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Das Casting

Ella kaute nachdenklich auf dem oberen Ende ihres Stiftes herum. Sie konnte sich einfach nicht entscheiden, welcher der zehn Herren denn nun den Geburtstag ihrer besten Freundin versüßen sollte. Das musste sorgfältig geplant und vorbereitet werden. Denn es ging schließlich nicht um irgendeinen Geburtstag. Ihre Freundin Sarina, die sie seit Kindertagen kannte, wurde in zwei Wochen dreißig. Und das war nicht nur für Sarina der absolute Albtraum, sondern auch für Ella selbst. Seit Monaten hing ihre beste Freundin ihr mit dem verhassten Geburtstag in den Ohren. Sie tat fast so, als wäre sie automatisch steinalt, wenn die böse 3 die jugendliche 2 vorne ablöste. Deshalb hatte sie bald die rettende Idee, um Sarina den Übergang vom Twen zum alten Muttchen, wie sie es nannte, so leicht wie möglich zu machen. Ella wusste um die Schwäche für Muskelmänner, die ihre Freundin seit einigen Jahren hegte. Das brachte sie auf die Idee, dass sich ein muskulöser Stripper mit einem heißen Knackpo um Sarina kümmern und mit ihr in den Geburtstag rein tanzen könnte. Und so saß sie nun vor ihrem Laptop und schaute sich die zehn Striptänzer an, die die besten Bewertungen hatten. Gar nicht so einfach. Wie sollte sie sich bloß entscheiden zwischen diesen doch sehr heißen Kerlen? Dann hellten sich ihre Augen plötzlich auf.

Ich werde die einfach vorher auf ihre Tauglichkeit testen!“ entfuhr es ihr und sie frohlockte innerlich bei der bloßen Vorstellung. „Ich werde ein Casting veranstalten und mich selbst von den Boys und ihr Können überzeugen.“

Gesagt, getan. Bereits einige Tage später sah Ella sich in einer alten Feuerwehrwache mit einer Rutschstange den vier Herren gegenüber, die sich für ihr ganz persönliches Casting qualifiziert hatten. Als da wären „Black Boy“, ein dunkelhäutiger und sehr gelenkiger, sexy Mann Mitte Zwanzig. „Latexboy“, der wie der Name schon sagt, nur einen sehr knappen Slip aus Latex trug und gegen den Schokoladenmann sehr blass wirkte. Aber nur vom Teint her gesehen. Denn auch er war sehr attraktiv. Ebenfalls „Mr. Firework“ hatte es in Ellas persönliches Casting geschafft. Mit seinem feuerroten Haar, den tollen Muskeln und den vielen Sommersprossen wirkte er mehr als interessant. Der vierte im Bunde war „Die Anaconda“ und die Beule in seinem engen Slip versprach, dass sich auch unter dem roten Stofffetzen eine Schlange verbarg. Ella war froh über die warmen Temperaturen, denn somit tauchten die gut gebauten Herren direkt in Arbeitskleidung in der alten Wache auf. Die einunddreißigjährige selbst steckte in einem luftigen, mintgrünen Sommerkleid, das ihre blonden Haare und die blaugrünen Augen unterstrich und ihr anerkennende Blicke der Pole-Dance-Striptease-Asse einbrachte. Das war natürlich ein besonderes Kompliment für Ella, von solch attraktiven Männern positive Rückmeldung zu erhalten. Ansonsten fiel ihr so etwas eher weniger auf, aber da sie seit einem knappen halben Jahr wieder Single war, genoss sie es sehr und flirtete auch hin und wieder. Aber jetzt hatte sie zu arbeiten.

Nach einer kleinen Vorstellungsrunde bat sie die Herren, nacheinander ihr Können zu zeigen, um sich dann für den richtigen zu entscheiden. Sie schaltete die Musik ein und die Show begann. Gelenkig und geschmeidig waren sie allesamt an der Stange unterwegs und tanzen konnten ebenfalls alle vier. Jeder für sich war wirklich einzigartig und Ella mehr als begeistert. Jedoch konnte nur einer von ihnen die junge Frau so richtig in den Bann ziehen. Er war lebendig gewordene Erotik, seine stechend grauen Augen durchbohrten sie förmlich und Ella konnte sich dem nicht entziehen. Sein Hüftschwung brachte sie so sehr in Wallung, dass nur er es werden konnte. Überhaupt war er ein sehr natürlicher Typ. Seine roten Haare waren nicht gefärbt und die Sommersprossen verliehen ihm etwas spitzbübisches und jugendhaftes. Obwohl er genauso alt war wie Ella. Seine natürliche, leichte Bräune unterstrich seine grauen Augen, die sie von Anfang an neugierig gemustert hatten. Die Entscheidung fiel ihr also nicht sonderlich schwer und somit vergab sie den Job an „Mr. Firework“. Er schien etwas Besonderes zu sein und würde ihrer besten Freundin ganz bestimmt den Dreißigsten versüßen können. Die anderen drei waren gute Verlierer und gönnten dem Rotschopf den „Sieg“. Kurz danach verabschiedeten sich alle.

