MÖRDER, NAZI, VERBRECHER hatten sie geschriehen. War ich das wirklich? Nur weil ich nicht ihrer Lebenseinstellung folge. Durften Sie mich verurteilen, für das was andere als 'normal' ansehen? Oft habe ich darüber nachgedacht. Was ist Mord.
Natürlich gibt es Gesetze die das regeln. Dort findet man dann, dass wenn ein Mensch einen anderen umbringt und das mit Vorsatz, dann ist es Mord. Doch was ist dann mit der Totesstrafe, werden da nicht auch Menschen vorsätzlich umgebracht? Und was ist mit anderen Lebewesen, warum ist das Töten dann kein Mord. Kann man sich damit trösten, dass es einfach in der Natur des Menschen liegt? Er ist einfach egoistisch und zerstörerisch. Kann man gegen seine eigene Natur vorgehen?
Es gibt viele Tage, da interessiert es mich nicht. ich verschwende keine Gedanken daran. Auch dass in anderen Teilen der Welt Menschen bei Unglücken, Kriegen oder Naturkatastrophen sterben. Mir geht es ja gut. Darf ich so denken? Macht mich dass nicht unmenschlich. Aber Moment, wenn der Mensch doch von Natur aus zerstörerisch ist, dann ist es ja gar nicht unmenschlich, eher menschlich. Doch was ist dann mit denen, die helfen, die sich für andere einsetzen, sind die dann etwa unmenschlich?
Kaufen wir unser Gewissen damit frei, dass wir jährlich 10 Euro irgendwohin spenden? Doch warum haben wir denn überhaupt ein schlechtes Gewissen? Der Mensch ist schon eigenartig. Und dann wird man plötzlich wieder von seinen Mitmenschen als Mörder beschimpft und weiß erst gar nicht warum. Habe ich etwa jemanden unbemerkt überfahren? Beim Schlafwandeln jemandem ein Messer in den Bauch gerammt? Nein das kann nicht sein. Doch warum dann der Hass gegen mich, ich kenne diese Menschen doch gar nicht. Ich schaue mir ihre Protestschilder genauer an. "Für euer Essen sterben Tiere" und ähnliche Sachen kann ich lesen, dazu noch Bilder von Viehtransporten, überfüllten Ställen, verletzten Tieren usw.
Ah daher weht heute der Wind. Da ich mir über meine Nahrung zu wenig Gedanken mache und einfach aus Bequemlichkeit, Zeitmangel, oder sonst einem Grund einen Imbiss reinschiebe, bin ich nun also ein Mörder.
Ich habe großen Respekt vor diesen Leute, die mich gerade lauthals beschimpfen. Denn sie machen sich Gedanken und zwar nicht über sich selbst, sondern über andere, andere Lebewesen. Sie sind wahrscheinlich bessere Menschen als ich, doch müssen sie mir das so deutlich unter die Nase reiben? Viele ignorieren die kleine Gruppe der Protestler, ich tue es nicht. Ich fühle mich verletzt, obwohl sie ja recht haben. Doch wo soll das aufhören. Reicht es Vegetarier zu werden, sollte ich mich sogar vegan ernähren? Werde ich dann einer von ihnen, werde ich dann einfach Fremde als Mörder und Verbrecher beschimpfen. Das will ich eigentlich nicht.
Soll ich jetzt einfach gehen und mir etwas Grünzeug zu essen holen? Ein Blick auf meine Uhr sagt mir, dass dazu keine Zeit mehr bleibt. Also einfach nichts essen, bevor ich Fleisch esse? Ok heute werde ich nichts essen. Mit einem Kopf voller Gedanken, dafür aber einem leeren Magen, gehe ich einfach wieder.
