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Save Me Hill Part 2

 

Save Me

 

 

Hill Part 2

 

 

 

 

 

Vorwort

Danke Oli …

 

Lieber Leser,

ich wünsche dir viel Spaß auf dem Weg zu zwei ganz unterschiedlichen Rettungen von Emma und Alex …

 

 

 

 

 

PS: Das schönste Geschenk für einen Autor ist eine Rezension …

Kapitel 1

 

Kapitel 1

„Vergessen sie nicht unseren Deal, Mr. Hill.“

„Nein, Herr Richter Wellish. Ich werde das schon hinbekommen.“, bestätigte ich erneut und nickte mit dem Kopf.

„Gut, dann sehen wir uns spätestens in einem Monat. Keinen Tag länger. Sonst können sie wieder ihre Zelle einrichten.“

„Ja, Herr Richter Wellish.“, erwiderte ich wieder gebetsmühlenartig und nickte wieder.

„Dann sind sie jetzt entlassen.“

Wir schüttelten uns die Hand und ich verließ mit klopfendem Herzen sein Büro.

Freiheit.

Endlich.

Das halbe Jahr kam mir wie eine Ewigkeit vor. Unzählige Möglichkeiten, was ich jetzt alles machen konnte, schwirrten in meinem Kopf herum. Doch eine verdrängte immer wieder alle anderen.

Ich wollte sie.

Ich wollte sie endlich in Freiheit berühren, mit ihr reden, sie spüren, sie ficken. Das klang vielleicht plump, aber nach einem halben Jahr wichsen unter einer filzigen Decke in einer kalten Zelle, war der Druck hoch.

Fuck und wie ich sie ficken würde.

Ich wählte ihre Nummer und wartete darauf, ihre Stimme zu hören. In den letzten Tagen während meiner Verlegung und der Vorbereitung des Deals, hatte ich nicht mit ihr telefonieren können und langsam … keine Ahnung, was das für ein Gefühl war, aber ich war auf jeden Fall nicht froh darüber, dass ich nicht mit ihr reden konnte. Ich wollte wissen, wie es ihr geht, ich wollte wissen, was sie so machte und ich wollte wissen, ob sie endlich diese Schnarchnase Pete verlassen hatte. Was wollte sie mit diesem egozentrischen Klosterjungen?

Das Freizeichen erklang, doch sie nahm nicht ab. Nur die Mailbox sprang an. Mist. Ich hatte schon gehofft, dass sie mich auch erwartete. Ich hatte mir vorgestellt, dass sie zuhause saß, mit dem Telefon in der Hand und auf das Display schaute - in der Hoffnung - meine Nummer würde dort erscheinen. Aber vielleicht hatte ich ihr Interesse an mir auch völlig falsch eingeschätzt? Vielleicht wollte sie nur ihre Pflicht bei der Mutter-Theresa-Orga erfüllen?

Eigentlich hatte ich das Gefühl sie sehr gut einschätzen zu können, weil sie niemand war, der seine Gefühle verbarg. Aber wie sie zu dieser Organisation stand, konnte ich bis jetzt nicht herausfinden. Ihre Mutter war auf jeden Fall kein Mitglied, das konnte ich nach zwei Minuten Telefonat mit dieser schrecklichen Frau schon sagen. Aber vielleicht war ihr Vater in der Mutter-Theresa-Organisation? So oder so, ich musste sie aus dieser Sekte irgendwie herausbekommen, damit sie diesem Möchtegern-Papst Pete nicht mehr über den Weg lief. Der Typ bedeutete Ärger, auch wenn er einen auf unschuldig machte. Zumindest das wusste ich.

Ich ging die herrschaftliche Treppe des Gerichtsgebäudes herunter und hörte schon von Weitem die Presseleute. Kannte man das Gewusel und den Druck der Kameras nicht, konnte man schnell nervös werden und in Panik ausbrechen, wenn man die verrückten Reporter sah. Doch nach fast 6 Jahren im Rampenlicht, hatte ich sie um den Finger gewickelt. Ich sagte, was sie verwerten konnten, gab ihnen Möglichkeiten für Fotos, die sich gut verkaufen ließen und bekam dafür die beste kostenlose Publicity der Welt. Ich war der Playboy der Stadt, der Frauenheld schlechthin. Jeder Typ wollte so sein wie ich, jede Frau mit mir schlafen. Naja gut und ein paar Leute wollte mich lieber tot als lebendig sehen, aber so etwas konnte in dem Business passieren. Geld zog nun einmal Feinde an.

Viel ärgerlicher war es, dass die meisten Frauen dachten, sie könnten mich ändern, sodass ich brav und handzahm wurde, mit ihnen ein Eigenheim gründete und Kinder bekam. Aber es war ja nicht meine Schuld, dass sich Frauen bescheuerte Hoffnungen machten, wo es keine gab. Ich hatte noch nie zu einer Frau gesagt, dass mir das mit dem Erfolg und den Millionen langsam zu viel würde und ich doch lieber ne Familie gründen wollte. Aber trotzdem gab es immer Krach, wenn ich sie danach aus meinem Büro warf. Einfach peinlich, wenn man einer erwachsenen Frau erklären musste, warum man nicht mit ihr in den Sonnenuntergang reiten wollte. Das war doch klar. Die würden sich doch auch nicht an einen reichen Mann binden, wenn sie hunderte davon haben könnten.

„Alex! Alex! Wie kam es zu ihrer Freilassung?“

„Wussten sie von der Affäre von Emma?“

„Warum wartet sie nicht auf sie?“

„Werden sie nun wieder die Leitung ihres Clubs übernehmen?“

„Haben sie den Verkauf ihres Clubs eingeleitet?“

„Werden sie das Kind zu dritt aufziehen?“

Die wirren Fragen der Reporter prasselten auf mich ein, alle schrien durcheinander und versuchten sich mit ihren Kameras und Mikrofonen nach vorne zu drängeln. Ich blieb auf einer der oberen Stufen stehen, lächelte gekonnt in jede Kamera und setzte dann an.

„Meine Freunde! Vielen Dank, dass ihr heute alle gekommen seid! Ich bin frei und freue mich, dies mit euch feiern zu können! Meine liebe Freundin Emma wartet auf mich zuhause. Sie ist eine gute Freundin – mehr nicht!“

Ich ließ eine kleine dramatische Pause und sprach dann mit erhobenen Händen weiter wie ein Prophet. Irgendwie war ich das ja auch. Ich verkündete schließlich eine neue Ära voller Partys in meinen einzigartigen Clubs.

„Meine Clubs werde ich in Kürze wieder selber führen und mit euch allen anstoßen bei der großen Willkommensparty nächstes Wochenende! Vodka Pure – er wird fließen in Strömen!“

Ein paar Leute klatschten, zehntausend neue Fragen prasselten auf mich ein.

„Wieso war Emma hier und wurde dann von ihrem Anwalt wieder weggebracht?“

„Stehen sie zu ihrem Kind oder ist es von Pete McClusky?“

„Wie wollen sie ihren Club leiten, wenn dieser bereits an ihren Konkurrenten Mason verkauft wurde?“

„WAS?“, schrie ich entsetzt in die Menge.

Fuck!

Darauf war ich nicht vorbereitet.

Mein Puls stieg, mein Herz klopfte wie verrückt. Alle gafften mich an, während ich nach einer Antwort suchte. So unprofessionell hatte ich mich noch nie vor der Presse präsentiert.

Emma war hier und ist zu Keaton ins Auto gestiegen? Scheiße, Verdammt! Ich hatte sie doch gewarnt, als ich von Keatons Betrug erfahren hatte. Wie kam sie darauf, dann genau das zu machen, wovor ich sie gewarnt hatte? Nie machte die Frau, was ich ihr sagte. Und warum war sie überhaupt hierhergekommen? Ich hatte ihr doch gar nichts von dem Termin erzählt! Verdammt, noch deutlicher als mit er ist gefährlich, konnte ich ihr doch nicht sagen, dass der Typ Ärger bedeutete!

