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Im Netz der Spinne


Toms Fell wurde immer dicker und er immer frecher. Er genoss es, im Chat gute Streitgespräche zu führen und ließ sich auch von sehr dominanten Frauen nicht aus der Ruhe bringen. Ok, du willst mir deine Meinung reinpressen, kein Problem ich schlage verbal zurück. Lady, ich gebe nur auf, wenn deine Argumente meine übertreffen.

Eine absolut weibliche Kampfmaschine im Chat war „Brigitte Nielsen“. Man kennt die extrem große, gut gebaute Blondine aus „Red Sonia“ und noch einigen anderen B-Schinken. Sein Gegenüber behauptete, sie sehe fast so aus, allerdings hätte sie schwarze Haare. Sie nahm ihn beim ersten Chat so richtig auf den Arm. Mit einsfünfundachtzig ausgestattet, war ihr Lieblingswort: »Komm Kleiner, mach dich mal nicht so groß.« Sie reizte ihn bis zum Erbrechen. Sie gab vor, eine absolute Feministin zu sein, die Hosen immer anzuhaben und vor allen Dingen den Männern im Job reihenweise das Fürchten zu lehren. Keine einfache Unbekannte also. Mit ihrem Geplapper brachte sie ihn so manches Mal an seine eigenen Grenzen. Kopfschüttelnd saß er dann an seinem PC und war kurz davor, ihr mitzuteilen, dass sie sich mit ihrer unheiligen Meinung einen runterholen aber ihm seinen Frieden lassen soll. Sie waren wie Feuer und Wasser. Aber Tom gab nicht auf, jeden verbalen Schlag retournierte er abgefedert und das gefiel ihr zunehmend.
Es ging sogar so weit, dass sie ihm irgendwann ihre Telefonnummer gab und sie nicht mehr vor dem PC, sondern am Telefon stritten. Es war ein Kampf und ihr gemeinsames Ziel war, den anderen in die Verdammnis zu jagen. Obwohl er vom Job schon so gestresst war, dass er eigentlich eher seine Ruhe und seine Relax-Zeiten brauchte, war er schon so masochistisch, dass er ihre Nähe suchte. Wenn sie sich nicht meldete, dann rief er an, und das verbale Kampfspiel ging für einige Stunden, oft bis in den frühen Morgen, weiter. Es gab nicht wirklich einen Gewinner und verloren hatten sie nur ihre wohlverdiente Nachtruhe.
Irgendwann, so mitten in ihrem Streitgespräch - es war auch noch nicht allzu spät - sagte sie plötzlich: »Du, hast du Lust vorbeizukommen? Ich würde dich heute gerne ficken.«
Moment, hat sie ficken gesagt?
Kurze Stille am Telefon, er musste erst mal seine Gedanken ordnen.
»Habe ich richtig gehört, du willst heute mit mir ficken?«
»Ja, warum nicht, ich habe einfach Lust dazu, und wenn ich zu etwas Lust habe, dann sage ich es klar und deutlich. Also hast du Lust?«
Er überlegte kurz, er wusste sie wohnte im Münchner Süden. Mehr als einhundert Kilometer für eine Nacht mit einer Unbekannten.
Vielleicht sah sie gar nicht wie die schwarze Brigitte Nielsen aus, vielleicht war sie klein und hässlich. Das hatten wir ja schon mal. Na ja, ihre Stimme war schon etwas tief, von daher konnte sie nicht wirklich klein sein. Einhundert Kilometer für ein weiteres idiotisches Blind-Date. Wer weiß, was mich dort erwartet.
»Hat es dir die Sprache verschlagen?«
»Nein, nein, ich überlege nur kurz.«
»Hey, das ist eine einmalige Gelegenheit, nicht jeder bekommt die Chance.«
Irgendwie ging ihm ihr Geplapper auf die Nerven und trotzdem regte sich sein zweites fleischliches Gewissen und flüsterte ihm zu: Komm schon, ich habe Lust, lass es uns einfach tun. »Ok, ich komme, bin in eineinhalb Stunden bei dir.«
»Prima, das gefällt mir an dir, du bist spontan, trifft man heute noch selten.«
Wahrscheinlich grinst sie jetzt diabolisch, weil ich mal wieder blind und total geil in ein Spinnennetz laufe.
Er wusste überhaupt nicht, was ihn erwartet. Und gerade diesen Sachverhalt fand er, obwohl er schon ein frustrierendes Blind-Date hatte, wieder extrem spannend.
Tom kam überraschend gut voran und es dauerte nicht mal eine Stunde, als er endlich sein Auto vor einem Mehrfamilienhaus, welches sie ihm beschrieben hatte, parkte. Es war ein kühler Abend und etwas Wind rauschte in den Bäumen. Schnell ging er auf den Eingang zu, entdeckte die Klingelanlage und suchte nach ihrem Namen. Wenige Sekunden später drückte er wie vereinbart zweimal kurz den Klingelknopf und wurde sofort mit einem summenden Ton belohnt, welcher die Tür öffnete. Sie wohnte im letzten Stock in einer Mansarde. Er eilte die Treppe hinauf und war geschockt. Vor ihm stand sie nun, die schwarze Brigitte Nielsen. Sie hatte zehn Zentimeter hohe Pumps, eine schwarze elegante Hose und ein schwarzes T-Shirt an. Obwohl mit über eins achtzig nicht der Kleinste, überragte sie ihn fast um Haupteslänge. »Hi, schön, dass du gekommen bist, und schnell warst du auch noch, hab‘ dich erst in einer halben Stunde erwartet, aber umso besser, dann haben wir mehr Zeit. Hast du Kondome dabei?«
Er empfand sich schon jetzt als ihr Lustsklave, dabei hatte er noch nicht mal richtig ihre Wohnung betreten.
