Michail lag unter der grünen, geflügelten Gestalt begraben. Sein Raketenwerfer war ihm aus der Hand gefallen und blöderweise scheißschmerzhaft unter den Rücken gerutscht! Gegen den Marshimmel winkten die riesigen Fledermausflügel der Kreatur, die sich gerade als ‚Magdalèna Platzová’ vorgestellt hatte. Strampelnd versuchten die ungleichen Wesen sich voneinander zu befreien was ihnen am Ende gelang. Ein wenig im Hintergrund stand eine zweite dämonische Gestalt, ein bisschen unruhig, verlegen, abwartend. Sie waren nicht ganz menschengroß, grünmusterig, mit einem Reptilienschwanz. Die kräftigen, Fledermausflügel falteten sich hinter dem Rücken.
„Was zur Hölle seid ihr denn für Gestalten?“ verlangte Michail zu wissen. Dieses – diese Magdalèna - hatte tatsächlich Brüste! Wahrscheinlich ein Weibchen.
„Wir sind Menschen wie du aber marsangepasst. Wir leben symbiontisch mit Anabaeana Bakterien zusammen die photosynthetisch Sauerstoff produzieren, wir nennen das phatmen. So können wir uns frei in der Marsatmosphäre bewegen.“
Michails Blicke verloren das forschende, wurden weicher. Menschen. Marsangepasste. Er erinnerte sich daran, dass sie ihm auf New York Mars so etwas Ähnliches erzählt hatten. Aber so krass hatte er es sich nicht vorgestellt!
„Du musst einer der Ausgezogenen sein.“ vermutete Magdalèna. Über das fremdartige, grobhäutige, grünmusterige Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. Neben den Mundwinkeln bildeten sich Grübchen, menschlich, sympathisch. Die meerblauen Augen leuchteten begeistert.
Michail lächelte unsicher zurück und widersprach: „Nein, das ist noch ein bisschen komplizierter.“
Jetzt meldete sich der andere Dämon zu Wort. „Für lange Erklärungen haben wir jetzt keine Zeit. Wir sind zu viert bei einer Flugübung von einer starken Böe über den Kraterrand von Olympus Mons geweht worden. Zwei Freunde von uns haben wir in einer Entfernung von vier Stunden Fußmarsch von hier zurücklassen müssen. Einer ist krank. Er braucht dringend Wasser!“
Das hörte sich ernst an! Michail löste sich aus seiner Erstarrung. Mit einer Handbewegung breitete er die interaktive Karte auf dem Boden aus. Ihre Positionen waren darin als Leuchtreflexe abgebildet. „Wo sind eure Freunde, könnt ihr mir das auf der Karte hier zeigen?“
Der männliche Dämon studierte die Karte kurz und zeigte auf einen Punkt in ungefähr 20 km Entfernung. Mit einer kurzen Handbewegung zauberte Michail einen roten Leuchtreflex an diese Stelle. Er nahm Funkkontakt auf: „Dserschinski von Scholochow. Rescue 1 wird benötigt. Die Zielregion für Rescue 1 habe ich in der interaktiven Karte markiert.“
„Rescue 1 wird benötigt. Zur markierten Zielregion.“ bestätigte eine unsichtbare Stimme.
In 800 km Entfernung, am Fuß des erloschen Marsvulkans Pavonis Mons befand sich, gut getarnt, die Basisstation vom Kontrollposten Pavonis Mons. In einer unterirdischen Maschinenhalle flammten Lichter auf und rotes Alarmlicht begann zu kreisen. Rescue 1 hockte in einer Ecke wie eine riesige, tote Spinne mit angezogenen Beinen. Kontrolllampen blinkten hektisch. Summend fuhren die Aggregate in dem dicken, hässlichen, metallenen Spinnenkörper hoch. Das Klacken elektromagnetischer Ventile hallte leise von den Wänden der Maschinenhalle wieder. Nach dreissig Sekunden heulte ein Wandler auf und rasselnd stellte sich Rescue 1 auf seine acht Spinnenbeine. Hydraulische Pumpen begannen zu stampfen. Langsam, pochend, schoben sich zwei Schiebetore auseinander. Eine Schleuse war nicht nötig in dieser, von Robotern überwachten, mit Robotern besetzten, Maschinenhalle. Der fette, runde, hässliche Metalleib federte zitternd zwischen den Beinansätzen bis die Halle weit genug offen war. Dann begannen sich die Spinnenbeine in Bewegung zu setzen und zu rennen und zu rennen und zu rennen. Geschickt wich Rescue 1 ein paar großen Felsbrocken aus. Kleinere Geländeunebenheiten waren für Spinnenbeine kein Problem. Bis zu 200 km/h konnte die Rettungsspinne bei der geringen Schwerkraft des Mars im Laufmodus erreichen. Dann zündete ein kleines Raketentriebwerk.
