Cover

Prolog

Hi, mein Name ist Duncan Scrymgeour. Ihr fragt Euch sicherlich, wer denn heutzutage so einen Namen trägt und ihr habt Recht, der Name stammt aus der Vergangenheit. Er kommt aus dem keltischen. Duncan bedeutet soviel wie 'dunkler Krieger' und der Clan der Scrymgeour war einer der mächtigsten Kriegerclans der britischen Inseln. Zu dieser Zeit war die Welt noch voller Mythen und Legenden und die Menschen glaubten und verehrten dies Alles. Woher ich das weiß?

wollt ihr sicher wissen. Ganz einfach, ich habe die Zeit selbst miterlebt. Warum ich dann im hier und jetzt bei Euch bin und es Euch erzählen kann?

Nun, mein Dasein ist ein Fluch und ein Segen gleichzeitig. Ich bin ein Krieger der dunklen Seiten, ein Diener des Teufels, des absolut Bösen, ausgesandt um mit Meinesgleichen das Gleichgewicht auf der Erde zu garantieren. Nachdem Gott seine Armeen losschickte, die Welt von allem Unreinen und Bösen zu 'befreien' wie er es nannte, musste unser Schöpfer Luzifer eingreifen und so wurden wir geboren. Ein jeder Erstgeborenen der Krieger auf der Welt hatte das Erbe zu tragen. Die ewige Jugend als Preis für seine Dienste. So ist es möglich, dass ich noch immer im Körper eines 25jährigen stecke, obwohl schon Jahrhunderte am Leben. Ich habe schon so Vieles gesehen und miterlebt und oft frage ich mich, ob das ewige Leben es wirklich wert ist. Doch Gott hat noch nicht aufgegeben, immer wieder schickt er seine Krieger, um die Welt zum 'Guten' zu bekehren.
Entschuldigt, es wird mir immer schlecht, wenn ich an ihn denke. Er ist so besessen, dass er gar nicht sieht, dass die Menschen schon längst den wahren Glauben verloren haben. Heute regiert das Geld, es hat eine unglaubliche Anziehungskraft auf die Menschen, man könnte fast meinen, dass mein Schöpfer persönlich dieses schwarze Gift auf die Welt gebracht hat, doch es waren die Menschen selbst. Allerdings muss ich Gott auch hoch anrechnen, dass er es trotz aller Rückschläge noch immer versucht. Sein größter Rückschlag war wohl die Inquisition, denn anstatt uns zu jagen, wurden Gottes Zaubergeschöpfe, die Hexen fast völlig ausgelöscht. Von den wenigen die all dies überlebten, kamen die meisten auf unsere Seite. Unseresgleichen hat sie damals sogar vor Gottes Zorn beschützt, da er die Fehler weder bei den Menschen, noch bei sich gesucht hatte. Oh entschuldigt mein Grinsen, aber es war wirklich urkomisch, auch wenn es eine sehr gefährliche Zeit war.
Was, du willst andere beschützt haben?

Oh hab ich es noch gar nicht erzählt, ich kann mich verwandeln und zwar in einen Wolf, besser gesagt in einen Werwolf. Ihr wollt Beweise?

Nun gut wartet kurz, aber nicht vor Schreck davon laufen.
So da bin ich nun. Weiß-silbernes glänzendes Fell, auf den Hinterläufen aufgestellt fast 4 Schritt groß. Die typischen eisblau-schwarzen Augen. Die lange, feuchtkalte Schnauze, mit der ich ohne Probleme selbst Stahlplatten durchbeißen kann. Die Klauen, die alles und jeden in kleine Stücke reißen können. Jetzt aber genug davon, kommen wir wieder zurück in die Gegenwart. Zur Zeit lebe und studiere ich in Glasgow, das heißt, das werde ich ab Morgen. Laut meinem Ausweis bin ich gerade erst 21 geworden. Ich bin als Waisenkind zu mehreren verschiedenen Familien gekommen. Mit 18 dann in eine eigene Bude usw. Das alles wurde natürlich nur erfunden und musst alle paar Jahre aktualisiert werden. Dann darf ich mir wieder eine neue Stadt irgendwo auf der Welt suchen. Zur Zeit studiere ich Luft- und Raumfahrttechnik. Es ist eines der wenigen Fächer in denen wenigstens noch ab und zu etwas Neues darin vorkommt. Als Zweitstudium habe ich noch Philosophie, das allerdings eher wegen den jungen Damen. Um nicht zu sehr aufzufallen, was gar nicht so leicht ist, meide ich jedoch die Sportklubs. Selbst in meiner menschlichen Gestalt verfügt mein Körper noch über genug Kräfte, jedoch ist das nichts gegen den animalischen Trieb des Wolfes. Es freut mich mal wieder auf der Insel zu sein, das letzte mal war es, glaube ich, kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges. Ich bin gespannt auf Lucien. Er ist einer der wenigen schwarzen Magier, die es noch gibt, aber er hat sich zurück gezogen. Er ist des Kämpfens müde geworden. Vor ein paar Wochen hat er Kontakt zu mir aufgenommen und gefragt, ob ich nicht mal wieder in die Gegend komme wolle. Und so bin ich nun hier.