»Ja, ich habe Kondome mit dabei, ist doch selbstverständlich, oder?«
»Wie viele hast du dabei?«
Irgendwie war er noch richtig gestresst von seiner Autofahrt, und sein Gegenüber plapperte ihn mit der Anzahl seiner mitgebrachten Kondome voll. Vielleicht war es doch ein Fehler, hierher zu kommen. Zugegebenermaßen war sie ganz attraktiv, eine große Frau, gute Figur, aber sie hatte etwas Herrisches, keine wirklich sympathischen Gesichtszüge.
»Ich habe drei Kondome mitgenommen, ich hoffe das ist ok«, maulte er zurück.
»Heißt das, du kannst auch dreimal?«, sie kicherte und zog ihn am Oberarm - wie die Spinne ihr Opfer - in die Wohnung. Es waren Kerzen aufgestellt, und Joe Cocker sang seine Weisen aus dem Lautsprecher.
»Ich weiß nicht, ob ich dreimal kann, ich meine das liegt nicht nur an mir«, gab er kleinlaut zurück.
»Ich mache doch nur Spaß, komm relax dich, setz dich auf das Sofa, was möchtest du trinken?«
»Keine Ahnung, vielleicht ein Wasser oder ein Glas Rotwein.«
»Kannst beides haben, also entscheide dich.«
In jedem ihrer Sätze war etwas Forderndes, sie ging ihm schon jetzt gehörig auf die Nerven, irgendetwas in ihm sagte: Komm verschwinde einfach, lass die Finger von dieser Frau.
Aber da gab es auch noch das andere Ich, sein Schwanz, der ihm permanent suggerierte: Nimm sie dir und mach dich dann vom Acker. Die Lust überwog, und so nahm er auf der Couch Platz und analysierte erst einmal - während sie den Wein holte - wo er sich eigentlich befand. Sie war nett eingerichtet, sie hatte auf jeden Fall Geschmack. Eine schwarze Ledercouch, kaum Nippes und eine Bang Olufsen Komplettanlage rundete das Ganze noch ab. Er wusste von ihr bereits, dass sie wie er im IT-Management unterwegs war. Sie war äußerst selbstbewusst, und was ihre Einrichtung aber auch ihr Outfit betraf, hatte sie Stil. Sie wollte ihn auf „Teufel komm raus“ reizen und ihre grenzenlose Dominanz zeigen. Tom war ihr persönliches Spielzeug. Irgendwie wurde er innerlich ruhiger und mehr und mehr bereit den körperlichen Kampf aufzunehmen. Er wollte kein Opfer werden und sich in ihrem Netz verfangen und fressen lassen, er wollte ihr Grenzen aufzeigen, ja genau das war sein Plan.

Es war schon erstaunlich, als diese gewaltige Frau mit zwei Weingläsern auf den Tisch zukam. Als sie die Gläser auf den selbigen stellte, betrachtete er erstmals ihre gewaltige Oberweite. Er hatte so etwas bisher nur bei korpulenten Frauen gesehen. Aber über ihrer wirklich schmalen Taille waren hinter dem T-Shirt zwei extreme Brüste verborgen. Sie lächelte ihn kurz an und nahm ebenfalls neben ihm auf der Couch Platz. »Also, lass uns auf den sinnlichen Abend anstoßen, und ich hoffe, du hast kein Libido-Problem.« Sie zwinkerte ihm wissend oder warnend zu, und er nahm einen Schluck Wein. Seine Nervosität war verflogen, seine alte Stärke kam zurück. Egal was sie von sich gab, es prallte an ihm ab. Er hatte auch keine Lust auf weiteren Smalltalk, sie hatten sich schon so viel erzählt. Außerdem war es schon reichlich spät, er war der Meinung, sie sollten zur Sache kommen. Er wollte das Ganze hinter sich bringen und irgendwann und nicht erst in vielen Stunden wieder auf dem Weg nach Hause sein. Er kam sich vor wie Richard Gere aus „Ein Mann für gewisse Stunden“. Sie hatte ihn geordert, und sie sollte bekommen, was sie verlangte, aber nach seinen Regeln, das war sein Ziel.
Er stellte das Glas vorsichtig auf ihrem Glastisch ab und zündete sich eine Zigarette an. Sie nahm sich ebenfalls eine aus seiner Schachtel und sah ihm tief in die Augen.
»Du siehst gar nicht so schlecht aus, auf den Bildern dachte ich zuerst, du wärst so ein konservativer Kacker. Wenn schon jemand ein Bild mit Krawatte einstellt, ist ja wie ein Bewerbungsbild. Hast du keine besseren Bilder auf Lager?«
»Wieso, ich habe weitere Bilder reingestellt, und auf denen trage ich keinen Anzug.«
»Die habe ich mir nicht angesehen, du hast mich auch nicht wirklich interessiert, ich meine als Mann interessiert.«
»Na dann hast du deine Meinung für heute auf jeden Fall geändert«, gab er lächelnd zurück.
