Cover

Vorwort




Wenn du glaubst es geht nicht mehr kommt von irgendwo ein Lichtlein her.
So sagt man... Ob es so ist?
Ich bezweifle das! Doch alle Vorurteile können gerade gerückt werden oder?




Liebes Tagebuch,



Mein Name ist Lilly Halliwell. Ich bin 17 Jahre alt und ich wohne zurzeit in Tree Hill, werde aber in den nächsten Wochen nach Vancouver umziehen. Auf Wiedersehen schöne Sonne und Hallo kalter Regen. Ich kann‘s kaum erwarten…
Wie ich aussehe? Nun ja, wie beschreibt man mich wohl…
Ich bin relativ gesehen groß und ziemlich blass dafür, in was für einer Stadt ich wohne. Ich habe rötlichbraune, rückenlange Haare und braune Augen.
Eigentlich bin ich ziemlich normal, aber ich persönlich finde mich zu dick.
So ich finde, das ist genug über mich zu wissen!
Den Rest erzähl ich dir, wann anders und jetzt geh ich widerwillig meine Koffer und Kartons packen, damit sie in unser neues Zuhause gebracht werden können. Ach, das hätte ich fast vergessen! Ich wohne noch bei meinen Eltern und habe einen jüngeren Bruder namens Chris. Er nervt ab und zu, aber an sich ist er echt in Ordnung. So jetzt muss ich aber los sonst bringt mich meine Mutter um die Ecke.

Bis Morgen, liebes Tagebuch

Viele Grüße, deine Lilly


Ich war gerade fertig, als meine Mutter rief. „Schatz wie weit bist du, wir wollen gleich anfangen die Sachen ins Auto zu laden?“ Mann, wie Mütter nerven können.
„Ja, Mom, bin fast fertig!“
Ich stand auf und lief zu meinem Rucksack und legte mein Tagebuch hinein. Dann legte ich meine letzten paar Sachen in meinem Koffer und nahm alles in die Hände. So bereit oder nicht, Vancouver ich komme!
Ich ging also mit all meinen Sachen nach unten, um sie ins Auto zu bringen, als mein Dad plötzlich hinter mir meinte: „ Ach Lilly, sei nicht so schlecht gelaunt, das wird bestimmt ein super Neuanfang!“ Wenn er nur wüsste, wie Recht er hatte. Neues Haus, neues Zimmer, neue Schule und das schlimmste: neue Klasse.
„Klar Dad das wird bestimmt ganz großartig!“ Mit meinem besten Lächeln sah ich ihn an.
„Ach meine Kleine, schön das es dir doch gefällt.“ Er ging raus und nahm die letzten paar Kartons mit. Mann, Gott sei Dank kann ich schauspielern. Nun nahm ich meinen Koffer und meinen Rucksack und ging zur Tür und drehte mich noch ein letztes Mal um.
Wie leer es war. Das war mal mein Zuhause, ab morgen würde ich in Vancouver Zuhause sein. Wie sehr ich das alles doch vermissen werde… Es nützte nichts, ich musste jetzt gehen.
„Auf Wiedersehen, liebstes Zuhause.“ Und mit diesen Worten verließ ich die Tür, um in einen völligen Neuanfang zu starten.


Neuanfang



Egal wie sehr ich es versuchte, der nächste Tag kam.
Als ich aufwachte, lag ich noch im Auto und versuchte zu verdrängen, wo wir hin führen, als ich das Schild las… Willkommen im wunderschönen Vancouver! Na klar wohl eher, Willkommen im schrecklichen Vancouver! …
Obwohl ich es niemand anmerken lies, hasste ich diesen Ort schon jetzt. Ich verabscheute ihn abgrundtief. Und keiner, niemand, nicht einer, könnte meine Meinung ändern! Das dachte ich zu diesem Zeitpunkt zumindest noch.
Nach wenigen Minuten erstreckte sich ein riesig, großer Wald vor meinen Augen. Alles hier war ziemlich überwuchert mit Gras und Moos. Daran musste man sich erst mal gewöhnen, wenn man Strand und Meer gewohnt war.
Und nun sah ich es, unser neues Haus.
Es hatte eine große Einfahrt mit einem Rondell in der Mitte, auf dem eine Figur stand, es sah aus wie ein Pferd. Man konnte es, weil es so verwachsen war, nicht genau definieren.
Das Haus selbst war ziemlich groß und wirkte eher wie eine Mini - Villa. Es hatte eine große Eichentür, als Eingang. Es war sogar eine sogenannte Schwingtür! Mann, dafür, dass ich den Ort jetzt schon hasste, gefiel mir dieses Haus ganz schön gut.
Wir blieben vor der Treppe zur Eingangstür mit unserem Auto stehen und stiegen alle aus.
Wahnsinn, wie groß es war und diese Säulen… Ja, das Haus hatte Stil, ohne Frage, aber es würde meine Meinung zu diesem Umzug noch lange nicht ändern! Nicht einmal das Zimmer, was mir im Anschluss geboten wurde, konnte dies ändern.
Es war groß und hell, hatte Parkett und sogar eine Nische. So eine wollte ich schon immer haben! Nein, es gefiel mir in Vancouver trotzdem nicht besser als in Tree Hill. Ich war es langsam satt allen vorzuheucheln, es wäre anders, aber da musste ich wohl oder übel durch, bis ich einen Job hatte, um in meinen eigenen vier Wänden leben zu können.
Nach unserer Besichtigungstour durch unser neues Haus, fingen alle damit an ihre Sachen einzuräumen. Zu unserer Freude waren die Möbel nämlich bereits geliefert und aufgebaut worden. Also saß ich in MEINEM Zimmer und räumte vor mich hin.
Nach 2 Stunden hatte ich es geschafft, alles war ausgeräumt. Also ging ich runter, rief meinen Eltern zu: „Ich geh mir die Gegend anschauen“, und lief aus dem Haus. Draußen ging ich in Richtung Straße und lief diese eine Weile entlang, bis ich dem Horror, meines neuen Lebens, gegenüberstand. Meine neue High School lag genau vor mir. Kaum hatte ich dies gesehen, überkam mich ein Gefühl der Übelkeit. Ich war von diesem so abgelenkt, das ich den nahenden Bus nicht wahrnahm. Erst als jemand mich packte und nach hinten zerrte und dabei rief: „Vorsicht!“ bemerkte ich den Bus. Er fuhr direkt vor mir vorbei. Das war knapp, dachte ich für mich, als ich versuchte auszumachen, wer mich wohl gerettet hatte. Ich drehte mich um, doch das einzige, was ich vernahm war das Geräusch von raschelndem Laub und pfotenartigen Lauten im Wald hinter mir. Wer auch immer mein Held war, er war nicht mehr da. Tja, ich verschreckte doch echt jeden!
Das war ja mal wohl ein Beweis dafür, das diese Stadt mich nicht willkommen hieß.
Ich ging wieder in Richtung Zuhause, als ich einen Weg in den nahe gelegenen Wald sah. Sollte ich es wagen? Nur weil ich wissen wollte, wer mich gerettet hatte?
Klar, schließlich musste ich mich ja wohl bedanken. Andererseits, was wenn ich gar nicht wissen wollte, wer oder was das war? Tja, das konnte ich wohl nur herausfinden, indem ich nachgucken ging.
Ich lief also auf dem Weg durch den Wald. Er war groß und ziemlich dicht. Egal wer mich gerettet hatte, warum sollte er hierher laufen? Hier war nirgends ein Anzeichen menschlichen Lebens und nicht einmal ein Tier ließ sich blicken. Doch plötzlich lief ein großer Wolf direkt vor meinen Augen durch den Wald. Er war ziemlich groß, für einen gewöhnlichen Wolf. Sein Fell war rostrot. Es wirkte fast wie meine Haarfarbe. Als ich grade dabei war, ihn zu betrachten spitze er die Ohren und drehte seinen Kopf und sah mir in die Augen und war schneller weggelaufen, als es wohl jemand mit meinen Augen sehen konnte. Was für Augen! Wie konnte ein Tier so Augen besitzen. Sie waren blau. So schön tiefblau, wie das Meer, was ich von meinem alten Zuhause kannte.
Wie verrückt war ich eigentlich? Wie konnte ein Tier, ein stinknormales Tier, solch eine Macht über mich haben?
Dieser Ort brachte mich buchstäblich an den Rand des Wahnsinns.
Ich ging aus dem Wald hinaus, in Richtung Zuhause. Dort angekommen, lief ich in mein Zimmer und versuchte mir über das Geschehene bewusst zu werden.
Egal wie sehr ich es versuchte, es blieb merkwürdig.
Als ich gerade dabei war, meinen Rucksack auszuräumen, um mein Tagebuch zu finden, kam meine Mom in mein Zimmer.
„Na mein Schatz, wie gefällt es dir in deinem neuen Zuhause? Hast du schon jemanden kennengelernt?“ Ja, einen großen rostroten Wolf mit wunderschönen Augen. Das konnte ich natürlich nicht sagen. „Also eigentlich noch nicht, ich habe mir mehr die Gegend angesehen.“
„Das macht ja nix, meine Kleine. Morgen ist dein erster Schultag, da findest du bestimmt schnell neue Freunde.“ Oh mein Gott, warum erinnerte sie mich bloß daran! „Ja, Mom, vermutlich hast du Recht.“
Sie verließ das Zimmer. Na endlich! Ich zog mein Tagebuch aus dem Rucksack und schrieb:

Liebes Tagebuch,
ich hasse Vancouver! Vielleicht hab ich aber einen Grund gefunden, mich nicht zu sehr davon fertig machen zu lassen. Dieser Wolf, seine Augen, sie faszinieren mich zu sehr, als das ich wieder hier weg will, ohne ihn noch einmal gesehen zu haben.
Eigentlich was Gutes, wenn meine Mutter mich nicht an den morgigen Tag erinnert hätte!
Erster Schultag. Großartig! Neue High School, neue Lehrer, neue Fächer und am aller schlimmsten: neue Klassenkameraden. Das konnte ja mal ein toller Tag werden.
Na dann, ich werde dann mal versuchen zu schlafen und nicht das Kissen voll zu schreien.
Bis morgen, liebes Tagebuch,
Viele Grüße, deine Lilly


