Cover

Der Traum vom Süden

Leichtfüßig und dennoch graziös tänzelte sie durch den warmen, weichen Sand. Der weiße, reine und schier endlos wirkende Strand erstreckte sich vor ihr wie die Unendlichkeit. Eine kleine Musik spielte in ihren Gedanken. Niemand außer ihr konnte die wunderbaren Klänge hören. Der warme Sommerwind streichelte ihren Körper und zauberte ihr eine Gänsehaut. Von weit her drang ein ein anderes Geräusch in ihre Ohren und übertönte unsanft die Musik. Es klang wie das Nebelhorn eines großen Dampfers. Und es wurde immer lauter und kam immer näher. Elsa öffnete ihre Augen und schimpfte:

„Wieder einmal hast du mich aus meinem schönsten Traum gerissen, du Erfindung des Teufels!“ Wütend fegte sie ihren Wecker vom Nachttisch, der daraufhin scheppernd gegen die Heizung knallte. Elsa schnellte aus dem Bett und hob ihren Wachmacher behutsam auf. Sanft streichelte sie über sein rotes Gehäuse.

„Es tut mir leid, ich habe es nicht so gemeint, mein Guter.“

Dann eilte sie zu ihrer Kommode und holte ein Pflaster heraus. „Ich wollte dich doch nicht verletzen“, sagte sie zärtlich zu dem roten Kinderwecker, als könnte er sie hören und klebte es auf die Stelle, an der ein Fitzel des Gehäuses abgesplittert war. Mittlerweile zierten schon einige der kleinen Pflaster den alten Wecker, der ein Geschenk zu ihrem zehntem Geburtstag gewesen war. Ihr Vater hatte ihn ihr damals geschenkt, bevor er ein paar Monate später bei einem tragischen Unfall ums Leben kam. Er war mit dem Familientransporter nach Frankreich unterwegs gewesen, um dort für das heimische Restaurant bestimmte Lebensmittel und Wein zu besorgen. Er krachte frontal in einen LKW, dessen Fahrer übermüdet und in einen Sekundenschlaf gefallen war. Elsas Vater verstarb noch an der Unfallstelle. Dieser Moment hatte alles verändert. Nichts war mehr wie vorher. Somit wurde der kleine, rote Marienkäfer-Wecker zu einem heiligen Relikt. Und er funktionierte immer noch, obwohl Elsa ihn schon ganz ordentlich malträtiert hatte. Sie besaß ihn seit nunmehr fünfzehn Jahren und wollte ihn um keinen Preis abgeben, auch wenn sie ihn nicht immer gut behandelte.

Es war Mitte August, aber trotzdem recht kalt. Aber das war in Kühnhaide im Vogtland nichts ungewöhnliches. Elsa schlüpfte fröstelnd in ihren plüschigen Hausanzug, so wie jeden Morgen. Seit dem Tod ihres Vaters wurde es schwer für das Familienunternehmen und Elsa begann schon, nachdem sie die Schule abgeschlossen hatte, ihrer Mutter in dem kleinen Restaurant zu helfen. Es lag idyllisch am Waldrand und war sehr beliebt.

