„Jolandia, du bist nun schon 212 Jahre alt und noch immer eine Jungfrau!“ donnerte es aus scheinbar jedem Stein in der unterkühlten Luxushöhle der Herrin Nophretia. Sie bestimmte über alle Halbhexen ihres Stammes und war sehr gefürchtet. Dementsprechend zuckte Jolandia erschreckt zusammen und wich zurück. Doch Nophretia ließ sie durch ihre Zauberkraft von der Decke herunter hängen und zwar mit dem Kopf nach unten. Das war nur einer ihrer fiesen Tricks, um den jungen Halbhexen Gehorsam einzupflanzen. Die schwarze Liste ihrer Gemeinheiten war sicher Kilometerlang.
Aber nichtsdestotrotz hatte die alte Oberhexe mit ihrer Aussage nur zu sehr recht. Jolandia war noch immer eine Junghexe. Und sie hatte nicht mehr viel Zeit, sich mit einem männlichen Wesen zu vereinen. Und dazu musste es auch noch ein Mensch sein, ein echter Mensch und kein Halbwesen, wie sie selbst. Und die Vereinigung musste an einem bestimmten Ort stattfinden: Auf dem Vulkan Erosius und dort war es verdammt heiß!
Das machte dieses Unterfangen noch wesentlich schwieriger als ohnehin schon für die junge Halbhexe. Zerknirscht starrte sie von der Decke auf die Alte herunter. Aber Nophretia ließ sich von ihren azurblauen Augen, die tief wie das Meer waren, mitnichten beeindrucken. Dafür war sie mittlerweile einfach viel zu hart geworden in den letzten Jahrhunderten.
„Ich werde dich in eine Menschenstadt schicken, Jolandia!“ befahl Nophretia und ließ die schöne Halbhexe unsanft auf den kalten Stein ihrer Luxusbehausung knallen. Denn Jolandias Gesicht nahm langsam eine ungesunde, rote Farbe an. Sie konnte sich einfach nicht an das gemeine Kopfüberhängen gewöhnen, so sehr sie sich auch anstrengte.
Und das wusste ihre Herrin nur zu gut. Zähneknirschend tat sie also, was Nophretia ihr befohlen hatte. Sie packte Kleider in einen Koffer und alles, was man für eine echte Menschenstadt benötigte. Ihre beste Freundin Gandalfina half ihr dabei.
„Ich werde dich so vermissen, Jola...“ heulte sie. Am liebsten würde Jolandia ihre Fina, wie sie ihre Lieblingshexe nannte, mit auf ihre Mission nehmen, aber das war strengstens verboten. Jolandia schaute so traurig drein, dass Gandalfinas Herz noch schwerer wurde.
„Ich könnte doch heimlich mitkommen“, schlug Fina plötzlich vor. Der Gedanke gefiel Jolandia nur zu gut und so schmiedeten sie einen Plan, wie Fina am besten unbemerkt mit in die Menschenstadt übersiedeln könnte.
„Ich hexe mich einfach klein und schlüpfe in deinen Koffer“, meinte Fina hoffnungsvoll. „Nophretia würde dich vermissen!“ hielt Jolandia dagegen. Fina überlegte kurz.
„Der lasse ich von Lilliane ausrichten, dass ich furchtbar und vor allem sehr ansteckend krank bin und in meiner Höhle bleiben muss.“
„Hexengrippe!“ riefen beide gleichzeitig und klatschten sich in die Hände.
„Vor nichts graut es der ollen Hexe mehr!“
Und tatsächlich gab es nichts in Nophretias Welt, vor der sie Angst hatte, außer der Hexengrippe und das war die Chance der beiden Hexenfreundinnen. Damit war es nun ein Pakt zwischen ihnen und sie schlugen symbolisch ein. Jede Hexe, die von der Grippe heimgesucht wurde, musste für mindestens einen Monat in Quarantäne bleiben. Und genau so lange bekam Jolandia Zeit für ihre Mission.
Bereits einige Monde später befanden Fina und Jola sich in einer richtigen Menschenstadt. Hier war alles anders, die Leute wohnten nicht in kühlen Höhlen, sondern in richtigen Häusern. Auch bewegten sie sich nicht auf Besen fort, sondern fuhren Fahrrad, Motorrad oder Autos. Fina und Jola saßen bald zum ersten mal in ihrem Leben in einem Bus. Das war alles sehr interessant für die beiden Hexen. Der junge Mann, der den Bus steuerte, flirtete heftig mit Jola, aber die bemerkte das gar nicht, weil ihr so etwas unbekannt war. Nur seine Frage, ob sie und Fina von einem Kostümball kämen, irritierte die Junghexe etwas. Fina dagegen fand den Busfahrer irgendwie süß und klärte ihre beste Freundin auf.
Es dauerte gar nicht sehr lange, bis Fina und Jola auf die Stadt wie normale Menschen wirkten. Sie hatten ihre Hexenkleider gegen unauffällige Klamotten getauscht und waren auch beim Friseur gewesen. Hatten die Menschen ausgiebig studiert und auch das Flirten beherrschten die beiden nun in angemessener Weise. Nun konnte es also losgehen für Jolandia. Gandalfina hatte diese Prozedur auf dem Vulkan Erosius schon hinter sich und war somit für Jola der beste Berater, den sie sich wünschen konnte.