Scheiße.

Wahrscheinlich hatte ich sie zu spät erreicht. Ich selbst erfuhr ja erst bei meinem Deal mit dem Richter, dass Keaton mit meinem Bruder zusammen gegen mich gearbeitet hatte. Vielleicht hatte sie von der Presse von dem Termin erfahren oder Keaton selbst hatte das Ganze von langer Hand geplant.

Fuck!

Wenn er das schon lange geplant hatte, war er gut vorbereitet. Er könnte schon sonst wo mit ihr sein. Er könnte schon sonst was mit ihr machen.

Scheiße, scheiße, scheiße.

Warum war ich da so blauäugig rangegangen? Wieso hatte ich nicht damit gerechnet? Ich wusste, dass er mich verarscht hatte, aber er war doch kein Entführer! Ich wollte nicht, dass sie zu ihm ins Auto stieg, damit er sich nicht an sie ranmachte. Keine Sekunde hatte ich darüber nachgedacht, dass er sie kidnappen könnte. Das war alles meine Schuld.

Okay, Ruhe bewahren, cool bleiben.

Gesicht wieder in Form setzen, ernst blicken, aber nicht zu besorgt. Gedanken ordnen.

Wie konnte ich so schnell wie möglich herausfinden, wo er mit Emma hingefahren war?

Schneller Weg, einfacher Weg, sicherer Weg.

Scheiße, Gesichtszüge kontrollieren Hill! Keiner von den Pappnasen vor dir, darf wissen, dass du dir Sorgen machst.

Ich sah nur einen Ausweg.

Emma, bitte verzeih mir.

„Meine lieben Freunde, mein ehemaliger Anwalt Keaton McLarence leidet unter einer psychischen Störung, die dringend ärztlich behandelt werden muss. Ich mache mir große Sorgen um Emma, die im Moment mit ihm alleine unterwegs ist. Bitte helfen sie mir, die Beiden zu finden und Emma wieder in Sicherheit zu bringen. Keiner kann voraussagen, wie Keaton McLarence reagiert. Er könnte ihr weh tun. Bitte helfen sie mir, sie wiederzufinden!“

Die Meute vor mir flippte aus, alle schrien, viele griffen zu ihren Telefonen, um die Eilmeldung weiterzugeben. Ich hielt meine Maske, die meine innere Panik verdeckte standhaft aufrecht und versuchte mir dann meinen Weg durch den Pulk zu bahnen, was nur mithilfe meiner bereits wartenden Bodyguards gelang. Sie brachten mich zu meinem Bugatti und kaum saß ich hinter dem luxuriösen Lenkrad, hatte ich fast wieder das Gefühl, ich könnte alles wieder zum Guten wenden. Dieses Auto war jeden Dollar wert für dieses Gefühl der Kontrolle.

Naja – eigentlich.

Im Moment lief mir der Schweiß herunter, ich war knallrot im Gesicht, meine Hände zitterten. Ich war mit den Nerven am Ende. Keaton war nicht psychisch gestört, aber er war gefährlich. Er war sauer, weil ich nicht ihm, sondern meinem Bruder den Club überschrieben hatte. Er hatte mir jahrelang treu zur Seite gestanden und als ich in den Knast gegangen war, hatte er zunächst den Club mit meinem Bruder geleitet. Doch nach drei Monaten hatte ich entschieden die Leitung meinem Bruder zu überschreiben. Ich wollte damit etwas gut machen und ich hatte nicht damit gerechnet, dass er wieder in den Drogensumpf abrutschte.

Tja und Keaton war anscheinend sein abartig hohes Honorar nicht genug. Dieser Wichser. Wenn ich ihn erst einmal gefunden hatte und Emma in Sicherheit war, würde ich mit ihm kurzen Prozess machen.

„Hey.“

Marcus, einer meiner besten Freunde, ließ sich auf den Beifahrersitz fallen, nachdem er sich durch die Reporter gequetscht hatte, die um meinen Wagen herumstand. Er musterte mich einmal kritisch von oben bis unten, als hätte er mich jahrelang nicht gesehen. Naja, ein halbes Jahr hatten wir uns auch nicht gesehen. Ich wollte im Gefängnis keinen Besuch von Freunden oder Verwandten haben.

Ich ignorierte seinen Blick und fuhr so langsam wie möglich, trotz der knipsenden Kameraleute los.

„Der Anzug macht was her, aber ansonsten siehst du echt Scheiße aus.“, kommentierte er mein Aussehen und lächelte schief.

„Danke. Du mich auch.“, antwortete ich knapp.

Mir war klar, dass er Recht hatte, aber das musste ich ihm ja nicht auf die Nase binden. Der maßgeschneiderte Anzug an meinem inzwischen gut trainierten Körper war zwar der Hammer, aber ich war fahl und mit den Nerven am Ende. Ich versuchte mich zu beherrschen, aber er konnte sehen, dass ich Angst hatte. Angst um Emma.

Scheiße, wann hatte ich das letzte Mal Angst gehabt? Vielleicht mit 12 Jahren oder so, als die älteren Jungs in der Schule mich abgezogen hatten. Aber danach? Niemals. Alexander Hill kannte keine Angst. Das passte auch nicht zu meinem Image.

„Wo fahren wir hin?“, fragte Marcus neugierig, woraufhin ich nur die Augenbrauen hochzog.

War doch total klar. Was fragte er so dumm? Sonst war er eigentlich nicht auf den Kopf gefallen. Er war nicht nur einer meiner ältesten Freunde, er hatte mir auch geholfen meinen ersten Club aufzubauen. Auch wenn er nur bei der Security arbeitete, war er niemals eifersüchtig geworden oder hatte sonst wie versucht mich auszunehmen. Das rechnete ich ihm hoch an, denn es war eine Seltenheit bei den Menschen, die ich um mich hatte. Meine Clubs zogen nun mal nicht die beste Sorte von Menschen an.

„Ja und?“, fragte er verwirrt nach.

„Hast du meine Pressenachricht nicht gehört?“, pampte ich ihn an und er zuckte nur mit den Schultern.

„Du übernimmst deine Clubs. Es findet ne Willkommensparty statt. Keaton ist krank.“, fasste er stumpf zusammen und lachte beim letzten Satz. „Das wird dich noch ne Klage kosten. Das lässt Keaton nicht auf sich sitzen.“

„Fuck, Marcus. Er hat Emma entführt!“, brüllte ich ihn an und knallte die Hand auf das Lenkrad.

Ich hätte ihm gerne eine verpasst, aber beim Autofahren ging das ja leider schlecht. Man, was dachte ich hier? Der Knast hatte mich echt ziemlich abgestumpft. Vor einem halben Jahr hätte ich meinem Freund nicht eine runterhauen wollen, nur weil er schwer von Begriff war.

„Scheiße, mach mich doch nicht so an.“, versuchte Marcus mich zu beruhigen und verstand die Welt nicht mehr. „Was ist denn mit der Kleinen? Ich dachte, die Presse hat sich da was ausgedacht. Stehst du auf sie?“, fragte er verblüfft.

„Nein, man. Natürlich nicht.“, blaffte ich ihn sofort an und wurde immer wütender.

Er nahm das alles überhaupt nicht ernst. Wieso verstand er nicht, dass Emma in Gefahr war?

„Aber wir müssen ihr helfen.“, erklärte ich barsch.

„Wieso?“, fragte er überfordert und glubschte mich von der Seite an.

„Verdammt, weil sie meine Freundin ist.“, schrie ich ihn an und er bekam den Mund gar nicht mehr zu.

