Cover

Pinkies Christmas Blues

Ich starre durch das Bullauge der riesigen Industriewaschmaschine, beobachte wie der erste Schwall Wasser einläuft und die Trommel beginnt, sich zu drehen. Hoffentlich geht das gut. Sonst kann ich mir von meinem knappen Budget in diesem Monat auch noch neue Klamotten kaufen. Das hier ist mein erster Besuch in einem Waschsalon. Bisher habe ich es geschafft, so über die Runden zu kommen, dass ich meine ganze dreckige Kleidung am Wochenende mit zu meinen Eltern kutschiert habe und Sonntag abends mit der sauberen frisch duftenden Wäsche wieder hier her gefahren bin. Das ist jetzt ein halbes Jahr gut gegangen.

Nun aber war es so, dass ich seit Mitte November nicht mehr nach Hause fahren konnte. Über die Gründe dafür mag ich gerade lieber nicht nachdenken. Und auch an Weihnachten mag ich einfach nicht denken, denn auch dort werde ich nicht zu Hause sein.

Ich scheine bei der Waschmaschine alles richtig gemacht zu haben, denn sie qualmt nicht und die Trommel dreht ihre Runden. Ich wende mich ab und setze mich auf eine der Wartebänke. Von hier aus habe ich den gesamten Salon im Blickfeld und auch das große beschlagene Schaufenster. Draußen ist es schon lange dunkel und bitterkalt. Anders als in den letzten Jahren, hat es tatsächlich geschneit. Viel, sehr viel geschneit. Die weißen Massen bilden einen leuchtenden Kontrast zur Dunkelheit, beschienen durch die Straßenlaternen noch verstärkt. Vereinzelt huschen Menschen am Fenster vorbei, eilen durch die Kälte. Die meisten von ihnen haben Unmengen von Tüten an den Armen baumeln.

Zu Hause im Schrank türmen sich auch Geschenke. Für meine Eltern, meine Geschwister, meine Großeltern. Auch ein Grund, warum ich knapp bei Kasse bin. Und keine Ahnung, ob ich die Geschenke wirklich unter einen Weihnachtsbaum legen werde. Der Weihnachtsbaum im Hause Bottemberg ist jedes Jahr gleich dekoriert. Rote und goldene Kugeln, kleine metallene Mobilés und in den obersten Zweigen Eiszapfen aus Glas. Vor einigen Jahren, als meine Mutter ihre Leidenschaft für einen Shoppingkanal im Fernsehen entdeckt hat, wurde der Klassiker ein wenig gepimpt und es wurden auch beleuchtete LED-Kugeln mit in den Baum gehängt. Das gab dem zeitlosen Schmuck dann doch einen moderneren Touch. Ich liebe dieses heimelige Flair, dass der dekorierte Baum verströmt, denn er passt zu dem Haus meiner Eltern und auch zu meiner Familie. Es ist ein Heim, es ist zu Hause. Aber für mich jetzt wohl nicht mehr.

Ich merke, wie mir der Hals eng und meine Augen feucht werden. Na Klasse, mitten in einem Waschsalon! Ich versuche die Tränen wegzublinzeln. Bloß keinen Ausbruch hier, ich bin ein erwachsener Mann und kein Kind mehr. Nicht mehr an zu Hause denken, nicht mehr an Weihnachten. Ich kriege tatsächlich noch mal die Kurve. Nur meine Nase ist nun etwas verschnupft. Besser das, als hier heulen.

Gerade als ich ein Taschentuch zum Nase putzen hervorgekramt habe, wird die Tür zu Waschsalon aufgestoßen. Eine mit zwei riesigen blauen IKEA-Taschen beladene weiße Felljacke quetscht sich durch den Türrahmen. Nachdem das Hindernis geschafft ist, wendet sich die junge Frau Richtung der Maschinen um. Dabei kann ich einen Blick auf einen ziemlich runden knackigen Hintern erhaschen, als sie mit schwingenden Hüften zu den Maschinen rüber geht. Wow. Ihr Oberkörper bedeckt von dieser weißen Felljacke, der Kopf versteckt in der Kapuze und dann endet diese Jacke knapp über dem Po, der zusammen mit langen schlanken Beinen in einer eng sitzenden schwarzen Yogahose steckt. Unten an den endlos erscheinenden Beinen stecken Fell-Moonboots mit weißen und pinken Ringelstreifen. Sowas hab ich noch nie gesehen. Doch die Hose ist viel interessanter. Es ist so eine mit einem Rockansatz dran, aber der versteckt von dem prallen Prachthintern nichts. Aber auch gar nichts. Ich kann gar nicht aufhören, ihr auf den Hintern zu starren. Während sie sich leicht vorbeugt und den Inhalt der Taschen in eine der Maschinen stopft, zeichnet sich jeder Millimeter der Rundungen noch mehr ab. Das macht mich an.

Was? Es macht mich an? Mein Herz beginnt schneller zu schlagen und mir wird heiß. Der Hintern einer Frau macht mich an! Mein kleiner Freund regt sich und drückt nach oben. Scheiße! Das gibt’s doch nicht! Wie erstarrt, glotze ich weiter auf den Knackpo und es reg sich und kribbelt in meinem Schritt. Eine Frau! Heißt das etwa, dass all das Drama umsonst war? Der Streit mit meinen Eltern? Der ganze Familienentzug? Die Trauer um Weihnachten mit meiner Familie? Kann ich doch heim? Habe ich mich etwa so in mir selbst getäuscht? Bin ich vielleicht doch nicht schwul?