„Jetzt mal ganz ehrlich, Fina, macht es wirklich einen Unterschied aus, wenn man nach der Vereinigung eine Vollbluthexe ist?“
Gandalfina sah ihre Freundin überrascht an: „Warum fragst du?“
Jolandia scharrte mit dem rechten Fuß über den Teppich ihrer Wohnung, in der sie seit einiger Zeit lebten. Nophretia hatte ihr alles mitgegeben, was sie für das Stadtleben brauchte. Geld, Papiere und einen Vertrag für eine richtige Mietwohnung. Das alles war so spannend, dass sie am liebsten gar nicht mehr zurück wollte. Fast vergaß sie, warum sie in der Stadt war...
„Ich weiß nicht, ob ich schon so weit bin oder es jemals sein werde“, gab die Halbhexe zähneknirschend zu. Nun spiegelte sich Verwunderung in Finas Gesicht.
„Und darüber sprichst du nicht mit mir, Jola?“ fragte Gandalfina und in ihrer Stimme schwang ein wenig Enttäuschung mit.
„Ich kam mir irgendwie dumm vor, ich habe mich geschämt...“ erklärte Jolandia und senkte den Blick, „alle haben so von diesem Ereignis geschwärmt und ich dachte, ich muss dann auch...“
Liebevoll nahm Fina ihre Freundin in den Arm. „So ein Quatsch, Liebes. Du musst überhaupt nichts. Und wenn der alte Drachen es noch so sehr befiehlt. Das macht die doch nur, weil sie selbst niemals in diesen Genuss gekommen ist. Kein Menschenmann wollte sich damals erbarmen.“
Obwohl Jola es gerade furchtbar genoss, ihrer Lieblingshexe so nahe zu sein, löste sie sich aus deren Umarmung und sah Fina mit großen Augen an: „Wie jetzt? Nophretia selbst hat die Vereinigung über dem Erosius gar nicht vollzogen?“ Ihre Pupillen wurden riesig und ihre Augen wurden zu einem schwarzen Meer.
Fina schüttelte den Kopf: „Nein.“
„Und ich mache mir seit Jahr und Tag solche Gedanken um dieses Ereignis?“ schoss es aus Jola heraus, „das ist doch wohl eine Unversch...!“
„Psssst“, flüsterte Fina und legte einen Finger auf Jolas Lippen, „obwohl mir dein neues Temperament durchaus gefällt, ist es die Kraft nicht wert, die du damit vergeudest.“
Gandalfina hatte recht, wieder einmal hatte sie recht. Wie so oft. Genau deswegen mochte Jola ihre Freundin so sehr, sie war einfach toll.
Zaghaft ließ Jola sich zurück in die tröstenden Arme ihrer Freundin sinken. Und Fina war gar nicht überrascht, sondern drückte ihre Lieblingshexe noch enger an sich. So eng, dass sie gegenseitig ihren aufgeregten Herzschlag spüren konnten. Jolandia aber war überrascht ob ihrer Gefühle, die sich plötzlich in ihrem Körper breit machten. Zum ersten mal verspürte sie ein angenehmes Kribbeln in ihrem Bauch, welches ihr aber tatsächlich auch etwas den Atem raubte. Während sie ihr Gesicht in Finas Haar vergrub, weil sie immer so gut roch, hämmerte ihr Herz wie ein Presslufthammer und drohte aus ihrer Brust zu springen. Zumindest fühlte es sich so an. Das verstärkte sich um ein Vielfaches, als Fina eine Hand über ihren Rücken wandern ließ. Ganz zärtlich streichelte sie Jola. Und die Halbhexe ihrerseits tat es ihr nach, nur ganz zaghaft. Fina gluckste leise, als Jolandia ihr zarte Küsse auf den Hals hauchte. So eine prickelnde Situation gab es noch nie zwischen den beiden und das machte Jola etwas Angst. Sie wollte ihre Freundschaft nicht aufs Spiel setzen. Andererseits war es so unglaublich schön, in Finas Armen zu liegen und die Haut ihrer Freundin schmeckte definitiv nach mehr.
Daher war es nicht verwunderlich, dass sich alsbald ihre Lippen zu einem zarten Kuss fanden. Anfangs spielten sie ganz unschuldig miteinander, doch es dauerte nicht lange, bis auch ihre Zungen ins Spiel kamen. Jola begann zu schwitzen vor Erregung. Und ihr wurde noch heißer, als ihre Freundin ihr plötzlich das Top über den Kopf zog und dieses achtlos auf die Couch warf. Ein Stöhnen, nein, das erste Stöhnen ihres Lebens, entwich Jola unwillkürlich, als Fina ihre kleine Brüste berührte.
Noch nie hatte sie dort jemand gestreichelt und dabei fühlte es sich so großartig an. Ihre rosa Knospen wurden ganz steif vor Erregung. Und noch etwas spürte sie ganz eindeutig. Ihr Höschen wurde so feucht, dass es an ihren Schamlippen klebte. Ein wunderbares Gefühl!
Wie sehr sie sich nun wünschte von Fina dort ebenfalls berührt zu werden! Als könnte diese Gedanken lesen, ging sie in die Hocke und zog Jola die Pyjamahose herunter. Vor Aufregung wagte die Halbhexe kaum zu atmen. Behutsam spreizte Fina Jolas Beine und versenkte ihren Kopf zwischen die straffen Schenkel der Freundin. Mit ihrer Zunge fing sie den süßen Nektar ab. Jolandia verging fast vor Lust und ihr Stöhnen wurde immer lauter. Aber bald konnte sie sich kaum noch auf den Beinen halten. Entschlossen nahm sie Fina bei der Hand und zog sie mit ins Schlafzimmer ihrer feinen, kleinen Wohnung.
Epilog: Durch eine gezielte List gegen Nophretia konnten Jola und Fina auf ewig zusammen sein und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
Texte: Alle Rechte bei der Autorin
Cover: by Martinus Linzer
Tag der Veröffentlichung: 06.03.2020
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