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Romantik ist ansteckend



Irgendwie bin ich nachhause gekommen.
Mein Kopf schwirrt und ich genehmige mir erstmal einen Drink. Heute ist zu viel passiert und ich hasse solche Gefühlsscheiße. Erst die Sache mit Tim, dann die Begegnung mit seinen Eltern und dann Alex und Markus. Mann, das ist verdammt viel Stoff auf einmal und liegt mir schwer im Magen.
Liebend gerne hätte ich jetzt meinen Tim hier, an mich gekuschelt. Wie gern hätte ich jetzt jemanden, mit dem ich reden kann, der mir versichert, dass ich nicht gerade den Verstand verliere.
Alex und Markus.
Markus und Alex.
Zwei Tops, zwei starke Kerle. Verliebt.
Völlig verrückt. Ob Tim davon was weiß? Er war ebenso erstaunt, Alex zu treffen wie ich. Andererseits ist er sehr schnell mit der Situation klargekommen.
Ach, wie gerne hätte ich ihn jetzt hier. Zu dumm, dass seine Mutter ihn für sich beansprucht hat. Vielleicht wollte sie ihn nach dem, was in der Schule passiert ist, auch erstmal ein wenig beobachten? Traut sie mir nicht zu, auf ihn aufzupassen?
Er fehlt mir. Mit jedem Schluck, der brennend über meine Zunge die Kehle hinab fließt, ein bisschen mehr. Und nein, nicht weil ich jetzt Lust auf Sex mit ihm hätte. Mein Hintern brennt eh noch etwas. Nicht, dass mich der Gedanke nicht reizen würde. Eine gute Entschuldigung, warum er fällig wäre.
Ich seufze und kippe den Rest des Whiskeys hinab. Das wird eine verdammt einsame und ruhige Nacht werden.
Oder auch nicht, denn kaum liege ich im Bett und starre grübelnd die Decke an, klingelt auch schon mein Handy. Natürlich Tim.
„Hey, schläfst du schon?“ Ich muss lächeln. Was für eine bescheuerte Frage.
„Ja, aber ich rede gerne im Traum“, antworte ich grinsend. Tim lacht auf.
„Na dann ist ja gut.“ Er schweigt einen Moment und ich lausche verzückt seinem Atem. Beinahe so, als ob er neben mir liegen würde.
„Ich vermisse dich“, flüstert er und mein Herz rast im Turbogang los. Mein Lächeln erreicht meine Ohren und ich komme mir gar nicht dämlich vor, als ich ohne zu überlegen antworte: „Ich dich auch.“
Hach, wie romantisch und verliebt. Und nein, es liegt nicht am Alkohol.
„Wird eine lange, einsame Nacht, nur ich und meine Hand“ schiebe ich nach. Verdammt, habe ich sehnsüchtig geklungen?
Tim seufzt. „Denkst du, mir geht es anders? Und es ist scheiße, ich kann nur auf dem Rücken liegen. Auf der Seite geht nicht, wegen dem Verband und außerdem tun mir die Rippen weh, wo der Idiot mich geboxt hat.“
„Scheißkerl.“ Augenblicklich ist meine Wut wieder da. „Wenn die dir noch einmal blöd kommen ...“
„Machst du sie fertig. Und Markus auch“, unterbricht mich Tim. „Wenn die keinen Schulverweis riskieren wollen, werden sie sich ohnehin zurückhalten und das bisschen Stänkern überlebe ich auch noch.“
Wenn er meint. Apropos Markus …
„Hast du das gewusst? Das zwischen deinem Bruder und … Alex?“ Verrückt, verrückt. Ich kann es mir noch immer einfach nicht vorstellen.
Tim schweigt verdächtig lange. Aber logisch: Markus ist sein Bruder, der wird ihm was davon erzählt haben.
„Ja, Markus hat es erwähnt“, gibt er zögernd zu. „Aber ich hatte ihm versprochen, nichts zu verraten. Und ich wusste nicht, dass er Alex heute mitschleppt.“ Er kichert. „Mum und Dad sind fast vom Glauben abgefallen. Ich glaube, die hatten Markus und was Festes schon abgeschrieben und dann kommt er mit so einem eleganten, gutaussehenden Typen wie Alex an. Der hat meine Mum völlig um den Finger gewickelt.“
Irgendwo tief in mir regt sich ein Ziehen, wenn Tim solche Attribute für einen andern Mann verwendet. Blöd. Dumm. Marktypisch.
