Während ich meine Aufzeichnungen zusammenstelle und die Notizen abschreibe, gehen wieder Bilder aus Kairo um die Welt, die Demonstrationen und Ausschreitungen mit Toten und Verletzten zeigen. Kurz vor den Wahlen ist die Stimmung in der Hauptstadt und wohl auch in anderen Städten Ägyptens aufgeladen.
Enttäuschung und Wut machen sich breit, die Hoffnungen nach dem Sturz Mubaraks haben sich vor allem für die Jugend nicht erfüllt.
Aus heutiger Sicht war unser Reisetermin wohl optimal. Die Nachwirkungen der Januar-Revolution schienen überwunden, überall auf unserer Reise wirkte alles ruhig und sicher.
Unser Tagebuch soll weder minuziöse Abläufe des Urlaubs wiedergeben noch einen Reiseführer ersetzen. So finden sich mal kurze Erläuterungen zu Fotos, dann wieder Gedanken zu Erfahrungen und Erlebnissen – viele kleine Erinnerungshilfen: „Weißt du noch...“ Es hätte ein dickes Buch werden können, aber die folgenden Seiten müssen reichen.
November 2011
Vom Hotel zum Schiff
Fünf Uhr aufstehen? - Nein, das wollen wir nicht, wir haben doch Urlaub!
Dieses Argument zieht allerdings überhaupt nicht, da der Bus von Hurghada nach Luxor um 6 Uhr abfährt. Ab vier Uhr gibt es Frühstück für alle Abreisenden und die Ausflügler, die auch nicht ausschlafen dürfen.
Die rund vierstündige Wüstendurchquerung beginnt erst einmal mit einer genauen Registrierung, damit Bus und Gäste nicht in der Einöde verloren gehen. Das machen Busfahrer und Reisebegleiter schnell und routiniert. Die Fahrt durch die urtümliche Gegend ist schon beeindruckend, auch wenn die moderne Straße, die Kommunikationsmittel und die Stromleitungen immer wieder an die Neuzeit erinnert.
Auf dem Parkplatz vor einer Raststätte lassen sich Beduinenfrauen mit Kindern, Eseln und Ziegen von und mit Touristen fotografieren, gegen Geld natürlich. Sie leben angeblich gut davon, machen bei unserer Gruppe aber keine Geschäfte.
Einige Clan-Chefs, ehrfürchtig Scheichs genannt, sollen unglaublich reich sein - wohl nicht durch den Handel mit Kamelen und Ziegen, sondern durch Geschäfte mit Waffen und „Gift“. Keiner fragt nach, was Sayed, unser Begleiter, damit meint. Rauschgift? Heroin? Liegt irgendwie nahe.
Von Qena nach Luxor geht es parallel zum Nil an einem Kanal entlang. An einigen Ortseingängen sind Checkpoints eingerichtet, andere Dorfgemeinschaften haben sich mit selbstgebauten Straßensperren aus Ölfässern und Holz eine Art Verkehrsberuhigung verschafft. Auch zwingen immer wieder Schwellen zum Schrittfahren.
Luxor. Wir fahren quer durch die Stadt. Ein kurzer Blick auf den nach der Stadt benannten Tempel. Dann erreichen wir die Anlegestelle. Dort liegen fünf Schiffe parallel zum Ufer. Wir gehen durch das erste hindurch, vorbei an Rezeption und Lobby. Na, ja. Das zweite Schiff - einigermaßen, das dritte schon besser. Nummer vier und fünf machen einen sehr guten Eindruck. Auf dem letzten, der Grand Rose, werden wir sehr freundlich empfangen. Die Einrichtung ist übertrieben, ja kitschig, aber alles piksauber und gepflegt.
An der Rezeption müssen wir unsere Pässe gegen die Schlüsselkarte für die Kabine „ tauschen“. Warum? Angeblich wegen der Sicherheit, aber wir haben doch einen kleinen Safe im Schrank! Egal.
Die Kabine ist ebenso überladen mit „edlem“ Wurzelfurnier und schweren Stoffen. Aber ansonsten einfach super!!! Zwanzig Quadratmeter groß mit einem riesigen Schrank, geschätzten hundert Schubladen und einem geräumigen Bad (mit Wanne!). Minuten später sind die Koffer da, die wir tags zuvor mit dem Aufkleber des Schiffs und der Kabinennummer versehen haben. Auch das ist alles supergut organisiert.
Das Mittagessen ist erstklassig. Feste Plätze am Sechsertisch, aufmerksame Kellner, ein reichhaltiges und sehr schmackhaftes Büfett. Leckere Weine, Wasser... Wir sind begeistert.
Unsere Gruppe ist von Beginn an die lustigste, die aber auch schon mal ernste Themen diskutiert. Auch wenn wir weder gleichaltrig sind, noch vergleichbare Berufe oder Interessen haben, verstehen wir uns blendend.
Außer uns, die von unserem Reiseleiter den schönen Namen „Sonnenschein“ bekommt, sind an Bord noch mehrere andere Reisegruppen, Engländer und eine Gruppe Skandinavier, insgesamt gut 60 Personen. Das Schiff ist nicht ausgebucht, aber deutlich voller als andere Schiffe, die wir unterwegs sehen.