Erster Schultag



In dieser Nacht schlief ich sehr unruhig. Ich träumte von meinem bevorstehenden Tag.
Mein erster Tag an einer neuen Schule, großartig!
Widerwillig stand ich auf und lief ins Badezimmer. Eins der Vorteile in meinem neuen Zuhause, ich hatte eins für mich allein, nicht so wie in der Vergangenheit, wo ich mir eins mit meinem kleinen Bruder Chris teilen musste.
Es war sehr beruhigend, ohne Angst haben zu müssen, dass jemand mein Badezimmer betrat, duschen gehen zu können. Ich liebte das Gefühl des rauschenden Wassers auf meiner Haut, das war meine natürliche Entspannungsquelle. Nur leider hielt dieser Zustand nie sehr lange an. Kaum hatte ich die Duschkabine verlassen, dachte ich schon angestrengt an das bevorstehende und weg war das schöne Gefühl der Entspannung.
Ich zog mich an. Es musste was sein, was den richtigen ersten Eindruck von mir rüberbrachte.
Egal wie oft ich herum probierte, das Ergebnis gefiel mir jedes Mal nicht. Irgendwie musste ich es, aber hinbekommen, denn ob ich nun wollte oder nicht ich musste bald in der Schule sein.
Also entschied ich mich, ein paar meiner vorherigen Outfits zu kombinieren. Daraus entstand mein heutiges erster Schultag, Outfit: Mein Lieblingsrock, schwarz und faltig. Meine schwarze Bluse in Tunica Optik. Dazu meine Lieblingskette, lang und mit einem schwarzen Herz daran und meine silbernen Kreolen.
Das war mein heutiges Outfit, aber Halt! Ich hätte beinahe meine Schuhe vergessen. Also holte ich schnell meine Lieblings High Heels. Sie waren nicht zu hoch, in Turnschuh Optik mit einem Riemchen und machten dadurch nicht zu sehr den Eindruck von Schuldiva.
Jetzt kämmte und glättete meine Haare noch und voila fertig war ich. Na zumindest so fertig, wie man sein konnte, wenn man sich auf etwas ungewisses vorbereitete.
Ich schnappte mir meinen Rucksack packte einen Block, mein Mäppchen, mein Handy, mein Portmonee und meinen Haustürschlüssel hinein und setzte ihn halb auf meinen Rücken.
Jetzt setzte ich mein schönstes Lächeln auf und lief in die Küche, wo ich mir schnell einen Toast und ein Glas Milch genehmigte, bevor ich Richtung Haustüre lief.
Als ich gerade aus der Türe treten wollte, rief meine Mom nach mir: „Warte, mein Schatz! Ich wollte dir doch noch Viel Glück und viel Spaß wünschen. Ich hoffe sehr, dass es dir an deiner Schule gefallen wird. Du findest bestimmt schnell neue Freunde. Pass gut auf dich auf.“ Mit diesem Mini Monolog verabschiedeten wir uns voneinander. Sie gab mit noch einen flüchtigen Kuss bevor sie wieder ins Wohnzimmer marschierte.
Nun war es soweit, ich machte mich auf den Weg zur Schule.
Ich ging also aus dem Haus und Richtung Schule und blieb auf der anderen Straßenseite stehen.
Genau hier hätte mich beinahe ein Bus überfahren… Ich musste unbedingt in Erfahrung bringen, wer mich gerettet hatte, kostete es was es wolle!
Ich lief über die Straße, über den Parkplatz direkt auf den Haupteingang zu. Dort angelangt öffnete ich die Türe und was mir entgegen kam war geradezu monströs. Eine Schülermenge, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Na klasse, das konnte ja interessant werden. Ich, die Neue, unter so vielen gleichaltrigen. Ich lief weiter zu dem Raum an dem Sekretariat stand und betrat diesen. Es war ziemlich geräumig mit einem Tresen so groß, wie unser Esszimmertisch zu Hause. Ansonsten hatte der Raum nicht sehr viel zu bieten. Er war weiß, schneeweiß und ziemlich karg eingerichtet. Der Tresen, ein paar Pflanzen und Regale und mehr war nicht zu sehen. Ich ging zielstrebig auf den Tresen zu, dahinter saß eine etwas ältere Dame, die mich anlächelte und fragte: „Womit kann ich dir helfen?“ „Ich bin neu hier und…,“weiter kam ich nicht, da unterbrach sie mich schon. „Oh, ja genau du musst Lilly Halliwell sein richtig?“ Ich nickte nur schüchtern. „Na dann, komm mal mit, Schätzchen.“ Sie hatte eindeutig nichts Böses im Sinn hatte, aber die Gabe sich bei mir unbeliebt zu machen. Sie nahm mich mit und ging mit mir kurzerhand zur Bücherkammer und gab mir meine Schulbücher. Danach brachte sie mich zu einer Klassenzimmertüre und sagte: „So meine Liebe viel Spaß hier bei uns, alles weitere bekommst du von deinem Klassenlehrer Mr. Mason erklärt.“ Sie ging. Das war nicht ihr Ernst oder? Ich sollte rein gehen, allein? Sie liebte es offensichtlich Schüler zu verschrecken.
Na dann, auf geht’s Lilly, ab in die Höhle des Löwen.
Ich klopfte an die Klassenzimmertüre und wartete kurz bevor ich hinein trat. Der Anblick war einfach nur schrecklich. Alle schauten mich an und ich wie immer lief völlig rot an. Ich lief zum Lehrerpult und sagte Mr. Mason meinen Namen, er deutete auf den noch einzigen freien Platz. Ich setzte mich hin. Ich hatte einen Tisch ganz für mich alleine, wie herrlich.
Und so fing Mr. Mason an uns alles über Stundenpläne, Wahlfächer und normale Fächer, Klassenräume und Lehrer zu erklären. Als es zum Ende der Stunde klingelte, nahm ich meine Sachen und ging in Richtung Türe als Herr Mason mich ansprach: „Ach Miss Halliwell, bevor sie gehen, wollte ich ihnen nur sagen, dass sie ab den nächsten Stunden nicht mehr allein sitzen werden. Ihr Mitschüler, der dort normalerweise sitzt, hatte heute Morgen einen Arzttermin und kommt deswegen erst zur nächsten Stunde dazu.“ Na großartig, Freude ade. „Danke Mr. Mason. Ich freu mich schon ihn kennenzulernen.“ Wenn er nur wüsste wie sehr…Würg.
Ich ging also mit auf den Boden geneigten Kopf in Richtung Cafeteria, als ich um die Ecke ging und … zack bum … Mitten in jemanden rein. Ich bin doch ein totaler Tollpatsch!
Ich fing an meine Bücher aufzulesen, ohne ihn eines Blickes zu würdigen, bis er anfing zu sagen: „Oh, entschuldige Ma´am, das war nicht meine Absicht, ich war wohl etwas in den Tag vertieft.“ Wahnsinn, was für eine Sprache! Und diese Stimme… himmlisch schön. Okay vielleicht gestatte ich mir doch einen Blick.
Diese Augen … Irgendwo hatte ich sie schon mal gesehen, mir wollte nur nicht einfallen wo und während ich so grübelte hielt er mir seine Hand hin. „Darf ich dir aufhelfen?“ Natürlich mit den Augen und der Stimme durfte er alles. Man was dachte ich mir da bloß! Ich kannte diesen Kerl seit gerade mal 5 Minuten und er hatte schon so eine Macht über mich? Das konnte ich so nicht auf mir sitzen lassen. Ich musste unbedingt in der nächsten Zeit darauf achten, was ich sagte, nicht dass ich besagtes gedachtes laut aussprach. Ich nahm seine Hand und lies mir aufhelfen. Er überreichte mir meine, von ihm aufgesammelten, restlichen Bücher. Mit einem Lächeln, bei dem einem das Herz stehen blieb und die Knie weich wurden.
„Ich hoffe, ich hab Ihnen keine Unannehmlichkeiten bereitet.“ Mit diesen Worten wollte er gerade gehen, aber ich hielt ihn auf: „Darf ich den Namen von meinem tollkühnen Bücherhelden wissen?“ Er lachte mein jetzt schon allerliebstes Lachen. „Ja, wieso auch nicht. Wie unhöflich von mir. Mein Name ist Lars Mathews und ich glaube wir gehen in die gleiche Klasse.“ Moment gleiche Klasse… Nein, nie und nimmer, das wäre zu schön um wahr zu sein. „Bist du in den letzten beiden Stunden da gewesen, ich glaub ich hab dich nicht gesehen?“
„Ähm nein, ich hatte einen Arzttermin.“ Also doch, Wahnsinn mein Tischnachbar war ja mal total heiß. Ich hatte nicht so auf sein Äußeres geachtet, weil seine Augen mich so in den Bann gezogen hatten, tiefblau wohlgemerkt, aber jetzt fiel es mir ziemlich auf.
Er hatte pechschwarze kurze Haare, mit einem total sexy angesagten Schnitt, er trug ein Hemd genauso schwarz wie seine Haare, es war so weit aufgeknöpft das man die Konturen seiner Brust schon erahnen konnte und dazu passende schwarze Jeans und schwarze Turnschuhe. Seine Haut war gebräunt, nicht zu dunkel und nicht zu hell, meiner Meinung nach, war es seine Natur Hautfarbe, nicht von der Sonne also. Sie hatte einen rötlichen Schimmer, also tippte ich mal darauf, dass er Indianische Wurzeln besaß.
Rund um! Er war zu schön um wahr zu sein.
Während ich ihn so betrachtete und völlig abwesend war, schaute er mir kurz in die Augen und lief davon. Ich wollte noch was sagen, aber da schnitt mir die Klingel die Stimme ab. Deshalb war er also ohne ein Wort gegangen! Er musste ein super Zeitgefühl haben, das er wusste, dass es zur nächsten Stunde klingelte. Ich ging also Richtung Klassenzimmer. Ich konnte die nächste Stunde kaum erwarten, woran das bloß liegen mochte. Möglicherweise an meinem superheißen Tischnachbarn. Oje, das nahm Ausmaße an dieses schwärmen, ich muss echt aufpassen, was ich in seiner Gegenwart sage. Das dürfte dann wohl ein unterhaltsamer Unterricht werden.
Aber eins ging und ging mir nicht aus dem Kopf. So sehr ich mich versuchte zu erinnern, ich kam nicht darauf.
Woher kamen mir seine Augen so bekannt vor?