Dieser Vollidiot. Was kapierte er daran nicht? Emma war da irgendwo allein mit diesem Wichser. Ihm völlig ausgeliefert. Man, sie konnte sich mit ihrem kleinen Körper doch niemals gegen ihn wehren. Was konnte der Typ alles für mit ihr machen? Was war, wenn er sie schlug oder knebelte, irgendwo alleine ließ, sie folterte oder noch schlimmer, wenn er sie vergewaltigte? Wer wusste schon, wozu er in seiner Eifersucht fähig war? Verdammt, das war alles meine Schuld. Warum war ich so blöd gewesen? Ein Wort zu meinen Bodyguards und sie wäre in Sicherheit. Aber nein, ich schrieb ihr nur diese – wie ich dachte – übertriebene SMS, damit sie nicht von ihm abgeschleppt wurde. Scheiße, arrogant wie ich war, wollte ich nur meinen Besitzanspruch geltend machen und hatte dabei nicht weitergedacht.

Ich schaute wieder zu Marcus, während mir langsam schon der Schweiß herunterlief. Auch das Zittern wurde immer schlimmer, mein Bauch zog sich eigenartig zusammen. Fuck, auch wenn er mein Freund war, wollte ich keine Schwäche zeigen.

Wieso starrte er mich immer noch an?

„Na mach schon!“, befahl ich ihm so knapp wie möglich, damit er nicht hörte, wie meine Stimme zitterte.

Er sollte auch nach einem halben Jahr noch wissen, was ich von ihm verlangte.

Langsam klappte er seinen Mund zu und begann auf seinem Handy herumzutippen. Ich sah auf seinem Display den Whatsapp-Verlauf mit unserem Sicherheitschef, der die Nachricht weiterleiten würde. Wenn alle noch so gut arbeiteten wie unter meiner Führung, müsste ich innerhalb der nächsten 5 Minuten wissen, wo ihr Handy war und wo das Auto von Keaton. Das hatten wir schließlich mal mit einem Peilsender ausgestattet. Ganz nach dem Motto: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Ein ausgelutschter Satz mit einem geschäftsfördernden Kern.

„Willst du nicht erst warten, bis wir wissen, wo wir hinmüssen?“, fragte Marcus kleinlaut, als ich weiter Richtung Süden runterbretterte.

„Sie fahren zur Hütte von Keatons Eltern.“, schnauzte ich ihm knapp meine Vermutung entgegen und drängte die Autofahrer vor mir weiter von der Überholspur.

Ich konnte natürlich nicht wirklich wissen, wo Keaton hinfuhr. Ich wusste aber von dieser kleinen Holzhütte in einem Waldgebiet, das Keatons Eltern gehört hatte und das er vor einem Jahr geerbt hatte. Es war das perfekte Versteck. Er könnte dort alles mit ihr machen und niemand würde es je mitbekommen. Außerdem konnte ich nicht einfach in der Stadt bleiben, in der er sich ganz sicher nicht aufhielt. Er wusste, dass ich überall Verbindungen hatte und ihn dort aufspüren würde. Es gab also nur 4 Himmelrichtungen, die in Betracht kamen, eine musste ich wählen. Ich musste doch irgendetwas machen?

„Okay, Chef.“, murmelte Marcus und rollte mit den Augen. „Aber wenn wir in die falsche Richtung fahren, lass deine schlechte Laune nicht an mir aus.“

Ich nickte und trat das Pedal durch.

Die eingeschlagene Richtung durfte einfach nicht falsch sein.

 

Kapitel 2

Ich starrte auf seine Hand, in der eben noch mein neues Handy lag. Hatte ich mich verhört?

„Nein, hast du nicht Emma.“, beantwortete er ruhig meine nicht gestellte Frage und lächelte schief. „Es tut mir leid, dass es soweit kommen musste, aber dein Angebeteter wollte es ja nicht anders.“

„Was?“, krächzte ich heiser und verfluchte meine verräterische Stimme.

„Dein geliebter Hill, hat mich verarscht und ausgenutzt. Jetzt ist Schluss damit! Ich hab so die Schnauze voll! Er kann nicht einfach freikommen und alles wieder an sich reißen.“

Seine Stimme war hart, sein Gesicht verzog sich zu einer bösen Fratze, die ihn 10 Jahre älter wirken ließ. Von dem durchgeplanten Geschäftsmann, den ich kennen gelernt hatte, war nichts mehr zu sehen. Keaton wirkte in seiner Wut defokussiert, geradezu fahrig. Sein Blick huschte hin und her, seine Finger tippten auf dem Lenkrad herum. Doch trotzdem raste er mit einem Affenzahn die Interstate herunter und drängte die Autofahrer durch Hupen und Lichtzeichen vor sich weg.

Scheiße.

Er würde mich wahrscheinlich schon durch seinen Fahrstil umbringen.

Ich krallte mich in den Sitz, versuchte die Panik in mir nicht aufkommen zu lassen. Gerade noch schwebte ich auf Wolke 7, mit den Gedanken daran, dass ich Alex endlich in Freiheit treffen würde und jetzt war ich selber gefangen. Das konnte doch alles nicht wahr sein.

„Ich sag dir wie das hier abläuft. Ich mach die Ansagen, du folgst.“, sagte er knapp und fuhr dann von der Interstate ab.

Was würde er von mir verlangen? Was wollte er von mir?

„Verstanden?“, fragte er harsch und schaute mich böse von der Seite an.

„Ja.“

Ich wusste nicht, dass ich darauf antworten sollte. Was sollte ich auch sonst sagen? Nein, mir völlig Banane, ob du mich killst, oder nicht?

„Du hast zu antworten, wenn ich dir eine Frage stelle!“

Ich verkniff mir die Antwort, dass er gar keine Frage gestellt hatte.

„Ja.“

„Weißt du eigentlich wie deprimierend es ist, wenn man seit 8 Jahren für jemanden arbeitet, also 2920 Tage und dieser es einfach nicht wertschätzt?“, fragte er mich plötzlich und sprach eigentlich mehr mit sich selbst als zu mir.

„Ja.“, antwortete ich völlig daneben und hätte mir am liebsten gegen den Kopf geschlagen.

Nein, natürlich wusste ich das nicht. Hatte er das eigentlich im Kopf ausgerechnet? Wieso dachte ich über so einen Quatsch nach? Das war wahrscheinlich das Adrenalin.

„Dann weißt du ja, was man dann für eine Verbindung miteinander hat. Was man alles miteinander teilt. Und dann so etwas …“

Ihm schien nicht aufgefallen zu sein, dass meine Antwort gelogen war, weil ich dann bereits mit 13 Jahren gearbeitet hätte.

„Sein Bruder ist so ein … wahh … ich kann es gar nicht in Worte fassen. Nimmt alles was er kriegen kann, baut nur Scheiße und was macht er?“

Musste ich immer noch antworten? Ja oder Nein passte nicht mehr.

„Einfach ihm den ganzen Club überschreiben! Das ist doch irre. Wir haben das aufgebaut! Wir …“

Er schimpfte sich immer mehr in Rage, wurde lauter und schlug zwischendurch heftig auf das Lenkrad. Meine Todesangst wurde stärker, als er in der gleichen Geschwindigkeit wie auf der Interstate auf die Landstraßen runterfuhr. Er hatte das Auto zwar trotzdem noch gut unter Kontrolle, aber er wurde auch immer wütender. Zudem wurde die Besiedlung immer dünner, sodass ich meine Chance zu fliehen oder Hilfe zu holen immer mehr entschwinden sah.

„… dieser Suffi! Stell dir das mal vor. Den nimmt doch keiner ernst. Immer wieder habe ich auf ihn eingeredet. Aber nein, er will natürlich alles so wieder gut machen. Als könnte man so die Beziehung wieder kitten.“, schrie Keaton und fluchte daraufhin sämtliche nichtjugendfreie Wörter herunter.

Dabei fuhr er weiter in ein kleines Waldgebiet, wobei ich mich nicht traute, zu fragen, wo wir genau hinfuhren. Ich wollte nicht wissen, wo er mich umbrachte. Wo er mich vergrub.

Der BMW knallte über einen schmalen Landweg, die Bäume standen hier dichter, sodass es immer dunkler wurde. Vor uns tauchte ein hoher Zaun auf, auf dem stand, dass hier ein Privatgrundstück begann und das Betreten nicht gestattet war.

