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Unverhofft kommt oft?

Seit fast zehn Jahren wohnten Franzi und ihr Herbert nun in ihrem Eigenheim in einem kleinen, beschaulichen Städtchen. Hier wurden spätestens um 18 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt, wie man so schön sagte. Es fühlte sich fast so an, als wäre dieser kleine Vorort vom Rest der bunten Welt abgeschnitten. Ob man dieses kleine Dorf überhaupt auf der Karte sehen konnte? Existierte der Ort überhaupt? Das fragte sich Franzi ganz oft in letzter Zeit. Irgendwann hatte sie eine plötzliche Lethargie erfasst. Oder war sie doch eher schleichend in ihr Bewusstsein gekrochen? Ganz egal, sie war einfach da und Franzi wollte sie nicht akzeptieren. Ihr gefiel ihre Anweseheit nicht, sie hasste Langeweile und so beschäftigte sie sich viel mit ihren Hobbys. Das lenkte sie ab. Franzi war seit ungefähr sechzehn Jahren mit ihrem Herbert verheiratet. Aber war er eigentlich noch ihr Herbert? In letzter Zeit redeten sie kaum noch miteinander oder unternahmen gemeinsam etwas. Vom Sexleben ganz zu schweigen. Aber sie war erst 42 Jahre alt und Herbert 45. Das war kein Alter für tägliches TV schauen auf der Couch und danach ohne ein Wort oder einer zärtlichen Berührung im Ehebett nebeneinander einzuschlafen. Zudem sie mit ihrer Figur, die sie mit Sport schlankhielt, und dem kastanienbraunen Haar, das sie seit einiger Zeit als mittellangen Bob trug, immer noch recht attraktiv war. Leider schien ihr Mann das nicht mehr zu bemerken. Wofür tat sie das dann noch alles? Das Leben musste doch noch etwas für sie bereithalten, oder? Schneller als gedacht, fand sie heraus, was es war. Sie bekamen neue Nachbarn und was für welche: Ein Paar in den Dreißigern, das sich freiwillig in diesem Dorf niederließ? Ihre schon sehr alten Nachbarn hatten ihr Haus vor kurzem verkauft und sind in ein luxuriöses Seniorenstift umgezogen. Aber weder Herbert, noch Franzi hatten die Käufer je gesehen. Und so waren beide mehr als überrascht, dass es sich um so junge Leute handelte. 

"Womöglich springen dann hier noch kleine Kinder herum!" mutmaßte Herbert und machte ein verkniffenes Gesicht. 

"Das wäre doch wunderbar!" rief Franzi verzückt. "Endlich Leben hier im Dorf der toten Lebenden!"

Entgeistert starrte Herbert seine Frau an: "So siehst du unsere kleine Gemeinde? Als tote Lebende?"

"Ja!" sagte sie mit fester Stimme. "In 20 Jahren sind wir es dann, die unser schönes Heim an junge Leute verkaufen, Herb. Willst du das wirklich? Was tun wir bis dahin? Zusammen den neusten Tatort schauen und dann ins Bett gehen?"

Herbert runzelte die Stirn: "Was ist so falsch daran? Willst du in deinem Alter noch in die Disko gehen oder was ist los mit dir?"

Franzi schnappte nach Luft und legte die Erdbeere weg, die sie gerade noch zwischen ihren roten, vollen Lippen hatte: "Was heißt denn in meinem Alter? Ich bin 42 und nicht scheintot!" 

Herberts Blick wurde sanfter. "So meinte ich das doch nicht, Liebling..." So hatte er sie schon lange nicht mehr genannt. Liebling. Zärtlich nahm er Franzi in seine starken Arme und sie ließ es überrascht zu. Ausgehungert und plötzlich erregt drückte sie ihren Busen gegen seine männliche Brust. Sie fand ihn immer noch attraktiv, aber was war mit ihm? Wie stand er zu ihr? War sie noch sexy für ihn oder begehrenswert? Sie kam nicht mehr dazu, ihn danach zu fragen, denn es klopfte an der Glastür ihres Wintergartens. Der Mann, den sie erblickte, raubte ihr den Atem. Braungebrannt, dunkle Locken, stechend blaue Augen. Nur mit Shorts und Badelatschen bekleidet, stand er da und grinste frech durchs Glas. Ungewollt errötete Franzi etwas und löste sich aus der Umarmung ihres Mannes. Der schaute recht finster drein, als er dem Fremden die Tür öffnete und nach dem Grund seines Besuches fragte.