Doch ihr Leben war bald gekennzeichnet von Verzicht, Arbeit von früh bis spät und kaum bis gar keine Freizeit. Deshalb träumte Elsa in den letzten Jahren immer öfter vom Süden, von Wärme und auch von wahrer Liebe. Sie war mittlerweile fünfundzwanzig und lebte noch immer bei ihrer Mutter in der Wohnung über dem Restaurant. Und das war nur eines der Probleme bei der Partnersuche. Sie war zwar schon mit einem Mann zusammen gewesen, aber es scheiterte nach wenigen Monaten an fehlender Zweisamkeit und Zeit füreinander. Elsa stand nach ihrer Ausbildung zur Köchin jeden Tag im heimischen Restaurant. Nicht mal einen Ruhetag gab es und dementsprechend fertig waren sie und auch ihre Mutter nach Feierabend. Die junge Frau hatte nicht einmal Kraft und Zeit, sich eine eigene, kleine Wohnung zu suchen. Und ihrer Mutter war das ganz recht, so war Elsa stets vor Ort und immer greifbar. Sie waren ein eingespieltes Team und Marion Müller wäre nie in den Sinn gekommen, dass ihre Tochter ganz andere Träume haben könnte. Und Elsa hatte bisher nicht den Mut aufgebracht, ehrlich mit ihrer Mutter zu sprechen. Aber das wollte sie ändern und bat Marion Müller zu einem Gespräch an den gemeinsamen Küchentisch. Diese längst überfällige Aussprache stellte sich als sehr sehr hart heraus, denn Elsas Mutter wehrte sich mit Händen und Füßen gegen den Gedanken, ihre Tochter gehen zu lassen. Doch Elsa stellte sie vor die Wahl: „Ich brauche Urlaub und muss hier dringend mal raus, Mama.“

Schon wollte Marion Müller erneut protestieren, aber Elsa ließ sie erst gar nicht zu Wort kommen. „Entweder lässt du mich drei Wochen irgendwo hin fahren, wo es warm ist und ich mal ausspannen kann oder ich suche mir eine andere Arbeit.“

Marion Müller war geschockt, so kannte sie ihre Tochter nicht.

„Davon mal abgesehen, dass auch du selbst dringend Urlaub gebrauchen könntest, du bist nur noch abgespannt“, setzte Elsa noch einen oben drauf.

„Und wer hilft mir dann in der Küche?“ fragte Marion Müller kleinlaut und legte die Hände in den Schoß. Aber auch dafür hatte Elsa längst gesorgt.

„Marie wird für mich einspringen, ob es dir gefällt oder nicht, Mama! Du weißt, dass sie genauso gut ist wie ich.“

Marion Müller wurde schnell klar, dass jeder Widerstand zwecklos war und sie ihre Tochter ziehen lassen musste, um sie nicht ganz zu verlieren. Schweren Herzens willigte sie ein und nach einigen Tagen des Nachdenkens wollte sie sogar die Hälfte der Rechnung für den Urlaub übernehmen. Da dieser aber schon gebucht und bezahlt war, übernahm Marion Müller die Reisekasse, was Elsa von Herzen freute. Zeigte es ihr doch, dass ihre Mutter tatsächlich etwas verstanden hatte.

„Und wenn ich wieder daheim bin, dann machst du Urlaub, Mutti.“ sagte sie zum Abschied, bevor sie aufgeregt in das Flugzeug stieg, das sie in die Freiheit und die Sonne bringen sollte. Ihre Mutter nickte und winkte ihrer Tochter nach, bis sie nicht mehr zu sehen war. Die Maschine landete bereits einige Stunden später und bald darauf stand Elsa in ihrem Hotel. Sie zwickte sich mehrmals in den Arm, um sicher zu gehen, dass sie nicht träumte, sondern sich tatsächlich auf dieser wunderschönen, spanischen Insel befand. Sie war trotz ein wenig Flugangst heil auf Gran Canaria angekommen. Ihre Sehnsucht nach den goldgelben Stränden wuchs ins Unermessliche und Elsa begab sich nach der Abwicklung an der Rezeption wie in Trance in ihr kleines Einzelzimmer. Mechanisch verstaute sie ihre Sachen in dem hübschen Schrank, stellte ihre Hygieneutensilien ins Bad und kramte den nagelneuen Bikini hervor. Übrigens der erste Bikini ihres Lebens, ein Traum im schwarz, der ihre langen, blonden Haare in der Sonne strahlen ließ. Der Strand war Nummer Eins auf ihrer Liste und so begab sie sich samt Badetasche zu diesem. Es war nur ein kurzer Fußmarsch dort hin, da Elsa explizit ein Hotel in Strandnähe gebucht hatte. Auch von den besonders beeindruckenden Dünen von Maspalomas, die in Europa einzigartig waren, hatte Elsa gelesen. Dieses schöne Hinterland wollte sie mittels einer Jeeptour entdecken. Denn sie hatte ja drei wundervolle Wochen Zeit. Vor ihr lagen einundzwanzig Tage Sommer, den sie so noch nie erlebt hatte. Auf ihrer Liste stand auch ein Besuch in Las Palmas und am Ende des Erkundungsspazierganges wollte sie mit einem kühlen Getränk auf einer der Sonnenterrassen in den Sonnenuntergang schauen. Allein bei dem Gedanken berieselte sie eine Gänsehaut. Inzwischen hatte Elsa das Meer erreicht. Tief beeindruckt davon, dass der Strand tatsächlich wie Gold in der Sonne schimmerte, stand sie Minutenlang einfach nur da und genoss den Anblick der türkisfarbenen, unendlichen Weite. Der warme Sand umspielte ihre Füße und alles war wie in ihrem Traum. Aber jetzt war sie tatsächlich hier, sie konnte ihr Glück kaum fassen. Lächelnd breitete sie ihr großes Strandtuch aus machte es sich darauf gemütlich. Elsa kramte gerade ihre Sonnencreme aus der Badetasche, als sie eine männliche Stimme vernahm.