„Scholochow von Dserschinski. Geschätzte Eintreffzeit von Rescue 1 im Zielgebiet in ca. 65 Minuten.“ 65 Minuten, das könnte klappen. Mit fliegenden Händen legte Michail seinen Backpack mit dem Sauerstoffvorrat ab. Den Druckschlauch seines Schutzanzuges koppelte er kurzerhand an den Sauerstofftank seines Motorrads. Er wandte sich an Magdaléna:
„Du kannst dich hinter mich auf das Motorrad setzen. Wir fahren schon mal voraus, du erklärst mir den Weg.“
Jetzt wandte er sich an den männlichen Dämon: „Wie heißt du eigentlich?“
„Immanuel.“
„Also gut. Du kommst zu Fuß nach. In ein paar Minuten wird hier ein humanoider Roboter mit dem Namen Putin auftauchen. Der nimmt meinem Backpack mit und wir treffen uns alle zusammen bei euren Leuten.“
Immanuel hatte schon Erfahrungen als militärischer Anführer und deshalb sagte er nichts, wo nichts mehr zu sagen war, nur noch ein knappes „So machen wir es.“
Michail schwang sich auf sein selbstgebautes Motorrad und startete. Sie befanden sich hier im Don-Graben. Ungefähr 200 m nördlich war ein schmaler Pfad, auf dem sie das höhergelegene Plateau erreichen konnten. Magdalèna schwang sich entschlossen hinter ihm auf den Sozius und umschlang seine Brust. Ein merkwürdiges Kribbeln breitete sich über sein Rückgrat aus als er den weiblichen Körper an seinem Rücken spürte. Die Maschine bäumte sich kurz auf und in einer Staubwolke verschwanden sie vor den Augen des zurückgelassenen Dämons. Der Eingang zu der aufsteigenden Felsspalte war ihm bekannt, er hatte ihn schon ein paar Mal benutzt. Trotzdem musste er sich sehr konzentrieren um in dem engen Spalt den Felsbrocken ausweichen zu können ohne der Felswand zu nah zu kommen. Immer wieder musste er bremsen wodurch Magdalèna an an ihn gepresst wurde was wiederum seine Konzentration beeinträchtigte. Endlich erreichte er die Hochebene und konnte voll aufdrehen. Die Ebene vor ihm war relativ eben. Michail sah auf seine Uhr. Die Sonne näherte sich schon bedrohlich dem Horizont. Es wurde spürbar kälter. In ungefähr 30 Minuten müsste er das Zielgebiet erreicht haben. Er kontrollierte den Druck im Sauerstofftank. Hmmm, knapp! Immerhin musste der Sauerstoff den Motor am Laufen und ihn gleichzeitig am Leben erhalten. Aber es würde schon gehen, wahrscheinlich. Rescue 1 hatte Sauerstoff an Bord, musste also lediglich pünktlich eintreffen. Michail bemerkte wie Magdalèna auf dem Sozius hin und herrutschte. Sie begann zu jubeln! Offensichtlich gefiel ihr der Ritt. Michail drehte auf und legte sich vor einer Bodenwelle schön in eine Kurve. Mal sehn ob ich dem Mädel nicht ein wenig Angst einjagen kann? Aber nicht mit Magdalèna. Sie presste sich ganz eng an Michail und machte jede seiner Bewegungen mit. Michail wurde es ganz warm ums Herz.