„Wollen wir die weiteren Details in einem Café in der Altstadt besprechen?“ schlug Mr. Firework vor, während er grüne Shorts und ein weißes Shirt aus einer kleinen Tasche fischte, die er mitgebracht hatte. Ella sagte nichts, sondern sah ihm zu, wie er die Sachen überzog.

„Unsere Kleidung harmoniert schon mal farblich miteinander. So sollten wir uns unter die Leute wagen können“, nahm sie dann sein Angebot an. Er lachte und das gefiel Ella sehr.

„Mit richtigem Namen heiße ich übrigens Damian“, stellte sich Mr. Firework vor und reichte ihr die Hand. Ella schlug ein und unversehens hatte er sie zu sich herangezogen und ihr einen Kuss auf die Wange gehaucht. Dafür, dass er sie nicht wirklich mit den Lippen berührt hatte, reagierte ihr Körper ganz schön heftig und sie machte unwillkürlich einen Schritt zurück. Der war ja forsch! Sie verdrängte den Gedanken und das Gefühl, verstaute ihr Musikgerät im Kofferraum ihres Kleinwagens und wartete, bis auch Damian seine Tasche in sein Auto gebracht hatte. Dann spazierten sie nebeneinander her bis sie ein Café fanden, das beiden zusagte und ließen sich dort im Außenbereich nieder. Kurz später brachte die Kellnerin die bestellten Eiskaffee und die beiden besprachen die weiteren Details.

„Ich bin also dein persönliches Geburtstagsgeschenk für deine Freundin?“ fragte Damian und sog genüsslich seine kühle Flüssigkeit durch den Halm, der zwischen seinen vollen Lippen steckte. Unwillkürlich schossen Ella unzüchtige Gedanken in den Kopf und sie verschluckte sich heftig. Statt ihr zu helfen, griente Damian übers ganze Gesicht. Konnte er etwa Gedanken lesen? Ella wischte die Szenen aus ihrem Kopfkino fort und konzentrierte sich auf das, warum sie mit Mr. Firework hier saß. Wie auf Kommando fasste Damian nochmal zusammen: „Ich soll also am kommenden Samstag um 23:30 Uhr auf der Party deiner Freundin eintrudeln. Du lässt mich heimlich rein, damit sie mich nicht sieht, richtig so weit?“

Das Wort heimlich betonte er besonders, es klang fast ein wenig erotisch und bescherte Ella eine Gänsehaut. Sie nickte zustimmend, während sie an ihrem Eiskaffee nuckelte.

„Und um 23 Uhr 45 tauche ich dann als Überraschung auf und tanze mit ihr in ihren Dreißigsten rein.“

Vielsagend legte Ella ihren Finger an die Lippen: „Niemals, unter keinen Umständen, darfst du erwähnen, wie alt sie wird!“

Irritiert sah Damian sie an. „Warum denn das?“

„Für Sarina ist es eine mittlere Katastrophe, dass die lieb gewonnene 2 durch die böse 3 vorne abgelöst wird. Sie glaubt, danach ist Frau alt und für die Männerwelt unsichtbar.“

Damian lachte und Ella freute sich, dass er ihren Humor teilte.

„Wie sagtest du, heißt deine Freundin? Sarina?“

Sie nickte.

