Gepisst....
Was kann ein Tag bringen, der bereits um 05:45 Uhr beginnt? Eigentlich fängt der frühe Vogel den Wurm! Fängt er ihn? Na, da bin ich mir nicht sicher….der Vogel ist doch eigentlich schneller als das Wurmviech, aber dieser dagegen ist wohl schneller im Untergrund und deshalb heißt es möglicherweise FANGEN.
Nun mein Tag begann, wie bereits erwähnt, für mich unchristlich früh. Ich hatte erst die zweite nächtliche Aufwachphase überstanden und da begann sich dieses Geräusch in mein Unterbewusstsein zu schrauben: der Wecker!
Normalerweise beginnt mein Tagwerk nicht derart früh, aber heute musste ich zum Airport, mein Flieger startete bereits kurz nach 8 Uhr.
Normalerweise frühstücke ich gemütlich, heute nicht!
Normalerweise trödele ich danach noch etwas, heute auch nicht!
Heute begann mein Tag – nach dem Weckergeräusch – mit einer Dusche und den damit verbundenen weiblichen Verrichtungen und alles mit einem Affenzahn. Dann ein Blitzfrühstück und raus aus der Bude. Fahrrad gesattelt und fix zur S-Bahn, diese bumsvoll, also stehend bis zur Beusselstrasse, mit direktem zwischenmenschlichem Kontakt zum Vorder-, bzw. Hintermann/-frau, dann TXL Bus mit Stau wegen der in Berlin nicht wegzudenkenden Baustellen und hopp, hopp, Bording hatte bereits begonnen.
Soweit so gut, klappte ja alles!
Securitycheck: Jacke, Tasche und Tageszeitung in die Plastikbox, diese durch den Scanner, alles ok! Ich gehe durch den Torbogen und dann Gepiepse, dieser Torbogen piepst wie eine Maus am Faden.
Eine uniformierte Dame winkt mich zu sich heran, drohend ein elektronisches Teil schwenkend. Dieses bewegt sie über meine Vorderfront, es piepst. Klar BH, Gürtel alles mit Metall, not heavy, but metal!
Ein prüfender Griff, rechte Brust, linke Brust, aha! Öffnen sie ihren Gürtel! OK, mache ich, zur Zufriedenheit des elektronischen Teils.
Weiter geht’s: rechter Oberschenkel, linker Oberschenkel, Knie beiderseitig, alles fein. Unterschenkel rechts, links: piepsen! Ziehen sie bitte ihre Stiefel aus und legen sie diese in die Box! Eingeschüchtert folge ich der Anweisung, Stiefel auch durch den Scanner: alles paletti!
Aber die Uniformierte ist immer noch nicht zufrieden, ich muss meine Beine ausstrecken, sie checkt meine Füße und der rechte Fuß lässt das Dingens wieder in den höchsten Tönen piepsen. Sie schaut mich fragend an, das verstehe sie jetzt überhaupt nicht. Geht um mich herum, weil vielleicht das Band des Scanners dieses Signal verursachen könnte. Aber auch in dieser Position lässt mein Fuß es piepsen. Ich bin schon ganz kleinlaut: ich trage einen Zehenring. Oh!
Den muss sie sehen, also ziehe ich meine warme flauschige Socke aus und oh mein Gott, da ist der Zehenring, aber zwischen den Zehen auch jede Menge schwarze Flusen. Klar, feuchte Füße nach dem Duschen und schnell die flauschigen Socken drüber, da kann schon mal was hängen bleiben. Und nun darf ich alles wieder verpacken und weiter….
Letztendlich bin ich etwas verschwitzt, aber bestens securitygecheckt, im Flieger von Air Bärlin. Alles prima, die angebotene Laugenstange kalt, der Kaffee auch, nach knapp einer Stunde bereits der Landeanflug. Das Fahrgestell quält sich quietschend aus dem Bauch des stählernen Vogels und dann ein Wumms! Der Vogel hat aufgesetzt und anschließend zwei halsbrecherische Schlingerbewegungen, Kopf knallt ans Fenster und gleich wieder in die andere Richtung: wir sind unten. Lendenwirbelsäule gestaucht, linke Seite am Fenster gestoßen, Hände schweißnass, aber gelandet.
