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GEWINNSPIEL:

Wir verlosen 5 Exemplare von "Noch ein Martini und ich lieg unterm Gastgeber". Um mitzumachen, beantworte die Gewinnfrage am Ende der Leseprobe. Teilnahmeschluss: 15.10.11

Leseprobe




Three be the things I shall have till I die: Laughter and hope and a sock in the eye.
DOROTHY PARKER




Prolog



Meine Reise zu Dorothy Parker



Dies ist eine Liebesgeschichte. Die Liebesgeschichte zwischen einer Stadt und einer außergewöhnlichen Frau. Die Liebes- geschichte zwischen New York City und Dorothy Parker.
Am 25. November 2006 begegnete ich Dorothy Parker zum ersten Mal. Ich stand im holzgetäfelten Oak Room des Algonquin Hotels in New York und starrte auf ein großes buntes Gemälde. Es zeigte eine fröhliche Runde gut gekleideter Menschen, die sich um einen runden Tisch versammelt hatten. Links außen saß eine junge Frau mit großen rehbraunen Augen und riesigem Hut: Dorothy Parker. Sie hatte in den 1920er Jahren hier im Hotel gewohnt und sich täglich mit ihren Freunden am Round Table zum Lunch getroffen. Eine bronzene Tafel am Eingang des Algonquin wies vorbeieilende Passanten auf dieses Ereignis hin und kündete davon, dass das Algonquin eines der literarischen Wahrzeichen der amerikanischen Geschichte war.
Es war der 60. Geburtstag meiner Mutter und wir wollten ihn mit Freunden feiern. Wie unzählige Besucher zuvor hatte auch uns die Geschichte der legendären Tafelrunde hierher in die 44. Straße nach Manhattan gezogen. Oberflächlich wusste ich, wer Dorothy Parker war, hatte beim Hinflug wieder einmal in ihren New Yorker Geschichten geblättert, die so eine seltsame Traurigkeit verströmen. Ich wusste, dass sie Kolumnen für Vogue, Vanity Fair und den New Yorker sowie viele Kurzgeschichten geschrieben und dabei ein ziemlich wildes Leben geführt hatte. Doch selbst wenn man ursprünglich nicht vorhatte, sich näher mit dieser Frau zu beschäftigen, hier an diesem Ort zog sie einen unwillkürlich in ihren Bann, und bevor wir wieder nach Hause flogen, erstand ich bei Barnes & Noble am Union Square verschiedene Bücher von ihr und über sie.
Fünf Wochen später starb meine Mutter, und die Welt, die ich kannte, ging unter. Über Monate schrieb und las ich keine Zeile. Als ich die Wohnung meiner Mutter ausräumte, fand ich auf ihrem Nachttisch Dorothy Parkers New Yorker Geschichten. Es war das letzte Buch, in dem sie gelesen hatte, und ich nahm es an mich, nicht um darin zu lesen, sondern um ihr nah zu sein.
Sechs Monate später kehrte ich nach New York zurück, um zu heiraten. Es war eine Feier in kleinem Kreise, und am Abend fanden wir uns an eben jenem runden Tisch im Algonquin wieder, unter den wachsamen Augen von Dorothy Parker. Später stellte ich fest, dass auf all meinen Hochzeitsfotos die Frau mit den großen braunen Augen und dem riesigen Hut zu sehen war. Hier in New York begann ich wieder zu lesen: ihre New Yorker Geschichten. Und diesmal fand ich es nicht traurig, sondern tröstlich, dass sie Sätze schrieb wie: »Tragödien töten uns nicht, nur Chaos bringt uns um. Ich kann Chaos nicht ertragen.«
Von diesem Augenblick an haben wir uns nie wieder aus den Augen verloren.
