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"Pinkie du kleines Miestvieh, nun mach endlich dein Geschäft!!"

 

Ich brauche echt neue Freunde. Neue schwule Freunde, aber von der Sorte, die sich nicht ein kleines Schoßhündchen hielten, es in rosa Shirts steckten und 'Pinkie' tauften.

 

Was hatte ich mir nur dabei gedacht, mir von Lori für eine Woche dieses verwöhnte Püppchen aufdrücken zu lassen? Konnte er auf sein blödes Seminar nicht dieses bellende Tischfeuerzeug einfach mitnehmen?

Nein! Ich hatte jetzt Pinkie an der Backe und stand hier bei gefühlten Minus 20 Grad - ok reell waren es 8 Grad - und wartete darauf, dass diese Diva auf vier Pfoten endlich einen Haufen auf der Grasfläche plaziert.

 

Nun stehe ich also hier.... ich rauche nicht, also keine Beschäftigung für Hände und Mund. Pinkie schnüffelt sich durch die Büsche. Und mir wird bewusst, wie still es doch abends um 22 uhr in so einem Vorort einer mittleren Großstadt sein kann. Nichts ist zu hören, außer dem Rauschen des Windes in den Bäumen und Pinkies Bodenkifferei.

Langsam fällt irgendwie der Stress und die Hektik von mir ab und ich bin nicht mehr so erpicht, dass Pinkie endlich fertig wird.

Ich blicke hoch in den Himmel. Dort funkeln die Sterne, kaum eine Wolke ist da oben, sogar der zunehmende Mond erstrahlt hell. Ich hab schon lange nicht mehr in den Sternenhimmel geguckt, merke ich dabei und versuche aus den vielen Lichtern ein paar Sternenbilder raus zu suchen.

Ich merke, dass wirklich jede Anspannung von mir abfällt, während ich nach da oben in den Himmel glotze. Wow, ich sehe bestimmt wie der letzte Idiot aus, so wie ich hier stehe.

Aber ich kann nicht anders.

Nun reiße ich doch mal meinen Blick vom Firmament, bevor ich in einen tranceartigen Zustand verfalle und blicke auf die Häuserfront gegenüber, Wohnblocks auf den Achtzigern mit je 4 Wohnparteien, alles sehr ruhig und kaum beleuchtete Fenster. Auf diese beleuchteten Fenster richte ich nun mein Interesse und schaue, was man da so sehen kann. Viele häßliche Omagardinen, Topfpflanzen und anderen Krempel, den die Leute sich so aufs Fensterbrett stellen. Ich lasse meinen Blick weiter schweifen.

Hinten im Eckhaus, da wohnt mein Schwarm aus der Ferne. Wir verlassen morgens zur ungefähr gleichen Zeit das Haus und kommen abends auch entsprechend gleich wieder, allerdings nur Wochenweise, er scheint Schicharbeit zu haben. Dabei beobachte ich ihn immer heimlich. Ein toller Typ in meinen Alter, muss so an die 1,90 m groß sein, hat kurze schwarze Haare, die oben etwas länger sind und immer mit Gel gestylt, seine Augenfarbe konnte ich aus der Entfernung nie sehen, dafür aber seine sportliche Figur. Ein geiler Anblick, dieser wohlgeformte Prachtpopo in den engen Jeans.

Mich hat er noch nie bemerkt, warum auch? Ich bin ein Durchschnittstyp mit einem Gewichtsproblem.Dafür kann ich aber nichts, ich reagiere nun mal einfach allerigsch auf Sport. Da hilft nur eiserne Esskontrolle, aber wer kann das schon?

Ich erlaube meinen Augen in meiner völligen Entspanntheit über die Fenster seiner Wohnung zu streifen, während ich innerlich resümiere und äußerlich wahrscheinlich wie ein nasser Sack da stehe. Seine Fenster sind dunkel, nur die Strassenlaterne, die direkt an der Ecke neben dem Haus steht, wirft etwas Licht rein. Und in diesem Licht, da bewegt sich was!

