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Der nachfolgende Text setzt sich aus verschiedenen Emails zusammen, die ich auf meiner fünf Monate dauernden Reise durch Südostasien an meine Freunde zu Hause geschickt habe.




Hallo Ihr Lieben,

Vietnam ist erstaunlich! Ich habe ein Dritte-Welt-Land erwartet und was finde ich vor: lest am besten selbst!

Wir sind am Freitag von Phnom Penh per Boot über den Mekong nach Vietnam getuckert.

Eine wunderschöne Fahrt, ganz langsam über den Fluss, an schwimmenden Dörfern, sattgrünen Feldern, winkenden Menschen und badenden Kühen vorbei bis zur Grenze. Der Grenzübertritt dann ist super easy und die Beamten erstaunlich freundlich.
Man muss etwa umgerechnet einen Dollar - für was, weiß ich nicht - bei den vietnamesischen Beamten bezahlen. Ich habe nicht genügend Kleingeld und was geschieht: der Grenzbeamte lacht freundlich und lässt mich passieren. Dabei dachte ich, alle wären hier korrupt und geldgierig!

In Vietnam angekommen, ist die Provinzhauptstadt Can Tho (etwa 500.000 Einwohner) unsere erste Station. Alles ist wunderbar sauber, es gibt schöne bunte Häuser und nette Restaurants, die Stadt liegt direkt im Mekong Delta. Alles ist berauschend grün hier, so angenehm nach der heißen staubigen Dürre zuvor in Zentralkambodscha!

Allerdings ist das erste, was wir von Can Tho sehen ein Metro Supermarkt! Daneben ein Mercedes-Benz Werk…. ich bin doch sehr erstaunt. Wir suchen uns ein einfaches Hotel und starten zur ersten Erkundung des noch fremden Landes. Das Klima ist durchaus angenehm, tagsüber warm und sonnig, abends kühlt es etwas ab.

Zunächst ein kleiner Exkurs zu den landesüblichen Delikatessen: Beim Abendessen im Hotel, sitzt mir gegenüber am Nachbartisch eine Vietlady, die genüsslich am Beinchen, inklusive dem Fuß und den Schwimmhäuten, eines gebratenen Frosches knappert.
Zusätzlich zum Frosch finden wir auf der Speisekarte: Schlange, Aal, seltsam glotzende Fische…., alles kann lebend im Schaukasten besichtigt und ausgesucht werden. Ich möchte ja gerne einmal Schlange probieren, aber da diese etwas teuer ist und ich nicht weiß, ob ich sie herunterbekomme, bzw. ob sie auch dort bleibt, habe ich es bis jetzt noch nicht gewagt.
In Kambodscha gab es an seltsamen Speisen lediglich gebratene Kakerlaken und Riesenspinnen in dunkelbrauner Soße, aber hier schaut vieles, was in den Garküchen auf die Teller kommt, doch schon sehr seltsam aus, bzw. ist nicht unbedingt sofort einem mir bekannten Tier oder einem Körperteil des Tieres zuzuordnen. Unter anderem liegen auch Schweineuterus und Schweinepenis auf dem Grill, lecker gelle! Ich gehe mal davon aus, dass ich das auch recht verstanden habe!

Aber generell ist das Essen richtig gut. Es gibt zu den meisten Fleisch- oder Fischgerichten einen Haufen unterschiedlicher grüner Blätter, die ich bisher nicht kannte und die intensiv würzig schmecken. Besonders angetan hat es mir der Mekong-Fisch, im Tontopf mariniert und serviert, mit Fischsoße karamellisiert, ein Gedicht! Die Fischsoße ist eine besondere Spezialität der Gegend, sie besteht aus Fischresten! Diese werden lange gekocht und der Extrakt muss dann noch eine ganze Zeit lang in Fässern reifen, ähnlich aussehend wie Sojasoße.

Am nächsten Tag machen wir auf einem kleinen Boot eine Mekong Delta Rundfahrt - Start 5:00 Uhr in der Frühe, um den Sonnenaufgang auf dem Mekong zu sehen. Ist auch wirklich klasse und alle Welt ist schon auf den Beinen.
Später gibt es Frühstück an Bord: Baguette und Bananen, dazu den besten Kaffee der Welt, von einem Boot direkt an unser Boot gebracht, schwarz wie die Nacht und intensiv, mit gesüßter Kondensmilch, das Standardgetränk aller Vietnamesen - abgesehen vom Bier!

