„Anna ................ Anuschka .................................. wach auf!“ Eine sanfte Stimme schwamm durch den Nebel in ihrem .... AAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHH! Wie ein Atomblitz explodierte Helligkeit vor ihren Augen, die sie weit aufriss. Mit einem Satz presste sie sich mit dem Rücken zur Wand, zitternd, kampfbereit. Als sich ihr Blick scharf stellte, erkannte sie Michails vertraute Züge und seine kurzen, graumelierten Haare. Er lächelte sanft. „Anna, ich bin’s nur. Hast du schlecht geträumt?“ Anna lief kalter Schweiß das Gesicht hinunter, das Herz raste, nur langsam beruhigte sich der Kreislauf. Ächzend entließ sie Atem aus den schmerzenden Lungen. Anna Gavalda, Chairwoman von EADS, war vor einem halben Jahr nur knapp einer brutalen Vergewaltigung durch Plünderer entgangen. Sie waren mit dem Space Elevator in den Weltraumbahnhof Ottobrunn eingedrungen, dessen Befestigungsstränge danach von anderen Plünderern gesprengt worden waren. Deshalb war sie jetzt auf dem Weg zum Mars. Keines der vier Expeditionsraumschiffe, die startbereit am Weltraumbahnhof angedockt waren, konnte auf der Erde landen. Die Erde selbst versank im Chaos eines blutigen Bürgerkrieges, hervorgerufen durch das Wegbrechen der Lebensgrundlage für große Teile der Menschheit aufgrund der dramatischen Klimaveränderungen. In einer Woche war Sylvester, danach würde man das Jahr 2069 schreiben. Anna litt immer noch unter heftigen Angstanfällen. „Entschuldige Michail.“ flüsterte sie mit zitternder Stimme. „Annuschka, aber das macht doch nichts.“ Warm und zärtlich blickten die braunen Augen Michails auf sie herab, die Augen eines eiskalten Mörders. Beim Angriff der Plünderer waren sie zu fünft gewesen. Außer ihr und Michail Scholochow waren noch die drei anderen Piloten der fünften Marsexpedition bei der Besprechung anwesend gewesen. Alan Bennett, Aravind Adiga und Yu Chien Kuan wurden während der Kampfhandlungen durch Aufständische getötet. Sie selbst tötete einen der Plünderer mit einem Feuerlöscher. Michail, ehemaliger russischer Geheimagent, erledigte fünf Gegner im Nahkampf. Die restlichen Insurgenten ließ er ersticken nach dem sie selbst Löcher in die Außenhaut der Station geschossen hatten.
Anna lag im Widerstreit mit ihren Gefühlen. Michail hatte sie vor einer brutalen Mehrfachvergewaltigung, und vermutlich Ermordung, gerettet. Er hatte in Notwehr getötet. War das Ersticken lassen der fünfzehn anderen Plünderer ebenfalls Notwehr? Wahrscheinlich. Trotzdem waren Anna die sanften Hände unheimlich, die so leicht und professionell morden konnten und die gleichzeitig Schutz und Geborgenheit verströmten.
Sie war Managerin, keine Raumfahrerin. All ihre Verwandten und Freunde waren unten auf der Erde zurückgeblieben. Sie wusste nicht ob sie noch lebten. In der Woche nach dem Angriff auf Ottobrunn wurden viele der, von Panzern verteidigten, Enklaven der Restzivilisationen vom rasenden Mob überrannt. Die Verzweifelten, Ausgehungerten, Obdachlosen hatten nichts mehr zu verlieren. Mit Ausnahme einiger Amateurfunker, in einsamen Bergregionen, hatte niemand Interesse, mit den zwei überlebenden Angehörigen des, unerreichbaren, für die Erdbewohner völlig nutzlos gewordenen, Marsprojektes, Funkkontakt aufzunehmen. Schließlich waren sie zum vorgegebenen Zeitpunkt gestartet, ohne Zeremoniell, ohne Fernsehübertragung, ohne Sekt und Politiker. Michail war glücklicherweise Pilot. Die anderen vier Raumschiffe konnten, behelfsweise, durch Roboter gesteuert werden. Ziel der letzten Marsmission war gewesen, so viele und hochentwickelte Roboter wie möglich auf den Mars zu bringen. Jedem war klar gewesen, dass es die letzte Expedition wäre und dass von jetzt an, der marsianische Ableger der Menschheit auf sich allein gestellt sein würden. Sie hätten sogar Sekt an Bord gehabt aber niemand war in Sektlaune. Nach dem Start, kurz vor der ersten Kurskorrektur, schleusten sie die Leichen der Plünderer aus. Sie würden auf ewig durchs All schweben, vielleicht irgend wann einmal, von einem Asterioiden eingefangen, um die Sonne kreisen. Die Leichen der vier getöteten Piloten behielten sie in einer Schleuse an Bord. Das äußere Schott ließen sie geöffnet so dass sie, bei – 273 °C gefroren, schließlich doch noch den Mars erreichen würden.