Scheiße, hier würde mich niemals jemand finden.

Keaton hielt das Auto an und schaute mich plötzlich ziemlich ratlos an. Eine unangenehme Stille entstand, aber er schien sich zumindest langsam wieder zu beruhigen.

Wusste er nicht, wie es weiterging?

„Ich mach jetzt das Tor auf.“, sagte er plötzlich stumpf und schien auf eine Antwort zu warten.

„Ja.“, antwortete ich brav und schaute ihn genauso ratlos an, wie er mich.

„Versuch nicht zu fliehen.“

„Ja.“

Das war zwar wieder keine Frage, aber ich antwortete lieber vorsorglich, bevor er wieder sauer wurde.

„Ich leg dir lieber die Handschellen an.“, erwiderte er zögerlich und sah leicht überfordert aus, als wüsste er selber nicht, was jetzt das Beste war.

Vorsichtig nahm er ein paar silberne Handschellen aus dem Handschuhfach, wobei ich eine schwarze Waffe aufblitzen sah und legte sie mir sanft um. Ich war so perplex über seinen plötzlichen Stimmungsumschwung, dass ich nicht einmal auf die Idee kam, nach der Waffe zu greifen – oder es zumindest zu versuchen – und zu fliehen.

Anscheinend machte er das hier auch nicht jeden Tag. Das gab mir ein bisschen Hoffnung. Er war kein abgebrühter Killer, der mich hier sofort umlegen würde. Vielleicht konnte ich ihm zuhören und wir konnten die Sache ohne Gewalt klären.

Keaton stieg schnell aus dem Auto und öffnete das Tor, das nur angelehnt war. Kurz überlegte ich loszurennen, doch die Chance ihm mit verbundenen Händen in einer fremden Umgebung zu entkommen, schien mir aussichtlos. Als er wieder im Auto saß, schaute er kurz meine Handschellen an und lächelte mich dann zaghaft an. Zu meiner Verwunderung öffnete er die Handschellen wieder und strich mir kurz sanft über meine Handgelenke.

„Tut mir leid. Ist meine erste Entführung.“, gestand er leise und klang dabei traurig.

Ich wusste, es war in dieser Situation völlig unangebracht, aber ich empfand Mitleid für ihn. Er war einfach mit seinen Nerven am Ende und fühlte sich nicht wertgeschätzt. Wem war da noch nie passiert? Wahrscheinlich war das Ganze hier einfach eine komplette Überreaktion und würde sich bald wieder lösen.

„Meine auch.“, versuchte ich zu scherzen und versuchte dabei zu lächeln.

Er lachte leise und startete dann wieder das Auto.

Mit einer gemächlicheren Geschwindigkeit fuhren wir den schmalen Waldweg herunter und kamen schließlich bei einer Holzhütte an. Wäre ich nicht hierher entführt worden, wäre das hier der schönste Ort, an dem ich jemals war. Die Hütte war gepflegt und man konnte sich leicht vorstellen, wie die vielen Blumenbüsche im Sommer ringsherum blühten. Es gab eine Terrasse und einen kleinen ehemaligen Gemüsegarten auf der rechten Seite. Die Fenster hatten weiße Fensterläden wie in einem Märchen und in der schweren Holztür war ein Herz reingeschnitzt. Ja, es war ein wunderschöner, romantischer Ort – eigentlich.

Er hielt das Auto an, ging um den BMW herum und öffnete galant meine Tür. Etwas wackelig auf den Beinen, folgte ich ihm zur Hütte, die er aufschloss und mich dann vorgehen ließ. Ich stand mitten in einem dunklen Raum, der nach Zedernholz roch, als er hinter mir das Licht anmachte und mein Herz aussetzte.

Das konnte nicht wahr sein.

Nein, das konnte er mir nicht antun!

Nein!

Panisch drehte ich mich zu ihm um und stolperte von ihm weg. Mein Herz klopfte wie verrückt, meine Beine waren wie aus Blei. Ich konnte keinen Schritt machen, alles schien sich zu drehen. Scheiße, ich war allein mit einem kranken Bastard!

In dem kleinen Raum, der fast ausschließlich aus Holz bestand, stand nur eine abgewetzte Couch vor einem lodernden Kamin und eine kleine Küchenzeile rechts in der Ecke. Doch mittig hing eine Art Schnürung, von der ich zwar nicht wirklich wusste, wie man sie benutzte, aber sehr wohl wusste, wofür sie war.

Sex.

Er würde mich hier vergewaltigen. Mich quälen und dann irgendwo im Wald verscharren. Fuck, war ich krank? Ich hatte gerade noch Mitleid mit ihm gehabt!

„Emma.“

Keatons Stimme klang brüchig, er schien unsicher.

„Emma, das ist nicht von mir. Ich hab nicht … ich hab nicht vor …“, stammelte er und zeigte auf die perverse Schnürung. „Emma bitte.“

Entsetzt schaute ich ihm in die Augen und erkannte, dass er genauso schockiert war wie ich. Was bedeutete das alles?

„Bist du schon zurück?“, rief eine hohe Frauenstimme die Treppe herunter und wir zuckten beide gleichzeitig zusammen.

„Fuck, meine Schwester.“, fluchte Keaton sofort und raufte sich die Haare.

Seine Schwester?

„Baby? Hast du die Gurken gekriegt, die ich wollte?“

Keaton verfiel in Panik, man sah förmlich wie er überlegte, was er nun machen sollte. Verzweifelt starrte er von der Schnürung zur Treppe und dann zu mir.

Seine Schwester? Wenn sie nicht mit ihm gerechnet hatte, konnte sie mir vielleicht helfen! Keaton schien den Gedanken in meinem Gesicht ablesen zu können, denn mit zwei Schritten war er plötzlich bei mir.

„Du hältst die Klappe, ist das klar? Wenn du mich verrätst, knall ich dich ab.“, zischte er mir ins Gesicht, während sich seine Hände um meinen Hals legten.

Sein Stimmungsumschwung erwischte mich kalt. Blaue, irre Augen schienen mich anzufunkeln, in meiner Panik krächzte ich: „Ja.“, und als plötzlich jemand die Treppe herunterpolterte, ließ er mich sofort wieder los, sodass ich mich fragte, ob ich mir alles nur eingebildet hatte.

„Keaton?“

Eine schwarzhaarige, kleine Frau musterte uns überrascht von oben bis unten und brauchte eine Weile, bis sie verstand.

„Mensch, Bruderherz. Was machst du denn hier?“

Mit einem herzlichen Lachen kam sie auf uns zu, drückte erst Keaton und dann unerwarteterweise auch mich. Ihre dicken Brüste quetschten mich ein, vor Schreck konnte ich mich kein Stück bewegen. Irgendwie erinnerte sie mich an meine Mutter, denn sie trug nur einen dünnen Bademantel, der trotz des lodernden Kaminfeuers mehr als spärlich war.

„Man, wie schön, dass ihr da seid. Keaton warum hast du nicht gesagt, dass du die Hütte dieses Wochenende nutzen willst?“, fragte sie neugierig, während wir beide immer noch keine Worte fanden.

„Wir haben die Schaukel gerade hängen, soll ich sie dranlassen für euch?“

Ich riss erschrocken die Augen auf, zum Glück wurde Keaton neben mir genauso bleich wie ich und schüttelte dann schließlich vehement den Kopf.

„Marianne. Nein, danke.“, brachte er endlich heraus und zwang sich ein Lächeln ab. „Nicht jeder ist so … naja … wie du.“

„Ich wollt gerade kochen. Wollte ihr mitessen?“, fragte sie locker ohne auf seinen Seitenhieb einzugehen oder unsere Anspannung auch nur zu bemerken.

„Nein.“, quälte sich Keaton heraus und schaute überfordert zu mir.

Das war meine Chance!

„Doch klar.“, warf ich schnell ein und lächelte gezwungen.

„Supi. Franc müsste gleich da sein. Er holt nur schnell ein paar Sachen, die ich vergessen hatte. Dann lernst du ihn endlich kennen.“, sagte sie freudestrahlend zu Keaton gewandt, der mich böse anstarrte.