Scheiße, schlagartig ist es mit meiner inneren Ruhe vorbei und ich hab das Gefühl mir fallen vor Schreck die Augen aus dem Kopf. Er hat gesehen, wie ich in seine Fenster gaffe!

Schnell drehe ich mich um und versuche mich auf was anderes zu konzentrieren. Mein Herz schlägt mir bis unter den Hals. Peinlich! Peinlich! Das ist die absolute Blamage. Jetzt denkt der bestimmt, ich bin ein absoluter Spinner.

Schnell wieder in den Sternenhimmel gucken! Oder Moment, wo ist eigentlich Pinkie?

Suchend blicke ich mich nach der Fußhupe um, kann sie aber nicht entdecken. "Pinkie? Pinkie!"

Verdammt! Wo ist dieser Flohbeutel? Futsch ist jede Form der Entspannung und mir bricht bei den ganzen Adrenalinschüben langsam der Schweiß aus. Wenn ich dieses Handtaschenaccessoire verloren habe, dann macht Lori mich kalt! Und das mit einer Hand, schließlich ist er ein fast 2 m großer Riese, mit gigantischen Pranken und ich hab sein Baby verloren!

"PINKIE!" brülle ich in Panik verfallend und renne wie ein Irrer im Dunkeln über die Wiese und gucke unter die Büsche. Aber sehen kann ich nichts.

 

"Hey! Soll ich dir beim Suchen helfen?" kommt eine kratzig rauchige Stimme von rechts, die mir trotz meiner Adrenalinüberreizung noch zusätzlich die Nackenhaare hochgehen läßt. Ich drehe mich um und vor mir steht mein Schwarm aus der Ferne, der mich bisher nie beachtet hat und der mich vorhin beim Gaffen in seine Fenster erwischt hat.

"Scheiße!" entkommt es mir.

"Ähm, ok, heißt das jetzt ja oder nein?" fragt er leicht belustigt. Sein Gesicht kann ich in der Dunkelheit nicht erkennen, aber irgendwie seine weißen Turnschuhe sehen.

Langsam fängt es in meinem Kopf an wieder zu arbeiten und ich realisiere, dass er eine Taschenlampe dabei hat und ich deswegen seine Schuhe im Lichtkegel sehen kann. Und mir wird klar, was ich zur Begrüßung gesagt habe. Gut das mein Kopf in der Dunkelheit verborgen ist, denn der leuchtet wahscheinlich kirschrot.

"Oh... ich... sorry, wollte nicht Scheiße sagen. Ich meine, ja das wäre echt toll, ich hab kein Licht und ich seh nichts." stammle ich vor mich hin. Oh Gott, was bin ich doch uncool.

Ich höre sein Lachen. "Kein Problem. Dann lass uns mal suchen."

Er richtet den Taschenlampenstrahl auf die Wiese und ich rufe wieder nach dieser kleinen Ratte.

"Pinkie!"

Wir schreiten da also nebeneinander über die Wiese und er räuspert sich.

"Lange hast du den Hund aber noch nicht oder? Ich hab dich noch nie damit gesehen."

"Du hast mich gesehen?" Oh mein Gott, das hab ich doch jetzt nicht wirklich gefragt oder?

"Ähm, ja. So auf der Straße, morgens und abends... und so." antwortet er.

Er hat mich gesehen? Er hat gesehen, dass ich ihn beobachte? Kann mal bitte eben der Erdboden aufgehen und mich verschlucken? Tut er natürlich nicht. Was mach ich jetzt? Mich entschuldigen fürs angaffen?

Vom Thema ablenken...anderes Thema... Warum rennen wir hier eigentlich durch die Dunkelheit? Achja, verdammt!
"Pinkie!" rufe ich mal wieder in die Nacht.

"Also? Wie lange hast du den Hund schon?" fragt er wieder.

"Ist nicht meiner, passe nur eine Woche drauf auf."