Hoffnung keimt kurz in mir auf. Hoffnung und Frust zugleich. Ich habe mich gerade damit arrangiert, dass mich nur Männerkörper erregen, dass ich Sex mit Männern definitiv bevorzuge. Ich habe mich gegenüber meiner Familie geoutet! Es gab einen riesen Streit, weil meine Eltern es einfach nicht akzeptieren wollten. Und nun steht da eine Frau und schafft es, dass sich mein Verräter in der Hose mit Blut füllt. Hab ich jetzt wirklich alles umsonst durchgemacht? Verdammt, das kann nicht wahr sein. In mir steigt Hitze hoch und ich könnte vor Wut schreien. Alles umsonst? Hektisch atme ich ein und aus, meine Nasenflügel flattern dabei. Ganz ruhig, ich muss mich wieder beruhigen, atmen, langsam und ruhig.

Die junge Frau beginnt im Takt zu wippen, als ob sie Musik hört. Dabei bewegt sich ihre Kehrseite einfach nur verführerisch. Für mich, gefangen zwischen diesem Funken verquerer Hoffnung, meinem Wut und dem Ständer, ist der Anblick eine absolut schmerzhaft süße Qual und mir entkommt ein frustriertes Stöhnen. Erschrocken über mich selbst, schlage ich mir die Hand vor den Mund, reiße meinen Blick von dem Prachthintern los und starre auf die weiße Fellkapuze, in der Erwartung, dass sich die Frau gleich umdreht und mich beschimpft. Doch nichts geschieht.

Ich löse mich langsam wieder aus meiner Erstarrtheit, rutsche auf der Bank runter, so dass ich gerade noch auf der Kante sitze und wundere mich. Mein Atem geht wieder ruhiger, aber mein Herz rast weiter. Das kann doch aber auch wirklich nicht wahr sein. Seit der Pubertät kämpfe ich mit mir, meinen Gefühlen für Jungs und meinen Nicht-Gefühlen für Mädchen, mit dem Geheimnis. Und endlich der zerstörerische Befreiungsschlag mit dem Outing, Schluss mit Verstecken, da kommt eine Frau daher und alles war für die Katz. Ich spüre wieder den Kloss im Hals und den Druck in den Augen.

In den Körper vor der Waschmaschine kommt langsam noch mehr Bewegung. Aus dem Wippen werden geschmeidige Bewegungen, die durch den ganzen Körper gehen. Dazu summt sie vor sich hin, relativ tief für eine Frau, aber mir fährt das Timbre tief in den Magen. Heiß! Mein Blick wandert wieder zu dem absoluten Prachtarsch, um den ich liebend gerne meine Hände legen und ihn kneten und auseinander ziehen würde. Ok, der Gedanke, dass ich gerne zwischen ihre Pobacken will ist jetzt nicht ganz das, was Frauen wollen, oder? Aber es gibt doch auch welche, die gerne Analverkehr haben. Ob sie mich an ihr Zweitloch lassen würde?

Sie scheint mit der Maschine fertig zu sein, denn plötzlich dreht sie sich um und zuckt erschrocken zusammen, als sie mich beim Starren erwischt. Scheiße! Ich glaube, ich werde gerade rot.

Hektisch schiebt sie sich die Kapuze vom Kopf und reißt gleichzeitig an einem roten Kabel, so dass sie die Kopfhörerstöpsel in den Händen hält.

„Oh mein Gott, ist das peinlich! Dich hab ich ja gar nicht gesehen!“, quietscht sie los.

Obwohl … quietschen, das ist ja eigentlich ein heller schriller Ton, wofür man Frauen im Normalfall mit Panzertape den Mund zukleben will. Bei ihr ist das immer noch eine relativ tiefe Tonlage.

Und … Sie???

Ich blicke in ein sehr hübsches Gesicht. Rotblondes Haar, helle Haut einen rosa Schimmer auf den hohen Wangenknochen, grüne Augen und rote, volle Lippen über dem leicht spitzen Kinn. Soweit ist das ja alles ok, aber wenn man sie genauer betrachtet, dann kommen da noch einige Attribute hinzu. Das rotblonde Haar ist an den Seiten raspelkurz zum Undercut geschnitten und nur oben sind lange Strähnen, die gekonnt verwuschelt schräg bis in die Stirn fallen. Die leuchtend grünen Augen sind mit Kajal umrandet. Ok, das ist jetzt auch noch nicht unbedingt was besonderes, aber die hellschimmernden Härchen auf Wangen und Kinn, die einen Dreitagebart darstellen und der doch sichtbare Adamsapfel, die sind es ja dann wohl doch! Keine Frau! Ein Mann … ein absolut androgyner Typ! Ein Mann!