Erkenntnisse



Ich betrat das Klassenzimmer mit gemischten Gefühlen.
Auf der einen Seite wollte ich nichts mehr, als zu Lars. Auf der anderen Seite grübelte ich darüber, wie ich Peinlichkeiten in seiner Gegenwart vermeiden konnte.
Wie auch immer. Ich ging also auf meinen Platz und setzte mich neben ihn. Lars, der Name war wirklich schön, nur fand ich ihn für ihn nicht sehr passend. Der Name, im Gegensatz zu seinen sprachlichen Eigenheiten, war einfach zu modern.
Nun saß ich dort und versuchte Mr. Mason’ s Unterricht zu folgen, was mir nicht sonderlich gut gelang. Da es mein absolutes Hass-Fach war. Dafür mochte ich den Lehrer. Eine sehr fatale Mischung.
Mathematik wer mochte das schon!
Langsam bekam ich das Gefühl, Lars sah das anders als ich. Gut, Mathe war dann wohl eindeutig Personenabhängig, aber egal. Darauf konzentrieren konnte ich mich, wegen dieser Schönheit neben mir, sowieso nicht. Ich schaute immer unauffällig zu ihm rüber, weil ich einfach nicht aufhören konnte, darüber nachzudenken, woher ich seine wunderschönen tiefmeeresblauen Augen kannte. Als Mathe dann vorbei war und Mr. Mason mit Geschichte loslegte, veränderte sich seine Haltung stetig je mehr unser Lehrer erzählte. Ich musste unbedingt den Anschluss finden, vielleicht fand ich dann den Grund dafür. Also hörte ich Mr. Mason zu und versuchte dem Geschichtsunterricht zu folgen.
Wahnsinn, für dieses Thema liebte ich diesen Lehrer jetzt schon! Okay, vielleicht war lieben etwas übertrieben, in seinem Fall, bei jemand anderem war ich mir da nicht ganz so sicher. Aber super! Das wohl coolste Geschichtsthema der Welt! Hexenverfolgung und andere mythisch gejagte Wesen. Das hieß wohl das Geschichte mein Lieblingsfach in diesem Jahr werden würde. Hexen, Dämonen und das tollste überhaupt Vampire und Werwölfe. Dieser Unterricht war ja mal umwerfend. Wieso sah das Lars so anders?
Er wirkte eher angespannt. Obwohl er sehr viel wusste, wo sich jeder nur fragte: Woher hat er so ne Ahnung über diese Zeit? Na, bei seiner Sprache würde es mich nicht wundern, wenn das von seiner Familie herrührte. Obwohl ich mir da nicht so sicher war. Er wirkte anders, ja, beinahe schon merkwürdig. Wenn er so davon sprach, lief es mir eiskalt den Rücken runter, obwohl ich mir in seiner Nähe vorkam, wie in einer Sauna. Dies war auch etwas, was mich wunderte. Woher kam seine warme Aura?
So viel Fragen, aber alle so merkwürdig, dass ich sie ihm wohl kaum stellen würde.
Also musste ich wohl selber drauf kommen, warum er so anders war.
Für’ s erste würde ich aber in der Schule einfach nett mit ihm reden. Denn, ob ich nun wollte oder nicht, ich vermisste seine samtweiche Stimme jetzt schon. Also wartete ich bis es zur Mittagspause klingelte. Nun kam die Frage auf mich zu, sollte ich das was ich dachte wirklich wagen? Ein Versuch war es ja wert.
„Du Lars? Könntest du mir einen Gefallen tun?“ Mit meinem schönsten Lächeln schaute ich ihm in seine, zum dahin schmelzen, schönen Augen.
„Kommt auf den Gefallen an. Womit kann ich dir denn helfen?“
Diese Sprache mit dieser Stimme brachte einen eindeutig um den Verstand.
„Ähm, ich bin ja neu hier und da wollt ich fragen, was ihr hier so in der Mittagspause macht. Ich würde ja jemanden anders damit nerven, aber ich kenne bis jetzt nur dich. Also wollt ich mal fragen, ob na ja …“ Ich konnte nicht fertig reden, was auch ganz gut so war, denn ich hatte eindeutig völligen Mist geredet.
„Klar, komm, ich zeig dir die Schule und die Gegend wenn du magst. Und übrigens nervst du mich nicht damit. Ich find es schön ein wenig Gesellschaft zu haben. Aber ich sag dir eines gleich dazu. Ich, an deiner Stelle, würde mir bessere Freunde aussuchen, in Zukunft.“
Was für ein Monolog. Vor allem der Schluss was meinte er damit? Okay, süß und heiß, wie er war. Er war eindeutig anders. Weshalb würde ich noch in Erfahrung bringen und für’ s erste war da eine gemeinsame Erkundungstour nicht schlecht.
„Okay, freut mich, dann gehen wir mal.“
Er stand mit einer einzigen anmutigen Bewegung auf, bei der einem der Mund offen stehenblieb. Ich hoffte inständig, dass ich nicht sabberte. Anscheinend tat ich das nicht, denn er hatte keine Probleme damit, mir seine Finger unter das Kinn zu legen und meinen Mund zu schließen. Wie peinlich ich doch war!
Er anscheinend sah es eher süß, als dass er sich darüber amüsierte, wie es manch‘ andere Jungs wohl getan hätten. Aber, was erwartete ich von Lars eigentlich, er war sowieso anders, als alle anderen Jungs hier. Das wusste ich, auch ohne schon viele andere zu kennen.
Er half mir meine Bücher zusammenzulegen und trug sie mir sogar bis zu meinem Spind. Wir verstauten alle darin und liefen Richtung Ausgang.
„Weißt du Lars… Vielleicht könntest du mir ein wenig mehr von eurem Wald hier zeigen. Ich hab ihn schon vor ein paar Tagen mal mir angesehen, aber ich glaube ohne Hilfe findet man sich da schwer zurecht.“ Als ich grad fertig war, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Nein, das konnte nicht sein! Das musste ich mir einbilden. Seine Augen, der Wolf, es waren eindeutig dieselben, aber wie sollte das möglich sein?
Egal wie viel es mich kosten würde, ich würde herausfinden was mit ihm nicht stimmte.
„Du willst also den Wald von Vancouver sehen. Okay gut, wie die Dame es wünscht. Ihr Wunsch sei mir Befehl.“ Das Lächeln, einfach zu schön um wahr zu sein, aber was an ihm war das nicht.
Wir liefen also gemeinsam durch den Wald und kamen an den Ort, an dem ich das letzte Mal den rostroten Wolf gesehen hatte.
„Hast du eine Ahnung ob in dem Wald wilde Tiere leben? So Bären, Wölfe, Pumas oder so?“
Er schaute irgendwie komisch drein, bevor er antwortete: „Ja, Luchse und Wölfe werden des Öfteren gesehen, aber wegen Bären brauchst du dir hier keine Sorgen machen. Die haben wir hier, Gott sei Dank, nicht.“
Sein Blick machte mir eindeutig Sorgen. Er wirkte, als hätte er irgendein Geheimnis jemanden erzählt, der es nicht wissen durfte.
Er war schon ein merkwürdiger Kauz, aber ein echt heißer und niedlicher Kauz.
Als wir gerade aus dem Wald gingen, sagte ich: „So, dann gehen wir mal wieder zur Schule, was?“
„Eigentlich müsstest du das alleine auch schaffen, ich hab nämlich heute früher Schluss und würde deshalb gern von hier aus nach Hause.“
Früher Schluss? Das war ein Scherz von ihm oder?
„Warum hast du heute früher aus. Wir gehen ja in eine Klasse und …“
„Ich hab heute noch einen Termin, zudem ich pünktlich da sein muss, also tut mir echt leid, ich fand es echt nett mit dir, aber ich muss jetzt gehen.“
Ohne ein weiteres Wort machte er kehrt und lief davon.
Na super gemacht Lilly! Alles war prima und du machst alles kaputt!
Egal, nun war es zu spät. Ich wusste sowieso, was ich in der nächsten Zeit, wegen ihm machen würde: Aufmerksam beobachten, weiter schwärmen und so unauffällig wie möglich herausfinden, was an ihm so anders war.
Und egal, was es mich kosten würde, ich würde es durchziehen und herausfinden!



Liebes Tagebuch,



Heute ist der 10.April.2010
Mein Name ist Rafael Corvinus, ich wurde am 15.Mai.1545 in Braşov, einem kleineren Ort im transsilvanischen Teil Rumäniens geboren und feiere in nicht allzu ferner Zukunft meinen 465 Geburtstag.
Zurzeit wohne ich in Vancouver unter dem Namen Lars Mathews. Warum ich einen anderen Namen trage?
Nun um es kurz zu sagen: Ich bin kein Mensch und muss wegen Existenzverrats-Gefährdung immer unter falschen Namen leben.
Ob das lästig ist?
Ja, des Öfteren, aber was soll man machen, wenn man ein einmaliger Hybrid ist.
Was das ist?
Nun um es mal so zu sagen: Man ist ein Hybrid, wenn man die Mischung aus einem Vampir und einem Werwolf ist.
Ja, richtig gehört!
Kein Mythos!
Kein Hokuspokus!
Wie ich das geworden bin?
Nun also es ist eine etwas längere Geschichte und die fängt an im Jahre 1553. In diesem Jahr feierte ich meinen achten Geburtstag. Keinen sehr schönen wohlgemerkt, weil ich ihn allein verbrachte. Meine Eltern starben in diesem Jahr, 3 Wochen vor meinem Geburtstag. An dem Tag, als ich es erfuhr, lief ich weg. Ich wollte nicht in irgendwelche Hände gegeben werden. Also lief ich in den nahe gelegenen Wald, um dort von nun an alleine zu leben. Jedoch wusste ich nicht, was dort hauste. Eines Nachts, als ich schlief, wachte ich vor Schmerzen auf. Im ersten Moment wusste ich nicht, was es war, doch nach 2 Wochen war mir bewusst, was aus mir geworden war. Ich stöberte zu diesem Zeitpunkt in Büchern und fand wonach ich suchte.
Ich war ein Werwolf!
Wie ich dazu geworden war, vermochte ich nicht zu sagen, da es mitten in der Nacht im Schlaf passiert sein musste.
1562 wurde ich 17 Jahre alt. Und seitdem habe ich mich nicht mehr verändert. Äußerlich zumindest.
Dazu kam es, weil ich eines Tages durch unsere Wälder lief, um mir was zu fressen zu suchen, nebenbei erwähnt, als Wolf natürlich, auf ein Wesen stieß. Hart wie Stein und kalt wie Eis. Damit können sich die meisten schon denken, was dort vor mir stand. Ein Vampir. Er ging auf mich los, er hatte wohl keine Ahnung, dass ich ein Werwolf war. Er nahm wohl an, ich wäre ein gewöhnlicher Wolf, das Tier, seine Beute also. Deshalb fing er an, mich anzugreifen. Ich währte mich, aber er gewann, als er mir in den Hals biss. Ich fiel schmerzverzerrt zu Boden. Daraufhin musste er bemerkt haben, dass ich ein Werwolf gewesen sein musste und lief davon.
Tja, und so kam es, dass aus mir ein Hybrid wurde.
Halb Vampir, halb Werwolf.
Es ist schwer zu sagen, was ich von wem habe, aber ich werde es versuchen.
Da ich ein Halbwesen bin, habe ich viele „vampirische“ Eigenschaften nie bekommen, jedoch habe ich einige. Die Geschwindigkeit, die unmenschliche Kraft, das „Untot“ sein und damit das verbundene nicht altern, ebenso wie das unsterblich sein, wozu ich sagen muss, es ist nicht wie in allen möglichen Filmen und Büchern, dass man sagt, sie sind unsterblich, aber es besteht diese oder jene Möglichkeit doch zu sterben. Nein, durch nichts, niemand kann meine Wenigkeit töten. Foltern, quälen, ja, aber sterben, niemals! Es kann einem zum Fluch werden, ewig zu leben, das sag ich euch schon mal. Aber nein, unsterblich heißt in unserem Falle auch unsterblich, wir sind durch nichts auf der Welt zu töten. Weder ich als Hybrid, noch meine einzelnen Vertreter. Nun weiter im Text. Ich habe eine wechselnde Augenfarbe. Ist sehr leicht zu verstehen. Als Jungvampir rote Augen, als Ausgewachsener Vampir die eigene Augenfarbe in intensivster und klarster Fassung, in meinem Fall also tiefstes Meeresblau und als durstiger Vampir schwarze Augen. Was ich natürlich auch von einem Vampir habe ist das Blut trinken. Ich trinke natürlich nur von Tieren, ich war noch nicht jemand, der sich einen Mensch zur Speise nahm. Weder „vampirisch“ noch „Werwölfisch“.