Verehrte Lord und Lady

Der Taxifahrer hat mich schon beim Sagen der Adresse so komisch angeschaut, war jedoch ohne noch etwas zu sagen losgefahren. Er ist auch während der Fahrt nicht sehr gesprächig, worüber ich jedoch ganz froh bin. Ich schaue mir die Straßen an, während sie langsam am Fenster vorbei ziehen. So vieles hat sich geändert in den letzten 60 Jahren. Nur ganz selten erblicke ich ein bekanntes Gebäude. Meist sind es Kirchen. Diese heuchlerischen Orte, mir wird gleich wieder schlecht. Mein Blick wandert wieder nach Vorn auf die Straße. Das typische Großstadttreiben hat auch vor der schottischen Metropole kein Halt gemacht. Überall wuseln die Leute herum. Sie sind so hektisch, aber ich nehme es ihnen nicht übel, schließlich haben sie nur eine begrenze Zeit zu leben.
Seit 25 Minuten sitze ich jetzt in diesem Taxi, einem etwa 8 Jahre altem Vauxhall. Zum Glück ist der Wagen sehr sauber und es liegen nur die Gerüche der heutigen Kunden in der Luft. Das etwas zu scharfe Rasierwasser eines Mannes Mitte 30 und der Vanilleduft vermischt mit Rosen von einer Dame, wahrscheinlich Anfang 40. Der Wagen biegt auf einen Schotterweg ab und reißt mich so aus meinen Gedanken. Vor meinem Auge erscheint eine Schloss. Die alten Steinmauern sind gut restauriert und es glänzt wie in der guten alten Zeit, als wäre die Jahrhunderte ebenso schadlos an ihm vorbeigezogen, wie an mir. Ein Lächeln huscht unbemerkt über mein Gesicht. Das war nun mal Lucien, wie konnte ich auch etwas anderes erwarten. "Sir, wir sind da." Ertönt die Stimme des Taxifahrers. Ich schnappe mir meinen Rucksack und drücke ihm eine 20 Pfund Note in die Hand. "Stimmt so." Schon knallt die Tür des Taxis wieder zu und ich stehe vor der Eingangstür aus schwerem, dunklem Eichenholz. Meine übrigen Sachen sind schon in den vergangenen Tagen eingetroffen. Prüfend schaue ich nochmals an mir herunter. Schwarze Turnschuhe, schwarze Jeans, ein dunkelgrünes T-Shirt mit einem eingestickten Wolfskopf auf der Brust, darüber eine geöffnete schwarze Lederjacke. Wie ich doch Schwarz liebe. Die Farbe, die alles Licht in sich aufnimmt und nicht wieder hergibt. Die Farbe der Dunkelheit. Kurz fahre ich mir mit der Hand durch mein hellblondes Haar und streiche mir eine Strähne aus dem Gesicht. Ich überwinde die letzten Schritte bis zum Eingang und betätige die Türklingel. Nach kurzer Zeit wird die Tür geöffnet und ein älterer Herr in einem Frack mustert mich kurz von oben bis unten.
"Sie wünschen, Sir?"
"Hi, ich werde erwartet."
"Entschuldigen Sie Sir, aber ich denke nicht dass der ehrenwerte Lord Baldwin ihre Gesellschaft erwartet."
"Ich bin mir sicher, das ich erwartet werde."
"Nun gut, wen darf ich melden."
Oh ha, konnte ich diesem Menschen meinen wahren Namen sagen, aber es war unwahrscheinlich, dass er meinen Familiennamen kannte. Das Geschlecht der Scrymgeour war vor Generationen offiziell ausgestorben.
"Mein Name ist Duncan Scry.... Oh hallo Beth, ich hab dich ja schon ewig nicht mehr gesehen." Im Hintergrund ist Elisabeth, die Frau von Lucien, vorbeigelaufen, was ich gerade noch aus dem Augenwinkel gesehen habe. Sie bleibt kurz stehen, als sie ihren Namen hörte und ihre Schritte nähern sich der Tür. "Entschuldigen Sie Mylady, aber hier ist ein junger Mann der behauptet vom Lord erwartet zu werden." Ein brauner Haarschopf, sowie 2 Haselnussbraune Augen in einem schier unbeschreiblich schönen Gesicht schiebt sich in den Türspalt und betrachtet mich. Ich schenke ihr mein schönstes Lächeln und ihr ungläubiger Blick klärt sich langsam. Lucien hat ihr anscheinend nichts erzählt und die Überraschung schien geglückt. "Husky, du hier?" bringt sie stotternd hervor. Wie lange habe ich diesen Spitznamen nicht mehr gehört. Vor langer Zeit hatte ich ihn bekommen, auf Grund meiner Augen. Sowohl als Wolf als auch als Mensch sind sie Huskytypisch Eisblau. "Danke James, das geht in Ordnung, er ist ein guter Freund der Familie." Die Holztür öffnet sich ganz und der Butler verbeugt sich knapp, als ich einschreite. Kaum bin ich über die Türschwelle, bekomme ich eine herzliche Umarmung und drücke Beth sanft einen Kuss auf jede Wange.
Es ist unglaublich, was die Zeit verändern kann. Früher waren wir Erzfeinde, denn Elisabeth war und ist wahrscheinlich immer noch eine der mächtigsten Hexen auf der Welt. Nur knapp bin ich damals durchs Luciens Hilfe mit dem Leben davon gekommen. Nur einige Jahrzehnte später kam die Zeit, dass ich ihr das Leben rettete (nicht ganz freiwillig) und sie vor dem Scheiterhaufen bewahrte. Es war wirklich in aller letzter Sekunde. Lucien wachte mehrere Tage an ihrem Bett und pflegte sie gesund. Und so waren aus dem Feinden Freunde geworden.
Ihre Hand packt mein Armgelenk fest und zieht mich einfach mit. Sie führt mich durch mehrere Säale und ich habe kaum Zeit mir die Räume anzusehen. Überall stehen Blumensträuße in edlen Vasen und der Duft der frischen Knospen umspielt meine empfindliche Nase.
"Lucien warum hast du nicht gesagt, dass Husky zu Besuch kommt?" Der angesprochen schaut auf und er versucht erst gar nicht seine Freude zu verbergen. "Beth er kommt nicht nur zu Besuch, er bleibt hier etwas länger, nicht wahr Duncan?" - "Bis ihr mich rauswerft" lache ich und schließe ihn in meine Arme. "Lass dich ansehen, noch immer der starke Kämpfer. Weißt du eigentlich wie schwierig es war ihr alles zu verheimlichen und deine Sachen unbemerkt unterzubringen." Beth schaut mich und Lucien ungläubig an, schüttelt langsam den Kopf und ist kaum in der Lage den Mund wieder zu schließen, was dann Lucien übernimmt, indem er ihr einen Kuss auf die Lippen drückt. Ich kann mir ein Lachen gerade noch verkneifen. Die Liebe der beiden ist noch immer so intensiv wie im ersten Augenblick und das nun schon seit mehreren Jahrhunderten. Dank ihrer Magie erneuern sie ihre Körper immer mal wieder und führen so ihr zigstes Leben als glückliches Ehepaar.
"Komm ich zeig dir dein Zimmer!" vernehme ich nun von Lucien und er führt mich in einen anderen Bereich des Schlosses. In vielen Zimmern entdecke ich antike Wandteppiche oder Gemälde, alles ist sehr stimmig eingerichtet und passt auch wunderbar in diese Gemäuer. "Ich habe dir den Südflügel herrichten lassen, außerdem hast du freien Zugang zu meinen Ländereien, ich denke vor allem der Wald im Osten wird dir zusagen."
"Danke Lucien, ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll."
"Du brauchst mir nicht zu danken, dafür sind Freunde da, ach ja mach dir wegen dem Personal keine Sorgen, sie sind alle vertrauenswürdig und schon lange bei mir, solange du dich nicht direkt vor Ihnen verwandelst werden sie nichts sagen und Duncan, Finger weg von den Zimmermädchen."
Ich muss grinsen und nicke ihm nur zu. Er kennt mich einfach zu gut. Da ich aber doch etwas länger bleiben möchte, werde ich die Regeln sicher einhalten. Der 'Südflügel' wie es Lucien so locker gesagt hat, stellt sich als ein separates Herrenhaus heraus. Es ist schon Ewigkeiten her, dass ich in so einem Anwesen gehaust habe. Mein Schlafgemach, denn Zimmer wird dem in keinster Weise gerecht, ist einfach atemberaubend. Der Boden ist in edlem Stein gehalten. An den Wänden hängen verschiedene Felle von Wildtieren. An der einen Seite ragt ein offener Kamin in das Zimmer herein, dem gegenüber steht ein riesiges Bett. Hinter einer Holztür befindet sich ein modernes Bad mit sämtlichem Komfort, die Tür auf der anderen Raumseite führt in einen begehbaren Kleiderschank, schließlich haben sich über die Jahrhunderte eine Vielzahl an Kleidungsstücken angesammelt, von denen ich mich einfach nicht trennen konnte. An der Stirnseite der Raumes ist ein großer Balkon, den man über eine Doppelflügeltür erreicht. Mit einem tiefen Atemzug ziehe ich die frische Luft in meine Lungen und nehme die alt bekannten Gerüche in mir auf. Ein kurzer Blick nach Rechts und Links, schon stehe ich auf dem Balkongeländer. Mit einem Satz nach vorne springe ich und mein Körper ist frei. Ein paar Sekunden später lande ich geschmeidig auf meinen Vorderläufen und schüttle mich erst einmal. Die erste Verwandlung seit einigen Tagen und ich fühle mich einfach großartig. Mit wenigen Sätzen bin ich im Wald. Der Wind verfängt sich in meinem Fell und meine Pfoten gleiten über den leicht feuchten Waldboden. Ich lass dem Tier in mir freien Lauf und hetze durch die dunklen Wälder. Zum Spaß jage ich einigen Hasen hinterher, lasse sie dann aber wieder entkommen. Mitten im Wald auf einer Lichtung befindet sich ein kleiner See. Mit einem markerschütternden Heulen halte ich kurz Inne, bevor ich ins kühle Nass springe. Nach einigen Stunden des Rumtobens trotte ich wieder zurück zum Anwesen. Eigentlich will ich auf den Balkon springen, doch meine Nase nimmt den Geruch eines Wildbratens wahr und ich schleiche mich um das Haus herum. Vorsichtig hebe ich den Kopf und Blicke in den Küchenbereich. Ein etwas dicklicher Koch und eine junge Küchenhilfe hantieren eifrig mit einigen Töpfen und Pfannen und ich bemerke wie ich leicht zu sabbern beginne. Mein Zunge leckt über meine Reißzähne und bevor ich entdeckt werde, husche ich geräuschlos weiter. Die Terrassentür ist offen und die letzten Sonnenstrahlen erhellen den angrenzenden Salon als meine Pfoten von dem kalten Steinboden der Terrasse auf den flauschigen Teppich treten. Beth sitzt in einem Sessel mit Blick auf das Kaminfeuer und liest gerade ein Buch, das sie vollkommen einzunehmen scheint. Zu Mindest hat sie mich noch nicht bemerkt. Die Hitze des Feuers strahlt wohltuend auf mein Fell und ich lege ihr meinen riesigen Wolfskopf sanft auf den Schoß. Elisabeth erschrickt sich zwar, doch anscheinend hat sie nur auf meinen Auftritt gewartet. "Du bist unverbesserlich" tadelt sie mich lachend und beginnt mich hinter dem Ohr zu kraulen. Ich gebe mit ein genießendes Gähnen meine Zufriedenheit kund und setze mich vor sie. Man merkt sofort, dass sie mich vermisst hat, denn sie verteilt großzügig Streicheleinheiten, die ich nur zu gerne annehme. Als Lucien den Raum betritt lacht er nur los und 'tätschelt' mir kraftvoll die Flanke. Mit einer kurzen unterwürfigen Geste, indem ich meine Kopf auf die Vorderläufe lege, bedanke ich mich und platziere mich dann vor dem offenen Kamin. Die Wärme durchdringt meine Muskeln und ich strecke meine Glieder genüsslich aus.
Langsam nähern sich Schritte auf dem Flur und meine Ohren spitzen sich. Es handelt sich definitiv um eine Frau, auf Grund der sanften Schrittfolge. Nach nur wenigen Augenblicken betritt das Dienstmädchen den Salon. "Mylord, Mylady, das Essen..." Als sie mich vor dem Kamin liegend erblickt, hält sie den Atem. Ich hebe meinen Kopf, drehe ihn und blicke dem Mädchen direkt in die Augen. Ich erkenne sowohl Angst, als auch Faszination in ihnen. Geschmeidig erhebt sich mein Körper und streckt sich ausgiebig, bevor ich langsam auf das Dienstmädchen zugehe. Ihre Haut riecht angenehm nach einer Creme und ihr schwach aufgetragenes Parfüm umspielt meine Nase, so dass ich kurz schnauben muss. Meine Zunge schleckt kurz über meine Nase und befeuchtet sie wieder. Ich wittere ihre Angst, die sie nun nicht mehr kontrollieren kann und sie schaut ein wenig panisch zu meinen Freunden. Doch weder Beth noch Lucien schreiten ein, sie ignorieren mich fast schon, was ziemlich unglaubwürdig ist, da ja ein überdimensionaler Wolf in dem Raum steht. Auf allen Vieren ist mein Kopf auf Brusthöhe der jungen Frau. Ich schätze ihre Disziplin, da sie keine Anstalten macht sich zu entfernen. Noch immer steht sie an der Türschwelle in ihrer schwarz-weißen Personaluniform. Ihre Hände spielen nervös mit einem Rockzipfel, während ihre Augen jede meiner Bewegungen fixieren. Ich nehme meinen Kopf etwas herunter, um nicht ganz so bedrohlich zu wirken. Als ich ihre Hand ganz sanft mit meiner Schnauze anstupse erschrick sie sich nochmals und ich merke dass ihr Verstand nun ihrer Angst das Feld kampflos überlassen hat. Sie zittert wie Espenlaub und ist unfähig sich auch nur einen Zentimeter von mir fort zu bewegen. Ich drücke meine Flanke an ihre Seite und umrunde sie langsam. Mein weiches, warmes Fell streicht über ihren nackten Unterarm und ich spüre ihre Gänsehaut. "Genug, komm her." Kommt der strenge Befehl von Beth und ich trotte mit gesenktem Haupt zu ihr, um ich zu ihren Füßen nieder zu lassen. Elisabeth wuschelt mir kurz über den Kopf und krault mich hinter dem Ohr. Aus dem Augenwinkel beobachte ich wie sich das Dienstmädchen langsam beruhig und die Angst wieder der Faszination weicht. "Danke Marie, wir kommen gleich und sie brauchen keine Angst vor ihm haben, er wird ab jetzt öfters im Haus sein." - "Sehr wohl Mylady." Mit einem Knicks verlässt sie den Raum und ihr Schritte hallen noch ein wenig nach. Lucien kann sich vor Lachen kaum noch auf dem Stuhl halten und auch ich grinse mir einen. "Du bist unverbesserlich." Schimpft Beth mit mir, doch was soll ich sagen, ich bin nun mal der 'böse' Junge. Der weitere Abend verläuft noch sehr gemütlich. Es gibt viel zu erzählen von den letzten Jahrzehnten und erst tief in der Nacht schaffen wir es in unsere Betten.