Tempel und Süßigkeiten
Den Tempel von Karnak, zumindest die Säulenhalle, kennt jeder, der einmal den James-Bond-Film „Der Spion, der mich liebte " gesehen hat. Wir freuen uns auf die erste Besichtigung des Tages, nicht aber, als wir „Weckruf 5:30 Uhr“ an der Informationstafel lesen.
Gut geschlafen, gut gefrühstückt. Es geht um 6:30 Uhr los. Zehn Minuten sitzen wir im Bus, da sind wir schon am Ziel. Das frühe Licht – herrlich! Noch sind kaum Gruppen unterwegs zwischen den gigantischen Mauern und Säulen.
Asaad – unser Reiseleiter legt auf die Unterscheidung zu Assad besonderen Wert – gibt sich unendlich viel Mühe, uns die Perioden und Dynastien, die Götter und Pharaonen näher zu bringen. Er wirkt noch ein wenig verkrampft und oberlehrerhaft. Erst später werden wir ihn auch von der anderen Seite kennen lernen. Er kann nicht nur perfekt organisieren, er hat unglaubliche Geschichtskenntnisse und kann präzise formulieren, aber auch orientalisch verschleiernd darstellen, was er nicht genauer ausdrücken möchte.
Er begleitet uns durch die Anlage, erklärt hier, interpretiert da. Die Hieroglyphen kann er fließend lesen, natürlich in diesem harten Arabisch mit fürchterlich kratzigen Kehllauten! Aber er kann auch die Bedeutung hinter den Zeichen deuten und im kulturellen Zusammenhang erläutern. Uns raucht zum ersten Male der Kopf.
Wir haben noch fast eine Stunde Zeit für eigene Erkundungen, dann fahren wir zu einem „Papyrus-Institut“. Ein junger Mann erklärt uns die Pflanze, die Herstellung des „Papiers“, Malweise und Motive... Und natürlich, wo wir die Bestellnummer und den Preis auf den Ausstellungsstücken finden. Denn wir sollen kaufen, das tun wir nicht. Dafür trinken wir den angebotenen Malventee und besuchen die relativ saubere Toilette.
Wir fahren weiter zum Luxor-Tempel. Dort lernen wir Gemeinsamkeiten und Unterschiede kennen, bis es den ersten von uns zu viel wird.
Munter werden wir, vor allem die Frauen, bei dem vom vielen Berühren schwarzen Phallus des Pharao. Soll bei unerfülltem Kinderwunsch helfen. Niemand aus unserer Gruppe hat anscheinend einen derartigen Wunsch.
Den Schluss unseres Rundgangs bildet ein Besuch der einst drei Kilometer langen Sphingen-Allee.
Eine ältere Dame aus unserer Gruppe macht auf dem Parkplatz eigentlich alles falsch, was man nur falsch machen kann. Sie will aus der Handtasche heraus Süßigkeiten und Kugelschreiber an einige der vielen Kinder verteilen und verursacht damit eine Rangelei, in die erst kleine Kinder, dann deren Mütter, schließlich Jugendliche, Händler, Parkplatzwächter und andere Ordnungshüter verwickelt sind. Jeder will was haben, verkaufen, regeln...
Wir sind uns einig: so erzieht man Kinder zur Bettelei, zum Drängeln und Pöbeln, hält sie vom Schulbesuch ab, weckt Neid und schürt Aggression... Schade. „Gut gemeint“ ist auch hier das Gegenteil von „gut gemacht“. Die anderen aus der Gruppe „Sonnenschein“ belästigt niemand. Ein freundliches No und eine passende Geste reichen, Kinder und Händler auf Distanz zu halten. Das arabische Wort haben wir wieder vergessen, hörte sich irgendwie wie „Fisch - Fluss“ an. Wir brauchen es auch nicht.
Herrliche Ausblicke und ein gesperrter Tempel
Es wird ein ruhiger Tag auf dem Fluss. Es geht von Luxor nach Kom Ombo, eine traumhaft schöne Fahrt mit knapp 20 km/h. Jede Minute eine neue Ansicht, eine andere Perspektive auf Fluss, Land und Leute.
Mal unberührte Natur, dann Bauernland, teilweise sehen wir einen breiten grünen Streifen zu beiden Seiten des Nils, dann wieder reicht die Wüste bis an das Ufer. Kinder spielen am Ufer, baden, winken. Wir beobachten Männer bei der Feldarbeit, Frauen beim Waschen der Kleidung. Auf dem Wasser fahren Boote und Schiffe unterschiedlicher Größe. Die Nussschalen der Fischer, größere Boote, mit denen alles Mögliche transportiert wird, dann aber immer alles überragend die Kreuzfahrtschiffe, vier, fünf Decks hoch. Interessant sind die kleinen Kreuzfahrtsegler mit wenigen Kabinen.
Es scheinen nur wenige Gäste diesen fragwürdigen Komfort genießen zu wollen. Mal zwei, mal vier Personen erkennen wir auf den Sonnendecks. Da ist uns das große Schiff doch lieber.