Ich muss blinzeln und merke, dass ich sie … ihn mit weit aufgerissenen Augen angestarrt habe. Das gibt’s doch nicht. Ich bin doch schwul. Er ist ein Mann, egal was er da anhat. Und mein Körper hat das vor meinem Verstand kapiert. Wie geht das denn? Langsam wandert da etwas meine Kehle hoch und bahnt sich seinen Weg. Dann ist es da, ich kann nicht anders und fange an zu lachen, hysterisch und laut. Dieser Kerl hat gerade mein ganzes Dasein in Frage gestellt. Und er weiß es nicht, denn er reagiert auf meinen Ausbruch ziemlich angesäuert. Mit in die Seiten gestemmten Händen steht er da und sagt: „ Hey, lachst du mich etwa aus? Geht’s noch?“ Mist! Verärgern will ich ihn nicht, ich presse mir mal wieder die Hand vor den Mund, wird langsam zur Gewohnheit. Mit tiefen Atemzügen durch die Nase schaffe ich es mich unter dem bohrenden Blick wieder zu beruhigen. Langsam nehme ich die Hand wieder vom Mund.

„Ich … es tut mir leid … du … ich … Wegen dir habe ich eben gedacht, dass …“ Was soll ich jetzt sagen? Kann ich offen sagen, dass ich wegen ihm dachte, nicht mehr schwul zu sein? Wird er dann richtig sauer? Spielt er in meiner Liga? Klar doch oder? Ich meine, die Felljacke und diese Fellboots mit dem pink, so würde doch kein Hetero losgehen oder?

Andererseits, wovor fürchte ich mich denn eigentlich? Ich kann doch zu dem stehen, was ich bin und von dem ich mir jetzt auch wieder sicher bin, dass ich es bin.

„Entschuldige, aber du hast mich gerade in eine echte Lebenskrise gestürzt“, beginne ich langsam, nachdem ich meine Stimme wieder gefunden habe.

„Was? Ich? Wieso?“ Der hübsche Kerl hat seine Hände von den Hüften genommen, steht noch einen Moment unschlüssig rum, setzt sich aber dann neben mich auf die Bank und streckt mir seine Hand hin. Ich greife zu. Schmal, gepflegt, weich. „Hi, ich bin Mimi!“

„Mimi?“ Toll! Erstmal doof fragen, anstatt auch höflich vorstellen, klasse Leistung. „Hi, ich bin Till“, schiebe ich schnell hinterher.

„Ja Mimi, ist mein Spitzname. Mein richtiger Name ist Michael. Aber mal ehrlich, seh ich aus wie ein Michael?“ Seine Augen funkeln mich belustigt an und in meinem Bauch kribbelt es.

„Hm …“, ist alles, was ich rausbringe, denn seine Hand liegt immer noch in meiner und das ist ein wirklich schönes Gefühl. Diese Wärme, die sich von den Stellen, wo wir uns berühren, ausbreitet und langsam meinen Arm hochwandert. Und das ist Verbindung mit seinen wunderschönen Augen. Mich ereilt schon wieder das nächste Gefühlschaos innerhalb kürzester Zeit.

„Also, warum lachst du hier so? Was meinst du mit Lebenskrise? Und was hab ich damit zu tun?“

Oh, jetzt muss ich wohl Farbe bekennen. „Ja, also … Du bist da so reingekommen und hast da so getanzt und … Ich hab dich für eine Frau gehalten.“ Das müsste doch reichen oder? Ich muss doch jetzt nicht von dem Ständer in meiner Hose berichten, der übrigens weiterhin stark gegen den Reißverschluss presst.

„Oh, das passiert mir öfter, aber was hat das nun mit einer Lebenskrise zu tun?“ Mimi hast sich zu mir gewandt und eine Hand hinten auf der Lehne der Bank abgelegt. Nur wenige Zentimeter neben meinem Arm. Ich schwöre, ich kann durch die dicke Jacke, mein Sweatshirt und das T-Shirt die Wärme spüren, die seine Hand ausstrahlt. „Oh, warte, ich verstehe! Du hast die Krise gekriegt, als ich mich umgedreht habe und du gemerkt hast, dass ich ein Kerl bin! Und hattest kurz Panik eine Schwuchtel zu sein, richtig?“ Amüsiert schmunzelnd blickt er mich an, aber um seine Augen liegt ein harter Zug, der in das hübsche Gesicht nicht passen will. Auch bilde ich mir ein, Enttäuschung zu erkennen. Das läuft für mich in keine gute Richtung. Ich muss gegensteuern, denn ich will seine Nummer. Ich und mein Schwanz finden ihn als Kerl sogar noch heißer und ich kann froh sein, dass meine Jacke über den Schritt reicht.

„Stop! Nein, so ist das nicht. Eigentlich hat mich der Gedanke, dass du ne Frau bist in Panik versetzt. Dass du ein Mann bist, ist eher die große Erlösung …“ Ok, jetzt heißt es flirten, ihm Komplimente machen, ihn für mich gewinnen. Problem dabei, ich hab das noch nie gemacht. Ich bin 19 Jahre und habe noch nie geflirtet. Mit wem auch? Mädels haben mich nicht interessiert und die Typen zu Hause hätten mir die Zähne eingeschlagen. Hier war ich zwar schon in der „Szene“ unterwegs und habe auch schon etwas rumgemacht, aber immer nur, weil ich abgeschleppt wurde. Jetzt ist es andersrum. Ich will ihn kennenlernen, unbedingt. Ich drehe mich auf der Bank auch so, dass ich zu ihm gewendet sitze, ziehe mein Bein leicht auf die Bank, ganz dich ein seins. Ihn zu berühren traue ich mich allerdings gerade nicht. „ … Denn, als du dich umgedreht und die Kapuze abgenommen hast und ich in deine wunderschönen Augen gucken konnte, da war die Welt für mich auf einmal mehr als nur in Ordnung. Da ging hier drin die Sonne auf.“