"...entschuldigen Sie." dringt langsam an mein Ohr. "Sir?" Verschlafen öffne ich meine Augen und muss erst kurz nachdenken wo ich mich denn befinde. Ich sollte meinen Alkoholgenuss wirklich zügeln. "Ah Sie sind wach" dringt die sanfte weibliche Stimme wieder an mein Ohr. "Mylord lässt Ihnen ausrichten, dass es für Sie Zeit ist, um aufzustehen." Ich murmle einige Verwünschungen in mich hinein und reiße die Decke weg, um mich schwungvoll aus dem Bett zu katapultieren. Das Zimmermädchen, das gerade noch neben mir stand, schreit vor Schreck kurz auf und macht einen Satz zur Seite, während in ihrem Gesicht die Schamröte aufsteigt. Ich stehe nur mit knappen Shorts bekleidet vor ihr, was somit auch ihre Reaktion erklärt. Peinlich berührt mustert sie trotzdem meinen Körper und ich lasse sie gewähren, denn ihr scheint zu gefallen was sie sieht. Als sie bemerkt, dass ich ihr Treiben beobachtet schaut sie beschämt zur Seite. Ich überwinde den kleinen Abstand zwischen uns und nähere mein Gesicht ihrem Ohr. Ich höre wie ihr Atem schneller wird und ihr Blut ihr förmlich durch die Adern rast. Mit einem tiefen Atemzug nehme ich ihren Geruch in mir auf und ich muss ehrenvoll anerkennen, dass Lucien einen guten Geschmack hat, was sein Personal angeht. Ich hauche ihr kurz auf den Hals, was das Mädchen erschauern lässt. "Vielen Dank mein hübsches Kind" flüstere ich in ihr Ohr und gehe an ihr vorbei in das Badezimmer. Erst als sie das Wasser der Dusche hört, verlässt sie mein Zimmer, was ich ohne Problem hören kann. Wieder ist ein breites Grinsen auf meinem Gesicht. Ja, dieser Tag fängt gut an.
20 Minuten später sitze ich fertig gerichtet an der großen Tafel und frühstücke. Beth tritt von hinten an mich und streicht mir kurz über mein noch feuchtes Haar. "Sehr schick, junger Mann" entfährt ihr, als sie mich betrachtet und ich schenke ihr eines dieser Lächeln, die sämtliche Frauenherzen schmelzen lassen. "Ich sehe schon, du hast nichts verlernt." Scherzt sie und setz sich seitlich an die Tafel. "Lucien ist schon außer Haus, aber ich soll dir das von ihm geben." Ein metallener Gegenstand schlittert über den Tisch und ich halte ihn kurz bevor er von diesem fällt, mit meiner Hand auf. Ich betrachte den Gegenstand und meine Augen bekommen ein schon unheimliches Funkeln. Ich halte einen Autoschlüssel in der Hand, von einem Aston Martin. "Leider ist er nicht schwarz" bedauert Beth, "doch ich glaube du wirst es überleben." Wieder blitzen meine strahlend weiße Zähne auf. Ich ziehe mir meine Lederjacke über das schwarze Seidenhemd und trete vor die Tür. Vor der Tür steht ein dunkelgrüner V12 Vantage und ich drehe mich ungläubig zu Beth um. "Nicht Euer Ernst, oder?" - "Nun fahr schon, sonst kommst du zu spät." Ich lasse mich in den edlen Ledersitz sinken und lasse meine Finger über das Lenkrad streichen. Als der Motor startet, spüre ich die leichte Vibration des Wagens und als ich auf das Gas trete entwickelt sich ein so dumpfen Grollen, dass sich die Härchen auf meiner Haut aufstellen. Bereits während der Fahrt zieht der Wagen sämtliche Blicke auf sich, so auch, als ich auf den Parkplatz der Universität einfahre. Das Hauptgebäude ähnelt ebenfalls einem Schloss und die Mauern stehen sicher schon seit einigen Jahrhunderten. Besonders der Turm des Haupthauses in seinem gothischen Stil lässt mich kurz innehalten. Die ersten Studenten betrachten mich schon kritisch und ich kann hören wie sie sich abfällig äußern.


