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Ausbildung zum Soldaten

4. Kapitel Ausbildung zum Soldaten

 

 

Hermann und Friedrich lebten nun schon seit sieben Jahren in Rom. Beide beherrschten die römische Sprache perfekt und hatten sich schon mit jedem Winkel Roms vertraut gemacht. Alle fünf, dass heißt Hermann und Friedrich natürlich, Arved, Thorwin und Thusnelda waren weiterhin enge Freunde. Auch wenn immer wieder verschiedene neue germanische Mädchen und Jungen in ihre Unterkunft gebracht wurden und sie sich auch mit allen gut verstanden, war es dennoch diese Verbundenheit der vier Jungen miteinander, wie auch die Verbundenheit von Thusnelda und Hermann, welche sie auch zu einem großen Teil ihrer Truppe machte. Sie lebten weiterhin noch in ihrer Unterkunft, der Unterricht wurde aber nur noch sporadisch durchgeführt. Jeder konnte fließend Latein, hatte die Geschichte Roms, wie auch die Geographie des kompletten römischen Reiches im Kopf und war auch mit den Göttern und den Riten und Bräuchen des römischen Reiches vertraut. Leider, aus Hermanns Sicht, war es nur, dass er nichts anderes als Rom zu Gesicht bekam, da er nie die Möglichkeit bekam, umherzureisen.

Ein neuer Tag brach an. Hermann stand auf, trat zum Fenster und beobachtete den Himmel und das Treiben auf den Straßen. Es sieht nach Regen aus, dachte er seufzend. Er machte sich frisch, wusch sich sein Gesicht und seinen Oberkörper, erst gestern ist er in den Thermen gewesen, und zog sich an. Er machte sich auf den Weg. Schon nach kurzer Zeit klopfte er an eine Tür und nach einiger Zeit öffnete Thusnelda ihm diese. Sie strahlte und bat ihn herein. Er gab ihr einen Kuss und setzte sich auf einen Stuhl gegenüber ihres Bettes.

„Guten Morgen“, fing er an, „gut geschlafen?“

„Ja, danke“, antwortete sie weiterhin lächelnd und setzte sich aufs Bett, „und du?“

„Ich auch. Bin gestern früh schlafen gegangen.“

„Schienst gestern auch echt fertig gewesen sein von den Thermen.“

„Ironischerweise ja“, antwortete er lachelnd, „obwohl die Thermen ja zur Erholung da sein sollen.“

„Naja. Hast du dich wahrscheinlich zu viel erholt.“

„Das wird es wohl gewesen sein“, sagte er nickend, „schließlich trainiere ich ja dort auch im palaestra. Und eine Massage spare ich mir ja auf, ich weiß doch, dass du dies gerne übernimmst.“

„Gerne ist jetzt übertrieben“, sagte sie lachend, „aber lieber ich, als jemand anderes.“

Beide lachten. „Kannst mir ja jetzt eine verpassen?“

„War ja klar“, sagte sie, aber stand vom Bett auf, um ihm den Platz frei zu machen. Er zog seinen Oberteil aus und legte sich aufs Bett, Thusnelda krabbelte auf seinen Rücken, setzte sich auf seine Beine und fing an seinen ganzen Körper zu massieren. Hermann stöhnte hier und da immer genüsslich auf.

Plötzlich klopfte es jedoch an der Tür. Thusnelda erstarrte in der Bewegung und auch Hermann ließ seinen Blick gleich zur Tür gleiten. Sie stieg von ihm runter, wartete etwas, bis Hermann sich wieder angekleidet und auf den Stuhl gesetzt hatte, ging dann zur Tür und öffnete diese. Vor der Tür stand Ratbod.

„Guten Morgen“, fing er an und blickte an ihr vorbei und sah Hermann dort sitzen, „es tut mir Leid euch so früh stören zu müssen, aber ihr beide, wie auch die anderen werdet unten benötigt.“

„Worum geht es denn?“, fragte Hermann verwundert.

