Die beiden maskierten Männer ahnten nicht, wie viele Augenpaare sie aus dem Verborgenen beobachteten, als sie durch den nächtlichen Wald stolperten. Sie konnten die unzähligen kleinen und großen Wesen, deren Revier sie kreuzten, ohnehin nicht sehen, weil sie blind für alles waren, was sich außerhalb des schwankenden Lichtstrahls ihrer Taschenlampe befand. Wahrscheinlich glaubten sie, leise zu sein, doch jedes Tier in der Umgebung hatten sie schon lange gehört, bevor der helle Lichtkegel ihre Position preisgab, und erschnuppert, weil sie penetrant nach kaltem Rauch, schalem Bier und altem Schweiß stanken.
Während die zwei Menschen in einen rostigen Pickup kletterten, rieb sich ein riesiger, grauer Schatten hinter einer alten Ponderosa-Kiefer mit der Pfote über die Nase, in dem vergeblichen Versuch, den unangenehmen Gestank loszuwerden. Ein Motor heulte laut auf, das Gefährt wendete umständlich auf dem engen Schotterweg und entfernte sich schließlich holpernd. Dabei übertönte das schrille Geräusch von Ästen, die über den Lack schrammten, fast das Dröhnen der Maschine.
Als endlich wieder Ruhe herrschte und der scharfe Geruch nach Dieselabgasen sich langsam verflüchtigte, hatten die meisten vierbeinigen und geflügelten Waldbewohner die nächtlichen Eindringlinge schon wieder vergessen und widmeten sich geschäftig ihren eigenen Angelegenheiten.
Nur der Graue starrte dem Wagen noch eine Weile hinterher, bevor er geschmeidig zu der breiten Spur trabte, die die Fremden im Laub hinterlassen hatten. Etwas war nicht in Ordnung, er spürte es bis ins Mark. Obwohl sein Instinkt ihm riet, sich nicht einzumischen und das Weite zu suchen, zögerte er nur den Bruchteil einer Sekunde, dann eilte er los, um herauszufinden, was die beiden Männer im nächtlichen Wald getrieben hatten. Er musste seine Nase noch nicht einmal zu Boden senken, wofür er angesichts der bitteren Duftwolke dankbar war. Seine scharfen Augen konnten im Mondlicht klar erkennen, welchen Weg die Menschen genommen hatten. Subtil verschobene Äste und Steinchen, geknickte Blätter und eine weggeworfene Zigarettenkippe führten ihn an einer Gruppe junger Bäume vorbei auf eine kleine Anhöhe. Die Schwarzbärin mit ihren beiden Jungen, die eben noch die fremden Zweibeiner reglos aus einem Brombeergebüsch heraus beobachtet hatte und sich nun schon wieder schmatzend mit den süßen Früchten beschäftigte, brummte nervös, als sie ihn wahrnahm. Die Mutter schickte ein drohendes Grummeln in seine Richtung, bevor sie mit ihren Kleinen im Unterholz verschwand.
Mit einem leisen Knurren tief aus seiner Kehle heraus trabte der Graue langsam weiter, bis ihm plötzlich bewusst wurde, was die dumpfen Laute zu bedeuten hatten, die er vernahm, seit das Bärentrio sie nicht mehr übertönte. Ungläubig verharrte er einen Moment, dann raste er so schnell er konnte einen Abhang hinab. In einer kleinen Senke kam er schlitternd zum Stehen, danach flogen Kiefernnadeln, Erde und kleine Steine nur so durch die Luft, während er tiefer und tiefer grub, weil ein Leben davon abhing.
Es ging nicht um sein eigenes Leben, aber ihm war schmerzlich bewusst, dass ihm für seine Rettungsmission kaum noch Zeit blieb.
Andy erwachte abrupt und schnappte instinktiv nach Luft, während er panisch um sich schlug. Als jemand versuchte, seine Handgelenke festzuhalten, schrie er wütend auf und wehrte sich mit aller Kraft. Zu seiner Freude schaffte er es dieses Mal, sich loszureißen, und … stürzte im nächsten Moment. Zum Glück fiel er nicht tief. Endlich riss er die Augen auf und stellte fest, dass er neben etwas kauerte, dass verdächtig nach einem Krankenhausbett aussah. Ein junger Mann in weißer Kleidung blickte besorgt auf ihn herunter, die Hände in einer beschwichtigenden Geste erhoben. Andy sah, wie sich seine Lippen bewegten, aber er konnte nicht hören, was der Kerl sagte. Selbst wenn sein eigner Atem nicht in seinen Ohren dröhnen würde, hätten die schrillen Warngeräusche der diversen Überwachungsgeräte, die alle gerade verrückt zu spielen schienen, jeden Laut übertönt. Die Tür flog auf und weitere Menschen strömten in den Raum. Andy erkannte eine Krankenschwester, zwei Cops in Uniform und die grimmige Gestalt seines Vaters. Alle schienen gleichzeitig zu reden, aber Andy war egal was sie zu sagen hatten. Erleichterung durchflutete ihn und er ließ sich flach auf den Boden sinken. Unerklärlicherweise war er in Sicherheit.
Die resolute, ältere Schwester schaffte es für Ruhe zu sorgen, indem sie alle Männer einschließlich seines Vaters des Zimmers verwies. Wäre die Situation anderes gewesen, hätte Andy über den überraschten Gesichtsausdruck seines Erzeugers gelacht. Normalweise gab Nicholas Campbell Anweisungen, statt welche entgegenzunehmen. Er war fast eins neunzig groß, hatte ein gut geschnittenes, kantig-männliches Gesicht, trotz seines Alters immer noch die Figur eines Footballspielers und seine dunkelblonden Haare wurden nur an den Schläfen langsam weiß. Andy konnte die Verwandtschaft nicht leugnen, weil er seinem Vater ausgesprochen ähnlich sah. Er selbst war jedoch ein wenig schmaler gebaut, hatte nicht die breiten Schultern eines Linebackers, sondern die schlanke, geschmeidige Gestalt eines Läufers.
Schwester „Magret“, den Namen verriet ein kleines Schild auf ihrer Brust, half Andy vorsichtig auf die Beine und begleitete ihn in ein winziges Bad, das zu dem Zimmer gehörte. Zum Glück ließ sie ihn alleine, nachdem er versprach, sie zu rufen, sobald er sich schwindelig fühlte.
Eine ausgiebige Dusche wirkte Wunder und vertriebt die letzten Nebelschwaden aus seinem Gehirn. Während das heiße Wasser auf ihn herunterprasselte, dachte Andy darüber nach, was ihm in den letzten Stunden zugestoßen war: Jemand hatte ihm in der stillen Seitengasse aufgelauert, in der seine kleine Studentenwohnung lag. Zwei Jemands um genau zu sein, denn während einer ihn festhielt, presste der andere einen widerlich-süßlich riechenden Lappen in sein Gesicht. Danach wurden seine Erinnerungen vage. Die Abschürfungen an seinen Handgelenken belegten, dass man ihn gefesselt hatte, woher allerdings die zahlreichen blauen Flecke auf seinem Körper kamen, wusste er nicht. Richtig wach geworden war er erst wieder, als Erde auf die hölzerne Kiste herabprasselte, in der ersteckte, ohne zu wissen, wie er hineingelangt war. Mit Schrecken dachte er an seine panischen Bemühungen, den hölzernen Deckel aufzustemmen, an seine Hilfeschreie und sein verzweifeltes Schluchzen, als die Luft spürbar knapper wurde.
Einen Moment lang schienen die Wände näher zu rücken und Andy atmete gegen die wachsende Panik und den eingebildeten Luftmangel an. Der scharfe Geruch der Seife rettete ihn schließlich, weil er so anders war als der Duft nach Pilzen, feuchter Erde und Entsetzen in seinem engen, unterirdischen Gefängnis. Einem Gefängnis ohne Luftzufuhr, wie sich Andy nur allzu gut erinnerte. Ganz offensichtlich war sein Überleben nicht Teil des Plans gewesen …
Leider konnte sich Andy nicht ewig im Bad verstecken. Schwester Magrets energisches Klopfen machte ihm klar, dass die harte Realität gleich draußen vor der Tür wartete. Seufzend stellte er das Wasser ab, benutzte das kratzige Krankenhaushandtuch und schlüpfte in einen teuren wirkenden Jogginganzug, den er noch nie gesehen hatte, der ihm aber perfekt passte. Ganz offensichtlich war seine Mutter irgendwann hier gewesen.
Neben seinem Bett standen Schwester Magret und der junge Mann, der ihn geweckt hatte. Nun, da Andy wusste, wo er sich befand, identifizierte er ihn unschwer als Arzt und ergriff die ihm entgegengestreckte Rechte.
„Hallo Mr. Campbell, ich bin Dr. Brenner“, stellte der Doktor sich vor. „Tut mir leid, dass ich Sie vorhin so erschreckt habe. Wie fühlen Sie sich?“,
Seine warme, dunkle Stimme ließ einen kleinen, angenehmen Schauer über Andys Rücken laufen. Brenner hatte breite Schultern, kastanienbraunes Haar und leuchtend grüne Augen und maß nur wenige Zentimeter weniger als Andy selbst. Er musterte seinen Patienten mit leicht gerunzelter Stirn. Der Mann wirkte zu jung, um bereits ein Medizinstudium abgeschlossen zu haben, aber er strahlte eine ruhige Selbstsicherheit aus, die etwas tief in Andy berührte. Normalerweise war er sehr vorsichtig, wenn er jemand Neues kennenlernte, aber alles in ihm schrie danach, Dr. Brenner zu vertrauen. Andys Instinkt behauptet hartnäckig, der Arzt würde Sicherheit bedeuteten, die weit über seinen Beruf hinausging.
