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Bitter, doch schön


So saß sie da, am hölzernen Tisch
Sollt' schreiben ein fröhliches Weihnachtsgedicht
Ihr Tagebuch lag vor ihr, einen Eintrag sie schrieb
Jedes Wort geprägt von herrlicher Lieb'

Tränen wie Eis weinte sie still
Doch nicht weil sie trauert, sie nur nicht verlieren will
Was sie gewonnen', dass bitter doch schön
Nur könnte sie's niemals lassen gehen'

Die eisige Weihnacht, der Schnee und die Farben
Waren Dinge, die jenseits ihres Gedächtnisses lagen
So konnt' sie nur denken, an die ewige Leer'
Die ohne diese Gefühle da wär'

Wort für Wort, jeden Satz, in stillen Bedenken
Gedanken abseits all schönen Geschenken
Gehörte ihr Herz doch nicht mehr sich selbst
So war's nun ein Teil einer anderen Welt

Eines anderen Lebens, so sah sie's vor sich
Die getrockneten Tränen stets blieben innerlich
So war es heute, so wird’s immer sein
„Mein Herz, für immer ist dein!“

So lautete der letzte Satz ihres Schreibens
Schlug sie das Buch zu, ließ es verweilen
Nahm sich ein Blatt aus roten Papieren
Wollt' es schon bald mit Schriftzügen zieren

Doch würde ihr Liebster den Brief nie empfangen
Musste er selbst um ihr Leben bangen
Würde sie sterben, würd' er sie verliern und vermissen
Doch lebt sie, wird er sie nie lieben und küssen

Hass war das, was die Welt wie ein Tuch umhüllte
Das, was jeden Blick der Menschheit erfüllte
So war die Liebe keine Sache der Ewigkeit mehr
Und man wünschte den Nächsten den Tod wegen eigner Begehr

Zu Weihnachten ging es nur um Geschenke und Spiele
Niemand dachte an Gott oder Familie
Die Trauer in ihrem Herzen um dieses Fest
Sie zerfraß sie Tag für Tag bis zu diesem Rest

Der Rest, der noch von ihr übrig war
Wie Asche im Wind verweht und Wasser im Boden versickert
Wie geschmolzener Schnee, den man nie wiederkehren sah
Wie Worte in tausenden Stimmen ersticken

Einsamkeit war das, was sie nun prägte
Und nichts mehr war da, was sie des Lebens erfreute
Sonnenstrahl, der die Erde belegte
Doch es gab nichts, was sie nun noch bereute

Eigenes Leben zu führen ist wichtig für viele
Sind sie egoistisch und denken nur an sich
Ist man feindlich, wenn man opfert sich auf für Liebe
Ist es abgedroschen und falsch, sagt man „Ich liebe dich“

Weihnachten, Fest der Liebe, der Christen, der Freiheit
War es doch ihr Letztes, was keinen interessiert
In allen Menschen nur die gespielte Heiterkeit
Würde sie verblassen, wenn man das Mädchen verliert

Das Leben, der Tod, alles nur Schein
Inneres Leben war das wahre, was niemand mehr sah
Wird sie innerlich längst gestorben sein
Weil er es ihr so befahl

In Abschiedsbriefen wird geschrieben steh'n
Was sie empfand, wen sie liebt und hasst
Wird sie nun ewig von der Erde geh'n
Wird man schnell merken, sie war keine Last

Wird man sie suchen, in sich, im Innern
Wird man sie hören, ihre Stimme so rein
Wird man spüren, ihr kindliches Wimmern
Und wenn Mensch, der sie liebt, mit ihr weint
Wird sie es spüren,
zurückfinden,
nie wieder verlieren,
was einst Verlorenes war
Wird sie gewinnen,
was sie nie hat gekannt
Wird sie wieder gehen,
wenn ihre rechte Zeit kommt.


