Prolog
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Verehrte Medea,
Wir haben uns lange nicht mehr gesehen.
Kein Wunder. Deine Kraft ist in den letzten Jahren enorm zurück gegangen.
Du bist schwach geworden. Gefühle machen einen Menschen schwach.
Ein Beauftragter aus meinem Dorf wird kommen und dir etwas bringen.
Dies wird deine letzte Chance sein dein Reich zuverteidigen.
Bald werden wir uns wieder sehen.
Derek.
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Eine lilahaarige Person saß an einem Schreibtisch und besah sich mit zähneknirschenden Gesichtsausdruck
einen Brief ihres größten Feindes. Mit ihren langen, ebenfalls lilanen, Fingernägeln öffnete sie eine Schublade und
nahm einen langen schwarzen Stab heraus. Leise flüsterte sie 'Feuer' und zeigte daraufhin auf das Stück Papier.
Sie schmiss das Stück in die Luft und es fing sofort an zu brennen. Langsam frass sich die Flamme bis nach oben durch.
Nichts blieb zurück. Keine Asche. Nichts. Keiner sollte merken, dass Derek sie kontaktiert hat. Es würde nur Probleme
bereiten.
Medea hatte keine Angst vor Ihm. Nein. Auch wenn er der Teufel in Person wär. Niemals würde sie vor ihm Schwäche und Angst
zeigen. Lieber würde sie tausend quälende Tode sterben. Seufzend strich sie sich eine Strähne aus ihrem Gesicht zurück.
Skeptisch überlegte sie was Derek ihr woll bringen lassen würde. Sie fragte sich warum er überhaupt dachte, dass sie schwach
geworden ist. Nur, weil sie etwas mehr Gefühlte zeigte, heißt es nicht, dass sie nun weniger Kraft besitzt als damals.
Anstrengend überlegte sie. Plötzlich hörte sie ein Kratzen an ihrer Fensterscheibe. Mit verfinsterten Augen sah sie von der
Decke weg zum Fenster. Es stand ein Junge davor. Langsam schritt sie dorthin.
Mit einem schrillen Quietschen öffnete sie das Fenster.
"Verehrte Medea, ich bringe ihnen das hier im Auftrag von Derek." Sie schätzte den kleinen Jungen nicht älter als im Alter von
12 ein. Er hatte braune kurze Haare und ein Blick, der normalen Menschen Angst einflössen würde. Medea wurde ein Karton aus Holz vor die Füße
gelegt. "Du kannst gehen", antwortete Medea sehr autoritär, sodass keiner ihr gewagt hätte zu wiederreden. Ein eisiger Wind
wehte ins Zimmer. Die Vorhänge flatterten panisch hin und her. So als ob sie vor der eisigen Luft entkommen würden wollen.
Schnell schloss Medea das Fenster und stellte den Karton auf ihren Schreibtisch. Neugierig besah sie sich den Karton.
Es war ein kleines braunes rechteckiges Ding. Sah ganz normal aus. Wie ein Schuhkarton.
Medea nahm ein schwarzes Haargummi in die Hand und band sich einen lockeren Zopf. Bei Derek musst man nämlich
immer gefasst sein. Niemals. Wirklich niemals sollte man ihn unterschätzen. Wieder nahm sie ihren schwarzen Stab
zur Hand. "Tief einatmen. Es wird schon nichts Weltbewegendes drinne sein. Wenn Derek dir etwas antun wollte. Dann hätte
er es schon längst getan. Bleib ruhig. Nichts wird passieren", sprach sie beruhigend auf sich selbst ein.
Schnell glitten ihre sanften Hände über die Verpackung. "Tausend Tode", flüsterte Medea und zeigte mir ihrem Stab
auf den Karton. 'Tausen Tode' war ihre eigene Kreation auf die Sie sehr stolz war. Keiner ausser sie selbst konnte
es anwenden und so sollte es auch immer bleiben. Die braune Verpackung verpuffte. Nur der Inhalt lag nun auf dem
Schreibtisch aus Holz.
Wie erstarrt sah sie auf den Tisch. Das konnte nicht sein. Medea glaubte ihren Augen nicht.
Ein Mensch lag auf dem Tisch. Naja, kein ganzer Mensch. Es war ein kleines Baby.
Hilflos lag es da und weinte sich die Seele aus dem Leib. Verzweifelt sah Medea sich um
was sollte sie jetzt tun. Es einfach beseitigen und so tun, wie wenn es gar nicht da gewesen wäre?
Nein. Sie hätte es nicht übers Herz gebracht es zu töten. Jedoch hatte sie keine blassen Schimmer was
Derek damit bezwecken wollte ihr ein Baby zu überbringen.
Immer lauter schrie es. Immer röter wurden diese kleinen Augen. Immer hilfloser sah sich die Zauberin um.
Sie entdeckte etwas unter dem Baby. Etwas weißes. Ein Lappen? Nein. Ein zweiter Brief.