"Wir sind die neuen Nachbarn", klärte er das Paar auf und lächelte Franzi an. Dann zeigte er auf eine schlanke Gestalt im Bikini, die aus einem Liegestuhl am Pool winkte und sich dann betont langsam erhob. Jetzt war es Herbert, dem der Atem stockte. Man konnte förmlich den Sabber sehen, der an seinen Mundwinkeln runterlief. Es lag wohl nicht nur an der Hitze dieses Sonntagnachmittags, dass sich plötzlich Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten.  

"Ich bin Tom und das ist Shania", stellte er sich und die junge Frau vor. Er hieß also Tom? Das war ulkig, denn er erinnerte Franzi vom Aussehen her an Tom Hiddleston, den heißen Schauspieler. Sogar seine Haare trug er so ähnlich wie der Star und die blauen Augen brachten sie fast um den Verstand. Franzis Bauch fing an zu kribbeln, ihr Puls raste und im Gegensatz zu ihrem trockenen Mund wurde es zwischen ihren Schenkeln verdächtig feucht. Dieser Kerl war vielleicht Anfang 30 und seine Partnerin schien etwas jünger als er zu sein.

"Hallo", brachte sie nur leise heraus. "Ich bin...ich heiße..." 'Verdammt! Wo ist mein Name hin?' fragte sich Franzi. Das war ihr mehr als peinlich. Mit offenem Mund starrte sie ihren neuen Nachbarn an. 

"Ich bin Herbert und das ist meine Frau Franzi", rettete ihr Mann die Situation. Wieder grinste Tom, aber diesmal sah er süffisant an Franzi rauf und runter. Sie trug heute nur ein kurzes Sommerkleidchen. Checkte er sie etwa ab? Auch Herbert blieben seine Blicke nicht verborgen, doch er war von der Schönheit Shanias abgelenkt. "Wie sieht's aus? Zieht ihr euch Badezeug an und kommt zu uns an den Pool?" fragte Tom in lockerem Ton. "Es gibt gesunden Salat und leckere Fruchtcocktails", schob Shania mit verheißungsvollem Blick hinterher. Zu ihrer Überraschung lehnte Herb ab, bevor Franzi sich überhaupt dazu äußern konnte. Das junge Paar bedauerte dies sehr und nagelte die beiden auf einen anderen Tag fest, bevor es sich enttäuscht verabschiedete. Herb hingegen drückte grinsend auf den Knopf für die automatischen Rolläden des Wintergartens und machte da weiter, wo die beiden vorhin unterbrochen wurden. Unwillkürlich fragte sich Franzi, ob seine knüppelharte Latte, die plötzlich zum Vorschein kam, nun an ihr oder an der schönen Nachbarin lag. Hatte ihn diese verbotene, sehr attraktive Frucht derart in Fahrt gebracht? Beschweren durfte sie sich aber gewiss nicht, da auch ihre Wüste sich plötzlich in eine Oase der Lust verwandelt hatte beim Anblick des superheißen Nachbarn. Als Herb sie auf die Arbeitsplatte hievte und ihre Beine spreizte, dachte sie nicht mehr an Tom. Gierig sah sie ihrem Mann in die Augen. Darin lag eine lang vermisste Begierde und als er seinen Luststab in sie rammte, stöhnte sie voller Inbrunst. Monatelange sexuelle Entbehrung entlud sich in diesem Lustschrei. Das machte ihren Mann nur noch wilder, er spürte in diesem Moment, wie ausgehungert beide waren. Er nahm sie so, wie er es vor zehn Jahren beinahe noch täglich gemacht hatte. Und Franzi genoss es mit jeder Faser ihres Körpers. Das war ein heißer Auftakt zu hoffentlich noch viel mehr Überraschungen dieser Art.

ENDE

oder erst der Anfang ;-)

 

 

Impressum

Texte: Alle Rechte liegen bei der Autorin
Bildmaterialien: pixabay
Tag der Veröffentlichung: 25.01.2023

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Beitrag für den aktuellen Wettbewerb in der Gruppe "Erotik" Januar/Februar 2023

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