Herzlos


Die Dunkelheit, die mich umgab, nahm mir die Sicht
Schloss mich ein, wie kalter Rauch
Der Hass, der mich erfüllte, war zu groß für andere Gefühle
Besiegte sie, als starker Krieger

Dunkelheit
Der Hass
So schrecklich kalt
Wie sie mich umgaben
Aussichtslos

Die Traurigkeit, ich ertrank in meinem Tränenmeer
Bekam keine Luft mehr, versank
Die Einsamkeit, als wäre ich ganz allein auf dieser Welt
Sie würde mich zerfetzen

Traurigkeit
Die Einsamkeit
So schrecklich schön
Es kann keiner verstehn
Kontaktlos

Die Wut, sie brannte sich ein tiefes Loch in mein Herz
Wird mich zu Bosheit zwingen
Das Schicksal, es wird mich dazu bringen, es zu tun
Und niemand wird das verhindern

Wut
Das Schicksal
Niemand wird verstehen
Die Wahrheit tut weh
Schmerzlos

Die Liebe, ich habe sie nie gekannt, wie du sie kennst
Lieblos bin ich aufgewachsen
Der Schmerz, der sich wie eine Klinge in mich bohrt
Du hast ihn mir beigebracht

Liebe
Der Schmerz
Verstehst du nicht?
Du wirst es nie
Herzlos


Rosenrote Einsamkeit


Der weiße Schnee verdeckte das Blut, rosenrot
Die kalte Luft, sie roch nach dem Tod
Die Fußstapfen waren nicht mehr zu sehn
Könnte man ihnen folgen, man müsste weit gehn

Die glitzernden Flocken fielen vom Himmel herab
Betteten das Geheimnis in ein stilles Grab
Dinge, die in der letzten Nacht geschehn'
Kein Mensch dieser Welt wird sie jemals verstehn

„Mädchen, hör gut zu: komm mit, mit mir!
Deine Hand, gib sie mir, vertrau mir!
Ich werde gut auf dich achten, dich lieben
Du wirst mit mir durch die Dunkelheit fliegen!“

Ich hörte der Stimme gut zu, und verstand
Ich gab dem Fremden meine Hand
Er nahm mich mit, in seine Welt
Ich dachte nicht mehr an mich selbst

War so schrecklich verwirrt, über seinen Pakt
Schaute auf die weiße Erde herab
„Wer bist du, warum soll ich mit dir gehn?“
Ich konnte diesen Mann nicht verstehn

„Mädchen, hör gut zu: komm mit, mit mir!
Deine Hand, gib sie mir, vertrau mir!
Ich werde gut auf dich achten, dich lieben
Du wirst mit mir durch die Dunkelheit fliegen!“

Diese Antwort war nicht die, die ich hören wollte
Doch er zeigte mir so, dass ich es nicht erfahren sollte
Hand in Hand liefen wir durch die Nacht
In ihm ist ein grausames Monster erwacht

Mit dem Anblick des Mondes, so silbern und hell
Wie er am Himmel stand, das Mondlicht so grell
Schien herab, auf sein Herz, durch die Brust
Die Gefühle entfalteten ihren endlosen Frust

„Mädchen, hör gut zu: komm mit, mit mir!
Deine Hand, gib sie mir, vertrau mir!
Ich werde gut auf dich achten, dich lieben
Du wirst mit mir durch die Dunkelheit fliegen!“

Ein Abgrund tauchte auf vor uns, unendlich tief
Doch er ohne Halt immer weiter zu ihm lief
Es war eine Probe, wie sonst nie erlebt
Mein Herz, das ängstliche, rasend bebt

Ein letzter Schritt noch, dann ist es vollbracht
„Mädchen, mein Liebes, nun gib Acht
Glaub an das Leben, dann wirst du es tun
Vertrau mir, lass deine Gefühle ruhn“

„Mädchen, hör gut zu: komm mit, mit mir!
Deine Hand, gib sie mir, vertrau mir!
Ich werde gut auf dich achten, dich lieben
Du wirst mit mir durch die Dunkelheit fliegen!“

Ich tat was er befahl, doch hatte ich Bange
Da war etwas unnatürliches im Gange
Ich tat einen Schritt aufs Verderben zu
Da fiel ich, und kam aus meiner Ruh'

Tiefer und tiefer, zum Grunde herab
Unten war es, das Geheimnis, mein Grab
Der Schnee rieselte leise noch immer aufs Blut
Mein Körper wurd' schwächer, ich verlor allen Mut

„Mädchen, hör gut zu: komm mit, mit mir!
Deine Hand, gib sie mir, vertrau mir!
Ich werde gut auf dich achten, dich lieben
Du wirst mit mir durch die Dunkelheit fliegen!“

Ich konnte den Boden unter mir nicht erkennen
Konnte den Schmerz nicht bei Namen nennen
Durchzuckt das Gefühl mich, nun bin ich tot
Und für immer einsam, gebettet in rot

Nie hätt ich gedacht, dass ich nicht alleine fiel
Doch anscheinend hatte mein Begleiter ein Ziel
Er drückte mich an sich und schloss die Augen fest
„Bleib ruhig, du stirbst, wenn du dich fallen lässt“