Schnell hob sie das kleine Lebewesen hoch und nahm einen weißen Zettel in ihre zierliche Hand.
Es ist mein Kind.
Pflege und behüte es,
bilde es aus.
Zeig ihm den Hass,
den du gegenüber mir spürst.
Bring es in die Dunkelheit,
lass es allein.
Wenn es alt und stark genung ist
kann es kommen und versuchen mich
zu bekämpfen.
Vergiss nicht.
Dieses Kind ist deine
einzige Chance.
Derek.
Fassungslos las sich Medea den Brief immer wieder von neuem durch. Sie sollte dem kleinen Baby also
die schlimste Zukunft geben um ihn so sehr mit Hass zuerfüllen, dass es einer der Stärksten wird.
So einen Leben würde Medea keinem wünschen. Dennoch war eine Welt ohne Derek sehr verlockent.
"Roma", schrie sie durch das Haus. Nach etwa 5 Minuten kam eine kleine dicke Frau in das Zimmer hereingestolpert.
"Sie haben mich gerufen, Miss Medea?", fragte die kleine Frau zögernd. "Nenn mich einfach Medea. Das reicht mir schon.
Ja, ich habe dich gerufen. Du sollt diesem Baby." Sie zeigte auf den Tisch mit dem hilflosen kleinen Menschen. "Ein
Leben geben wie jedem anderen Kind auch. Sprich, gib es in eine anständige Familie und lass es groß werden."
Tausend Fragen schwirrten der Assistenten im Kopf herum. Jedoch hatte sie zuviel Angst Medea zu fragen.
"Natürlich mach ich das", mit kurzen Schritten kam Roma auf das kleine Kind auf dem Tisch zu. Vorsichtig nahm sie
es in die Arme und versucht auf es ein zureden. Doch vergeblich. Es war einfach unmöglich dieses kleine Lebewesen
still zu stellen. "Sch, Sch keine Angst. Dir wird nichts passieren. Es ist alles gut", sprach Roma immer wieder munter
ein. Medea, immernoch in Gedanken vertieft sah aus dem Fenster. Sie war sich sicher, dass es die richtige Entscheidung
war, dass Kind ein normales Leben zu bieten. Doch, sie wusste nicht ob sie es schaffen würde so normal wie möglich zu ihm
zu sein. Schließlich war Derek noch immer sein Vater. Und auch ihr Feind.
"Medea, Ich bringe es jetzt zu einer Familie." Die Assistentin ging auf den Ausgang zu. "Warte", befahl Medea panisch.
Erschrocken drehte sich Roma mit dem Kind um. "Ist etwas", fragte sie leise mit ihrer rauen Stimme. "Es ist lange Zeit her,
dass ich zuletzt ein kleine Kind gesehen habe. Seit dem Tod von Ihnen kann ich es nicht ertragen kleine Kinder zusehen.
Es zerreist mein Herz von neuem, wenn ich an dies Tat von Derek denke. Wie konnte er mir die wichtigsten Menschen in meinem
Leben nehmen?", Medeas Stimme wurde immer stiller. Eine kleine Träne floss über ihre Wange. Es wird über die Zauberin gesagt,
dass sie eines der Lebewesen mit den kältesten Herzen wär. Das sie keine Liebe innsich trägt geschweige, denn Gefühle zulässt.
Angeblich wär sie selbst an dem Tod von Ihnen Schuld. Doch nur wenige wissen, wie Sie in Wahrheit gestorben sind. Und die,
die es wissen wollen es in Vergessenheit geraten.
Immernoch verharrte die kleine braunhaarige Assistentin vor der Tür. Sie wusste die Wahrheit, aber sie wagte noch nichtmal
darüber nachzudenken. Zu schlimm war diese Vorstellung. "Roma, geh nun. Ich kann nicht weiter diese Geschöpf ansehen.
Richte den Menschen aus, dass Jeder der nur wagt diese Kind zu verletzen oder gar ihm zuerzählen wer sein Vater sei wird
gnadenlos enthauptet." Roma verstand. Derek war sein Vater.
Seufzend setzte sich die Lilahaarige an ihren Schreibtisch.
Hätte sie gewusst was in 15 Jahren auf sie zukommen würde.
Würde sie vielleicht noch einmal mehr nachdenken bevor sie handeln würde
wär diese Geschichte ganz anders ausgegangen.
Doch jeder hat ein Schicksal.
Nur Starke können sich gegen ihre Zukunft währen.
Doch die Schwachen werden von Angst und Schmerz verschlungen.
Alles wird seinen Lauf nehmen.
Auf gute Zeiten werden schlechte Folgen.
Liebe wird durch Hass ersetzt.
Immer noch werden Menschen sich für einander einsetzen,
aber dennoch bleibt die Dunkelheit auf dieser kalten Erde.
Zu den Steinen hat jemand gesagt: "Seid menschlich."
Die Steine haben gesagt: "Wir sind noch nicht hart genug."
Trauer dauert Ewig.
Tag der Veröffentlichung: 06.12.2009
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