„Das ist ein recht seltener, aber wirklich schöner Name“, stellte Damian fest und der Klang seiner Stimme wurde weicher. Dann räusperte er sich und fügte noch: „Ich hoffe, deine Freundin ist mindestens so attraktiv wie du“, hinzu. Aber es klang irgendwie seltsam, so als wolle er das vorher Gesagte überdecken. Ella jedoch spürte einen kleinen Stich in ihrem Herzen. War sie etwa eifersüchtig? Als ihr Begleiter die Bedienung um die Rechnung bat, war Ella verwirrt und enttäuscht zugleich. Gern hätte sie noch länger mit ihm hier gesessen. Aber Damian hatte noch etwas vor. Sie tauschten Nummern aus und verabschiedeten sich. Versonnen sah Ella ihm nach und spazierte kurz später ebenfalls zurück zu ihrem Auto. Sie konnte kaum den Samstagabend abwarten, denn da würde sie ihren Rotschopf wiedersehen. Obwohl er sie mit einem seltsamen Gefühl zurück gelassen hatte, freute sie sich unbändig auf den Abend und seinen Auftritt. Die Tage vergingen quälend langsam, bis der ersehnte Samstagabend endlich vor der Tür stand. Die Feier war schon in vollem Gange, einige bereits sehr angeheitert und Ella froh, dass Sarina so gut drauf war. Sie schaute auf ihre Armbanduhr: In einer knappen Stunde würde Mr. Firework wie aus dem Nichts auf der Bühne auftauchen und Sarina um den Verstand tanzen. Und Ella wohl auch. Eine Horde Schmetterlinge wirbelte plötzlich durch ihren Bauch, als es endlich so weit war und Damian auf der Bühne der alten Feuerwache erschien. Diese geile und ausgefallene Lokation, in der auch schon das Casting stattgefunden hatte, hatten die Freundinnen dann auch für Sarinas Dreißigsten gemietet. Gekleidet in einer Polizeiuniform zauberte er Handschellen hervor, ging mit strengem Blick auf Sarina zu und holte sie auf die Bühne. Begleitet von vorwiegend weiblichem Jubel platzierte er sie auf dem Stuhl, der extra für Sarina bereit stand und fixierte sie mit Hilfe der Handschellen an der Sitzgelegenheit. Das sprachlose Geburtstagskind strahlte über das ganze Gesicht. Sarinas Augen klebten förmlich an Damian. Und Ella war froh, dass ihre Überraschung offenbar gelungen war. Mr. Firework war sein Geld wert, er präsentierte eine perfekte Darbietung. Kurz vor Mitternacht waren seine Klamotten bis auf den Slip weg getanzt worden. Dann löste er Sarinas Handschellen, zog sie zu sich hoch und die beiden versanken in einem leidenschaftlichen Kuss. Ein Zungenclinch zum Geburtstag? Augenblicklich verwandelte sich Ella von der besten Freundin in ein eifersüchtiges Biest. Wütend riss sie die beiden auseinander und blitzte Sarina böse an. Die gab sich allerdings davon völlig unbeeindruckt. Und Damian hielt ihr unvermittelt seine Hand entgegen: „Let's Dance!“ forderte er sie auf und lächelte süffisant. Einen Moment lang überlegte Ella, bevor sie dann seine Hand ergriff und sich von ihm auf die Bühne ziehen ließ. Eine Gänsehaut hüllte sie ein, als sie und Damian sich einige Sekunden lang gegenüber standen und in die Augen schauten. Dann tauchte plötzlich Sarinas schwarzer Haarschopf zwischen ihnen auf.

„Du, das ist mein Geburtstagsgeschenk, Fräulein“, sah sie Ella angriffslustig in die Augen und tänzelte mit einer Hand über Damians nackte Brust. Erneut loderte die Eifersucht in Ella auf. Sie wollte ihn auch berühren und noch viel mehr!