„Marianne, wir würden sehr gerne mit euch essen, aber wir müssen los.“, erklärte er so gelassen wie möglich, während sein Blick auf mir ruhen blieb.

Ich ignorierte ihn und meine Angst und konzentrierte mich auf seine aufgedrehte Schwester.

„Er ist nur schüchtern. Wir bleiben gerne.“

„Supi, dann mal los. Voll schön, dass ich mal eine Freundin von ihm kennen lerne. Dachte schon er sei schwul. Wäre natürlich auch nicht schlimm, ich habe viele schwule Freunde, aber ich wäre enttäuscht, dass er es mir nicht gesagt hat.“, plapperte sie los und riss mich am Arm zur kleinen Küchenzeile.

Ich versuchte die Schaukel, wie sie es nannte, zu ignorieren und sah ihr dabei zu wie sie allerlei Kochutensilien, Gemüse, Kartoffeln und Fleisch zusammentrug. Ich musste zugeben, meine erste Entführung lief so ganz anders ab als erwartet.

„Stell doch mal das Radio an.“, trug sie mir auf, weil anscheinend sogar ihr auffiel, dass ich nur völlig überfordert neben ihr stand.

Ich ging ratlos zu dem kleinen alten Gerät und fand schließlich einen Sender, der nicht nur aus einem Rauschen bestand, während Marianne anfing die Champignons zu putzen. Als ich mich nach Keaton umsah, war er verschwunden.

„Er ist manchmal etwas anstrengend, nicht wahr?“, stellte Marianne eher fest, als zu fragen und tätschelte mir den Arm.

Ja, da hatte sie Recht. Mein Entführer war wirklich ziemlich anstrengend.

„Aber ihr kriegt das schon hin. Ich seh doch, dass ihr euch liebt.“

Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte und starrte sie daher nur weiterhin an. Wenn ich ihr jetzt anvertraute, was wirklich los war, würde sie mir helfen zu fliehen? Sie schien nicht gefährlich zu sein, aber ich zweifelte nach der Sache mit Keaton ziemlich an meiner Menschenkenntnis. Außerdem machte sie auch nicht den Eindruck, als sei sie ziemlich helle. Vielleicht würde sie sich auf die Seite ihres Bruders schlagen, wenn sie davon erfuhr. Er war schließlich ihr Bruder.

„Und jetzt eine Eilmeldung! Der psychisch gestörte Keaton McLarence hat die Freundin von Alexander Hill entführt! Er soll Lösegeld gefordert haben und verschanzt sich mit ihr in einer kleinen Hütte im Süden von Chicago. Wer die Beiden gesehen hat meldet sich bitte unter der …“

Mariannes Gesicht wurde bleich, fassungslos starrte sie mich an.

„Passt auf, wenn ihr ihn trefft! Er ist hochgradig gefährlich und hat wahrscheinlich eine Waffe bei sich! Wir beten dafür, dass Emma diesen schrecklichen Vorfall überlebt. Für alle die gerade mitten im Feierabendverkehr feststecken jetzt der Superhit von Mariah Carey „All I want for christmas is you“. In 5 Wochen ist schon wieder Weihnachten! Habt ihr schon alle Geschenke für die Familie?“

Der Weihnachtshit schlechthin erklang, Marianne beäugte mich weiterhin fassungslos. Was bedeutete ihre Reaktion? War sie schockiert von ihrem Bruder? Würde sie mir helfen? Fand sie das ganz normal? So wie ihrem Bruder eine Schaukel für Sex anzubieten? Scheiße, was dachte sie?

„Kannst du die Zwiebeln bitte solange braten bis sie süß sind? Sonst vertrag ich sie nicht so gut.“

Keaton schlurfte langsam zu uns, während wir uns immer noch musterten. Die Zeit schien still zu stehen. Die Küchenuhr tickte so laut, dass es fast dröhnte.

„Keaton?“, fragte Marianne leise und riss sich von meinem Blick los. „Hast du dieses Mädchen entführt?“

Sie stellte die Frage so beiläufig, als würde sie fragen, ob er auch noch Kartoffeln wollte. Keaton blieb mitten in seiner Bewegung stehen, schien plötzlich wieder hellwach und alarmiert.

Scheiße.

Das wars mit meinem Fluchtversuch.

„Woher weißt du davon?“, brüllte er sie an, stierte dann aber sofort wieder mich böse an. „Hast du es ihr erzählt?“, schrie er.

Ich wollte es gerade erklären, das ging er schon auf mich los. Ich stolperte nach hinten, bis ich gegen die Küchenzeile lief, einen Zentimeter vor mir stoppte er, seine Hände legten sich wieder um meinen Hals, er drückte zu. Nicht schon wieder.

Ich japste nach Luft, versuchte in meiner Panik seine Hände zu lösen. Seine Schwester fing an zu schreien, doch er war nur auf mich fokussiert.

„Ich hab so die Schnauze voll. Ich hab es echt versucht! Ich hätte dir nichts getan. Aber du stellst mich hier als Monster dar und das vor meiner Schwester!“, zischte er bösartig, während mir schwarz vor Augen wurde.

Mit meinen Fingernägeln krallte ich über seine Hände, doch ich konnte sie nicht von meinem Hals lösen. Ich kratzte und röchelte, vor meinen Augen wurde es neblig. Blaue, irre Augen funkelte mich an, als sich sein Griff plötzlich löste.

Am Rande nahm ich wahr, wie Keaton nach hinten taumelte, sich an den Kopf fasste und Blut seine Hände benetzte. Seine Schwester stand hinter ihm mit einem Topf in der Hand, an dem ebenfalls Blut klebte. Kreidebleich, mit bibbernden Lippen ließ sie den Topf scheppernd zu Boden fallen, Keaton knallte auf die Knie. Ich sah langsam wieder klarer, hielt mich zitternd an der Küchenzeile fest und starrte die Beiden an, die selber unfähig waren, das Geschehene zu verstehen.

Marianne hatte sich als erste unter Kontrolle und griff von hinten in die Tasche von Keaton, zog seinen Autoschlüssel hervor. Wortlos ging sie zu mir und drückte ihn mir in die Hand. Keaton kauerte weiterhin auf dem Boden und betastete seine Wunde, aus der immer mehr Blut trat, sodass er schließlich seine Jacke auszog und sie auf seinen Hinterkopf hielt. Erst jetzt verstand ich, was los war.

Ich konnte fliehen.

So schnell es mir auf meinen wackeligen Beinen möglich war, lief ich zur Tür. Keaton brüllte hinter mir her, doch ich nahm nichts mehr wahr, außer meine Hand, die die Türklinke herunterdrückte, und meine Füße, die einen Schritt nach dem anderen zum Auto torkelten. Ich drückte auf den Schlüssel, öffnete das Auto, setzte mich hinter das Lenkrad und schloss die Tür.

Scheiße, ich konnte kein Auto fahren.

Ich hatte es nie für nötig gehalten in meiner Jugend einen Führerschein zu machen, da ich zentral in Chicago lebte. Dann kam der Krebs und unsere Geldprobleme, da hatte ich andere Sorgen, als einen Führerschein zu machen.

Das konnte doch nicht so schwer sein, oder?

Ich drückte auf den Startknopf und die Anzeigen erwachten zum Leben, das Licht ging an. Schritt 1 war geschafft.

Wie musste ich jetzt diesen Knüppel bedienen? Ich schob das Ding nach vorne, der Wagen setzte sich plötzlich in Bewegung. Schritt 2 war geschafft.

Plötzlich knallte es hinter mir, Splitter flogen durch den Innenraum. Vor Schreck hielt ich mir die Ohren zu, das Auto bewegte sich in Schrittgeschwindigkeit weiter vor. Neben mir tauchte eine Gestalt auf.