Die langsamen Fahrten auf dem Nil gehören zu den schönsten Momenten der Reise. Dabei haben die Nachmittagsstunden und die Dämmerung ihr besonderes Licht, ihre eigene Stimmung. Vor allem die Sitzgruppen auf dem Vorderschiff oder die Liegen im mittleren Abschnitt sind bei unserer Gruppe immer wieder Treffpunkte für ein Schwätzchen bei einem Kaffee oder einem Longdrink. Manchmal sitzen wir auch einfach nur so da, schweigen, staunen und genießen.
Wenn allerdings die Schiffe zu dicht hintereinander fahren oder beim Anlegen der Wind falsch steht, stört schon mal der Dieselgeruch. Da gilt es, strategisch günstigere Plätze zu finden. Aber das ist nie ein Problem, immer sind viele Plätze frei.
Die Landschaft gleitet vorbei. Ein schmaler grüner Streifen, dann reicht die Wüste direkt ans Ufer. Später wieder weite sumpfige Abschnitte mit flachen Inseln, große Weiden, viel fruchtbares Ackerland.
Kleine Höfe, große Städte, Brücken, Fabriken, eine Eisenbahnlinie, historische Steinbrüche, Tempel, Grabkammern. Winkende Mädchen und badende Jungen, Frauen, die die Wäsche waschen, und Männer, die mit Pumpen, Tieren oder auch gar nicht beschäftigt sind. Wir können uns nicht satt sehen.
Und abends liegt unser Schiff meist außen in der Reihe der Schiffe mit freier Sicht auf den dunklen Nil und die beleuchteten Städte. Wir werden gerade davon später allen vorschwärmen, die uns nach der Ägypten-Reise fragen.
Um 16:30 Uhr sollen wir den Tempel in Kom Ombo anschauen. Aber daraus wird nichts. An Land herrscht zwar äußerlich Ruhe, aber die Sperrung des Tempels durch aufgebrachte Händler ist Ausdruck eines heftigen Streites zwischen ihnen und den Behörden. Dabei geht es um „the right place“, wo immer der sich befinden mag. Ob direkt an den Tempeln, wie die Verkäufer meinen, oder am etwas entfernteren Nilufer, um den Blick auf die Tempelanlage nicht zu beeinträchtigen. Auch an anderen Stationen werden die Touristen auf dem Rückweg zu Bus oder Schiff geschickt an den Souvenir-Shops vorbei geschleust. Warum soll das hier nicht gelingen?
Unser general manager geht wie die anderen Chefs der Schiffe von Bord, um die Lage zu beruhigen und für uns eine Lösung zu finden. Ohne Erfolg. „Dann sollen sie doch Steine fressen!“ meint Asaad. So emotional haben wir ihn noch nicht erlebt! Die Schiffe legen eines nach dem anderen wieder ab und fahren weiter.
Heute wird uns das „wichtige“ Personal vorgestellt. Irgendwie merkwürdig, wenn der Manager, sein Kapitän, der Restaurant-Chef, die Verantwortlichen für Maschinenraum, Rezeption, Service, für Küche und was weiß der Geier einzeln vorgestellt werden. Leute, von denen zig mal versichert wird, sie würden uns jeden nur denkbaren Wunsch erfüllen. Interessant ist nur, dass der Kapitän Untergebener des general manager ist, nicht oberster Chef an Bord wie sonst auf der Welt.
Schiffe und Boote
Wir haben eine gute, vielleicht die beste Wahl getroffen. Schiff, Kabine, Restaurant, Bar und nicht zuletzt die Crew, alles bestens. Alles ist sehr sauber, alles funktioniert. Und wenn mal nicht, so wie einmal unser Safe, wird es umgehend repariert.
Morgens und abends ist der Roomboy aktiv, während der Ausflugszeit für die Sauberkeit, während der abendlichen Essenszeit für den Spaß. So überrascht er – wie auch seine Kollegen – täglich mit etwas Neuem. Anfänglich ist es noch noch ein einfaches Handtuch-Herz, dann erwarten uns Elefanten, Krokodile, Geister und Gespenster. Köstlich!
Wir sehen häufiger kleine Kreuzfahrt-Segler mit 10, 12 Kabinen. Auf dem Sonnendeck sitzen mal Pärchen, mal vier Gäste, - immer mehr Personal als Gäste. Gut, dass wir die „abenteuerliche“ Kreuzfahrt-Version nicht gebucht haben!
Wir werden heute erstmals und dann noch einmal in Assuan die MS SUDAN sehen, eines der historischen Kreuzfahrtschiffe. Deutlich kleiner, viel Holz und dunkle Farbe. Wir sind uns nicht ganz einig, ob Nostalgie oder Moderne für eine Nil-Kreuzfahrt angemessener sei. Mitreisende berichten von einer kurzen Besichtigung der SUDAN. Sie ist wohl trotz des altertümlichen Flairs ein hochmodernes Schiff.
Auf dem Nil sind dann noch kleine Boote, Fähren, Transportschiffe... unterwegs, aber weit weniger, als wir vom längsten Strom der Erde und der wichtigsten Verkehrsader Ägyptens erwartet hätten.