„Wir könnten ihn uns allerdings auch teilen“, flüsterte Sarina plötzlich, strich ihrer Freundin eine Strähne aus dem Gesicht und küsste sie auf die Wange. Ella erschauerte und wusste erstmal gar nicht, ob dies aus Entsetzen oder Wohlwollen geschah. Was für eine obskure Situation. Ehe sie sich versah, fand Ella sich in einem erotischen Tanz mit Mr. Firework und ihrer besten Freundin wieder. Die Luft sprühte Funken vor lauter Leidenschaft. Tosender Applaus und Pfiffe schlugen ihnen entgegen und feuerten sie an, einen flotten Dreier auf's Parkett zu legen. Anfangs zaghaft, aber dann immer leidenschaftlicher tanzte Ella mit Sarina und Damian. Und es wurde immer heiißer und erotischer. Als Sarina begann, Ella ihren Mini und das Top auszuziehen, wollte sie protestieren. Aber als sie in die verlangenden Augen von Mr. Firework sah, ließ sie es zu, dass ihre beste Freundin ihre Klamotten entfernte und machte es ihr nach. Langsam schälte sie Sarina aus dem roten Minikleid, das sie extra für diesen Anlass gekauft hatte und ihre Freundin stand nur noch im roten Slip vor ihr. Sie trug keinen BH und ein Raunen ging durch die Feuerwache. Ella hingegen trug schwarze Dessous, aber beide Frauen für sich sahen hinreißend aus. Damian konnte seine Augen nicht von ihnen lassen und bemühte sich um beide gleichermaßen. Tanzte sie an, schlang seine Arme um die attraktiven Frauen, ließ seine Hände über ihre weiblichen Rundungen wandern und musste sich furchtbar beherrschen, damit sein bestes Stück artig blieb. Aber als Sarina plötzlich ihre Lippen auf Ellas Mund drückte und diese den Kuss auch noch erwiderte, wurde es mächtig eng in seinem Slip. Schnell drehte er dem Publikum den muskulösen Rücken zu, zog die beiden Küssenden einen Moment später sanft auseinander und küsste nun seinerseits Ella. Er war unglaublich neugierig auf ihren Geschmack. Sarinas kannte er nun schon und jetzt war seine Auftraggeberin dran. Er drückte sie so fest an sich, dass sie seine Erregung spürte, die energisch gegen ihren Bauch drückte. Nach einer Weile aber schob sich erneut Sarinas schwarzer Haarschopf zwischen die beiden. Ella fühlte sich berauscht, so als hätte sie Drogen genommen. Sie wusste nichts mehr, außer, dass sie am liebsten mit ihrem Mr. Firework von der Party verschwinden und ihn nach allen Regeln der Kunst vernaschen wollte. Aber Sarina hatte sicher ähnliches im Sinn und er war nun mal ihr Geschenk. Doch nach dem Kuss hatte die Situation sich verändert. Damian klaubte Ellas Klamotten zusammen und zog ihr zuerst das Top wieder an. Währenddessen streichelte er sanft ihre Brüste und Ella erbebte bei seinen Berührungen. Dann ging er in die Hocke und sie stieg mit ihren High Heels in die Öffnung ihres schwarzen Minirocks. Auch hier ging Damian unendlich zärtlich und zugleich erotisch vor, als er wie in Zeitlupe mit dem Rock über ihre schönen Beine nach oben glitt. Wieder ertönte Applaus und ab jetzt wich Damian nicht mehr von Ellas Seite. Irgendwann flüsterte er ihr zu, dass er sich letztens im Cafe nur so schnell vom Acker gemacht hatte, weil ihn der Name ihrer besten Freundin an eine Frau erinnerte, die er vor vielen Jahren geliebt, aber verloren hatte. Ella verstand, sagte aber nichts. Lange sah sie ihm in die grauen Augen, bevor sie ihn sanft zu sich heranzog und ihre weichen Lippen auf seine drückte und die beiden erneut in einem leidenschaftlichen Kuss versanken. Sei vergaßen alles um sich herum: Sarina, die Feiernden und die Party. Doch es dauerte nicht lange und Sarina tauchte erneut zwischen ihnen auf. Böse sah sie die frisch Verliebten an. Ella wurde unwillkürlich rot und war froh, nicht mehr halbnackt zu sein. Dankbar sah sie zu Damian. Auch Sarina steckte längst wieder in ihrem atemberaubenden roten Minikleid. Diese Situation war absolut irreal, wie auch der gesamte Abend und einfach alles, was auf der Bühne passierte. Ella fragte sich, ob sie das alles nur geträumt hatte, aber als Sarina sich vor den beiden mit verschränkten Armen aufbaute, wurde sie eines Besseren belehrt. Die Standpauke, die nun folgen würde, hatte sie verdient. Das war ihr mehr als bewusst. Aber sie konnte nicht gegen ihre Gefühle agieren und das wollte sie auch gar nicht! Aus unerfindlichen Gründen entspannte sich Sarina jedoch und lächelte. Und es war ein ehrliches Lächeln, denn niemand kannte sie besser als Ella.

"Süße, nicht, dass du denkst, ich stehe auf Frauen. Ich wollte nur ein wenig Show machen. Auch wenn es Spaß gemacht hat", flüsterte sie Ella ins Ohr. Das erleichterte die Freundin auf eine Art, auch wenn sie den Kuss gar nicht mal so schlecht fand. Dann richtete Sarina sich an Damian und küsste ihn auf die Wange. 

"Danke für die tolle Show, Rotschopf. Hat mir wirklich großen Spaß gemacht, aber nun gebe ich dich an meine beste Freundin weiter. Macht was draus', ihr zwei, aber bitte was Schönes!"

 

Impressum

Texte: Alle Rechte bei der Autorin, also mir :-)
Cover: google.de
Lektorat: bin mein eigener Lektor ;-)
Tag der Veröffentlichung: 05.07.2019

Alle Rechte vorbehalten

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