"Aha.... und wem gehört Pinkie?" fragt er weiter. Warum ist der denn so neugierig?

" Einem Freund, der verreisen musste."

"Aha..."

"Pinkie!" Mal wieder nach dem Vieh rufen. Irgendwie komme ich mir eher wie auf einem schönen Spaziergang vor, als wie bei einer Suchaktion. Was macht der Typ nur mit mir?

"Und... Ist das dein Freund?" Was ist denn los mit dem? Ich hab ihm doch gesagt, dass ich auf den Hund eines Freundes aufpasse....

"Natürlich! Glaubst du ich würde auf den Hund eines Fremden aufpassen?" gebe ich verwundert patzig zurück.

"Oh!" Schweigend gehen wir weiter durch die Dunkelheit. Ach ja!

"Pinkie!"

 

"Und...wie lange seid ihr schon zusammen?" kommt wieder eine Frage aus der Dunkelheit. Zusammen? Ich und diese Fußhupe?

"Pinkie ist seit Sonntag Abend bei mir." Ich wundere mich immer noch warum ihn das so interessiert, was mit diesem Hund ist. Apropos. "Pinkie!"

"Ähm, nein das mein ich nicht. ich meine wie lange du schon mit Pinkies Herrchen zusammen bist...." kommt es irgendwie unsicher von meinem Schwarm.

"Hä? Ich bin nicht mit Lori zusammen. Wie kommst du da drauf?"

"Aber ich hab dich doch gefragt, ob er dein Freund ist!"

Verwirrung!
"Ja ist er ja auch, aber doch nicht mein Partner. Um Gottes Willen, nein!" antworte ich immer noch verwirrt.

"Ach so!" kommt es wieder von dem Traum neben mir. "Dann bist du also Single?"

Ok, ich weiß nicht, bin ich im falschen Film? Wieso hab ich langsam das Gefühl, das mich mein Schwarm aus der Ferne ausfragt und irgendwie ... angräbt?

"Hm, ja, ich bin Single." Hat der Traum etwa gerade erleichtert aufgeatmet?

 

Wider gehen wir schweigend durch die Dunkelheit, vor uns tanzt der Schein der Taschenlampe. Warum gehen wir eigentlich im Dunkeln spazieren? Ach verdammt!
"Pinkie!"

Ich komm mir irgendwie ziemlich doof vor. Warum kann ich nicht einfach einen Vorstoß wagen und ihn anbaggern? Warum eigentlich nicht?

"Also... " Kann doch nicht wahr sein! Mein Kopf ist leer, was soll ich ihn denn fragen? 'Willst du mit mir gehen? Ja? Nein? Vielleicht?' Wie komm ich denn dazu? Warum fragt er mich solche Sachen? Wieso keimt da dieser kleine ätzende Hoffnungsfunke in meinem Inneren, der mir weiß machen will, das dieser Traumtyp Interesse an mir Durchschnittsmoppel haben könnte? Gott, ich wünsch mir gerade die Einsamkeit und den entspannenden Blick in die Sterne zurück.

Mein Nebenmann stößt ziemlich laut den Atem aus und richtet wieder das Wort an mich.

"Hör mal, Marvin, ich..."

Hunderstelsekundendenkeinschub! Mein Name aus seinem Mund, das bringt mein Herz zum stolpern...MEIN Name aus SEINEM Mund?!? Woher kennt er meinen Namen???

Verstört bleibe ich stehen, Spaziergang ist vergessen.

"Was? Woher kennst du meinen Namen?" Mein Herz pumpt schon wieder wie wild.

"Oh! Ich..äh... also" windet sich der Schatten mir gegenüber. " Ich... ich hab dein Kennzeichen überprüft... ich bin Polizist und... da hab ich halt..." gesteht mein Schwarn aus der Ferne.

"Du... du hast mein Kennzeichen?... Aber ich..."

Er hat mich bemerkt, er hat meinen Namen rausgefunden, er hat mich gesehen!