Wir fahren über den schwimmenden Markt, wo alle Waren per Boot verkauft werden. Damit man schon von Weitem weiß, was feilgeboten wird, hängt am Mast eine Schnur, auf der z.B. fünf Tomaten aufgefädelt sind oder Plastiktöpfchen hängen. Soll heißen: dieses Boot verkauft Tomaten oder Plastikgeschirr. Irgendwie süß!

Manchmal ist es etwas anstrengend: ich bin meistens im Fokus der allgemeinen Aufmerksamkeit, fühle mich wie ein Wundertier, das im Zoo bestaunt wird. Dauernd werde ich bestaunt, von den Frauen betatscht und getätschelt, wegen meiner Sommersprossen, der hellen Haut und den blonden Haaren. Die Ladies lachen sich halb tot und können überhaupt nicht verstehen, was Sommersprossen denn bloß sind. Rost?

Das weibliche Schönheitsideal in Vietnam ist helle Haut. So sieht man überall Frauen, die, um sich vor der Sonnenstrahlung zu schützen, trotz der großen Hitze bis zu den Achseln reichende Handschuhe tragen, den Kopf mit den landesüblichen Spitzhüten oder moderner, mit Basecaps, bedecken und die zusätzlich noch einen Gesichtsschutz tragen. Letzter erinnert etwas an die Verkleidung von Bankräubern in Comics.

Leider spricht von den einfachen Leuten, die nicht vom Tourismus leben, kaum jemand richtig englisch, so dass ich es einfach lächelnd über mich ergehen lassen muss. Die Männer tätscheln zum Glück nicht, hauen mir aber gerne freundschaftlich auf die Schulter, irgendwie bin ich für die mehr Kumpel als Frau.
Komisch schon, liegt wohl an meiner Körpergröße!

Allerdings können sie auch anders: gegenüber unserem Hotel ist ein kleines Café, in dem wir unser Frühstück einnehmen oder auch mal auf einen Milchshake einkehren. Der Besitzer liegt fast immer mit Schlapper-Jogginghosen und Schiesser-Feinripp-Achselshirt in seiner Hängematte. Wenn ich dann auftauche, ist er immer ganz schnell verschwunden, um dann ein paar Minuten später wieder aufzutauchen, mit Stoffhosen, frisch gebügeltem Oberhemd und zurück geschleimten Haaren. Die Begrüßung findet mittels Handkuss und gehauchtem "Bon Jour" mit großer Grandezza statt.
Es geht definitiv auch anders!

Ich habe gelesen, dass sich Vietnam erst 2002 für den internationalen Tourismus geöffnet hat, also sind wir ja noch fast Pioniere und da gehört angestaunt werden einfach dazu. Aber dennoch sind die Leute nach dem ersten Staunen sehr freundlich und freuen sich, ein wenig über uns zu erfahren. Wir haben ja unseren Bootsmann dabei, der nun auch noch dolmetscht.

Danach sind wir durch stille Kanäle mit Mangroven getuckert, über den Markt geschlendert und kaufen alle Zutaten fürs Mittagessen ein, das die Familie unseres Bootsführers für uns kochen will. Auch einen Fisch, der lebend verkauft wird und auch lebend in die Küche kommen muss, das arme Vieh schnappt ganz schön rum, lebend verpackt in einer Plastiktüte.

Beim Essen zu Hause sitzt dann die ganze Familie auf dem Tisch, wir als Gäste haben den Ehrenplatz, zwei Kinderplastikstühle vor dem Tisch, ein bissel gewöhnungsbedürftig!

Es gibt den gebratenen Fisch, dazu grüne Blätter, Reisnudeln, alles für uns in Reispapier gewickelt und in Soße getaucht. Super lecker! Dazu noch Suppe mit Fisch und Gemüse, Wassermelone, und als spezielles Highlight, selbstgebrannten Bananenschnaps, der fast wie milder Cognac schmeckt.

Anschließend müssen wir die Gemüsefelder besichtigen, eine besondere Herausforderung bei über 40° Celsius und ohne Schatten. Voller Stolz erklären sie uns, dass alles Unkraut durch Unkrautvernichtungsmittel weggespritzt wird. Schöner Mist für grüne Gewissen!

Am nächsten Tag Aufbruch nach Phu Quoc, eine fast karibisch anmutende Insel im Süden Vietnams. Ein Traum! Kilometerlange weiße, einsame Strände, wenige Ortschaften, warmes Wasser und noch freundlichere Menschen wie bisher. Wir wohnen in einer Bungalowanlage im Nirgendwo; nur etwa zehn Bungalows, davon etwa sechs bewohnt, direkt am Beach! Strom erst am Abend, aber dafür immer kühler, frischer Wind kostenlos – wer braucht eine Air Con - super Aussicht, seidiges Meerwasser.