„Mädchen, hör gut zu: komm mit, mit mir!
Deine Hand, gib sie mir, vertrau mir!
Ich werde gut auf dich achten, dich lieben
Du wirst mit mir durch die Dunkelheit fliegen!“

Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich
Spürte, wie er nicht von meiner Seite wich
Mir wurde klar, dass er mein einziger Retter war
Der Nebel um meinem Herzen zog auf, ich sah es klar

„Liebster, ich will nun immer mit dir sein
Versprich es mir, lass mich niemals allein
Mir wird erst jetzt, wenn wir vom Abgrund springen klar
Das du, Geliebter, mein ganzes Leben warst“

„Mädchen, hör gut zu: komm mit, mit mir!
Deine Hand, gib sie mir, vertrau mir!
Ich werde gut auf dich achten, dich lieben
Du wirst mit mir durch die Dunkelheit fliegen!“

Er umarmte mich fester, als hätt's ihn erfreut
So weit wir auch fielen, ich hab es nicht bereut
Die Wärme, die mich nun umgab war unendlich
Doch was dann geschah war bedenklich

Es waren Sonnenstrahlen, die sein Gesicht berührten
Und plötzlich verblasste er, meine schlimmste Befürchtung
Verschwand und ließ mich allein im Tode zurück
Würde gehen seinen Weg und finden sein Glück

Meine Füße berührten den kalten Grund
Der Schnee, der das Blut verdeckte, schimmerte bunt
Und da, wo das Licht der Sonne am hellsten war
Im Eis gefroren, undenkbar schön lag sie da

Die blutige Rose, mit eigenen Augen sah ich sie
War das Geheimnis, so grausam wie nie
Was sie vollbracht hat, das undenkbar scheint
Warum wollte man, dass er sie mir zeigt?

Ich bestaunte sie näher, nahm sie in die Hand
Und konnte es Spüren, diesen Verband
Meine Erinnerung kam langsam zum Vorschein
Wollt sie nicht hören, sollt nicht sein mein

Mit der blutigen Rose in der Hand ging ich heim
Anstelle des Herzens nun einen kalten Stein
Gefühlslos und Lieblos, das hatte sie aus mir gemacht
So groß Macht dieser Rose, ich hätte es nie gedacht

Macht den Träger Gefühlslos, und so unbesiegbar
Der Grund, weshalb sie die größte Waffe der Welt war
Doch mit ihr ist man getaucht in eine ewige Traurigkeit
Das ist die Geschichte der rosenroten Einsamkeit


Engel der Einsamkeit


Nun, mit der blutigen Rose in meiner Hand
Machte ich mich auf in ein fernes Land
Ohne mich umzudrehen, geradeaus
Verließ ich Abschiedslos mein Elternhaus

Weiße Flocken segelten im Wind
Ohne sie zu beachten, lief ich als Kind
So jung war ich, und so allein
Ohne Gefühle, Herz aus Stein

Tiefe Stapfen hinterließ ich im Schnee
Die Kälte brennt, es tut mir nicht weh
Mein langes Haar wirbelte umher
Diese Reise war nach eigener Begehr

Das erste Dorf hatte ich erreicht
Zum Kämpfen war ich auch bereit
Ein jeder junger Mann verliebte sich
Ich gab leere Versprechen, ließ sie im Stich

Bis ich diesen einen sah, der anders war
Gleichte meinem Geliebten bis aufs Haar
Die Sehnsucht wollte sich entfalten
Doch die Rose konnte sie halten

Ich wusst genau, dass ich ihn liebt'
Doch dass der Bann mich niemals frei gibt
Es schmerzte, dieses einzusehen
Doch ohne Gefühle konnte ich es nicht verstehen

Dass diese Rose gefährlich war, zu sehr
Und sie mich zerstören sollte, es fiel schwer
Sie war so schrecklich schön und rot
Blutrot, durch die vielen Opfer, alle sind sie tot

Und nur, weil sie sich täuschen ließen
Weils der Rose Wille war,
Konnt keiner mehr genießen
Was einst sein eigenes Leben war

Das kleine Dorf war ausgerottet, verschwunden
Wenn du denkst, Zeit heilt die Wunden
Hast du ewig falsch gedacht, sie heilen nicht
Du wirst es merken, wenn du daran zerbrichst

