„Bitte auf französisch, Raffaela!“
Wie ich diesen Satz in meiner Schulzeit gehasst habe! Versteht mich nicht falsch, Französisch ist eine wunderbare Sprache. Aber es ist einfach etwas völlig anderes, ständig dazu genötigt zu werden, es zu sprechen. Einige werden es mir wohl nachempfinden können und wissen sicher genau, was ich meine. Der französische Druck.
Dabei wäre ich früher gerne eine Französin gewesen. Sie haben diese unverwechselbare Ausstrahlung und vor allem Sexappeal. Da gab und gibt es schon einige grandiose Schönheiten. Sophie Marceau zum Beispiel, die scheinbar nicht alt wird. Eine wunderschöne Frau, wie ich finde. Aber ich bin nun mal eine gewöhnliche Deutsche mit brünetten Haaren und frechen grünen Augen. Aber so ist es doch immer: Nie ist man zufrieden. Zu dick, zu dünn, zu klein, zu groß, zu wasauchimmer. Im Grunde aber war ich mit mir und meinem Körper zufrieden. Die Kombination aus den eher dunklen Haaren und den grünen Augen mochte ich. Und glücklicherweise gab es auch Männer, die das anziehend finden. Einer davon war Julian. Julian Winter, der Freund meiner sehr attraktiven Nachbarin Chloé. Ein großer, schlanker Mann mit dunklen, halblangen Haaren, die er zu einem Zopf am Hinterkopf trug. Sein gut getrimmter Bart rundete das Bild eines attraktiven Mannes ab. Die beiden passten zumindest rein optisch sehr gut zusammen. Über ihre Beziehung konnte ich mir kein Urteil bilden. Chloé war eine dieser wunderschönen Französinnen und genau deswegen wunderten mich seine heimlichen Blicke doch sehr. Sie hatte sogar ein wenig Ähnlichkeit mit Sophie Marceau, was dazu führte, dass ich sie manchmal anstarrte, wenn wir uns im Hausflur begegneten oder sie sich in ihrem Mircobikini nebenan auf dem Balkon sonnte. Ich tat dann immer so, als würde ich mich ganz auf meine Pflanzen konzentrieren und riskierte ein paar Seitenblicke auf ihre umwerfende Figur. Und genau deshalb dachte ich: Wer diese rassige Schönheit an seiner Seite hatte, musste doch keine Seitenblicke riskieren. Doch da hatte ich mich wohl getäuscht.
Als eines Tages meine Spülmaschine ihren Geist aufgab und ich meine Küche trocken legen musste, lernte ich Chloé und Julian kennen. Denn ich stand nach getaner Arbeit fluchend auf dem Balkon und ertränkte meine Blumen, als Chloé mich fragte, was los sei. Ich erzählte ihr von meinem Mißgeschick und sie schickte mir Julian rüber, der ein goldenes Händchen für Haushaltsgeräte hätte. Offenbar nicht nur dafür, denn ich hörte Chloé desöfteren nachts jubeln, wenn sie verwöhnt wurde. Davon ging ich jedenfalls aus, obwohl die beiden nicht zusammen wohnten. Sie waren immerhin ein Paar und wer sollte sonst für ihre Glücksgefühle verantwortlich sein?
Chloé lachte glockenhell, als ich ihr endlich an einem Nachmittag beim Kaffeetrinken meine Gedanken diesbezüglich mitteilte.
"Julian und ich? Oh Gott, nein Schätzchen!" stieß sie verwundert aus, "er ist so gar nicht mein Typ."
Sie legte eine Hand auf meinen Arm und sah mich eindringlich an: "Ich mag's eher femininer..."
Ich spürte, wie ihr Blick mich durchbohrte und sie förmlich auf meine Antwort lauerte. Peinlich berührt zog ich langsam meinen Arm weg und stand auf.
"Möchtest du auch noch einen Kaffee?" fragte ich, aber es klang nicht ehrlich. Kunststück, es war eine Frage, die nur der Ablenkung diente. Chloé spürte meine Verunsicherung und folgte mir in die Küche. Völlig unerwartet umarmte sie mich plötzlich von hinten und ich spürte ihre festen und dennoch herrlich weichen Brüste in meinem Rücken. Die Kaffeekanne glitt mir aus den Händen, mein Herz begann zu rasen und aus jeder verfügbaren Pore trat Hitze aus meinem Körper. Sodass ich Angst hatte, ich könnte uns beide gleichzeitig verbrennen...