Wir mieten ein Motorrad und machen einen Trip über die Insel. Beim Tanken kommt das ganze Dorf zusammen, Ihr wisst warum: ich bin wieder mal die Hauptattraktion. Sommersprossen, Nasenpiercing, Tattoo…., ich wünsche mir ein Mauseloch…. na ja, nicht wirklich! Als wir dann die Babies und die Kleinkinder entsprechend bewundern, normalisiert sich der Eindruck, den sie von uns haben und unsere paar Brocken Vietnamesisch werden freundlich erwidert. Die Menschen sind sehr klein, im Vergleich zu uns Westlern, und ich verschätze mich regelmäßig bei dem Alter der Kinder. Diese sehen so jung aus, sind aber meist schon bedeutend älter.

Die Tankstellen in ländlichen Gebieten sind auch eine Besonderheit: sie bestehen aus einem Holzverschlag, der Treibstoff ist in leergetrunkenen Spirituosenflaschen bereits vorab abgefüllt. Zapfsäulen gibt es hier nicht!

Auf der Heimfahrt wollen wir den Sonnenuntergang am westlichsten Zipfel der Insel bewundern. Als wir ankommen, stellt gleich die Familie aus dem Nachbarhaus Ministühle (hier so üblich) und den dazu passenden Minitisch – alles aus Plastik - an die Stelle mit der besten Aussicht, damit wir bloß nicht weiterfahren ohne wenigstens einen Kaffee zu trinken. Geschäftstüchtig sind sie!

Anschließend müssen wir durch die finsterste Nacht, es wird sehr schnell dunkel, ohne Dörfer auf dem größten Teil der Strecke, ca. 40 km über Schotterpiste zurück fahren. Wir kommen heil aber fix und alle wieder im Bungalow an. Sie war aber auch super spannend diese Fahrt: die besonderen Geräusche nachts im Dschungel, dann immer mal wieder ein tieffliegender Riesenvogel, wahrscheinlich Eulen oder Uhus und glücklicherweise kein wildgewordenes Raubtier! Später unter der Dusche stellt sich dann heraus, dass das, was ich für Superbräune halte, schlichtweg Staub und Dreck sind.

Wir, das bin ich und Pierre, ein Frenchkanadier, den ich schon in Thailand kennen gelernt und in Phnom Penh wiedergetroffen habe und der die gleichen Reisepläne hat.

In ein paar Tagen werden wir in den Moloch Saigon, jetzt Ho Chi Minh City, eintauchen und uns danach anschießend in den Bergen, in ca. 2000 m. Höhe, von dem Saigonstress erholen.

Tam biet aus Vietnam


Hallo Ihr Lieben,

heute schreibe ich keine Begrüßung in der Landessprache, das ist viel zu kompliziert! Jeder Vokal kann auf verschiedene Arten ausgesprochen werden, unterscheidbar für Insider anhand eines Akzentes (wie z.B. der Zirkumflex), entweder oben, unten….. oder durch die Tonhöhe.
Ich habe es aufgegeben einfache Floskeln auf vietnamesisch zu stammeln, weil mich die meisten Leute nicht verstehen. Aber mit englisch geht es leidlich, jedoch nicht alle sprechen englisch, außer jene Sätze die sie für ihr Business brauchen. Zum Beispiel: "Madame, Cyclo?", "Buy fruits!", etc..., wobei dies meist im Befehlston ausgesprochen wird. Vielleicht liegt es am kommunistischen Background, dass hier so gerne der Imperativ verwandt wird?

Überhaupt: wenn man es in Vietnam mit "Offiziellen" zu tun hat, herrscht ein äußerst knapper, militärischer Ton, obwohl doch eigentlich wir die "Kunden" sind, sprich wir unser Geld hier lassen.
Aber meistens nehme ich es locker und lache darüber; wenn ich es mal nicht kann, stelle ich mich mit meiner ganzen Größe (1,81 m) aufrecht hin und schau die meist männliche und sehr viel kleinere Person von weit oben an und schon geht es besser ;-)

Noch etwas interessantes über den vietnamesischen Lebensstil: die lieben kleine Dinge!
In den zahlreichen Straßencafes stehen meist Kinderstühlchen aus Plastik, in den meisten Restaurants gibt es Essen auf winzigen Tellerchen (ich fühle mich manchmal wie Schneewittchen) und die Häuser sind ebenfalls sehr schmal, etwa eine Zimmerbreite, von der Vorderseite gesehen. Das liegt daran, dass hier Steuern nach der Breite der Vorderfront gezahlt werden müssen. Dafür sind die Häuser nach hinten enorm lang und oft fünf oder sieben Stockwerke hoch! Und schreiend bunt angestrichen: intensives Pink, grasgrün, himmelblau etc..!