»Nein, ich habe dich nur zum Ficken eingeladen, mehr nicht.«
Sie zog genüsslich an ihrer Zigarette, als wäre ihr wieder ein besonderer Kalauer gelungen.
»Du bist auch nicht wirklich mein Typ, zugegebenermaßen du siehst gut aus, aber deine dominante Art lässt jeden Mann auf und davon laufen.«
»Stimmt, Männer haben große Probleme mit mir, ob privat oder beruflich. Ich gebe den Ton an, und wenn mir einer krumm kommt, dann verweise ich ihn schnell in seine Schranken. Selbst mein Chef hat Probleme mit meiner Person, allerdings nicht mit meiner Arbeit, sonst hätte er mich wahrscheinlich schon ein Dutzendmal gekündigt.«
»Du scheinst ein richtiger Männerschreck zu sein, aber ganz ehrlich, mich macht das an.«
Sie erwiderte frech. »Ich bin mal gespannt, was du zu bieten ...«
Zu mehr kam sie nicht, er packte ihren Kopf und schob seine Zunge in ihren vorlauten Hals. Er biss sie in die Lippen, schnappte ihre Zunge, saugte an ihr und drückte ihren Kopf in die Kissen. Sie hatte keine Chance, er war im Moment dabei, die Richtung vorzugeben. Das Spiel begann, und er warf die erste gute Karte auf den Tisch. Mit seinem Mund war er sofort an ihrem Hals, und mit einem bedachten Biss in ihre Kehle gab er klar zu verstehen, wer im Moment das Opfer war. Sie lag da und ließ es geschehen, ein kurzes Stöhnen kam über ihre Lippen, als er den Biss verstärkte, Gänsehaut zeigte sich auf ihren Armen. Mit seiner Hand war er unter ihrem T-Shirt und konnte einfach nicht fassen, welche Masse sich darunter befand. Er schob ihr Shirt nach oben und öffnete ihren BH. Gott, was für Brüste. Er hatte so etwas in Live noch nie gesehen und sie waren auch noch echt. Er nahm seine Finger kurz in den Mund, benetzte sie mit seinem Speichel und massierte ihre Warzen so gut er konnte. Seine Zunge war überall, am Hals, im Nacken, er saß über ihr und lies ihr kaum Luft zum Atmen. Sie verharrte regungslos und ihre zuckenden Lider verrieten, sie standen unter Spannung. Er hörte nur ihr rhythmisches Atmen, gefolgt von lautem Stöhnen als er mehr und mehr ihre erogenen Zonen entdeckte.
Immer wieder stieß er seine Zunge in ihren Mund, fast gewaltsam suchte er die ihre.
Ihre Hand suchte seinen Schritt, doch er drückte sie weg und setzte sich noch fester auf sie. Er nahm den Nippel ihrer gewaltigen Brust in seinen Mund. Er mochte diesen großen Busen nicht, aber im Moment spielte es keine Rolle.
Er nässelte an ihrem Reisverschluss, und als er ihn endlich aufhatte, setzte er sich auf. Tom beobachtete, wie sie die Augen öffnete und interessiert sein Tun verfolgte. Schnell zog er ihr die Hose von den Beinen und entdeckte dabei ihre halterlosen Strümpfe. Auch mit ihrem kleinen Schlüpfer hielt er sich nicht auf, schnell fand sich auch dieser am Boden wieder. Sie hatte nicht nur einen gewaltigen Busen, sondern ebensolche Lippen. Mit seinen Fingern schob er sie auseinander und nahm ihren Kitzler in den Mund. Er umkreiste ihn, er drückte ihn, er knabberte an ihm, und plötzlich ließ er seinen Druck nach und liebkoste ihn zärtlich.
Ihre Hände krallten sich in seinen Unterarm. »Gott, was machst du mit mir, puh, das tut gut, ja leck mich richtig.«
Er nahm jede ihrer Reaktionen war, seine Sensibilität war extrem geschärft. Tom war dabei, ihr den Zungenfick ihres Lebens zu bescheren. Er stieß mit seiner Zunge in sie, leckte ihren Anus und schob seine beiden Finger in ihre feuchte Grotte. Er winkelte seine Finger an drückte an ihr Schambecken. Seine Zunge spielte eine erstklassige Partitur. Als er merkte, wie ihr Saft ihm über die Hände und ihre Po Spalte lief, entledigte er sich seines Hemdes, öffnete seinen Reißverschluss und schlüpfte aus der Hose. Dominant war Tom über ihr, sein erigiertes Glied vor ihrem Gesicht positionierend. Sie verstand, was er wollte. Obwohl sie sich redlich bemühte, es ihm anständig mit dem Mund zu besorgen, wollte es Tom schnell hinter sich bringen. Irgendwann im Laufe ihres Treibens stülpte er sich den ersten Kondom über und ließ seinen Schwanz zwischen ihren Schenkeln in ihrem Schoss verschwinden. Sie stöhnte kurz auf, als Tom versuchte den richtigen Rhythmus zu finden, der sie eventuell zur Explosion brachte.
