblicklich.

„Nein, ich bin nicht wie er. Allerdings teilen wir Leidenschaften, und der Gedanke der absoluten Freiheit war uns gemein. Freiheit des Lebens, sexuelle Freiheit, ein gänzlich von Zwängen freies Leben zu führen, das hat uns geeint. Für eine gewisse Zeit. Und, Simon, du wirst auch einen Teil seines anderen Selbst kennengelernt haben, nicht wahr?“

„Was meinst du?“ Leicht irritiert schüttelte Simon den Kopf. Wie oft Miguel viel mehr zu wissen schien als möglich war. War dies wirklich nur seine gute Beobachtungsgabe? Verfügte er über geheime Talente, die sich der normalen Wissenschaft entzogen?

„Es gab einst einen Jean, der dir sehr ähnlich gewesen zu sein scheint“, begann Miguel nachdenklich, sein Fuß stieß gegen Tauwerk. „Ein junger Mann von hoher Geburt, eingezwängt in ein Leben, das er nicht führen wollte, gegängelt von Konventionen, gegeißelt von seiner Religion und stets in Furcht vor der Entdeckung seines größten Geheimnisses.“

Mit enger Kehle schluckte Simon. Ja, er erinnerte sich, dass Jean einen Teil davon angedeutet hatte. Und wie sein Weg hinaus gewesen war. Über die Leichen der Menschen, die sein Geheimnis hatten verraten können und jedes anderen, der ihm den Weg versperren wollte.

„Wir hatten die Wahl“, brachte er wenig überzeugend hervor. „Wir beide. Und er hat ...“

„Welche Wahl hattest du?“, unterbrach ihn Miguel, machte eine lässige Geste mit seinem Hut. „Hättest du dich befreien können, wenn Jean es nicht getan hätte?“

„Du hast mich befreit!“, warf Simon empört ein, sein Herz schlug härter, er fühlte sich in die Enge gedrängt. Hatte er eine Wahl gehabt? Nun, erst auf seiner eigenen Hochzeit und nur angesichts all der vorherigen Ereignisse hatte er den Mut aufgebracht, sich seines weiteren Lebensweges entziehen zu wollen. Wenn Miguel nicht aufgetaucht wäre, hätte es ihm gelingen können? Und hätte er den Mut gefunden, wenn er nicht aus jener Kutsche entführt worden wäre?

„Ich war nur zur rechten Zeit am rechten Ort. Darin bin ich gut. Aber es war Jean, der dir eine andere Welt gezeigt hat. Oh, und sicher, ich natürlich auch. Einen kleinen, nicht einmal so unbedeutenden Teil.“ Forsch stieß Miguels Zunge in die Unterlippe und er zog die Augenbrauen verwegen nach oben. Perplex verstummte Simon, ließ die Worte in sich sinken. Sie enthielten zweifelsohne Wahrheit. Nachdenklich starrte er auf die Planken, ließ den Wind durch seine Haare streichen. Wie Finger. Zärtlich. Das leise Raunen wie eine ferne Stimme. Sanft. Eindringlich. Geweckte Wünsche.

Tief holte er Luft, richtete den Blick hoch in die Segel, die der Wind bis zum Bersten spannte.

„Ob er zu einem anderen Menschen geworden wäre? Wenn …?“ So recht wollten ihm die Worte nicht einfallen. Andere Umstände? Andere Entscheidungen? Aber Jean hatte sich entschieden. Für den Weg, der mit Blut besudelt war.

„Vielleicht. Jean hat mehr als eine Seite. Mir scheint, in ihm schlummern zwei Seelen. Die eine füttert er, lässt sie stärker, immer mächtiger und unnachgiebig werden, die andere ist womöglich verkümmert, doch existent. Ich denke, du hast diese Seite wiedererweckt und nun sehnt er sich nach mehr, hungert und dürstet danach“, erklärte Miguel, lauschte seinen eigenen Worten nach, als ob auch er sie kaum glauben könnte.

„Was sieht er in mir? Ist es Begehren? Was sollte ich ihm schon geben können?“, wagte Simon einzuwerfen, zupfte unbehaglich an seiner Weste herum.

Lächelnd trat Miguel ein wenig näher, die Finger hoben sich, als ob er sein Gesicht berühren wollte, und sanken wieder herab. „Mein wunderschöner Lord. Hinter deinem Mut und Stolz verbirgt sich Zerbrechlichkeit. Du bist rein und unschuldig. Kostbare Eigenschaften, ein Schatz, der Jean magisch anzieht. Wenn er deine Liebe erringen könnte, dann hofft er wohl, deine Reinheit würde auch seine Seele befreien, die er in diesen Kerker aus Wut und Hass gesperrt hat“, murmelte Miguel, als ob er einer inneren Stimme lauschen würde.

„Oh, ich bin nicht länger unschuldig“, wandte Simon ein, zwang sich zu lachen, auch wenn Miguels Worte schwer auf ihm lasteten.

„In deinem Herzen bist du unschuldig. Womöglich ist es das, was auch Jean so fasziniert. Ich bin ein Betrüger, ein Dieb, ich kann flunkern, dass sich die Planken biegen, Jean hingegen … Für ihn gibt es kein Gesetz und keine Hürde. Er würde alles tun, um sein Ziel zu erreichen. Doch du, du weißt um die Bedeutung von Ehre und Vertrauen. Und Liebe. Tugendhaft. Genau deswegen begehrt Jean dich, du bist all das, was er verloren hat und möglicherweise auch nie besaß. Wenn er dein Herz besitzt, dann erlangt er eventuell diesen Schatz zurück.“

„Und du?“ Ganz flach atmete Simon, fühlte sich aufgewühlt und verunsichert. Hatte er eine solche Macht? Hätte er Jeans Werben nur nachgeben müssen, um … Bei Gott! Was für ein Gedanke.

„Oh, mir reicht die Reinheit an dir völlig aus. Ich bleibe gerne müffelnd und mich gelegentlich, besonders nach gewissen Aktivitäten, nach einem Bad sehnend. Meine schwarze Seele gefällt mir ganz und gar so wie sie ist.“ Grinsend verbeugte Miguel sich mit seinem Hut und setzte ihn wieder auf.

„Mir genügt sie auch voll und ganz. Übrigens hat uns der Kapitän zu einem offiziellen Abendessen eingeladen. Also sei mein perfekter Diener und löffle aus, was auch immer du an Gerüchten gestreut hast“, erwiderte Simon, schüttelte die bedrückenden Nachwirkungen des Gespräches ab und hoffte, dass der frische Wind sie bald schon fortgeweht haben möge.

Sie waren auf dem Weg in ein neues Leben. Ihr Leben. Schatten hatten darin keinen Platz, darin stimmte er absolut mit Miguel überein.

Ende der Leseprobe zu Band 3 Der Roman wird ca ab dem 8.8.2017 in den Handel kommen.

Impressum

Texte: CPR
Bildmaterialien: CPR unter Verwendung von Bildmaterial von Pixabay
Lektorat: Nicole Hehr / Ingrid Kunantz
Tag der Veröffentlichung: 02.08.2017

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