Mein letzter Sex war schon länger her. Ach, was rede ich: Mein letzter Körperkontakt lag schon einige Monate zurück, sodass ich diese Berührung und Chloé's Wärme aufsog wie ein Schwamm das Wasser. Sie streichelte meine nackten Arme, was eine intensive Gänsehaut mit sich brachte. Ihre Zärtlichkeit gefiel mir sehr. Dennoch war ich irgendwie verspannt. Mit Frauen hatte ich noch keinerlei Erfahrungen gesammelt. Aber uninteressant fand ich sie auch nie. Ich ließ mich ein wenig fallen und lehnte mich noch etwas verhalten an sie. Chloé war ein Stück größer als ich. Nach einem kurzen, aber innigen Moment drehte sie mich um und sah mir in die Augen.
"Du bist wirklich eine Naturschönheit, weißt du das eigentlich? In deinen Augen tanzen unzählige, kleine, grüne Smaragde."
Mir schoss unwillkürlich die Schamesröte in die Wangen. So etwas Schönes hatte mir noch niemand gesagt. Ich war sprachlos und konnte nichts entgegnen, außer einem schüchternen Lächeln.
Dennoch kam es nicht zu mehr an diesem Nachmittag. Beim zweiten Kaffee erfuhr ich viel über Chloés Leben und was es mit Julian auf sich hatte. Eine enge Freunschaft verband die beiden und die Hintergründe waren von trauriger Natur. Deshalb verbrachten sie also viel Zeit miteinander. Sie waren so etwas wie Leidensgenossen. Ich ertappte mich dabei, dass mein Herz hüpfte, als ich erfuhr, dass Julian Single war. Denn auch er gefiel mir. So kam es, dass auch wir beide uns eines Tages verabredeten. Julian hatte mich zu einem Wellness - Wochenende in der schönen Eifel eingeladen. Ich war total überrascht, dass ihm aufgefallen war, wie fertig mich dieser Auftrag gemacht hatte, weil er mir viel abverlangte. Er sah also nicht nur gut aus, sondern war auch noch aufmerksam. Chapeau!
Ich war so aufgeregt wie schon lange nicht mehr vor einer Verabredung. Kunststück, ich hatte auch schon lange kein Date mehr! Wir verbrachten einen wunderbaren Tag miteinander. Massagen, Sauna und Schwimmen taten so unendlich gut und ich war Julian sehr dankbar für diese tolle Idee. Unser Abendbrot nahmen wir in Julians Zimmer. Ganz Gentleman hatte er zwei Einzelzimmer für uns gebucht. Da wir ohne Chloé gefahren waren, hatte ich irgendwie ein schlechtes Gewissen. Aber die schöne Französin war cool damit. Eifersucht hätte auch nicht zu ihrem Naturell gepasst. Sie selbst war ja auch kein Kind von Traurigkeit, im Gegenteil. Dem durfte ich ja - wie gesagt - schon desöfteren lauschen.
Als wir bei der von Julian bestellten Süßspeise angelangt waren, die mich verführerisch anlachte, nahm er mir den Löffel aus der Hand und sagte:
"Lass mich das übernehmen..." das klang so verheißungsvoll, dass ich mich bereitwillig von ihm füttern ließ. Das Zeug schmeckte so lecker, dass ich bei jedem Löffel, den Julian mir in den Mund schob, leise Stöhngeräusche machte. Das ließ ihn natürlich nicht kalt und er genoss diesen Akt zwischen uns in vollen Zügen. Ehe ich mich versah, lagen wir uns in den Armen und küssten uns. Er schmeckte nach dieser Süßspeise und das machte Lust auf mehr. Wir waren so heiß aufeinander, dass wir schon während des Küssens in unsere Mundhöhlen stöhnten und uns dabei gierig gegenseitig auszogen. Er hatte wahrhaftig goldene Hände, die ich nun überall auf meinem Körper spürte. Julian liebkoste meine Brüste und nahm später auch seine Zunge und Zähne dazu. Ich verteilte das herrliche Süß auf meinem Oberkörper und er schleckte es nur allzu gern von meinem Busen und aus meinem Bauchnabel. Dabei glitt er ganz selbstverständlich weiter nach unten bis zu meinem Venushügel. Auch hier verwöhnte er mich intensiv mit Finger, Lippen und Zähne. Wie ich das vermisst hatte! So lange war es schon her und ich fühlte mich wie eine Göttin! Julian war ein guter Liebhaber und ich musste schmunzeln bei dem Gedanken, was Chloé alles verpasste. Nach einem ekstatischen, wunderbar intensiven und lang anhaltenden Orgasmus konzentrierte ich mich nun auf meinen Gespielen. Auch er verteilte etwas von der Süßspeise auf seinem Körper und fieberte meinen Lippen und meiner Zunge entgegen. Doch vorerst streichelte ich ihn, wollte erst einmal wissen, wie er sich anfühlte. Seine Haut war wunderbar warm und weich und ich ließ meine Hände über ihn wandern. Er zuckte zusammen und stöhnte auf, als ich meine Finger über die Innenseiten seiner Schenkel streifen ließ, ohne jedoch sein bestes Stück zu berühren.
