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Nur der Mond schaut zu

Mit Nebel im Kopf und Schwere im Magen steht Christian vor Annetts Tür und hebt die Hand zum Klopfen. Doch als er ein Geräusch vernimmt, hält er inne. Vorsichtig legt er ein Ohr an ihre Schlafzimmertür. Seit einger Zeit schlafen die beiden getrennt. Da, da ist es wieder! Er hört es ganz deutlich! Christian weicht ein Stück zurück. Es klingt wie ein leises Wimmern. Oder ein Stöhnen. Hat sie etwa Schmerzen? Oder sich verletzt? Gerade will Christian die Klinke herunterdrücken, als die Tür schon von innen geöffnet wird. Eine zerzsauste und verschwitzte Annett steht nun vor ihm. Ihre Wangen glühen so sehr, dass Christian sie besorgt fragt, ob sie Fieber hat. Woraufhin sie noch mehr errötet und die Hände auf ihr Gesicht legt. 

"Ja, ich...vielleicht..."stammelt sie, "ich hole das Thermometer und messe mal vorsichtshalber."

Annett geht ins Bad und dann wieder zurück in ihr Schlafzimmer. "Brauchst du Hilfe?" fragt Christian durch die geschlossene Tür. Sie lacht. "Willst du mir das Thermometer etwa in den Popo schieben oder es halten?" 

Sofort spielt Christians Gehirn diese Szene vor seinem inneren Auge durch. Viele Männer würden jetzt wahrscheinlich Erregung verspüren. Aber er, er fühlt gar nichts. Laut räuspert er sich: "Nein, nein, schon gut...sag mir einfach Bescheid, wenn du fertig bist. Nicht, dass du mir krank wirst vor dem großen Abend."

Annett seufzt leise. 'Ach darum geht es ihm, das Essen mit seinem neuen Boss morgen Abend. Gut, es ist ein sehr wichtiger Termin für Christian. Es winkt eine Beförderung.' Traurig legt sie das Thermometer ungenutzt auf den schwarzweißen Nachttisch. Nach einigen Minuten bringt sie es wieder ins Badschränkchen und informiert Christian darüber, dass sie keine erhöhte Temperatur hat. Der atmet erleichtert auf und bereitet das Abendessen in der großen, mordernen Inselküche für die beiden zu, während Annett duscht und sich zurechtmacht. Mit einem stummen Seufzer nimmt sie den leichten Sommersalat entgegen, den Chris ihr reicht. Ein saftiges Steak wäre ihr lieber gewesen. Aber so etwas gibt es seit einem knappen Jahr nicht mehr. Anton Buweri, Christians neuer Boss, hat ihm das fleischlose Leben nähergebracht. Von einem Tag auf den anderen gab es nur noch Gemüse und Salat für Annett. Und seit ungefähr sieben Monaten umfasst zu ihrem großen Leidwesen diese Enthaltsamkeit auch die körperliche Fleischeslust. Im Stillen hasst sie Anton Buweri dafür, denn darunter leidet sie am meisten. Ihre Lust auf ein Stück Fleisch kann sie befriedigen, indem sie ab und zu heimlich mit ihrer besten Freundin Reni ins Restaurant geht. Jedoch die Lust auf Sex, auf einen anderen Körper, auf einen Menschen aus Fleisch und Blut ist nicht so einfach zu befriedigen, wenn man nicht unbedingt fremdgehen möchte. Deshalb verwöhnt sie sich seit einigen Monaten sehr oft selbst. Reni hat ihr vor einem halben Jahr zum dreißigsten Geburtstag Mister Vib geschenkt: einen wunderschönen, silbernen Dildo, den sie damals erst einmal ablehnte und gar nicht kennenlernen wollte. Mittlerweile kommt Herr Vib fast täglich zum Einsatz und Annett hütet ihn wie ihren Augapfel. Doch heute hat Chris sie fast erwischt, weil sie sich nicht traut, die Tür abzuschließen. Sie will weder, dass er ihr auf die Schliche kommt, noch überhaupt einen Verdacht schöpft. Einen Nebenbuhler würde er niemals dulden, auch wenn es sich um einen elektrischen, ungefähr 25 Zentimeter kleinen Gefährten handelt. Chris würde sich betrogen fühlen. Aber Annett braucht diesen befriedigenden Kerl, sonst wird sie unausstehlich. Mister Vib bringt ihren Hormonhaushalt wieder einigermaßen in Ordnung. Sie würgt den Salat mit viel Wasser herunter, denn leider gibt es auch nur noch ein einziges Getränk in diesem Haushalt: Stilles Wasser. Dabei würde sie so gern mal einen süffigen Roten zur Gemüse-Pasta trinken, die Chris jeden Samstagabend für sie beide zubereitet. Aber heute ist Freitag und somit Salatabend. Für ihren Geschmack nimmt er die Enthaltsamkeit etwas zu ernst. Und nicht nur deshalb ist sie sehr gespannt auf den neuen Boss ihres Mannes. Vor allem aber ist sie auf das Festmahl neugierig, das morgen Abend bei Anton Buweri serviert werden soll. 