Der Horror jedoch geht weiter: klar, dass ich nach der Aufregung erst mal auf Klo muss. Zwei Kabinen, eine verschlossen, eine nicht. Ich will schwungvoll die Tür öffnen und habe diese genau so schwungvoll an der Stirn: hier ist besetzt! Warum kann diese blöde Nuss nicht abschließen?
Natürlich ist der Flughafenshuttle gerade vor vier Minuten in Richtung Innenstadt gestartet, der nächste wird in 56 Minuten fahren. Es ist kurz nach 9 Uhr früh, November, kalt, regnerisch und windig. Taxi zu teuer, also erst mal eine rauchen. Kurz vor dem letzten Zug sehe ich einen gepflegt aussehenden Herrn sein Auto direkt vor mir parken, er bringt ein ebenso gepflegt aussehendes Pärchen zum Flughafen und schickt sich an, gleich wieder weiter zu fahren. Ich setze schnell meinen Gretchenblick auf: könnten sie mich bitte mit zur Innenstadt nehmen? Ja, kein Problem! Danke Existenz, wenigstens das geht reibungslos. Wir fahren los und er beginnt ein Gespräch, über Politik, das Leben und im allgemeinen: alles Mist! Diese Fahrt dauert 20 Minuten, der Herr redet sich richtig warm, aber was kann ein Tag schon bringen, der mit Flusen zwischen den Zehen, gestauchter Lendenwirbelsäule und einer Beule von einer Klotür an der Stirn begonnen hat?
Na denkste! Es kommt noch besser.
Ich erreiche das Haus meiner Schwester, begrüße diese, lege meine Jacke auf die Anrichte, bekomme einen heißen Kaffee, werde vom Hund angeknurrt und von der Katze ignoriert. Ja von wegen, dieses elende Mistvieh!
Wir unterhalten uns und wollen nach etwa einer Stunde schwesterlicher Eintracht zur Fahrt ins Altenheim, in dem meine Mutter lebt, aufbrechen. Ich nehme meine Jacke: diese ist pitschnass! Was ist das jetzt, war da Wasser auf der Anrichte? Nein, Katzenpisse! Dieser räudige Stubentiger hat mich nur vordergründig ignoriert, mir so richtig eine übergebraten.
Die Jacke ist nass und stinkt reichlich, sie wurde als Katzenklo entfremdet. Also mit üppig Deospray eingesprüht und los geht’s. Wir können auch schon wieder lachen, meine Schwester peinlich berührt, ich etwas säuerlich und die Taxifahrerin herzhaft!
Im Altenheim angekommen wische ich die Jacke mit feuchten Tüchern ab und lege sie zum Trocknen auf die Heizung. Wir packen unser Muttchen in den Rolli und besuchen die Cafeteria. Plaudern, essen Kuchen, spielen Mensch ärgere dich nicht und so weiter.
Gegen 16 Uhr holt uns mein Schwager ab, wir bringen Muttchen wieder in ihre Station. Wir öffnen das Zimmer und es stinkt. Richtig übel. Die Jacke ist trocken und riecht wie ein stark frequentiertes Katzenklo. Aber da muss ich wohl durch.
Ich erreiche ohne weitere Vorfälle, außer dass Vorübergehende komisch gucken und in der Gegend rumwittern, einschließlich bekonnter Rumslandung stinkend wieder Berlin. Mir tut der Rücken weh, dank Quax, dem Air Bärlin Pilot, der TXL Bus kommt erst in 23 Minuten, es ist kalt und irgendwie stinkt es hier überall nach Katzenpisse. Nein so was!
Irgendwann, irgendwie bin ich leicht paralysiert von dem Duft meiner Jacke, aber hungrig wieder zu hause. Schnell aufs Radel und noch ein Hähnchen bei Mahmud in der Schönhauser mitgenommen. Unterwegs rammt mich fast ein jugendlicher Schwanzträger mit hochgekrempeltem Hosenbein und Rennrad auf dem Radweg. Ich verkneife mir die feministischen Flüche, ist auch besser so, bloß nicht als wandelndes Katzenklo noch eine kesse Lippe riskieren.
War das nun schlechtes Karma oder was war heute los?
Tag der Veröffentlichung: 06.11.2009
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