University of Glasgow

Ich betrete den Hörsaal und suche mir einen Platz in der letzten Reihe, soweit weg wie möglich von den anderen Studenten. Da es sich um ein Erstsemester handelt, drängen sich alle anderen sicherlich noch ganz nach Vorne, was mir nur noch ein müdes Lächeln abringt. Spätestens ab Mitte des Semesters werden sie sich langsam nach hinten begeben. Aufmerksam beobachte ich die langsam einströmende Menge an jungen Menschen. Wie nicht anders zu erwarten, füllen sich die ersten Reihe recht schnell. Bis jetzt hat mich noch niemand richtig bemerkt, was mir äußerst Recht ist.
Plötzlich schlagen meine Sinne Alarm. Meine Härchen stellen sich auf und ich spitze meine Ohren. Ich kann sie schon von weitem riechen, diesen unschuldigen, Brechreiz fördernden Gestank. So widerwärtig rein. Da treten sie schon ein. Ein Junge und ein Mädchen, beide tragen sie komplett weiß und diese selbstgefällige Aura um sie herum. leise entgleitet mir ein Knurren, was zum Glück aber niemand bemerkt. Natürlich sind die beiden von einer ganzen Menschentraube umgeben. Schließlich spüren die Menschen im Unterbewusstsein, dass sie in ihrer Nähe sicher sind. Zu mindest meistens. Ich unterdrück das Verlangen meines Körpers, sich zu verwandeln und lasse mich etwas tiefer in den Holzstuhl sinken. Erstaunlicherweise reagieren beide nicht auf meine Anwesendheit. Ich müsste ihnen mindestens so auffallen wie sie mir, doch beide setzen sich ziemlich zentral und blicken ausschließlich nach Vorne, nicht einmal den Kopf drehen sie in meine Richtung, was mich sichtlich irritiert. ich bin so abgelenkt, dass ich die kleine Gruppe an Studenten neben mir gar nicht registriere. Erst ein "Sorry, lässt du uns mal vorbei, oder haste die ganze Reihe reserviert?" lässt mich aufhorchen und ich blicke in ein Paar braune Augen. Ein Junge steht vor mir und schaut mich geduldig wartend an. Hinter ihm stehen noch 4 andere Personen. Ein weitere Junge, ich vermute mal sein Zwillingsbruder und 3 Mädchen, die sich tuschelnd unterhalten. "Ne, kein Problem, bitte." Ich erhebe mich und lasse die 5 vorbei. Ein kurzes "Danke" und die Jungs drängen sich vorbei, die Mädchen hingegen mustern mich ziemlich auffällig, während ich die ersten 2 nur abfällig begutachtet. Sie stinken penetrant nach den beiden Jungs, welche sie wohl heute Nacht 'markiert' haben und dennoch himmeln sie mich an. Wie verächtlich schwach diese menschlichen Wesen doch sind und sich durch Oberflächlichkeiten blenden lassen. Die Dritte im Bunde ist deutlich schüchterner, kann ihren Blick aber auch nicht von ihr wenden. Sie riecht frisch nach einem fruchtigen Duschgel und ihre grünen Augen strahlen grundehrliche Freude aus. Einen Blick den ich schon lange nicht mehr bei Menschen gesehen habe. Ich schenke ihr ein kurzes Lächeln, was sie sehr süß erwidert. Kurz darauf haben die beiden Engel wieder meine Aufmerksamkeit. Irgendwie haben sie sich verändert, sie wirken nervös. Haben sie mich entdeckt? Da sie sich noch immer nicht umdrehen verwerfe ich den Gedanken wieder. Aber was beunruhig sie dann. ich spüre keine weitere böse Präsenz. Mein Blick wandert durch den Saal und bleibt dann an einem zarten Geschöpf in der ersten Reihe hängen. Wann hat sie denn den Raum betreten? Meine Augen weiten sich langsam und ich merke wie mir die Kinnlade herunterfällt. Das 'Geschöpf' ist ein schwarzhaariges Mädchen in einem Rollstuhl, doch das wirklich Außergewöhnliche ist, dass auf ihrem Rücken auf der rechten Seite ein grauer Flügel zu sehen ist. Ich kenne zwar solche Flügel von den Engeln, aber erstens sind sie bei den Engeln schneeweiß und zweitens sind sie nur zu sehen wenn sie sich verwandeln. Können die anderen den Flügel etwa nicht sehen? Außer den beiden Engeln scheint sich niemand für sie zu interessieren. "Alles in Ordnung?" fragt mich eine zitternde Stimme neben mir. Das schüchterne Mädchen von eben schaut mich besorgt an. "Äh ja klar, entschuldige, wenn ich dich jetzt etwas Komisches frage, aber fällt dir bei dem Mädchen in der ersten Reihe ganz Außen etwas auf?"
"Sie sitzt in einem Rollstuhl."
"Und sonst?"
"Nichts weiter, wirklich alles OK bei dir?"
"Ja passt schon, danke."
Ok somit ist geklärt, dass die Anderen den Flügel nicht sehen können. Das Mädchen neben mir schaut mich skeptisch an. Ich höre wie sie mit ihrer ´Nachbarin flüstert. "Also mir ist der Typ irgendwie unheimlich."
"Aber er sieht total heiß aus."
"Trotzdem"
"Dann tausch halt mit mir den Platz."
"Nichts da, du hast Mat als festen Freund."
Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen, starre aber weiter nach Vorne. Von der Stunde selbst bekomme ich nichts mit, nicht mal den Namen des Professors habe ich mitbekommen. Zu sehr beschäftigt mich dieses Mädchen im Rollstuhl.
Den ganzen Vormittag über passiert jedoch nichts weiter, außer dass ich die Namen meiner Nebensitzer erfahren habe. Das schüchterne Mädchen direkt neben mir heißt Michelle, das daneben Jasmine, die Zwillinge Matthew und Niclas, das letzte Mädchen im Bunde heißt Julie. Selbst in der Mittagspause weichen die 5 nicht von meiner Seite. Eigentlich mach ich mir aus solchen Situationen immer einen heiden Spaß und in nicht mal einer Woche, würden sich die 5 nicht mal mehr anschauen, aber Heute ist das anders. Aus sicherer Entfernung beobachte ich das Mädchen im Rollstuhl. Sie hat ebenso schwarze Augen wie Haare. Ihre Erscheinung ist so zierlich und dennoch Makellos, wenn sie nicht im Rollstuhl sitzen würde, wäre sie sicher das begehrteste Mädchen auf dem Campus. Die Engel halten sich immer in ihrer Nähe auf, haben aber bis jetzt noch keinen Versuch unternommen mit dem Mädchen zu sprechen, auch mich haben sie immer noch nicht wahr genommen. Selbst als ich in der Pause nur wenige Schritte an ihnen vorbeigegangen bin, konnte ich keine Reaktion bei ihnen feststellen.
Das Mädchen verlässt nun den Speisesaal und nur einen Augenblick später erheben sich diese Pseudolichtgestalten und folgen ihr. "Sorry, aber ich muss euch mal einen Moment allein lassen." Sage ich zu meinen Tischnachbarn und verschwinde ohne ein weiteres Wort. Inzwischen hat es leicht zu regnen angefangen und auf dem Gelände der Universität ist niemand zu sehen. Der reine Geruch der Engel, der schon wieder meinen Magen rebellieren lässt, hängt noch mehr als deutlich in der feuchten Luft und führt mich in einen abgeschiedenen kleinen Park. Entfernte Stimmen dringen an mein Ohr, als ich das feuchte Gras betrete.
"...kannst nicht vor uns weglaufen."
"Was wollt ihr Witzfiguren denn von mir?"
Die Stimme hallt wunderschön in meinen Ohren nach und ich bin nicht sicher, ob ich schon einmal solch melodische Töne gehört habe. "Du wirst uns begleiten, freiwillig oder nicht!" Ohne dass ich darüber nachdenke stehe ich als Wolf da und schleiche um die Büsche herum. Der Rollstuhl des Mädchens ist rückwärts gegen einen Baum geschoben und der Engel hat sich vor sie gebeugt. Seine Arme stützen sich auf den Seitenlehnen ab. Das Engelmädchen steht etwa einen Schritt dahinter. "Lass mich los, du tust mir weh, fährt das Mädchen den Engel an, als dieser sie am Unterarm packt. Ein Blick in das schmerzverzerrte Gesicht, lässt meine Sicherungen durchbrennen und ich stürze mit einem gewaltigen Satz aus dem Gebüsch. Ich treffe den verdutzen Engel an der Seite, so dass er seinen Griff öffnen muss und einige Meter weiter hart auf den Boden aufschlägt. Mit gefletschten Zähnen und laut knurrend stehe ich vor dem Engelmädchen, dass sich von dem Schock langsam erholt. In ihren Augen kann ich erkennen, dass ich der erste Werwolf bin, den sie zu Gesicht bekommt. Mein Kopf ist in geduckter Haltung, so dass ich jeden Moment zuschnappen kann. Ich höre wie in meinem Rücken eine Klinge gezogen wird und machen einen Satz zur Seite. Das Mädchen im Rollstuhl hat einen Dolch gezogen, eine silbernen und funkelt mich böse an. "Ich brauche deine Hilfe nicht, Köter." Ich gebe ein lautes Knurren von mir und mustere sie skeptisch. Sie weiß definitiv was ich bin. Was soll ich auch von einem Wesen mit Flügeln erwarten. Wie kann ich glauben, dass sie mich nicht abgrundtief hasst. ich verfluch dich und deine Brut, du ach so selbstverliebter Gott.