 

Das Abendessen

 

Pünktlich um 18 Uhr stehen Annett und Chris mit großen Augen vor der weißen Villa der Buweris. Das Pärchen ist fast ein wenig eingeschüchtert von diesem prunkvollen Anwesen, das sich vor ihnen aufbaut wie ein weißer Riese. Christian drückt die Klingel und es ertönt ein melodisches Bellen, woraufhin das Paar sich erst fragend anschaut und dann so lange lacht, bis ein Butler mit grauen Locken ihnen die Tür öffnet. Es ist das erste Mal seit Monaten, dass sie miteinander lachen können. Ein vertrauter, schöner Moment. Kurz später sitzen sie an einer festlich geschmückten Tafel im großzügigen Esszimmer. Ihnen gegenüber das Ehepaar Buweri. Anton ist ein großgewachsener, schlanker Mann Mitte 40 mit graumelierten Schläfen. Durchaus attraktiv, wenn auch nicht Annetts Typ. Eva Buweri hingegen ist klein und etwas rundlich. Blaue Augen, blonde Haare und eine beträchtliche Oberweite sind ihre Merkmale. Antons Stimme ist eher maskulin und Evas dazu im völligen Kontrast hell und ein bisschen piepsig. 'Ein ungleiches Paar' denkt Annett, 'aber Hauptsache, sie lieben sich.

Sie ist sehr verwundert, dass ihr das vegetarische Mahl tatsächlich vorzüglich mundet. Glücklicherweise wird dazu eine Weißweinschorle serviert. Das kann sie heute Abend wirklich gebrauchen, nach der langen Wasserperiode. Sie sind gerade beim ebenso schmackhaften Dessert, als erneut die Klingel ertönt. Annett und Christian sehen sich an und müssen ein Lachen unterdrücken. Sie möchten nicht unhöflich gegenüber ihrem Gastgeber sein. Ohnehin darf heute Abend nichts passieren, was Chris' Beförderung gefährden könnte. Sie ist ihm furchtbar wichtig und mehr Geld haben sie dann auch. Alles schön und gut, aber Annett ist nicht glücklich. Seit fast einem Jahr fehlt ihr so vieles. 'Ob Chris glücklich ist?' fragt sie sich instinktiv. Der Butler, der die letzten Gäste hereinbringt, unterbricht ihren Gedankenfluss. 

"Das ist mein Bruder Milos und seine Verlobte Agneta", stellt Anton Buweri die beiden vor. Annett fällt vor Schreck der Löffel in ihr Tiramisu und auch Chris starrt die beiden verzückt an. Selten im Leben begegnet man Menschen mit einer derartigen Ausstrahlung, die einen sofort in den Bann zieht. Grüne, stechende Augen mustern Annett mit einem undefinierbaren Blick, aber er erweckt die längst eingeschlafenen Schmetterlinge zum Leben. Seine gebräunte Haut lässt Milos' Augen intensiv leuchten und das lässige, weiße Hemd, das seine leicht behaarte Brust ein wenig freigibt, bildet einen schönen Kontrast dazu. Annett wird es abwechselnd heiß und kalt, Milos ist genau ihr Typ! Wahnsinn, wie schön dieser Mann ist! Als sich ihre Hände zur Begrüßung berühren, durchzuckt es sie von den Zehen bis zu den Haarspitzen. Die Scham lässt ihre Wangen glühen, was Chris verärgert zur Kenntnis nimmt. Obwohl er selbst von der Schönheit der beiden wie gefesselt ist. 

"Das sind Christian und Annett Milberg. Christian ist meine rechte Hand", stellt er nun das Ehepaar vor. "Mein Bruder wird in die Firma nicht nur investieren, sondern auch selbst einsteigen", erklärt Anton Buweri und schaut Chris an: "Du wirst dann zwei neue Chefs haben, mein Freund."