Das war alles „Vampirische“ an mir und nun die „Werwölfischen“ Dinge an mir.
Ich habe als Werwolf eine sehr hohe Körpertemperatur, einen sehr schnellen Herzschlag, dunkel ausfallende Haut, die Gabe mich in eine pferdegroßen, rostroten, nur in meinem Fall, Wolf zu verwandeln, leider aber auch damit die erzwungene Vollmondverwandlung. Ja, es gibt also wirklich Werwölfe die auch was mit dem Vollmond zu tun haben, nur in einer anderen Fassung, als es jeder dachte.
Es ist ganz einfach, man kann mich als einen gestaltwandelten Vampir bezeichnen. Warum?
Nun es ist so ich kann mich, wann immer ich will, in meinen Wolf verwandeln und auch wieder zurück, außer und hier kommt der Werwolf ins Spiel, an Vollmond. Dort habe ich keine Wahl, ich bin gezwungen, als Wolf umher zu wandeln, bis der Vollmond hinter dem Horizont wieder verschwunden ist.
Hört sich wohl nach einem schaurig schönen Leben an?
Falsch!
Es ist kein schönes Leben, man ist ja gar nicht wirklich am Leben. Wobei in meinem Fall das keiner sofort sagen würde, weil ich ja das Glück ein Werwolf zu sein habe.
Es soll mal einer, der das sagt, ICH sein, dann ändert er seine Meinung!
Warum ich nur pessimistisch darüber denke, unsterblich zu sein?
Nun es war nicht immer so. Wenn man, aber Jahre, nein, Jahrhunderte lang, gejagt wird, wegen das, was man ist, egal ob gut oder böse, dann macht ewig Leben keinen Spaß mehr.

Momentan überlege ich mir jedoch, ob ich nicht doch wieder einen Grund finden könnte mein Leben zu mögen. Jedoch bin ich mir nicht sicher, ob ich diesen Schritt wagen soll.
Er nennt sich Liebe und ich weiß nicht, ob ich bereit dazu bin, so weit zu gehen und das Leben eines unschuldigen Mädchens aufs Spiel zu setzen, nur um wieder glücklich zu sein.
Ich weiß es nicht. Alles was ich tue, könnte ihr schaden und doch wünsche ich mir nichts mehr, als in diesen Sekunden bei ihr zu sein.
Ich hab das Gefühl nie gekannt, immer nur erzählt und erklärt bekommen, wie es ist. Nie hat mir einer gesagt, wie es wohl sein wird, wenn ich mich in einen sterblichen Mensch verliebe. Ein unschuldiges Mädchen, dem ich jede unaufmerksame Minute meines Lebens, ihr Leben nehmen könnte. Ich war nicht bereit dazu, dieses Risiko einzugehen. Egal, ob sie nun womöglich dasselbe für mich empfand oder nicht.
Lilly, meine geliebte Lilly, wenn ich nur wüsste, was ich tun soll. Wenn ich dir zu nahe komme tue ich dir mit dem was ich bin irgendwann weh und wenn ich gehe und dich in Frieden lasse breche ich dir das Herz.
Ich wünschte, ich hätte dein Leben nie berührt, dann müsste ich jetzt nicht diese lebensgefährliche falsche Entscheidung treffen.

Ich werde es wagen, dich auf Händen zu tragen, egal ob du noch so zerbrechlich bist, ich werde dir zeigen, dass ich der Richtige bin für dich.

Bis demnächst, Tagebuch
Dein Rafael


Neugierde



Ich machte mir seit mehr als eine Woche Gedanken darüber, was mit meinem Sitznachbarn und mittlerweile besten Freund (von mir gesehen sogar mehr), Lars, nicht stimmte.
Von Tag zu Tag vielen mir immer mehr Merkwürdigkeiten an ihm auf.
Aber egal, welche verrückten Ideen ich auch hatte, nichts passte haargenau auf das, was ich alles beobachtet hatte.
Eins war mir aber klar geworden…
Er war kein Mensch, er war … einfach mehr als das. Was genau, das musste ich jetzt irgendwie noch herausfinden.
Die Frage war nur wie?
Mit ihm reden kam nicht in Frage, da er mich bei meinen Ideen in die Klapse einweisen lassen würde.
Wie sollte ich es sonst herausfinden?
Während ich so dachte, war ich bereits auf meinem Platz angekommen. Er war heute mal wieder nicht da. Das war bei ihm öfters so, er sagte, er habe die Krankheit „Lupus“ und dürfe deswegen bei zu viel Sonneneinstrahlung nicht in die Schule, da er nicht einmal das Haus verlassen konnte.
So erwartete wieder ein Tag voller Einsamkeit auf mich, da heute die Sonne so stark schien.
Bevor Mr. Mason mit dem Unterricht loslegte, hob er ein Buch hoch. Es wirkte sehr alt und sehr … besonders. Schon fast mysteriös.
„Weiß zufällig jemand wem es gehört? Ich habe es nämlich gestern hier auf dem Boden der Klasse gefunden?“
Ich dachte akribisch nach. Irgendwoher kam es mir bekannt vor.
Mit einem Schlag fiel es mir ein, ich hatte es bei Lars Sachen schon gesehen, es musste seins sein.
„Mr. Mason ich glaube es gehört Lars.“
„Gut Miss Halliwell, könnten sie ihm es vielleicht übermitteln? Sie beide stehen ja in Kontakt, hab ich Recht?“
Oh mein Gott, wie peinlich!
„Ja klar, mach ich gerne.“
Ich lief also vor um mir sein Buch abzuholen.
Was dort wohl drinnen steht?

Ich wartete mit dem Buch, bis ich von der Schule nach Hause kam.
Dort war ich heute allein, meine Eltern waren mit Chris an den Strand gefahren. Etwas weiter weg. Ich hatte mich raus gewunden und gesagt, ich müsse etwas für die Schule machen.
Ja, ich weiß klingt komisch was?
Vor wenigen Wochen wollte ich nicht mal ansatzweise in Vancouver auch nur eine Minute bleiben und jetzt wollte ich nicht mehr hinaus.
Sehr merkwürdig, aber ich wusste warum.
Lars, er hatte mich in seinen Bann gezogen. Ich fand Vancouver also nun mehr als nur toll.
Jedoch wusste ich nicht, was es war. Etwas in mir rief, ich solle mich von ihm fernhalten, er ist gefährlich doch eine andere Stimme sagte nur, sie wolle nichts mehr als immer bei ihm sein. Das war immer so wenn ich ihn sah.
Ein ständiger Zweikampf in mir. Doch ich hatte meine Entscheidung gewählt.
Ich wollte nichts mehr, als Lars irgendwann sagen zu können, was ich für ihn empfand, egal ob er nun gefährlich war oder nicht.
Vor lauter Grübeleien, hätte ich beinahe sein Buch vergessen.
Ich öffnete es langsam.
Moment mal!
Du kannst nicht einfach in seinen Sachen herumstöbern.
Nur ein kleiner Blick, um zu wissen was es war…
Ich öffnete es einen Spalt und schlug es dann doch auf einer Seite auf.
Ich musste mich irgendwann dafür erdolchen, das ich so neugierig war.
Ich überflog es, bis ich das Wort Tagebuch sah und es heftig zuschlug.
Es war sein Tagebuch und ich hatte darin gelesen, ich war so was von unhöflich!
Aber es enthielt meine Antworten, das wusste ich. Das was ich bis jetzt lesen konnte, faszinierte mich. Es hörte sich nach einem anderen Lars an, als der den ich kannte.
Nein, es war nicht richtig!
Wie aber sollte ich sonst an die Antworten kommen?
Er musste es ja nie erfahren, ich war schon immer eine gute Schauspielerin gewesen. Das hatte ich erst kürzlich bei meinem Umzug hierher erwiesen.