„Soll ich dich eincremen, Bella?“ fragte diese frech. Erschreckt schaute sie hoch, direkt in zwei dunkle Augen, die sie aus einem sonnengebräunten Gesicht ansahen. Wortlos starrte sie den Fremden an. Der hatte ja Nerven, ganz schön frech!

„Excusa, Señorita, ich wollte Sie nicht...wie sagt man...verschrecken...“ stammelte der attraktive Insulaner und fuhr sich nervös durch seine dunkle Locken. Jetzt musste Elsa doch lachen, das war einfach zu süß. Kurzerhand drückte sie ihm die Tube mit der Sonnenmilch in die Hand und legte sich auf den Bauch. Da ließ sie sich von einem Fremden den Rücken eincremen, ohne seinen Namen zu wissen. Aber er machte das wirklich sehr gut und Elsa seufzte leise vor sich hin. Sie schloss die Augen, eine unbändige Müdigkeit überfiel sie. Nach den ganzen letzten Jahren war sie völlig ausgebrannt und das zeigte sich nun mit aller Macht und in aller Härte. Elsa schlief ein und aus dem wohligen Seufzen wurde ein leises schnarchen. Erst nach zwei Stunden erwachte sie und schaute sich um. Der attraktive Insulaner war längst verschwunden. Als sie aufstehen wollte, durchfuhr sie ein ungekannter Schmerz. Elsa war Sonne nicht gewohnt und trotz der Sonnencreme mit dem sehr hohen Schutzfaktor, hatte sie sich einen leichten Sonnenbrand zugezogen. Als sie ihre Sachen zusammen raffen wollte, bemerkte sie voller Entsetzen, dass nicht nur der heiße Insulaner weg war, sondern auch ihre Tasche mit den Wertsachen. Elsa verfiel in leichte Panik, denn nicht nur ihre Geldbörse samt Pässe befand sich in ihrer Tasche, sondern auch ihr Handy. Das konnte doch nicht wahr sein, was sollte sie jetzt tun? Auf so etwas war sie überhaupt nicht vorbereitet. Sie konnte ja nicht einmal spanisch! Wie sollte sie sich hier auf der Insel verständigen? Jetzt wurde sie richtig panisch. Unter Schmerzen packte sie ihr Strandtuch in die Badetasche, die der Insulaner ihr netterweise da gelassen hatte und ging zurück zum Hotel. Glücklicherweise gab es dort einen Menschen, der Deutsch sprach und ihr helfen könnte. Tränen liefen über ihr gerötetes Gesicht, während Elsa dem Concierge in ihrem Hotel erzählte, was passiert war. Er zeigte sich verständnisvoll und reichte ihr ein Tuch, damit sie ihre Tränen trocknen konnte. Ihre Wangen brannten wie Feuer, denn das weinen hatte den Zustand noch verschlimmert. Der blonde Mann mit den eisblauen Augen kam hinter der Rezeption hervor und legte behutsam eine Hand auf Elsas Arm. Er war ungefähr Ende Dreißig.