Christian kann nur nicken, sagt kein Wort. Milos lächelt ihn offen an. "Und Agneta wird uns auch demnächst tatkräftig unterstützen!" Jetzt blitzen Christians Augen erfreut auf, was nun Annett ihrerseits verärgert zur Kenntnis nimmt. 'Toll!, denkt sie bitter, er kann sich dann täglich auf der Arbeit an Agneta sattsehen und was habe ich?'

 

Nur der Mond sieht zu

 

Annett nimmt ihre Serviette ab, feuert sie auf den Tisch und steht auf. "Was ist los?" fragt Chris und sieht sie flehend an. Er hat Angst, dass sie den Abend ruinieren könnte.

"Ich brauche frische Luft und zwar dringend!" faucht sie.

"Gute Idee!", findet Milos, schnappt ihre Hand und führt sie auf die große Terrasse der Villa. Dann zückt er ein goldfarbenes Etui und hält es ihr geöffnet hin. Zigaretten!

"Danke, aber ich rauche nicht."

"Bewundernswert", seufzt er und steckt sich eine in den Mund, zündet sie an und nimmt einen langen Zug. Ein Schauer überkommt Annett, weil selbst das Rauchen, das sie verabscheut, bei Milos sexy aussieht. Am liebsten würde sie ihn hier und jetzt auf der Stelle vernaschen. Herrje! Sie ist offensichtlich wirklich absolut und total chronisch untervögelt, wie ihre Freundin Reni zu sagen pflegt. Bei dem Gedanken muss Annett lachen. "Was amüsiert Sie so, Annett?" Die Art, wie er ihren Namen ausspricht, beschert ihr eine Gänsehaut. Es ist dieses Timbre in seiner Stimme, das ihr schier den Atem raubt und sie erneut erröten lässt. Milos drückt die Zigarette aus, schiebt sich einen Pfefferminz in den Mund und kommt langsam auf sie zu. Bis er ganz nah vor ihr steht und sie seinen minzigen Atem und einen Hauch seines Aftershaves riechen kann. Vor Aufregung hält Annett die Luft an, kein Wort des Widerstandes kommt über ihre Lippen, als er seine auf ihre drückt. Im Gegenteil klammert sie sich an Milos wie eine Ertrinkende und schiebt ihm ihre Zunge in den Mund. Er drückt sie fordernd gegen die Häuserwand der Terrasse. Seine rechte Hand wandert unter das elegante, schwarze Minikleid, das sie heute Abend trägt. Annetts Herz rast nicht nur vor Aufregung, sondern vor allem wegen der Leidenschaft, die sie nun vollends in Besitz genommen hat. Sie stöhnt leise in sein Ohr und wünscht sich nichts sehnlicher, als seine Finger in ihrer Liebesoase zu spüren. Die Feuchtigkeit wird ihm den Einlass spielend leicht machen. Doch Milos hat anderes im Sinn: er legt seine warme Hand zwischen ihre Oberschenkel und lässt sie einfach auf ihrem Slip ruhen. Nichts weiter. Das macht Annett noch verrückter und sie möchte ihn anflehen, ihn anbetteln, dass er ihre Jadeperle reibt und sie erst zu einem geilen Höhepunkt bringt und dann um den Verstand fingert. Doch er legt die andere Hand auf ihren Mund: "Schschttt, man könnte uns hören, du Luder..." 

Der Abend ist längst hereingebrochen, Luna steht voll und hell am Himmel. Der Schein des Mondes taucht die Terrasse in sanftes Licht. Es ist, als würde er für Milos und Annett romantisch leuchten. Sie schaut verzückt zu ihm hoch. Milos folgt ihrem verträumten Blick und flüstert ihr erregt ins Ohr: "Nur der Mond sieht uns zu..." 