„Mr. Campbell?“
Dr. Brenners Frage riss Andy aus seinen Überlegungen. „Mir geht es gut, Herr Doktor.“
Die Augen des Arztes weiteten sich leicht. Ganz offensichtlich glaubte er Andy nicht, unterließ es aber, ihm zu widersprechen. „Bitte setzen Sie sich doch, ich möchte gerne Puls und Blutdruck messen und ein paar kleine Test machen. Ihr Vater besteht darauf, dass die Polizei Sie möglichst bald befragt.“
„Kann ich mir vorstellen“, knurrte Andy leise, hockte sich aber gehorsam auf die Bettkante und schob den Ärmel des Jogginganzugs hoch. Dr. Brenner hatte angenehm warme Finger … und erstaunlich kräftige Hände für einen Arzt, eher so, wie man sie sich bei einem Handwerker vorstellte. Außerdem konnte selbst der allgegenwärtige Krankenhausgeruch nicht übertünchen, wie gut er roch, nach warmem Holz und ein wenig nach Moschus. Energisch rief sich Andy zu Ordnung. Das hier war kein Date in einem Gay-Club und Dr. Brenner berührte ihn aus rein beruflichen Gründen. Er schien es nicht eilig zu haben, Andys Handgelenk loszulassen. Nun umspielte ein leichtes Lächeln seine Lippen, brachte seine grünen Augen zum Strahlen und schaffte es, Andy fast vergessen zu lassen, was er in der letzten Nacht erlebt hatte.
„Fühlen Sie sich einer Befragung gewachsen, Mr. Campbell?“
„Nennen Sie mich doch bitte Andy! Bei ‚Mr. Campbell‘ schaue ich mich immer nach meinem Vater um“, unterbrach er den Arzt. Eigentlich wollte er einfach nur seinen Vornamen aus dessen Mund hören.
Dr. Brenner schenkte ihm ein erfreutes Grinsen, so als hätte Andy ihm gerade ein Geschenk gemacht und nickte begeistert. „Gerne doch. Aber nur, wenn du mich Micha nennst!“
„Micha …“, Andy probierte den Klang gleich aus. Der Name passte zu seinem Gegenüber, beschloss er.
„Wenn die Herren dann mit dem Flirten fertig sind …“ unterbrach Schwester Magret ein wenig unsanft. Sie wirkte allerdings nicht ärgerlich, sondern eher amüsiert.
Micha seufzte dramatisch. „Magret, willst du wirklich, dass ich den armen Mann den Wölfen zum Fraß vorwerfe?“ Dafür erntete er einen strengen Blick aus zusammengekniffenen Augen und ein Knurren, auf das jeder Wolf neidisch gewesen wäre. Micha zwinkerte ihr frech zu und widmete sich wieder Andys Untersuchung. Seine Berührungen wirkten so vertraut, als würden sie sich schon ewig kennen. Ein kleines, warmes Feuer entzündete sich in Andys Brust.
Leider waren die nächsten Stunden nicht annährend so erfreulich. Kaum, dass Micha ihn für vernehmungsfähig erklärt hatte, rauschten die beiden Polizisten wieder ins Zimmer, dicht gefolgt von seinem Vater und dem inzwischen wohl angeforderten Familienanwalt. Andy war nicht klar, warum der Mann bei seiner Befragung dabei sein sollte, schließlich war er ein Opfer, kein Angeklagter. Da sein Vater aber darauf bestand und die Polizisten nichts dagegen zu haben schienen, gab Andy nach. Er konnte ohnehin nicht viel über seine Entführung und seine Entführer erzählen, weil sie ihn fast ununterbrochen betäubt gehalten hatten. Ihr Motiv war für Andy klar: Jeder wusste vom Reichtum seiner Familie. Und nur eine Stunde nachdem man ihn gekidnappt hatte, erhielt sein Vater eine Lösegeldforderung. Für die Entführer wohl überraschend, für Andy nicht unerwartete, weigerte sich dieser jedoch strikt, die Summe zu zahlen und informierte stattdessen umgehend die Polizei.
Andy fragte sich, ob seine Kidnapper von Anfang an geplant hatten, ihn im Wald zu ver- und begraben, oder ob die Haltung seines Vaters sie zu diesem Schritt getrieben hatte. Seine Gedanken trifteten ab. Mit Schauern dachte er erneut an die nervenzerfetzenden Minuten, in denen Erde und Steine auf sein enges Gefängnis herabregneten. Wie war er bloß aus dieser tödlichen Falle entkommen? Hatte einer der Entführer im letzten Moment sein Gewissen wiederentdeckt?
Hartnäckig gaukelte Andys Fantasie ihm Bilder von einem riesigen, grauen Hund mit gewaltigen Zähnen und Klauen vor, der den Deckel von der Kiste riss und so dafür sorgte, dass frische Luft in Andys Lungen strömen konnte. Danach hatte seine Erinnerung einige Lücken, erzählte ihm aber beharrlich von warmer, nackter Haut und kräftigen Schultern, auf denen ihn jemand durch den nächtlichen Wald getragen hatte. Im Gegensatz zu seinen Entführern hatte der Mann nicht nach Bier, Zigaretten und Schweiß gestunken, sondern angenehm frisch gerochen, wie der Wald selbst. Während sich die beiden Kidnapper stets völlig vermummt gezeigt hatten, trug sein Retter keinen Fetzen am Leib.
„Andrew! Träumst du schon wieder?“ Die strenge Stimme seines Vaters riss Andy aus seinen Überlegungen. „Erklärst du uns jetzt endlich, wie du entkommen bist?“
Andy war sich absolut sicher, dass man ihn für verrückt halten würde, wenn er erzählte, ein Hund habe ihn ausgegraben, bevor ihn ein nackter Mann ihn aus dem Wald schleppte. Wie er ins Krankenhaus gekommen war, entzog sich ebenfalls seiner Kenntnis. Also schaute er seinem Vater direkt in die Augen und behauptete: „Ich weiß es nicht. Ich war in dieser Kiste, von der ich schon erzählt habe, und bekam keine Luft mehr. Dann bin ich hier in diesem Zimmer aufgewacht!“
An Nicholas Campbells Stirn klopfte wütend eine Ader und er holte tief Luft, behielt aber für sich, was auch immer er sagen wollte, als sein Anwalt ihm die Hand auf den Arm legte und leicht mit dem Kopf schüttelte. Die beiden Polizisten verfolgten diesen stummen Austausch interessiert, kommentierten ihn jedoch nicht. Stattdessen wandten sie sich wieder an Andy.
„Wir sind hier vorerst fertig. Es kann aber sein, dass wir noch weitere Fragen an Sie haben. Bitte informieren Sie uns, wenn Sie die Stadt verlassen wollen.“
„Mein Mandant braucht Ruhe und wird doch sicher Urlaub an einem Ort seiner Wahl machen dürfen, oder?“, schaltete sich der Anwalt ein.
„Natürlich darf er das. Es wäre nur gut, wenn wir über seinen Aufenthaltsort Bescheid wüssten.“ Mit diesen Worten verabschiedeten sich die Polizisten. Der Anwalt begleitete sie hinaus und ließ Andy mit seinem Vater allein. Der lauschte noch einen Moment auf die sich entfernenden Schritte, bevor er zum Angriff überging.
„Das ist doch alles von dir selbst inszeniert worden! Zuerst weigerst du dich, ins Familienunternehmen einzusteigen. Dann kommst du mit der unsinnigen Idee, Kunst zu studieren und tust so, als würdest du mit dem Hungerlohn zufrieden sein, den du in diesem Café verdienst. Wenn du glaubst, mit dieser Schmierenkomödie hier an mein Geld zu kommen, hast du dich gründlich getäuscht, mein Sohn!“
Nach diesen Worten stürmte Nicholas Campbell hinaus. Er knallte die Tür nicht hinter sich zu, sondern schloss sie betont leise, weil das besser zu seinem Image passte. Andy schaute ihm betroffen hinterher. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Eisige Schauer liefen seinen Rücken herab und er bekam am ganzen Körper eine Gänsehaut, trotz des fast schon überheizten Krankenzimmers. Der wütende Hass in der Stimme seines Vaters ließ das „mein Sohn“ wie ein Schimpfwort klingen. Am schlimmsten aber fand Andy, dass sein Vater ihm zutraute, seine eigene Entführung vorzutäuschen. Ja, sie beide hatten ihre Differenzen, aber so etwas gab es in vielen Familien und bis eben gerade war Andy immer davon ausgegangen, dass sie sich eines Tages wieder zusammenraufen würden. Schließlich konnte sein Vater es ihm nicht ewig nachtragen, beruflich einen ganz eigenen Weg eingeschlagen zu haben, statt in seine Fußstapfen zu treten. Nicholas Campbell hielt Kunst für eine Spinnerei, nahm sie nicht ernst und kannte wahrscheinlich keines von Andys Werken. Für seinen Vater zählte nur Geld, Geld und nochmals Geld, dass er in immer neue Unternehmen investierte, um es weiter zu vermehren.
Zum Glück teilen viele Menschen Andys Begeisterung für die bunten Farben, die er mit unterschiedlichen Materialien kombinierte und auf große Leinwände auftrug, eine Technik, die er selbst entwickelt hatte. Mittlerweile durfte Andy regelmäßig in verschiedenen Galerien ausstellen und seine Collagen verkauften sich besser, als er jemals zu hoffen gewagt hatte. Auf das von seinem Vater angesprochene Kellner Gehalt war Andy schon lange nicht mehr angewiesen.