„Bitte beruhigen Sie sich, wir werden schon eine Lösung finden. Erfahrungsgemäß tauchen Dinge wie Pässe wieder auf, weil sie dem Dieb nichts nutzen.“

Seine Worte erleichterten die junge Frau zwar etwas, aber was sollte sie hier ohne Handy und Geld machen? Sie konnte nicht mal jemanden anrufen und um Hilfe bitten. War völlig auf sich allein gestellt. Der Concierge ging zurück auf seinen Platz und lächelte Elsa an. Dann gab er ihr den Zimmerschlüssel. Und ihre Mutter in Deutschland anrufen, wollte sie keinesfalls. Zum Einen wollte sie sie nicht sorgen und zum Anderen wollte sie nicht wie ein komplettes Naivchen vor ihr da stehen. Nein, das kam nicht in Frage.

„Jetzt machen Sie sich erst einmal etwas frisch und stärken sich beim Abendbrot. In der Zwischenzeit werde ich sehen, was ich für Sie tun kann", sagte der Concierge und lächelte aufmunternd. Elsa nickte niedergeschlagen. So hatte sie sich den ersten Urlaub ihres Lebens nicht vorgestellt. Einziger Lichtblick momentan war der gut aussehende Mann vor ihr mit den hellblauen Augen, die sie schon bei ihrer Ankunft neugierig gemustert und Elsa einen kalten Schauer über den Rücken gejagt hatten. Aber sie wollte einfach nur schnell an den Strand und das hatte sie jetzt davon! In ihrem Zimmer ließ sie sich ein lauwarmes Bad ein und versuchte, zu entspannen, was ihr aber nicht gelang. Vorsichtig seifte sie sich ein, weil auch das weh tat wegen des leichten Sonnenbrands. Einen kurzen Augenblick später klopfte es an ihrer Zimmertür. Seufzend verließ sie das inzwischen kalt gewordene Nass, schlüpfte in den Hotelbademantel und öffnete die Tür. Der Concierge grinste sie frech an, denn Elsa war so in Eile gewesen, dass der Bademantel mehr zeigte, als er versteckte. Sie war froh ihn zu sehen und in der Hoffnung auf gute Nachrichten, bat sie ihn ins Zimmer.

„Wo habe ich nur meine Manieren?“ sagte er plötzlich und grinste verlegen, „vermutlich an der Rezeption bei den Schlüsseln hängen lassen.“

Elsa lachte, während er ihr eine Hand reichte.

„Mein Name ist Flynn“, holte er die längst überfällige Vorstellung nach.

„Hallo Flynn, ich bin Elsa“, erwiderte sie.

 Er grinste breit. Lachte er sie etwa aus?

„Ich weiß, eine meiner Aufgaben ist, die Namen der Gäste zu kennen.“

Jetzt kam Elsa sich irgendwie dämlich vor. Auch, weil sie noch immer im Bademantel vor ihm stand. Ihre Haut spannte furchtbar, denn sie kam nicht dazu, sich mit der Lotion einzucremen, da Flynn sie unterbrochen hatte.

„Sie haben sich ganz ordentlich verbrannt“, stellte der Concierge mit einem Blick auf ihre freiliegende, linke Schulter fest, „wir haben hier ein Wundermittel dagegen. Aber nur für besondere Gäste“, schob er mit einem Augenzwinkern nach. Ganz vorsichtig berührte er ihre Schulter und Elsa durchfuhr es wie ein Blitz. Die Mischung aus Schmerz und Erregung verwirrte sie. Erschreckt wich sie zurück. Doch Flynn gab sich unbeeindruckt.