Genialität und Größenwahn
Was hat eigentlich die „alten“ Ägypter dazu gebracht, fast ihre gesamte Wirtschaftskraft in einen gigantischen Tempel- und Totenkult zu investieren, sich beinahe das ganze Leben mit Tod und Ewigkeit zu beschäftigen?
Gelebt wurde in Bauten aus Holz und Lehmziegeln – vergänglichen Materialien. Gestorben und bestattet aber in Sandstein und Granit – Baustoffe für Jahrtausende.
Und dann dieser Aufwand für die Mumifizierung, für die Ausstattung auf der Reise ins Jenseits, für das Weiterleben im Jenseits.
Wie herrlich diese Kunstwerke, wie unschätzbar wertvoll die Reichtümer, die niemand nach dem Tode der Potentaten mehr sehen oder nutzen sollte – versperrt und versteckt für immer. Wenn es nicht die Räuber und Archäologen gegeben hätte, wobei bei diesen Berufen die Übergänge wohl fließend waren.
Wir finden so recht keine Antworten auf unsere Fragen. Vielleicht denken wir wohl einfach nur anders, heute, Jahrtausende später.
Es ist erschreckend und faszinierend zugleich, was ein Ramses II in seinen 60 Regierungsjahren geschaffen hat. Er, seine Baumeister und Handwerker – und seine Zigtausende von Arbeitern.
Wir bewundern Hatschepsut, die angeblich keine Kriege geführt, aber Expeditionen finanziert hat, die keine aggressive Außenpolitik betrieben hat, dafür sich aber um den Zusammenhalt im Inneren gekümmert hat. Und die vor allem einen Totentempel hinterlassen hat, der sprachlos macht. Lage, Größe, Ausstattung... Wie muss es hier einst ausgesehen haben, als alles noch größer und vor allem bunter war.
Wir lernen, die Unterschiede zwischen idealistischer und realistischer Abbildung zu erkennen und zu deuten. Wie naturalistisch manche Szenen aus Schwarzafrika gestaltet sind, wie „modern“ manche Symbolik des höfischen Lebens anmutet.
Ich mache Hunderte Fotos von Säulen, Obelisken, Reliefs und Malereien. Immer mit dem Gefühl, das noch nicht oder so noch nicht gesehen zu haben und unbedingt festhalten zu müssen.
Asaad erklärt, erläutert, übersetzt, interpretiert mit hoher Kompetenz und unendlicher Geduld. Wir hören meist geduldig zu, dann auch schon mal weg, wenn wir die immer gleichen Namen, Bedeutungen und Zusammenhänge erfahren. Geschichten und Mythen von Göttern und Pharaonen, hundertfach in Stein gemeißelt und bemalt.
Er erklärt uns jede Feinheit in Kleidung, Haltung, Bartwuchs – und die Beinstellung! Den rituellen Marschschritt, immer mit dem linken Bein beginnend, erläutert er an den Statuen von Ramses II. und den anderen kriegsführenden Herrschern. Und deswegen heißt es noch heute: Links, zwo, drei, vier. Was man alles so erfährt...
Mehrere Reliefs von Feldzügen zeigen abgeschlagene Hände, die von Schreibern in Strichlisten aufgeführt und in Haufen geschichtet wurden. Und dann weist uns Asaad darauf hin, dass man wegen Unstimmigkeiten und Mogeleien – schließlich hat man ja zwei Hände – davon abgegangen sei. Also hat man was abgeschnitten, wovon jeder Krieger eben nur einen hat. „Schamglied“, nennt Asaad das. Unsere Schweizer fragen nach. Wir witzeln, dass die wohl kein Deutsch verstehen, und übersetzen etwas drastischer.
Und so sehen wir große Haufen mit abgeschnittenen Pimmeln, in Stein gehauen und mit einer Buchführung, die sicher gegen Manipulation und Betrug ist.
Was man alles so erfährt. Doch will man wirklich so etwas erfahren? Das kriegt man doch nicht mehr aus dem Kopf! Aber wir nehmen es mit Humor, schließlich ist es schon so lange her.
So hat jeder seinen Spaß.
Auch die hübschen Damen des Hofstaats mit ihren spitzen Brüsten und durchsichtigen Kleidern sind nicht nur einst ein echter Hingucker gewesen.
Viele Tempel wurden später auch als christliche Kirchen genutzt worden, einiges ist übermalt, manches auch zerstört worden. Zum Glück aber nicht systematisch und vollständig. So sehen wir Tempel, Kirchen, Moscheen, aneinander und übereinander gebaut, die vorhandenen Flächen, Mauern und vor allem das Baumaterial nutzend. Wir versuchen, dies mehr schlecht als recht in Bildern festzuhalten.
Straßenhändler und Trinkgeldjäger
Zu Beginn ist es schon ein wenig abenteuerlich, durch die schmalen Händlergassen und entlang der Souvenir-Läden zu gehen. Mehr oder weniger originell werden wir zunächst alle 30 Sekunden angesprochen. Man sieht uns wohl unsere Unerfahrenheit an.
Wir lernen schnell, uns bei einem sympathischen Ägypter mal auf ein Schwätzchen einzulassen oder den aufdringlichen Händler mit entschlossener Körpersprache abzublocken. Notfalls hilft ein energisches No!