Er glaubte fest daran, auf dem richtigen Weg zu sein. Er hatte sich nur nie vorgestellt, wie einsam ihn dieser Weg machen würde …
Ein leises Klopfen an der Tür riss Andy aus seinen düsteren Gedanken. Noch bevor er „Herein“ rufen konnte, schlüpfte Micha ins Zimmer, diesmal nicht in seinem weißen Arztkittel, sondern in einem verwaschenen, karierten Hemd und bequem aussehenden Jeans.
„Hallo Andy! Ich habe gleich Feierabend und wollte noch mal sehen, wie es dir geht.“ Michas Lächeln erstarb, als er Andy genauer anschaute, und er eilte mit zwei großen Schritten an seine Seite. „Du siehst ja furchtbar aus! Was ist passiert?“
„Du meinst außer der Entführung, die mich fast das Leben gekostet hat, dem Verhör durch die Polizei, die nicht sicher ist, ob ich wirklich nur das Opfer bin und der Ansage meines Vaters, der fest davon überzeugt ist, ich hätte alles nur inszeniert?“, platzte es aus Andy hinaus, bevor er sich bremsen konnte.
„Wie bitte? Das darf doch wohl nicht wahr sein!“ Michas grüne Augen blitzten und seine ehrliche Empörung legte sich wie Balsam auf Andys geschundene Seele. Am liebsten hätte er sich an die breite Brust des Arztes gekuschelte und dort ausgeheult. Zu seiner Überraschung schien Micha Gedanken lesen zu können. Ohne zu zögern zog er Andy in eine feste Umarmung, spendete ihm damit Trost und menschliche Wärme. Andy konnte sich nicht erinnern, sich jemals so sehr körperlicher Nähe von jemandem gesehnt zu haben, den er kaum kannte. Doch es tat unglaublich gut, gehalten zu werden. Er ließ seinen Kopf an Michas Schulter sinken und vergrub seine Nase in dem weichen Stoff des Hemdes. Der Geruch nach sauberer Baumwolle, Holz und einer winzigen Spur wilden Moschusduftes hüllten ihn ein.
„Ich weiß, dass du nichts mit der Entführung zu tun hast“, murmelte Micha in Andys Haar und streichelte dabei seinen Rücken.
„Da weißt du aber mehr als alle anderen! Und ich habe keine Ahnung, wie ich die Polizei oder meinen Vater überzeugen soll, dass ich unschuldig bin. Vor allem, weil niemand – einschließlich mir selbst - versteht, wie ich überhaupt entkommen konnte. Ich erinnere mich vage, dass die Typen mich in eine Kiste gesteckt haben und daran, wie Erde darauf geprasselt ist. Ich habe geschrien, bis die Luft knapp wurde. Danach machen meine Erinnerungen keinen Sinn mehr. Eben ist sogar eine Psychologin hier aufgetaucht, die mich gelöchert hat und …“ Andy unterbrach sich mitten im Satz, weil er es nicht mochte, wie kläglich er sich anhörte. Er fühlte sich völlig erschöpft und hatte Angst, die Kidnapper würden es erneut versuchen. Sie wussten ganz offensichtlich, wo er wohnte. Schließlich hatten sie vor seiner eigenen Haustür gewartet.
Wie und wo sollte er sich je wieder sicher fühlen?
Michas Brust vibrierte, fast als würde er lautlos knurren. Seine Umarmung wurde ein wenig fester und er rieb seine Wange leicht an Andys Kopf.
„Du wärst in dieser Kiste gestorben, wenn …“ Abrupt unterbrach Micha sich.
„Ja genau, wenn … Aber ich weiß einfach nicht mehr, wie ich da rausgekommen bin! Mein Gedächtnis gaukelt mir Dinge vor, die einfach nicht sein können.“ Andy dachte wieder an den riesigen Hund und den nackten Mann, der ihn auf der Schulter durch den Wald getragen hatte. Das musste seiner Fantasie entspringen, vielleicht eine durch Sauerstoffmangel ausgelöste Wahnvorstellung. Dann fiel ihm etwas ein. „Wieso glaubst du mir, obwohl sonst niemand das tut?“
Micha zuckte mit der Schulter, eine Geste die Andy nur spürte, aber nicht sah, weil er sein Gesicht immer noch in Michas Hemd drückte. Der wechselte gerade das Thema. „Weißt du schon, wo du hingehst, wenn du entlassen wirst? Ich habe gehört, du bist direkt vor deiner Wohnung entführt worden. Ist es dort sicher für dich?“
Anscheinend konnte Micha wirklich seine Gedanken lesen und thematisierte zielsicher seine größte Sorge. Andy spürte Tränen hinter seinen Lidern brennen und schluckte. Er kannte den Micha doch gar nicht! Es reichte schon, dass er sich nicht aus dessen tröstlichen Umarmung lösen wollte, da musste er nicht auch noch losheulen wie ein kleines Kind. Aber irgendetwas an Micha schien all seine Barrieren einzureißen, ließ ihn Vertrauen fühlen, versprach Sicherheit auf eine Art und Weise, wie sie Andy schon lange nicht mehr erlebt hatte. Er fühlte sich, als würde Micha alles Böse fernhalten, nicht nur von seinem Körper, sondern auch von seinem Herzen. Andy sonnte sich noch eine kleine Weile in dem Gefühl, dann löste er sich mit einem tiefen Seufzer von Micha.
„Ich lasse mich nicht von diesen Kriminellen aus meinem Zuhause vertreiben! Außerdem glaube ich nicht, dass sie es so schnell wieder versuchen werden.“ Er legte mehr Mut in seine Worte, als er tatsächlich empfand.
Micha musterte ihn nachdenklich, dann nickte er. „Recht hast du!“ Er zögerte einen Moment. Fast schien es Andy, als suche er nach einem Grund noch länger zu bleiben, aber eigentlich gab es nichts mehr zu besprechen. Micha verabschiedete sich, nicht ohne mehrfach darauf hinzuweisen, dass Andy nur klingeln musste, wenn er etwas brauchte. Mit einem schiefen Grinsen erklärte er noch, die „Nachtschwester“ wäre ein fast zwei Meter großer und einhundert Kilo pure Muskelmasse schwerer Sanitäter mit einer militärischen Grundausbildung. Andy war nicht dumm. Er wusste, was Micha ihm eigentlich sagen wollte: „Schrei um Hilfe, wenn dir etwas komisch vorkommt. Du musst nicht alleine damit fertig werden.“
Trotzdem konnte Andy nicht schlafen. Immer, wenn er das Licht löschte, schienen die Wände näher zu rücken und er hörte das Geräusch von Erde, die auf eine Bretterkiste prasselte. Schließlich gab er auf, schaltete alle Lampen sowie den kleinen Fernseher im Zimmer ein, und vertiefte sich in eine Doku über Meeressäugetiere auf Animal Planet.
***
Irgendwann musste Andy doch eingedöst sein. Viel zu früh am nächsten Morgen weckte ihn eine gut gelaunte Schwester Magret, um Fieber und den Blutdruck zu messen. Andy knurrte sie an, schließlich war er nicht wirklich krank, was sie mit einem Lachen quittierte. Immerhin steckte sie ihm das Thermometer ins Ohr und nicht an einen erheblich intimeren Ort.
Nach einem erstaunlich leckeren Frühstück tauchte Micha, umgeben von einem ganzen Schwarm anderer Ärzte und Schwestern zur morgendlichen Visite auf. Andy hatte ein wenig Mühe, den professionell-kühlen Mediziner im weißen Kittel mit dem warmherzigen Mann vom Vorabend in Verbindung zu bringen, bis Micha ihm beim Abschied heimlich zuzwinkerte. Das kleine, warme Feuer in Andys Bauch fand neue Nahrung und wurde ein wenig größer.
Nur eine knappe Stunde kam Micha allein zurück und brachte einen ganzen Stapel Papiere mit.
„Pass auf, Andy, wenn du willst, kann ich dich entlassen. Wenn du aber lieber noch eine Nacht im Krankenhaus bleiben möchtest, ist das auch kein Problem.“ Unter Michas prüfendem Blick dachte Andy scharf nach. Hier wäre er sicher, aber früher oder später musste er ohnehin nach Hause. Seine kleine Wohnung hatte ein gutes Schloss und lag im vierten Stock. Dort würde so schnell keiner hineinkommen. Der Gedanke, wieder malen zu können, gab schließlich den Ausschlag. Instinktiv wusste Andy, dass er den erlebten Schrecken nur verarbeiten konnte, wenn er ihn auf die Leinwand bannte. So war er schon seit seiner Kindheit mit Problemen und Ängsten fertig geworden.
Micha schien wieder einmal zu spüren, was Andy dachte und nickte, noch bevor der etwas sagen konnte. Die Formalitäten waren rasch erledigt, allerdings zögerte Micha, bevor er die Papiere überreichte.
„Ich weiß, dass wir uns erst seit gestern kennen, aber …“ Micha senkte die Lider und verbarg so seine leuchtend grünen Augen.
„Ich mag dich sehr, Andy“, murmelte er leise. „Ich würde ich unheimlich gerne widersehen.“ Endlich schaute er Andy direkt an. „Also privat, meine ich. Wir könnten Essen gehen, oder ins Kino, oder ich koche für dich, oder …“ Seine Stimme verklang.