In Vietnam wird eine regelrechte Kaffeekultur gepflegt, lokal angebauter Kaffee wird in sehr konzentrierter Art teilweise mit süßer Kondensmilch in winzigen Gläsern mit winzigen Löffeln serviert. Aber er schmeckt köstlich, besser als italienischer Espresso! Und Bier saufen die, wie die Löcher! Dieses aber nicht aus winzigen Gläsern! Ebenso Whisky, jedoch nur für Reiche.

Ok, nun zur Reise: wir bleiben drei Tage in Ho Chi Minh City, früher Saigon und verlassen diese Stadt dann fluchtartig. Bei jeder Straßenüberquerung riskiert frau ihr Leben! Der Verkehr nimmt überhand, jeder hupt! Und die meisten fahren Motorräder mit einem Affentempo!
Hupen ist hier normal, um zu zeigen: hier komme ich! Gebremst wird nur im äußersten Notfall, d.h. wenn der Tourist umgefahren und überrollt wurde und man daraufhin anhalten muss, weil der Fahrer vielleicht seinen Flip Flop verloren hat ;-)

Dabei könnte Saigon supertoll sein, es hat eine herrliche Innenstadt, viel alte französische Kolonialarchitektur, superschicke Häuser, edle Boutiquen, viele Parks und das alles gemixt mit asiatischem Flair.

Wir machen einen Tagesausflug zum Tempel der Cao Dai: ein Erlebnis für sich. Wir wollen ein paar Dollar sparen und nutzen die öffentliche Personenbeförderung, mittels Minibus. Auf dem Hinweg kreist der Bus etwa 40 Minuten um die gleiche Kreuzung, weil immer noch 15 cm Sitzplatz frei ist und belegt werden muss, auf der Heimfahrt sitzen wir mit weiteren 18 Personen in einem Minibus, der normalerweise 12 Personen fasst. Kein Problem für Vietnamesen, die legen sich notfalls auch noch quer, aber wohin mit meinen unasiatisch langen Beinen?

Die Cao Dai sind eine religiöse (!) Sekte, die sich aber aktiv am Indochinakrieg beteiligt hatte und genau so militant und gewalttätig während des Vietnamkrieges agierte, wie z.B. die Vietcong (nordvietnamesische Befreiungsbewegung). Sie verehren drei heilige Männer: einen Chinesen, einen Vietnamesen und den franz. Schriftsteller Victor Hugo (warum auch immer)!
Ihr Tempel ist eine Ansammlung von Kitsch, dass uns der Mund offen stehen bleibt, überwacht von dem heiligen Auge im Dreieck, dies erinnert an den heiligen Geist.
Heute besteht der größte Teil der Sekte aus alten Menschen, die täglich um 12 Uhr einen seltsamen Gottesdienst abhalten, begleitet von Kopfgewackel, endlosen Verbeugungen und Gongschlagen, streng nach Geschlecht getrennt, was sich auch auf die Eingänge bezieht..

Nach Saigon sind wir in die Berge gefahren, nach Da Lat. Da Lat ist ein beliebtes Ziel bei Hochzeitsreisenden und liegt etwa 1500 m hoch. Herrlich kühl, mit einer grandiosen Natur. Alles ist hier sehr touristisch, ein wenig Schwarzwald Feeling mit französischem Flair und asiatischer Lust am Kitsch, aber durchaus angenehm, es gibt gute Restaurants und gepflegte einfache Hotels, wie überall in Vietnam.

Ich sitze bei der Pediküre, die mir für umgerechnet zwei Dollar schöne Füße zaubert und auch noch meine Nägel mit kleinen Sternchen verzaubert. Pierre, wie immer die Geduld in Person, sitzt rauchend und plaudernd neben mir. Ist es ein Zufall, das die gesamte Verwandtschaft der Belegschaft und alle Nachbarn nacheinander hier auftauchen und uns staunend begutachten?