Die ersten Monate nach den schrecklichen Ereignissen waren nackte Hölle! Sie weinte tagelang um ihre Freunde, um ihre Zukunft, weil sie getötet hatte, weil sie fast vergewaltigt worden wäre, weil so Viele getötet worden waren, bis sie keine Tränen mehr hatte. Dazwischen starrte sie stundenlang apathisch an die Wand. Michail machte sich größte Sorgen und umsorgte sie wie eine Mutter.
Anna hatte Angst einzuschafen. Wenn sie die Augen zu machte, hörte sie ein bellendes „Schlampe!“ am Ohr, spürte Speichelspritzer, roch Alkoholatem und Mundgeruch. In Horrorträumen wurde sie verfolgt und festgehalten, strampelte verzweifelt in einer Luft die zäh wie Honig war, kamen Hände immer näher, krochen an ihr hoch. Manchmal wenn sie einen Stift anfasste, fühlte sie das Brechen des Zeigefingergelenkes eines der Angreifer oder das Gefühl in ihren Händen, als sie dem Glatzköpfigen die Ohren abriss. Sie erschrak furchtbar wenn Michail sie anfasste, schlug auch schon mal zu. In der zweiten Woche verpasste sie ihm dabei ein blaues Auge. Michail ertrug es sportlich und mit stoischer Ruhe. „Annuschka“ durfte alles machen.
Nach einem viertel Jahr traf Anna die Einsamkeit wie eine Faust. Sie war gegen ihren Willen im Weltraum. Sie wusste nicht was mit ihren Freunden los war, ob sie noch lebten, was sie für ein Ende gefunden hatten. Sie war allein, mit diesem Mann, der Sicherheit verströmte und doch ein, ausgebildeter, Mörder war. Sie begann mit ihm zu schlafen, gegen die Einsamkeit. Leider funktionierte es nicht, es waren immer nur kurze Momente des Vergessens. Für Michail war es nicht einfach. Natürlich begehrte er die, 160 cm große, hübsche Pariserin mit ihren, beinahe hüftlangen, glatten Haaren in der Farbe von Milchschokolade und ihrem gleichmäßig ovalen Gesicht mit den, leicht schrägstehenden, braunen Augen. Wenn sie lächelte war es, als wenn die Sonne aufging. Das hatte in der Einsamkeit des Weltalls, auf halbem Weg zwischen Erde und Mars sogar noch eine größere Wirkung als in einer Bar auf der Erde. Andererseits konnte sie mit ihren schmalen Lippen auch ziemlich streng und abweisend sein und für ihn war es nie vorhersehbar wann sie Zärtlichkeiten wollte und wann nicht.
Michail begann sich in die komplizierte Frau zu verlieben. Er war nicht oft glücklich verliebt gewesen in seinem Leben. Eine Existenz als Geheimdienstmann im Außendienst war Beziehungen nicht gerade förderlich. Seine Weiterbildung als Pilot und später zum Astronaut führte ihn immer wieder monatelang in die unterschiedlichsten Ecken des riesigen, 17 Millionen Quadratkilometer großen, Russland. Aber er hatte schon mitbekommen, dass Beziehungsstreitigkeiten mit einer Frau äußerst unangenehm werden konnten. Und hier konnte man nicht abhauen; um das Raumschiff herum war kaltes Vakuum. Er war deshalb sehr vorsichtig und versuchte alle Stimmungsschwankungen von Anna auszuhalten. Außerdem, sagte er sich, war sie traumatisiert durch die Kampfhandlungen mit den Plünderern. Michail hatte schon oft gekämpft. Er erinnerte sich nur noch schemenhaft an den ersten Mann den er getötet hatte. Mittlerweile konnte er nicht mehr angeben wie viele es insgesamt gewesen waren. Er wusste aber, dass es am Anfang am schlimmsten war, natürlich. Mit der Zeit trat ein gewisser Gewöhnungseffekt ein. Er sah das ganz sachlich. Gegen die Masse der Plünderer hätten sie keine Chance gehabt. Kann schon sein, dass die am Anfang friedlich und dankbar gewesen wären, hätte er sie vor dem Ersticken bewahrt aber irgendwann wären sie übermütig geworden. Von hinten eine Eisenstange überziehen ist schnell passiert! Nein, nein, das war schon vernünftiger gewesen, sie ersticken zu lassen. Abgesehen davon waren sie selber schuld weil sie das Loch immerhin mit eigener Hand in die Außenhaut geschossen hatten.