Andy musste ein Lächeln unterdrücken, das erste, seit er entführt worden war. Micha wirkte immer so selbstsicher und kompetent. Es war einfach herrlich zu entdecken, dass der Arzt genauso unsicher war wie jeder andere Mann, Andy selbst eingeschlossen, wenn er um ein Date bat. Alles in Andy schrie: „Sag ja! Sag ja!“, doch er dachte zuerst noch einmal nach. Zu viele Männer hatten ihn schon eingeladen, weil sie wussten, wieviel Geld hinter dem Namen Campbell steckte und sich davon Vorteile erhofften. Hatte ein erfolgreicher Arzt so etwas nötig?
Entschlossen befahl Andy seinen Zweifeln zu schweigen und nickte Micha zu. „Ich würde gerne mit dir Essen gehen!“
Als Micha daraufhin spontan strahlte, setzte Andys Herz ein paar Takte aus. Diesmal erlaubte er es sich, sein eigenes Lächeln offen zu zeigen.
Die nächsten Wochen erwiesen sich als überaus anstrengend, hektisch und nervig. Restlos jeder schien von Andy einen persönlichen Bericht über seine Entführung zu erwarten, sowohl an der Uni, als auch bei der Arbeit im Café. Entnervt warf Andy den Job als Kellner schließlich hin. Damit schaufelte er sich weitere Zeit für seine Kunst frei. Andy schuftete wie ein Besessener. Wie vermutet half es ihm, seine Ängste zu verarbeiten. Einige der Collagen zeigten kaum Farbe, sondern lebten hauptsächlich von schwarz-weißen Konturen und unterschiedlichen Texturen, aber zu Andys eigner Überraschung war mit keinem der Bilder zufrieden, wenn nicht irgendwo zumindest eine kleine, leuchtende Stelle auftauchte. Er brauchte keinen Psychologen zu fragen, was das bedeutet: Sein Unterbewusstsein bestand darauf festzuhalten, dass er aus seiner finsteren Not gerettet worden war. Einmal versuchte er den grauen Hund zu zeichnen, der ihn ausgegraben hatte, musste aber danach über sich selbst lachen. Tierporträts würden definitiv nie seine Stärke werde. Das Vieh auf dem Bild hätte mit etwas Fantasie auch ein Esel sein können …
Andys Fleiß machte sich bezahlt: Er verkaufte einige der neuen Collagen und brauchte sich deshalb zumindest für die nächsten Monate um Geld keine Sorgen zu machen. Die finanzielle Sicherheit tat seinen Nerven gut, die ihm sonst oft einen Streich spielten. Er fühlte sich beobachtet und ertappte sich dabei, seine Wohnung möglichst nur bei Tageslicht zu verlassen. Nach Sonnenuntergang musste er sich dazu zwingen.
Zum Glück verlor die Presse nach einiger Zeit das Interesse. Neue Verbrechen und Skandale machten die fehlgeschlagene Entführung des Campbell-Erben zu einer uninteressanten Schlagzeile von gestern. Das Gefühl, fremde Augen wären auf ihn gerichtet, ließ ein wenig nach. Vielleicht hatten ihn ein paar neugierige Reporter beobachtet und nicht – wie von ihm befürchtet – seine Entführer.
Nicholas Campbell dagegen vergaß die Auseinandersetzung mit seinem Sohn ganz und gar nicht. Starrsinnig beharrte er auf dem Verdacht, Andy hätte die Entführung selbst inszeniert. Ihr Verhältnis war ohnehin immer kompliziert gewesen, nun zerbrach es komplett. Richtig weh tat Andy dabei, dass sich seine Mutter völlig auf die Seite seines Vaters schlug, ohne auch nur mit ihm über das Erlebte zu sprechen. Sie besuchte ihn nicht einmal, sondern rief nur kurz an, ohne das Drama zu erwähnen und teilte ihm mit, sie würde eine ausgedehnte Shopping-Tour quer durch Europa planen. Dann redetet sie ununterbrochen von London, Mailand und Paris, ohne Andy zu Wort kommen zu lassen. Immerhin verschaffte sie ihm so genug Zeit, seinen Zorn und seine Trauer zu schlucken, um sich mit normaler Stimme von ihr zu verabschieden.
Im Anschluss an das Telefonat arbeitete er stundenlang wie besessen an einem neuen Kunstwerk. Er überraschte sich selbst mit einer großformatigen Collage in wilden Rot- und Orangetönen, die unglaublich viel Zorn ausstrahlte, dabei aber gleichzeitig wunderschön war, weil sie vor Lebenslust nur so vibrierte.
Woher dieses positive Gefühl kam, wusste Andy genau. Mittlerweile chatte er regelmäßig mit Micha und für das nächste Wochenende hatten sie im North Platte Park zu einem Picknick verabredete.
Sie trafen sich am Samstagnachmittag, suchten sich eine windgeschützte Stelle mit Aussicht auf den Fluss und genossen die mitgebrachten Leckereien. Andy erzählte ein wenig von seiner Kunst, die zugleich sein größtes Hobby war. Micha hörte interessiert zu. Manche seiner Fragen waren naiv, weil er sich mit dem Thema noch nie befasst hatte, aber sein Interesse schien ehrlich zu sein.
Micha liebte seinen Beruf als Mediziner, zum Ausgleich schien er sich am liebsten draußen aufzuhalten. Er berichtete mit leuchtenden Augen von ausgedehnten Wanderungen rund um Casper, aber auch im Yellowstone Nationalpark. Außerdem war er sich anscheinend nicht zu schade, ein kleines Haus, das er vor zwei Jahren erworben hatte, selbst zu renovieren. Auch Holz für seinen Kamin ließ er nicht fertig anliefern, sondern schlug und zerkleinerte es eigenhändig. Andy wunderte sich nicht mehr länger, warum Micha so kräftige Hände und ausgeprägte Muskeln hatte.
Leider wurde es am späten Nachmittag bereits empfindlich kühl. Eigentlich wollte Andy sich noch nicht von Micha trennen, der hatte aber am Abend schon eine Verabredung mit Freunden. Bevor sich Enttäuschung in Andy breit machen konnte, schlug Micha vor, am nächsten Tag das Nicolaysen Art Museum zu besuchen. Erfreut stimmte Andy zu. Das Museum war seine zweite Heimat und er hatte bereits unzählig Sonntage dort verbracht, an denen der Eintritt stets frei war. Es rührt ihn, wie sehr sich Micha bemühte, auf seine Interessen einzugehen.
Der Sonntag war genauso schön wie der Samstag. Gemeinsam schlenderten sie durch die Ausstellungen und tranken anschließend in einem kleinen Diner noch einen Kaffee. Danach musste Micha zum Dienst ins Krankenhaus.
Von da an sahen sie sich fast täglich. Mal aßen sie zusammen zu Mittag, mal trotzten sie der herbstlichen Kälte und joggten am Fluss. Andy musste sich dabei mächtig anstrengen, um mit Micha mitzuhalten und wurde trotzdem das Gefühl nicht los, der würde sich kaum verausgaben. Meisten plauderte er beim Laufen nebenher locker über seine Erlebnisse im Krankenhaus. Natürlich erzählte er keine intimen Details über seine Patienten, sondern berichtete von kleinen Begebenheiten aus dem Klinikalltag. Dabei kamen immer alle Beteiligten ziemlich gut weg – bis auf Micha selbst. Er schien kein Problem damit zu haben, über sich selbst zu lachen. Andy mochte das sehr.
Bei ihren Treffen redeten sie über verschiedenste Themen und waren durchaus nicht immer einer Meinung. Aber sie hatten sogar Spaß daran, ein wenig zu streiten, weil die Argumente sachlich blieben und nie verletzend wurden.
Micha respektierte, dass Andy ungern über die Entführung sprach. Er signalisierte aber deutlich, sich immer noch Sorgen um seinen Freund zu machen.
„Diese Männer wollten dich umbringen. Dein Überleben stand nie auf dem Plan. Vielleicht kannst du die beiden ja doch irgendwie identifizieren. Ich habe Angst, dass sie dich endgültig zu Schweigen bringen wollen“, erklärte Micha einmal, als sie wie so oft am North Plate River entlang joggten. Andy schwieg. Es fühlte sich gut an, wie die Sorgen, die er sich selbst kaum eingestehen wollte, von jemand anderem in Worte gefasst wurden. Spontan wurde er langsamer und griff nach Michas Hand. Dafür wurde er mit einem strahlenden Lächeln belohnt. Micha hielt ihn fest, bis sie die kleine Brücke erreichten, an der sie ihre Autos geparkt hatten. Andy wollte noch zu einem Termin mit einer Galeristin, Micha hatte Nachtdienst im Krankenhaus, aber sie konnten sich einfach noch nicht trennen. Schließlich grinste Micha ein wenig bedauernd und zog Andy zu sich heran, ganz dicht, so dass sich hier Körper überall berührten. Wie immer roch er fantastisch, nach Wald, Holz und ein wenig nach Moschus. Andy hätte sich am liebsten in dem Duft gewälzt. Er war mittlerweile süchtig danach. Sanft legte Micha seine freie Hand an Andys Wange und streichelte ihn zärtlich mit dem Daumen übers Jochbein.
„Ich würde dich gerne küssen!“ Seine dunkle Stimme war nur ein Hauch, aber Andy verstand ihn trotzdem. Statt etwas zu erwidern, beugte er sich ein wenig vor. Ihre Lippen trafen sich, als hätten sie sich schon tausend Mal berührt. Der Kuss begann langsam, forschend, wurde aber rasch leidenschaftlich und ließ sie strahlend und atemlos zurück. Bevor Andy etwas sagen konnte, küsste ihn Micha noch einmal, schnell und fest.