Mimi guckt mich mit weit aufgerissenen Augen an, sein Mund steht leicht offen. Ein gutes Zeichen? Nein, wohl nicht, denn plötzlich prustet er los und krümmt sich vor Lachen zusammen. Na toll, das ist dann wohl voll in die Hose gegangen. Ich merke, wie mir mal wieder das Blut in die Wangen wandert. Wahrscheinlich kann ich einer roten Weihnachtsmütze Konkurrenz machen.

Ich will mich gerade wieder weg drehen und mein Bein wieder von der Bank nehmen, da spüre ich seine Hand auf meinem Oberschenkel und erstarre. Alle Sinne richten sich auf seine Hand aus, die mich da am Bein festhält.

„Oh Mann, Till, aus welchen Heten-Schmonzetten hast du denn das Gesülze?“, fragt er mich immer noch leicht ausser Atem, wischt sich mit der freien Hand vorsichtig die Lachtränen weg, damit er seinen Kajal nicht verwischt. Aber mein Bein lässt er nicht los. „Weißt du, bloss weil ich mich gerne femininer kleide und Kajal trage, heißt das noch lange nicht, dass ich mit dem Romantikgelaber für Vorstadthausfrauen angebaggert werden will.“

Na super, nicht nur, dass ich versagt habe, jetzt veräppelt der mich auch noch. Dieser Dämpfer lässt wenigstens endlich mal wieder etwas Ruhe in meinem Schritt einkehren, obwohl sich seine Hand weiter hoch über meinen Oberschenkel schiebt. Ist mir aber gerade egal, ich wird gerade sauer.

Ruckartig drehe ich mich von ihm weg, seine Hand rutscht von meinem Bein. Ich kann nicht verhindern, dass ich die Arme wie ein bockiges Kind vor der Brust verschränke und starre aus dem Waschsalonfenster. In mir brodelt es. Verdammt nochmal, ich will ihn und der zieht mich hier auf. Ich muss mir Luft verschaffen.

„Ja danke auch! Was hätte ich denn deiner Meinung nach sagen sollen, hm? ‚Ey, du hast so nen geilen Arsch, da will ich unbedingt meinen Schanz reinstecken also gib mir deine Nummer‘?“, blaffe ich ihn an.

Neben mir erklingt ein leises Lachen, aber ich blicke nicht rüber. Ich kann das Brennen in meinen Wangen spüren, muss knallrot sein.

„Uh ja, das ist eine geile Anmache. Besonders wenn sie von so nem scharfen Typen kommt, den ich unbedingt in meinem Arsch spüren will.“ Ich habe nicht gemerkt, dass Mimi sich zu mir gebeugt hat und erschauere unter seinem Atem, den er mir beim Sprechen gegen mein Ohr haucht. Sofort ist in meiner Hose wieder der Teufel los, Bluteinschuss, kribbelnde Eier. So schlimm, dass ich leicht die Beine spreizen muss, weil es sonst weh tut.

Eine Hand legt sich wieder auf meinen Oberschenkel schiebt sich mit leichtem Druck weiter in Richtung meiner Körpermittel, mir bricht der Schweiß aus und ich muss wie gebannt auf die schlanken Finger starren. Mein Herz wummert in laut und findet das Echo in meinem Schritt.

Dicht an meinem Ohr erklingt ein wohliges Brummen, die Luft knistert.

Gerade will ich nach Mimi greifen und ihn an mich zu reißen, da geht laut scheppernd die Tür auf.

„Mimi! Bloß weil ich dir erlaube, dass du hier so spät abends die Wäsche wäscht, brauchst du nicht denken, dass du hier jetzt einen Sexclub aufmachen kannst! Das hier ist mein Schlafzimmer!“, kreischt es und ich zucke erschreckt zusammen.

Im Waschsalon steht eine alte Frau, eingepackt in diversen Schichten aus Röcken, Pullovern und mindestens zwei Jacken. Auf ihrem Kopf trägt sie eine Fellmütze mit Ohrenklappen, an den Füßen abgewetzte Kampfstiefel, die ihr viel zu groß sein müssen. Sie lässt ungefähr 10 prallgefüllte Plastiktüten fallen und starrt uns böse an.

„Hallo Else. Keine Angst wir machen hier nichts Unanständiges. Das ist Till. Sobald unsere Wäsche fertig ist, gehen wir. Dann hast du deine Ruhe.“ Mimi lächelt die Alte freundlich an und setzt sich gesittet neben mich.

„Ja ja, schon gut, aber dann verschwindet ihr hier auch. Ich will schlafen!“, spricht Else und lässt sich auf eine der Sitzbänke fallen.

Absoluter Stimmungskiller. Zwar kann ich weiterhin das Prickeln fühlen, wenn Mimis Knie meins streift, aber in meiner Hose hat sich erst mal alles wieder schlafen gelegt.