 

Schmerzhaftes Erwachen

 

 Doch dann lässt er Annett blitzschnell los und steckt sich eine Zigarette an. Sie will gerade ihrer Enttäuschung Luft machen, als Christian und Agneta die Terrasse betreten. Milos muss es bemerkt und sofort reagiert haben. Annett schluckt ihre Enttäuschung herunter und lächelt Chris an. "Na, ihr Beiden, auch Lust auf Frischluft gehabt?" Ihr Mann schaut sie durchdringend an und deutet dann mit seinen Augen auf ihr Kleid. Hastig zupft sie es zurecht und wird feuerrot. Unwillkürlich nistet sich das schlechte Gewissen in ihrem Hirn ein. Fluchtartig will sie die Terrasse verlassen, übersieht einen Hocker, stolpert und fällt auf den harten Steinboden. Annett schreit auf vor Schmerz und hält sich das blutende Knie. Die Sterne, die sie nun sieht, haben nichts mehr mit Romantik zu tun, sondern mit ihrem Kreislauf, der gerade in den Keller rauscht. Christian legt sie flach hin und bettet ihre Beine auf den Hocker. Agneta und Milos schauen dumm aus der Wäsche, während das Ehepaar Buweri durch den Schrei alarmiert auf die Terrasse eilt. 

"Sollen wir einen Krankenwagen rufen?" fragt Anton besorgt und legt ein Taschentuch auf die blutende Wunde. "Nein", schüttelt Chris den Kopf, "ich fahre mit meiner Frau selbst zur Notfallambulanz."

Langsam kommt Annett wieder zu sich. So viel Aufmerksamkeit ist sie nicht gewohnt und blickt verwirrt umher. Anton und Chris nehmen sie hoch und bringen sie vorsichtig zum Auto. Die Fahrt zur Notaufnahme verläuft schweigend. Die Stille ist bedrückend und Annett heilfroh, als sie endlich im Wartebereich sitzen und sie ihr Knie mittels Akku kühlen kann. Es tut höllisch weh und blutet noch immer. Dann sieht sie aus dem Fenster und erblickt eine wahre Pracht: weite, saftige, in allen verfügbaren Grüntönen schimmernde Wiesen erstrecken sich so weit das Auge reicht. Annett fühlt sofort das Verlangen, dort spazieren zu gehen, unter der Begleitung der nostalgischen Laternen, die die Fläche romantisch beleuchten. Sie seufzt hörbar. Mittlerweile sitzen die Beiden allein im Wartezimmer, demnach müsste Annett bald mit der Behandlung dran sein. 

"Ich muss dir was sagen", unterbricht Chris ihre Gedankenreise. "Ich wollte das schon gestern machen, aber..."

Annett beschleicht ein ungutes Gefühl, das ihren Körper flutet. "Was ist los?" fragt sie besorgt.

Christian räuspert sich einige Male und atmet tief ein. "Ich muss dir ein Geständnis machen", beginnt er und Annetts Hirn fährt sofort Achterbahn. 'Ist der Schuft mir etwa fremdgegangen?' denkt sie unwillkürlich. Doch dann schämt sie sich für den Gedanken, denn sie hätte ihn doch auch beinahe betrogen...vorhin auf der Terrasse...im sanften Schein des Mondes...

 Wieder spürt Chris die Schwere im Magen und den Nebel im Kopf. Er schämt sich so, aber er muss es ihr sagen, er muss es ihr endlich sagen. 

"Ich leide unter Erektionsproblemen, wahrscheinlich ist es eine sogenannte erektile Dysfunktion. Es geht einfach nichts mehr und das schon seit über einem halben Jahr", flüstert er kaum hörbar für Annett und starrt auf den Boden. Geschockt sieht sie ihn an. "Und das sagst du mir erst jetzt?" 

"Ich habe mich geschämt. In diesem Zustand bin ich doch kein richtiger Mann mehr!" begehrt Chris auf und zeigt auf sein bestes Stück. Annett hingegen fällt es wie Schuppen von den Augen. "Deshalb hast du auch diesen Wahnsinn deines Chefs auf unsere Sexualität übertragen, richtig? Damit ich denke, es gehört zu dem bescheuerten neuen Plan der Enthaltsamkeit!"

Beschämt nickt er zustimmend und seufzt. "Es tut mir so leid, so unendlich leid, dass ich nicht ehrlich zu dir gewesen bin."

 

Der Knoten platzt 

 

Eine männliche Stimme unterbricht das emotionale Gespräch. "Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse, aber ich war mehr oder weniger unabsichtlich Zeuge Ihrer Unterhaltung", sagt ein älterer Herr in weißer Kleidung und stellt sich dem Ehepaar als Dr. Schwarz vor. Er lächelt, als er ihre Verlegenheit in Form von erröteten Gesichtern bemerkt. "Vielleicht kann ich Ihnen helfen."