Keaton lief neben dem Auto mit einer Schrottflinte her, ich sah wie er nach dem Griff meiner Fahrertür greifen wollte. Panisch drückte ich das Pedal durch und das Auto machte einen Sprung. Mit einer rasanten Geschwindigkeit begann sich das Auto nach vorne zu bewegen, in meiner Panik nahm ich sofort meinen Fuß herunter, das Auto wurde sofort wieder langsamer.

Die Auffahrt neigte sich dem Ende zu, die erste Kurve lag direkt vor mir und ich wusste nicht, wie ich das Auto anhalten sollte. Also nahm ich das Lenkrad in die Hand und drehte es, doch ich unterschätzte seine Empfindlichkeit und steuerte das Auto frontal auf einen Baum zu. Der Baumstamm kam immer näher, ich suchte mit dem Fuß das Bremspedal, trat in meiner Angst auf das Falsche und krachte mit einem Ruck gegen den Baum.

Ich knallte mit meinem Körper nach vorne auf das Lenkrad, mit dem Kopf gegen die Scheibe. Um mich herum wurde es hell, von irgendwoher hörte ich Schreie. Alles wurde plötzlich hell um mich herum, was keinen Sinn machte, weil hier doch nichts war, doch ich sah nun deutlich den Baum direkt vor mir, den Innenraum des Autos an dem Blut klebte und im Seitenspiegel eine Gestalt, die auf mich zukam.

Ich war erledigt.

Meine wirren Gedanken formulierten ein Abschiedsgebet, keine Ahnung, wo das jetzt herkam, ich glaubte da doch nicht einmal dran.

Plötzlich fiel mir die Waffe im Handschuhfach wieder ein. Ich öffnete es, nahm die schwere Automatikwaffe in die Hand und entsicherte sie. Zumindest das konnte ich, dank meines Vaters. Hatte der Scheißkerl doch noch was Wichtiges in meinem Leben bewirkt.

Ich lehnte mich zurück, zielte auf meine Fahrertür, als sie sich schon öffnete und ein Mann in meinem Blickfeld erschien.

Ich sah in die warmen braunen Augen von Alex, als sich schon mein Finger gekrümmt hatte und ich schoss.

Ich schoss auf Alexander Hill.

 

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Nachwort

 

Lieber Leser,

dies war die Leseprobe zu „Save Me Hill Part 2“. Sie wird nach und nach auf 4 Kapitel erweitert, erscheinen wird das Buch wahrscheinlich Ende Januar.

 

Hast Du Fragen oder Anregungen, dann schreib mir unter info@sophiarose.de.

 

Du interessierst dich für Liebesromane? Dann schau doch auf meinen Blog unter www.sophiarose.de.

 

 

Vielen Dank für deine Zeit! =)

 

Alles Liebe

Deine Sophia

Kapitel 3

 

Blut, überall war Blut.

Er hielt seinen Arm und starrte mich mit ausdruckslosen Augen an.

„Wieso hast du das getan?“

Seine Stimme wurde immer leiser, sein Blick wurde immer verzweifelter.

„Ich liebe dich doch.“

Seine Worte trafen mich tief, niemals hätte ich gedacht, dass er so für mich empfinden würden. Der große Alexander Hill liebte mich, die kleine Emma Cline.

„Ich liebe dich auch. Es tut mir leid.“, flüsterte ich und wollte nach ihm greifen, doch meine Hand griff ins Leere. Selbst meine Hand verschwand, mein Arm und …

 

„Emma! Wach auf!“

Jemand rüttelte an meinem Oberkörper, mit einem Mal öffneten sich meine Augen.

Ich blickte auf eine graue Decke, die schlecht gestrichen war und dann in das Gesicht meiner Mutter. Sie hatte schwere Tränensäcke unter ihren Augen, ihre Haut wirkte fahl und ausgetrocknet. So fertig hatte ich sie schon lange nicht mehr gesehen. Sogar ihr Make-Up war dezent, keine grellen Farben leuchteten mir entgegen.

Was war passiert?
„Mom?“, krächzte ich und mein Kopf pochte stark, als ich versuchte mich aufzusetzen.

„Schatz. Bleib liegen! Du bist im Krankenhaus.“, kreischte sie viel zu laut an meinem Ohr und drückte mich nach unten gegen ihre großen Brüste.

Ich japste nach Luft, brauchte eine ganze Weile, um mich zu erinnern. Ich hatte Alex angeschossen. War er tot?

„Wie geht es Alex?“, flüsterte ich verunsichert.

Meine Mutter verzog das Gesicht, mit der Fratze sah sie locker 10 Jahre älter aus.

„Mach dir um ihn keine Sorgen.“, antwortete sie kühl und strich dann meine Bettdecke glatt.

„Mom? Bitte, was ist mit ihm? Ich habe ihn angeschossen!“, flehte ich heiser, doch sie blieb stur.

„Emma, das Wichtigste ist, dass es dir wieder gut geht. Du hast dich zum Glück nicht schwer verletzt. Das Auto war viel zu langsam, sodass nichts wirklich Schlimmes passieren konnte. Du hast nur diese kleine Schramme, die hoffentlich bald verheilt.“

Sie schaute kritisch auf meine Stirn und verzog missbilligend ihr Gesicht. War sie jetzt total gaga? Ich hatte die Liebe meines Lebens erschossen und sie machte sich Sorgen um meine kleine Schramme?

„Ist er tot?“, fragte ich so gefasst wie möglich und blickte ihr direkt in die Augen, um die Wahrheit darin zu erkennen.

Meine Mutter prustete gerade los, als ich hinter ihr eine tiefe Stimme hörte.

„So schnell sterb ich nicht von einem kleinen Streifschuss.“, hörte ich eine tiefe männliche Stimme hinter ihr sagen und meine Mutter verdrehte prompt die Augen.

„Leider.“, flüsterte sie und trat zurück, sodass ich Alex sehen konnte.

Er trug eine stylische Lederjacke zu einer dunklen Jeans und sah damit einfach hinreißend aus. Seine braunen Haare waren verwuschelt, sein Drei-Tage-Bart perfekt gestutzt und seine warmen braunen Augen hauten mich um - wie bei unserem ersten Treffen.

„Du lebst?“, fragte ich völlig debil und starrte ihn an.

„Genau. Und du auch. Alles ist gut.“, beschwichtigte er mich und setzte sich zu mir auf mein Krankenbett.

„Wie geht’s dir?“, fragte er einfühlsam und nahm meine Hand in seine.

Sofort schoss es wie 300 Volt durch meinen Körper und all meine Nackenhärchen stellten sich auf. Seine warme raue Hand hatte eine Wirkung auf mich, wie ich sie noch nie empfunden hatte.

Hoffentlich merkte das keiner.

Sein breites verschmitztes Lächeln zeigte mir allerdings, dass dem leider nicht so war. Wissend strich er langsam über meinen Handrücken und betrachtete mein Gesicht. Ich wünschte die Zeit würde stehen bleiben.

Wann war ich eigentlich so kitschig geworden? Das musste die Kopfverletzung sein.

„Alles gut, Emma?“, fragte er besorgt nach, als ich nicht antwortete, sondern ihn stattdessen einfach weiter anschmachtete.

„Mh …“, murmelte ich.

„Uns geht es beiden gut. Du kannst aufhören dir Sorgen zu machen.“, wiederholte er erneut.

„Aber, da war so viel Blut?“, flüsterte ich und versuchte meine Stimme unter Kontrolle zu halten, als die Bilder seines verzweifelten Gesichts wiederauftauchten.

„Emma, ich weiß nicht woran du dich erinnerst, aber du hast mich nicht richtig getroffen. Es war ein ganz leichter Streifschuss. Obwohl du direkt vor mir warst, hast du daneben geschossen und durch den Rückstoß dich selbst außer Gefecht gesetzt.“

Um mir zu zeigen, dass er mich nicht anlog, zog er seine braune Lederjacke aus und zog seinen Pullover darunter am Arm herunter. Zum Vorschein kam nur ein Pflaster, sodass ich ihn anscheinend wirklich nicht richtig erwischt hatte.

