Da stand er vor mir, mit seinem gewinnenden Lächeln, strahlend blauen Augen und sein verwuscheltes halblanges braunes Haar.
Der Anblick raubte mir den Atem. Ich dachte, dass ich ihn nie wiedersehen würde und jetzt steht er vor mir.
„Was machst du hier?“ sprach ich ihn an. Um seinen Augen bilden sich Lachfältchen, seine Mundwinkel zucken nach oben und unter seinen gepflegten Dreitagebart zeichnen sich seine zauberhaften Grübchen ab.
„Dich auf einen Kaffee einladen. Was denkst du denn?“ kommt es ihm wie selbstverständlich über die Lippen. Natürlich das hätte ich erraten müssen denke ich mir sarkastisch.
„Kommst du? Jetzt bekommen wir sicher noch einen Platz auf der Dachterrasse.“ Er hält mir seine rechte Hand hin, damit ich mich führen lasse.
Ich rühre mich nach wie vor nicht vom Fleck. Was bildet er sich ein. Ich höre über einem Jahr nichts vom ihm, keinem aus unserer Gruppe antwortet er auf Nachrichten niemand weiß etwas über seinen Verbleib. Und jetzt das?
„Chris was soll das? Du meldest dich nicht, wir wissen nicht was los ist. Jetzt tauchst du vor meiner Tür auf als wäre es gestern gewesenen, dass du einfach verschwunden bist. Willst du mich verarschen? Denkst du wirklich, du lädst mich auf einen Kaffee eine und es geht weiter wie zuvor bei uns?“ lasse ich meiner unterschwelligen Wut freien Lauf. Chris lässt seine ausgestreckte Hand langsam sinken, sein Lächeln ermattet. Man kann beobachten, wie ihn die Erkenntnis trifft. Chris lässt seine Hände fahrig in die vorderen Hosentaschen gleiten.
„Ich wusste nicht das du deswegen noch sauer bist… in der Zeit habe ich mich neu orientiert was meine Ziele und Träume im Leben sind. Ich lebe nicht mehr in den Tag aufs neue wie eine Überraschung, ich weiß was ich will. Komm mit, dann erzähl ich dir alles.“
Mit meinen zarten Händen fuhr ich mir durch die Haare und verstrubbelte diese.
„Ok, gehen wir.“ Ich drehe mich schlüpfe in meine schwarzen Springerstiefel, ziehe meine taillierte Lederjacke mit Nieten an und folge Chris aus meiner Wohnung.
„Du hast dich nicht verändert Lorena. Die Boots, deine enge schwarze Jeans, ein schwarzes Band Shirt und deine Lederjacke. Nur deine Haare sind anders, so kurz und blond. Steht dir.“
Ich gehe auf sein Kompliment nicht ein, am liebsten würde ich meine Finger in seinen langen braunen Wellen vergraben. Doch das konnte ich nicht zulassen ohne zu wissen, wieso er unsere Gruppe ohne ein Wort verlassen hat. Sowie er einfach mich verlassen hat ohne ein Wort des Abschieds.
Im Kaffee ums Eck konnte ich nicht mehr an mir halten, „Jetzt erzähl. Wo warst du, was hast du gemacht?“. „Willst du mit deinen Fragen nicht warten bis wir bestellt haben“ grinst er mir entgegen. „Ich bin doch nur neugierig.“ Die Bedienung erschien neben unserm Tisch. „Kann ich euch beiden schon etwas bringen oder braucht ihr noch einen Moment?“ fragte sie höflich. Chris blickte auffordernd in meine Augen. „Für mich einen großen schwarzen Kaffee“ bestellte ich bei dem jungen Mädchen. Er schaute zu ihr auf „Für mich auch. Danke.“ Schon huschte sie davon.
„Lorena bitte sei mir nicht böse. Ich wollte einfach nicht mehr. Diese ständigen fragen von den anderen nach der Ausbildung. Hast du schon einen Job, wo willst du hinziehen, bleibst du hier und gehst du wieder zu dir Nachhause? Dann auch noch die Frage haben du und Lorena was miteinander. Diese Frage hätte ich ja so gern beantwortet mit ja, aber du wolltest es ja nicht öffentlich machen, weil du dir nicht sicher warst was das ist. Ja ich hätte mich verabschieden sollen. Aber dir wäre das auch zu viel geworden, immer wenn du abstand von alle brauchtest konntest du in deine Wohnung und dort renovieren. Ich konnte dem ganzen nicht ausweichen und ich komm mit sowas nicht klar im Gegensatz zu dir. Du erinnerst dich an meine gebrochene Hand, wo ich meinen Stress abbauen musste.
Tag der Veröffentlichung: 20.01.2018
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