Ich überlegte über eine Stunde hin und her und beschloss es schließlich vorsichtig, ohne etwas zu beschädigen zu lesen und es Lars dann bei erst bester Gelegenheit zurück zu geben.
Ich las über drei Stunden sein Tagebuch und klappte es, als ich auf einer leeren Seite ankam, zu.
Ich war geschockt und froh zugleich. Ich wusste endlich, was es war an ihm, aber was es war, brachte mich um den Verstand.
Ich konnte das eindeutig noch nicht verkraften.
Also grub ich mein eigenes Tagebuch heraus und schrieb drauflos:

Liebes Tagebuch,
ich bin echt viel zu neugierig!!
Rafael war also sein echter Name.
Er war wunderschön, auch mit dem Wissen was er war, begehrte ich ihn genau wie zuvor.
Ich liebe ihn. Das musste ich mir wohl oder übel eingestehen. Ich hatte mich Hals über Kopf in ein Wesen der Nacht verliebt. Dazu kam das er in wenigen Wochen seinen 465 Geburtstag feiern würde. Erschreckend, ja, aber an ihm irgendwie sexy. Es steht ihm, das Alter. Endlich passt alles zusammen. Sein Auftreten, seine Sprache und auch sein Name.
Ich musste mir nur noch überlegen, wie ich mit ihm über all das, zu sprechen kommen würde.
Ich hab die Idee!
Ich werde ihm einen Brief schreiben. Einen Liebesbrief an seinen wahren Namen adressiert.
Das ist es!

Bis Morgen Liebes Tagebuch
Viele Grüße, Deine Lilly

Ich holte hübsches Briefpapier und meinen Füller und schrieb:

An meinen geliebten Rafael,
ich kam in diese Stadt mit Zweifeln und fand alles an ihr fürchterlich. Bis ich dir begegnete. Meiner Sonne an den wohl schlimmsten Tagen.
So warm und geborgen, wie in deiner Nähe habe ich mich noch nie gefühlt.
Es mag dir absurd vorkommen, aber ich weiß was du bist, ein Hybrid, ein Wesen vor dem die meisten sich fürchten, aber ich kann für dich nichts als Liebe empfinden. Für Angst ist in meinem Herzen kein Platz mehr, denn es ist voll von dir.
Und auch mein Magen kann mich nicht vor der Gefahr warnen, denn er ist voll mit Schmetterlingen.
So möchte ich dir sagen: Ich Liebe Dich genau so wie du bist!
Deine Ms. Anonym
Nun war er fertig. Ich musste ihn ihm nur noch unterjubeln, morgen, wie machte ich das am besten.
Ja, ich weiß!
Ich legte ihn in das Tagebuch.
Morgen früh werde ich es in das Klassenzimmer auf seinen Platz legen und er wird nicht wissen, dass es von mir war. Im Gegensatz dazu fühlte ich mich aber erheblich erleichtert.
Nun konnte ich erst einmal beruhigt schlafen gehen.


Nächstes Kapitel spielt zur selben Zeit wie Kapitel „Neugierde“



<<font;blue>Verschwunden



Wo war es?
Wo zum Teufel hatte ich es hingeschmissen?
Es durfte nicht fort sein. Wenn mein Tagebuch in die falschen Hände gerät bin ich geliefert!
Ich muss es finden!

Ich wühlte erneut meinen Schulrucksack durch. Nichts zu finden.
Vielleicht hatte ich es ja in meinen Spind gelegt und dort vergessen?
Ich vergaß nie etwas, wie sollte das also passiert sein?
Oder es ist mir aus dem Rucksack gefallen.

Mit einem Schlag wurde mir bewusst was passiert sein musste.
Oh, nein! Bitte sei nicht in falsche Hände geraten.
Es musste von meinem Tisch gefallen sein im Klassenraum, als ich wegen unangekündigter Wetter Veränderung schnellstmöglich die Schule verlassen musste.

Das darf alles nicht wahr sein!
Wenn es jemand gefunden hat, wäre es ja kein Kummer, aber wenn es derjenige oder diejenige liest, wüsste er oder sie mein Geheimnis.
Nicht auszudenken!
Normalerweise würde es dem Lehrer in die Hände fallen, wenn er morgens das Zimmer betrat. Das war gut, jedoch wird er es einem Schüler oder einer Schülerin für mich mitgegeben haben.
Würde der oder diejenige wirklich so etwas tun und es lesen?
Die wohl bessere Frage war würde er oder sie, wenn es gelesen wurde, das Gesehene für sich behalten?

Ich musste einfach hoffen, dass es in vertrauensvolle Hände geraten war.
Gelesen oder nicht, die Hauptsache war, das nichts davon an die Öffentlichkeit kam, was ich bin. Das war nicht einmal das einzige Übel. Wer immer es las, würde wissen, was ich für SIE empfinde.
Ach du Schreck, was wäre wenn ausgerechnet sie es liest?
Sie ist die einzige die zu mir Kontakt hat, der Lehrer würde es zu hundert Prozent ihr mitgeben!
Na gut, beruhige dich Rafael oder Lars, wie auch immer. Alles wird wieder gut.

Memo an mich selbst: Nie wieder Tagebuch mit in die Schule nehmen! Zu Hause aufbewahren!


Am nächsten Tag schnappte ich mir meine Sachen und fuhr schnellst möglich in die Schule. Dort angekommen lief ich zu meinem Klassenraum und tatsächlich!
Direkt vor mir auf meinem Sitzplatz lag es, mein Tagebuch.
Ich lief hin und nahm es, als ich es aufschlug, um zu sehen, ob es unversehrt war, fiel mir ein Umschlag entgegen.
Ich legte mein Tagebuch in meinen Rucksack, setzte mich auf meinen Platz und begann den Umschlag zu öffnen und den Brief darin zu lesen.


An meinen geliebten Rafael,
ich kam in diese Stadt mit Zweifeln und fand alles an ihr fürchterlich. Bis ich dir begegnete. Meiner Sonne an den wohl schlimmsten Tagen.
So warm und geborgen wie in deiner Nähe, habe ich mich noch nie gefühlt.
Es mag dir absurd vorkommen, aber ich weiß, was du bist, ein Hybrid, ein Wesen vor dem die meisten sich fürchten, aber ich kann für dich nichts als Liebe empfinden. Für Angst ist in meinem Herzen kein Platz mehr, denn es ist voll von dir.
Und auch mein Magen kann mich nicht vor der Gefahr warnen, denn er ist voll mit Schmetterlingen.
So möchte ich dir sagen: Ich Liebe Dich, genau so wie du bist!
Deine Ms. Anonym

Ein Liebesbrief. An mich?
Moment mal, ein Brief an mich persönlich. Da steht Rafael, nicht Lars sondern Rafael.
Der Brief war also von dem Mädchen, das auch mein Tagebuch hatte. Sie hatte es gelesen, so viel stand nun fest.
Wer konnte es sein?
Eigentlich kam mir nur eine in den Sinn. Lilly, aber sie konnte das nicht sein, niemals würde sie genauso so wie ich empfinden, erst Recht nicht nach dem sie nun wusste, was ich bin.
So viel Glück konnte einfach nicht sein.
Oder aber vielleicht doch?
Das konnte nicht sein, aber was wenn es so war?
Wenn sie wirklich so für mich empfand?
Wie sollte ich mit ihr darüber sprechen?
Mut haben und nachher einfach mit ihr reden. Mal sehen was sich dabei ergibt.
Ich würde es ihr schon irgendwie entlocken, ob der Brief von ihr war und ob sie das wirklich für mich empfand.
Nachher würde ich mit ihr sprechen und sie endlich fragen, ob sie mal mit mir ausgehen möchte. Wenn sie nämlich zusagt, kann ich bei dem Rendezvous mit ihr auf meine und ihre Gefühle am ehesten zu sprechen kommen.
Genauso werde ich es machen!
Fest entschlossen wartete ich auf das Klingeln der Schulglocke.



Erleichterung



Ich war total müde als ich den Klassenraum betrat. Ich war schließlich extra früh aufgestanden um vor Lars bzw. Rafael da zu sein und ihm sein Tagebuch mitsamt meinem Brief auf den Tisch zu legen.
Als ich nun in das Klassenzimmer trat, sah ich ihn schon. Er saß da und wirkte irgendwie abgelenkt, aber zufrieden.
Ob er ihn schon gelesen hatte?
Ich ging auf meinen Platz und setzte mich neben ihn.
„Guten Morgen, … Lars, “ ich war innerlich total verwirrt ihn Lars zu nennen da ich ja wusste, wie sein wirklicher Name war.
„Guten Morgen, mein kleiner Schmetterling.“
Hatte er das gerade tatsächlich zu mir gesagt?
Er schien anscheinend sich sehr zu freuen mich zu sehen, denn er strahlte über das ganze Gesicht, als er das sagte und dann fort fuhr:
„Hast du heute schon was vor?“
Sollte jetzt das kommen, was ich mir wünsche. Dann würde ich umkippen.
„Nein, eigentlich nicht, aber anscheinend wird sich das gleich ändern oder?“
„Möglicherweise. Ich würde dich gern etwas fragen. Möchtest du heute mit mir etwas Essen gehen? Wir können natürlich auch was anderes machen, was du gerne unternehmen magst. Auch so viel wie du möchtest. Ich bin da, offen für alles.“

Er hat mich nicht gerade wirklich nach einem Date gefragt? Unmöglich!
Er die Reinkarnation von Schönheit, Intelligenz und Perfektion hat mich durchschnittliches Mädchen nach einem Date gefragt?
Wie sagt man immer so schön: Einem geschenkten Gaul, schaut man nicht ins Maul!

„Natürlich liebend gerne und Essen gehen hört sich toll an. Wir können ja danach noch einen Spaziergang machen, wenn du magst. Dann haben wir Zeit, um zu reden.“

„Freut mich, dass du das auch möchtest. Ich hol dich dann heute Abend bei dir ab, sagen wir so um Sieben?“

„Schrecklich gerne. Ich kann es kaum erwarten.“

„Ich auch nicht. Also dann sehen wir uns heute Abend.“

In dem Moment als er das sagte wurde mir erst bewusst das wir diese Unterhaltung gerade mitten im Unterricht abgehalten hatten und es nun zur Pause klingelte. Leider hatten wir die nächsten Stunden nicht mehr zusammen, aber das war gar nicht so schlimm wie sonst.
Ich habe mein erstes Date. Mit IHM, heute Abend.
Kaum da ich in der Cafeteria an meinem gewohnten Tisch saß bekann ich schon über den kommenden Abend zu grübeln.
Was sollte ich anziehen?
Sollte ich was Neues kaufen gehen oder etwas aus meinem Schrank nehmen?
Schmuck, wenn ja, welchen?
Fragen über Fragen.
Ich beschloss einkaufen zu gehen, direkt nach der Schule und mir ein Kleid zu besorgen und dazu passende Schuhe und Accessoires.