„Römische Abgesandte des Senats sind hier“, antwortete Ratbod. „Sie verlangen euch zu sehen.“

Hermann Blick verdunkelte sich. Er wusste, wenn dieser Personenkreis hier bei ihnen auftauchte, verhieß dies nichts gutes. Hermann wusste jedoch nicht, was er oder auch die anderen falsch gemacht haben sollten. Er stand auf und trat zu Thusnelda.

„Ich weiß selbst nichts genaueres“, fuhr Ratbod fort, „mir wurde nur gesagt, euch sofort in unseren Unterrichtsraum zu bringen.“

„Kein Problem“, antwortete Hermann, „wir folgen dir sofort.“ Thusnelda nickte zustimmend.

Sie traten hinaus und machten sich auf den Weg zu den anderen, auch an deren Türen wurde geklopft, diese öffneten die Türen und waren genauso verwundert, wie die beiden, was Ratbod so früh vor ihrer Tür zu suchen hatte. Doch auch sie, nachdem Ratbod ihnen die Lage erklärt hatte, traten hinaus und folgten ihm. Sie marschierten gemeinsam in den Raum, wo drei Männer dort warteten, wo normalerweise Ratbod saß und ihre Texte früher überprüft hatte. Beim Eintritt der Truppe blickten die drei auf und ein Lächeln huschte über ihre Gesichter. Hermann wurde gleich leichter ums Herz.

„Guten Morgen“, begrüßte sie der mittlere der drei, „sie werden sich sicher fragen, wieso wir da sind und wieso wir sie hierher bestellt haben, zu so einer ungöttlichen Zeit. Dies ist nicht schlimmes, um ihnen eine mögliche Furcht schonmal zu nehmen, doch da dies etwas dauern könnte, würde ich sie bitten, Platz zu nehmen, damit wir auch schnell beginnen können.“

Die fünf schauten sich nacheinander an und zum Schluss ruhten ihre Blicke auf Hermann, der sie alle nacheinander anschaute, allen zunickte, und sie daraufhin Platz nahmen. Hermann war, obwohl er nicht der älteste war, welcher Thorwin war, zu einer Art Anführer ernannt worden, jetzt nicht offiziel, dennoch waren seine Entscheidungen immer die Schlussendlichen. So warteten sie auch auf das Zeichen von Hermann, der ihnen dies mit seinem Nicken gab. Sie nahmen Platz und blickten die drei Männer gespannt an. Hermann hatte beobachtet, dass sich die Männer angeguckt haben, als die anderen vier Hermann angeschaut und auf seine Entscheidung gewartet hatten, möglicherweise waren sie selbst erstaunt, über die Tatsache gewesen, dass diese Gruppe einen Anführer hatte. Und auch bei dem Gespräch wurde Hermann zumeist angeguckt.

„Sehr gut“, fing der mittlere wieder an, nachdem sich alle gesetzt hatten, „wir sind hier, um ihnen zu sagen, dass sie bereits sieben Jahre hier in Rom verweilen.“

Als ob er das nicht wüsste, dachte sich Hermann angesäuert, ich kann mich auf den Tag genau daran erinnern, wie ich zum ersten Mal durch die Tore dieser Stadt getreten bin. So einen Augenblick werde ich niemals vergessen und er wusste auch, dass es bei den anderen ähnlich war.

„Bei so einer langen Zeit können sie das sicher schon vergessen haben“, fuhr der Mann fort, ein etwas älterer Mann, wie Hermann bemerkte, sein Haar war zwar noch nicht weiß, doch Hermann konnte bemerken, dass dies nicht mehr lange auf sich warten ließ, da sich schon erste Anzeichen bemerkbar machten, weiterhin war ein makelloses Gesicht zu erkennen. Sicher niemals an einer Schlacht teilgenommen, dachte Hermann. Doch die beiden anderen Männer sicher schon, war er sich, mit einem Blick auf die beiden, sicher. Beide Männer hatten Narben im Gesicht und an den Händen und Hermann war sich sicher, dass diese beiden durch verdienstvolle Taten nun nicht mehr an Feldzügen teilnehmen mussten, sondern die angenehmere Aufgabe hatten, so dachte er, diesen römischen Senator oder was auch immer er war, zu begleiten und für seinen Schutz zu sorgen.