Inzwischen hat sich der Engel wieder aufgerappelt. Er kommt mit 2 leuchtenden Flügeln auf dem Rücken zurück und zieht ein Schwert. Ich schnuppere kurz und stelle zufrieden fest, dass es sich nur um Stahl handelt. Leider trägt er jedoch einen silbernen Harnisch und ist somit vor meinen Bissen geschützt. "Was willst du Jämmerling denn mit dem Zahnstocher da." Knurre ich ihn an. Dass ich mit ihnen spreche scheint das Engelmädchen wieder aus der Fassung zu bringen. Was war nur aus Gottes 'Soldaten' geworden? Hat die Zeit ihn wirklich so sehr geschwächt? Gerade als der Engel mit dem Schwert auf mich zustürmen will, hält ihn das Mädchen im Rollstuhl zurück. "Bleib stehen du Idiot, damit richtest du gegen DEN da keinen Schaden an. Habt ihr denn gar nichts gelernt?"
"Halt die klappe Miststück, dir vertraue ich ganz sicher nicht." Zischt der Engel sie an. Innerlich mache ich mich zum Sprung bereit und spanne meine Muskeln. Aus meiner Kehle dröhnt ein tiefes Knurren und meine Zähne ragen angriffslustig hervor. Das Mädchen im Rollstuhl hält das Armgelenk des Engels fest. "Du unterschätzt ihn, er wird dich in Stücke reißen..." Weiter kommt sie nicht, da der Engel sich zu ihr dreht und ihr mit der Handrückseite seiner Schwerthand ins Gesicht schlägt. "Nein nicht" schreit das Engelmädchen, dass ihre Stimme wieder gefunden hat, aber eingreifen tut sie auch nicht, stattdessen dreht sie sich zu mir und verwandelt sich ebenfalls in eine Kriegerin. "Das ist alles deine Schuld." War ja irgendwie klar, dass sie es mir anhängen, wie der Vater so die Kinder. Mein Blick wandert zwischen den Personen und bleibt dann wieder an dem Mädchen im Rollstuhl hängen. Ihr Flügel hängt schlaff herab und aus einer Wunde an der Stirn fließt Blut ihre Schläfe hinunter. Meine Muskeln erbeben und ich kann mir nicht genau erklären, was jetzt passiert. Ich fühle mich so stark, stärker als sonst und ich kann so klar denken, meine Instinkte kontrollieren, wie in meiner Menschengestalt. Sofort kommen mir wieder die beiden Engel in den Kopf und ich mache eine Satz nach hinten, bevor sie meine Unachtsamkeit ausnutzen können. Doch beide stehen noch am selben Fleck wie davor. Ihr Blick sieht allerdings etwas verklärt aus. Sie starren mich geradezu an. OK sie sehen heute anscheinend zum ersten Mal einen Werwolf, aber vorhin waren sie doch auch nicht so geschockt. Wittere ich etwa Angst bei ihnen. Ich schaue von den beiden bis zu meinen schwarzen Pfoten, um die Entfernung abzuschätzen. Moment...., schwarze Pfoten? ich habe doch silbernes Fell. Prüfend betrachte ich mich. Tatsächlich. Schwarzes Fell. Aber wieso? Weitere Gedanken kann ich mir nicht machen, denn der Engel ist aus seiner Starre erwacht und stürmt auf mich zu. Durch eine einfache Bewegung weiche ich seinem Schwerthieb aus. Er kämpf sehr ungestüm und vor allem sehr unpräzise, dennoch bin ich wachsam, schließlich ist ja noch ein zweiter Engel anwesen, auch wenn sie bis jetzt nicht eingreift. Der Engel scheint sehr wütend zu sein, welch ein unpassendes Gefühl für ein Gottesgeschöpf. Mit beiden Händen das Schwert weit über dem kopf haltend, kommt er auf mich zugestürmt. Statt wieder auszuweichen schmeiße ich mich mit meinem gesamten Gewicht gegen seine Beine und der Engel fällt total überrascht über mich. Er bleibt scheppernd auf dem Rücken liegen, während sein Schwert in hohem Bogen davon fliegt. Mit einem kleinen Satz bin ich über ihm und drücke meine Vorderläufe auf seinen Brustpanzer. Mein Kopf senkt sich nahe zu ihm. "Gib auf und ich verschone dein Leben, du bist es noch nicht einmal wert getötet zu werden." Knurre ich ihn an. "Spar dir dein Mitleid du Monster." Kommt es mir gehässig entgegen. "Wer ist denn hier das Monster und vergreift sich an anderen?" Lache ich ihn aus. In diesem Augenblick nehme ich den bestialischen Geruch des zweiten Engels wahr, der sich von hinten nähert. Mein Kopf fährt herum und ich funkele sie böse mit meinen Augen an. "Bleib stehen, wenn dir dein Leben lieb ist, du armseeliges Geschöpf. Wo ist euer Schöpfer denn im Moment eures Niedergangs?" Die Verleumdung des HERRN hätte ich wohl lieber gelassen, da der Engel unter mir all seine Kraftreserven mobilisiert und mich von sich drückt. Mit einem Satz ist er bei seinem Schwert und seine weißen Flügel flattern nervös. Nun stürzen sich beide zu gleich auf mich. Mit einem gewaltigen Satz springe ich ab und stürze mich auf den heranrauschenden Engel. Meinen Krallen fahren ihm über dem Arm und mein Gebiss bohrt sich in seinen Flügel. Mit einem riesen Gepolter stürzen wir zu Boden. Der bleierne Geschmack seines Blutes rinnt meine Kehle herunter, während ich angewidert die herausgerissenen Federn ausspucke. Der Engel hat anscheinend immer noch nicht genug und schlägt mit seinem Kettenhandschuh auf meinen Kopf. Wo er den so plötzlich her hat, kann ich mir auch nicht erklären. Beim nächsten Schlag schnappe ich nach seiner Hand, aber er zieht sie im letzen Moment weg. Er rollt sich zur Seite und stellt sich dann wieder auf die Beine. Das rote Blut vermischt sich mit dem Regen auf seinem Flügel und taucht das strahlende Weiß in ein dunkler werdendes Rosé.
"Verschwindet von hier, oder ihr überlebt das hier nicht." Knurre ich sie an, doch es zeigt keinerlei Wirkung. Gott hat hier anscheinend wirklich ein Paar der verblödeten Sorte hergeschickt. Der verletzte Engel ist schon fast in einem Zustand der Raserei, was bei seinem schwach ausgebildeten Charakter auch nicht verwunderlich ist. Er stürmt ohne Waffe auf mich zu und ich weiche seinem Hieb aus. Da die Beiden keine Vernunft annehmen und sich für unfehlbar halten, bleibt mir keine andere Wahl. Nun gut, ich könnte mich selbst zurückziehen, aber diese Möglichkeit bedenke ich erst gar nicht. Bei dem nächsten Angriff springe ich den Engel an und vergrabe meine Reißzähne tief in seinem Hals. Mit einem kräftigen Biss hängt der Kehlkopf zwischen meinen Zähnen, während der Engel mit leeren Augen auf den Boden knallt. Das Engelmädchen stößt einen panischen Schrei aus und erstarrt erneut. Langsam setzte ich eine Pfote vor die anderen und komme ihr näher. "VERSCHWINDE" Fahre ich sie an und diesmal kommt sie meinen Worten nach. Ihre Flügel verschwinden und sie läuft um die nächste Ecke, womit ich sie aus meinem Blickfeld verliere. Im nächste Moment werde ich von einem hellen Licht geblendet. Um den toten Engel herum hat sich ein Lichtkegel gebildet und der Regen aufgehört. Sonnenstrahlen reflektieren sich auf den verdreckten Flügeln und der leblose Körper erhebt sich langsam vom Boden. Innerhalb weniger Sekunden dematerialisiert sich der Körper und die Wolkendecke verschließt sich wieder, während dicke Regentropfen auf mich niederprasseln. Das Mädchen ist immer noch in ihrem Rollstuhl zusammen gesackt und beim näheren betrachten sehe ich, dass sie bewusstlos ist. Ohne groß zu überlegen, packe ich sie auf meinen Rücken und mach mich auf zu Luciens Haus. Zurückverwandeln und sie in ihrem Rollstuhl wegschieben kommt nicht in Frage, da ich wohl kaum halbnackt mit einer Bewusstlosen im Rollstuhl über den Campus laufen kann. Die abgelegene Lage der Universität kommt mir jetzt zu gute, da ich so bewohntes Land meiden kann. Normalerweise würde ich den Weg in weniger als 10 Minuten zurücklegen, doch mit einem so zerbrechlichen Geschöpf auf dem Rücken, traue ich mich nicht mal annährend meine volle Geschwindigkeit zu benutzen. Sorgsam schlängle ich mich durch den Wald und vermeide zu große Bewegungen in meinem Körper. Der schwache, warme Atem des Mädchens streichelt sachte mein Nackenfell, was mir ein angenehmes Kribbeln verursacht. Ich kann mir keinen Reim aus ihr machen. Warum sind die Engel hinter ihr her? Woher kennt sie meine Rasse?