Er stieß sie einmal, zweimal fest, zog seinen Schwanz bis zur Eichelspitze heraus, massierte damit ihren Kitzler, um ihn danach wieder tief in sie zu rammen. Sie war irritiert, dass er sie nicht einfach nur fickte, sondern mit ihr spielte. Sie hatte die Muster ihrer früheren Liebhaber im Kopf, und gerade als sie die nächste Aktion schon erwartete, tat Tom etwas völlig anderes. Tom zerlegte ihren bisherigen Erfahrungsschatz in lauter Puzzleteile, die sie nicht einordnen konnte, und baute ein komplett neues Bild in ihr auf. Sie kamen gemeinsam, während sie ihre Lust in den Raum schrie, fühlte Tom nur, wie sich sein Kondom füllte und kurz danach seine Manneskraft nachließ. Er schob seinen Körper von ihr runter griff nach der Wasserflasche und leerte sie fast in einem Zug. Als Nächstes zündete er sich eine Zigarette an und reichte ihr ebenfalls eine, was sie mit einem charmanten Lächeln quittierte. Noch wäh-rend sie rauchte, war ihre Hand bereits wieder an seinem Schwanz und Tom merkte, dass er keinerlei Müdigkeit zeigte und sich schon wieder in seiner schönsten Größe präsentierte. Er drückte ihre und seine Zigarette in den Aschenbecher, zog sich den zweiten Kondom über und befahl: »Leg dich auf den Bauch und zieh deine Knie an.«
»Gerne, ist eine meiner Lieblingsstellungen.«
Er vögelte sie hart von hinten, während sein Atem immer schwerer wurde und sich Schweiß auf seinem Körper bildete. Um sich abzureagieren, schlug er mit seiner Hand auf ihre Pobacken, was sie noch mehr erregte. »Ja, fester, tiefer …« Sie kam ziemlich schnell und er hoffte, dass es bei ihm auch nicht mehr lange dauern würde. Er zog seinen Schwanz raus und schob ihr erst einen, dann zwei und irgendwann die komplette Hand in die Möse. Er fickte sie mit seiner Hand, und sie kam ein weiteres Mal. Er schaffte sogar, noch einen dritten Ritt hinzulegen, wobei er sich wünschte, dass sein Kleiner keinen Laut mehr machte. Irgendwie sollte er endlich in die befreiende Agonie fallen, aber er kam wieder hoch, und er war sich nicht sicher, ob er ihn dafür verwünschen sollte.
Tom kam sich vor wie ein Hundertmeterläufer und hatte Angst kurz vor dem Ziel zusammenzubrechen. Es war ein Gewaltakt, und sein Lustfaktor war sehr begrenzt. Er kam dreimal, ohne jede Frage, aber keines seiner Orgasmen ließ ihn aufschreien oder vor Lust erzittern. Sie kamen und sie gingen, ohne wirkliche Bedeutung. Irgendwie erschien ihm alles sehr surreal. Die Umgebung, das Flackern der Kerzen, selbst die Musik war ihm bewusster als der Mensch, der unter ihm lag.

Er hatte alle Karten auf den Tisch gelegt. Er war der Gewinner des Spiels, aber er fühlte sich wie ein Verlierer. Lustlos lag er neben ihr und zog an seiner Zigarette. Sie war völlig verändert, das Raubtier schnurrte wie eine zahme Katze, kraulte ihn, flüsterte ihm liebe Worte ins Ohr und kuschelte sich an seinen Körper. »Ich möchte, dass du heute Nacht hier bleibst, mit mir mein Bett teilst und wir zusammen einschlafen.«
Gelangweilt blies er den Rauch von sich: »Das ist lieb von dir, aber wir sprachen nur von einem Fick, nicht von Kuscheln. Mir ist nicht nach Kuscheln, ich rauche jetzt meine Zigarette fertig, dusche mich und fahre dann nach Hause.«
»Was hast du, hat es dir nicht gefallen?«
Ihre Stimme hatte plötzlich so etwas Sanftes, sie war nicht wieder zu erkennen.
»Nein, es war alles bestens, so wie ich, nein eigentlich du es dir ausgedacht hattest. Du hast bekommen, was du wolltest, und ich bin auch gut dabei gefahren. Aber wir sollten nicht mehr hineininterpretieren als es war, ok?«
Sie nahm ihm seine Zigarette aus dem Mund und zog daran. Ihre Stimme hatte nun wieder diesen besonders arroganten Ton, als sie antwortete: »Du hast Recht, kein Kuscheln, ich wollte nur Sex, also belassen wir es dabei.«
Aus Dr. Jekyll wurde wieder Fräulein Hyde, nur mit dem Unterschied, dass sie ihm einen kurzen Blick in ihre wahre Seele bot. Sie war genauso verletzlich wie jeder andere Mensch. Hinter ihrer harten Schale verbarg sich ein butterweicher Kern. Ihr war bewusst, dass sie ihm diesen offenbarte, auch bewusst, dass sie das heutige Spiel verloren hatte. Die Spinne hatte sich mit ihrem Opfer verschätzt. Ein weiteres Mal versuchte sie, Tom zum Bleiben zu überreden und füllte ein letztes Mal sein Glas auf. Er nippte daran, drückte seine Zigarette aus und gab ihr einen Kuss. »Danke für den Fick, du warst nicht schlecht, vielleicht wiederholen wir das irgendwann.«
Sie war sprachlos und ein mädchenhaftes Lächeln huschte über ihren Mund, so als wollte sie sagen: Ich würde mich freuen Tom.