„Ich bin mir sicher, dass sie ihre Heimat nie vergessen haben“, sagte er und bei diesem Satz konnte Hermann einen Stich in seinem Herzen fühlen, natürlich nicht, dachte er, wie könnte er jemals Germanien vergessen, seine Wälder, seine Seen, seine Flüsse, die Dörfer, seine Mutter, was ihn noch einen größeren Stich verpasste. Von außen musste er stark gewesen sein, vor allem für seinen Bruder, doch innerlich dachte er jeden Tag an seine Mutter, und er war sich sicher, dass dies bei Friedrich nicht anders war.

„Doch nun wird es Zeit, dass sie sich ihrer neuen Heimat vollständig hingeben“, fuhr er fort, „sie alle werden römische Staatsbürger werden und haben so die Privilegien eines wahren Römers.“

Das hatte gesessen. Hermann konnte beobachten, wie Arved die Kinnlade herunterklappte und er konnte es ihm nicht verdenken. Römischer Staatsbürger zu werden, hieße, seine alte Heimat vollständig hinter sich zu lassen. Er konnte die Blicke aller auf sich spüren. Die drei Freunde und sein Bruder, Ratbod, wie auch die drei Männer vor ihnen. Alle blickten gespannt, ja erwartungsvoll, auf Hermann. Er musste erst einmal schlucken.

„Was wären das genau für Privilegien?“, fragte er und die Blicke aller gingen von ihm zu dem älteren Mann über.

„In erster Linie, und das ist zugleich der wichtigste Grund, werden ihr als gleichwertige Römer angesehen werden. Ihr dürft demnach bis hin zum Senator aufsteigen, wenn euer Weg die Politik sein sollte. Weiterhin könntet ihr so auch die Möglichkeit haben, in andere Provinzen eingesetzt werden. Ein weiterer Grund, obwohl ich nicht weiß, ob er so erstrebenswert ist, ihr dürftet in die römische Armee eintreten und euch dort beweisen und auch dort aufsteigen, bis hin zum Feldherren. Doch das ist auf jeden Fall“, sagte er mit einem Blick auf Thusnelda, „nur den Männern vorbehalten.“

Thusnelda nickte. Ihr war dies schon bewusst. Sie musste sich an einen Mann halten.

„Ansonsten“, fuhr der ältere Mann fort, „werdet ihr komplett aus dieser Unterkunft ausziehen. Ihr werdet Geld verdienen und so für euren Lebensstil selbst verantwortlich sein. Ihr werdet aufhören Kinder zu sein.“

„Dies sind wir auch nicht mehr“, antwortete Hermann und war sich wieder bewusst, dass ihn alle ansahen.

Der ältere Mann nickte. „Wie ist dein Name?“

„Arminius.“

„Weißt du denn schon, Arminius, was du machen willst?“

„Ich gehe zur Armee.“

Alle blickten ihn an. Niemand hätte diese Antwort, vor allem eine Antwort ohne jeglichem Zögern, vermutet. Hermann konnte auch sehen, dass die beiden Soldaten ihm anerkennende Blicke zuwarfen.