Wenn dein Herz ganz langsam zerreißt
Der Kummer dich zu Tode beißt
Dann wirst du merken, dass sie nicht heilen
Und dann heißt es, du musst dich beeilen

Ich zog weiter, mein Weg war lang
Dank der Rose hatte ich keine Bang
Vor mir war die Welt nicht mehr sicher
Ich war wie ein furchtloser Ritter

Doch anders als ein Ritter war ich, ohne Rüstung
Nur meine Waffe, meine einzige Hoffnung
Viel mehr ein verwundbarer Engel war ich
Flügellos, stark und ohne Rücksicht

Hilflos waren jene, die Gefühle zeigten
Die ihre Gesichter zum Herzen neigten
Wer verstand, was hier geschah, der war verloren
Ein neues Unheil war geboren

Der Weg schien schrecklich weit zu sein
Ein jeder hätte aufgegeben, doch nein
Ich würde ewig weiter ziehen, niemals stoppen
Und einen jeden in die Falle locken

Ohne Ausnahmen, schrecklich brutal
Für die Menschen eine Qual
Sie konnten es ewig nicht verstehen
Hatte ich getötet, musste ich gehen

Und nur, weil sie sich täuschen ließen
Weils der Rose Wille war,
Konnt keiner mehr genießen
Was einst sein eigenes Leben war

Wär ich zu langsam, würd ich's bereuen
Die Rose würd ihre Kräfte versäumen
Für mich, die Mörderin, gab es kein Zurück
In meiner Brust fehlte ein großes Stück

Die Dornen rissen tiefe Wunden in meine Hände
Mein Schmerzensschrei glitt durch alle Wände
Durch die Lüfte, glitt von mir weg
Niemand hörte ihn, er hatte keinen Zweck

Für diese Welt war ich kein Wesen mehr
Ob Land, Luft oder Meer
Niemand nahm mich auf, niemand nahm mich wahr
Meine eigene Existenz war in Gefahr

Ich hatte zwar keine Gefühle, doch dachte ich
Und diese Gedanken zerfraßen mich innerlich
Und es gab keinen Weg in eine neue Welt
Es war vorbei, den Menschen gefällt's

Wochenlang starb niemand mehr durch meine Hand
Ich vergrub die Rose in nassem Sand
Und niemand sollt sie jemals finden
Ich würde sie beschützen, es würd mir gelingen

Doch meine Zeit reichte nicht ewig lang
Ich hatte kein ewiges Leben gefang'n
Tag um Tag verstrich unglaublich schnell
Und mein Körper verblasste von dieser Welt

Da kam ein Mädchen, wunderschön
Spielte im Sand, ließ sich gehn
Konnte nicht ahnen, was dann geschah
Als nächstes, die blutige Rose sie sah


Reise


Hand in Hand, zusammen
Gemeinsam, doch allein
Um das Leben bangen
Herz hart wie Stein

Sonnenstrahlen, warm
Flocken aus kaltem Eise
Blut auf deinem Arm
Tränen still und leise

Gefühle zerreißen dein Herz
Tausend kleine Stücke
Du fühlst den Schmerz
In deiner Brust die Lücke

Farbenfrohe Welt, Kinderlachen
Blind von Tränen bist du
Siehst nicht, wie sie dich glücklich machen
Du findest einfach keine Ruh

Verdammt bist du, für immer
Siehst du es denn nicht?
Aus Lachen wird Gewimmer
Doch das ist deine Sicht


Und wieder sprach ich nur mit mir, ohne, dass ich's merkte. Der Spiegel wieder vor mir stand, ein Sprung zog sich durch ihn. Er zeigte mir mein wahres ich: Zersplittert, unwiederholbar. Ich sah in meine Augen, sie waren leer, sie fielen zu, sie waren schwer. Ich senkte mich zum Boden nieder, stand nie wieder auf. Verhungert war ich, ohne Liebe. Niemand vermisste mich, ich war ein Geist. Niemand weinte, niemand dachte noch an mich. Als wär ich niemals da gewesen. Wo ich nun bin - ich weiß es nicht. Doch ich kehre niemals wider. Niemals von allein, das würde ich nicht tun. Doch packst du mich an der Hand und ziehst an ihr, dann werd ich wiederkommen. Doch ganz allein lag mein Körper nun da, leblos, ohne Sorgen. Löste sich auf, von Tag zu Tag. So fraßen ihn die Maden.


Liebe. Für dich wunderschön, für mich das Verderben.
Glück. Für dich greifbar nahe, für mich schrecklich fern.
Freude. Sie liegt bereits in deiner Hand, du hast sie mir genommen.