Als sich die Tür hinter ihm schloss und er nach unten zu seinem Auto eilte, fühlte er sich befreit und einsam zugleich. Sie hatte ihn benutzt, und er hatte sie benutzt. Sie hatten einen ONS, nicht seinen ersten, aber er hoffte, nein er betete, dass es sein letzter sein sollte. Sex und Gefühl gehörten für ihn zusammen, er war kein Getriebener seiner Lust, auch wenn er sich manchmal so fühlte und auch so agierte. Er wusste, er konnte seine Geilheit nur dann ausleben, wenn er mehr als Sympathie für jemanden empfand. Hier kam seine feminine Seite zu Tage, auch wenn sein unteres Ich etwas einforderte und vor Geilheit noch so erigierte, in seiner Seele wollte er mehr, viel mehr als ihm so ein Abend wirklich bringen konnte. Wieder einmal mehr konnte er die Frauen verstehen, die in ihren Profilen schrieben, dass sie auf One-Night-Stands keine Lust hätten. Ja, ich gebe euch Recht, diese Art von Sex ist etwas für kalte, egoistische Menschen. Wenn etwas Seele noch übrig geblieben ist, ist es keine Form der Geilheit, die noch weiter provoziert werden musste. Man bleibt seelenlos zurück, dem Orgasmus folgt eine verstärkte Agonie, die nicht nur Schläfrigkeit, sondern grenzenlose Einsamkeit birgt.

Nach diesem Abenteuer hatte er zunächst keine Lust mehr auf Dates. Irgendwie empfand er sein Leben mehr als abstrakt. Jeden Abend vor dem PC sitzend, irgendwelchen Frauen nette Avancen zu machen, war er leid. Er stürzte sich in seine Arbeit, verbrachte mehr Zeit mit seinen Kindern und war der Überzeugung, dass ihm irgendwann eine Frau in die Arme läuft, eben eine schicksalhafte Begegnung, wie es ihm so viele seiner Freunde und auch seine Eltern prophezeiten. Aber so sehr er sich auch bemühte, die Finger von den Chatforen zu lassen, umso unruhiger wurde er. Er war es einfach nicht gewohnt, allein zu sein. Immer nur die Themen der Kinder oder der Arbeitskollegen aufzunehmen oder die guten Ratschläge seiner Eltern zu befolgen, war gut, aber es war nicht genug. Er hatte das Bedürfnis nach Zärtlichkeit, nach gutem Sex, guten Gesprächen, einfach die Tür hinter ihm zu schließen und das Abenteuer Leben zu genießen.
Doch wenn man wie er tagtäglich berufsmäßig am PC sitzt und im Innersten weiß, dass man die Tür ins Abenteuer nur anzuklicken braucht, kann man sich der Verlockung kaum entziehen. Es gelingt eine Weile und irgendwann ist man wieder drin. Die Sucht hatte einen eingeholt, man war ein Gefangener seiner Gefühle, seiner Lust und seiner Leidenschaft.


Wellen der Lust


Es war immer wieder interessant, auf welche Menschen man im Internet traf. Da gab es die sehr Vorsichtigen, die Mutigen, die für immer Verbrannten und die ewig Hoffnungsvollen. Es gab die Naiven, die vermeintlich und die tatsächlich Intellektuellen. Ein Sammelsurium an Eitelkeit, Unverbindlichkeit und Unsicherheit. Alle Kategorien waren vertreten. Eine übervolle Speisekarte, bei der man am Ende nicht mehr wusste, was man wählen soll. Man lief immer Gefahr, sich zu überfressen und mit Übelkeit bestraft zu werden.
Tom traf Frau Doktor am Chiemsee an einem heißen Sommernachmittag. Sie war Vertriebstrainerin und coachte die Creme de la Creme der Wirtschaft, zumindest erzählte sie ihm das. Sie kam direkt aus Innsbruck und hatte den charmanten Dialekt einer Tirolerin. Sie war attraktiv, hatte ein wunderschönes Gesicht, allerdings für seinen Geschmack etwas zu kräftige Beine. Der Rock ihres Designer-Kostüms war dezent, ohne bieder zu wirken.
Sie fanden ein ebenso stilvolles italienisches Restaurant direkt am Seeufer und begannen ihre Unterhaltung. Schon von Anbeginn fühlte er, dass sie eine Maske aufhatte. Das Gespräch verlief zäh, und er hatte das Gefühl, dass sie seine offene und unkomplizierte Art eher als Bedrohung, als Erleichterung empfand. Als er sich eine Zigarette anzündete, war ihre erste Reaktion: »Mhm, du rauchst, keine schöne Eigenschaft, ich mag Raucher überhaupt nicht, habe mein Leben lang noch nie geraucht.«
Er nickte und schickte ihr sein unverschämtestes Grinsen über den Tisch. »Nun, jeder hat seine kleinen Schwächen, stimmt’s? Die machen Menschen erst interessant. Verrätst du mir deine?«
»Ich und Laster, keine Ahnung. Ich habe keine Laster, zumindest rauche und trinke ich nicht.«
»Habe ich schon bemerkt, übrigens, der Wein ist köstlich.«
Er hob das Glas an seinen Mund und ließ den kalten Weißwein in seinen Gaumen laufen.