So sitzen wir schweigend nebeneinander. Wenn das so weiter geht ist die Wäsche durchgelaufen und unsere Wege trennen sich wieder, ohne dass ich seine Nummer und ein Date mit ihm habe.

Gerade will ich ihn darum bitten, als plötzlich ein quäkiges Hundegebell ertönt.

„Oh! Da muss ich ran“, sagt Mimi und zückt sein bellendes Smartphone, auf dem tausend Strasssteinchen kleben, auf der Jackentasche. „Hallo Darling, was gibt’s denn?“

Darling? Hat er etwa einen Freund?

„Ach Mensch, das ist ja doof …“ Sein Blick wandert zu mir und er beißt sich auf die Unterlippe. „Ich würde ja sofort aufpassen … Wenn es ok ist, dass ich jemanden mitbringe …“ Seine Augen blitzen mich an und seine Hand streichelt kurz über mein Bein.

Aufpassen? Auf was muss man aufpassen? Kinder? Oh nein, ich habe es immer gehasst auch meine Geschwister aufpassen zu müssen. Er will doch wohl mich mitnehmen, wenn er beim Fragen mich so anblickt.

„Super, Süßer, dann kommen wir nachher rum und passen auf“, säuselt Mimi ins Handy und legt nach eine „Ciao“ auf.

Seufzend dreht er sich zu mir, blickt mich wie ein treudoofer Hund an. „Du … ich weiß ein erstes Date sollte man in einem Restaurant verbringen oder im Kino, vielleicht sogar eher in einem großen Bett. Aber was hälst du davon, wenn wir unser erstes Date heute Abend bei fremden Leuten auf dem Sofa mit einer Pizza vom Bringdienst und einem kleinen traurigen Hündchen verbringen?“

„Hündchen?“ Das verwirrt mich nun etwas. Er will auf einen Hund aufpassen?

„Ja ein armes kleines trauriges Hündchen, das derzeit einfach nicht alleine bleiben kann. Bitte .. komm doch mit …“ Mit diesem Hundeblick und dem Schmollmund hat er mich natürlich sofort.

Mein Herz wummert wieder in meiner Brust. Wenn wir aufpassen mussten, dann hieß das ja wohl, dass sonst keiner da sein würde. Das bedeutet ein erstes Date in der Abgeschiedenheit eines privaten Wohnzimmers. Oh, Mann, da musste doch heute noch was laufen. Der Druck in meiner Hose nahm schlagartig wieder zu.

„Ok, lass uns gehen“, krächze ich heißer und will mich erheben. Mimi hält mich lachend am Ärmel fest. „Stop! Unsere Wäsche ist doch noch gar nicht fertig. Und dann muss die ja auch noch nach Hause. Wir warten jetzt hier, dann fährt jeder nach Hause und wir treffen uns dann um 20 Uhr vor der Wohnung von Lori und Fridolin wieder. Gib mir lieber mal deine Handynummer, damit ich dir die Adresse schicken kann.“

Gesagt getan.

Die restliche Zeit verbringen wir bei leiser Unterhaltung. Mimi erzählt mir von Pinkie, dem Hündchen, und seinen Herrchen. Jedes Mal wenn sich beim Reden unsere Gesichter näher kommen, ist ein missmutiges Brummen von Else zu hören. Anstrengend, denn ich möchte ihn so gern küssen.

Meine Maschine ist fertig. Auch wenn es mir schwer fällt, raffe ich schnell meine Sachen zusammen. Ich will zu Hause unbedingt noch duschen und den Rasierer schwingen. Außerdem nehme ich noch schnell, was ich schon die ganze Zeit haben will: Einen Kuss von Mimi.

Mimi strahlt. Else brummt.

Zu Hause schmeiße ich die Wäsche irgendwie über den Ständer, reiße mir die Kleider vom Leib und springe unter die Dusche. Alles im Rekordtempo. Nur beim rasieren lasse ich mir Zeit, weil es soll gründlich und ohne Schnittwunden ausgehen.

Das Rasieren habe ich noch nicht lange für mich entdeckt. Oder besser gesagt mache ich es noch nicht lange. Erst seit dem ich hier hergezogen bin. Daheim wäre ich dafür nie ungestört genug gewesen und hätte mich den Fragen der Familie stellen müssen.

Der kurze Gedanke an meine Familie sticht, aber bei weitem nicht mehr so schlimm, wie bevor ich Mimi heute kennengelernt habe. Er ist etwas älter als ich, wesentlich erfahrener und er bringt mein Herz wild zum Schlagen.

In Windeseile mache ich mich fertig. Jeans, enges Shirt, keine Unterwäsche. Das wird zwar unterwegs kalt, aber lohnt sich hoffentlich. Kondome und eine Minitube mit Gleitgel stecke ich in die Hosentasche.

Als ich vor der vereinbarten Adresse ankomme, steht Mimi schon da. Auch er hat sich umgezogen und sieht verdammt heiß aus. Er trägt eine hautenge, schwarzglänzende Hose, dazu schwarze Schnürstiefel mit pinken Schnürsenkel und Plüschbommeln dran. Seine Jacke steht offen und unter dem pinken engen Shirt zeichnen sich seine Nippel ab.

Nie hätte ich gedacht, dass ein Typ der pink trägt mich so anmachen würde, denn sein Anblick löst gleich wieder ein Ziehen in meiner Leistengegend aus.