Generell sind die Unterkünfte in Vietnam sensationell günstig. Claro wohne ich als Backpackerin nicht im 5 Sterne Haus, aber auch diese gibt es. Zum Beispiel das luxuriöse Hotel Rex in Saigon mit einer wunderschönen Dachterrasse, wo auch der Backpacker ein Bierchen zu einem für ihn erschwinglichen Preis trinken kann. Es gibt zahlreiche Minihotels oder Guesthouses mit einem überraschend guten Standard zu einem günstigen Preis. In der Regel zahlen wir für ein Doppelzimmer mit TV (Deutsche Welle!), Air Con, Kühlschrank und warmem Wasser im eigenen Bad etwa zwischen 12 und 18 US$. Manchmal inklusive Frühstück!

Dann fahren wir weiter nach Nha Trang ans Meer, eine riesenlange Beach mit kühlem Wasser, eine sehr saubere, nette Stadt, der richtige Platz, um seinen Jahresurlaub zu verleben. Mit den touristischen Sehenswürdigkeiten im Umland ist das durchaus eine Überlegung wert. Es gibt richtige Beachclubs, mit weißen bequemen Liegen und Sonnenschirmen. Und nicht zu verachten ist das Superangebot an frischem Meeresgetier, das abends vor den Restaurants präsentiert und nach unseren Wünschen zubereitet wird.

Bisher reisen wir mit den staatlichen Touristenbussen. Man kauft im offiziellen Reisebüro ein open ticket und kann zu- bzw. aussteigen, wo immer man will. Es ist sehr preiswert, aber es kann auch äusserst anstrengend sein. Wir fahren im Nachtbus nach Hoi An, 12 Stunden Busfahrt, etwa jede Stunde wird die Fahrt für etwa 10 bis 15 Minuten unterbrochen, weil der Driver zu müde ist und wieder Kaffee trinken muss.

Als wir in Hoi An ankommen, werden wir jedoch total für die harte Nacht entschädigt: eine wunderschöne Altstadt, noch komplett aus dem 12. bis 14. Jahrhundert erhalten, mit pittoresken chinesischen Häuser aus Holz. Diese stammen von alten Kaufmannsfamilien, die hier seit vielen Generationen lebten und teilweise heute noch leben. Hoi An war früher ein bedeutender Hafen für die chinesischen Händler und ist heute ein Mekka für Modefans. Es gibt Schneidereien an jeder Ecke, man kann sich für wenige Dollar maßgeschneiderte Kleidung zulegen, super gemacht aus tollen Stoffen. Leider muss ich mich angesichts des Gewichts meines Rucksacks sehr zurückhalten, was mir echt weh tut.

Unsere nächste Station ist Hue, die alte Kaiserstadt mit ihrer großen Zitadelle aus dem 19. Jahrhundert und den bedeutenden Kaisergräbern im Umland.

Die im Inneren der Zitadelle liegende Kaiserstadt hat sehr stark unter den Verwüstungen des Vietnamkrieges gelitten. Da viele Häuser aus Holz waren, sind diese heute noch zerstört. Aber noch genug ist davon vorhanden, um eine Vorstellung zu bekommen, wie die Kaiser in Vietnam gelebt haben. Es gab zum Beispiel in der Kaiserstadt einen eigenen Eingang für den Kaiser, rechts und links je einen für die Mandarine und daneben die Eingänge für die Soldaten und das Volk. Die Gemächer des Kaisers waren mit gelben Schindeln bedeckt, alle Gebäude waren streng symmetrisch angelegt, wie in China. Im Inneren lag die Purpurne Stadt, angelehnt an Pekings Verbotene Stadt, heute leider verwüstet. Aber das Gelände ist noch immer wunderschön: Teiche mit Lotusblüten, Riesenbäume, Wiesen mit einzelnen Pavillons, usw.. Und es gibt hier keinen Straßenlärm!

Die Kaisergräber sind ein weiteres Highlight unserer Vietnamreise bisher. Ich habe sie mittels einer Bootstour auf dem Parfümfluss besucht, allerdings nur drei davon, mehr sind in einem Tag kaum zu schaffen. Alle drei in unterschiedlichem Stil, wurden die Gräber von den einzelnen Kaisern zu deren Lebzeiten entworfen und gebaut und jeder Kaiser lebte dann dort bis zu seinem Tode. Das jüngste Grab, auf einem Berg gelegen, wurde von 1910 bis 1921 gebaut, eine Kombination aus europäischem Baustil, gepaart mit chinesischem Einfluss. Im eigentlichen Mausoleum steht eine lebensgroße Statue des Kaisers in Gold. Der ganze Raum, ein Riesending, ist mit Mosaik aus chinesischem Porzellan verziert. Außer der Decke, die auch von chinesischen Künstlern bemalt wurde, ist keine Ecke ausgelassen worden. Die Außenwände dagegen sind mit grauem Schiefer bedeckt, das extra aus Frankreich importiert wurde.