Rescue 1 schoss in einer gleichbleibenden Höhe von 100 m über den Boden dahin. Die Spinnenbeine schlenkerten funktionslos unter dem Körper hin und her. Die Spinnenkugel ritt auf einem Feuerstrahl. Wie eine Spinne besaß Rescue 1 eine ganze Menge Augen, die sich über seinen Körper verteilten. Die untenliegenden scannten die Landschaft und verglichen sie mit einer hochgeladenen Karte der Marsoberfläche. Errechnete Ankunft im Zielgebiet in 28 Minuten.
Michail stoppte. Jetzt musste Magdalèna ihm weiterhelfen. Mit dem Fernglas suchte er den Boden bis zum Horizont ab. Verdammte Scheiße, die müssen doch irgendwo zu sehen sein?! „Magdalèna, wie muss ich weiterfahren?“
Die junge Dämonin streckte sich und blickte prüfend in die Landschaft. Erst, als sie ihren Infrarotsinn benutzte, entdeckte sie ihre zwei Freunde in der Ferne. Zwei zusammengekauerte Würmer. Michail schaute mit dem Fernglas in die von ihr angegebene Richtung. O. K. das könnten sie sein. Aber viel Bewegung war da nicht mehr zu erkennen. Hoffentlich kamen sie nicht zu spät! Er packte das Fernglas ein, kickte den Starter und brauste mit Vollgas die letzten Kilometer bis zu den zurückgelassenen Dämonen. Ein kurzer Blick auf die Sauerstoffanzeige – verdammt! Das Manometer näherte sich den Null Bar! Der scharfe Ritt über die steinige Marstundra hatte doch mehr Sauerstoff gekostet als er vorher abgeschätzt hatte. Wo blieb denn der verdammte Rescue 1!! Magdaléna blickte ihm mit ihrem Infrarotsinn über die Schulter.
„Michael! Ich nehme undeutliche Infrarotreflexe in der Nähe meiner Freunde wahr. Was könnte das sein? Gibt es hier draußen gefährliche Organismen?“ Michail hielt an und scannte die Umgebung mit dem Fernglas. Er hatte da so einen Verdacht. Umschalten auf Infrarot. Verdammte Scheiße! Amöbenquallen!! Schwer zu bekämpfende, räuberisch lebende Organismen die ihre Beute mit Nesselkapseln angriffen. Für Menschen durchaus gefährlich!
„Ja, es gibt gefährliche Organismen. Wir müssen uns beeilen.“ Der Motor heulte auf, Gestein spritzte unter dem durchdrehenden Hinterrad weg. Mit einem Ruck setzten sie sich in Bewegung. Der Zeiger des Druckmessers näherte sich unerbittlich der Nullmarke. Michail meinte bereits zu spüren wie das Atmen schwerer wurde. Das war bestimmt nur der Stress!
„Was sind das für Organismen?“ wollte Magdaléna wissen. Michail antwortete nicht. Er musste jetzt Atem sparen. Es würde ziemlich knapp ausgehen, da spielen vielleicht ein paar Atemzüge eine Rolle! Jetzt wurde das Atmen aber wirklich schwer. Der Zeiger bewegte sich nicht mehr auf der Null. Michail würgte den Motor ab und rollte noch ein bisschen aus. Der Atem ging immer schwerer er versuchte sich zu beruhigen und flacher zu atmen hinstellen Feuerschleuder Laserpointer zielen abdrücken
Eine Garbe methangefüllter Kugeln sprudelte aus dem kurzen Lauf der Feuerschleuder. Sie wurden elektromagnetisch herauskatapuliert. Der Zielcomputer berechnete aus dem Lasersignal die Flugbahn und so verstreuten sich die Methankugeln exakt über den, wie harmlose Pfannenkuchen aussehenden, Amöbenquallen. In einem Flammenteppich vergingen die tückischen Biester. Michail wurde schwarz vor Augen.
Am Horizont tauchte Rescue 1 auf. Er hatte bereits das Gelände gescannt und die wahrgenommenen Infrarotreflexe eingewertet. Zwei Reflexpaare. Reflexpaar 1: unbekannt, unbeweglich. Reflexpaar 2: Reflex Nr. 1 als Michail Scholochow identifiziert, Reflex Nr. 2 unbekannt. Reflexpaar 1 identifiziert als Zielpunkt. Rescue 1 schlug auf dem Marsboden auf. Sofort belebten sich seine acht Spinnenbeine und er lief eifrig, an Michail und Magdaléna vorbei, auf das unbeweglich liegende Dämonenpaar zu.
