Wieso hat eine einigermaßen gutaussehende Singlefrau immer eine Rohrzange griffbereit?
Na, eine Idee?
Einen ruhigen Abend zu Hause vor dem TV möchte ich mit einem Schluck spanischem Sekt noch aufwerten. Die Flasche: eisgekühlt! Ein Zipp und der Korken liegt frei. Nun noch die Metallspange runter und auf geht’s!
Von wegen, der Korken sitzt bombenfest und ist weder zu drehen noch herauszuziehen. Eine Frau in einer Partnerschaft würde nun mit lieblichem Augenaufschlag den von ihr Erwählten bitten, den Korken herauszuziehen. Ich dagegen nehme die Rohrzange! Super hilfreich, ich liebe Sekt!
Nun - ich esse auch gerne und genieße es etwas Leckeres für mich alleine zu kochen. Also rein ins Auto und ab in den Supermarkt. Dort gibt es u.A. auch Hähnchenschenkel. Draußen ist es kalt, regnerisch, einfach übles Wetter, trotz Mai. Hähnchenschenkel frisch im Backofen gebraten, wärmen nicht nur die Wohnung sondern auch den Magen. Die Packung ist etwas schwer, aber preislich sehr günstig. Rein damit in den Einkaufswagen!
Zu Hause öffne ich die Packung und betrachte staunend fünf nackte blasse Hähnchenschenkel. Uups, bissel viel für Eine alleine! Freitag Abend verdränge ich die restlichen vier und backe einen mit Gemüse und Kartoffeln im Backofen, schmeckt super!
Samstag Abend liegen nun die besagten vier Schenkel nackt und bloß vor mir. Da hilft auch keine Rohrzange!
Vielleicht jemand dazu einladen?
Backhähnchenschenkel mit Spargel und neuen Kartoffeln sind nicht zu verachten. Aber wen?
Ich gehe in Gedanken meine Singlefreunde durch, die verheirateten kann ich Samstag Abend eh vergessen.
Mein Nachbar über mir? Nee, die letzte Einladung auf ein Glas Sekt dehnte er bis vier Uhr morgens aus. Wer weiß, wie lange es dauert wenn noch Backhähnchenschenkel dazu kommen.
Meine Freundin, die zwei Häuser weiter wohnt? Nee, frisch verliebt und möglicherweise bereits im Bett, natürlich nicht alleine.
Mein brüderlicher Freund? Nee, heute Abend spielt Bayern gegen Werder Bremen, das würde er mir nie verzeihen.
Meine andere Freundin? Nee, die meldet sich von alleine nie. Wieso soll ich schon wieder…..?
Also paniere ich drei weitere Schenkel und schaffe gerade einen. Ich bin sehr schlank und mein Magen hat ein geringes Fassungsvermögen. Na ja, kalt schmecken die auch noch die nächsten Tage.
Bleibt noch einer übrig, vielleicht Hühnersuppe?
Bei dieser Gelegenheit fällt mir meine Schwester ein, sie ist übergewichtig und hat Kind, Hund, Katze und einen Ehemann. Diese Probleme kennt sie nicht!
Vielleicht sollte ich mir einen Hund anschaffen? Aber Geflügelknochen sind nichts für Hunde, bleiben eventuell im Schlund stecken und richten Schaden an. D.h. ich müsste Samstag Abend nach dem leckeren Essen in die Tierklinik, also auch keine Lösung!
Egal, ich will einen schönen Roséwein aus der Provence zu den Schenkeln trinken, den Korkenzieher aus dem schicken Laden rein und dann…ich ziehe stöhnend am Korken. Er sitzt fest! Bewegt sich keinen Millimeter. Geschirrtuch drum, Flasche zwischen die Schenkel geklemmt, natürlich zwischen meine, nicht zwischen die vom Hähnchen: nichts passiert. Was tun?
Zum Nachbarn über mir, ach nee, siehe oben.
Ich verändere die Position, nehme mein Schweizermesser, das frau immer im Handtäschchen hat, halte die Flasche mit den Füßen fest: es tut sich nichts. Yoga ist gut für die Seele, strafft den Körper und klärt den Geist, schafft aber nicht genug Muskeln, um mit diesem Sch….Korken fertig zu werden. Ich habe ja noch Mineralwasser im Kühlschrank.
Apropos Kühlschrank, der ist bei mir immer gut gefüllt. Nicht weil ich übermäßig viel einkaufe, sondern weil ich Single bin. Nachdem ich die zum Himmel gerichteten Augen der Verkäuferinnen an der Wursttheke nicht mehr übersehen konnte, kaufe ich anstatt vier Scheiben Parmaschinken und zehn Rädchen Mailänder Salami einfach den abgepackten Kram im Kühlregal. Das dauert eben, bis der aufgegessen ist und ist ja auch nicht die richtige Ernährung für einen Hund.
Auf meinem Balkon blüht jedes Jahr der Schnittlauch im schönsten Lila. Nicht weil ich diese Farbe so liebe, sondern weil der sich so ausbreitet und ich ihn niemals alleine aufessen kann.
In meiner Küche treiben die Kartoffeln aus, die Zwiebeln ebenfalls und der Knoblauch schrumpelt still vor sich hin.
Der Käse im Kühlschrank hält mich auf Trab, ich muss täglich die Schimmelkanten abschneiden.
Die schlappe Blumenkohlhälfte deprimiert mich gelegentlich. Ganz zu schweigen von den abgepackten Champignons, deren Stängel nach zwei Tagen weiterwachsen. Über schrumpelige Äpfel im Sechserpack gekauft und zu weiche Bananen schweige ich besser. Und der Laib Brot…..
Mit dem WG-Gedanken bei gemeinsamem Haushalt kann ich mich nicht anfreunden.
Vielleicht wäre ja ein Laden, nur mit Singleportionen, eine lukrative Option für die Zukunft und die Lösung meines Problems?
Texte: Alle Rechte (Bild und Text) bei der Autorin
Tag der Veröffentlichung: 15.05.2010
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