Auch der Schatten ist stehen geblieben und räuspert sich. Der Lichtkegel ist auf unsere Schuhe gerichtet.

"Ich... ja, ist nicht gerade die feine englische Art, aber ich musste irgendwie was über die erfahren, weil... Ich hab mich einfach nicht getraut dich anzusprechen." sprudelt es aus ihm raus.

"Du...mich..? Aber..."

Das, ich kann das gar nicht fassen. Sagt er mir gerade, dass er Interesse an mir hat?

"Ja und dann standest du da vorhin und hast so niedlich selbstvergessen in die Sterne geguckt und ich konnte dich einfach nur beobachten und dann bist du halt wegen Pinkie so losgehüft und ich dachte, das ist ist meine Chance dich anzusprechen...so im Dunkeln..." sprudelt es weiter.

"Ok..." das muss ich erstmal verdauen. Er ist an mir interessiert! Mein Schwarm ist an mir... Wie heißt er eigentlich?

"Und wie heißt du? Ich mein du weißt meinen Namen ja schon..." gestekuliere ich mit den Händen rum.

er lacht leise "Ich bin Fabian."

 

Was mach ich jetzt mit Fabian? Hier im Dunkeln. Ich würd ihn so gerne nah bei Licht sehen. Warum stehen wir hier eigentlich mitten in der Nacht draußen? Grrr, achja!

"Pinkie!"

"Also, ich... hast du vielleicht Lust, mal mit mir einen Kaffe trinken zu gehen?" Oh Gott, mit ihm würde ich nicht nur einen Kaffee trinken gehen, den dürfte er mir auch kochendheiß aus dem Bauchnabel schlürfen...

"Oh ja, gerne!" hauche ich. Ob meine Stimme meine Gedanken verrät?

"Super! Wann hast du denn Zeit?"

"Wie wäre es mit jetzt?" Ich will ihn nicht gehen lassen, da mache ich lieber die Nacht durch und schlafe morgen im Büro.

"Oh ähm...Jetzt?" Scheiße ich war zu aufdringlich! "Jetzt hat doch aber kein Cafe mehr offen, Marvin." Ich kann das Lächeln in seiner Stimme hören.

"Ich hab eine Kaffeeemaschine." Wow, ich bin ein geistiger Überflieger. Man gut das es dunkle Nacht ist und er meinen Kirschkopf nicht sehen kann.

Wieder lacht er "Ok, dann jetzt!"

Huch, was rauscht mir da denn für ein komisches Gefühl durch den Körper? Fühle mich so abgehoben.

"Ok." hauche ich wieder.

 

Just in diesem Moment setzt sich doch tatsächlich diese kleine Fußhupe namens Pinkie zwischen unsere Schuhe in den Lichtkegel und wedelt mit dem Schwanz. Hat dieses Tier das mit Absicht gemacht?

 

"Da bist du ja Pinkie!" schnell schnappe ich mir diese halbe Portion. "Dann lass uns zu mir gehen." sage ich zu Fabian.

"Ok." sagt mein Schwarm und ergreift meine Hand. "Darf ich morgen Abend wieder mit dir und Pinkie Gassi gehen? Und vielleicht auch in die Sterne gucken?" fragt er mich.

"Wenn dir gleich mein Kaffee schmeckt, dann spricht da glaub ich nichts gegen..." antworte ich und hoffe darauf das das wirklich so ist.

Auf dem Rückweg blicke ich noch mal hoch zu den Sternen, doch die gleiche Entspannung wie vorhin finde ich nicht, dafür kribbelt es zu sehr ausgehend von der Hand in meiner.

Jetzt muss ich Lori tatsächlich noch dankbar sein, dass er mir Pinkie aufs Auge gedrückt hat, denn sonst würde ich nicht mit meinem Schwarm aus der Ferne Händchen halten.

Pinkie ist vielleicht doch nicht so ein Mistvieh. ;-)

 

Ende

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

Bildmaterialien: Coverdesign by BlackHeartlet
Tag der Veröffentlichung: 07.03.2014

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