»Ich treibe viel Sport, laufe fast jeden Tag eine Stunde und ernähre mich vegetarisch.«
Er nickte erneut, und seine Angriffslust stieg von Minute zu Minute.
»So, so, was macht dir dann so Spaß? Ich meine, wenn ich so sehe, wie du lustlos in deinen Spagetti Aglio rumstocherst, muss ich mich doch wirklich fragen, was dich so in deinem Leben begeistert.«
»Och, mich begeistert viel. Mein Sohn, meine Arbeit, mein Sport, da gibt es schon einiges.«
Ihre ganze Körperhaltung war auf Abwehr getrimmt, er spürte, dass jede ihrer Zellen gegen ihn rebellierte. Er war exakt der Mann, der ihr gefährlich werden konnte und welchem sie ihr Leben lang aus dem Weg ging. Als sie von ihren Partnerschaften erzählte, war er kurz davor, in einen komatösen Schlaf zu verfallen. Alles, was ihren Lippen entfuhr, war so unendlich langweilig und unspannend, dass er sich fragte, was er hier eigentlich noch tat. Sie war der Inbegriff der Vorsicht. Ihre Augen fingen nur dann zu glänzen an und ihre Stimme bekam mehr Rhythmus, wenn sie von ihrem Sohn und ihrer Arbeit erzählte.
Aber intuitiv hatte er das Gefühl, dass in diesem Wesen weit mehr steckte, als sie vielleicht selbst vermutete. Sie war intelligent, sie war sicherlich gut in ihrem Job und sie hatte Selbstbewusstsein, vor allen Dingen war sie unwahrscheinlich arrogant. Er wusste, diese Art der Arroganz war reiner Selbstschutz. Es gab zwei Möglichkeiten: schnell zu bezahlen und sich zu verabschieden oder mehr über sie rauszufinden, sie aus ihrer Reserve zu locken.
Tom kam eine Idee. »Was für ein wunderbarer Abend. Wenn ich auf den See hinausschaue, habe ich richtig Lust zu baden.«
»Ja, es ist verdammt heiß, der See könnte vielleicht die Abkühlung bringen, die du brauchst.«
Er zündete sich eine weitere Zigarette an und paffte in die Luft. »Dann lass uns baden gehen.«
»Wie baden gehen?«
Irritiert schaute sie ihm in die Augen. »Ich habe kein Badezeug dabei, auch wenn ich Lust hätte, ohne Badezeug …«
Er ließ sie nicht ausreden. »Hör zu, es ist bereits dunkel, am Strand sind keine Leute mehr, wo ist das Problem? Du kannst entweder nackt oder mit deiner Unterwäsche baden gehen.«
Sie schüttelte energisch den Kopf. »Nein, das kommt nicht in Frage, auch wenn der Gedanke nicht schlecht ist.«
Er lehnte sich etwas über den Tisch und schaute ihr tief in die Augen. »Wir fahren mit dem Auto noch etwas die Straße hinauf, dort wo niemand ist. Schau, dort über den Bergen habe ich Wetterleuchten gesehen, es ist einfach traumhaft. Warum nicht mal was Verrücktes tun.«
Sie war völlig unsicher, er wusste, dass in ihr ein furchtbarer Kampf stattfand. Auf der einen Seite hatte sie Lust, das hatte er bereits entdeckt, sie war unruhig und sie hatte nicht wirklich verneint. Und da war ihre andere Seite, übertriebene Vorsicht bis hin zur Selbstaufgabe. Er ließ nicht locker, betrachtete es als ganz besondere Herausforderung diesen Eisberg zum Schmelzen zu bringen. Aber er musste nicht mehr viel tun, plötzlich war sie hellwach und ihre Augen glänzten.
»Ja, warum eigentlich nicht, ich finde die Idee gar nicht schlecht.«
»Na also Frau Doktor, dann lass uns gehen und etwas Abkühlung finden.« Sie lachten, er bezahlte die Rechnung, und sie fuhren kurz darauf den See entlang. Ihre Anspannung war extrem. Er sah, wie sie nervös mit ihren Händen spielte und an den Haaren nestelte und wie sie fortwährend hüstelte.
»Du solltest weniger rauchen.«
Sie lachte. »Ja, das sollte ich wohl tun.« Sie boxte ihn kumpelhaft leicht in die Seite und drehte die Musik im Radio etwas lauter. Sie waren vielleicht zehn Minuten gefahren, als er einen Parkplatz entdeckte, der zu einem Campingplatz gehörte.
»Hier ist es schön.«
Ein Blick an den Strand, es war kaum jemand zu sehen.
»Und wollen wir es hier wagen?«
Sie nickte und er sah, dass sie leicht zitterte.
Vor Erregung?
Er parkte das Auto und stieg aus. Im Kofferraum befanden sich eine Decke und auch ein paar Handtücher.