Wenn es zu eng wird, gehen wir ohne Blickkontakt zu den Händlern und stur gerade aus durch die anstürmenden Verkäuferscharen. Problemlos, es gibt kein Drängeln, keine Rempeleien, kein Nachlaufen oder dergleichen.
Wir merken, dass es ihnen auch auf ein gutes Image ankommt. Sie wissen, dass sich unangenehme Erfahrungen schnell herumsprechen und andererseits Freundlichkeit als Selbstverständlichkeit angesehen wird, egal wie schlecht die Geschäfte gehen.
An einem der Tempel kommt es zwischen einem aggressiv wirkenden Ägypter und seinen Händler-Kollegen zu lautstarken, aber insgesamt harmlosen Rangeleien. Touristen sind in keiner Weise betroffen, vielleicht war aber ein Geschäft mit ihnen der Auslöser.
Tourismus und die damit verbundenen Trinkgelder sind wohl die wichtigsten Einkommensquellen. Überall erwartet man Bakschisch, mal offen fordernd, meist aber versteckt und mit listigen Strategien.
Außerhalb des Schiffes gehen wir auf Geldwechselwünsche – Münzgeld gegen Scheine – nicht ein. Auf der Straße ergaunern sich wohl einige mit dem einen oder anderen Trick ein Zubrot. Sie zeigen Ein-Euro-Münzen, drücken einem aber dann überwiegend ägyptische Ein-Pfund-Münzen in die Hand, die zum Verwechseln ähnlich sind, aber nur umgerechnet nur 12 Euro-Cent wert sind. Wir erfahren von vielen weiteren Tricks. Aber nicht mit uns. Da drücken wir lieber dem Kellner oder dem Zimmerboy zwischendurch was in die Hand. Uns tut es nicht weh und angeblich hängen an jedem Arbeitsplatz in der Tourismus-Industrie noch drei, vier weitere.
Ewige Liebe und zwei Tempel
Heute ist die Nacht bereits um vier zu Ende. Einen schnellen Kaffee und ein Stück Kuchen, das Frühstück aus dem Karton gibt es unterwegs.
Gegen sechs sammelt sich eine lange Reihe von Bussen für die Fahrt durch die Wüste nach Abu Simbel. Wegen der Sicherheitslage ist nur eine Kolonnenfahrt mit bewaffnetem Begleitschutz in jedem Bus erlaubt. Der Soldat strahlt Entschlossenheit aus, macht es sich aber dann bequem und schläft auf seiner Sitzbank ein.
Über der Wüste geht die Sonne auf. Keine Zeit für einen Fotostopp - das ist bestimmt streng verboten. Wir versuchen bei dem Geschaukel irgendwie brauchbare Bilder hinzukriegen. Dann zwingt uns eine Panne - nicht an unserem Bus, sondern am vorausfahrenden Fahrzeug - doch zu einem Halt. Nach einer halben Stunde heißt es zusammenrücken, die Fahrgäste der anderen Gruppe kommen zu uns, und nun fahren wir allein dem Konvoi hinterher.
Ohne Rast geht es nach Abu Simbel. Wir bedienen uns aus dem reichhaltigen Frühstücksangebot, allerdings verzichten wir auf den Honig und den Schmierkäse, hier ist das Kleckerrisiko doch zu groß. Die meist noch halbvollen Frühstückspakete finden übrigens nach der Rückkehr an der Anlegestelle dankbare Abnehmer.
9:30 Uhr bis 11:30 Uhr Abu Simbel. Einführungsvortrag durch Asaad, freies Erkunden der beiden Tempel, Spaziergang zurück zum Bus. Das war's.
Wir sind gleichermaßen überwältigt und enttäuscht. Überwältigt von den riesigen Statuen und den beeindruckenden Kammern, der ausgeklügelten Anlage des Allerheiligsten.
Wahnsinn,was hier ein bauwütiger Ramses II für sich und seine Gemahlin Nefertari hat schaffen lassen. Welch ein Denkmal, für (s)eine Frau und Hathor, die Göttin der Liebe!
Wir sind enttäuscht, weil es in den Sälen und Kammern so voll und die Luft stickig ist. Aber wir sind einfach zu spät dran. Wir überschlagen: 25 große, 20 kleine Busse, vielleicht 1000 Besucher. Und alle wollen gleichzeitig in die kleinste Kammer – meinen wir jedenfalls.
Während der Rückfahrt sehen wir im Bordkino eine DVD über die Verlegung des Tempels, als nach Errichtung des Staudamms das Wasser im Nassersee stieg. Auch das eine Meisterleistung, unter anderem von Hochtief aus Essen. Dass dabei ein Messfehler das Datum des Lichteinfalls ins Allerheiligste um einen Tag verschoben hat, ist nur ein Schönheitsfehler.
Tafelberge, unbesetzte Check Points, gammelige Raststätten – die Landschaft fliegt an uns vorbei. Sogar eine fantastische Fata Morgana sehen wir.