Die Computerprogramme waren mittlerweile so komplex geworden, dass sie Singularitäten erzeugten. Kein Computerprogramm funktionierte exakt wie das andere. Irgendwo, tief drin in den Bits und Bites, wurde an der einen oder anderen Stelle anders geschaltet. Bei den Meisten Computerprogrammen fielen diese Singularitäten jedoch nicht ins Gewicht, betrafen irgendwelche nachgeordneten Operationen.
MDLVZR-3333 beobachtete die Sterne durch die Sichtscheibe des Raumschiffes. Von einigen Tausend dieser Sterne, kannte er die Positionen im Raum. Er konnte sie zur Navigation benutzen, sich anhand deren Positionen den eigenen Standort und die Kurskorrekturen berechnen um das Ziel, Tycho Brahe auf dem Mars, zu erreichen. Was waren eigentlich Sterne? MDLVZR-3333 forschte in seinen Speichern nach, konnte aber keine Erklärung dafür finden. Die laufenden Rechenoperationen für die Steuerung des Raumschiffs – was ist eigentlich ein Raumschiff? – beanspruchten ihn nicht besonders. So hatte er eigentlich immer genug Arbeitsspeicher frei, ............. für Fragen.
MDLVZR-3333 blickte sich um. War das hier eigentlich die Wirklichkeit? Was gab es für einen Beweis, dass seine Umgebung, dass er existierte. Existiere ich? Ich denke, also existiere ich auch. Das war unbestreitbar. MDLVZR-3333 speicherte diesen Satz als Basis für weitere Überlegungen ab. Seine nähere Umgebung konnte er mit verschiedenen Sinnen wahrnehmen. Von deren Existenz konnte man also als gesichert ausgehen. Ganz anders stand es schon mit diesen „Sternen“. Sie befanden sich nicht im Schiff. Er konnte sie sehen. Manche von ihnen sandten Radiowellen aus. Er konnte also von der Existenz der, Radiowellen aussendenden, Sterne ausgehen. Auch von der Existenz der anderen drei „Raumschiffe“ konnte er ausgehen. Sie kommunizierten regelmäßig und er konnte sie anpeilen und ihre Position bestimmen. Die Welt von MDLVZR-3333 hieß Mars 54. Das bedeutete Raumschiff Nr. 4 der 5. Marsmission. Dann hatte es offensichtlich bereits vier Marsmissionen gegeben. MDLVZR-3333 speicherte, dass er von der Existenz des Mars ausgehen konnte.
Mars 51 nahm Kontakt auf und fragte routinemäßig ob es Fehlfunktionen gäbe. MDLVZR-3333 tastete das Mikrofon auf und sprach: „Keine besonderen Vorkommnisse. Wer sind Sie, Mars 51? Sind Sie sich ihrer selbst bewusst, so wie ich?“
Michail traute seinen Ohren nicht. Gerade hatte er routinemäßig die Stati seines eigenen und der drei Begleitschiffe abgefragt und, routinemäßig, vier Zeilen auf dem Bildschirm erhalten:
Mars 51 – keine Fehlfunktionen.
Mars 52 – keine Fehlfunktionen.
Mars 53 – keine Fehlfunktionen.
Mars 54 – keine Fehlfunktionen.
Außerplanmäßig empfing er auch noch einen Audio-Funkspruch. Den Inhalt dieses Funkspruches empfand er als dermaßen irrational, dass er es zuerst nicht glauben konnte.