„Auf französisch bitte“, raunte er mir plötzlich fast flehend zu und ich hörte in diesen drei Worten zum ersten Mal etwas anderes als zur Schulzeit: Pure Erregung. Dieses dunkle Timbre in seiner Stimme, sein Duft, seine Männlichkeit und seine überaus anregenden Lustgeräusche überrollten mich quasi und ich kam ungewollt zu einem weiteren gigantischen Orgasmus. Und dieser Umstand führte dazu, dass sich nicht nur erneut ein feuchter Schwall in meinem Slip sammelte, sondern dass mein gesamter Körper zuckte und bebte. Und auch meine in letzter Zeit ein wenig vernachlässigte Lusthöhle wurde davon überrascht, ähnlich eines plötzlich auftauchenden Wasserfalls, den man ungebremst hinab saust. Julian profitierte offenbar sehr davon, denn meine Zunge, die gerade seine Eichel umspielte, stieß auf etliche Lusttropfen. Diese leckte ich nur zu gern ab und ließ seinen Prachtkerl zwischendurch immer wieder in meinem Mund verschwinden. Julian angelte sich den letzten kleinen Rest der Süßspeise und verteilte diesen leise stöhnend auf seiner Eichel, was mich allein schon total wuschig machte.
"Für den guten Geschmack", flüsterte er erregt. Ich leckte mir gierig über meine Lippen.
"Raffaela?...Hey Raffa? Träumst du etwa mit offenen Augen?"
Eine leise Stimme drang aus weiter Ferne zu mir hindurch.
"Was ist los? Ich bin doch noch nicht fertig..." erwiderte ich verwirrt.
Julian grinste wie ein Honigkuchenpferd. "Das muss ein ziemlich geiler Traum gewesen sein!"
Mir schoss die Röte ins Gesicht und ich verschluckte mich an der sündigen Süßspeise, die immer noch fast unberührt vor mir stand. Es war also nur ein Traum, wir lagen gar nicht in Julians Bett. Himmel, war das eine intensive Gedankenfahrt der Lust. Mein Slip war tatsächlich feucht geworden, denn er klebte an meinen angeschwollenen Schamlippen!
Ich stand zu hastig auf und warf dabei mein Glas Wein um, murmelte ein Sorry und flüchtete in mein Zimmer. Dort erwartete mich jedoch die nächste Überraschung. Und zwar in roten Spitzendessous. Chloé hatte es sich auf meinem Bett gemütlich gemacht. Ich starrte sie einfach nur wortlos an. Wie schön sie war. Und wie verführerisch sie in diesem Hauch von Rot aussah!
Was ging hier vor? Wo kam sie plötzlich her? Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf.
"Ich hatte einfach Sehnsucht nach dir, meine Süße. Und wenn du ehrlich bist, dann weißt du genau, dass ich dich nicht kalt lasse..."
Damit hatte sie verdammt Recht und als sie ihre Zunge über ihre roten, vollen Lippen wandern ließ, musste ich unwillkürlich an Erdbeeren denken und ich liebte diese Dinger wie verrückt. Langsam zog ich mich aus und legte mich zu Chloé ins Bett.
"Endlich..." flüsterte sie und küsste mich. Zum ersten Mal berührte mein Mund weibliche Lippen. Und das gefiel mir, es gefiel mir sogar sehr. Chloé war gut darin und setzte abwechselnd Lippen und Zunge ein. Es war wie ein Spiel und ich spielte begeistert mit. Irgendwann ging die Tür auf und jemand gesellte sich zu uns ins sündige Liebesnest.
"Jetzt werden wir deinen erotischen Traum in schöne Realität verwandeln."
Julian!
Mein Puls schoss nach oben und ich begann zu schwitzen. Früher wäre Sex zu dritt für mich undenkbar gewsesen. Aber hier und jetzt, in dieser Nacht wollte ich genau das! Ich wollte beide gleichermaßen lieben!
Fragend schaute ich Chloé an, da sie offenkundig nur auf Frauen stand.
Sie nickte wohlwollend...
Texte: Alle Rechte am Text bei der Autorin
Tag der Veröffentlichung: 06.05.2022
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Mein Beitrag zum Erotikwettbewerb April/Mai 2022