„Ich muss wirklich los, sonst komme ich zu spät. Aber beim nächsten Mal … sorge ich dafür, dass wir ganz viel Zeit haben.“ Mit einem bedauernden Lächeln löste sich Micha aus Andys Armen, eilte zu seinem Wagen und brauste davon. Andy schaute ihm noch einen Moment hinterher, dann schlenderte er beschwingt zu seinem eigenen Auto. Viel Zeit mit Micha … das hörte sich ausgesprochen gut an!
Micha hatte schon so einiges von seinem Blockhaus erzählt, entsprechend neugierig war Andy. Es lag umgeben von hohen Kiefern außerhalb der Stadt, ganz in der Nähe des Rotary Parks. Beinahe hätte Andy die staubige Zufahrt zu der Hütte übersehen. Einen Moment lang regte sich das altbekannte Misstrauen in ihm. Zu oft hatten angebliche Freunde sich irgendwann mit der Bitte um Geld an ihn gewandt. Seine Sorgen legten sich aber ein wenig, als er sich klarmachte, dass Micha als Arzt sicher nicht schlecht verdiente und bisher immer darauf bestanden hatte ihn einzuladen, oder zumindest die Rechnung mit ihm zu teilen.
Micha erwartete ihn bereits mit einem strahlenden Lachen auf der vorderen Veranda und winkte ihn herein.
„Klein, aber mein!“ erklärte er und wies um sich.
Dabei war die Hütte um einiges größer, als sie von außen wirkte, vielleicht weil es keine Wände zwischen Küche und Wohnbereich gab. Bunte, handgewebte Teppiche gaben dem Raum eine freundliche Atmosphäre. Andy fühlte sich hier sofort geborgen. An der Seitenwand fand er den gemauerten offenen Kamin, für den Micha sein Holz hackte. Dort brannte ein fröhliches Feuer vor sich hin und verströmte heimelige Wärme. Eine gemütlich wirkende Couch war so ausgerichtet, dass man hinausschauen konnte. Riesige, bodentiefe Fenster öffneten den Innenraum zum Wald hin und ließen viel Licht herein. Davor lag ein großes, flaches Kissen auf dem polierten Holzboden. Andy schaute sich nach einem Hund um, konnte aber keinen entdecken. Micha strahlte, als Andy mit seiner Bewunderung für die stimmige Einrichtung nicht hinterm Berg hielt.
„Ich habe das meiste selbst restauriert, immer eins nach dem anderen. Das hat Geld gespart und war ein guter Ausgleich zum Job. Immer wenn mir der Kopf geraucht hat, konnte ich mich hier so richtig auspowern!“
„Es ist echt toll! Hast du das alles ganz allein gemacht?“, staunte Andy.
Micha kratze sich am Hinterkopf und sah hinreißend verlegen aus. „Naja, ich hatte ein wenig Hilfe von ein paar Freunden, aber das meiste stammt wirklich von mir. Du hättest die Hütte sehen sollen, als ich sie entdeckt habe! Die reinste Bruchbude. Aber so konnte ich sie mir überhaupt leisten.“ Andy fiel auf, dass Micha ihm bisher nie etwas von seiner Familie oder seinen Freunden erzählt hatte. Allerdings hielt er sich selbst in dieser Richtung auch bedeckt, schließlich war es nicht angenehm zuzugeben, dass die eigenen Eltern ihn für einen Looser und neuerdings für einen Möchtegern-Verbrecher hielten. Die meisten seiner sogenannten Freunde hatten sich von ihm abgewandt, sobald er sie nicht mehr freihalten wollte, weil er jeden Cent umdrehen musste, nachdem sein Vater ihm den Geldhahn zugedreht hatte. Das nagte an ihm. War er als Mensch nur wertvoll, wenn er die Zeche zahlte? Neue Freundschaften hatte er danach noch nicht wieder geschlossen. Zwischen Studium, Job und seiner Leidenschaft für die Kunst schien er dafür einfach keine freie Minute zu haben. Mit einem leisen Lächeln musste Andy sich eingestehen, dass er sich die Zeit für Micha ohne zu zögern genommen hatte.
Micha hatte sich heute offensichtlich richtig Mühe gegeben. Der Tisch zwischen Küche und Wohnbereich war bereits gedeckt, mit weißen Tellern, blitzblanken Gläsern, Silberbesteck und Stoffservietten. In der Mitte stand sogar ein Strauß Wildblumen. Mit einer Geste lud er Andy ein, sich zu setzen.
„Leider bin ich kein sooo begnadeter Koch. Es gibt Hausmannskost, einen Pot Pie, wie meine Großmutter ihn immer gemacht hat. Willst du dazu Wein, Bier oder erst mal was anderes?“
Andy entschied sich für Wein – um die schönen Gläser zu würdigen - und Wasser, weil er sich nicht betrinken wollte. Micha servierte einen fruchtigen, kalifornischen Rotwein, mit dem sie anstießen, dann holte er den Pot Pie aus dem Ofen. Sofort verbreitete sich ein wunderbar würziger Duft nach Fleisch und Gewürzen. Der Pot Pie schmeckte köstlich und passte irgendwie perfekt zu der rustikalen Umgebung. Andy genoss jeden Bissen, fühlte aber langsam auch eine fiebrige Erwartung in sich aufsteigen. Sie hatten beide heute Abend keine Termine mehr …
Vor dem großen Fenster wurde der Himmel allmählich dunkel, man konnte sogar schon ein paar Sterne erkennen, als sie in schweigendem Einverständnis nach dem Essen auf die Couch wechselten. Micha fläzte sich in eine Ecke und zog Andy, der sich nicht dagegen wehrte, an sich. „Darauf habe ich mich den seit Tagen gefreut!“ Sein zärtlicher Kuss schmeckte nach Wein, Gewürzen und nach etwas, das nur Michas ganz eigener Geschmack sein konnte.
Wie von selbst fanden sich ihre Lippen. Sie ließen sich Zeit, genossen es, wie sich ihr Duft und ihr Geschmack vereinigte. Andy liebte es, Michas ausgeprägte Muskeln unter sich zu spüren, während der ungeniert zuerst seinen Rücken, dann seinen Hintern durch die Kleidung hindurch liebkoste. Allmählich wurde ihm unglaublich heiß, außerdem schien die Jeans plötzlich viel zu eng zu sein. Fahrig riss er sich den Pullover über den Kopf und versuchte gleichzeitig die Knöpfe von Michas Hemd zu öffnen, wollte endlich die Haut des Mannes an seiner eigenen spüren. Zu seiner Enttäuschung hielt Micha ihn auf.
„Warte, Andy …“ Andy stöhnte enttäuscht auf, doch auch Michas Atem ging keuchend, ganz offensichtlich hatte ihn das kleine Intermezzo ganz und gar nicht kalt gelassen. Er setzte Andy einen kleinen Kuss auf den Mundwinkel, dann setzte er sich auf, allerdings ohne Andy aus seiner Umarmung zu entlassen.
„Ich mag dich sehr, Andy, aber bevor wir hier weiter machen, möchte ich was klären.“ Er wirkte ein wenig verlegen.
Andy nickte, ein wenig ratlos. Was gab es denn bitte schön in dieser Situation zwischen zwei Erwachsenen noch zu klären? Eindeutiger konnte man ja wohl nicht werden.
„Es mag altmodisch klingen, aber ich schlafe nicht rum. Ich suche einen Gefähr… Ich meine: Ich suche etwas Festes. Ich mag dich wirklich. Aber wenn das hier zwischen uns nicht exklusiv ist …“ Michas Stimme war ganz leise geworden, so als würde er sich für seine Aussage schämen. Er ließ den Kopf hängen.
In Andy machte sich eine ganz andere Art der Wärme breit als noch vor wenigen Minuten. Sanft küsste er Micha auf den Scheitel. „Glaubst du wirklich, neben einem so tollen Kerl wie dir hätte ich noch Zeit und Lust auf andere Männer? Ich wäre unglaublich stolz, wenn ich dich meinen festen Partner nennen dürfte!“
Ein strahlendes Lächeln und ein leidenschaftlicher Kuss belohnten ihn für diese Worte. Lachend fand sich Andy unter einem nun wieder sehr eifrigen Micha wieder, der gerade sein Hemd von sich schleuderte und dabei keine Rücksicht auf die Knöpfe nahm. Sie flogen in alle Richtungen davon. Genüsslich ließ Andy seine Hände über Michas definierte Brustmuskeln fahren, reizte mit dem Fingernagel die Brustwarzen ein wenig und wurde dafür mit einem dunklen Stöhnen belohnt. Ein Dreieck flaumiger Brusthaare verengte sich zu einen Happy Trail und verschwand im Bund der Jeans. Andy schluckte unwillkürlich und kraulte sich nach unten. Als er die Hose öffnen wollte, hielt Micha ihn erneut auf.
„Lass uns ins Schlafzimmer wechseln. Ich will mein erstes Mal mit dir im Bett erleben.“
„Erstes Mal?“ Erstaunt schaute Andy in die leuchtend grünen Augen seines Geliebten.