„Aber sie hat sich auch sehr gefreut, dich kennenzulernen. Sie mag dich.“ Tim kichert plötzlich los. „Und sie ist vorhin in ein Männergespräch mit mir und Markus reingeplatzt. Puh, zum Glück hat sie nicht wirklich mitbekommen, um was es ging. Auf jeden Fall meinte sie, ich solle mich mit Markus darüber unterhalten, bevor wir zwei ins Bett steigen. Über Sex und so. Mann, war das peinlich.“
Sein helles Lachen ist so schön, ich könnte ihm stundenlang zuhören. Ich muss ebenfalls breit grinsen. Die Vorstellung, wie Markus Tim erklärt, wie Sex unter Männern funktioniert, hat wirklich was. Was mich wieder darauf bringt …
„Aber … sag mal ...“ Die Worte fallen mir schwer, wenngleich ich vor Neugierde sterbe. „Wie klappt das denn … zwischen den beiden?“
Tim lacht glucksend. „Das möchtest du wohl gerne wissen, was? Das lässt dir keine Ruhe, oder?“ Ich verziehe missmutig den Mund. Sieht er zum Glück nicht. Warum kennt er mich schon so gut?
„Ich habe absolut nicht die geringste Ahnung und ich werde Markus definitiv nicht danach fragen“, erklärt Tim entschieden. „Wenn sie es wollen, werden sie schon erzählen.“ Verstimmt muss ich ihm Recht geben. Alex macht sonst kein Geheimnis aus seinem Sexleben, auch in der Hinsicht ist es wohl zwischen ihm und Markus anders als sonst. Fassungslos schüttle ich den Kopf. Hoffentlich geht das gut. Und Arne? Wie kommt der damit klar? Ich glaube, ich sollte ihn am Montag mal besuchen.
„Ach Mann, ich wäre jetzt so viel lieber bei dir“, unterbricht Tim seufzend meine abweifenden Gedanken. „Blöde Gartenarbeit. Und Markus ist fein raus.“ Er gibt ein unwilliges Geräusch von sich.
„Ich hole dich morgen Abend ab“, verspreche ich ebenso seufzend. „Dann holen wir alles nach.“
„Aber das ist noch so lange hin“, beschwert er sich. „Hier ist es kalt und einsam.“
Ich muss schmunzeln und wechsle das Telefon in die andere Hand.
„Du musst wohl mit meiner Stimme vorliebnehmen“, beginne ich und senke sie ein wenig. „Lust auf Telefonsex?“
Für einen Moment ist Stille in der Leitung, dann höre ich ihn schnalzen.
„Warum nicht“, raunt er. „Besser als nichts und dein Hintern wird geschont.“ Erneut lacht er auf. Kleiner Schlaukopf.
„Der wäre auch nicht dran gewesen“, erkläre ich. „Ich stelle mir deinen knackigen, kleinen Hintern vor, über den meine Hände gleiten ...“ Tim lacht glucksend auf, braucht offenbar noch ein wenig, um sich einzufinden.
„Ah so?“
Kurz verziehe ich den Mund und rutsche hin und her. Telefonsex habe ich zwar mit meinem ersten Freund ab und an gehabt. Mit Tim ist es anders.
„Du liegst auf dem Bett ...“
„Unschwer zu erraten“, unterbricht mich Tim.
„Nur mit deinen engen Pants bekleidet ...“
„Äh, nö, im Schlafanzug.“ Schon wieder lacht er.
„Zieh ihn halt aus“, verlange ich verstimmt. Okay, er braucht ein bisschen mehr Zeit. Ich höre Geräusche und stelle ihn mir vor, wie er aus dem Schlafanzug schlüpft, sein wunderschöner Körper, völlig nackt. Also ich habe da gar keine Probleme.
„So und nun?“ Jetzt muss ich einen Moment überlegen.
„Bist du ganz nackt?“
„Nackter geht nicht“, raunt Tim mit verführerischer Stimme. „Außer, du benutzt einen Rasierer.“ Und wieder lacht er. Ich hätte Lust, etwas ganz anderes zu benutzen.
„Also ich liege nackt auf meinem Bett“, fordert mich Tim auf und fügt hinzu: „Du weißt, wo ich meine Hand habe, oder?“
Und ob ich das weiß. Ich grinse zufrieden und Wärme sammelt sich in meinem Unterleib. Erwartungsvoll schiebe ich meine Bettdecke zur Seite.