So begann meine Reise zu Dorothy Parker, der Frau der Gegensätze, dem unbezwingbaren Freigeist, die von sich selbst sagte: »Ich bin ein Vagabundin und das für alle Zeit.« Jetzt, vier Jahre später, sitze ich wie so viele Male zuvor erneut in der Lobby des Algonquin. Hinter mir liegen zwei Weltkriege und die Prohibition, Atlantiküberquerungen und politische Verfolgung, Jazz und Partys, Theaterpremieren und Schreibblockaden, Hollywood und Bucks County, Liebesgeschichten und zwischenmenschliche Dramen en masse. Ich bin Ernest Hemingway und Harpo Marx begegnet und habe mich in die Fitzgeralds verliebt. Und ich weiß jetzt, warum Mrs. Parker Mrs. Parker hieß, auch als sie längst Mrs. Campbell war: »Es gab mal einen Mr. Parker.«
Ich verstehe mehr denn je, warum Dorothy Parker im Ruf steht, die geistreichste Frau der Vereinigten Staaten gewesen zu sein. Ihre Gedichte, Kritiken und Kurzgeschichten gehören zum Besten, was über das Amerika der 1920er Jahre geschrieben wurde. Carrie Bradshaw aus »Sex and the City« mag heute die bekannteste Kolumnistin der Welt sein, doch im Vergleich zu ihrer realen Vorgängerin ist sie die Unschuld vom Lande. Dorothy Parkers Geschichten sind eine schonungslose Bestandsaufnahme des Lebens, erzählen von Männern und Frauen, von Liebe und Verrat und von der Unmöglichkeit, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Dabei ist sie weitaus weniger versöhnlich als ihre Filmkollegin, denn die meisten ihrer Figuren machen sich mehr Gedanken darüber, wo sie den nächsten Martini herbekommen, als über ihre monatlichen Zahlungsverpflichtungen. Was Dorothy Parker vor 90 Jahren über den Kampf der Geschlechter geschrieben hat, ist von bestechender Aktualität. Lange vor Carrie Bradshaw beschrieb Parker, was es heißt, eine Singlefrau in einer modernen Gesellschaft zu sein.
Ich habe erfahren, dass auch eine Frau, die so großen Erfolg hatte wie Dorothy Parker, voller Selbstzweifel war, die sich in Sätzen wie »Bitte, Gott, lass mich schreiben wie ein Mann« äußerten. Dabei war sie der Mittelpunkt des intellektuellen Lebens der 1920er Jahre in den USA und trug mit ihren Theater- und Buchkritiken dazu bei, den Geschmack einer ganzen Nation zu formen. Dennoch schrieb F. Scott Fitzgerald über sie: »Nichts würde sie so sehr enttäuschen wie Erfolg.«
Ich habe mit Entsetzen, aber auch einer gewissen Erleichterung festgestellt, dass eine Frau gar nicht klug genug sein kann, um nicht doch einen bemerkenswert schlechten Geschmack zu haben, was Männer anbelangt, und dass eine grenzenlose Leidenschaft zum Unglücklichsein nicht davon abhalten muss, witzig zu sein. Für ihre Freunde war Dorothy Parker die größte kleinste Miesmacherin der Welt. Einer ihrer besten Freunde schrieb über sie, sie ergebe »ein so starkes, aus Nektar und Wermut, Ambrosia und dem Gift eines Nachtschattengewächses zusammengebrautes Getränk, dass man daraus wenigstens eine Lehre ziehen sollte, nämlich: Vorsicht beim Gebrauch einer Schreibfeder!«
Die Jahre mit Dorothy Parker haben mich gelehrt, dass sie recht hat und es tatsächlich zwei Arten von Menschen gibt: »Diejenigen, die überhaupt keine Hoffnung haben, und diejenigen, die viel zu viel davon haben. Ich für meinen Teil gehöre ohne Zweifel zu beiden Gruppen.« Ich auch.
Im Algonquin ist es ruhig geworden. Draußen beginnt es zu dämmern.
Ich sitze vor einem Cosmopolitan und denke daran, was Dorothy Parker über New York in der Dämmerung gesagt hat: »Wenn du die Dämmerung überstehst, dann wirst du auch die Nacht überleben.«
Sie hatte recht.
Dies ist eine Liebesgeschichte – die Liebesgeschichte zwischen New York City, Dorothy Parker und all den Frauen, die sich tagtäglich in diesem Chaos, das sich Leben nennt, behaupten und dabei nie ihren Humor verlieren.

