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Ironman

„Mann, Kai, hör auf so rumzuzappeln. Du machst mich fertig!“ Basti murrte unwillig und stieß Kai an, der prompt aufsprang und ihn mit einem vorwurfsvollen Blick abstrafte. „Der Flug hat Verspätung. Ja und? Soll vorkommen. Er ist immerhin nicht unterwegs abgestürzt oder abgeschossen worden.“ Achselzuckend biss Basti in sein Sandwich. Das genüssliche Kauen war absolute Provokation, Kai war allerdings viel zu nervös, um darauf einzugehen. Sein Leon war unterwegs und er hatte allen Grund herumzuzappeln, Bastis Gelassenheit machte ihn fertig. Wie zur Hölle, kann der da so ruhig sitzen und Sachen in sich stopfen?

„Basti! Hör auf so etwas auch nur zu denken!“ Schaudernd wandte sich Kai zur Anzeigentafel. Er hasste das Wort „Delay“, er hasste jede verdammte Minute, die dahinter angezeigt wurde. „Drei Monate sind eine verdammt lange Zeit. Außerdem ist er noch nie zuvor geflogen, muss zweimal umsteigen und ich habe zuletzt kurz vor dem Abflug was von ihm gehört, einen Mörderkohldampf, viel zu viel Energie und morgen den Ironman vor mir. Verdammt: ich darf hibbelig sein!“

„Schon gut, die letzten drei Punkte sind meinetwegen akzeptabel. Was meinst du, warum ich Lars strikt verboten habe, mit zum Flughafen zu kommen? Mann, zwei von eurer adrenalingeilen Junkies auf Entzug in einem Auto und ich würde Amok laufen. Was bin ich froh, dass er nur zuschaut und die Qualifikation nicht geschafft hat. Ich hole mir jetzt noch einen Milchshake. Du willst ja keinen, oder?“ Basti hob abwehrend die Hände, als Kai angriffslustig die Fäuste ballte. „Schon gut, schon gut. Hab's kapiert!“ Lachend wehrte Basti ab und verschwand zu den Shops in der Wartehalle.

Kai sah ihm unwirsch grollend nach. Der Blödmann trug tatsächlich eins dieser dusseligen Hawaiihemd zu ausgeblichenen Shorts und Badelatschen. Der hatte doch überhaupt gar keine Ahnung, was es hieß, verliebt zu sein oder in einer Beziehung zu stecken. Sollte er doch fressen soviel er wollte, fett und unattraktiv werden und einsam verrecken.

Kai biss sich nervös in die Unterlippe und wanderte herum. Drei Monate waren eine unvorstellbar lange Zeit ohne seinen Leon. Drei Monate auf Hawaii, in denen er sich weder in der Sonne gebraten, noch Müßiggang hatte schieben können. Er hatte sich optimal auf das Rennen vorbereitet, den Ironman Hawaii, das Ereignis im Triathlon schlechthin und täglich extrem hart trainiert. Monate, in denen er mehrfach bereut, den neuen Sponsorenvertrag unterschrieben zu haben, seinen Ehrgeiz verflucht hatte. Genug Zeit, um Leon schmerzlich zu vermissen, auch wenn sie beinahe täglich wenigstens kurz telefoniert hatten.

Eindeutig zu viel Zeit, um 40 Minuten Verspätung zu tolerieren.

Zu gerne hätte er Leon bei sich gehabt, in der Sonne Hawaiis, in dem kleinen schmucken Häuschen, welches ihm zur Verfügung stand. Leider war das völlig unmöglich gewesen, denn Leon führte den Reiterhof seines Vaters und war daher für so eine lange Zeit absolut unentbehrlich. Umso mehr freute sich Kai, dass er für den Wettkampf kommen und eine ganze Woche bleiben würde. Zudem hatte er noch eine Überraschung für seinen Schneehasen. Wenn er denn endlich landen würde.

Die innere Unruhe, die Kai erfüllte, kannte er sehr gut. Seine Vorbereitung war perfekt abgestimmt, jedes Detail geplant worden. Wenn er sich morgen beim Ironman ins Wasser warf, dann würde er

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: CPR
Bildmaterialien: CPR unter Verwendung von Bildmaterial von www.pixabay.de
Lektorat: Ingrid Kunantz / Francisca Dwaine / Blake Heartland
Tag der Veröffentlichung: 13.01.2015
ISBN: 978-3-7368-7114-4

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