„Was macht deine Hand?“ Meine tastet nach meinem erwachten Glied.
„Na was schon: Ich spiele an mir herum. Du bist ja nicht da, um es zu machen.“ Seufzend schließe ich die Augen. Eindeutig ist echter Sex mit Tim leichter.
„Stell dir einfach vor, es wäre meine Hand“, fordere ich. „Ich knie vor dir, eine Hand um deine Eier, eine an deinem Schwanz.“
„Okay.“ Hat sein Atem sich beschleunigt? Na also, besser als nichts.
„Ich pumpe ihn, nehme die Eichel zwischen meine Finger und reibe darüber.“ Versonnen mache ich genau das an mir. Es ist nichts besonderes, sich einen Runterzuholen, aber dabei Tim am anderen Ende der Leitung zu wissen, und dass er sich zum selben Zeitpunkt einen runterholen wird, macht es aufregend.
„Fühlt sich gut an“, erklärt er und ja, er atmet schneller.
„Mein Lippen schließen sich um deine Brustwarze. Ich lecke darüber, sauge sie ein. Meine Hände streichen an deinen Seiten entlang, dort, wo du so empfindlich bist ...“
„Mit dem Handy in der Hand kitzelt das ja auch.“ Er lacht schon wieder. Stimmungskiller. Mir entkommt ein gequälter Laut.
„Warte, bis du wieder hier bist“, drohe ich ihm. Ich werde dich zum Stöhnen, wimmern, jammern bringen. Oh ja, du wirst leiden.
„Sorry“, kommt es zerknirscht von Tim, „Aber irgendwie ist das halt komisch mit dem Telefon in der Hand.“ Er seufzt. „Und nicht so gut, wie direkt bei dir zu sein.“ Dem stimme ich absolut zu, aber immer noch besser, als gar nichts.Gemeinschaftlich seufzen wir.
„Mark? Ich ruf dich gleich zurück. Ich muss gerade mal pinkeln“, entschuldigt Tim sich und schafft es, dass meine Erektion tatsächlich abschlafft. Oh Mann.
„Sorry, ich gebe mir gleich mehr Mühe“, sagt er zerknirscht, offenbar hat er mein enttäuschtes Schnauben doch gehört. „Bis gleich.“ Ehe ich antworten kann, legt er auf und ich seufze tief und verdammt theatralisch.
Morgen. Morgen habe ich ihn wieder bei mir. Vielleicht bin ich einfach nicht so gut im Telefonsex. Ist ja auch unser erstes Mal.
Ich lege das Handy auf meine Brust und starre an die Decke. Wann ich ihn wohl morgen abholen kann? Wie lange muss er Frondienst bei seiner Mutter leisten? Echt, früher war ich heilfroh, wenn ich meine Bettgefährten rausgeschmissen hatte und wieder alleine im Bett lag und nun sehne ich mich nach meinem Kleinen. Ich verweichliche total. Liebe ist echt gefährlich.
Mein Handy klingelt und rasch nehme ich es an. Ich werde Tim einfach nicht mehr zu Wort kommen lassen, dann klappt es bestimmt. Keine dummen Sprüche mehr.
„Meine Hand umfasst deinen harten Schwanz. Meine Lippen verwöhnen deine Brustwarzen. Sie sind hart und fest und ich schließe meine Zähne darum. Meine Hand knetet deine Eier. Sie sind wunderbar weich. Mein Schwanz ist schon ganz hart. Ich reibe ihn an dir. Du nimmst ihn in den Mund, lutscht, saugst daran. Ich kann deine feuchte, heiße Zunge spüren, die darüber leckt. Meine Hand schiebt sich tiefer. Ich werde deine Eier kneten, bis du stöhnst, bis dein Schwanz tropft. Dann werde ich meine Finger in dich schieben. Rein, raus, rein raus, bis du darum bettelst, dass ich dich ficken werde ...“ Durch das Telefon ertönt ein verhaltenes Lachen und augenblicklich richte ich mich auf.
Das ist nicht Tim. Oh, verdammt!
„Nettes Angebot.“ Das ist Alex.
Scheiße, verfluchte.
„Ich fürchte, ich werde dein großzügiges Angebot ablehnen. Da könnte sonst jemand sehr eifersüchtig werden.“
„Scheiße!“ Verdammt noch einmal, wieso ruft der jetzt an?
„Was willst du?“, fahre ich ihn barsch an.
