Dienstag, etwa 12:30 Uhr, ich bin in meinem Fitness-Studio….Wenig Leute hier, ich liebe das!
Grundsätzlich bin ich gerade schlecht drauf, äußerst schlecht sogar, enormer RaucherInnenentwöhnungsstress!
Da soll Bewegung helfen, also habe ich meine Tasche gepackt, mich auf mein Fahrrad geschwungen – das ist ja auch schon Bewegung, hat aber bis jetzt noch nicht geholfen – und bin ins Studio gefahren.
Draußen ist prima Wetter, viele Leute sind auf der Straße und dauernd begegnet mir jemand mit einer Zigarette in der Hand, Rauchschwaden werden in den blauen Himmel geblasen…. aber ich will ja nicht mehr rauchen.
Im Studio, auf dem Crosstrainer, hat Robbie Williams bereits sein Shirt durchgeschwitzt, aber seine Oberschenkel sind schon sehenswert. Nein wirklich, ganz neutral betrachtet.
Meine erste Maschine ist der Bauchmuskeltrainer. Hinsetzen, Bauchnabel in Richtung Wirbelsäule ziehen und das Ding nur mit der Kraft der Bauchmuskeln nach unten drücken, dort zwei Sekunden halten und langsam, sehr langsam, wieder nach oben. Diese Prozedur wiederholen, immer ganz langsam und bewusst, bis frau das Gefühl hat, in der Mitte stahlhart zu sein. Neben mir, am gleichen Gerät, sitzt mittlerweile Robbie, und bei ihm geht’s viel schneller. Wieso geht’s bei ihm so fix, er hat wohl später noch einen Auftritt oder so?
Anyway, bloß nicht von durchgeschwitztem Shirt und strammen Oberschenkeln ablenken lassen und weiter, zur Oberschenkelinnenzonenverstärkermaschine. Was der kann, kann ich auch!
Wieder ganz langsam und bewusst, dann weiter zur Oberschenkelaussenstraffermaschine. Das tut richtig gut, und ich habe schon seit 10 min. nicht mehr an Zigaretten gedacht.
Nach der Poquälmaschine geht’s zum Rückenstraffer. Echt scharfes Teil! Bis frau sich dort hinein verfrachtet hat, alle Hebel in die vorschriftsmäßige Position gebracht, den Bauchnabel wieder in die besagte Richtung gezogen hat, ist auch Robbie schon wieder neben mir.
Ich lächele mal kurz in seine Richtung, werde aber nicht wahr genommen, er hat mal kurz den Turbo eingelegt. Na ja, ich gehe ja auch ohne Make Up und mit Schlabberklamotten zum Training, da kann frau schon mal übersehen werden.
Jetzt warten die Bi-und Trizeps-Quäler auf mich. Alles immer nach dem gleichen Zeitplan, langsam runterziehen, kurz halten und langsam wieder zurück. Mir gegenüber sitzt ein blasser Jüngling, mit noch schmaler Schulterpartie an einer Schulterdefinierungsmaschine. Vorbildlich, mit gerade durchgedrücktem Rücken und langsamen Bewegungen quält er sich sichtlich. Er zittert richtiggehend und ich befürchte, dass er gerade seine eigene Zungenspitze malträtiert. Aber was macht man nicht alles für die Proportion.
Meine Oberarme indes kennen nur ein Ziel: aussehen wie Madonna! Nee, nicht im Gesicht! Ich bete ihre schön definierten Muskelpartien einfach an.
Irgendwie ist so ein Gym wie eine Bühne: frau sitzt im Zuschauerraum, sprich an einer Beinstreck-Beinbeugmaschine, und kann gucken.
Beide Geschlechter trainieren einträchtig nebeneinander her, ohne Berührungsängste, aber auch ohne jeglichen Kommunikationszwang. Frau kann vergleichen: boah, so dick sind meine Oberschenkel aber noch lange nicht. Frau kann mundwässerig muskelbepackte Männerkörper verstohlen anhimmeln, oder sich entspannt die ungestylten Haare aus dem Gesicht streichen: na, der muss noch eine Menge an sich arbeiten, bevor ich den eines zweiten Blickes würdige…..
Nach zwei weiteren Höllenmaschinen bin ich mit dem Training zu Ende, habe ein richtig gutes Gefühl, so im ganzem Körper, auch mental! Zigaretten, was ist das?
Ich schreite, zwar mit zittrigen Oberschenkeln und schmerzenden Armmuskeln, aber dennoch aufrecht, zum Wasserspender, Robbie hinterher. Was will der denn jetzt noch? „Du hast Dein Handtuch vergessen!“
Ok, freundlich gehauchtes Dankeschön und weg bin ich: Robbie sieht von nahem betrachtet nur noch halb so gut aus wie sein berühmter Doppelgänger, hat schlechte Zähne und riecht nach Zigaretten!
Tag der Veröffentlichung: 22.07.2009
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