Der restliche Schultag zog sich wie Kaugummi. Alle paar Minuten schaute ich auf die Uhr, um festzustellen, dass erst wenige Minuten vergangen sind.

Doch nach einer halben Ewigkeit ging auch dieser zähe Schultag rum.
Ich lief mit meinem Rucksack zu meinem Auto, setzte mich hinein, drehte den Schlüssel um und fuhr zum Einkaufszentrum in der Stadt.

Die nächsten Stunden verbrachte ich damit, das perfekte Outfit für mein erstes Date zu finden.
Nachdem ich es gefunden hatte, fuhr ich nach Hause, um meinen Eltern davon zu erzählen und mich dann so langsam fertig zu machen.
Als ich zu Hause ankam, flitzte ich in mein Zimmer, legte meine Sachen alle ab und sauste zu meiner Mutter.
„Mom, ich muss dir was Wichtiges erzählen.“
Sie schaute von ihrem Buch auf, was sie gerade las und legte ein Lesezeichen zwischen die Seiten.
„Was gibt es den meine Kleine. Komm setz dich zu mir.“
Ich ging um die Couch herum und setzte mich neben sie.
„Mom, ich gehe heute Abend aus.“
„Das klingt toll mein Schatz, hast du endlich eine Freundin gefunden? Was macht ihr den schönes?“
War klar, dass sie es nicht auf Anhieb versteht.
„Nein, ich bin mit einem Jungen verabredet. Du kennst ihn schon, Lars, mein bester Freund. Ich habe dir schon von ihm erzählt.“
Ich schaute sie genau an. Im ersten Moment schien sie, als wollte sie keine Antwort geben. Doch im nächsten Augenblick riss sie mich in ihre Arme.
„Mein kleiner Schatz hat sein erstes Date, wie schön. Ich bin so glücklich, das müssen wir deinem Vater erzählen, “ noch bevor ich etwas sagen oder tun konnte, rief sie schon nach ihm und er kam prompt um die Ecke gelaufen.
„Was gibt es den meine süßen Mäuse?“
„Schatz, unser kleiner Engel hat heute eine Verabredung mit einem Jungen. Ist das nicht wundervoll. Ich freu mich so für dich.“

Im nächsten Moment hörte ich ihre immer wieder ähnlichen Worte nicht mehr, weil ich mich ausschließlich auf meinen Dad konzentrierte. Wie würde er reagieren?
Als er gerade sich zu mir drehte, mir in die Augen schaute und sagte:
„Kommst du kurz mit, meine kleine, ich möchte gerne kurz mit dir was bereden, bevor du dich fertig machen gehst für den jungen Mann.“
„Klar, Dad.“
Was konnte er nur wollen?
Ich lief ihm also hinterher in die Küche.
„Alles klar, meine Kleine wird erwachsen. Ich freue mich für dich. Jedoch möchte ich dir gerne etwas sagen. Pass auf dich auf. Du sollst wissen, dass egal, was ist, du immer zu uns kommen kannst. Du solltest aber nicht zu überstürzt handeln. Wenn du weist wovon ich spreche?“

Ich hatte ihn noch nie so um Worte ringen hören.
„Ehrlich gesagt Dad, kann ich dir noch nicht so ganz folgen.“

„Okay, ich wollte nicht so direkt mit dir darüber sprechen, weil ich weiß wie peinlich dir das wäre. Ich finde aber es ist sehr wichtig, dass wir über dieses Thema reden sollten, bevor du dich auf eine mögliche Beziehung einlässt. Schließlich will ich dich ja nicht davon abhalten …“ in diesem Moment dämmerte mir worüber er sprechen wollte. Oh ja, und wie das peinlich werden würde!
„Dad, Stopp“, unterbrach ich ihn.
„Ich weiß, was du sagen möchtest und Mom ist dir da zuvor gekommen.“

„Ja, aber…“

„Kein aber Dad. Keine Sorge ich pass auf. Versprochen.“

Ich ging zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange, bevor ich in mein Zimmer flitzte, um mich endlich auf den Abend vorzubereiten.


Mein erstes Date



Ich hatte mir also Nigel nagelneue Sachen gekauft die ich nun anzog. Ich hatte mir ein schwarzes, ziemlich kurzes Kleid gekauft. Es hatte ein schwarzes angenähtes Band um die Taille rum, das auf dem Rücken zu einer Schleife gebunden war. Die Ärmel waren kurz und zusammengerafft. Der Rock fiel weit und hatte viele Schichten, so wie ich es am liebsten hatte. Dazu hatte ich schwarze High Heels, die an den Zehen eine Öffnung haben und auf dem jeweils eine Rose befestigt war. Auch diese zog ich an, bevor ich mir meinen Schmuck holte.
Ich hatte einfache silberne Kreolen und einen schwarzen Armreif angezogen.
Nun musste ich mir nur noch ein wenig Schminke auftragen, dann war ich bereit.
Ich packte die wichtigsten Sachen in eine schwarze kleine Handtasche und ging nach unten, da es bereits zehn vor sieben war.
Unten standen meine Eltern im Flur und zwar mit ihm. Rafael oder Lars, wie man ihn auch nennen wollte. Alle drei sahen auf, als ich die Treppe hinunter kam.
„Mein Schatz du siehst bildhübsch aus!“ Das konnte ja nur von meiner Mutter kommen. Es war mir aber egal, weil ich nur auf Rafael achtete. Ich wog seine Blicke auf mich ab, um einzuschätzen, wie er es fand. Er kam auf mich zu und reichte mir einen Strauß Lilien. Meine Lieblingsblumen, wie hatte er das gewusst? Ich nahm den Strauß und wollte ihn zu einer Vase mit Wasser bringen, als meine Mutter sagte: „Ich mach das schon mein Engel. Geht und amüsiert euch.“ Also gab ich ihr die Blumen und gab Rafael meine Hand nach der er griff.
Gemeinsam verließen wir mein Haus. Er führte mich zu seinem Auto. Als ich es sah war ich völlig geschockt. Es war ein pechschwarzer Ferrari, der aussah, als käme er gerade aus der Fabrik. Wie konnte er sich so etwas leisten?
Er hielt mir die Beifahrertür auf und ich schlüpfte auf den Sitz. Während ich da saß und über das Auto grübelte, war er schon auf seinem Sitz angelangt und fuhr los.

Wir fuhren ziemlich wortlos zu einem Todschick wirkenden italienischen Restaurant. Er parkte den Wagen und kam um das Auto herum, um mir die Tür aufzuhalten. Was für ein Gentleman! So was fand man auch immer seltener. Wir gingen gemeinsam hinein und er sagte, er habe einen Tisch für zwei reserviert. Der Kellner führte uns zu einem Tisch mitten im Raum, doch Rafael lehnte ihn ab und fragte nach etwas ruhigerem. Der Kellner tat wie ihm geheißen. Ich fand es faszinierend ich hatte noch nie jemanden einen Tisch ablehnen sehen. So gingen wir also zu einem Tisch in einer Art Wintergarten. Es war wunderschön hier, ein Brunnen plätscherte in der Ecke und über uns hingen weiße Lichterketten. Man fühlte sich fast wie unter den Sternen. Wir nahmen uns gegenüber Platz und gaben unsere Bestellungen auf, sowohl Getränke als auch Speisen. Er meinte, dann hätten wir mehr Zeit zum reden bis das Essen käme. Der Kellner ließ uns also allein. Ich wusste nicht, wie ich mit Rafael reden sollte, nachdem, was ich ihm geschrieben hatte. Was wäre wenn er wüsste, dass er von mir war? Ich wusste es nicht also wartete ich darauf, dass er den Anfang machte und mit mir sprach.