Magdaléna sah erschreckt wie Michail zu Boden sank. Irgend etwas musste mit seiner Sauerstoffversorgung nicht mehr stimmen! Kurzentschlossen riss sie seinen Druckschlauch aus dem Sauerstofftank des Motorrades und versuchte Michail hochzuzerren. Viel zu schwer! Was konnte sie tun? Ihre Freunde waren in ca. 150 m Entfernung. Dort baute sich jetzt dieses eigenartige Maschinenwesen auf. Konnte sie Michail so weit schleppen? Egal. Sie musste! Er erstickte sonst!!
Rescue 1 hatte den Zielpunkt erreicht. Sein runder Metallkörper pendelte ein wenig, genau über den Schlafsäcken der Dämonen, die acht Beine gleichmäßig drum herum verteilt. Vom Rumpf ausgehend, begann sich eine Kunststoffhaut über die Beine in Richtung Boden abzurollen, wie bei einem Kuppelzelt. Schließlich erreichte die Membran den Marsboden und dichtete ab. Metallrohre fuhren aus dem Spinnenbauch aus und bliesen angewärmte Atemluft heraus. Feine Metalltentakel wuchsen wie hässliche, dicke Haare und näherten sich zitternd den auf dem Boden liegenden Gestalten um sie zu untersuchen.
Verzweifelt zerrte Magdaléna an dem riesigen Körper von Michail. Sie hielt ihn eng umschlungen und setzte ihre gesamte Körperkraft ein. Meter um Meter kämpfte sie sich zäh an das rettende Maschinenwesen heran. Das hatte sich mittlerweile in ein Zelt verwandelt. Magdaléna verschwendete keine unnötigen Gedanken daran. Sie musste nur hinkommen, irgendwie. Krümmen, strecken, zerren. Krümmen, strecken, zerren. Ma-schi-nen-ar-tig. Krümmen, strecken, zerren. Krümmen, strecken, zerren. Meter um Meter. Magdalénas Körper versuchte gegen die Belastung zu protestieren, aber das ließ sie nicht zu. Krümmen, strecken, zerren. Krümmen, strecken, zerren. Hart stieß sie gegen eines der Metallbeine. Magdaléna hatte gar nicht bemerkt wie nah sie dem Maschinenwesen mittlerweile gekommen war. Erschöpft ließ sie Michail fallen und versuchte einen Gedanken zu fassen wie sie jetzt in das Rettungszelt kommen sollte als sie bemerkte wie die ihr zugewandte Seite sich begann blasenartig nach außen zu wölben. Magdaléna und Michail wurden von der Membranenblase eingeschlossen. Dann erst öffnete sich die Membran auf der Innenseite. Magdaléna spürte sofort die erhöhte Temperatur. Als sie einen Probeatemzug nahm – Aaaaaah! – Atemluft!!
Besorgt blickte sie auf den regungslos daliegenden Michail. Aber ihre Blicke waren nicht die einzigen. Zielstrebig wuchsen aus dem Spinnenleib weitere Tentakel in Richtung auf den neuen Patienten. Sirrend näherte sich eine Schwingsäge und zerteilte in Sekunden Michails Schutzanzug. Elektrodententakel senkten sich auf seine Brust. Kammerflimmern!
„Weg vom Patienten!“ schnarrte Rescue 1 während ein Tentakel Magdaléna auf Abstand hielt. Sirrend lud sich der Defibrillator, der Schock löste aus, Michail zuckte. Elektrodententakel: „Kein Schock empfohlen. Asystolie.“ Ein Tentakel begann unmittelbar mit der Herzdruckmassage während andere Michail intubierten und den Sauerstoffgehalt im Blut maßen. Hilflos konnte Magdaléna nur zuschauen und sich daneben in den Staub kauern. Ein spitzer Tentakel bohrte sich in das Schienbein und spritzte Adrenalin ins Knochenmark.
