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Nachruf auf Herrn Ludwig Rinnstein


Nachruf
auf Herrn Ludwig Rinnstein

Wir stehen hier und heute an dem Ein - Euro Sarg des Herrn Ludwig Rinnstein.
„Die Anschaffung des Sarges wäre gewiss im Sinne des Verstorbenen gewesen. Der von uns Dahingeschiedene war ein Geizhals und Schnäppchenjäger vor dem Herrn. Das Motto seines beschissenen Lebens war: `Geiz ist geil und ich bin doch nicht blöd und bezahle mehr als ich muss.´
Ihm war es völlig egal, dass er, nur um ein paar Cent zu sparen, mit seinem Mercedes Diesel kilometerweit durch die Lande fuhr und dabei die Umwelt verpestete. Geizig war er schon, aber auch dumm, denn der Sprit war teurer als manches Schnäppchen. Aber er liebte sein Auto über alles und da kam es ihm nicht darauf an, dass der Sprit immer teurer wurde.
Auch war es ihm völlig egal, woher die billige Ware kam, und wie stark sie mit Giften belastet war. Auch war es ihm scheißegal, wie viele Kinder in den armen Ländern sich den Rücken für seine Schnäppchen krumm machten und ihre Gesundheit und Kindheit aufs Spiel setzten.
Er machte sich keine Gedanken darüber, dass durch seinen Billigwahn ganze Landstriche verwüstet wurden und das Trinkwasser durch die giftigen Chemikalien nicht mehr brauchbar war.
Manchmal wunderte er sich, das er von den Ein - Euro Unterhosen ausgerechnet an der Stelle, die für sein Vergnügen und zum Wasser lassen da war, einen juckenden, eitrigen Ausschlag bekam.
Er machte dann die Aussiedler und Asylanten und Kanaken, die in seinen Augen die Krankenkasse plündern, dafür verantwortlich, dass er die teure Salbe von nur 3.Euro 99 gegen den Juckreiz selber bezahlen musste, weil sie von der Krankenkasse nicht bezahlt wurde.
Seine Putzfrau Olga aus Polen und sein Gärtner Oleg schufteten schwarz in seiner Villa für 2.50 die Stunde.
Das Fleisch und die Lebensmittel durften bei ihm auch nicht viel kosten.
Massentierhaltung, Legebatterien, Gammelfleisch, Rinderwahnsinn und Pestizide interessierten ihn nicht.
Aber im Urlaub sparte Herr Ludwig Rinnstein nicht, da war er in seinen Augen sehr großzügig. In Thailand ist aber auch alles billig und alles vom feinsten, alles inklusive, das wusste er.
Da buchte er für den ganzen Urlaub junge Mädchen, die kaum älter als seine Töchter waren. Für die haute er schon mal 50 Euro auf den Kopf.
Skrupel kannte der Dahingeschiedene nicht.
Denn er meinte „von meinen fünfzig Euro lebt schließlich die ganze Familie der jungen Dinger ganz gut.“ Seine Ansicht war, wenn die meine 50 Euro nicht hätten, hätten die gar nichts.
Kurz vor seinem Tod nahm er sich eine junge Thailänderin mit nach Deutschland und machte sie zu seiner Frau.
Denn in Thailand durfte Herr Rinnstein nicht mehr einreisen.
Er wurde in einem Hotel mit einem Kind erwischt.
Er sparte sich durch seine Heirat die Reise nach Thailand und das Geld für den Puff. Seine Putzfrau Olga hat er auch gleich rausgeschmissen.
Aber den Gärtner hat er behalten, sehr zur Freude seiner jungen hübschen Frau.
Aber bevor Herr Ludwig Rinnstein so richtig in den Genuss seines Deals kam, verstarb er plötzlich und unerwartet
Wir wissen nicht genau, woran Herr Ludwig Rinnstein gestorben ist.
Eine Obduktion ergab jedoch, dass sein Körper total vergiftet war.
Es wurden so viele Schadstoffe nachgewiesen, dass man ernsthaft überlegt hat, ihn auf einer Sondermülldeponie zu entsorgen.
Wir nehmen heute Abschied von Herrn Ludwig Rinnstein, dessen Lebensinhalt die Schnäppchenjagd war.
Wir sind nicht traurig darüber, dass es einen Rinnstein weniger auf der Welt gibt. Denn von der Sorte der Rinnsteins gibt es leider noch zu viele.

Amen

Impressum

Texte: Copyright Renate Laufs
Tag der Veröffentlichung: 10.04.2012

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