Er grinste belustigt und zeigte seine schneeweißen Zähne.

„Wer hat dir eigentlich das Schissen beigebracht?“, fragte er interessiert.

„Mein Dad.“, antwortete ich leise.

„Nicht einmal das hat er richtig gemacht.“, keifte meine Mutter hinter Alex und erst jetzt wurde mich bewusst, dass sie auch noch da war.

„Mom!“, schalt ich sie und sie schnaubte nur laut auf.

„Ist doch war. Hätte er sich etwas mehr Mühe gegeben…“

„Dann wäre ich jetzt tot. Willst du darauf hinaus?“, fragte Alex sie mit hochgezogener Augenbraue und man erkannte, dass die Beiden bereits aneinandergeraten waren.

„Das wäre natürlich furchtbar.“, antwortete meine Mutter mit einem falschen Lächeln und zog dann eine Zeitschrift aus ihrer Handtasche, die neben ihrem Besucherstuhl stand.

Ich schaute Alex entschuldigten an, der schließlich wieder jugendhaft grinste.

„Ja, wir haben uns schon einander vorgestellt.“, kommentierte er den Auftritt meiner Mutter.

„Wie auch nicht, wenn du immer an ihrem Bett herumstreunst.“, giftete meine Mutter aus der Ecke und kassierte dafür einen bösen Blick.

„Du warst hier bei mir?“, fragte ich wie ein peinlicher Teenager und Alex schien sich ertappt zu fühlen.

„Ich wollte nur wissen, ob alles okay ist. War schließlich alles meine Schuld.“, sagte er kleinlaut.

„Wie kommst du darauf?“, fragte ich verwirrt.

„Absolut richtig.“, zeterte meine Mutter hinter ihm und dieses Mal schnaubte ich auf.

„Mom! Lässt du uns bitte alleine!“, fuhr ich sie an.

„Niemals. Wer weiß, was der im Schilde führt.“

„Mom, wir sind hier in einem Krankenhaus und ich bin erwachsen, also raus!“

Das hätte ich vielleicht umdrehen sollen. Nein, eigentlich sollte ich mich gar nicht rechtfertigen müssen.

„Na klar, aber sag später nicht, ich hätte es dir nicht gesagt.“, keifte sie und ging tatsächlich, nachdem sie ihre Sachen eingepackt hatte, aus dem Krankenzimmer.

Ich fragte gar nicht erst danach, was sie mir denn nach ihrer Vorstellung gesagt hätte und konzentrierte mich wieder auf Alex.

„Deine Mutter ist … sehr interessant.“, sagte er vorsichtig und entspannte sich ein wenig neben mir.

„Ja, sie meint es nur gut.“, versuchte ich ihr Verhalten schön zu reden und erschauerte erneut, als er wieder anfing meine Hand zu streicheln.

„Was ist denn jetzt wirklich passiert?“, fragte ich schnell, um das Thema zu wechseln und meine körperliche Reaktion zu überspielen.

„Keaton hat dich entführt, weil er mich erpressen wollte. Er will Anteile an meinen Clubs. Ich habe die Presse über deine Entführung informiert. Ich dachte, so oder so würden sie es herausbekommen und auf diese Weise würden vielleicht Leute, die euch auf der Flucht sehen, Hinweise geben. Außerdem können wir so die Presse besser für uns nutzen.

Wir waren uns ziemlich sicher, dass Keaton zur ehemalige Hütte seiner Eltern wollte, was durch die Ortung deines Handys bestätigt wurde. Tja, dort hat ihn dann aber seine Schwester kalt erwischt und so konnte er nicht in der Hütte die Verkleidung für euch beide holen und … was auch immer dieser kranke Bastard dort wollte.“, sagte er in einem eiskalten Ton.

Mir lief es kalt den Rücken herunter, als ich an die Sexschaukel zurückdachte. Die Panik, er könnte mich zum Sex zwingen, war furchteinflößender gewesen, als der Vorfall auf dem Spielplatz. Doch nach Keatons erschrockener Miene und der Aussage seiner Schwester war ich mir sicher, dass er mir nichts dergleichen antuen wollte.

„Circa 30 Minuten nach euch, waren wir bei der Hütte und konnten Keaton überwältigen. Ich weiß nicht, ob du dich erinnerst, aber als du fliehen wolltest, bist du gegen einen Baum gefahren. Du bist aber bei dem Aufprall nur Schrittgeschwindigkeit gefahren, deshalb ist außer der Platzwunde nichts passiert. Wir müssen jetzt aber beobachten, ob du nicht vielleicht doch eine Gehirnerschütterung wegen des Rückstoßes hast. Also wenn dir schlecht wird, sag bitte Bescheid.“, ermahnte er mich ernst.

Ich musste lächeln, angesichts seines ernsten Tones und dem kleinen Wort wir, das er wie selbstverständlich benutzte. Obwohl ich ihn fast erschossen hätte.

„Es tut mir so leid! Ich dachte, du seist Keaton.“, flüsterte ich.

„Weiß ich doch. Mir ist es lieber, du wehrst dich und schisst mich dabei über den Haufen, als dass dieser Irre eine Chance hat dich anzufassen.“, sagte er bitter und ich merkte, dass er es mit jedem Wort ernst meinte.

Er musterte mein Gesicht intensiv und strich mir plötzlich über die Wange.

„Hast du starke Schmerzen?“, fragte er plötzlich und schaute besorgt auf meine Stirn, die anscheinend nicht gut aussah.

„Nein, gar nicht.“

Das war absolut gelogen. Mein ganzer Körper fühlte sich ramponiert an. Vor allem mein Kopf und mein Hals taten mir weh, auch meine Hand fühlte sich taub an. Aber ich würde ihm dies niemals anvertrauen. Wir sahen uns das erste Mal in Freiheit, wir konnten jetzt endlich allein miteinander reden, uns berühren und spüren. Da würde ich die Stimmung nicht durch meine Wehwehchen zerstören. Er wollte sicher keine kränkelnde Frau an seiner Seite, die unter ihren Verletzungen litt. Er wollte jemanden, mit dem er Spaß haben konnte. Und genau so würde ich auch sein. Verdrängen konnte ich schließlich gut. Und dann würde er auch nicht verschwinden -wie mein Vater.

„Wir können das Krankenhaus jetzt auch sofort verlassen.“, sagte ich so überzeugend wie möglich und er schien überrascht.

„Ich finde es schön, dass es dir schon so gut geht, aber erst einmal werde ich gleich einen Arzt rufen, der dich noch einmal durchcheckt. Wenn er dann grünes Licht gibt, können wir gehen. Du solltest vorsichtig sein. Du hast ganz schön was auf die Birne bekommen.“, scherzte er.

„Alles gut. Dieser Körper hält was aus.“, beharrte ich vehement und er runzelte die Stirn.

Doch bevor er antworten konnte, öffnete sich die Tür und Pete trat hinein. Den hatte ich ja total vergessen.

„Hi.“

Pete erblickte Alex und schaute von unseren ineinander geschlungenen Händen schließlich zu mir. In seinem Blick lief eine Palette von Emotionen ab, von Verwunderung über Erschrockenheit zu Unglauben. Reden konnte er dabei nicht. Das war vielleicht auch ganz gut. Pete war einer der wenigen, die wussten, dass ich Montag zu dem Vorfall im Besucherraum aussagen musste. Und, dass Alex das nicht wusste, sollte auch so bleiben. Er würde nur wieder total ausflippen und versuchen dafür zu sorgen, dass ich nicht aussagte. Doch er wusste ja auch nicht, dass ich von der Familie des Opfers bedroht wurde. Noch so eine Sache, die es mit mir kompliziert machte. Noch so eine Sache, über die ich mit ihm nicht reden würde. Also, musste ich es schaffen, dass Pete jetzt nicht damit anfing.

„Hey, Pete.“, begrüßte ich ihn schnell und wollte meine Hand von Alex wegziehen, der dies jedoch nicht zuließ. „Wie geht’s dir? Schön, dass du gekommen bist. Mir geht’s schon wieder gut. Ich kann bald nach Hause.“, plapperte ich ohne Sinn und Verstand los.