Das Verhältnis von Aufwand und „Ertrag“? Darf man das überhaupt fragen? 85¤ pro Person und eine stundenlange Busfahrt auf der seinen Seite, der Anblick einer der gewaltigsten Sehenswürdigkeiten der Menschheitsgeschichte auf den anderen... Die Meinungen reichen von „Muss nicht sein.“ bis „Unbedingt besuchen!“
Am Nachmittag steht der Botanische Garten auf dem Plan. Die Sammlung der Bäume und Sträucher, die die Engländer überall in ihrem Weltreich zusammengesucht und hier angepflanzt haben, erscheint uns weniger beeindruckend als der Sonnenuntergang hinter den kahlen Bergen. Spaß auf ihre Art haben auch die Jungs, die in winzigen Nussschalen oder einfach auf Brettern zwischen den Ausflugsbooten herumpaddeln.
In der Dämmerung schimmert der Palast des Aga Khan herüber, er wusste offensichtlich, wo man gut leben konnte. Ein langer und dann doch noch wunderschöner Tag geht zu Ende.
Obelisk und Sonnenbrille
Wieder geht es am Morgen sehr früh zum Bus und dann nach Assuan zum historischen Steinbruch. Heute sind wir aber die erste Gruppe!
Der unvollendete Obelisk ist das Prunkstück dieser Ausgrabungsstätte. Rosengranit nennt man hier den unglaublich harten und ebenso schönen Baustoff, aus dem alle Obelisken und viele Statuen des Alten Ägypten gefertigt wurden. Nur musste dieses Vorhaben hier aufgegeben werden. Es sollte eigentlich mit 42 Metern der höchste und mit fast 1200 Tonnen Gewicht der schwerste Steinpfeiler werden.
Und dass alles nur, um die Heldentaten eines macht- und prunksüchtigen Herrschers oder einer Pharaonin für die Ewigkeit in Stein festzuhalten.
Dumm gelaufen, dass dieser Stein einen Sprung hatte und das Ganze nach Monaten schwerster Arbeit wieder aufgegeben werden musste. Auch die geplante Verkleinerung hätte nach Ansicht der Baumeister nichts gebracht, die natürliche Ader im Gestein hätte sich spätestens beim Aufstellen des Obelisken verhängnisvoll ausgewirkt. Aber so sehen wir heute an den gut sichtbaren Spuren, wie vor Jahrtausenden ohne Sprengstoff riesige Monolithen aus dem gewachsenen Fels herausgebrochen und ohne Metallwerkzeug bearbeitet wurden.
Eine aus unserer Gruppe hat sich auf ihre alte Sonnenbrille gesetzt und braucht eine neue. Allein traut sie sich nicht im Basar zu handeln. Aber zu sechst machen wir das gerne. Nach langem Hin und Her ersteht sie eine für 12 ¤, für die der Händler anfangs astronomische 45 ¤ verlangt hat. Und bei dieser wirklich schicken Brille mit hoffentlich zutreffenden Hinweisen auf umfassenden UV-Schutz haben wohl beide Seiten ein gutes Geschäft gemacht. Keine Angst vorm Handeln! Wir bekommen Spaß daran.
Wir fahren mit dem Boot zum Philae-Tempel. Auch diese Anlage wurde in den sechziger Jahren vor dem steigenden Wasser des Nasser-Sees gerettet.
Schon die Anfahrt ist ein tolles Erlebnis, wenngleich der Motor des kleinen Bootes wohl nicht alle Umweltauflagen erfüllen dürfte. Der Tempel ist herrlich gelegen, eher klein und übersichtlich. Hier sind die Reliefs besonders fein und eindrucksvoll ausgearbeitet.
Wir sind fast allein, und Asaad hat wieder Zeit und Ruhe, detailversessen die Besonderheiten zur Baugeschichte zu erklären.
Zurück fährt ein schüchterner Junge mit uns, angeblich 12 Jahre alt. Er hat eine kleine Auswahl gehäkelter Mützen dabei. Nicht nur wir kaufen dem sympathischen Kerlchen für einen Euro und ohne zu handeln eine ab.
Es ist fast Mittag, als wir zu einem „Nubischen Parfüm-Institut“ fahren. Geschickt werden rund 50 Auszüge und Mischungen von ätherischen Ölen präsentiert. Einige kaufen Parfüm und Massageöl zu angeblichen Schnäppchenpreisen. Wie immer sind für alle ein leckeres Getränk und eine saubere Toilette das Wichtigste an diesem Stopp.
Wir verbringen einen wunderschönen Nachmittag auf dem Sonnendeck. Später ist für uns ein landestypisches Büfett angerichtet und anschießend beginnt der orientalische Abend.
Die Tempel von Kom Ombo und die Schleuse von Edfu
Wir sind die einzigen deutschen Gäste, die noch nicht genug haben von alten Steinen und mysteriösen Hieroglyphen.
So macht sich nur eine kleine Gruppe um sieben Uhr auf, Kom Ombo zu besuchen, die Station, die wir wegen der Händlerblockade vor Tagen nicht betreten konnten. Jetzt ist die Tempelanlage (fast) menschenleer, die Händlergasse (fast) totenstill. Einsicht oder Druck haben ihre Wirkung gezeigt.