Gottes Sünde

Ein plötzlicher Schmerz durchzuckt meine Flanke. Mein Hinterbein knickt ein und das Mädchen fällt von meinem Rücken. Mit eingezogenem Schwanz liege ich winselnd auf der Seite. Ein Brennen durchzieht meinen ganzen Körper und ich kann mich kaum noch bewegen. Nur langsam und unter enormer Anstrengung nehme ich mein Umfeld wieder wahr. Das Mädchen hockt stöhnend auf dem Waldboden, grinst mich aber böse an. Entsetzt schaue ich auf meine Seite. Überhalb meines rechten Hinterlaufs steckt ein Dolch, bis fast zum Griff in meinem Fleisch. Es ist der Silberdolch den sie bereits vorher gezogen hatte. Daher also diese unmenschlichen Schmerzen. Das Mädchen scheint noch immer benommen, dennoch war ihre erste Handlung mir den Dolch in die Seite zu rammen. Aber langsam scheint sie zu begreifen, dass wir schon lange nicht mehr an der Universität sind und uns hier im Wald so schnell niemand findet. Auf ihre Armen abgestützt robbt sie langsam auf mich zu. Ich knurre sie dunkel an und versuche mich wegzuschleppen, doch das Silber vergiftet langsam meine Blutbahn und mein Körper will mir nicht gehorchen. Als sie bei mir ist, drückt sie auf den Dolch und versuche nach ihrer Hand zu schnappen, doch ich schaffe es schon nicht mehr. "Los bring es zu Ende, oder genießt du es, mich leiden zu sehen." Blaffe ich sie an. "Ja ich genieße es, aber wenn du stirbst, stehen meine Chancen auch sehr schlecht, hier lebend raus zu kommen, also folgender Vorschlag." Mit einem Ruck zieht sie den Dolch heraus, was mich erneut aufheulen lässt. Doch meine Bewegungsfähigkeit verbessert sich sofort wieder, so dass ich mir kurz darauf über die Wunde lecken kann. "Und was willst du nun als Gegenleistung?" Plötzlich stockt das Mädchen.
"Du? Warst du nicht vorhin noch silbern? Aber das ist unmöglich, was bist du?"
"Das weißt du doch schon längst."
"Aber seit wann könnt ihr eure Farbe wechseln?"
"Können wir nicht."
"Aber du bist schwarz."
"Ich weiß, das kam plötzlich, als..."
"Als was?"
Ich bleibe ihr die Antwort schuldig, denn ich will es selbst nicht glauben. Ich habe mich verändert, als das Mädchen von dem Engel geschlagen wurde. Aber warum? "Was ist denn jetzt die geforderte Gegenleistung?"
"Kannst du mich an einen sicheren Ort bringen? Wenn möglich ohne andere Werwölfe."
"Damit du mich dann dort umbringen kannst?"
"Nein, ich verspreche es."
"Das Wort eines..., was bist du überhaupt?"
"Das geht dich nichts an."
"Aber deinem Wort soll ich glauben schenken?"
"Ja."
Oh du mein Schöpfer aus den feurigen Hallen unter dieser Erde, warum ist dieses Mädchen so stur. Aber ich muss mich rasch von Lucien behandeln lassen. Meine Selbstheilungskräfte werden für diese Wunde nicht ausreichen.
"Gut ich nehme dich mit, aber wehe du bist unhöflich zu den Gastgebern. Sie sind beide deutlich mächtiger als ich es je sein werde."
"Das ist ja auch nicht schwierig."
Ich knurre sie böse an, doch sie streicht mir sachte über das verletzte Bein. Ihre Hand ist so zart und strahlt eine angenehme Wärme aus.
"Ich wusste gar nicht, dass ihr so ein weiches Fell habt."
"Was?"
"Ach nichts."
Ich sehe sie fragend an, doch sie macht keine Anstalten noch ein Wort zu sagen. Ihre schwarzen Augen mustern mich allerdings fortwährend. "Also gut, halte dich fest." Ich lege mich auf meine Pfoten und ihre Arme schließen sich um meinen Hals. Langsam stehe ich auf. Ihr Gewicht ist kaum spürbar, sie wird kaum 50Kg auf die Waage bringen. Sachte versuche ich einen Schritt nach Vorne. Schmerzen durchzucken meinen Körper, doch der Hinterlauf gibt diesmal nicht nach, sondern zittert nur ein wenig. Langsam bewege ich mich vorwärts, während ihr Atem die Luft neben meinem Kopf kaum spürbar erwärmt. Ihre zarten Hände haben sich zaghaft in mein Fell gekrallt. Sie sagt kein Wort und auch ich möchte im Moment nicht reden, obwohl doch die ein oder andere Frage in meinem Kopf schwirrt. Je weiter ich laufe desto schmerzhafter wird es, längst humple ich so stark, dass der Körper des Mädchens unruhig auf meinem Rücken wippt. Bei jedem weiterem Schritt ziehe ich scharf die Luft ein, um den sich wieder ausbreitenden Schmerz einigermaßen zu kontrollieren. "Du musst eine Pause machen." Dringt plötzlich ihre liebliche Stimme an mein Ohr. "Nein!" Keuche ich bestimmt zurück. Warum macht sie sich plötzlich um mich Sorgen? Wollte sie mich nicht noch vor wenigen Minuten töten und warum habe ich sie denn überhaupt mitgenommen. in meinen Gedanken wollte ich mich selbst ohrfeigen für meine törichte Handlung. Der Giebel von Luciens Haus kommt in Sicht und ich mobilisiere mein letzten Kräfte. Zum Glück ist die Verandatür nur angelehnt und ich stoße sie mit meinem Kopf auf.
"Beth..."
Ich spüre wie meine Hinterläufe einknicken und ich hart auf dem Boden aufschlage. Neben mir poltert eine Person ebenfalls auf den harten Grund, dann wird es um mich herum nur noch schwarz. Ich spüre noch wie mich mehrere Hände hochheben. Jemand versucht mir etwas zu sagen, doch die Stimme ist unverständlich und scheint in weiter Entfernung mit mir zu sprechen.