„Nun … ich dachte es wäre die Nummer von dieser neuen Sexhotline für einsame, schwule Männer, aber ich muss mich wohl verwählt haben.“
Dämlicher Kerl, der lacht sich jetzt einen ab. Scheiße, wie peinlich. Warum habe ich nicht auf die Nummer geachtet?
„Eigentlich wollte ich nicht lange stören“, erklärt Alex, noch immer lachend. „Ich wollte nur nachfragen, ob du mir Markus' Adresse geben kannst?“
„Wozu denn das?“ Oh Mann, ich bin sauer. Muss er gerade jetzt anrufen? Und überhaupt, es ist verdammt spät dafür.
„Weil ich ihm Blumen und eine Schachtel Pralinen schicken möchte“, kontert Alex. „Weswegen sonst?“
Klugscheißer.
„Hast du seine Adresse nicht? Ruf ihn doch einfach an“, brumme ich. Kindisch, aber ich bin sauer auf ihn. Dieser Abend läuft nicht so wie gedacht.
„Würde ich glatt machen, wenn ich ihn nicht überraschen wollte und eine Ankündigung eben dies verhindern würde“, gibt Alex gelassen zurück. „Und nein, bisher hatten wir unsere Stelldichein bei mir. Ich weiß nicht, wo er wohnt.“Verdammt, ihn kann ich nicht aus der Reserve locken. Seufzend gebe ich ihm die gewünschte Information. Immerhin Alex wird wohl heute Nacht auf seine Kosten kommen. Und Markus auch. Aber wie …
„Willst du heute eure ausstehende Frage klären?“, kann ich mir nicht verkneifen. Alex lacht schnaubend.
„Vielleicht.“ Klar legt der sich nicht fest. Er soll doch zum Teufel gehen.
„Eigentlich wollen wir nur Biertrinken, Fußball schauen und über andere Kerle herziehen“, fügt er hinzu. „Was Männer halt so zusammen machen.“
„Mach doch, was du willst“, gebe ich mürrisch zurück. „Außerdem blockierst du meine Leitung.“
„Ach ja richtig, da wartet wohl noch ein weiterer Kunde auf heißen Telefonsex“, spöttelt er. „Du solltest noch etwas üben. Da fehlt das Gefühl drin. Und die richtige Tonlage. Ich kann dir gerne etwas Nachhilfe geben.“ Dass er das kann, davon bin ich absolut überzeugt. Ich brumme unbestimmt. Meine Laune ist im Keller.
„Geh Fußball schauen“, fordere ich und lege einfach auf.
Na große klasse. Mir ist alles vergangen. Am liebsten würde ich mich einfach umdrehen, die Nase ins Kopfkissen vergraben und hoffen, dass es noch nach Tim riecht.
Als das Hand erneut klingelt schaue ich genau hin. Dieses Mal ist es Tim. Erleichtert seufzte ich.
„Sorry, bei dir war besetzt“, entschuldigt er sich.
„Alex“, antworte ich kurz angebunden. „Wollte mir Tipps für Telefonsex geben.“
„Klar, der macht das bestimmt jeden Tag.“ Tim kichert. „Ich weiß nicht, so wirklich erotisch finde ich es nicht. Ich glaube, wir verschieben das lieber auf morgen Abend und gönnen uns eine Liveaufführung.“
Seufzend stimme ich ihm zu. Beschissener konnte dieser Tag kaum enden.
„Hey, Mark, sei nicht enttäuscht“, meint Tim. „Du fehlst mir und ich werde an dich denken, jede Sekunde, jede Minute, den ganzen Tag, während ich die Hecke schneide.“ Ich muss unwillkürlich grinsen. Verfluchter Romantiker, aber es berührt mich doch.
„Schneid nicht daneben.“
„Nein, du bekommst mich komplett“, versichert er. „Und ich werde mich in den engen Pants auf dein Bett legen und stöhnen so viel und solange du willst. Versprochen.“
Ich grinse zufrieden. So klingt das schon viel besser. Morgen wird alles besser.
„Schlaf gut“, flüstert er. „Ich liebe dich, Mark.“
Oh ja, alles wird besser.
„Ich dich auch.“
Romantik ist ansteckend.

Bald geht es weiter- Updatehinweise gehen per Nachricht an all meine Freunde hier. Wer informiert werden möchte, einfach eine Anfrage stellen.

Impressum

Texte: CPR
Bildmaterialien: www.pixabay.de
Lektorat: Mel Finjon
Tag der Veröffentlichung: 09.06.2012

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