„Bist du dir sicher, Junge?“, fragte ihn der ältere Mann verwundert. Er hätte gedacht, dass Hermann bei seinem Talent als Anführer eher für die Politik geeignet wäre, um dort den Senat in Recht und Ordnung zu halten. Andererseits war dieser Junge auch sicherlich als Soldat, wie später sicher auch als Feldherr, gut geeignet. „Es muss dir nur klar sein, dass du nicht so viel verdienen wirst.“

„Das war mir klar“, antwortete Hermann nickend, „doch ich bin nicht für die Politik geschaffen. Ich bin ein Mann der Tat und so möchte ich auch gesehen werden. Ich möchte nur wissen, darf ein Soldat eine Frau haben?“

„Natürlich, für seine Frau wird auch bestens gesorgt, es muss dir aber klar sein, dass du deine Frau bei Feldzügen eine lange Zeit nicht zu Gesicht bekommen würdest.“

„Dies ist mir bewusst“, sagte er mit einem Blick auf Thusnelda, die ihm leicht lächelnd zunickte, „und ich bin mir sicher, dass wenn mich eine Frau liebt, diese auch auf mich warten wird.“

„Gut. So sei es. Wir werden später miteinander reden, wo du dich einzufinden und wann du anzufangen hast.“

Hermann nickte ihm zu.

„Gut“, fuhr der ältere Mann vergnügt fort, „ich hätte nicht gedacht, dass dies so schnell gehen würde, aber den ersten haben wir schon versorgt, obwohl“, fügte er noch schnell mit einem Blick auf Thusnelda und Hermann hinzu, „eigentlich ja schon zwei. Meine Tochter, wie ist denn dein Name?“

„Ich heiße Thusnelda.“

„Ach, dir hat man noch keinen römischen Namen gegeben, wie es ausschaut. Natürlich“, fuhr er nach kurzer Zeit des Überlegens hinzu, „du kannst ja auch keinen bekommen, da du keiner römischen Familie entspringst. Dann überlegen wir mal, ich denke, dass Arminia gut zu dir passen könnte, wenn man sieht, wie du dich mit einer bestimmten Person hier verstehst“, fügte er mit einem lächelnden Blick auf Hermann hinzu.

„Ok, Herr, mein Name ist von nun an Arminia?“

„Genau“, antwortete der ältere Mann. „Und wie es aussieht, werden wir uns um dich kümmern, wenn dein Mann“, und wieder blickte er Hermann zwinkernd an, „unterwegs sein sollte. Ansonsten kannst du ihn natürlich jederzeit sehen.“

„Vielen Dank Herr.“

„Aber, aber“, winkte der ältere Mann ab, „ihr seid nun alle römische Staatsbürger und so müsst ihr auch behandelt werden. Gehen wir aber weiter. Wie ist dein Name?“, und er zeigte auf Friedrich.

„Flavus, Herr.“

„Schöner Name. Gut Flavus. Weißt du denn schon, was du gerne machen willst?“

„Ich kam mit meinem Bruder nach Rom“, antwortete er und schaute seinen Bruder an, der ihm aufmunternd zunickte, „deswegen folge ich ihm auch weiterhin. Ich melde mich ebenfalls zur Armee.“

Noch bevor der alte Mann antworten konnte, rief Arved dazwischen. „Wir melden uns ebenfalls zur Armee, Herr“, sagte er mit einem Blick zu Thorwin, der nur nickte, „uns verbindet zwar keine Blutsverwandschaft, dennoch stehen wir füreinander ein und wenn Hermann sich entschließt zur Armee zu gehen, werden wir ihm bedingungslos folgen.“

Der alte Mann war erstaunt. „Wie sind eure Namen, meine Söhne?“

„Ich werde Laurentius genannt“, antwortete Arved.

„Mein Name ist Vitalis, Herr.“

„Laurentius, Vitalis, ich bin beeindruckt von eurer Bereitschaft für euren Freund einzustehen, und ich will euch auch nicht davon abhalten, doch möchte ich euch fragen, ob ihr euch dessen wirklich sicher seid? Die Armee ist keine Entscheidung, die man aus Laune heraus trifft.“

Beide nickten, ohne eine einzige Spur von Furcht, was den alten Mann wirklich zu beeindrucken schien.