Das ist alles sehr beeindruckend und wunderschön. Ein ganz besonderer Ort!

Die beiden anderen Gräber sind auf die gleiche Art angelegt, liegen allerdings in großen Parks, mit Wasserläufen, Teichen und Pavillons, wo die Kaiser sich – zusammen mit ihren Konkubinen - zu vergnügen pflegten. Einer der drei Kaiser hat noch zu seinen Lebzeiten seine Biografie verfasst und auf Stelen meißeln lassen, die größte der Stelen fasst 400 chinesische Schriftzeichen. .

Ein weitere vietnamesische Besonderheit ist die Lust am Kopieren. So gibt es ein Restaurant in der Nähe der Zitadelle in Hue, das einer taubstummen Familie gehört und bekannt für seine ausgezeichnete Küche ist. Nachdem es in einigen Reiseführern erwähnt und empfohlen wurde, entstanden direkt daneben noch zwei weitere Restaurants mit dem gleichen Namen. Dies ist absolut legal hier und stellt eine Herausforderung für den Touristen dar, nämlich das ursprünglich gelobte Lokal herauszufiltern. Genauso ist es bei Hotels oder Reisebüros, wurden sie einmal im Reiseführer erwähnt, findet man gleich mehrere mit dem gleichen Namen in der direkten Nachbarschaft.

Für heute sage ich chao….


Hallo Ihr Lieben,

dies ist die letzte Mail aus Vietnam, morgen früh fliege ich weiter nach Laos.
In den letzten zehn Tagen habe ich weitere unvergleichliche Highlights einer Vietnamreise erlebt. Pierre musste leider wieder nach Hause zurück und so bin ich nun wieder alleine unterwegs.

Zuerst besuche ich die Halong Bay, ganz im Nordosten Vietnams, ein überaus magischer Ort. Tiefblaues Wasser, spiegelglatt, übersät mit kleinen und kleinsten Inseln die aus Kalkstein bestehen. Es gibt mehr als 2000 Inseln hier!

Ich mache eine organisierte Fahrt in einer kleinen Gruppe, erst im Bus von Hanoi bis zur Bucht, dann in einer Holzdschunke über das Meer. Vorbei an unbewohnten Kalksteininseln, die sich in der Ferne bis ins lichte Grau verwandeln und irgendwie unwirklich überall aus dem Wasser ragen. Hier herrscht eine himmlische Stille!

Wir übernachten an Bord und ich bin schon um 5 Uhr morgens auf den Beinen, um den Sonnenaufgang zu sehen.
Später besichtigen wir eine riesige Tropfsteinhöhle mit Stalaktiten und Stalagmiten, die sich bei genauem Hinschauen und je nach Fantasievermögen der Betrachterin in Fabelwesen verwandeln können.

Danach können wir Kajak fahren, was allerdings etwas schwierig ist, denn mein Steuermann saß vorher noch nie in so einem Ding und wir kommen die erste Stunde kaum vorwärts. Als es endlich klappt mit der Koordination, sind wir klatschnass und müssen schon wieder das Boot abgeben. Die Vietnamesen halten sich sehr genau an die straff geplanten Abläufe ihrer Unternehmungen. Was soll's, that's funny.

Am nächsten Morgen fahren wir mit der Dschunke auf die große Insel Cat Ba mit einem Nationalpark, wir haben dort eine Softtrekking-Tour gebucht.

Von wegen soft, wir klettern drei Stunden steil in die Höhe, über Brücken, die aus nebeneinander gelegten Baumstämmen bestehen, über messerscharfe Karstfelsen, die so aussehen, wie die Struktur von Schwämmen in hoher Vergrößerung! Oben angekommen, sehen wir: nichts weiter! Nur weitere grüne Bergkuppen und sonst nix, und dafür der ganze Stress!

Runter ist es noch schlimmer. Unser Guide, ein drahtiges Männlein zwischen 50 und 60 Jahren, mit unumstößlicher guter Laune und einem wettergegerbten pfiffigen Gesicht schiebt und zieht uns, so dass wir alle heil wieder unten ankommen. Danach – faulenzen am Beach!.

Gottseidank!

Wir sind alle megafertig und haben zittrige Waden, bis auf die vietnamesischen Girls, die den Treck mit Badeschläppchen meistern.