„Hallo Süßer, da bist du ja“ begrüßt er mich, kommt mir mit schwingenden Hüften entgegen und legt mir locker seine Arme um den Nacken. Pure Verführung. Diesmal ist er es, der mich küsst. Seine Lippen schmiegen sich an meine und gerade als ich seine Zungenspitze an meiner Lippe spüre, werden wir von einem lauten Räuspern direkt hinter mit unterbrochen. Was ist das bloß? Hat sich die Welt dagegen verschworen, dass ich die Zunge von Mimi zu spüren kriege?

Als ich mich umdrehe, starre ich auf eine Wand aus schwarzen Leder. Weiter oben kann ich in ein recht grimmig blickendes Gesicht schauen, dessen Augen mich eindeutig abchecken.

„Mimi, du sollst auf Pinkie aufpassen und nicht unsere Wohnung in deine Fickhöhle verwandeln!“, dröhnt die Stimme des riesigen Muskelberges auf mich nieder, denn seine Augen liegen auf mir, während er mit Mimi redet.

„Ach Lori, ich hab mir doch nur nette Gesellschaft mitgebracht. Wir werden deine Püppi schon bespaßen.“

Der Riese seufzt und tritt einen Schritt zur Seite, so dass hinter ihm ein kleines Etwas ich einem pinkfarbenen Plüschmäntelchen sichtbar wird, das mich doch stark an Mimis Jacke erinnert.

„Na, dann mal viel Erfolg“, kommt es resigniert von dem Riesen. Der kleine Hund sitzt auf dem kalten Boden und es sieht wirklich aus, als ob er den Kopf hängen lassen würde.

„Pinkie, meine Süße!“, säuselt Mimi neben mir und geht in die Hocke. Pinkie blickt kurz hoch, zeigt eine Sekunde Freude und Schwanzwedeln. Doch dann seufzt sie und lässt den Kopf wieder hängen.

Auch Mimi seufzt und erhebt sich wieder.

„Was ist denn mit dem Hündchen?“, frage ich, denn die betretenen Mienen von Hund und Mensch verwundern mich wirklich.

„Liebeskummer“, flüstert Mimi mir zu.

Aha. Liebeskummer. Ein Hund. Ja nee, ist klar. Ich blicke die beiden Männer an, warte darauf, dass einer lacht und es als Scherz abtut. Doch beide blicken weiter ernst und besorgt auf dieses kleine Ding.

„Nun, lasst uns hoch gehen. Fridolin müsste inzwischen auch mal angezogen sein“, spricht der schwarzgekleidete Riese, bückt sich und sammelt das Plüschetwas vom Boden ein.

Wir erklimmen gemeinsam den Weg hoch bis in die zweite Etage, wo uns in der Wohnung laute Weihnachtsmusik empfängt. Genervt verdreht der Riese die Augen, geht durch in das Wohnzimmer und dreht die Anlage leiser. Sofort erklingt aus einem anderen Raum eine Stimme.

„Hey! Mach das sofort wieder laut du Weihnachtsmusikmuffel!“

„Nein! Mimi ist da. Und er hat noch so einen Typen dabei. Du wusstest, dass er wen mitbringt, oder?“, mufft der Riese zurück.

„Ja, natürlich. Warum ich es dir nicht gesagt habe? Weil du dann immer rummuffst, so wie jehetzt“, kommt es im Singsang aus dem anderen Zimmer.

„Nicht wundern, die beiden reden immer so miteinander. Aber sind dabei scheißenglücklich“, flüstert mir Mimi dicht an meinem Ohr zu. Sein Atem auf meiner Haut verursacht mir gleich wieder Erpelpelle. Mann, wie kann er nur so scharf sein? Am liebsten würde ich die Wohnungsbesitzer rausschmeißen. Geduld, Till, Geduld.

„Zieh deine Jacke und deine Schuhe aus, dann können wir ins Wohnzimmer durch gehen. Mit Schuhe durchmarschieren darf sich hier nur Lori erlauben, ohne das Fridolin ich einen Kopf kürzer macht“, spricht Mimi in normaler Lautstärke weiter.

Nachdem wir alles abgelegt haben und das Wohnzimmer betreten, können wir beobachten, wie der Lederriese den Minihund aus dem pinken Plüschding befreit. Das Hündchen lässt sich anschließend einfach auf die Seite fallen und das war es.

„Ihr Freund Bodo, ein Boxer, ist letzte Woche mit seinem Frauchen in den Urlaub gefahren und kommt erst Neujahr wieder. Seit dem trauert sie, aber richtig.“ Wieder streift Mimis Atem meine Haut, während er mir die Lage erklärt. Na, so einfach wird der Abend vielleicht doch nicht, wenn wir hier das trauernde Tier behutscheln müssen. Ich wollte eigentlich nicht Pinkie sondern Mimi am Bauch kraulen.

Plötzlich kommt ein blonder Engel ins Wohnzimmer geflitzt, drückt Mimi ein Küßchen auf die Wange und bleibt vor mir stehen. „Hallo! Na, du bist ja was Nettes!“, spricht der Engel und begutachtet mich von oben bis unten.