„Nun denn, so sei es. Da wir das geklärt haben, ist dieses Treffen auch schon zu Ende. Geht auf eure Zimmer. Am morgigen Tag wird euch Ratbod abholen und zur Eingangshalle führen, wo ihr von einem der bei mir anwesenden Männer abgeholt werdet. Diese werden euch zu eurer neuen Unterkunft bringen. Dich natürlich zu einer Unterkunft in der Nähe“, fügte er an Thusnelda gerichtet hinzu.

Sie, wie auch alle anderen, nickte.

„Ok“, fuhr der alte Mann mit einem Lächeln fort, „ich hätte wirklich nicht gedacht, dass dies so schnell gehen würde, normalerweise dauern diese Treffen länger. Ihr seid nun entlassen. Genießt den letzten Tag in dieser Unterkunft, verabschiedet euch von allen. Wir werden uns auch wiedersehen, das garantiere ich euch.“

Er stand auf, ging an ihnen vorbei und die beiden Soldaten folgten ihm. Hermann und alle anderen saßen noch immer auf den Plätzen. Ratbod verschwand auch, kam jedoch kurz darauf mit einer Kleinigkeit zu essen wieder.

„Stärkt euch“, sagte er lächelnd, doch man konnte ihm ansehen, dass es ihm nah ging. „Es war sicherlich ein Schock für euch.“ Er verließ den Raum auch kurz darauf wieder und ließ sie allein. Niemand hatte sonderlich großen Hunger, doch sie aßen, auch um Ratbod nicht zu verunsichern. Hermann war sich sicher, je härter es für sie war, desto härter war es auch für Ratbod. Ratbod fungierte für alle als eine Art Onkel, zu dem man bei jeglichen Problemen kommen konnte und es war schwer für alle, diese Person nicht mehr an ihrer Seite zu wissen. Hermann erklärte seinen Freunden und seinem Bruder seinen Gedankengang und alle aßen alles bis auf den letzten Krümel auf. Danach verließen sie den Raum und gingen alle in Hermanns Zimmer. Mit einem Blick nach draußen konnte Hermann erkennen, dass es regnete. Das passt, dachte sich Hermann bekümmert, das Wetter passt zu meinem Gemütszustand. Sein Bruder, Thusnelda und er nahmen auf dem Bett Platz, während Arved sich auf den Stuhl fallen ließ und Thorwin sich ans Fenster lehnte. Eine Zeit lang ergriff niemand das Wort. Alle saßen bzw. standen in Thorwins Fall nur herum, man hörte nur das leise Atmen jedes Einzelnen.

„Unser letzter Tag“, ergriff schließlich Thorwin mit einem gekünstelten Lächeln das Wort, „hat jemand eine Idee, was wir machen sollen?“

Alle blickten auf Hermann, als ob sie warteten, dass ihr Anführer eine schlaue Idee vorbrachte

„Wir trennen uns nicht“, beantwortete Hermann indirekt Thorwins Frage, „dem einzigen, von dem wir uns verabschieden müssen, ist Ratbod. Wir bleiben ja zusammen in der Armee. Und Thusnelda“, sagte er mit einem Blick zu ihr, „du wirst ja auch in unserer Nähe bleiben.“

Sie lächelte und nickte.

„Wir werden nicht wissen“, fuhr Hermann fort, „wann wir morgen früh von hier fortgebracht werden, und deswegen würde ich vorschlagen, dass wir uns heute von Ratbod verabschieden werden. Ich glaube auch, dass dies jeder einzeln machen sollte, damit dies eine bestimmte Nähe zu ihm ist und es auch sicherlich Dinge gibt, die jeder von euch privat mit ihm bereden möchte. Ich würde sagen, dass wir die Gespräche nach der vesperna abhalten und es wäre auch gut, wenn wir uns nach den Gesprächen schlafen legen, da wir nicht wissen, was der morgige Tag für uns bereit hält.“