Am nächsten Tag wieder Bootsfahrt durch die magische Stille, immer mit supergutem Essen und dann zurück nach Hanoi, in die Höllenstadt. Hier hast du das Gefühl, dass jeder Vietnamese ein Motorrad besitzt und alle gleichzeitig durch die Altstadt rasen. Und natürlich laut hupen!

Ich bleibe einige Tage in Hanoi mit vielen Museums- und Pagodenbesuchen und einem Besuch bei Onkel Ho in seinem Mausoleum. In militärischer Parade werden alle Besucher an seiner Mumie vorbeigeschleust. Es ist sehr eindrucksvoll, zumal Ho Chi Minh in Vietnam ein wirklicher Volksheld ist, der noch posthum sehr verehrt wird. Es gibt sehr viele Menschen aus zum Teil sehr entlegenen Provinzen, die hierher kommen und uns Ausländer wie Marsmännchen anstarren.

Meinem Geburtstag verbringe ich mit einem Paar aus Quebec hier in Hanoi, die ich schon öfter an verschiedenen Orten getroffen habe. Wir sind mit dem Fahrrad unterwegs, das ist absolut lebensgefährlich! Ich denke, so überlebst du nur knapp den ersten Tag von deinem 55. Lebensjahr. Aber es geht doch mal wieder alles glatt, genauso wie die abenteuerlichen Fahrten als Sozia auf einem Motorradtaxi..

Wir sitzen am See, mit Cappuccino und Geburtstags-Torte, besuchen danach den Literaturtempel, in dem Konfuzius schon etwa 400 Jahre vor unserer Zeitrechnung gelehrt hat und haben abends ein fulminantes Dinner in einem Restaurant, wo junge Leute aus Problemfamilien zu Kellnern, Köchen etc. ausgebildet werden. Ein tolles Projekt, untergebracht in einer alten Villa im französischen Kolonialstil. Hanoi hat schon eine Menge zu bieten: das französische Viertel rund um die Kathedrale, den Hoan Kiem See in der Innenstadt, die chinesisch anmutende Altstadt, die Tempel und Pagoden und besonders gut gefiel mir das Wasserpuppentheater.

Mittwoch Abend sitze ich im Nachtzug in die Berge nach Sa Pa. Wir sind jetzt eine Truppe von sieben Frauen, aus Israel, Florida, Schottland, mit einem wirklich schnuckeligen Führer namens Vinh. Wir kommen morgens um sieben Uhr an und starten nach dem Frühstück gleich zur Trekkingtour, aber diesmal wirklich softer.
Es hat in der Nacht vorher geregnet und gehagelt, so dass wir auf der Strasse teils durch knöcheltiefen Schlamm schlittern. Dann besuchen wir ein Dorf der Black Hmong, einer ethnischen Minderheit, die hier in den Bergen lebt. Black, weil die Frauen ihre handgewebten Textilien aus selbstangebauter Baumwolle in Indigo färben. Überall liegen winzige Dörfer zwischen terrassenförmigen Reisfeldern mit den für die Hmong typischen Langhäusern. Oft treffen wir Frauen, die etwas verkaufen wollen und werden belagert: Madam, buy from me! Buy this! Have a look!

Jedoch sind alle sehr nett und sprechen zum Teil auch ziemlich gut englisch. Lunch haben wir unterwegs und wandern dann durch Bambuswälder, vorbei an Reisfeldern, über wackelige Hängebrücken, an Wasserfällen entlang zum Dorf einer anderen Minderheit, der Zai.

Dort übernachten wir im Haus einer vielköpfigen Familie mit mehreren Generationen, die uns wunderbar bekocht und abends mit Reisschnaps abfüllt. Prost auf vietnamesisch heißt „Yo“, also heisst es immer „Yo Mama“ "Yo Papa". Es macht allen mächtig viel Spaß! Geschlafen wird in einem großen Raum, die Familie unten, wir auf der Balustrade im ersten Stock. Ich glaube, ich habe nirgends in Vietnam so gut geschlafen wie dort. Lags am Reisschnaps oder der klaren Bergluft? Morgens bekommen wir Frühstück mit einem Berg Pfannkuchen mit Bananen und Schokosirup.

