Jugendsünden I
Paris zwischen 1968 und 1976
Wiedersehen
Mit meiner Kamera
hab ich dich hundertfach erschossen,
hab deine Seele
auf tausend Meter Film geklebt,
dein Herz und dein Gesicht millionenfach
an jedem Kiosk feilgeboten.
Als ich dich morgens fand,
feucht noch vom Tau,
lächeltest du
dein Lächeln von Papier
aus einer Mülltonne
Rue des Halles, Paris 1er…
Vergangen
PARIS – LONDRE
Vergammelte Kneipe
am Gare du Nord,
pleite inzwischen
und einer Boutique
gewichen …
LONDON & PARIS
ihr kalten Schönen
habt eine Liebe
verloren.
Reste
Montmartre an einem Novembermorgen
ist schrecklich kalt,
wenn es dazu noch neblig ist,
sieht Sacre Coeur
genauso schmutzig aus
wie diese Bettler
auf den Treppenstufen.
Erst wenn die Nacht
Alle Fassaden übertüncht
Und die Touristen sich verlaufen haben,
kann ich mich in das Dunkel
eines Beichtstuhls schleichen
und mich selbst belügen.
Augenblick
Augenblick
Gefallen in mein Glas
durch eine Fensterscheibe des Café
am Boulevard St. Germain;
du hast mich nicht erkannt.
Ich werde dich vergessen haben,
bevor ich dich erinnern kann,
Augenblick
Ile de la Cité
Novembergrau,
die Bänke sind vom Regen
für Verliebte schon zu feucht.
Die letzten Blätter tropfen ihre Tränen
Auf graue Ufersteine an der Seine.
An jener Stelle, wo man
den letzten Tempelritter hingerichtet hat,
liegt eine tote Taube
auf den Treppenstufen.
Die grüne Bronzetafel
gilt nun wohl auch ihr.
Novembergrau und feucht
von Tränen
auch dein Gesicht.
Zu viele Nächte,
die keinen Morgen finden wollten,
sind zwischen dich und mich gefallen.
Rue d’Amsterdam
Aus einem Saxophon leckt Jazz
und füllt den Raum
mit Traurigkeit.
Das Bier im Glas ist schal geworden,
und alle Flaschen sind schon ausgetrunken.
Du bist gegangen,
hast mir Erinnerung gelassen,
an Küsse,
an deine kühle Hand,
an Lachen
und an Augenblicke Schweigen.
Wenn Morgen wird,
wenn aus dem Saxophon nur Stille fließt,
wirst du für immer fort sein.
Texte: alle Rechte und Linke bei mir
Tag der Veröffentlichung: 02.07.2010
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