In memoriam meiner geliebten
Mutter Christl Karl (1946–2007)
Algonquin Hotel, New York,
im Februar 2011




It costs me never a stab nor squirm
To tread by chance upon a worm.
›Aha, my little dear,‹ I say,
›Your clan will pay me back one day.‹



II.

Vogue und Vanity Fair



oder

Mrs. Parkers Auftritt auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten

Die 1892 gegründete Vogue

ist bis heute eines der wichtigsten Organe der Modeindustrie. Was ihre Redakteure schreiben, entscheidet über Wohl und Weh ganzer Imperien. Die heutige Chefredakteurin der amerikanischen Vogue

Anna Wintour ist die einflussreichste Frau im Modezirkus und spätestens seit der Hollywoodkomödie »Der Teufel trägt Prada« selbst Modemuffeln ein Begriff.
Anna Wintour steht in der Tradition einer sagenhaften Vor- gängerin, die aus Vogue die einflussreichste Modezeitschrift der Welt machte. Als Dorothy bei Vogue

anfängt, steht an der Spitze der Zeitschrift eine Frau, die gefürchtet ist wie keine zweite: Edna Woolman Chase. Das strenge Regiment der von 1914 bis 1952 als Chefredakteurin fungierenden Woolman Chase ist legendär. »Mode kann man kaufen«, pflegt sie zu sagen, »Stil hat man.« Diesem Diktum sind nicht nur die Büroräume der Vogue unterworfen, die den Ausstellungsräumen eines eleganten Einrichtungshauses gleichen, sondern auch die Mitarbeiterinnen. Pflicht sind Hüte, weiße Handschuhe und schwarze Seiden- strümpfe. Verboten sind offene Schuhe, Untätigkeit und Privatgespräche. Für Vogue zu schreiben, ist eine Ehre, der man sich stets bewusst sein sollte. Einmal hatte eine Redakteurin versucht, sich das Leben zu nehmen, indem sie sich vor die U-Bahn warf. Nach ihrer Rückkehr aus dem Krankenstand wurde sie von Edna Woolman Chase in ihr Büro gebeten und dort darüber aufgeklärt, dass eine Mitarbeiterin der Vogue

niemals so instinktlos sein dürfte, der New Yorker Stadtreinigung derartige Mühe zu bereiten, sondern im Fall der Fälle diskret auf Schlaf- tabletten zurückgreifen würde.
Anfang 1915 betritt Dorothy zum ersten Mal die üppig dekorierten Empfangsräume der Vogue

, die sie unwillkürlich an den Eingang in ein Bordell erinnern. Die versnobte Atmosphäre ist wie geschaffen, um ihren Widerspruchsgeist zu wecken: »Die Redakteure waren comme il faut: elegant und weltmännisch; die meisten Mannequins aber waren genauso, wie sie sich Bram Stokers Phantasie ausmalte. Und die Texter – mein alter Job also –, die empfahlen Nerzkappen für Golfschläger, 75 Dollar das Stück. ›Für den Freund, der sonst alles schon hat.‹ Ein zivilisatorischer Höhepunkt, nicht wahr?«
Ihre literarischen Ambitionen werden hier auf eine harte Probe gestellt. Die Zeitung ist eher ein Bildband, es dominieren Fotos und Anzeigen – der Text ist Nebensache. Dorothy ist dazu auserkoren, Bildunterschriften zu verfassen, die das jeweilige Produkt bewerben.
Dies tut sie in der ihr eigenen Art, geistreich und mit einer gehörigen Portion Sarkasmus. So schreibt sie unter eine Fotostrecke mit Damenwäsche, in Anlehnung an Polonius’ berühmte Worte aus Shakespeares »Hamlet«: »Die Wäsche zur diesjährigen Herbstmode beweist, in der Kürze liegt die Würze – wie schon der Unterrock zum Unterkleid sagte.« Vielen ihrer Bildunterschriften ist deutlich anzumerken, wie albern sie den oberflächlichen Modemarkt findet. Die elegante Leserin der Vogue

sieht sich von nun an mit Sätzen konfrontiert wie: »Das absolut richtige Kleid für Miladys Spritztour!« oder: »Dieses rosa Kleidchen wird Ihnen ganz sicher einen Verehrer bescheren!« Edna Woolman Chase erinnert sich mit gemischten Gefühlen an ihre neue Mitarbeiterin: »1915 verstärkte eine kleine, dunkel- haarige Elfe, mit honigsüßer Stimme, aber beißendem Spott unser Team. Ihr Name war Dorothy Rothschild, und sie war eingestellt worden, um Bildunterschriften und Artikel zu schreiben. Sie verfasste einen Text, betitelt ›Interior Desecration‹, und mehr als ein Inneneinrichter musste tief durchatmen und bis zehn zählen, ehe er seine Gefühle darüber zum Ausdruck bringen konnte.« Niemand hatte bemerkt, dass Dorothy in der Überschrift ihres Textes »Interior Desecration«, in dem sie das überladene und geschmacklose Interieur einer Villa samt extravagantem homosexuellen Innenausstatter beschreibt, anstelle des Wortes »Decoration« für Dekoration, »Desecration« für Schändung benutzt hatte.
Für die Redakteure der Zeitschriften, für die sie im Laufe ihres Lebens schreiben wird, bleibt es eine stete Herausforderung, ihre Artikel zu redigieren und die hintergründigen Gemeinheiten herauszustreichen.
Unter das Foto eines leicht bekleideten Mannequins in einem sündhaft teuren Negligé schreibt Dorothy voll Vergnügen: »Es war einmal ein kleines Mädchen, dem fiel ein kleines Löckchen mitten in die Stirn. Wenn sie artig war, war sie sehr sehr artig, und wenn sie unartig war, dann trug sie dieses göttliche rosa Seidennachthemd, besetzt mit duftiger Valenciennesspitze.« Allein schon die zarte Andeutung, dass die Vogue-Leserin Sex hat, genügt 1915, um Ohnmachtsanfälle zu verursachen.
Nur in letzter Minute entdeckt der verantwortliche Redakteur diese Ungeheuerlichkeit und verhindert so das Schlimmste.
Obwohl Dorothy alles tut, um sich unbeliebt zu machen, verkennt Edna Woolman Chase ihr Talent nicht. 1916 veröffentlicht die Vogue