„Ich hole schnell das Wundermittel aus unserem Geheimversteck“, sagte er, ohne ihre Antwort abzuwarten und verschwand. Elsa ließ sich auf's Bett sinken und schloss die Augen. Neben Flynn kam sie sich unerfahren vor. Er war mindestens zehn Jahre älter als sie, aber er gefiel ihr. Das spürte sie ganz deutlich an der Feuchte, die sich heimlich und still unter dem Bademantel zwischen ihren Schenkeln bemerkbar machte. Ihre Hand wollte sich gerade auf den Weg dort hin begeben, als es klopfte. Ertappt schreckte sie hoch und öffnete die Tür. Und bemerkte dabei nicht, dass ihr Bademantel jetzt noch mehr offenbarte, als es vorhin schon der Fall gewesen war.

„Wow, Sie sind flink, Herr Flynn“, stellte sie fest und ließ ihn erneut herein. Er räusperte sich.

„Nur Flynn bitte.“ Stolz hielt er das Fläschchen hoch.

„Damit sind Sie im Nu wieder fit. Zumindest, was Ihre schöne Haut angeht...“

Was hatte er da gesagt? Dass sie schöne Haut hätte? Sie war übelst blass, weil sie nie wirklich die Sonne zu Gesicht bekam und deswegen hatte sie sich auch verbrannt. Unwillkürlich zog sie den Bademantel fester um sich. Sie hatte nicht wirklich Erfahrung in solchen Dingen. Sie wusste ja nicht mal, ob es Flynn genauso ging wie ihr. Plötzlich begann sie zu frösteln. Der gut aussehende Concierge trat näher an sie heran.

„Sie sind immer noch ziemlich durcheinander, Elsa. Wie wäre es, wenn ich Sie jetzt mit in meine Suite nehme? Dort ist es bedeutend größer und wärmer als hier. Sie machen es sich dort gemütlich, während ich das heilsame Öl auf die verbrannten Stellen tupfe. Selbstverständlich werde ich ganz vorsichtig sein.“

Allein bei dem Gedanken wurde ihr flau und ein Kribbeln breitete sich in ihrem Bauch aus. 'Das ist sicher nur der Hunger...' versuchte sie sich einzureden, aber sie hatte sowieso keine Kraft, das Angebot von Flynn abzulehnen. Außerdem war ihr mehr als klar, dass sie selbst nicht die Stellen an ihrem Rücken erreichen konnte, auch wenn sie noch so gelenkig wäre. Und tief in ihr drin wollte sie es. Wollte mit in sein Zimmer. Wollte von ihm berührt werden. Er war nicht nur verdammt attraktiv, sondern auch absolut charismatisch. Also begab sie sich zum zweiten Male an diesem Tag in die Hände eines Mannes. Flynn hatte nicht zu viel versprochen, seine Suite war atemberaubend und wesentlich geräumiger als ihre Bleibe. Mitten im Raum befand sich ein schwarzes Ledersofa, auf dem sie es sich gemütlich machen sollte. Folgsam legte sich auf den Bauch und schlüpfte umständlich aus dem Bademantel, um ihren Rücken frei zu machen. Schon wieder lachte Flynn. Der musste sie ja für komplett verklemmt halten. Elsa seufzte.

„Ich mache das schon“, sagte er mit beruhigender Stimme. Fast zärtlich streifte er den Bademantel so weit herunter, dass er Elsa's Po noch so eben bedeckte. Ihr Hinterteil hatte sie sich zum Glück nicht verbrannt. Obwohl...eigentlich schade, denn dann müsste er ja auch dort mit seinem Zaubermittel ran. Allein die Vorstellung schickte eine erneute Welle der Erregung in ihren Unterleib. Welch unzüchtige Gedanken sie plötzlich hatte. Aufgeregt schloss sie ihre Augen. Es glich einer inneren Explosion, als Flynn sie berührte. Und obwohl er nur mit einem Läppchen die spanische Heiltinktur auf ihre Haut tupfte, war sie wie elektrisiert. So sehr, dass sie nicht einmal Schmerz verspürte. Elsa bestand nur noch aus Erregung, Leidenschaft und Lust. Der Kerl musste magische Hände haben, anders konnte sie sich das nicht erklären. Und keinesfalls würde sie diesmal einschlafen, denn ihr Herz schlug so kräftig, dass dies ohnehin unmöglich war. Zudem wollte sie das, was hier auf dem schwarzen Ledersofa in dieser tollen Suite noch geschehen würde, um keinen Preis verpassen. Mit allen Sinnen wollte sie genießen. Endlich wurde Elsa selbst mal verwöhnt, das war etwas völlig neues für sie. Leider war Flynn für ihren Geschmack viel zu schnell fertig mit der Behandlung. Gerade, als er ihr in den Bademantel helfen wollte, kam ihr eine Idee.