Pete antwortete nicht, auch Alex machte keine Anstalten ihn zumindest zu begrüßen.

„Hab nur ne Schramme abbekommen. Bin gar nicht so schnell gefahren.“, redete ich wirr weiter und zeigte dadurch eher das Gegenteil von dem Bezweckten.

Nämlich, dass ich total neben der Spur war und es mir nicht gut ging.

„Emma.“

Es brauchte eine Weile, aber er hatte seine Stimme wiedergefunden.

„Emma.“

Nur nicht die Worte.

„Ähm, Alex. Lässt du uns mal alleine.“, fragte ich ihn zaghaft und kassierte dafür einen Blick, der jeden Sonnenstrahl zu Eis gefrieren lassen konnte.

Ohne ein weiteres Wort ließ er mich los, stand auf und ging nahe an Pete, wie um ihm Angst einzujagen, zur Tür. Scheiße! Er dachte wahrscheinlich, dass ich mit Pete allein sein wollte, weil ich auf ihn stand. Oh nein. Natürlich dachte er das. Ich hatte ihm ja bei unserem letzten Gespräch im Gefängnis entgegen geschrien, dass ich mit Pete zusammen war. Na toll, unsere ersten Minuten in Freiheit und schon versau ich es.

„Emma, du weißt, dass er ein Schwerverbrecher ist?“, fragte Pete entsetzt.

Nicht die Diskussion schon wieder.

„Er war im Gefängnis, weil er Drogen bei sich hatte. Er sollte da auch bleiben, weil er sogar im Gefängnis noch Drogen bei sich hatte. Weil er sich nicht gebessert hat. Weil er krank ist. Emma, ich weiß, du bist ein guter Mensch und willst ihm helfen, aber das kannst du nicht. Er muss einsehen, dass er ein Problem hat.“

Er schnappte nach Luft, nachdem er mir das alles in einem Luftzug entgegen geknallt hatte und rieb sich dann verzweifelt über das Gesicht.

„Hör zu Emma. Wenn du mich nicht willst, ist das okay. Ich will ihn auch nicht schlechtmachen. Aber die Kreise, in denen er sich bewegt, die sind gefährlich für dich.“

Ich dachte an den Abend zurück, als ich in seinem Club war, um mit Anabelle zu sprechen. Sein Bruder war auf mich losgegangen und Anabelle war von aggressiv zu etwas zu anschmiegsam gewechselt. Normal waren die Leute wirklich nicht. Das hieß aber nicht, dass Alex auch so war. Und deswegen würde ich Alex niemals von mir stoßen.

„Pete, es ist lieb, dass du dir Sorgen machst, ich weiß du meinst es nur gut. Aber ich kann auf mich aufpassen.“, erklärte ich ihm ruhig und betonte den letzten Satz.

„Emma, bitte. Ich will …“, setzte Pete an und trat auf mich zu, doch da öffnete sich schon die Tür und Alex trat ein.

Sein ganzer Körper war angespannt, seine Augen schienen den Bereich zwischen mir und Pete zu scannen, als wollte er sichergehen, dass wir uns nicht berührten.

„Ich habe lange genug gewartet.“, stellte er barsch fest.

Wenn er meinte, dass zwei Minuten lang genug waren, für was auch immer.

„Du musst dich schon entscheiden Emma. Ich bin kein Typ, mit dem man spielt. Entweder du machst mit Pete Schluss oder ich bin weg. Du musst dich entscheiden.“

Ich lief tiefrot an und versank in meinem Bett. Scheiße, er konnte sich noch an meine Worte im Gefängnis erinnern. Pete schaute verwirrt von mir zu ihm und wieder zurück, verstand nicht, wovon er überhaupt sprach. Alex machte einen Schritt auf Pete zu, Pete wich erschrocken zurück und ich kratzte meine letzte Würde zusammen.

„Wir sind nicht zusammen.“, gestand ich kleinlaut.

Pete riss erschrocken die Augen auf und schüttelte vehement den Kopf.

„Nein, nein. Wir sind nicht zusammen! Waren wir nie! Und werden wir auch nicht!“, erklärte er gehetzt.

Na, Dankeschön. Auch wenn er Schiss vor Alex hatte, hätte er sich diese Antwort sparen können. Doch Alex schien sich zumindest zu entspannen, er konnte sogar wieder arrogant grinsen und seine Augenbraue spöttisch hochziehen.

Wie ich diese Geste hasste. Und liebte.

„Na, dann. Du kannst gehen.“, befahl er Pete, als wäre er dazu von Natur aus befugt und Pete verschwand so schnell, dass er sich nicht einmal verabschiedete.

Und mit dem hatte ich meinen ersten Kuss.

Alex kreuzte die Arme, dabei spannte die Lederjacke über seine trainierten Arme und die Schulter. Mein Gesicht glühte vor Scham, ich zog die Bettdecke etwas höher, damit er es nicht ganz so sah. Wie peinlich. Würde er mich jetzt auslachen?

Doch sein Gesichtsausdruck wechselte nur von einem spöttischen Grinsen zu einem jugendhaften und dann drehte er sich um.

„Ich hol den Arzt, damit wir hier wegkönnen.“, sagte er salopp und ging los. „Ach und du bist übrigens auch nicht mit dem Arzt zusammen, also zieh das Hemd hoch.“

Und damit verließ er den Raum, während ich panisch an meinem Krankenhaushemdchen herumfummelte.

 

Der Arzt kam gleich danach, checkte irgendwas bei meinen Pupillen, betastete meinen Kopf und fragte mich nach Schmerzen. Ich verneinte alles und er entließ mich. So schnell wie möglich, zog ich mir die Klamotten an, die mir meine Mutter anscheinend zuvor bereits geholt hatte und in dem Schrank des Krankenzimmers lagen. Mein verwaschener Lieblingspulli und eine alte Jeans waren zwar genau das worin ich mich gerade wohl fühlte, doch als ich Alex neben mir in seinem stylischen Outfit stand, fühlte ich mich schon ziemlich ranzig und schämte mich.

Was er davon hielt, konnte ich nicht einschätzen, denn er schien ziemlich angespannt zu sein und führte mich direkt schweigend in die Parkgarage. Jeder Schritt zum Auto war eine Qual, denn selbst meine Füße taten weh und mein Körper schien sich gegen jede Bewegung wehren zu wollen. Ich biss die Zähne zusammen und versuchte mir nichts anmerken zu lassen, doch als wird endlich in dem abgedunkelten SUV saßen, konnte ich mir ein erleichtertes Stöhnen nicht verkneifen.

„Hast du starke Schmerzen?“, fragte Alex sofort besorgt nach und musterte mein Gesicht nach Anzeichen.

„Alles super. Dieser Körper braucht nur eine Weile, um wieder in Gang zu kommen.“

Alex schien nicht überzeugt von meiner Antwort, widersprach jedoch nicht, sondern drückte mich leicht gegen seine Brust, sodass ich liegen konnte. Wir waren uns so nah wie noch nie, doch ich konnte den Moment nicht genießen, weil der Druck auf meinen Kopf stärker wurde. Ich versuchte mich auf seinen Herzschlag zu konzentrieren, zählte die Schläge mit und schlief schließlich bei 44 Schlägen ein.

 

 

Nachwort

 

Lieber Leser,

dies war die Leseprobe zu „Save Me Hill Part 2“.

Sie wird bis auf 4 Kapitel auf meiner Internetseite erweitert.

 

Wenn du noch etwas zum Lesen brauchst, kannst du hier meine Leseprobe zu „Strip her naked“ lesen.

 

Wenn du Fragen oder Anregungen hast, kannst du mich unter info@sophiarose.de

kontaktieren.

 

 

 

Vielen Dank für deine Zeit! =)

 

 

Alles Liebe

Deine Sophia

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 24.01.2018

Alle Rechte vorbehalten

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