Gestärkt wandern wir weiter zum Dorf der Red Hmong. Wir sind zu Gast in einem Haus, wo wirkliche Armut herrscht. Die Red Hmong unterscheiden sich von den anderen Ethnien, dass sie rote Kopfbedeckungen tragen und mehr Viehzucht als Ackerbau betreiben. Ihre Werkzeuge erinnern uns an die, die in Freilichtmuseen in Deutschland zu besichtigen sind. Wir können die Familie ein wenig unterstützen, indem wir von ihnen gefertigte Souvenirs kaufen. Abends fahren wir wieder zurück nach Sa Pa, ganz bequem per Jeep.

Ich sitze dort an einem Abend bei einem Bier und werde von einer sehr schönen Minority Frau angesprochen, die die Augenbrauen und den Haaransatz wegrasiert hat, dies gilt bei ihnen als schön. Sie will mir etwas verkaufen, aber ich habe eigentlich keine Lust dazu. Wir kommen ins Gespräch, sind im gleichen Alter, sie hat fünf Kinder und keinen Ehemann mehr, der soff zuviel, sagt sie. Aufgrund der großen Übereinstimmung – gleiches Alter, viele Kinder, mein Ex-Ehemann soff auch - schenkte sie mir ein handgemachtes Freundschaftsbändchen und klar, kaufe ich dann doch etwas. Allerdings habe ich kein Kleingeld und sie kann nicht wechseln. Ich gebe ihr einen großen Schein, viel Geld für sie, und sie geht weg, um zu wechseln und kommt auch nach etwa zehn Minuten wieder zurück. Strahlend über das ganze Gesicht, dass der Tag doch ein wenig Verdienst gebracht hat. Das sind solche Momente, die eigentlich nicht mit Geld aufzuwiegen sind!

Am Samstag ist großer Markt in Sa Pa, die Strassen sind voller Minority People, es ist bunt und trubelig.
Es gibt jede Menge folkloristische und schräge Klamotten, Schmuck und Krimskrams zu kaufen, dazu noch Lebensmittel und frisch gegrillter Hund, mitsamt dem Kopf und andere Delies, wie Frosch etc. Nicht zu vergessen: den leckeren Schweineuterus und Schweinepenis, knusprig vom Grill!

Auf dem Markt will ich mir eines dieser indigo-gefärbten Hemden kaufen und muss dann doch anprobieren. Da es keinen Spiegel gibt, konnte ich die Scheiben eines Autos auf dem Parkplatz dafür nutzen. Innerhalb von Minuten sind mindestens 20 Frauen um mich herum, alle mit der gleichen Art Hemd in den Händen, die mich überzeugen wollen, dass ausgerechnet ihres das bessere für mich sei. Auch wenn meine Ärmel teils etwa 20 cm zu kurz sind, gilt dies nicht als Argument! Die Frauen dort sind im Schnitt 1,50 m groß und finden mich schon sehr seltsam! Sie wollen immer wieder meine Haare anfassen, bestaunen meine Haut, setzen mir Mützen auf, behängen mich mit Schals, wir haben echt eine Riesengaudi. Natürlich geht dann vor dem Bezahlen das große Handeln los, wobei immer die Zahl der Kinder etc. als Argument für die Höhe des Preises mit eingebracht wird. Aber meine drei Kinder und der fehlende Ehemann sind doch ein sehr überzeugendes Argument für einen niedrigen Preis, aber dennoch lasse ich ihnen das Gefühl, mir ein klein wenig zu viel abgeknöpft zu haben. Am Ende ziehe ich glücklich, mit blau verfärbtem T-Shirt und blauen Fingern ab, der indigofarbene Kram färbt einfach fürchterlich ab.

Heute morgen komme ich um fünf Uhr früh nach einer harten Nacht im überfüllten Nachtzug in Hanoi an und bekomme kein Hotelzimmer, obwohl ich es bereits vorher persönlich gebucht hatte. Es ist weg! Alles Schimpfen hilft nix! Sie bieten mir aber an, den Rest der Nacht in einem Bett mit der Großmutter zu verbringen, was ich aber doch ablehne, alte Damen sollten einen ungestörten Schlaf haben. So teile ich das Zimmer in der letzten Nacht mit zwei Mädels aus Schottland - eng - aber ein Bett für mich alleine!

So Ihr Lieben, das war's aus Vietnam. Ich war sechs Wochen hier und habe mich ein wenig in das Land und die Menschen hier verliebt. In ihre Herzlichkeit, ihre kindliche, vom Tourismus noch fast unverdorbene Natürlichkeit. Aber ich freue mich dennoch sehr auf Laos, auf die Landschaft und die Ruhe und melde mich von dort wieder.


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Tag der Veröffentlichung: 11.08.2009

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