Eine unbekannte Wärme umspielt meine Körper und etwas weiches liegt auf meiner Brust, meiner blanken Haut. Die Lider meiner Augen fühlen sich schwer an und nur mit großer Anstrengung kann ich sie langsam öffnen. zuerst nehme ich nur einen hellen Nebel wahr. Alles ist total verschwommen und meine Augen benötigen einige Sekunde, um sich zu fokussieren. Meine anderen Sinne arbeiten da eindeutig besser, was mich jedoch fast erstarren lässt. Ich höre einen gleichmäßigen Atem und ein inzwischen vertraut herrlicher Geruch strömt in meine Nase. Aber das kann doch nicht sein, warum liegt sie bei mir und wo bin ich? Allmählich erkenne ich alles, beziehungsweise ich erkenne einen grauen Flügel direkt vor meinem Gesicht, erst als ich meine Pupillen wandern lasse, kommt mir der Ort bekannt vor. Ich liege in meinem Bett, na ja eigentlich ist es ja das Bett in Luciens Gästezimmer. Ansonsten scheint niemand weiteres im Zimmer zu sein.
Ich versuche mich langsam aufzusetzen, doch mein Körper ist noch lange nicht bereit meinen Anweisungen zufolgen. Nur mühevoll kann ich meinen Kopf ein wenig heben. Dabei berühre ich leicht die Federn ihres Flügels, wodurch sich der Druck auf meiner Brust etwas erhöht. Ein kurzer Blick und ich erkenne die Ursache. Ein Arm ist um mich geschlungen und ruht sachte auf meinem Oberkörper. Langsam wandert mein Blick den Arm entlang, welcher an einer nackten Schulter endet, auf der sich schwarzseidene Haare wild verstreut haben. Vorsichtig drehe ich meinen Kopf und sehe in das Gesicht des Mädchens. Sie liegt keine 10 Zentimeter von mir entfernt in meinem Bett. Ihre Augen sind geschlossen und ihr gleichmäßiger, ruhiger Atem verrät, dass sie schläft. Sie trägt ein dunkelrotes Nachthemd aus Seide, welches durch zwei schmale Träger gehalten wird. Es hat am Rücken einen tiefen Ausschnitt, wodurch ihr Flügel nicht beeinträchtigt wird. Dieser liegt wie eine Decke über uns. Panik macht sich so langsam in mir breit. Was macht sie hier bei mir? Ein wenig beruhig mich die Tatsache, dass ich wenigsten noch Shorts anhabe. Ich versuche mich sanft aus ihrer Umarmung zu befreien, doch stoppe nach nur wenigen Millimeter. "Au verdammt." Unbedacht habe ich mich mit meinem verletzten Bein abgestützt, was die Wellen das Schmerzen nur so durch meinen Körper treiben lässt. Ich umfasse meinen Oberschenkel, der mit einem dicken Verband umwickelt ist. Als der Flügel sich plötzlich zusammenfaltet und vor meinem Gesicht verschwindet, schrecke ich kurz zusammen. Langsam drehe ich meinem Kopf wieder zu ihr und schaue nun in ein Paar schwarze Augen, dunkler als jede Nacht und ich könnte mich auf der Stelle sofort in ihnen verlieren. Das Gesicht selbst erscheint schon makellos aber diese Augen vollenden das Kunstwerk.
"Oh, du bist endlich wach."
Mehr als ein schmerzvolles Stöhnen bringe ich als Antwort nicht zustande.
"Du solltest dich noch schonen."
"Sehr hilfreich, danke." Werfe ich ihr an den Kopf.
"Ich sehe schon, Geduld ist nicht deine Stärke."
"Oh sind wir jetzt unter die Werwolfversteher gegangen. Sag mir lieber was du hier machst."
"Auf dich aufpassen."
"Ja ne ist klar."
"Lucien und Elisabeth mussten außer Haus und da du dich im Fieberwahn immer wieder hin und her verwandelt hast, wollten sie keine Angestellte bei dir im Zimmer lassen."
"Und da legst du dich halt zu mir ins Bett."
"Ich kann deine Gefühle beeinflussen, wenn ich dich berühre und so verhindern, dass du dich verwandelst."
"Und warum bist du dann nicht...." Ich stocke und schaue beschämt weg. Sie saß ja im Rollstuhl und konnte sich nicht bewegen. Es gab keine andere Möglichkeit, als bei mir im Bett zu wachen. "Danke" flüstere und schau wieder zur Decke. "Nein ich muss mich bei dir bedanken und mich entschuldigen, auch wenn ich nie gedacht hätte, das mal einem vom EUCH zu sagen."
"Wo du schon so von MEINER Rasse redest, was bist du und wie heißt du eigentlich?"
"Ich heiße Shekinah, aber heutzutage trage ich den Namen Sina und ich bin ein Engel, oder sagen wir lieber ich war mal einer." Ein leises Knurren entweicht mir bei dem Wort Engel. "Was heißt, du warst einer?"
"Ich wurde verbannt, da ich Menschen geholfen habe, die nicht unter Gottes Schutz standen."
Ich schaue sie ein wenig ungläubig an. Gott verbannt seine eigenen Engel? Ich weiß ja, dass er einen an der Klatsche hat, aber so was habe selbst ich ihm nicht zugetraut und da beschweren sich dann alle über den Teufel. Shekinah also, Moment der Name kommt mir bekannt vor. Ich drehe meinem Kopf und schaue an die Decke. "Du bist der Engel der Befreiung und des Friedens."
"Du kennst meine Aufgabe? Zu mindest war es diese vor einiger Zeit."
"Man muss über seine Feinde bescheid wissen."
Ich spüre ihr zusammenzucken, als ich das Wort Feinde ausspreche. Natürlich als Engel des Friedens war sie allen Arten von Gewalt abgeneigt. Außer wenn es darum geht einen Werwolf abzustechen. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. "Was?"
"Du bist ganz schön gewalttätig für einen Engel des Friedens."
"Wie gesagt, es ist schon eine Weile her und außerdem Frieden für die Menschen."
Sina schenkt mir ein Lächeln, das mein Herz sofort höher schlagen lässt. Was muss sie doch für ein wunderschöner Engel gewesen sein, wobei ich ehrlich gesagt ihre jetzige Erscheinung vorziehe, so ganz ohne Weiß. Inzwischen habe ich es geschafft mich auf die Seite zu drehen, so dass ich Sina anschauen kann, ohne ständig den Kopf zu drehen. Ihre Hand ruht noch immer auf meinem Oberkörper, während sie meinen Brustkorb beobachtet, der sich gleichmäßig hebt und senkt. Langsam hebe ich meine Hand und streiche ihr das lose Haar von der Schulter. Ich nehme ein leichtes Zucken wahr, als meine Fingerspitzen ihre weiche Haut berühren. Langsam wandern meine Finger zu ihrem Rücken und bleiben kurz vor dem Flügelansatz stehen. "Wie kommt es, dass ich deinen Flügel immer sehen kann?" frage ich vorsichtig und schaue Sina dabei in die Augen. "Es dient als Abschreckung für die anderen Engel, dass sie sich von mir fernhalten sollen. Warum DU sie auch sehen kannst weiß ich nicht genau, zu mindest bist du der erste Wolf, der mich erkannt hat, seit ich kein wahrer Engel mehr bin." Ein kleine Träne kullert dabei über ihre Wange und benetzt dann das Betttuch. "Es tut mir leid, ich wollte keine alten Wunden aufkratzen." Warum bin ich nur so freundlich zu ihr, irgendetwas stimmt nicht mit mir, ich muss später unbedingt mit Lucien reden. Ich schließe die Augen und lasse mir meine jetztige Situation in Gedanken nochmals vorspielen. Eigentlich habe ich es garnicht so schlecht getroffen. Ich muss zwar im Bett bleiben, oder zu mindest bin ich nicht scharf drauf mir weitere Schmerzen zuzufügen.Aber neben mir liegt wahrscheinlich das schönste Mädchen auf der ganzen Welt und das sogar freiwillig. Naja mehr oder weniger.