Sichtwechsel

Ich saß endlich alleine mit ihr da und doch wusste ich nichts zu sagen wie sollte ich mit ihr über alles reden? Ich musste den Mut ergreifen in mir und einfach anfangen. Man lässt eine Dame nicht warten.
„Du siehst wunderschön aus Lilly. Die Farbe deines Kleides schmeichelt der deiner Haare und Augen sehr.“ Sie sah mich an und lachte. Ich liebte ihr Lächeln. Wenn sie mich so anlächelte war ich mir sicher, dass sie es war, die für mich so empfand, wie das Mädchen in meinem Brief. Ich musste mit ihr darüber reden, egal wie, ich musste es wissen. Ob sie wirklich so empfand wie ich. Sie war so schüchtern, ich musste wohl oder übel das Ruder weiterhin in die Hand nehmen.
„Du wirkst momentan immer sehr abwesend in der Schule, hast du einen heimlichen Verehrer?“
Sie schaute kurz zu mir auf, dann schaute sie auf den Teller vor sich und sagte: „Ich weiß es nicht.“
„Wie meinst du das?“
Sie zögerte. „Na ja, ich bin verliebt weiß aber nicht, ob es erwidert wird. So könnte man es wohl am besten erklären.“
Das hörte sich doch schon mal gut an, also Augen zu und durch Rafael.
„Verrätst du mir den Glücklichen?“
Sie zögerte wieder diesmal länger. Sie wirkte, als wüsste sie nicht, was sie antworten sollte. Es musste stimmen sonst würde sie nicht so um die Antwort ringen.
„Kenn ich ihn denn nicht?“
„Doch, doch du kennst ihn sogar sehr gut R…Lars.“
Ich wusste es, sie hatte ihn geschrieben, mein Name hatte sie verraten.
„Du kannst es mir ruhig sagen, ich weiß, was du weißt und ich weiß auch, dass der Brief von dir ist, Lilly. Du brauchst es nicht mehr vor mir zu verstecken, ich bin was ich bin und du respektierst das. Das hat noch nie jemand.“
Sie schaute auf und mir in die Augen. Sie wirkte überfallen, weil ich dadurch jetzt wusste, dass sie mir ihre Liebe gestanden hatte, in ihrem Brief an mich. Also half ich ihr nun aus der Patsche, egal wie viel mir das abverlangte.
„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich liebe dich zu sehr, als das ich dir nur ein Haar krümmen könnte.“
So nun war es draußen, was ich die ganze Zeit schon dachte. Ich wünschte, ich wüsste was in ihrem Kopf gerade vorgeht. Sie half mir dabei, indem sie meine Hand über den Tisch hinweg ergriff. Ihr schien es wirklich gleichgültig zu sein, wie unnormal heiß sie war.
„Weißt du …wie soll ich dich nun eigentlich nennen?“
„Du kannst mich, wenn wir allein sind Rafael nennen, aber vor anderen mit Lars bitte, es ist sehr wichtig das meine Identität vor allen anderen außer dir geheim bleibt.“
„Gut zu wissen. Weißt du Rafael, ich bin froh, dass du mir nicht böse bist. Ich habe schließlich in deinem Tagebuch gelesen, das war nicht richtig und …“ Doch ich schnitt ihr das Wort ab, indem ich ihr meinen rechten Zeigefinger auf den Mund drückte.
„Du musst dich nicht rechtfertigen, ich bin froh darüber, so bleibt mir einige Erklärung erspart.“
Als nächsten kam unser Essen. Wir aßen gemeinsam. Dann, als wir fertig waren, stand ich mit ihr an der Hand auf und führte sie hinaus. Ich lief mit ihr zum Wald. Ich führte sie zu meinem Lieblingsplatz. Ein Stück Paradies mitten in einem überaus dichten Wald. Hier gab es sogar einen kleinen Wasserfall. Es leuchtete hier immer in allen Farben. Sie strahlte über das ganze Gesicht, als sie merkte, dass ich ihr meine Welt zeigte. Schließlich lief ich hier auch oft als Wolf herum oder saß hier zum nachdenken.
Sie setzte sich auf einen großen flachen Stein und deutete mir an es ihr nachzumachen.
Also setzte ich mich neben sie, als ich von einem Ohrenbetäubenden Schrei aus etwas kleiner Entfernung zusammenfuhr. Ich drehte mich zu ihr, doch sie wirkte nur erschrocken und versteckte sich hinter meinem Rücken. „Ich werde dich nach Hause bringen wir holen den Rest nach. Ich will nicht, das dir etwas zustößt.“
Sie ließ meine Hand nicht los, als wir uns auf den Weg zu ihrem Haus machten. Mitten auf dem Rückweg blieb ich stehen, als ich sah, was geschrien hatte. Ein Mädchen, Blut überlaufen, lag vor uns auf dem Waldboden. Ich zog Lilly hinter meinen Rücken. Als mir mit einem Mal bewusst wurde, dass ich etwas Wichtiges vergessen hatte. Das durfte nicht wahr sein!
Heute ist Vollmond! Ich hatte es vergessen! Sie musste so schnell wie möglich heim damit ich mich nicht noch hier verwandelte und sie somit alleine nach Hause laufen musste. Ich nahm erneut ihr Handgelenk und rannte mit ihr in meiner Vampir – Geschwindigkeit, bis hinter ihr Haus. Wo ich abrupt stehen blieb, als mich ein mir sehr bekannter Schmerz durchzuckte. Unter zusammengebissenen Zähnen sagte ich: „Geh rein.“
Ich sah, dass sie mir versuchen wollte zu helfen, doch ich lief ein paar Schritte rückwärts, um ihr zu zeigen, dass sie mir nicht helfen konnte.
„Geh rein, ich komme schon klar. Wir holen es nach versprochen.“
Mit diesen Worten drehte ich ihr den Rücken zu und lief in den Wald zurück und vernahm ihre Schritte die ins Haus rannten.
Ich lief ein paar Meter, als ich unter meinen üblichen Vollmond schmerzen auf dem Boden zusammenbrach.

Einige Minuten später wachte ich auf. In meiner Wolfgestalt natürlich. Ich stand auf und lief zu ihrem Haus und schaute hinauf zu ihrem Fenster. Wie gerne ich bei ihr wäre. Ich hatte mit meiner momentanen Vergesslichkeit alles ruiniert. Doch als ich kurz davor war in den Wald zu rennen, kam sie an ihr Fenster, öffnete es und setzte sich auf das Fensterbrett.
„Darf ich dich zu mir reinholen? Ich versteck dich auch vor meinen Eltern, aber der Abend war so kurz.“ Wie konnte ich bei ihrem Schmollmund nein sagen? Also bellte ich und lief ein paar wenige Schritte nach hinten, um ihr klar zu machen, dass ich springen wollte. Sie verstand und trat in ihr Zimmer. Ich nahm Anlauf und sprang durch das Fenster in ihr Zimmer.
Dort saß sie auf ihrem Bett und tätschelte neben sich, damit ich zu ihr komme. Ich nahm das Angebot an, lief hinüber zu ihr, sprang auf das Bett und rollte mich neben ihr ein. Sie streichelte mir über das Fell und kraulte mich an den Ohren. Wie sehr ich es liebte, wenn sie das tat. Sie legte sich hin. Ich kuschelte mich an sie, damit sie gut schlafen und ich sie betrachten konnte. Sie schloss ihre Augen und nach wenigen Minuten war sie eingeschlafen. Ich lag bis zum Morgengrauen als Wolf neben ihr und kuschelte mich an sie. Bis die Sonne aufging und mir meinen Körper wieder gab. Und nein, es ist nicht so wie jeder denkt, dass die Klamotten dabei zerrissen werden. Okay bei nur Werwölfen schon, bei mir Hybrid nicht, warum das so war, wusste ich nicht. Ich wusste nur, dass es sehr viel praktischer war.
Ich legte ihr nun meinen Arm unter den Kopf und schaute ihr weiterhin zu, wie sie schlief. Sie wirkte so friedlich. Sie kam immer näher an mich heran. Ob sie wohl von mir träumte? Ich musste wohl warten, bis sie aufwachte, um herauszufinden, wovon sie geträumt hatte.



Geschichten



Als ich am nächsten Morgen erwachte, fühlte ich mich so wohl wie noch nie. Ich hatte seelenruhig neben ihm geschlafen und mich an ihn gekuschelt, die ganze Nacht und er hatte nichts dagegen einzuwenden. Ein wunderschöner Gedanke. Anscheinend mochte er mich doch wirklich, so wie ich ihn. Ich konnte den Abend vorher immer noch nicht fassen. Er hatte gesagt, er könne ohne mich nicht mehr leben. Außerdem hatte er sich mir als Wolf gezeigt und war nicht davongelaufen, sondern war sogar über die Nacht bei mir geblieben.
Meine ganze Freude über diesen, am Ende doch noch gelungenen Abend, verblasste, als ich mich umsah und merkte, dass er nicht mehr da war. Wo war er hingegangen? Während ich schon beinahe anfing zu weinen darüber, das er gegangen war, kam er durch die Tür so anmutig, wie nur er es konnte und das obwohl er ein übermäßig volles Tablett bei sich trug. Er setzte sich neben mich auf die Bettkante und stellte mir das Tablett auf die Knie, dann beugte er sich vor und gab mir einen Kuss auf die Stirn und flüsterte: „Für dich mein Engel.“
Wie süß er doch ist, dachte ich, so für mich, bevor ich erwiderte: „Wieso flüsterst du?“
Doch noch bevor er was sagen konnte, rannte er in übermenschlicher Geschwindigkeit in meinen Schrank und sagte nur leise: „ Deine Eltern.“
Gerade, als er die Schranktüre zugemacht hatte, klopfte es an meiner Zimmertür.
„Herein.“
„Guten Morgen mein Schatz, wie …“
Sie brach mitten drinnen ab und ich fragte mich wieso, bis ich merkte, dass ich vergessen hatte, das Tablett von ihm zu verstecken. Wie dumm konnte ich nur sein!
„Keine Angst meine Kleine, ich bin dir nicht böse, das nächste Mal sagst du mir aber vorher Bescheid, wenn er hier übernachten will. Er kann nun ruhig aus seinem Versteck kommen, bevor er noch keine Luft mehr bekommt.“ Sie sagte es leicht belustigt, dass ich wusste, dass es an ihn gerichtet war. Kaum hatte sie ausgesprochen, trat er neben sie und reichte ihr seine Hand. „Lars Mathews, Mam. Freut mich Sie kennenzulernen.“
„Freut mich auch. Du kannst mich Meggy nennen. Ich lass euch Turteltäubchen mal wieder allein, wenn ihr was braucht, ruft nach mir.“
Ich saß mit offenem Mund da und dachte nur: Was war bloß mit meiner Mutter passiert? Wer war das und was hatte sie mit meiner Mutter angestellt?
Was für ein verrückter Tag!
Mein Rafael setzte sich derweil wieder neben mich und reichte mir ein Brötchen, damit ich endlich anfing zu frühstücken. Ich bot ihm auch etwas an, aber er lehnte ab. Er schaute mir lieber die ganze Zeit zu, wie ich alles verschlang. Zwischen drinnen sagte ich dann aber: „Erzähl mir doch noch etwas von dir, während ich hier Frühstücke, ja?
Kaum hatte ich es gesagt, begann er damit, mir aus seiner Vergangenheit zu erzählen, während ich aß und nur ab und an was fragte.
Er erzählte mir von seiner Heimat in Rumänien, seinen ehemaligen Freundschaften, auch zu geschichtlichen Berühmtheiten, seinen Eltern und zu seinen von mir erfragten Liebschaften. Er sagte nur er habe nie jemanden geliebt bis er mich traf. Früher in seiner Zeit wollte man ihn zwar verheiraten aber da seine Eltern verstarben erübrigte sich für ihn dieses Problem wieder. Er sagte aber auch, dass das Mädchen, dass er hätte heiraten sollte, von ihm mehr als angetan war und mehr als nur wütend war, als er nicht mehr für sie bestimmt war. Ich fand das alles etwas verrückt, schließlich wurden sie sich versprochen, als KINDER. Er war schließlich erst acht, als seine Eltern starben. Eine echt verrückte Zeit! Ich war mehr als froh, dass er hier saß und dieses Mädchen ihn nicht bekommen hatte. Sie hörte sich nach einem sehr besitzergreifenden und nicht gerade freundlichen Mädchen an. Auch ihr Name wirkte nicht gerade freundlich gesinnt: Indira Ivanovic. Naja, wenn er sagte, ich bräuchte mir keine Sorgen machen, dann tat ich das auch nicht, aber was ist, wenn er sich irrte und sie doch immer noch nach ihm trachtet und es nicht vergessen hat, nur weil sie Kinder waren?
Fragen über Fragen, ich musste wohl abwarten, was wirklich eintreten würde.