Hinter mir knurrt etwas und es ist nicht das Hündchen. „Frido! Lass das!“

Der angesprochene lacht auf und knufft mir schmerzhaft in den Oberarm. „Keine Sorge, Schatz, mit dir kann er nicht mithalten.“ Aua, in zweierlei Hinsicht.

„Hey, nicht jeder steht auf den Terminator!“ Mein Date ist neben mich getreten und baut sich zur Verteidigung meiner auf. Süß! Er guckt wirklich böse und seine Wangen sind leicht gerötet. Mein Herz stolpert, wie immer, wenn er mir so nahe kommt. Nur noch ein paar Momente und ich werde ihn endlich wieder küssen können.

„Ist ja schon gut. Soll ja auch deiner bleiben …“ Der Engel entfernt sich, wirkt etwas überrascht von Mimis Eifer. Der Riese grinst vor sich hin. Die beiden begeben sich Richtung Tür, geben noch Anweisungen, was in welchem Notfall zu tun ist, wo Leckerlis, die Notfalltierarztnummer und die Lieblingsbürste liegen. Dann sind sie weg und wir endlich allein.

Zeit, mir endlich meinen ersehnten Kuss zu holen. Ganz nah trete ich an Mimi ran, lege ihm mutig meine Hand an die Hüfte und versuche einen verführerischen Blick aufzusetzen. „So, was machen wir zwei Hübschen denn jetzt?“, frage ich ihn leise und blicke ihm in die Augen.

Seine Hand legt sich auf meinen Oberarm, er kommt mir noch weiter entgegen und haucht: „Oh, da fällt mir so einiges ein. Aber als erstes …“

Unsere Lippen berühren sich, ganz sanft streichen seine weichen Lippen über meine. Leicht öffnen sich seine Lippen und ich sauge seine Unterlippe zwischen meine. Mimis Zunge stippt gegen meinen Mund und will sich gerade vorkämpfen, als ein schrilles quitschiges Gebell uns auseinander fahren lässt.

Auf der Sofalehne steht Pinkie und giftet uns böse an.

Erst als wir uns wirklich komplett von einander lösen, schnaubt sie noch mal, blickt uns aus ihren Knopfaugen tödlich an und tritt den Rückzug auf die Sofamitte an. Dort lässt sie sich fallen und streckt alle Viere von sich.

Tzes, blödes Vieh. Ich strecke die Hand nach Mimi wieder aus, doch sofort ertönt ein hohes Knurren vom Sofa. Hand zurück, Knurren hört auf. Hand wieder vor, Knurren beginnt erneut.

„Oh, was ist das denn?“, fragt Mimi und guckt bedröppelt zu Pinkie. Dann blickt er mich an, seufzt und sagt: „ Nun, dann lass uns eben Pizza bestellen und dann mal gucken, was es im TV gibt.

Was? So hatte ich mir das nun wirklich nicht vorgestellt.

Ich starte noch einen Versuch, Mimi zu berühren, aber wieder werde ich angeknurrt. Also füge ich mich seufzend in das Schicksal und nicke zustimmend.

Später sitzen wir auf dem Sofa, die Pizza auf dem Tisch und ein mürrisches Vieh quer zwischen uns. Wir haben versucht uns nebeneinander zu setzen, doch Pinkie hat das nicht zugelassen. Selbst Händchenhalten auf der Lehne des Sofas wurde vehement durch Bellen verboten. Also sitzen wir hier und gucken irgendeinen Mist im TV.

Nein, so habe ich mir das nicht vorgestellt. Dieser Hund ruiniert jede Stimmung und Mimi scheint das einfach als gegeben hinzunehmen. Ich bekomme immer mehr das Gefühl, dass dieses Date und auch alles was danach zwischen und entstehen könnte gelaufen ist. Keine weiteren Dates, keine heißen Küssen, kein wildes Herzklopfen, kein Liebesgeständnis. Dabei schwelte dieser ganze Kram schon in meinem Hinterkopf, seit ich Mimi heute kennengelernt habe.

Nun schwelt da nur wieder Verlust. Und mit dem Verlustgedanken an Mimi kommen auch die an meine Familie zurück. Kein Weihnachten mit der Familie und kein Weihnachten unter dem Mistelzweig mit Mimi.

Dabei dachte ich wirklich, er wäre der perfekte Mann für mich, mein Partner. Tja das kommt davon, wenn man ein unerfahrener Träumer ist. Es fühlt sich wirklich an, als ob mir das Herz bricht.

Ein Seitenblick zu Mimi zeigt mir, dass er angestrengt auf die flackernden Bilder starrt und sich auf der Unterlippe rum kaut. Mich beachtet er überhaupt nicht mehr.

Ich frage mich, was ich hier noch soll. Die ganze Situation ist einfach nur noch unangenehm . Aber wie sieht das denn jetzt aus, wenn ich einfach abhaue?

Nun, erst mal drückt mir die Blase und ich komme wenigstens mal ein Stück von diesem Mist hier weg.

„Ich geh mal eben ins Bad“, verkünde ich, stehe auf und verschwinde schleunigst im Bad.

Ich bin allerdings Schnellpinkler und mein doofes, bestimmt niedergeschmettert wirkendes, Gesicht will ich mir im Spiegel auch nicht ansehen.