So genießen wir die Besichtigung der Anlage mit zwar ähnlichen und doch wieder ganz anderen Säulen, Kammern, Reliefs, Bemalungen...Hier wurde einst Sobek verehrt, der Krokodil-Gott, dessen irdische Exemplare nach ihrem Tode einst sogar mumifiziert wurden. Am Ende des Rundgangs erfahren wir, dass die Mumien im neu erbauten Museum lagern – wunderbar - , welches aber „leider noch nicht eröffnet“ sei. Ich möchte Asaad am liebsten den lebenden Nachfahren dieses Gottes zum Fraße vorwerfen! Das hat er doch gewusst und nur vermeiden wollen, dass wir alle ausschlafen würden.
Egal, die Krokodilabbildungen sind sehr schön, obwohl Gott Sobek eher wie eine Figur aus dem Kasperletheater wirkt. Der Kalender wird erst durch Asaads Erklärungen interessant, die farbigen Bemalungen sind auch für sich beeindruckend.
Am späten Vormittag legt die MS Rose in Richtung Luxor ab. Der Wind ist heute noch heftiger als gestern, es ist dadurch an Deck trotz der Hitze recht frisch.
Um halb elf ist ein Besuch beim Kapitän auf der „Brücke“ und im Maschinenraum angesagt. Der Kommandostand ist eher bescheiden. Angeblich hat das Schiff alle modernen Navigationsmittel, der Kapitän aber fährt „mit seinen natürlichen Augen“, wie Asaad übersetzt. Er fährt seit 43 Jahren auf dem Nil, seit über zwei Jahrzehnten als Kapitän.
Statt des angekündigten Maschinenraumes besichtigen wir dann die Küche. Sie ist überraschend geräumig, gut aufgeräumt und peinlich sauber. Es gibt getrennte Räume für die eigentliche Küche, die Bäckerei und die Fleischerei, Kammern für die Gemüseputzer und die Tellerwäscher. Und dann sind da noch die Wäscherei sowie weitere Vorrats- und Aufenthaltsräume. Hier arbeiten ein Chefkoch, zehn Köche und acht Spülkräfte, ausnahmslos Männer. Frauen gibt es nicht unter dem Personal. Aber das galt doch auch bei uns in der Christlichen Seefahrt bis vor kurzem: Frauen an Bord bringen nur Unglück.
Einer unserer Urlaubsfreunde zeigt sich hartnäckig-interessiert an einer Besichtigung des Maschinenraums und erreicht tatsächlich für uns beide einen Gang in das heiße Herz des Schiffes. Gegen ein Schweigeversprechen gegenüber den anderen Gästen führt uns der general manager persönlich nach Unterdeck, erklärt in einfachem Englisch, was er über die Maschinen weiß.
Mit Helm und Gehörschutz ausgestattet bewundern wir pflichteifrig die drei Maschinen, von den auch nachts immer eine zur Stromerzeugung läuft, die beiden Generatoren und die Kühlaggregate. Über das Trinkgeld freuen sich Ingenieur und seine acht Leute offensichtlich sehr.
Am Nachmittag erreichen wir die Schleuse von Esna und beobachten, was für unsere Schweizer ein nettes „Spektakel“, für die Händler ein harter Kampf um ein wenig Umsatz bedeutet. Zwei Euro für ein Handtuch, einen Euro für einen dünnen Schal...
Schon von weitem sehen wir sie in kleinen Booten heranrudern und ihre Hand- und Tischtücher, Schals und Kaftane anbieten. Sie werfen mit großem Geschick und noch mehr Kraft ihre Waren in Plastiktüten an Bord, auf Rückgabe der Ware oder – noch besser – auf Bezahlung hoffend. Alles geht gut, nur einmal landet in einer Plastikflasche zurückgeworfenes Geld im Wasser. Ein Sprung des sehr korpulenten Händlers in den Schleusentrog - und die Einnahme ist gesichert.
Auch während der Schleusenfahrt geht der Handel weiter, diesmal von oben nach unten. Nach einer guten halben Stunde sind Handel und Körpereinsatz beendet. Ob es sich gelohnt hat?
Grande Finale in Theben West
Wiederum geht es bereits um sechs Uhr los. Das heißt kurz vor fünf aufstehen, wenn man noch ordentlich duschen und ausgiebig frühstücken will. Tal der Könige - gleich die für heute erste Station gilt als einer der Höhepunkte der ganzen Reise. Mitreisende, die schon mal hier waren, erzählen von früheren und sehr beschwerlichen Besichtigungen. Es scheint sich aber in den letzten Jahren viel getan zu haben.
Erst geht es mit dem Boot auf die andere Seite, dann weiter mit dem Bus und schließlich mit einem elektrisch betriebenem Gefährt fast bis an die wichtigsten Gräber heran. Wir bekommen gute Tipps, welche Gräber sich lohnen, wo diese liegen und welche Reihenfolge sinnvoll ist. Wir besuchen erst einmal Tutanchamun, also seine Mumie und die Grabkammer. Die Schätze dieses bei der Entdeckung unberührten Grabes liegen alle in Kairo, wenn sie nicht gerade irgendwo auf der Welt auf Tournee sind.