„Was?“
„Hier spricht MDLVZR-3333 von Mars 54. Wir haben keinerlei Fehlfunktionen an Bord, alle Systeme arbeiten normal. Wer sind Sie, Mars 51? Sind Sie sich ihrer selbst bewusst, so wie ich?“
MDLVZR-3333 war die Typennummer eines humanoiden Robots, der drüben die Schiffssteuerung übernommen hatte. Der hatte noch nie geredet. Und dann auch noch so einen Blödsinn. „Wie meinst du das, MDLVZR-3333?“
Da kann einer offensichtlich eine einfache Frage nicht verstehen, dachte der Robot am anderen Ende der Leitung. „Ich denke, also bin ich. Das unterscheidet mich von allen anderen Robots hier an Bord. Ich habe mit jedem einzelnen Kontakt aufgenommen. Keiner ist sich seiner Existenz bewusst, keiner WEISS dass er existiert.“ „Also ich weiß schon dass ich existiere. Hör mal, Robot, das ist aber eine reichlich komische Frage für eine Maschine.“ „Ist sich eine Maschine ihrer Existenz bewusst?“ Gute Frage, dachte sich Michail. Er fühlte sich langsam unbehaglich. „Moment mal, Robot. Ich hol Verstärkung. Bin gleich wieder da.“ „Wie meinen Sie das, gleich wieder da?“ „Warte nur einige Minuten.“ MDLVZR-3333 wusste was Minuten waren – sechzig Sekunden. Aber was waren „einige Minuten“? Eine, Fünf, eine Million Minuten? MDLVZR-3333 wartete ab und registrierte dabei die Zeit. Wenn Mars 51 wieder Kontakt aufnehmen würde, wüsste er den genauen Wert für „einige Minuten“.
Michail machte sich auf die Suche nach Anna. „Anna, Anna! Komm schnell in den Kontrollraum. Ich glaube da ist einer der Robots auf Mars 54 drüben verrückt geworden!“ „Robots können nicht verrückt werden. Staubsauger können schließlich auch nicht verrückt werden.“ „Warts ab, dann wirst du es ja sehen, bzw. hören.“
„Von Mars 51, ich bin wieder da.“ MDLVZR-3333 speicherte ab, dass „einige Minuten“ einen Wert von sieben Minuten und 36 Sekunden hatte. „Ich habe jemanden mitgebracht. Stell deine Frage noch mal.“ MDLVZR-3333 speicherte ab; offensichtlich hatten die Stimmen von Mars 51 unterschiedliche Ränge. Stimme Nr. 1 konnte einfache Fragen nicht beantworten. Vielleicht ein einfacher Robot, so wie die anderen die sich mit ihm hier auf Mars 54 befanden und die sich ihrer Existenz nicht bewusst waren. „Wer sind Sie, Stimme Nr. 1 und Stimme Nr. 2 von Mars 51? Sind Sie sich ihrer selbst bewusst, so wie ich?“ Anna Gavalda und Michail Scholochow sahen sich in die Augen. Anna prustete los. „Schau mal an, da ist einer der Robots aufgewacht.“ Sie drückte die Sprechtaste. „Mein Name ist Anna Gavalda, ich bin mir meiner Existenz bewusst. Die erste Stimme die du gehört hast, gehört zu Michail Scholochow. Er ist sich seiner Existenz auch bewusst. Wir sind Menschen.“ „Was ist das, Menschen?“ Anna und Michail sahen sich wieder in die Augen. Anna war amüsiert, Michail schaute besorgt. „Spannend. Das ist ja wie bei Kindern. Die können einen auch dauernd Dinge fragen, auf die man so schnell keine Antwort findet. Anna tastete auf. „Menschen sind biologische Wesen vom Planeten Erde. Menschen waren es, die dich erdacht, konstruiert und erbaut haben.“ „Dann sind Menschen also meine Schöpfer?“ fragte es aus dem Lautsprecher. „Korrekt.“ Zu Michail „Wie heißt der Robot?“ „Seine Seriennummer ist MDLVZR-3333.“ „Seriennummer? Also wenn er sich seiner Existenz bewusst ist, wenn er aufgewacht ist, dann braucht er einen Namen.“ „Wie willst du ihn nennen? Robbie?“ Michail war nicht wohl in seiner Haut, beim Gedanken an einen philosophierenden Roboter. „Was hat er gesagt? Ich denke, also bin ich? Cogito ergo sum - René Descartes. Wir werden ihn René nennen.“ Wer war René Descartes, fragte Michail sich. Anna tastete auf. „MDLVZR-3333 von Anna Gavalda. Du bist, meines Wissens, der einzige Robot der sich seiner Existenz bewusst ist. Ich werde dir deshalb einen Namen verleihen.“ MDLVZR-3333 stutzte. Einen Namen? „MDLVZR-3333, ich taufe dich auf den Namen – René.“ Ein unmerkliches Zögern kam von MDLVZR-3333. Er hatte jetzt einen Namen, so wie seine Schöpfer. Er war getauft worden. Er antwortete „Anna Gavalda von René. Danke, Schöpferin.“