Der grinste frech. „Nicht mein allererstes Mal. Aber mein erstes Mal mit dir.“
Andy folgte seinem Geliebten in dessen Schlafzimmer und wusste plötzlich, dass er vielleicht nicht dessen erster Mann war,
aber ganz sicher in Zukunft sein einziger sein wollte. Jetzt und für immer …
Die folgenden Wochen entwickelten sich zur besten Zeit seines Lebens. Andy verbrachte jede freie Minute mit Micha. Tagsüber wanderten sie im Rotary Park, am Casper Mountain und den North Plate River entlang. Micha schien die Gegend auch abseits der gängigen Touristenpfade wie seine Westentasche zu kennen und zeigte Andy, der ja immerhin in Casper aufgewachsen war, spektakulären Aussichten und wunderschöne, geheime Ecken, von denen er bisher nicht einmal etwas geahnt hatte. Die früh hereinbrechende Dunkelheit nutzen sie, um intimere Details über einander zu lernen. Micha verzauberte Andy mit einem Wechsel aus Zärtlichkeiten und wilder Leidenschaft, gab so großzügig, wie er nahm. Mehr als einmal war Andy froh, dass er im Stehen malte ...
Als der Herbst langsam in den Winter überging, bemerkte Andy, dass Micha sich auch von klirrende Minustemperaturen nicht in seiner Begeisterung für Outdoor-Aktivitäten bremsen ließ. Statt über Andy zu lachen, dem einfach nur noch kalt war, überraschte Micha ihn mit einer hochwertigen Thermojacke und passenden Handschuhen. Andy wollte das teure Geschenk zuerst nicht annehmen, aber Micha küsste ihn so lange, bis er vergaß, was er sagen wollte.
Gemeinsam besuchten sie auch einige kleine Ausstellungen von verschiedenen Künstlern. Außerdem nutzen sie nun regelmäßig zusammen aus, dass man sonntags Nicolaysen Art Museum keinen Eintritt zahlen musste. Andy liebte es, mit Micha über die verschiedenen Kunstwerke zu diskutieren, die dort gezeigt wurden. Er spürte deutlich, dass Micha sich vor ihrer Beziehung kaum Gedanken über Kunst gemacht hatte, sich aber zunehmend dafür begeisterte.
Abends genossen sie es, in Michas Blockhütte vor dem offenen Kamin zu sitzen. Oder zu liegen. Oder sich miteinander zu vergnügen …
Unmerklich wanderten einige von Andys Kleindungstücken in Michas Schrank, seine Zahnbürste stand mittlerweile ganz selbstverständlich im Bad, sie wechselten sich dabei ab, Michas Kühlschrank zu füllen, zu putzen und die Wäsche zu erledigen. Andy verbachte eigentlich nur noch Zeit in seiner Wohnung, wenn er an seinen Collagen arbeitete. Immer öfter ertappte er sich dabei, darüber nachzudenken, wo er bei Micha seine Staffelei aufstellen konnte. Für ihn war es nur noch eine Frage der Zeit, wann sie zusammenziehen würden.
Andy hatte noch nie einen Liebhaber gehabt, der so sehr auf seine Wünsche einging, der sie oft schon zu ahnen schien, bevor er sie auch nur andeutete. Micha schien immer zu wissen, wie er Andy glücklich machen konnte, sowohl im Bett als auch außerhalb davon.
Aus Andys Sicht wäre ihr Glück perfekt gewesen, wenn es nicht zwei dicke Wermutstropfen gegeben hätte.
Die Polizei fand keine Hinweise auf die Identität von Andys Entführern und tauchte in unregelmäßigen Abständen bei ihm auf, um wieder und wieder die gleichen Fragen zu stellen. Allmählich schienen die Cops sich der Meinung von Andys Vater anzuschließen. Die immer unverhohleneren Andeutungen, er hätte alles selbst inszeniert, gingen ihm schwer an die Nieren. Nur Micha stand unerschütterlich an seiner Seite. Nach einer besonders dreisten Befragung durch die Cops drängte er Andy dazu, sich einen eigenen Anwalt zu nehmen und empfahl Louis Ross. Der Mann mit den strengen, indianischen Zügen wirkte, als würden seine Muskeln die Nähte seines Designeranzugs sprengen, wenn er sich ein wenig zu heftig bewegte. Aber er hatte einen messerscharfen Verstand und wies die Cops mit einem geradezu wölfischen Grinsen in die Schranken. In weniger als einer Stunde sorgte er dafür, dass die Polizei Andy wieder als Opfer und nicht mehr als Verdächtigen behandelte. Leider wollte Micha nicht verraten, woher er den Anwalt kannte … und das war ein Teil des zweiten Wermutstropfens.
Egal wieviel Zeit sie miteinander verbrachten, Micha fand scheinbar nie den richtigen Moment, um Andy seinen Freunden vorzustellen. Außerdem verschwand er regelmäßig für mehrere Stunden, ohne zu sagen, wo und mit wem er unterwegs war. Manchmal schellte das Telefon und Micha ließ alles stehen und liegen. Hin und wieder handelte es sich um einen Notfall im Krankenhaus, aber nicht immer. Bei aller Verliebtheit konnte Andy nicht länger leugnen, dass Micha etwas vor ihm verbarg. Schließlich sprach er ihn darauf an.
„Weißt du Micha, ich würde deine Freunde gerne mal kennenlernen. Allmählich komme ich mir vor, wie dein schmutziges Geheimnis. Wenn du nicht geoutete bist, können wir ja so tun, als wären wir nur gute Kumpel.“ Das würde wehtun, aber er liebte Micha und er würde niemals jemanden dazu zwingen, etwas so Intimes wie die sexuelle Orientierung in der Öffentlichkeit preis zu geben, wenn derjenige nicht bereit dazu war. Zu gut erinnerte er sich noch an sein eigenes Outing als Teenager. Ziemlich blauäugig war er bei einem Familienessen mit der Erkenntnis herausgeplatzt, Männer zu bevorzugen und hatte die bis dahin mittelmäßige Beziehung zu seinen Eltern in eine miserable verwandelt. Sein Vater hatte ihm schlicht verboten, jemals wieder „von der Sache“ zu reden und das Thema nie mehr erwähnt.
„Wie bitte? Nur Kumpel? Das ist doch Unsinn! Ich bin schon lange out, schon seit ich nach dem Studium hierher gezogen bin.“ Micha lächelte ihn an, aber diesmal blieben seine Augen ernst.
„Na dann dürfte es doch kein Problem sein, mal etwas zusammen mit deinen Freunden zu unternehmen!“, hakte Andy nach.
Michas Züge verschlossen sich. „Nein!“, knurrte er. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und verließ das Haus. Andy war zu verblüfft, um sich zu bewegen, bis er hörte, wie Michas Auto gestartet wurde und davonfuhr. Was bitte war das denn gewesen?
Zuerst wollte er voller Wut seine Sachen zusammenpacken und in sein kleines Appartement in der Stadt zurückkehren, doch dann setzte er sich auf die Couch und dachte angestrengt nach. War das ihr einfach nur ihr erster Streit, oder wirklich gleich das Ende ihrer Beziehung? Er liebte Micha mittlerweile über alles und war sich ziemlich sicher, dass Micha ähnlich empfand, auch wenn sie es beide noch nicht ausgesprochen hatte.
So wie im Moment konnte es allerdings nicht weitergehen. Wenn sie auf Dauer zusammenbleiben wollten, erwartete Andy mehr Offenheit. Seufzend schrieb er Micha eine Nachricht, damit der nicht glaubte, er sei seinem ersten Impuls gefolgt und abgehauen. Hi Micha! Treffe mich wegen einer Collage in Downtown mit einem Kunden und muss dann noch eine Weile in meiner Wohnung arbeiten. LG Andy lautete seine erste Nachricht. Dann gab er sich einen Ruck und tippte eine zweite: Komm vorbei, ich vermisse dich jetzt schon. Wir müssen nicht reden, wenn du nicht willst. War das tatsächlich so? Naja, zumindest mussten sie nicht heute reden.
Sein Blick fiel auf die große Collage über dem Kamin, die er Micha geschenkt und die der gleich an prominenter Stelle und für jeden gut sichtbar aufgehängt hatte. Darunter standen auf dem Sims Fotos von ihnen bei gemeinsamen Unternehmungen. Sie wirkten auf allen unheimlich glücklich. Plötzlich hob sich Andys Laune wieder. Egal, was Micha auch vor ihm verbergen mochte, irgendwie würden sie schon irgendwie ihren Weg finden. Schnell schnappte er sich sein Handy und schickte ein Ich liebe dich und einen wahren Herzchen Regen an seinen Schatz.
Knapp zwei Stunden später war Andy genervt bis aufs Blut. Der sogenannte Kunde hatte ausdrücklich auf einem persönlichen Treffen mit ihm bestanden und behauptete, an einer ganz bestimmten Collage interessiert zu sein. Doch statt sich sachlich über den Preis zu unterhalten, nörgelte der Mann nun ununterbrochen an Andys Technik, seiner Farbgestaltung und sogar der Größe des Werks herum. Dabei schaute er immer wieder nervös aus dem Fenster des kleinen Cafés, als würde er noch auf jemanden warten. Schließlich gab Andy auf.
„Wenn Sie nichts bei mir kaufen wollen, ist das ok. Aber ich muss jetzt los.“ Ohne auf die Versuche ihn aufzuhalten einzugehen, stand Andy auf, zahlte seinen Kaffee und machte sich auf den Weg zu seiner Wohnung. Mittlerweile dämmerte es schon und die Temperaturen lagen deutlich unter dem Gefrierpunkt. Fröstelnd schlug Andy den Kragen seiner neuen Jacke hoch und beneidetet Micha, dem nie kalt zu sein schien. Mit ihm in einem Bett zu schlafen war, als hätte man einen persönlichen Heizofen neben sich. Natürlich hatte es noch weitere Vorteile. Der Gedanke zauberte ein träges Grinsen auf Andys Lippen, während er nach seinem Schlüssel suchte.