»Du hast ja alles dabei.«
»Ja, ich gehe manchmal nach der Arbeit an den Fehringa See und schwimme ein paar Runden.«
Sie nahm ihm die Decke ab, und gemeinsam überquerten sie die Straße. Ein angenehmer Wind machte die Hitze einigermaßen erträglich. Über den Chiemgauer Bergen blitzte es fortwährend und Wellen klatschten an die vorgelagerte Kiesbank. Frau Doktor war neben ihm und kicherte wie ein kleines Mädchen, das gerade etwas sehr Ungezogenes macht. Sie legten die Decke und die Handtücher an der Mauer ab und begannen, sich auszuziehen. Er bemerkte, wie sie ihn beim Ausziehen beobachtete, vermied es aber, seine Blicke auf sie zu richten. Nach zirka einer Minute stand er nackt vor ihr. Sie hatte sich das große Badehandtuch um die Hüften geschlungen und mühte sich ab, in dieser Stellung aus ihrer Unterwäsche zu kommen. Innerlich musste er lachen. Du wirst ohnehin gleich nackt sein, also was soll das Theater. Als wenn sie seine Gedanken erraten hätte, tat sie das Unvermeidliche. Das Handtuch rutschte über ihren Busen, dann über die Hüften und befand sich schlussendlich am Boden. Sie war nackt.
»Was mache ich hier eigentlich?«, sagte sie nun lachend
»Lass uns ins Wasser gehen.« Er nahm ihre Hand und gemeinsam stiegen sie die Mauer hinab und gingen auf das Wasser zu. Es war herrlich. Das Wasser, in dem sich der Mond spiegelte, der warme Wind und die Wellen, die vor ihnen zusammenschlugen. Er hatte selten eine so zauberhafte Atmosphäre an einem See erlebt. Die Wärme, das Wetterleuchten, das Spiel der Wellen und dazu die sanfte Melodie des Windes. Vorsichtig näherten sie sich einer vielleicht hundert Meter von ihnen entfernten Sandbank.
»Was für ein Erlebnis, wie schön das hier ist!«
Tom tauchte kurz unter, kam mit einem Mund voll Wasser wieder zurück, welches er in ihre Richtung prustete. Sie kicherte und lachte.
»Das bekommst du zurück.«
Sie verschwand ebenfalls unter Wasser und spuckte eine Ladung zurück. Sie waren vergnügt wie die kleinen Kinder, spritzten sich an, tauchten sich unter und lagen sich irgendwann in den Armen. Inspiriert vom Zauber des Augenblicks, der elektrisch aufgeladenen Atmosphäre. Ein großes Schauspiel, das die Natur ihnen hier und jetzt präsentierte. Der Himmel war voller Lichter, es blitzte und sie warteten auf das drohende Donnern, das vielleicht einen Regen oder auch einen Sturm anmelden würde. Aber der Donner blieb aus.
»Ich habe so etwas Intensives noch nie erlebt.«
Ihre Stimme zeigte keinerlei Irritation mehr.
»Wie schön es ist, ohne Badezeug zu schwimmen und das Wasser nackt auf seiner Haut zu spüren, nichts Störendes …« Sie war unmittelbar hinter ihm.
»Ich wusste, dass es dir gefallen würde.«
Ihr nackter Körper lehnte sich an seinen Rücken und ihre Arme umfassten sein Becken. Sie küsste ihn in den Nacken. »Frau Doktor …«
Er drehte sich herum und gab ihr einen vorsichtigen Kuss. Tom streichelte ihren Rücken, seine Hände wanderten zu ihrem Po, ihren Schenkeln und wieder zurück. Sie hielt ihn umklammert wie ein Kind ihre Mutter, schutzsuchend und geborgen. Er schob sie auf seine Knie und gemeinsam wippten sie wie zwei Blätter im See herum. Er hatte eine Erektion und sie spürte es auf ihrer nackten Haut. Sie küssten und sie streichelten sich, aber Tom respektierte ihre Vorsicht und das machte ihr Mut oder sagen wir Lust auf mehr.
Ihre Körper kühlten nicht aus, und so verbrachten sie eine geschlagene Stunde im Wasser. Sie hatten keine Ahnung, wie spät es war, als sie Hand in Hand aus dem Wasser stiegen. Es war keine Menschenseele auf dem anliegenden Fußweg. Der See und sein Strand gehörten ihnen ganz allein. Er nahm ein Handtuch und trocknete sie ab, danach entzog sie es ihm und tat es ihm gleich.

Sie saßen auf der Decke, er zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch in die Nacht.
»Hat es dir gefallen?«
»Was für eine Frage, es war wunderschön, bin wirklich froh, dass ich mich dazu durchgerungen habe.«
»Du bist ein Gentleman, durch und durch.«
Sie lächelte und kam ein Stück näher. »Küss mich, so wie du es im See getan hast.«
Er warf die Zigarette auf den Kiesstrand und nahm sie in den Arm. Er war vorsichtig, jede Bewegung seiner Hände wählte er mit Bedacht, er wollte den Zauber des Abends nicht durch vorschnelle Handlungen kippen. Auch sie berührte seinen Körper, ihre Hände waren an seiner Brust an seinen Bauch, in der Nähe seiner Lenden, was seine Erektion noch stärker werden ließ. Er küsste ihre Brust, er streichelte sie überall, aber er vermied, sie zwischen ihren Schenkeln zu berühren. Je näher er kam, um sie fester bohrte sich ihre Zunge in seinen Mund. Er zog seine Hände leicht zurück und er spürte mit jeder Faser, wie ihr Verlangen stärker und stärker wurde, sie dort zu berühren, wo die Lust ihr Zentrum fand. Dieses Spiel spielte er noch eine ganze Weile, ihre Geilheit schwoll an, sie stöhnte ihm ins Ohr und ihr Körper bebte vor Entzücken. Irgendwann waren seine Finger auf ihren Lippen und ihr Verlangen auf dem Höhepunkt. So zärtlich, wie der warme Wind ihre Körper einfing, so zärtlich rieb er an ihrer Spalte, öffnete sie vorsichtig und sein Finger verschwand in ihr. Sie stöhnte und als er ihn wieder herausziehen wollte, war ihre Hand auf der seinen.