Gerade als ich das Wohnzimmer wieder betreten will, höre ich Mimi mit irgendwem sprechen und bleibe verborgen im Flur stehen. Lauschen ist nicht die feine Art, ich weiß, aber was soll ich sonst machen?

„ … Oh, bitte, komm schon. Was ist denn bloß los? Alle schwärmen immer davon das du ein Amor auf vier Pfötchen bist. Du hast Lori und Firdolin zusammengebracht und auch Marvin und Fabian. Warum willst du nicht, dass ich mit Till was anfange? Der ist so heiß und niedlich und läßt mein Herz höher schlagen und … er ist einfach total scharf. Was hast du nur gegen ihn, Pinkie?“ Mimi klingt richtig verzweifelt und ich wage einen Blick um die Ecke. Er kniet tatsächlich vor dem Sofa, um mit der miesen kleinen Fußhupe auf Augenhöhe zu sein. Es ist also was persönliches gegen mich? Das Vieh kann mich nicht leiden. Und Mimi? Der lässt sich wirklich davon beeinflussen? Was soll ich denn jetzt davon halten?

Gerade will ich wieder in den Raum treten, da beginnt der Hund zu jammern und zu jaulen, dazwischen kommen zwei raue Beller, die tatsächlich wie „Bodo“ klingen. Heißt so nicht der Boxer? Der Hundefreund von Pinkie? Ernsthaft? Bekundet der Fiffi gerade seinen Liebeskummer? Ich glaubs nicht!

„Oh, Pinkie, meine Süße. Aber dein Bodo kommt doch bald wieder …“ Ok, ich scheine nicht zu spinnen, Mimi hat den Hund genauso verstanden. Mimi streichelt das Tierchen und flüstert irgendwelchen Schuschutröstenonsens.

Was mach ich nun?

Ich kann nicht ewig hier stehen bleiben, also betrete ich das Wohnzimmer wieder. Am Sofa angekommen, blicke ich auf die beiden runter und die zu mir hoch. Das Hündchen tut mir ja auch irgendwie leid, darum strecke ich meine Hand aus und streichle ihr übers Köpfchen. Ein leises Seufzen kommt von ihr als Antwort.

„Hilf mir mal hoch.“ Mimi streckt mir die Hand entgegen und ich ergreife sie. Und nichts passiert. Stille. Kein Knurren, kein Kläffen.

Überrascht blicke ich auf Pinkie, die mich mit ihren großen Kulleraugen auch anschaut.

Mimi steht inzwischen neben mir und während ich Pinkie weiter beobachte, lege ich ihm den Arm um die Schultern. Nichts.

Na ja außer das Kribbeln, das durch Mimis Nähe ausgelöst wird.

Ich löse meinen Blick von Pinkie und blickte dem Mann meiner Träume in die grauen Augen. Sie strahlen mich an, leuchten hoffnungsvoll. Langsam nähern wir uns, ich bin gefangen in seinem Blick. Als sich unsere Lippen berühren fallen mir einfach die Augen zu und ich muss leise seufzen. Mein Herz wummert in meiner Brust und meine Lippen prickeln. Wieder stippt Mimis Zunge an meine Lippen und als ich diese öffne, beginnt sie kompromisslos meinen Mund zu erobern und rau über meine Zunge zu streichen. Sein Geschmack! Endlich! Ich presse den heißen Kerl an mich lege eine Hand an seinen Hinterkopf, damit er den Kuss nicht beendet. Wir lösen uns erst, als uns die Luft ausgeht.

Der hübsche blonde Kerl, der mein Herz so schnell schlagen lässt, dass es schon an den Rippen weh tut, strahlt mich an. Seine Hand legt sich auf meine Wange streichelt darüber.

„Gott sei Dank! Ich hab schon gedacht, es ist alles gelaufen“ , haucht er mir atemlos entgegen.

Ich lege meine Stirn an seine. Nein, ist es nicht, wir haben noch eine Chance.

Ich blicke runter auf Pinkie. Sie lässt wieder den Kopf hängen. Armes Vieh.

Ich löse mich wieder von Mimi, drückte ihn links neben Pinkie auf das Sofa nieder und setze mich selber wieder recht neben den Hund. Nun sitzen wir aber so, dass sie nicht quer liegt, sondern zwischen unseren Oberschenkeln eingebettet, warm und behütet liegt. Meinen Oberkörper lehne ich leicht zu Mimi rüber, der tut es mir gleich. Unsere Schultern liegen aneinander, unsere Finger sind miteinander verbunden und wir können uns tief in die Augen blicken, ab und an einen zarten Kuss tauschen.

Das muss für heute reichen. Tut es auch. Denn wir haben eine gemeinsame Zukunft.

Pinkie zwischen uns schnauft leise, kuschelt sich an uns und schließt die Augen.

Das arme liebeskranke Ding hatte doch noch ein Einsehen mit uns.

 

 

–Ende–

Impressum

Texte: Blake Heartland/BlackHeartlet
Bildmaterialien: Coverdesign by Caro Sodar; Bildmaterial: Pixabay u.a.
Tag der Veröffentlichung: 26.12.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Blacksweatheart, die voran allen anderen immer wieder eine neue Pinkie-Geschichte gefordert hat. Danke :-) Aber auch ein Dank an alle anderen. :-)

Nächste Seite
Seite 1 /