Zuerst aber versorgt er Annetts Knieverletzung, die immer noch blutet, weil sie bei dem Sturz auf der Terrasse unbemerkt in eine Scherbe gefallen war. Nach getaner Arbeit wendet er sich an Chris und stellt ihm einige Fragen bezüglich Medikamente, die er eventuell einnimmt. Ob er Stress hat möchte der Doc auch wissen. Annett schweigt und hört aufmerksam zu. Und ist erschüttert über die Dinge, die da aus ihrem Mann nur so heraussprudeln. Es ist fast so, als hätte Dr. Schwarz einen Knopf bei Christian gedrückt, den sie selbst leider nie gefunden hat. All den mit der Arbeit verbundenen Stress hat er seit dem Chef-Wechsel wie einen schweren Sack mit sich herumgeschleppt. Sie wusste die ganze Zeit nicht, dass Chris solche Probleme mit Anton Buweris Führungsstil hatte und diese Beförderung ihn davon entlasten würde. Und dass er zur Beruhigung Betablocker nimmt, hat er ihr auch verschwiegen. Diese können als Nebenwirkung eine erektile Dysfunktion verursachen und der psychische Stress tat sein Übriges. Für Annett fügt sich nun irgendwie alles zusammen und ihr gehen einige Lichter auf. Deshalb ist ihm der Abend so wichtig gewesen! Diese Beförderung hätte ihn von Anton als Chef entbunden, er würde eine andere Niederlassung leiten und die Gebrüder Buweri kaum noch sehen. Und Annett hat sich gewundert, warum er oft so schlecht aussah in der letzten Zeit! Die Gewichtsabnahme hat sie auf den neuen Lebensstil geschoben, den er sich hat aufdiktieren lassen. Gott, war sie blind gewesen! Annett steht auf und nimmt Chris wortlos in die Arme. Es kullern ein paar befreiende Tränen bei beiden und sie wollen sich gar nicht wieder loslassen.

Der Doc räuspert sich höflich. "Ich freue mich sehr, dass ich Ihnen ein wenig helfen konnte. Aber den Rest müssen Sie nun alleine schaffen." Er lächelt das Paar freundlich an: "Aber da mache ich mir bei Ihnen überhaupt keine Sorgen."

"Ich kann Ihnen gar nicht genug danken! Dafür, dass Sie meinen inneren Knoten haben lösen können! Vielen Dank Doc!" singt er fröhlich, nimmt seine Frau an die Hand und verlässt die Ambulanz mit einem völlig anderen Gefühl, als er sie vor knapp zwei Stunden betreten hatte. Draußen atmet er die klare Abendluft ein und dann erblickt auch Chris die weiten, saftigen, in allen Grüntönen schimmernden Wiesen und seine braunen Augen strahlen endlich wieder. Hand in Hand spazieren sie ein Stück und bleiben abseits der Klinik unter einer der Laternen stehen. Er lächelt Annett an:

"Ich habe seit ein paar Tagen keine Tablette mehr genommen, ich wollte sie langsam ausschleichen. Aber vielleicht war es doch mehr psychisch, als körperlich", sagt er augenzwinkernd. Und Annett hofft von Herzen, dass es jetzt wieder bergauf geht mit ihnen als Paar. Sie wird Chris von jetzt an viel mehr unterstützen, damit so etwas nicht wieder passieren wird. Sie müssen zusammenhalten!

Um diese Zeit ist der große Park längst menschenleer. Dank des vom Doc verabreichten Mittels spürt Annett keinerlei Schmerzen im Knie, aber sie spürt etwas anderes, als Chris ihr tief in die blauen Augen schaut: Unzählige Schmetterlinge, die aus einem langen Schlaf erwacht sind und die lang vermisste Erregung, die sie früher mit ihrem Mann ausgelebt hat. Und auch Chris spürt wieder Leben in seinem besten Freund, von dem er glaubte, es für immer verloren zu haben. Glück und Erregung fluten seinen gesamten Körper. Und dann tun sie es...im Schutze der Dunkelheit, an der Laterne lehnend...lassen sie ihrer Leidenschaft und dem Verlangen freien Lauf.

Und nur der Mond schaut zu...

 

ENDE

 

 

Impressum

Texte: Alle Rechte bei der Autorin
Cover: google
Tag der Veröffentlichung: 28.05.2023

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Mein Beitrag zum Erotik-Wettbewerb Mai/Juni 23

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