Es war einmal ein innerer Schweinehund, ein Untier von furchteinflößender Gestalt, der fletschte gerne die Zähne und knurrte dazu missmutigst, so dass sich viele vor ihm fürchteten.
Sein Herrchen aber hatte ihm eine gemütliche Hundehütte gezimmert, in der er dann meist faul herumlag, den Blicken, die sich hätten an ihm erschrecken können, verborgen und seinerseits sich die Zeit mit der Beobachtung derer, die draußen vorbei zogen, vertreibend. So waren die Jahre vergangen, und der Schweinehund allmählich ganz zahm geworden - und milde gestimmt vom täglichen Anblick der Macken und Fehler derer, die da stets einen ängstlichen Bogen um seine Hütte schlugen.
Schade nur, dass auch die Frauen, die sein Herrchen ab und zu von seinen Streifzügen mitbrachte, sich vor ihm fürchteten, denn der Schweinehund mochte kaum etwas lieber, als von einer sanften Frauenhand an den diesbezüglich empfindlichen Stellen gekrault zu werden. Und immer, wenn wieder Eine erschauderte ob der blutunterlaufenen Schweinehundaugen, von denen sie sich aus dem dunklen Hundehütteinnern heraus angestarrt fand, dann beeilte sich sein Herrchen, der ihm das Vergnügen gerne gönnen wollte, zu versichern: "Der beisst nicht, der will nur spielen." Viele freilich wollten dieses nicht glauben, weil's halt ein gar zu abgedroschener Spruch ist. Und überhaupt: Da hätte er schon aus seiner Hütte kommen und sich ihnen in voller Gestalt zeigen, hätte sich vor sie hinlegen und alle Viere von sich strecken müssen, damit sie sich hätten von seiner Harmlosigkeit überzeugen und ihn somit beruhigt anfassen können!
Solches aber wäre nun ihm gegen die Schweinehundehre gegangen:
"Ein Schweinehund - und erst recht ein innerer - ist ein kein Schoßhund!" pflegte er sich zu sagen und so blieb er stets in seiner Hütte liegen und folglich ungekrault. Was er aber damit verschmerzen konnte, dass ja sein Herrchen ihn immerhin heiß und innig liebte.
Denn: Hätte der ihm sonst eine dermaßen gemütliche Schweinehundhütte gezimmert?
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Tag der Veröffentlichung: 17.10.2010
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