Schwarz sticht Silber

Als ich meine Augen wieder öffne, ist es dunkel. Anscheinend bin ich vorhin eingenickt. Meine Pupillen weiten sich und es geht mir gleich viel besser. In der Nacht sind meine Sinne noch ausgeprägter und verschaffen mir einen fast unüberwindbaren Vorteil. Ich ziehe die kühle Abendluft in meine Lungen, während mich ein bekannter Duft in der Nase kitzelt. Sina liegt noch immer neben mir. Sie hat sich an meine Schulter gekuschelt und ihren Flügel um mich geschlungen. Ein Lächeln huscht über mein Gesicht, während ich einzelne Federn durch meine Finger gleiten lassen. Das Gefühl ist einfach unbeschreiblich, ich habe noch nie etwas so weiches und sanftes gespürt. Sachte drücke ich ihr einen Kuss auf ihren schwarzen Schopf, wodurch sie ein leises Gemurmel von sich gibt. Zufrieden schließe ich wieder die Augen, denn mein Bein pocht noch immer wie verrückt und verlangt nach Ruhe.
Als ich das nächste Mal die Augen aufschlage ist es bereits wieder Tag. Ich bin allein im Bett und räkele mich erstmal ausgiebig. Langsam versuche ich aufzustehenund ohne größere Probleme gelingt es mir auch. Nur noch ein kleines Ziehen ist in meinem Bein zu spüren. Total verschlafen schleppe ich mich ins Badezimmer und stelle mich erstmal unter die Dusche. Das Prasseln des warmen Wassers auf meiner Haut hat eine beruhigende und dennoch aufweckende Wirkung. Wie nicht anders zu erwarten habe ich nicht bedacht, dass ich noch den Verband anhabe, welcher sich inzwischen mit Wasser vollgesogen hat. Als ich endlich das Wasser wieder abstelle hat sich das Badezimmer mit warmen Nebel gefüllt. Ich schwinge mir ein Handtuch um die Hüfte und stelle mich vor den Spiegel. Natürlich erkenne ich erstmal nichts, da er total beschlagen ist. So nutze ich die Zeit für eine ausgiebige Zahnpflege und um den patschnassen Verband loszuwerden. Die Wunde ist inzwischen recht gut verheilt und es ist nur noch ein kleiner Riss zu sehen, so dass ich es nicht für nötig halte es neu zu verbinden. Ich hebe meinen Kopf und entdecke ein kristallklares, eisblaues, leuchtendes Augenpaar, dass mich aus dem Spiegel anstarrt. Verdutzt gehe ich einen Schritt zurück. Das sind doch nicht meine Augen, oder doch? Aber woher kommt dieses Leuchten. Schnell wische ich mit dem Handtuch den Spiegel komplett trocken und betrachte mein Ebenbild. Hat Lucien den Spiegel verzaubert? Ich erkenne mich kaum wieder. Nun gut eigentlich erkenne ich mich schon, aber mein Körperbau hat sich schon etwas verändert. Er ist deutlich muskulöser geworben, obwohl er bereits voher sehr sportlich war. Nun erkennt man allerdings jeden einzelnen Muskel, der sich fein säuberlich unter der Haut skizziert, ohne jedoch aufgepumpt zu wirken. Auch meine Gesichtszüge sehen markanter aus. Fasziniert betrachte ich mich im Spiegel. Nicht dass ich vorher unzufrieden mit mir war, aber das hier ist einfach WOW.
Kurz darauf fällt das Handtuch zu Boden und ein schwarzer Wolf starrt mir im Spiegel entgegen. Das gleiche Leuchten in den Augen. Auch von meinem neuen Fell geht ein gewisser Schimmer aus, nur ganz leicht und dennoch gut sichtbar. Ich bin so damit beschäftigt, dass ich die Person in meinem Zimmer erst bemerke, als diese die Tür zum Badezimmer öffnet. Lucien steht vor mir und schein ebenso fasziniert. "Unglaublich, wenn ich es nicht mit eigenen Augen sehen würde."
"Schwafel nicht, sag mir lieber, was mit mir los ist, ich hab noch keiner meiner Art gesehen, der einfach so die Farbe wechselt." Dass ich mich vor lauter Aufregung im Ton vergreife, merke ich nicht und Lucien sieht höflich darüber hinweg, wie immer. "Naja ich bin mir noch nicht ganz sicher, denn es ist schon lange her und eigentlich ist es auch unmöglich."
"Spann mich nicht auf die Folter, sag endlich."
"Also pass auf. Ich habe schon einmal einen Wolf gesehen, der sich so verändert hat wie du jetzt, aber das ist sicher schon 300 Jahre her."
"Wer war es und kenn ich ihn?"
"Oh, du kennst ihn ganz bestimmt, wenn auch sicher nicht persönlich. Es war Gandulf Agilofsson."
Ein Schauer läuft mir den Rücken hinab, als ich diesen Namen hören. Alle Werwölfe kennen ihn, denn er war der mächtigste und mutigsten von Allen unser König. Man sagt er hat sich hundert Engeln entgegen gestellt, um seinen Clan die Flucht von Island zu ermöglichen. Er soll die Krieger Gottes 10 Tage aufgehalten haben und nur wenige sollen zu Gott zurück gekehrt sein.
"Was hat das zu bedeuten Lucien?"
"Ich habe mich bei ein paar alten Kontakten umgehört und so wie es scheint wirst du der nächste König der Wölfe sein."
"Ich? Ein König? Gibt es nicht sowas wie Erbrecht, oder so?"
"Nein, früher, als es noch nicht so viele von Euch gab, war der stärkste der König und wurde von Mephisto persönlich in diesen Stand gehoben. Doch seit Gandulf war keiner mehr würdig, dieses zu empfangen."
"Aber wieso ich und wieso jetzt?"
"Das kann ich dir auch nicht beantworten, aber eins muss ich dir lassen. Du siehst nun wirklich königlich aus."
"Na wenn du meinst, aber es würde erklären, warum ich Shekinahs wahre Gestalt sehen kann."
Lucien nickt nur gedankenverloren. Ich merke, dass auch er sich noch nicht mit dem Gedanken anfreunden will, dass ich der neue König der Wölfe sein soll. Solange es auch keine weiteren Anzeichen gibt, werde ich das ganze auch nicht zu ernst nehmen.
Ein Hemd, so wie eine schwarze Stoffhose fliegen mir ins Gesicht und so lassen mich meine Gedanken los. "Zieh dir was an und komm mit, du bist doch sicher am Verhungern." Wie auf das Kommando meldet sich mein Magen geräuschvoll und ich verwandle mich wieder zurück in meine Menschengestalt. Das Hemd spannt etwas am Oberkörper, obwohl ich sicher bin, dass das noch letzte Woche mühelos gepasst hat. So lasse ich die obersten Knöpfe offen. Barfuß tapse ich hinter meinem Freund her, da ich die Kühle des Bodens genieße. Allgemein scheine ich alles noch etwas deutlicher wahrzunehmen und diese Reizüberflutung macht mir ganz schön zu schaffen. Nur mäßig gelingt es mir mich davon abzuschotten und mich auf das wesentliche zu konzentrieren. Plötzlich vernehme ich ein Fauchen und eine weiße Katze sitzt verängstigt im hintersten Eck des Zimmers. Ich bleibe verdutzt stehen. Nur wenige Tiere spüren unsere dunkle Aura und das auch nur, wenn wir als Wölfe unterwegs sind. Anscheinend muss ich mich ab sofort an manch Neues gewöhnen. Nachdenklich folge ich Lucien in den Speisesaal. Beth sitzt bereits an der langen Tafel und auch Sina kommt in mein Blickfeld. Sie sitzt wieder in einem Rollstuhl und unterhält sich angeregt. Was als nächstes passiert lässt mich auflachen. Lucien und Sina belauern sich wie zwei wilde Tiere, man merkt sofort, dass keiner dem anderen traut. Zusätzlich werden beide nun von Beth mit einem Blick bestraft, der mir bei einer unseren früheren Begegnungen sicher das Blut in den Adern hätte gefrieren lassen.
Mein dunkles Lachen lässt jedoch alle 3 herumfahren und diesmal scheinen sie sich einig zu sein, wer denn nun der Bösewicht ist. Als erstes findet Elisabeth ihre Stimme wieder. "Oh mein Gott Husky du siehst....zum Anbeißen aus. Lucien ich glaube du solltest uns nicht alleine lasse." Ich bin sprachlos und merke gleichzeitig wie die Gesichtsfarbe meines Freundes um mehrer Stufen blasser wird. "Erwischt!" prustet Beth plötzlich los und ich atme erleichtert aus. Von einer Hexe veralbert, hoffentlich bekommt das nie ein anderer Wolf zu hören. Sie zieht ihren immernoch sehr ungesund aussehenden Mann zu sich herab und gibt ihm einen innigen Kuss, so das sich Sina mit, leicht roten Bäckchen, schnell abwendet. "Gewöhn dich lieber daran, das passiert öfters." Grinse ich. Ich bewege mich zu ihrem Rollstuhl und bücke mich bis auf ihre Höhe. Ich hauche ein leises "Danke" in ihr Ohr und lasse ihren Flügel sanft durch meine Finger gleiten, dann setzte ich mich an den Platz gegenüber. Ich spüre genau wie Sinas Blick jeder meiner Bewegungen folgt. Selbst während des Essens ist ihr Blick auf mich gerichtet und auch ich ertappe mich dabei wie meine Augen immer wieder den gefallenen Engel suchen.
Abends sitzen wir zu viert im Kaminzimmer und Lucien erzählt die alten Geschichten über Gandulf, bei denen ich noch immer den Atem anhalte, wie ein kleines Kind. Beth und Sina sind zwar fasziniert, doch Luciens Frau bremst ihn ab und an ein, wenn es zu blutig wird, denn es sind ehemalige Freunde und Gefährten Shekinahs, die den Zorn der Werwölfe gespürt haben. "Ich will hier weg" Dringt an mein Ohr und ich schaue mich verwirrt um. Ziemlich sicher war es Sinas Stimme, doch ich weiß ganz genau, dass sie kein Wort gesagt hat, besonders würde sie Lucien niemals so unhöflich unterbrechen, auch wenn ihre Abneigung nicht zu übersehen ist. Eine Art Panik macht sich in mir breit, solange ich sie ansehe und auch sie scheint unruhig. Mein Blick wandert zu Beth und von einem Augenblick auf den anderen ist die Panik verschwunden und mir wird warm ums Herz. Ich vernehme ein leises pochendenes "Ich liebe dich." Es ist der Rhythmus ihres Herzens. Ihr Blick ist auf Lucien gerichtet und meine Augen folgen ihren. Die Stimme ist sofort verstummt und auch das Kribbeln verspüre ich nicht mehr. Stattdessen geht es mir einfach nur gut. Eine ungewohnte Freude überkommt mich. Verdutzt schließe ich die Augen und bin sofort wieder ich selbst. Mein Kopfschütteln lässt Lucien verstummen und als ich die Augen öffne schauen mich alle drei an. "Geht es dir nicht gut? Was hast du?"
Beth ist wie immer um mich besorgt. "Nein, alles OK. Lucien weißt du etwas über 'Gaben' bei Werwölfen?" Mein Freund überlegt ein wenig, während mich Sina mit großen Augen anschaut. "Mir fällt jetzt spontan nichts ein, aber unmöglich scheint zur Zeit nichts zu sein, wie äussert sich denn deine 'Gabe'?"
"Nun ich kann eure Gedanken lesen, oder eher was ihr gerade fühlt, auf was ihr euch gerade konzentriert. Du warst eben einfach nur glücklich, während Sina sich doch nur unwohl gefühlt hat und lieber wo anderst sein wollte. und Beth, nun ja sie war sehr emotional." Ein Lächeln als Dank für meine nette Umschreibung ist auf dem Gesicht der Hexe zu sehen. "Sehr interessant." Lucien kratzt sich seine Bart, ein deutlich anzeichen, dass er nachdenkt. " Ich muss erst ein paar Sachen nachschauen" Damit erhebt er sich und verlässt ohne weitere Worte das Zimmer.
Ich strecke mich ausgiebig und stehe dann auch auf. "Ich muss noch ein wenig an die frische Luft, bitte entschuldigt mich."
"Kann ich mit?" Mein Kopf dreht sich und Sina schaut mich abwartend an. "Natürlich." Kurz bleibe ich unschlüssig stehen, dann gehe ich zu dem gefallenen Engel und lege meine Hände auf den Griff ihres Rollstuhls. "Darf ich?" Kurz nehme ich ein böses Funkeln in ihren Augen wahr, ganz nach dem Motto: 'Das kann ich auch alleine!' Aber dann sehe ich ihr schwaches Nicken.
Die typisch schottische, nasskalte Abendluft füllt meine gierigen Lungen und ich schließe meine Augen, um mich auf die vielen verschiedenen Düfte der Natur zu konzentrieren. Langsam schlendere ich durch den angrenzenden Park, welcher zum Anwesen gehört und schiebe Sina vor mir her. Sie hat noch kein einziges Wort gesagt und auch ich genieße die Stille. An einer kleinen Steinbank neben einem Gargoyle-Wasserspeier bleibe ich stehen und setzte mich. Sina dreht ihren Rollstuhl und blickt mich an. Ihre schwarzen Augen haben sich irgendwie verändert. Ich kann es nicht genau sagen, aber der kämpferische Glanz, dieser Stolz, der immer darin zu finden war, er fehlt jetzt. Noch immer ist kein einziges Wort gefallen und dennoch hat dieser Moment etwas besonderes, positives. In meiner Gefühlswelt herrscht gerade das totale Chaos und ich bin mir nicht sicher, ob es meine oder ihre Gefühle sind, die das auslösen. Mein Verstand sagt mir, dass ich mich fernhalten muss, schließlich ist sie im Grunde immernoch ein Engel und somit mein Erzfeind. Andererseits sind Lucien und Elisabeth das beste Beispiel, dass nicht die Vorbestimmung, sondern man selbst sein Leben bestimmt. Der heutige Tag ist einfach zu viel für mich. Die Erkenntnis, dass man mich für den nächsten König halten könnte und noch dazu dieses Engelsmädchen mit ihrem einem Flügel, der gerade kraftvoll ausgebreitet im Abendwind steht. Ein Seufzer entgleitet mir und ich blicke in den Wolkenverhangen Himmel. Kleine Tropfen befeuchten mein Gesicht und strahlen eine wohltuende Kühle aus. Mein Körper verlangt nach Freiheit und ich spüre das Pochen in meinen Adern. Langsam senke ich meinen Kopf wieder und blicke in Shekinahs Augen. Noch immer werde ich aus ihrem Verhalten nicht schlau. All ihr Hass scheint wie weggeblasen, aber auch die Fürsorge die sie mir gegeben hat ist wie verbannt. "Ähm stört es dich, wenn ich mich verwandle?" frage ich leise und endlich nehme ich wieder eine Reaktion von ihr wahr. "Ich glaube du kannst tun und lassen, was du willst."
"Ich würde aber gern wissen, ob es dich stört."
"Ich denke nicht."
"OK"
Nur Augenblicke später strecke ich meine Glieder und meine Schnauze gibt ein zufriedenes Gähnen von sich. Ich schüttle kurz mein neues schwarzes Fell und lass meine Zunge über meine Nase gleiten. Zarte Finger streichen über meinen Rücken und ich drehe meinen großen Wolfskopf. Shekinah hat sich vorgebeugt und mustert mich neugierig. Obwohl sie mich schon sowohl in silber als auch in schwarz gesehen hat, scheint sie dennoch total fasziniert. Als ihr Flügel aufgeregt zu flattern beginnt entweicht mir ein instinktives Knurren, dass ihre Hand zurückzucken lässt. Entschuldigend blicke ich sie an. Es ist einfach ungewohnt einen Engel um mich zu haben, ohne ihn bekämpfen zu müssen. Ich setze mich vor sie und lege langsam meinen Kopf auf ihren Schoß, wie ich es sonst immer bei Beth mache. Ich lege die Ohren nach hinten und schließe die Augen. Warum ich ihr so vertraue weiß ich ehrlich gesagt nicht, aber es erscheint mir einfach richtig. Ein leichtes Zucken durchfährt meinen animalischen Körper, als ihre sanften Hände mein Fell berühren. Erst zaghaft, dann kräftiger streicht sie über meinen Kopf und Nacken. Eine wohlige Wärme macht sich in mir breit und ich genieße, wie eigentlich immer die Streicheleinheiten. Zärtlich streichen ihre Finger über meine feuchte Nase und ich muss kurz schnauben, als ihr lieblicher Duft meine Geruchsnerven überreizt. Als ihre Hand still auf meinem Kopf zur Ruhe kommt, öffne ich meine Augen und blicke zu ihr auf. Shekinah ist völlig in Gedanken versunken und start gen Himmel, während einzelne Tropfen ihre Wange hinab rinnen. Vorsichtig stupse ich ihre Hand mit meiner Nase an und schlabbere dann mit meiner Zunge über ihre Finger. Ein wenig geschockt schaut sie auf mich hinab , bringt dann aber lachend ihre Hand in Sicherheit. "Du bist völlig bekloppt, weißt du das eigentlich."
"Kann schon sein."
"Lass uns wieder rein gehen, ja?"
"Gut, aber diesmal musst du selber fahren, ausser ich verwandle mich hier vor deinen Augen zurück."
"Nein, lass mal ich schaffe das schon." Winkt sie ab und steuert bereits den Rückweg an.
Gleichgültig trotte ich neben ihr her und genieße das weiche, feuchte Gras unter meinen Pfoten. Die Regentropfen sammeln sich in meinem Fell und bringen es noch etwas mehr zum Leuchten. Als der Regen stärker wird beeilt sich Sina, um ins Trockene zu kommen. Kurz bevor ich die Terrasse erreiche, nehme ich einen bekannten Geruch wahr. Werwölfe.
"Schließ die Tür, ich muss noch etwas nachsehen."
Mit wenigen Sätzen bin ich im Unterholz des Waldes und warte auf die Fremden.

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Tag der Veröffentlichung: 23.11.2009

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Widmung:
Wird natürlich noch weiter geschrieben ;)

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