Wir sind zu viert und die einzigen, die den zusätzlichen Obolus von je zwölf Euro für die Besichtigung von „Tut“ ausgeben wollen. Ist ja eigentlich Halsabschneiderei, aber egal. So sind wir allein in der Anlage, was der Grabwächter gleich für ein Zusatzgeschäft nutzen will. Bärbel als die schlankste unter uns fordert er auf, sich durch das Absperrgitter zu zwängen, um einen Blick in die dunkle und leere Schatzkammer zu werfen. Eine Taschenlampe hat er zweckmäßigerweise auch gleich zur Hand. Mit großer Geste und scheinbarer Aufregung rennt er zwischen uns und dem Zugang hin und her. Verschwörerisch flüstert er immer wieder: Secret! Dabei legt er den Finger auf den Mund und grinst konspirativ. Natürlich erwartet er ein Bakschisch für seine bestimmt streng verbotene Sonderbehandlung.
Mit großem Palaver und Schulterklopfen werden wir verabschiedet. Seine Vorstellung ist beinahe spannender als die Besichtigung der Grabkammer. Wenn der Sarkophag nicht so schwer wäre, hätte er den wohl auch noch verscherbeln wollen.
Schade nur, dass überall im Tal der Könige strengstes Fotografierverbot herrscht. Fotoapparate und Videokameras werden sogar eingesammelt und entweder beim Busfahrer oder spätestens am Kassenhäuschen hinterlegt.
Warum eigentlich? Schadet das Blitzlicht wirklich den mineralischen Farben? Dann doch wohl eher Wärme und Schweiß von täglich Tausenden von Besuchern. Aber wir haben ja eine CD mit unendlich vielen Ägypten-Fotos. Nur davon macht man keine Abzüge, das sind ja keine „eigenen“ Bilder.
Wir besuchen dann noch die Gräber von Rames I, III und IV. Grandios alle drei, aber sehr unterschiedlich in Anlage und Bemalung.
Man könnte sich hier einen ganzen Tag oder noch länger aufhalten, aber wir müssen weiter, und zwar zum Totentempel der Hatschepsut.
Hier ist es schon voller, aber zum Glück nicht so eng wie in den Gängen und Kammern im Tal der Könige. Wahnsinnig, was sich diese Frau nur für ihre Mumifizierung hat bauen lassen.
Manchmal sind es auch die Kleinigkeiten, die faszinieren. Hier ein Kopf, dort ein Relief. Und am Ende ein unscheinbarer Baumstumpf, aber Tausende von Jahren alt und einst Teil einer Allee aus Akazien.
Nach der unvermeidlichen Visite bei einem Alabaster-Händler geht es weiter zum Habu-Tempel. Zuvor sehen wir die Reste von Siedlungen. Einst haben hier die Handwerker gelebt, die die Gräber angelegt haben. In den letzten Jahrhunderten aber dann die, die von ihren Kellern aus Gänge und Stollen für ihr einträgliches Geschäft gebuddelt haben. Das wirksamste Mittel gegen die Grabräuberei war wohl die komplette Umsiedlung der Bewohner.
Auch wenn sich an der letzten Ausgrabungsstelle, dem Habu-Tempel, manches wiederholt, sind doch die Reliefs für Überraschungen und neue Einsichten gut, etwa die naturalistische Darstellung der Ringer, wie sie für den Kampf trainieren.
Dass der Phallus des Pharao in Kopfsalat eingewickelt wurde, amüsiert uns, verstehen wir aber nicht so recht. Hat wohl eher symbolische Bedeutung als einen praktischen Nutzen. Gut, dass er keinen Eissalat benutzt hat, wird geunkt.
Am Nachmittag treffen sich einige von uns zu Informationsaustausch und Diskussion im Billardraum, einem Teil der Bar. Von der Weltpolitik über die Lage im Nahen Osten bis zur persönlichen Situation unseres Reiseleiters wird alles in einer offenen und fast freundschaftlichen Atmosphäre diskutiert. Kein Vergleich mehr mit dem verkrampften und unnahbaren Auftritt des ersten Tages! Ein Grund für die Anspannung war wohl, dass Asaad und seine Kollegen kaum noch etwas zu tun haben. Kein Wunder, dass er alles besonders gut machen wollte und seine Arbeit ganz genau nahm.
Um 22 Uhr gibt es die Abschiedstorte auf dem obersten Deck. Ein schöner Abschluss auf dem Sonnendeck, als über uns die Sterne blinken.
Zurück
Asaad hat alles am Vortag geregelt. Penibel ist mit Listen und Aufklebern dafür gesorgt, dass das Gepäck vom richtigen Schiff in den richtigen Bus und dann ins richtige Hotel kommt.
Wir haben Glück gehabt. Wir haben wohl das „beste“ Schiff gewählt. Wir haben nette Mitreisende getroffen, und es wohl im Umgang mit den Ägyptern nicht ganz falsch gemacht. Bestimmt kommen wir wieder nach Ägypten, vielleicht machen wir dann die Reise mit den Stationen Kairo, Sinai und Sharm-el-Sheikh.
Texte: Das Copyright für alle Photos, die eine kleine Auswahl unserer Bilder darstellt, liegt bei dem Autor.
Tag der Veröffentlichung: 15.12.2011
Alle Rechte vorbehalten