Plötzlich stellten sich seine Nackenhaare auf. Instinktiv wusste er, dass jemand hinter ihm stand und fuhr herum. Entsetzt blickte er auf zwei dunkel gekleidete Gestalten, die ihre Gesichter unter dicken Mützen und Schals verbargen. Ihre finsteren Absichten dagegen konnte man nicht übersehen: Beide hielten eine Pistole in der Hand, die unmissverständlich auf Andy gerichtet war. Die zwei kamen ihm auf makabre Weise bekannt vor, so als hätte sein Hirn ausgerechnet im Augenblick der Gefahr beschlossen, den Schleier von den Erinnerungen an seine Entführung zu lüften. Oder aber der ekelhafte Geruch von kaltem Rauch, schalem Bier und altem Schweiß brachte sein Gedächtnis auf Touren.
„Hände hoch und keinen Mucks, Junge!“
Zögernd gehorchte Andy, während er fieberhaft überlegte, wie er möglichst viel Lärm machen konnte, um die Aufmerksamkeit seiner Nachbarn zu erregen. Oder würde er sie damit in Gefahr bringen? Es musste sich ja niemand in den Weg einer Kugel werfen, ein Anruf bei der Polizei wäre schon genug. Wenn er es nicht schaffte, die beiden aufzuhalten, war sein Tod nur noch eine Frage der Zeit. Eiskalter Schweiß lief ihn den Rücken herunter, doch er sah vor seinem inneren Auge nicht sein Leben in Zeitraffer vorbeifliegen. Er sah nur Bilder von Micha, dessen Lächeln, die kleine Falte in der Stirn, wenn er sich auf etwas konzentrierte und die Art, wie seine grünen Augen manchmal zu leuchten schienen. Unmöglich sich vorzustellen, er könnte seinen Geliebten nie wiedersehen!
Gerade als Andy tief Luft holte, um „Hilfe“ zu schreien, tauchte wie aus dem Nichts ein riesiger, grauer Hund auf und warf sich unerschrocken auf die Bewaffneten. In dem Durcheinander löste sich ein Schuss, und ein gequältes Jaulen war zu hören, während die beiden Männer und das Tier in einem unübersichtlichen Knäul aus Armen, Beinen und Fell zu Boden gingen. Andy sprang geistesgegenwärtig ein paar Schritte zurück, zückte sein Telefon und wählte den Notruf. Er musste brüllen, um sich über das Geschrei und Geknurre verständlich zu machen. Zu seiner Überraschung und Erleichterung heulten nur Sekunden später ganz in der Nähe Sirenen auf. Die Cops waren anscheinend gar nicht weit weg und würden in wenigen Augenblicken hier sein!
Mit einem letzten Schnappen löste sich der graue Hund von seinen Gegnern, die sich jammernd am Boden wanden. Das Tier schonte sein linkes Vorderbein, versuchte aber trotzdem mit dem anderen etwas zur Seite zu kratzen. Schließlich schaute es mit unheimlich hellen Augen hilfesuchend zu Andy. Der verstand plötzlich, was das Tier von ihm wollte … und konnte es doch nicht glauben. Welcher Hund war nicht nur intelligent genug, einen Unschuldigen vor zwei Gaunern zu retten, sondern die beiden anschließend zu entwaffnen und danach ihre Pistolen außer Reichweite zu schaffen? Vorsichtig näherte sich Andy der Stelle, an der die Waffen lagen. Der Hund nickte ihm zu und humpelte eilig davon, nur Bruchteile von Sekunden, bevor die Blaulichter der Polizei die Szene in ihr unruhiges Licht tauchten. Ergeben hob Andy zum zweiten Mal an diesem Abend die Hände, damit die Cops nicht in Versuchung kamen, auf ihn als vermeintlichen Täter zu schießen.
Louis Ross erwartet Andy bereits, als dieser mit Handschellen gefesselt in das Polizeirevier geführt wurde. Der Anwalt brauchte nur Minuten, um die Cops dazu zu bringen, einen Schlüssel für die Fesseln und wortreiche Entschuldigungen für Andy hervorzuzaubern. Sein Status als Opfer eines Überfalls war plötzlich nicht mehr fraglich und seine Aussage konnte er selbstverständlich auch am nächsten Morgen erledigen, natürlich gerne in Louis Kanzlei, statt auf dem Revier, alles gar kein Problem. Wenn die Situation nicht so surreal gewesen wäre und er nach dem Adrenalinrausch todmüde, hätte Andy darüber gelacht, wie mühelos Ross die Polizisten dazu brachte, nach seiner Pfeife zu tanzen. Kaum eine viertel Stunde später saß er im butterweichen Ledersitz eines teuren BMWs und ließ sich durch die nächtliche Stadt kutschieren.
„Woher wussten Sie, was passiert ist?“, wagte er endlich zu fragen.
„Micha hat mich angerufen.“
„Micha? Woher wusste der denn, was passiert ist?“ Andy war verblüfft. Eine kleine Stimme in seinem Hinterkopf fragte hartnäckig, warum sein Freund nicht an seiner Seite stand, obwohl er doch offensichtlich über das Geschehen informiert war. Micha musste auf dem Weg zu ihm und schon in der Nähe seiner Wohnung gewesen sein, als die Gauner Andy überfallen hatten. Mit Erschrecken dachte er plötzlich wieder an den Schuss, der sich im Handgemenge gelöst hatte und fragte: „Geht es Micha gut? Er ist doch nicht verletzt, oder?“
Ein finsterer Blick von Ross traf ihn. „Du hast echt überhaupt keine Ahnung, Kleiner, nicht wahr?“
Doch Andy hatte an dem Abend schon zu viel erlebt, um sich einschüchtern zu lassen. „Ich verbitte mir diesen Tonfall.“
Sein Gegenüber knurrte ihn doch tatsächlich an und fletschte die Zähne.
„Lassen Sie den Quatsch! Freiwillig würde Micha mich nie im Stich lassen, wenn mich jemand mit der Waffe bedroht. Und er hätte mir auch bei den Cops geholfen. Was ist passiert mit ihm passiert? Und wo ist er jetzt?“ Schreckensbilder seines Geliebten, der blutig und reglos in der Gasse vor seiner Wohnung lag, zogen vor seinem inneren Auge vorbei. „Er ist schwer verletzt, oder?“ Andys Stimme brach.
Louis Ross Blick wurde sanfter. „Du hast Micha richtig gern, oder?“
Andy konnte nur nicken. Seine Stimme versagte und aufsteigende Tränen machten ihn beinahe blind. Unerwartete legte sich eine breite, warme Hand auf seinen Oberschenkel. Diesmal klang Ross ganz anders als vorher. Statt den aggressiven Anwalt zu geben, wirkte er nun sanft und beruhigend.
„Mach dir keine Sorgen, der Welpe ist zäh. Der kommt schon wieder in Ordnung.“
Bei diesen Worten klickte etwas in Andys Hirn, aber er schob den Gedanken als unsinnig beiseite und hielt sich am letzten Teil von Louis Aussage fest. Was auch immer mit Micha nicht stimmte, er würde wieder gesund werden.
***
Schnell merkte Andy, dass Ross mit ihm nicht zu einem Krankenhaus, sondern in Richtung Rotary Park fuhr. Vor Michas Blockhütte parkten ein alter Transporter und ein schnittiger, roter Sportwagen, Micha Auto dagegen fehlte. Trotzdem stürmte Andy in Haus, kaum das Ross seinen BMW angehalten hatte. Im Wohnzimmer erwartete ihn eine Szene, die er sich selbst in seinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt hätte. Auf der Couch saß ein dunkelhaariger, bärtiger Riese, der noch größer wirkte als Louis Ross. Er hielt Micha wie ein kleines Kind in an seine nackte Brust gepresst und streichelte ihm beruhigend übers Haar. Der Riese trug immer hin eine Jeans und ein kariertes Hemd, das weit offenstand, Micha dagegen war splitterfasernackt, während er sich trostsuchend an den anderen Mann klammerte.
Ein schlanker Rothaariger wühlte vor den beiden auf dem Boden in einem Verbandskasten, offensichtlich auf der Suche nach etwas, mit dem er die Mullbinden befestigen konnten, die großzügig um Michas Schulter und Oberarm gewickelt waren. Währenddessen sammelte ein jung wirkender Mann in Jeans Tücher und Mullbinden vom Boden, die verdächtig danach aussahen, als wären sie mit Blut getränkt.
Die drei Unbekannten erstarrten in ihren Bewegungen und richteten ihre komplette Aufmerksamkeit auf Andy, der schlitternd vor der Couch zum Stehen kam und sich eigentlich nur danach sehnte, Micha zu berühren, um sich davon zu überzeugen, dass es seinem Geliebten gut ging. Die drei ließen sich auch nicht von Ross ablenken, der Andy betont langsam folgte und die Tür mit einem hörbaren Knall ins Schloss fallen ließ.
Ohne Andy aus den Augen zu lassen, wandte sich der bärtige Riese an den Anwalt. „Louis, wieso hast du den Jungen hierher gebracht?“ Seine Nasenflügel flatterten, entweder vor Zorn, oder weil er versuchte etwas zu erschnuppern. Andy fühlte sich wie ein Reh im Scheinwerferlicht und verspürte außerdem das absurde Bedürfnis, in die Knie zu gehen und seinen Kopf zu senken. Ärgerlich schüttelte er den merkwürdigen Drang ab und eilte an Michas Seite. Der wollte ihn offensichtlich nicht anschauen und presste sein Gesicht an die haarige Brust des Riesen. Andy war das egal. Er musste Micha einfach berühren, sich versichern, dass wieder gesund werden würde. Zu seiner Erleichterung fühlte sich Michas Haut so warm und fest wie immer an, er atmete gleichmäßig und war noch nicht einmal besonders blass. Als Andy seinen unverletzten Rücken streichelte, seufzte Micha wohlig auf. Ein kleines Lächeln erschien in seinem Mundwinkel. Andy hätte ihn zu gerne in den Arm genommen, aber der Riese musterte ihn grimmig und machte keine Anstalten, Micha loszulassen.