In meinem Freundeskreis gibt es auch einige Vegetarier, aber die schauen mich nicht vorwurfsvoll an, keiner hat mich bis jetzt als Mörder bezeichnet. Haben sie das vielleicht im Hinterkopf, wenn ich bei Ihnen bin? Eigentlich diskutiere ich gern mit ihnen darüber und auch ihre Argumente sind mehr als einleuchtend. Dass die Tierhaltung viel mehr Ackerfläche verbraucht. Dass man alle Menschen ohne Probleme rein vegetarisch ernähren könnte. Tiere nicht mehr gezüchtet werden müssten, nur um sie später wieder zu töten. Sozusagen ein Leben in der Todeszelle von Geburt an. Keine Kückenvergasung mehr. Doch können alle objektiven Meinungen eine subjektive, wie "Es schmeckt einfach gut" verdrängen? Ausserdem muss ich ja dann nicht nur auf Fleisch verzichten. Was ist mit Kleidung, Medikamenten und den anderen tierischen Produkten. Werden nicht auch Tiere gezüchtet, damit wir Milch bekommen, Wolle haben usw. Was ist denn mit Haustieren, darf ich meine Katze behalten, oder muss ich sie in den Wald hinter unserem Haus lassen. Bin ich nicht wie ein Gefängnisaufseher für sie?
Kommt jetzt wieder der Egoismus des Menschen zu tragen, dass er das Offensichtliche nicht erkennt, oder wahr haben will? Dann stellt sich noch die Frage, was ändert sich denn, wenn ich mich ändere? Hat das überhaupt einen Sinn? Gut ich könnte mein schlechtes Gewissen beruhigen, aber Moment mal, ich habe kein schlechtes Gewissen, wenn ich Fleisch esse. Argumente wie "Du lebst dann gesünder" ziehen auch nicht, schließlich bin ich selbst erwachsen und eigenverantwortlich. Wer will sich schon sein ganzes Leben herumkommandieren lassen? Ich auf jeden Fall nicht.
Aber was ist, wenn das mehr als einfach eine Lebenseinstellung ist, was wenn es eine Art Religion ist, der Weg zu Gott. Muslime essen kein Schwein, Hindus kein Rind. Sind sie allein deswegen schon besser? Sind sie weniger Mörder als ich, dem es egal ist was für ein totes Tier vor ihm auf dem Teller liegt? Wird es eine neue Hirachie auf der Welt geben. Angeführt von den Veganern, eine Stufe darunter die Vegetarier, die sich zu mindest auf dem rechten Weg befinden, darunter die Tiere, die es zu schützen gilt dann alle anderen Menschen und ganz unten ich?
Das kann doch nicht sein, oder? Es gibt doch auch Tiere die andere Tiere töten, sogar Artgenossen. Sind das dann nicht auch Mörder? Aber dann beschützen ja 'gute' Menschen Mörder vor Mördern, ist das nicht paradox. Und was muss alles beschützt werden. Gilt der Schutz für wirklich alle Tiere? Hat nicht jeder schon mal ausversehen ein Insekt zertreten, oder reflexartig auf eine Mücke geschlagen, weil diese ihn gestochen hat? Darf ich überhaupt noch atmen, was ist mit den Bakterien und Viren. Diese werden doch von meinen Antikörpern zerstört. Bin ich eine riesige Massenvernichtugnsmaschinerie? Wo ist die Grenze und dürfen wir einfach eine Grenze ziehen. Wer darf denn überhaupt eine Grenze ziehen? Warum wir Menschen? Warum halten wir uns für die Krönung der Schöpfung? War das Gottes Wille?
Oh, nun bin ich schon wieder bei Gott, also doch eine Religion. Doch was ist nun mit den Menschen die nicht glauben, oder gleich an mehrere Götter, ist das dann nicht Blasphemie. Da ist es schon wieder, ich richte über andere, nur weil sie nicht so leben wie ich. Wie ich es auch drehe und wende, egal welchen Weg ich einschlage, er gefällt mir nicht.
Schlußendlich kommt wieder die Bequemlichkeit und der Egoismus des Menschen zu tragen und ich bleibe so wie ich bin. Bleibe für einige ein Mörder.
Also gut bin eben ein Mörder. Wenigstens kann ich nun sagen "ich habs schon immer gewusst" wenn man mal wieder über Amokläufer und Kriegstote hört. Schließlich sind wir alle Mörder, es liegt in unserer Natur.
Ich könnte noch viele Argumente bringen, die die eine oder die andere Seite unterstützen würde. Doch ich denke ihr versteht was ich meine. Ich finde es wirklich eine großartige, bewundernswerte Leistung, wenn man sich als Lebensziel für jemanden/etwas anderes einsetzt.
Doch die Gabe andere so zu akzeptieren wie sie sind, mit all ihren (subjektiven) Fehlern, ohne Vorurteile, DAS ist die wahre Kunst des Lebens und erstrebenswert.
Tag der Veröffentlichung: 14.10.2009
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