„Wohl wahr“, antwortete Arved, „und was machen wir bis dahin?“

„Zur cena ist es nicht mehr lang“, meinte Hermann, „bis dahin können wir noch gemeinsam hier bleiben. Doch ich für meine Begriffe möchte danach eine Zeit lang allein bleiben. Was ihr machen wollt, steht euch völlig offen.“

Alle nickten, auch sie hingen schon ihren eigenen Gedanken nach. Nach einer Weile verließen alle Hermanns Zimmer und machten sich auf den Weg zur Speisehalle, um dort zu speisen. Es waren schon etliche Leute anwesend, die sich lautstark unterhielten und genüsslich aßen. Niemand achtete auf die schwarze Wolke, die sich am Tisch der Germanen ausgebreitet hatte. Hermann konnte es ihnen aber auch nicht verdenken. Sie konnten natürlich nichts für ihre Probleme und es sollte sie auch nicht interessieren. Ob so eine ähnliche Stimmung bei ihnen geherrscht hatte, als einer oder auch mehrere von ihren Leuten ausziehen musste, fragte sich Hermann. Es war ihm nie aufgefallen, er musste auch zugeben, dass es ihn auch nicht interessiert hatte. Sie sahen Ratbod am Tisch sitzen, jedoch nicht wie gewohnt den Arm heben, als sie an der Tür standen und keiner konnte es ihm verdenken. Sie setzten sich stumm neben ihm und er stand auf und ging los, um ihnen ihr Essen zu bringen. Er kehrte schnell zurück und verteilte jedem seine Portion. Es wurde still gegessen, niemand sagte ein Wort. Auch als sie aufgegessen hatten, sprach immer noch niemand. Ratbod sammelte die Teller ein, Hermann konnte genau beobachten, wie seine Hände zitterten, und er verließ die Truppe und kehrte auch nicht mehr zurück. Sie standen auf und verließen ebenfalls den Raum.

Hermann verabschiedete sich von den anderen, die sich in ihre Zimmer zurückzogen. Er hingegen machte sich sofort auf den Weg nach draußen. Es hatte zum Glück aufgehört zu regnen und die Sonne hat ihren Weg durch die Wolkendecke gefunden. Er schlenderte durch Rom mit keinem klaren Ziel vor Augen. Er genoß es auch einfach mal stehen zu bleiben und alles zu beobachten. Die Händler, die ihre Preise für die Waren herausschrieen, die Menschen, die geschäftig von einem Ort zum anderen liefen, die Soldaten, die in Reihen marschierten, Frauengruppen, die zusammenstanden und sich über Männer, Poltik oder ihre Sklaven unterhielten, Sklaven, die die Einkäufe ihrer Herren trugen. Das geschäftige Treiben Roms war immer etwas neues, auch wenn der eigentliche Teil immer derselbe war. Er lebte nun schon sieben Jahre in Rom, doch trotzdem war immer etwas anders, seien es auch nur die Preise der Früchte aus dem fernen Orient.

Hermann ging weiter, entdeckte einen Platz, wo er sich hinsetzen konnte, und nahm Platz. Hinter ihm plätscherte ein Brunnen und einige Obdachlose wuschen sich gerade ihre Gesichter darin. Sie blickten Hermann kurz an, möglicherweise dachten sie, dass er ihnen Geld gab, doch Hermann besaß nichts, und als dieser keine Anstanden machte ihnen etwas zu geben, beachteten sie ihn nicht weiter. Doch Hermann blickte sich um, er hatte schon länger das Gefühl beobachtet zu werden, möglicherweise war dort niemand, doch er wurde dieses Gefühl nicht los. Es störte ihn auch in seinem Denken, dennoch versuchte er sein Denken auf das Zukünftige zu lenken. Er wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Er hatte sich zwar bereitwillig zur Armee gemeldet, doch dies war auch der Tatsache

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 01.02.2020
ISBN: 978-3-7487-2817-7

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