»Nicht rausziehen, bleib da wo du bist, es ist wunderschön.«
Frau Doktor hatte ihre Maske abgelegt, neben ihm lag ein verwundbares Etwas, das allen Selbstschutz aufgegeben hatte und den Moment der Geilheit mit jeder Phase ihres Ichs genoss. Auch ihre Hände begriffen jetzt seine Männlichkeit, und sie übersahen für eine kleine Ewigkeit, dass der Wind an Stärke zunahm und die ersten leichten Tropfen ihre Körper erreichten.
»Schnell, gleich beginnt es zu regnen.«
Wortlos schlüpften sie in ihre Klamotten, packten ihre Habseligkeiten zusammen und rannten zum Auto. Als die Autotüren ins Schloss fielen, herrschte eine herrliche Ruhe, er drehte das Radio an und sie machten dort weiter, wo sie am Strand aufgehört hatten. Es wurde eine wunderschöne Nacht, und die Natur bot ihnen die dazugehörige Bühne.

Als er nach Hause fuhr, rekapitulierte er den zauberhaften Abend immer und immer wieder in seinem Kopf. Sie hatten sich nicht verliebt, nein, aber diese Nacht hatte etwas ganz Besonderes. Die Bilder liefen in seinen Kopf wie Wein, der einen guten Abgang fand.
Frau Doktor und er telefonierten noch ab und an, aber es kam zu keinem weiteren Treffen, da jeder mit seinem hektischen Leben beschäftigt war. Fast ein Jahr später erreichte ihn eine SMS: »Fahre gerade am Chiemsee vorbei und denke an den wunderschönen Abend, den ich mit dir dort verbracht habe.«
Im ersten Moment war er irritiert, dann musste er lachen. Er rief sie sofort an. »Wie geht es dir?«
Sie lachte ebenfalls und war sehr vergnügt. »Gut, sehr gut, ich fahre gerade nach München. Immer, wenn ich an dem See vorbeifahre, denke ich an dich. Dieser Abend war so einzigartig, dass ich ihn nicht mehr aus meinem Gedächtnis löschen kann.«
»Ja, das stimmt, ein einzigartiger Abend.«
»Wie geht es dir sonst?«
»Ich habe mich verliebt.«
»Wow, großartig, wer ist er?«
»Ein toller Mann aus München, er hat dort eine Firma, wir sind schon einige Zeit zusammen und wahrscheinlich ziehe ich bald dorthin.«
»Super, ich freue mich für dich.«
»Ich würde mir wünschen, dass ich mich auch bald wieder verlieben würde.«
Sie lachte. »Tom, du bist ein wunderbarer Mann, einfach unglaublich. Du wirst sicherlich bald die Liebe deines Lebens finden.«
Er lächelte. »Du hast Recht, irgendwann ist es auch bei mir so weit, drück‘ mir die Daumen.«
»Na klar, mach’s gut, ich vergesse dich mein Leben nicht.«
Ein kurzes Knacken und es war still. Er stand vor der Firma, genoss seine Zigarette und die Bilder dieses Abends waren wieder da. Gott, so ein Abend mit einem Menschen, den er wirklich liebte, die Natur wäre Zeuge einer unvergesslichen Nacht, die sich ihm genauso ins Hirn und ins Herz brennen würde, wie es bei Frau Doktor passiert war. Sie sollte mit ihrem neuen Freund bald an den See fahren. Er lachte, drückte die Zigarette aus und ging zurück ins Büro.

Der Sommer war einfach großartig und selbst der sonst kritische August konnte dem guten Wetter nichts anhaben. Einige Affären hatten ihn durch das Frühjahr und den Sommer begleitet, aber die nächste Liebe oder Verliebtheit wollte sich einfach nicht einstellen. Er wusste, dass man nichts erzwingen konnte. Seine Situation nahm er relativ gelassen, er konzentrierte sich auf seine Arbeit.
Sein Leben war in Ordnung, er war zufrieden, und es fehlte ihm eigentlich nur noch die richtige Partnerin zum wahren Glück, doch auch die würde irgendwann in sein Leben treten, davon war er nach wie vor überzeugt. Seine Schlagzahl im Internet war so groß, dass es einfach passieren musste, die Mathematik ließ sich nicht beirren, dessen war er sich ganz sicher.
Jede Woche hatte er mindestens ein Date. Er genoss diese Treffen,

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Dirty Book Verlag
Bildmaterialien: Dirty Book Verlag
Lektorat: Dirty Book Verlag - Anita Störcher
Tag der Veröffentlichung: 29.11.2012
ISBN: 978-3-7309-0019-2

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieser Teil ist all denen gewidmet, die weiterhin tapfer ihre Liebe in Single-Börsen suchen. Möge ihr Vorhaben von Erfolg gekrönt sein.

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