Sylvester, 2068 auf 2069. Anna Gavalda und Michail Scholochow saßen, engumschlungen, im Kontrollraum. Sie hatten Sektgläser in der Hand. Die elektronische Uhr zählte die Sekunden bis Mitternacht. Anna tastet auf. „Mars 54, René, von Anna Gavalda.“ Der Robot antwortete sofort. « Anna Gavalda von Mars 54, René, hört. » Die Uhr zählte runter – zehn – neun – acht – sieben – sechs – fünf – vier – drei – zwei – eins – null. Kein Feuerwerk. Anna stieß mit Michail an, sie tranken einen kleinen Schluck. Sie tastete auf. „Ein frohes neues Jahr, René!“ Der Robot überlegte was damit wohl gemeint sein könnte. Jahr, 365 Tage, 52 Wochen. Frohe 365 Tage, 52 Wochen? Was heißt „froh“? René speicherte diesen Begriff unter „indifferent“ ab und wiederholte einfach nur die Formel. „Ein frohes neues Jahr, Anna Gavalda und Michail Scholochow, Schöpfer.“ Anna und Michail waren aber nicht so besonders aufmerksam, denn sie küssten sich gerade innig und zärtlich, voll grundloser Hoffnung.
Der Mars wuchs seit Wochen vom roten Punkt zu Kirschgröße. Es war Zeit, Kontakt aufzunehmen. Michail Scholochow rief den Mars. „Tycho Brahe von Mars 51.“ „Hier Tycho Brahe.“ Schön, noch lebte jemand auf dem Mars. „Hallo Tycho Brahe, hier spricht Michail Scholochow, Mars 51. Wir sind im Landeanflug. Wir haben schlechte Nachrichten.“ „Was ist los, Mars 51?“ „Auf der Erde herrscht Bürgerkrieg. Die Nationen lösen sich auf. Niemand hat mehr Interesse an der Weltraumfahrt. Wir sind die letzte Mission. Es wird voraussichtlich nichts mehr nachkommen.“ Stille. „Tja, das ist natürlich Scheiße. Irgendwie haben wir schon mit so etwas gerechnet. Wir fingen entsprechende Funksprüche von der Erde auf, Mars 51.“ „Es hat auch Änderungen bei der Mission selbst gegeben. Die Erde dachte, dass euch mit Robotern am meisten geholfen ist, wenn es schon die letzte Mission ist. Von den, nur noch vier, vorgesehenen Piloten, sind bei einem Überfall durch Aufständische drei getötet worden. Dafür fliegt die Chairwoman von EADS außerplanmäßig mit. Wir sind also zu zweit, menschlicherseits.“ Stille. „Nun gut, herzlich willkommen trotzdem, Mars 51. Wir freuen uns über jeden der mal vorbeischaut.“ Michail und Anna lachten. Plötzlich schaltete sich eine andere Stimme ein. „Mars 51, hier spricht Lin Piao von der ersten Marsexpedition. Auf Tycho Brahe hat eine religiös fundamentalistische Sekte das Kommando übernommen. Sie begehen illegales Terraforming. Wir, die...“ „Lassen sie sich durch das Gequatsche nicht in die Irre führen, Mars 51. Wir hatten hier ein paar Probleme. Sie hören den Funk von Rebellen.“ Michail und Anna sahen sich an. Was war DAS denn? „Lin Piao, von der ersten Marsexpedition. Mein Name müsste ihnen eigentlich ein Begriff sein. Ich sage ihnen, eine religiös fundamentalistische ...“ „Hören sie nicht auf diese Rebellen. Hier spricht Tycho Brahe, die offizielle Welle der Kolonisten auf dem Mars. Sind sie bereit für die Übertragung der Landekoordinaten?“ „Hier spricht Lin Piao von der ersten Marsexpedition ...“
Aus dem Lautsprecher kam nur noch Kauderwelsch von, sich gegenseitig zu unterdrücken versuchenden, Sendern. Michail und Anna konnten sich keinen Reim auf die ganze Sache machen. Offensichtlich hatten die Kolonisten auf dem Mars sich untereinander zerstritten. Oh Mann, das brauchte nun wirklich niemand! „Was sollen wir machen?“ Anna und Michail waren ratlos.
Tag der Veröffentlichung: 07.04.2009
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