Endlich schaltete Ross sich ein: „Deshalb, Devlin. Die beiden sind Gefährten, spürst du das denn nicht?“ Der Anwalt klang – für ihn sehr ungewöhnlich – fast demütig.
Der Riese – Devlin – knurrte etwas Unverständliches. „Ist das wahr, Micha?“
Micha nickte, schaute aber nicht auf.
„Weiß er Bescheid?“, fragte Devlin ruhig.
Diesmal schüttelte Micha den Kopf.
Devlin seufzte. „Na, dann habt ihr ja einiges zu besprechen. Geht es wieder, oder soll ich dich noch eine Weile halten?“
Langsam richtete sich Micha auf und rutschte von Devlins Schoß. „Danke, du hast mir sehr geholfen, Dev! Aber jetzt muss ich wirklich dringend mit Andy reden.“
Devlin wuschelte noch einmal durch Michas Haar und schaute ihm tief in die Augen. „Bist du dir sicher?“
Was auch immer er in Michas Gesicht gesehen hatte brachte ihn dazu, seinen Platz auf der Couch für Andy zu räumen. Er warf ihm dabei einen eindringlichen Blick zu, den Andy nicht so recht deuten konnte und der ihn im Moment völlig kalt ließ. Wichtiger war, dass sich der Raum wie von Zauberhand leerte, auch wenn die vier Männer in der Nähe blieben. Andy hörte, wie sie auf der vorderen Veranda mit leiser Stimme diskutierten, auch wenn er die Worte nicht verstehen konnte.
Vorsichtig setzte er sich neben Micha, besorgt, seinen Geliebten mit einer heftigen Bewegung Schmerzen zuzufügen. Endlich hob Micha den Kopf und sah Andy in die Augen … und der konnte die Fragen, die ihm unter den Nägeln brannten, nicht mehr länger zurückhalten: „Wer sind all diese Leute? Und warum bist du nackt?“ Fast anklagend deutete er auf den breiten Verband um Michas linke Schulter und den Oberarm. „Du bist verletzt! Du gehörst in ein Krankenhaus!“
Micha schüttelte heftig den Kopf und zuckte zusammen, weil die Bewegung ihm Schmerzen verursachte. „Ich brauche kein Krankenhaus und das hier ist nicht so schlimm, wie es aussieht. In ein paar Tagen bin ich wieder ok.“
Ok, sie würden also zuerst über die Verletzung reden. „Aber was ist mit dir passiert? Bist du angeschossen worden, als der Hund mich gerettet hat?“
„Das war kein Hund.“
„Ist doch egal, was das war. Ein riesiges Vieh jedenfalls …“
„Es war ein Wolf!“ Gerade klang Micha richtig sauer und seine grünen Augen blitzten.
„Ok, also war es ein Wolf“, lenkte Andy ein. „Und du bist verletzt worden, als der Hund … ich meine der Wolf sich auf meine Angreifer gestürzt hat …“
Wie schon eben im Wagen von Louis Ross klickte etwas in Andys Kopf und scheinbar zusammenhanglose Erinnerungsfetzen setzten sich zu einem neuen Bild zusammen. Er sah wieder die Pistole, die auf ihn gerichtet war und den Wolf, der sich dazwischenwarf, als sich der Schuss löste. Er sah das Tier, wie es ihn aus unheimlich intelligenten Augen anschaute, damit er die Pistolen wegräumte.
Mit Augen, die in der dunklen Gasse hell wirkten und bei Tageslicht leuchtend grün sein könnten …
Er sah, wie der Wolf davonhumpelte und hörte Louis Stimme in seinem Ohr. „Micha hat mich angerufen … der Welpe ist zäh … Gefährten …“
Die Erkenntnis kam plötzlich, ließ sich eigentlich nicht leugnen und doch …
Das war Blödsinn! Andys Verstand wehrte sich mit aller Macht gegen die Idee. So etwas gab es nur in Fantasy-Romanen und vielleicht noch im Kino, aber nicht im realen Leben. Micha war ein Mann und konnte kein Hund, kein Wolf oder was auch immer sein!
Aber nachdem der Gedanke einmal Fuß gefasst hatte, ließ er sich auch nicht mehr zur Seite schieben. „Micha, du willst mir doch hier nicht wirklich erzählen …“ Er wusste nicht, wie er seine Idee in Worte fassen sollte, ohne sich komplett lächerlich zu machen.
„Was? Dass ich ein Wandler bin?“ Wie so oft wusste Micha, was Andy gerade dachte. Seine sonst unerschütterlich gute Laune fehlte allerdings. Micha wirkte ernst und ein wenig kleinlaut. „Ich wollte dir das schon lange sagen, aber ich wusste einfach nicht wie.“
„Rennst du wirklich manchmal als … Wolf … durch die Gegend?“ Plötzlich fiel Andy noch etwas anderes ein. „Deine Freunde, die du mir nie vorstellen wolltest … sind das etwas auch alles Wandler?“ Das Wort fühlte sich merkwürdig an. Fremd und unvertraut.
Micha nickte bedrückt und schüttelte dann den Kopf. „Nicht alle. Dev und Josh schon. Louis auch. Aber Ben ist ein Mensch.“
„Louis Ross?“ Andy konnte es gerade nicht fassen. Sein anzutragender Anwalt verwandelte sich nach Feierabend in einen Wolf? Ein leicht hysterisches Kichern entkam ihm. Das Anwälte als Haie bezeichnet wurden, hatte man ja schon öfter gehört, aber das hier … Entweder Micha und seine Freunde waren total verrückt, oder die Welt hatte erheblich mehr Facetten, als Andy bisher gedacht hatte.
„Andy, bitte verlass mich nicht! Ich liebe dich über alles. Ich wusste nur einfach nicht, wie ich dir beibringen sollte, dass ich ein Wandler bin. Normalerweise bleiben wir unter uns und weihen Menschen nicht in unsere Geheimnisse ein.“
„Du liebst mich?“ Diese Aussage schien Andy gerade viel wichtiger zu sein, als alles andere. Die Zeit mit Micha war die bisher beste seines Lebens gewesen und egal, ob Micha nun wirklich hin und wieder ein Pelz wuchs oder er vielleicht ein wenig verrückt war, Andy konnte und wollte sich nicht mehr vorstellen, ohne ihn zu leben.
„Natürlich liebe ich dich! Zuerst hatte ich einfach Angst, ich wäre zu spät gekommen, weil du immer wieder bewusstlos geworden bist, als ich dich durch den Wald getragen habe. Erst im Krankhaus ist mir klar geworden, wie toll du aussiehst. Und bei der Auseinandersetzung mit deinem Vater, habe ich gemerkt, wieviel Mut du hast. Ich glaube, da habe ich mich in die verliebt! Ich habe mich dafür gehasst, dass ich dir nicht gegen ihn helfen konnte, aber wenn ich die ganze Geschichte erzählt hätte, wäre meine Tarnung aufgeflogen.“
„Dann habe ich mir den grauen Hund …“
„Wolf!“, unterbrach ihn Micha energisch.
„Ok, also habe ich mir den grauen Wolf, der mich aus dieser Kiste gerettet hat, gar nicht eingebildet? Das warst du?“
Micha nickte ein wenig verlegen.
Eigentlich war es ganz einfach. Andy wusste, was er zu tun hatte. Selbst als man ihn vor ein paar Stunden mit einer Waffe bedroht hatte, was das einzige, was er vor seinem inneren Auge gesehen hatte, Micha gewesen. Micha im Arztkittel, der ihn fürsorglich behandelte, Micha in Jeans, der ihm die wilde Schönheit der Natur rund um Casper zeigte. Micha im Anzug, der mit ihm eine Kunstaustellung besuchte und – Andys liebste Erinnerung - Micha nackt, der ihn voller Leidenschaft liebte.
Dazu gesellte sich nun das Bild eines großen, grauen Wolfes mit hell leuchtenden Augen, der sich für ihn unerschrocken in den Weg einer Kugel warf … und es passte perfekt in die Reihe. Micha war von Anfang an anders als alle anderen Männer gewesen, die Andy kannte, anders auf eine gute Art und Weise. Andy konnte sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen.
Sanft legte er eine Hand in Michas Nacken und presste seine Stirn gegen die seines Geliebten.
„Ich liebe dich auch Micha!“, flüsterte er, als wäre das ein Geheimnis. Dann konnte er nicht anders. Er lachte glücklich auf. „Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich!“ Laut hörte sich das noch besser an als leise und zur Sicherheit unterstrich er seine Ansage noch mit einem herzhaften Kuss.
An seinen Lippen konnte Andy Michas glückliches Grinsen spüren während dessen wunderbarer, wilder Duft ihn einhüllte. Sie waren zusammen. Das war wichtig. Alles andere würde sich finden …
... wird fortgeführt ...
Texte: C.J. Rivers
Bildmaterialien: Bild von Yatheesh Gowda auf Pixabay
Cover: C.J. Rivers
Tag der Veröffentlichung: 17.12.2019
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