Trauer. Für dich undenkbar, für mich alltäglich.
Schmerz. Du kennst ihn nicht einmal, er ist mein bester Freund.
Enttäuschung. Obwohl sie durch dich in mir geboren ist, hast du sie nie gekannt.

Hass. Für dich unerträglich, ich trage ihn längst.
Furcht. Du weißt, dass es sie gibt. Ich weiß, dass sie zerstört.
Gefühl. Du hast so unendlich viel davon, ich hab es dir geschenkt. Gefühle, tausendfach und mehr, hab ich dir gegeben. Zurück kam nur ein schwerer Stoß, ins Rückrad, ins Verderben. Abgrund, vor mir. Tief und dunkel, einer Hölle gleich. Sollst sonnen dich im Himmel, ich aber stürze mich hinab. Und wenn du Mitleid mit mir hast, dann hast du ein Gefühl an mich verschenkt. Und wenn du für mich fühlst, dann kann ich dir verzeihen. Doch wenn du untreu bleibst, werde ich gehen, zum Abgrund hinab, tief in die Hölle, schmorend im Feuer, ersticken an Qualen - Ich komme wieder, zerstöre dein Leben, stoß dich in die Erde, in dieser du bleibst. In dieser verweilst. Und du wirst lieblos bleiben, für alle Ewigkeit.


Neben meinem Leben
Dunkelheit umgab mich, schloss mich ein, empfing mich mit offenen Armen. Mein kleines Herz schlug langsamer, leiser, stumm. Vor mir stand ein Spiegel, ich blickte hinein, sah niemanden. Mein Spiegelbild hatte mich verlassen, ich warf keinen Schatten mehr. Meine ewigen Begleiter hatten mich betrogen, belogen und waren in eine andere Welt gezogen. Die Finsternis, die mein Herz umgab, war so unglaublich stark, dass sie kein Licht und keinen Klang hindurch ließ. Sonnenstrahlen, Regentropfen, Liebe und auch Hass schlugen auf mich ein, doch kamen niemals an. Stillschweigend lief ich durch die Straße, Kälte schlich sich in meinen Leib. Über tausend kleine Steine bin ich tausend mal gestolpert und hart aufgeprallt. Ich stand auf und ging weiter, ohne Halt. Schaufenster spiegelten die Gegend wieder, mich ließ das Spiegelbild allein. Ich blieb stehen, drehte mich zu einem Haus, die Tür stand offen. Eine Einladung ins Ungewisse, eine Tür die offen stand. So trat ich ein, ganz allein, mit großer Hoffnung auf Vernunft. Doch was ich sah war unvernünftig, tausend Spiegel waren da. Ich ging weiter, ohne zu wissen in welch Gefahr ich war. Es war das erste mal, dass ich alleine war in einer solchen Angst umgeben, in dem Gewissen nicht mehr lang zu leben. Der Mondschein, er erhellte die Spiegel, ein Dach gab es nicht mehr. Das Haus wurde zu einer Wiese, der Vollmond wollte mich noch warnen. Doch ich ging weiter, ohne Vernunft, durch die Spiegel ging ich hindurch. Auf der Suche nach dem einen, der mich widerspiegeln würde. Doch die vielen Spiegel wurden mehr und mehr, waren unendlich viel geworden. Und kein Einziger war da, in dem ich mich sah. Der Ausgang war verschwunden, die Wiese war nun Schwarz. Der rote Mond, er war erwacht und leuchtete mich ins Verderben. Denn schon bald sah ich den einen Spiegel, den, der einen Sprung hatte. Ich blickte rein und war erstarrt, er spiegelte mich wider. In diesem Blutrot schwankte ich bis zum Ende meiner Träume, bis zum Ende dieses Traums. Ich erwachte in einem Raum, neben mir ein Spiegel stand. Ich blickte hinein und lachte, denn ich blickte mir entgegen. Ein Gesicht voller Narben, Blut lief aus dem Mund, die Augen gerötet. Das blickte mir entgegen, und ich verstand, dass ich ein Monster war. Bitterlich weinend zerschlug ich den Spiegel, und damit auch mich. Millionen von Splittern kamen auf mich zu, deckten mich ein, ließen mir Ruh.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 04.03.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
An alle die, die mich im Stich gelassen haben. Für die, die sich um mich kümmern, mich nicht alleine lassen würden. Und die, die mich längst verlassen haben.

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