das Gedicht »The Lady in Back«. Darin beschreibt Dorothy, dass sie in Kino, Theater oder Oper immer eine Sitznachbarin hat, die nicht nur alles bereits im Voraus weiß, sondern dies freundlicherweise auch ungefragt lautstark mitteilt. Und sie fragt sich, warum diese Frau nie hinter jemand anderem sitzen kann.
Doch auch wenn ihr Woolman Chase sogar die Veröffentlichung von Aufsätzen anbietet, geht Dorothy die gespreizte Affektiertheit der Vogue-Redakteurinnen samt Leserinnen gehörig auf die Nerven. Sätze wie jener, den sie im Waschraum aufschnappt, sind Wasser auf ihre Mühlen: »Wie konnte Mrs. Astor nur glauben, dass Chinchilla passend sei für eine Beerdigung?«
In den insgesamt sechs Artikeln, die sie für Vogue verfasst, nimmt sie dieses Getue meisterhaft auf die Schippe: »Wenn eine Frau einen Schrank vollgestopft mit Bulldoggen hat und plötzlich kommen Scottish Terrier in Mode, was soll sie dann tun? Bedauerlicherweise kann man sie ja nicht umarbeiten lassen. Vielleicht könnte sie sie für die sprichwörtlichen sieben Jahre beiseite legen, bis sie wieder in Mode kommen. Oder sie könnte sie zusammen mit ihren abgelegten Kleidern an eine bedürftige Familie weitergeben. Oder aber sie könnte sie aufs Land schicken, wo sie nach der Saison ihre angeschlagenen Nerven kurieren können.«
Ihre Abneigung gegen die Damen der High Society wächst mit jeder neuen Bildunterschrift. Sie mündet schließlich in einer Solidaritätserklärung für deren Ehemänner, die am Tage ihrer Hochzeit gar nicht wüssten, welch tragisches Los sie wählten: »In dieser traurigen Welt gibt es keinen traurigeren Anblick als den des Bräutigams, der am Altar steht, mehr verheiratet werdend als heiratend. Man gestattet ihm gnädig, den Hochzeitsgästen den Rücken zuzukehren. Diese betrachten ihn mit demselben Glitzern in den Augen wie die Zuschauer eines Stierkampfes den Stier. Er sieht sie nicht, weil er da steht und auf das Stichwort für sein dramatisches ›Ich will‹ wartet und Angst davor hat, den Einsatz zu verpassen. Doch in seinen hochroten Ohren klingen leise ihre reizenden kleinen Kommentare:
›Was zur Hölle sieht sie in ihm?‹
›Ich versteh Ethel nicht – vor allem nach all den tollen Typen, die sie hatte.‹
›Es muss sein Geld sein.‹
›Ich schätze, sie dachte, sie sollte lieber in jungen Jahren heiraten. Sie ist der Typ Frau, der schnell verblüht.‹
›Na ja, du wirst sehen. Das hält höchstens sechs Monate.‹«
Die gelangweilten Ladies der Upperclass bleiben ihre bevorzugte Zielscheibe. Um sich jedoch in einer Modezeitschrift, deren Klientel zu fast 100 Prozent aus ebendiesen Frauen besteht, darüber auszulassen, dass diese nichts außer ihrer eigenen Schönheit im Kopf haben, braucht es eine Menge Chuzpe, wie sie mit »When You Have Come to the End of a Perfect Day« beweist: »Zehn böse kleine Folterinstrumente aus glänzendem Stahl, die man sich über die Finger stülpt, um sie anmutig schlank zu bekommen. Jedes dieser Folterinstrumente ist mit einer Schraube versehen. Sie müssen das Gerät auf Ihrem ahnungs- losen Finger anbringen und dann festziehen. Wenn der Druck so groß ist, dass Sie es gerade noch aushalten, ohne loszubrüllen, dann geben Sie der Schraube noch ein paar Umdrehungen. Tragen Sie das Ganze über Nacht. (…) Die Welt ist voll von Frauen, die diese Prozedur jede Nacht über sich ergehen lassen, [aber] solch unerschrockene Kreaturen schaffen es nicht, das Wahlrecht zu bekommen.«
Interessanterweise ist es jedoch ausgerechnet sie, die bei Vogue dafür sorgt, dass den Damen immer wieder Neues für ihre Schönheit zur Verfügung steht. Sie ist das Versuchskaninchen für die allerneuesten Entwicklungen auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten. Für ihren Artikel »Life on a Permanent Wave« testet sie todesmutig im Selbstversuch die neu entwickelte Dauerwelle. Und das in einer Zeit, als die Dauerwelle eine echte gesund- heitliche Gefahr darstellt und das einzig Dauernde an ihr die Tatsache ist, dass man einen ganzen Tag braucht, um sie wieder loszuwerden.
Trotz ihres zwiespältigen Verhältnisses zu Vogue