Als er fertig erzählt hatte und ich ihm lauter unwichtiges Zeug über mich erzählt hatte, was er wissen wollte, sprang er plötzlich auf und meinte: „Was hältst du von einer kleinen Reise?“
Ich sah ihn fragend an: „Wohin und wie, wir haben nur heute und morgen Zeit, dann haben wir wieder Schule?“
„Lass dich überraschen mein Engel.“ Wie konnte ich ihm den Wunsch ausschlagen, wenn er mich so anlächelte. Also ließ ich mich von ihm „entführen“. Ich sagte meiner Mutter nur, dass wir über das Wochenende was unternehmen würden. Dann fuhr er mit mir schon zum nächsten Flughafen. Noch bevor ich was erwidern konnte, saß ich mit ihm im Flugzeug nach nirgendwo. Er wollte mir nämlich einfach nicht sagen wohin unsere Reise ging.

Nach einer Weile war ich wohl eingeschlafen, denn als ich erwachte, fand ich mich in seinen Armen auf einem mir unbekannten Sofas wieder. Ich rappelte mich etwas schlaftrunken auf und schaute mich um. Das Zimmer wirkte sehr … wie konnte man es beschreiben … antik? Ja das traf es wohl, ein bisschen zumindest. Ich schaute umher und konnte einfach nicht erraten, wo er mich hin verschleppt hatte.
„Und was sagst du?“, fragte er mich.
„Ich sage: wo bin ich hier?“
„Du bist in meinem wahren Zuhause.“
Ich machte große Augen. Sein wahres zuhause, aber dann waren wir ja in RUMÄNIEN. Er hatte mich allen Ernstes hierher gebracht? Er war verrückt geworden, das stand außer Frage.

Er führte mich also den ganzen Tag lang quer durch Rumänien und zeigte mir alles, was er aus seiner Kindheit mir mitteilen und bildlich veranschaulichen wollte.
Abends gingen wir im Wald spazieren, als plötzlich eine schwarze Gestalt mitten auf dem Weg vor uns stand. Er sah es anscheinend auch, denn er zog mich hinter sich, als wir näher heran kamen.
„Du hier? Na so was aber auch, ich hätte nicht damit gerechnet, dich hier je wieder zusehen.“
Wer war sie bloß, das sie dachte, sie konnte so mit ihm sprechen? Ich merkte, wie er sich verkrampfte, als er sagte: „Wieso sollte ich nicht wiederkommen, Indira, es ist schließlich meine Heimat.“
Sie war Indira?
Oje, das konnte ja was werden.
„Wie ich sehe hast du dir ein Leckerli mitgebracht.“
„Es reicht Indira! Was willst du?“ Er sagte das so laut und gereizt, dass ich ihn fast nicht wieder erkannt hätte.
„Nun darf ich nach all den Jahren, die ich dich nicht gesehen habe, nicht mal wieder mit dir reden? Bitte um Verzeihung.“ Sie sagte das so sarkastisch, wie alles zuvor bereits.
Ich hasste sie jetzt schon.
„Lass mich in Ruhe Indira, du weißt, wie ich zu dir stehe. Wir sind hier fertig! Verschwinde endlich und lass uns in Frieden!“
„Natürlich wie könnte ich auch anders. Tut mir Leid euch belästigt zu haben. Ich hau sofort ab, du siehst mich ganz sicher nie wieder.“ Dann war sie weg. Während er ihr noch zurief: „Du verlogene Schlange!“ Daraufhin hörte man nur noch ein kichern.
Im nächsten Moment hatte er mich auf seine Arme genommen und war mit mir zum Flughafen gerannt. Wir flogen zurück. Er sagte nichts. Als wir bei mir ankamen setzte er mich ab und war im Begriff weg zu fahren.

„Bitte kannst du nicht bei mir bleiben? Sie hat mir ganz schön Angst eingejagt und ich weiß nicht ob ich so schlafen kann?“
Wie viel mich dieses Geständnis nur kostete…
Er schaute erst skeptisch, dann lächelte er: „Na gut, ich will ja schließlich nicht, dass mein Engel Alpträume von so jemandem bekommt.“ Er stieg aus und rannte ums Haus und war im nächsten Moment schon längst in mein Zimmer geklettert, bevor ich überhaupt die Haustüre erreichte.
Ich lief also schnurr stracks nach oben in mein Zimmer, wo er im Bett schon auf mich wartete.
Ich lief hinüber ins Bad, zog mich so schnell ich konnte um und ging in mein Zimmer zurück.
Nur zu gern legte ich mich zu ihm in seine Arme.
Kaum lag ich in diesen war ich, nach kurzer Zeit, bereits eingeschlafen.
Es war wieder der peinlich schöne Traum von gestern. Mein Unterbewusstsein wünschte sich anscheinend nichts mehr, als das er mich küsste. Ansonsten würde ich nicht ständig davon träumen und mit diesem wunderschönen Traum verbrachte ich meine Nacht in seinen warmen Armen.


Ablenkungen



Die darauf folgenden Wochen verbrachte er fast jede Nacht bei mir. Wenn er es mal nicht tat, weil ich ihn zum Jagen fortscheuchte, plagten mich Albträume der übelsten Sorte.
Sie handelten eigentlich nur noch von einem…von Indira, wie sie meinem Rafael weh tat und das auf grauenvollste Art und Weise. Immer wenn ich jedoch das Thema Indira ansprach, kam er auf Ideen wie: „Komm lass uns doch ins Kino gehen.“ Oder „Lust ein wenig an den Strand zu fahren?“ Je mehr Zeit verging, desto mehr glaubte ich, das er befürchtete meine Träume könnten Vorhersagen sein und er müsse was dagegen unternehmen, das ich mir Sorgen um ihn machte und so verschleppte er mich immer wieder aufs neue und suchte immer wieder eine neue Ablenkung für mich. Eins musste ich ihm dabei lassen! Er schaffte es immer wieder, mich auf andere Gedanken zu bringen. Und so geschah es, das Indira immer mehr in den Hintergrund von meinen, als auch von seinen Gedanken rückte. Was sich später als fataler Fehler erweisen sollte.

An einem schönen Samstagmorgen weckten mich die warmen Sonnenstrahlen. Ich stand auf und lief zum Fenster, um die Wärme auf meiner Haut zu spüren, als ich angenehm weiche Lippen auf meinem Nacken spürte. Mein Rafael. Er küsste mir den Nacken solange bis ich das Gefühl hatte, ich würde vor Schwindel jeden Moment zusammenbrechen. Ich fühlte mich mit ihm so wohl. Besonders wenn ich ihn auf meiner Haut spüren konnte. Sie fühlten sich so angenehm an, seine Berührungen. Er bewegte seine Nasenspitze an der Senke meines Halses entlang, während seine Finger über meinen Arm streichelten. Ja, ich fühlte mich pudel wohl in seiner Nähe und konnte es nie ertragen, wenn er losließ, nicht einmal, um mich mit seinen wunderschön tiefblauen Augen anzuschauen. So wie er es jetzt wieder tat. Er stand nun vor mir und schaute mir in die Augen und lächelte mich an. Nichts weiter und doch setzte mein Herz für den Bruchteil einer Sekunde aus.
„Ich hab heute was vor. Was hältst du davon, wenn ich mit dir wieder an unseren hübschen Ort im Wald gehe? Bei dem schönen Wetter ist es da noch viel schöner.“
„Liebend gerne Rafael.“ Kaum hatte ich das gesagt, hatte er mich schon bei der Hand genommen und war mit mir zu UNSEREM Ort gerannt. Er war so schön wie eh und je. Doch durch die bloße Anwesenheit von Rafael wirkte es nur halb so schön. Er raubte mir immer wieder den Atem und nichts konnte dies wohl je über treffen. Oder vielleicht doch?

„Schließ die Augen.“
Dies sagte er zu mir, als wir bereits den ganzen Tag mit schwimmen und rumtollen an unserem Ort verbracht hatten. Wir saßen nun auf einem Stein Vorsprung oben auf dem Wasserfall.
„Okay, wieso?“
„Lass dich überraschen.“ Sagte er mit einer so rauen und samtweichen Stimme, dass ich nicht anders konnte, als einfach zu gehorchen. Ich schloss meine Augen und wartete ab, was mich erwartete.
Nach einer gefühlten Ewigkeit spürte ich seinen Atem auf meinen Wangen, bevor er schließlich seine Lippen auf meine legte. Der Kuss war leicht wie die Feder eines Vogels und doch lag so viel Gefühl dahinter verborgen, dass ich nicht anders konnte als nach Luft zu schnappen, als er zu Ende ging. Ich wollte nicht, dass er aufhörte ich liebte seine Berührungen und diese übertraf alle bisherigen. Bevor er mit seinem Kopf weggehen konnte drückte ich meine Lippen wieder auf seine um ihm zu zeigen, dass ich noch nicht aufhören wollte.
Er verstand auch ganz ohne Worte, was ich mir von ihm wünschte. Darin war er mittlerweile Profi geworden. Er legte also seine Lippen wieder auf meine und verinnigte den Kuss diesmal. Ich spürte, wie er im Anschluss daran meinen Hals liebkostete.
Er küsste mich und hörte einfach nicht mehr auf damit! Auf die Stirn, auf die Wangen, auf den Mund und den Hals entlang.
Nachdem ich irgendwann fast schon keuchend neben ihm saß und mich an ihn lehnte, damit ich nicht umfiel, legte er seinen Arm um mich und streichelte mir über meine Wange.
„Ich Liebe Dich Lilly.“
Wie ich es liebte, wenn er das sagte.
„Ich Dich auch Rafael.“

Als wir dann abends zusammen in meinem Bett lagen, war ich so ausgelaugt, das ich mich sofort an ihn schmiegte, meinen Kopf auf seine Brust legte und hörte wie er vor sich hin summte. „Was ist das?“ fragte ich mit hochgezogener Augenbraue.
„Ich hab es für dich komponiert eine Melodie zum Einschlafen für dich. Damit du immer gut schlafen kannst, auch wenn du mal Albträume hast.“
Ich war so gerührt, das ich nicht anders konnte, als ihn überschwänglich zu küssen.
„Danke.“
Nach wenigen Minuten mit seiner wunder schönen Melodie im Ohr, war ich schon ins Land der Träume entglitten.

In diesen Tagen dachte keiner mehr an Indira und ihre Worte. Ich dachte nur noch an die wunder schönen Momente und Dinge mit meinem Rafael.


Impressum

Texte: Alle Handlungen, Charaktere und Co. aus diesem Buch gehören mir und unterliegen meinem Copyright!!!!gehört der Autorin © Ren11
Tag der Veröffentlichung: 10.01.2011

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