„Weg vom Patienten!“ schnarrte es wieder. Michails Körper bäumte sich auf unter dem neuerlichen Stromstoß. „Sinusrhythmus.“
Magdaléna hatte keine Ahnung was das zu bedeuten hatte. Tränen rannen ihr über das Gesicht. Sollte dieser fremde Mensch Michail jetzt schon sterben müssen? Vor einer Stunde hatte sie ihn erst kennengelernt, als rettenden Schutzengel. Musste dieser Schutzengel jetzt sterben? Magdaléna fiel auf, dass Michail nicht mehr reanimiert wurde. War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Erschreckt beugte sie sich über sein Gesicht. Er atmete! Oder wurde er beatmet? Hilflos blickte sie auf den hässlichen Spinnenkörper von Rescue 1. „Was ist los mit Michail?“ verlangte sie zu wissen.
„Die Reanimation war primär erfolgreich.“ antwortete Rescue 1. „Sinusrhythmus, Eigenatmung. Ich extubiere.“ Damit zog sich der Plastikschlauch wieder aus Michails Luftröhre zurück, in die er während der Reanimation eingeführt war.
Michail hustete. Magdaléna umarmte ihn glücklich: „Gottseidank, du lebst!“
Michails verschleierter Blick klärte sich. Wo war er? Was war passiert? „Wasss isss eintlich los?“ verlangte er zu wissen.
„Du wärst fast erstickt, du bist beatmet worden, aber jetzt lebst du wieder!“ sprudelte Magdaléna heraus während sie ihn mit Küssen erstickte und in Umarmungen erdrückte. Michail begann zu lächeln. Was zur Hölle immer auch geschehen sein mag, jetzt ging es ihm zumindest nicht schlecht, so umarmt und geherzt von der hübschen Dämonin. Lachend wehrte er sie ab. Er hielt ihre Hände fest. Mit ihren meerblauen Augen schaute sie ihm offen ins Gesicht. Michail spürte ihre Nähe, ihre geradezu unheimliche Präsenz. Sie schien den ganzen Raum auszufüllen. Michail stockte ein wenig der Atem. Erstaunt blickte er in ihr offenes Gesicht. Dann nahm er ihren Kopf in beide Hände und küsste sie lange und leidenschaftlich.
Ein wenig verblüfft lösten sie sich wieder voneinander, selbst überrascht von ihrer Leidenschaft. Die Liebe geht oft seltsame Wege, unvorhersehbar und machtvoll. Dann lachten beide.
„Wie geht’s eigentlich deinen Freunden?“ interessierte sich Michail.
„Oh, die habe ich ganz vergessen.“ gab Magdaléna zurück. Sie wandten sich den zwei Schlafsäcken zu ...
„AAAAAAAAAAAAAAAH!“ ein Schrei, blankes, blutiges Entsetzen brach aus Magdaléna hervor. Michail sog scharf die Luft ein. Aus den Schlafsäcken starrten ihnen zwei Totenschädel entgegen. „Das ........... was ................“ Magdaléna fand keine Worte.
„Die Amöbenquallen.“ stellte Michail nüchtern fest. „Sie greifen ihre Opfer mit Nesselgift an. Danach werden sie mit Hilfe von Magensaft außerhalb ihres Körpers verdaut.“
Magdalénas Blick verschleierte sich. Schleusen öffneten sich und ergossen mildtätige Tränen über ihr fassungsloses Gesicht. Ein feines, hohes Wimmern entrang sich ihrem zuckenden Mund. Ihr Oberkörper wurde geschüttelt von blankem Entsetzen, von nicht ausdrückbarer Trauer, von einer Emulsion aus schwarzem, öligen Grauen und allem Schmerz der Welt. Michail versuchte sie zu umarmen wogegen sie sich heftig wehrte. Das ertrug sie jetzt in dem Moment nicht. Neutral hingen ein paar Tentakel von Resuce 1 herunter, nutzlos. Auch Michail war hilflos. Er hätte Magdaléna gerne umarmt und getröstet. Für ihn waren die zwei halbverdauten Körper Fremde. Magdaléna eigentlich auch, aber es hatte sich nun einmal so ergeben dass er sich in sie verliebt hatte. Unwillkürlich musste er an Anna Gavalda, seine letzte Beziehung denken. Auch sie hatte er in einem entsetzlichen Moment kennengelernt. Die Situation kam ihm seltsam vertraut vor. Er konnte nicht weinen.
Tag der Veröffentlichung: 05.02.2010
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