sind die Jahre dort für ihr literarisches Schaffen von immenser Bedeutung. Hier lernt sie, das Wesentliche auf den Punkt zu bringen, den Leser mit ein paar gezielten Aussagen zu fesseln. Ihre Bildunterschriften sind Übung und Vorgeplänkel für die Bonmots, mit denen sie unsterblich werden wird.
Hier bei Vogue

vervollkommnet sie ihr Talent, später mit wenigen Worten ein Buch oder ein Theaterstück zu vernichten, mit einem Satz ein ganzes Leben zu zerstören. Dazu kommt, dass sie zwar über die Vogue und ihre Leserinnen die Nase rümpft, insgeheim aber doch stolz darauf ist, für diese bedeutende Modezeitschrift zu arbeiten. Schließlich ist sie selbst immer nach der neuesten Mode gekleidet und sieht sich durchaus als Repräsentantin der schicken Großstädterin: »Junge, Junge, hielt ich mich für klasse!« Und liest man Frank Crowninshields Beschreibung der jungen Dorothy Parker, dann passte sie tatsächlich perfekt zu Vogue: »Sie war schlank und ihre Augen mit diesem gedankenverlorenen Ausdruck waren eine sonderbare Mischung aus Braun und Grün. Ihr kastanienfarbenes Haar trug sie mit einem Pony und oft mit einem Haarknoten im Nacken. Sie war nicht sehr gesprächig, zurückhaltend und außergewöhnlich scheu. (…) Meist trug sie eine Hornbrille, die sie sofort abnahm, sobald irgendjemand sie ansprach.
Sie hatte die Angewohnheit zu zwinkern, vielleicht weil sie so nervös war. Ihre Augenlider flatterten. (…) Sie ging, gleich welche Schuhe sie trug, immer mit kurzen, schnellen Schritten. Ihre Kleidung, vor allem im Winter, war maßgeschneidert. Ihre Hüte waren groß mit ausgestellter Hutkrempe. Grün stand ihr besonders gut, ob als Kleid, Hut oder Schal.«
Weil sie nicht zuletzt aufgrund ihrer Vorliebe für die neueste Mode mit den 10 Dollar, die sie bei Vogue verdient, nicht über die Runden kommt, spielt sie weiterhin Klavier an der Tanzschule. Sie führt ein bescheidenes, aber durchaus zufriedenes Leben, zu dem nicht zuletzt ihr Zimmernachbar und zeitweiliger Bettgenosse Thorne Smith beiträgt.
Auch dieser ist auf dem besten Weg, ein berühmter Schriftsteller zu werden. Seine Romanserie Topper über einen respektablen Banker, der von einem lebenslustigen Geisterehepaar an den Rand des Wahnsinns getrieben wird, wird einer der größten Buchverkaufserfolge der 1920er Jahre werden. Die Verfilmung mit den Hollywoodstars Cary Grant und Constance Bennett als Gespensterpaar George und Marion Kerby wird 1937 gar für zwei Oscars nominiert. 1915 aber sind Parker und Smith nichts weiter als zwei völlig unbekannte Schreiberlinge mit hochfliegenden Plänen und großem Gefallen aneinander: »Abends saßen wir zusammen und redeten. Geld hatten wir keins, aber, Herrgott, wir hatten eine Menge Spaß.«




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Wann wurde die Vogue gegründet?



A 1892
B 1920
C 1975

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Einsendeschluss ist der 15.10.11

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Impressum

Texte: Residenz Verlag ISBN: 978-3701731909
Tag der Veröffentlichung: 23.08.2011

Alle Rechte vorbehalten

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