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Kapitel 1:



Ich atme noch einmal kräftig durch, dann betrete ich den Audienzsaal des Herrschers, der ganz nebenbei mein Vater ist. Er winkt mich zu sich und durchbohrt mich mit seinem Ich-bin-der-Herrscher-also-weis-ich-alles-Blick. Dann erhebt er sich aus seinem Thron und geht betont langsam auf mich zu. Etwa zwei Meter vor mir bleibt er stehen und mustert mich von Kopf bis Fuß.
Dann donnert er los:" Was fällt dir eigentlich ein? Du hast die gesamte Unterwasserwelt in Gefahr gebracht! Was währe wenn du gesehen worden wärst? Dir hätte sonst was passieren können!" Gelangweilt höre ich mir die Vorwürfe meines Vaters an, dann gähne ich. Er hat mir das alles schon viel zu oft erklärt und langsam nervt es.
Der Grund für die immer häufigeren Wutausbrüche meines Vaters sind meine regelmäßigen Besuche der Menschenwelt. Ich selber gehöre zu dem Volk der Wassermenschen, allerdings weis der Mensch gar nicht von unserer Existenz. Es währe zu gefährlich, sagt mein Vater. Keiner darf auch nur in die Nähe der Wasseroberfläche. Mich allerdings interessiert dieses Verbot nicht. Jeden Morgen kann man mich bei den Klippen am Strand finden, wo ich die Menschen beobachte. Ich finde die Menschenwesen beeindruckend. Besonders um ihre Beine beneide ich sie. Ich habe nur einen dämlichen Fischschwanz. Nachdem ich mich etwa fünf Minuten selbst bemitleidet habe, drehe ich mich um und verlasse den Raum stolz mit erhobenen Kopf.


Kapitel 2:



Gelangweilt schlendere ich durch den Palast und lasse meinen Blick durch den Raum wandern. Immer die selben Wände, die immer näher zu rücken scheinen und immer die selben Porträs von meinen Vorfahren an der Wand, die immer finster zu schauen scheinen.
Ich muss hier raus, ganz schnell.
Damit mich keiner sieht, nehme ich den Hinterausgang.
Ich schleiche mich aus dem Schloss und schwimme dann in einem Affenzahn in Richtung Küste.
Als ich ankomme, lasse ich meinen Blick erst einmal über die Küste streifen. Alles leer. Gut so. Ich lege mich, so gut es eben geht mit einem Fischschwanz, auf einen Felsen der aus dem Wasser ragt und lasse mich von der Sonne bescheinen.
Und da sehe ich ihn.
Er steht auf den Klippen und starrt mich unverwand an. Auch ich kann meinen Blick nicht von ihm wenden.
Was für ein Mensch! Er hat strahlende blaue Augen, welche von pechschwarzen Wimpern umrandet werden. Seine schwarzen Haare werden vom Wind zerzaust und seine Haut war gut gebräunt. Und was für ein Body!
Ich bin ganz gefesselt von ihm und wir starren uns bestimmt geschlagene fünf Minuten an. Da lächelt er. Zwei süße Grübchen tanzen um seine Mundwinkel, und ich bin hin und weg. Auf einmal meldet sich mein Verstand zu Wort. Mir wird nämlich klar, dass ich hier mit einem, großen, grünen und schuppigen Fischschwanz liege und ein Mensch mich dabei beobachtet. Ich schenke ihm noch einen schnellen Bick, dann verschwinde ich im schwarzen Wasser.


Kapitel 3



An den darauf folgenden Tagen, muss ich immer nur an IHN denken. Seine Augen, sein Haar, sein Lächeln.
Mir wird ganz warm ums Herz, und ein versonnenes Lächeln huscht immer wieder über mein Gesicht.

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Tag der Veröffentlichung: 10.06.2011

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