„Haben Sie eventuell eine Bodylotion hier? Nach dem Baden kam ich leider nicht mehr dazu, meine Hautpflege aufzutragen.“

Seine Augen funkelten plötzlich auf, aber das Eisblau nahm eine dunklere Farbe an. „Selbstverständlich verfüge ich über ein Hautbalsam. Ich hole es.“

Flynn ging ins Bad und kam mit einer grünen Tube wieder zurück.

„Diese hier ist extra für empfindliche Haut. Aber bitte sparsam anwenden, weniger ist mehr“, erklärte er und hielt ihr grinsend die Creme entgegen. Elsa überlegte kurz und fragte dann mit unschuldigem Blick: „Könnten Sie mir beim auftragen vielleicht behilflich sein? Ich komme ja ohnehin nicht überall heran.“

Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich glaube, das ist keine gute Idee.“

Und schon wieder hatte er es geschafft, dass Elsa sich vorkam wie ein Trottel. Sie schlüpfte flink in ihren Bademantel und verließ fluchtartig die Suite. In ihrem Zimmer warf sie sich auf's Bett und heulte sich aus. Das war ihr derart peinlich, dass sie am liebsten auf der Stelle abgereist wäre. Auf jeden Fall wollte sie Flynn nicht mehr begegnen, aber das war leider unmöglich, denn er war nun mal der Concierge. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, holte sie die Körperpflege nach und zog ihre neuen schwarzen Dessous an, die sie extra für den Urlaub gekauft hatte. Um die Abendgarderobe wollte sie sich nach dem Schminken kümmern. Aufgeben kam nicht in Frage, sie wollte nach vorn schauen! Außerdem musste sie dringend etwas essen. Ihr Magen rumorte so laut, dass es wie schimpfen klang. Sie machte sich gerade im Bad zurecht, als es erneut an der Tür klopfte.

„Moment!“ rief sie nuschelnd, während sie ihre Lippen noch zu ende malte. Angezogen war sie ja noch nicht, also musste wieder der Bademantel herhalten. Vor der Tür stand der Concierge, mit einem Tablett in der Hand. Eigentlich wollte Elsa die Tür aus Scham sofort wieder schließen, aber als er sich entschuldigte und ihr eine köstlich duftende Paella unter die Nase hielt, hatte sie ihm schon fast verziehen.

„Ich dachte mir, dass Sie bei dem ganzen Trubel bestimmt noch nicht zum Essen gekommen sind“, vermutete er und damit lag er goldrichtig. Gierig machte sie sich über den spanischen Klassiker her, während Flynn ihr grinsend dabei zuschaute.

„Ich wollte Sie vorhin nicht verletzen, Elsa, Sie sind eine wirklich schöne Frau.“

Er machte eine Pause.

„Aber eben auch sehr jung und verwundbar. Und ich möchte nichts ausnutzen oder in verfängliche Situationen geraten.“

Elsa nahm einen großen Schluck Wein, den Flynn ihr zum Essen serviert hatte, stand dann auf und ließ den Bademantel zu Boden gleiten. Seine Komplimenten schienen erst gemeint zu sein und machten sie mutiger.

„Ich finde dich verdammt attraktiv, Flynn...“ ging sie ungefragt zum Du über. Der Concierge erhob sich ebenfalls, ging ganz nah an sie heran und sah fest in ihre Augen. Elsa verlor sich in diesem Meer aus Eisblau.

„Bist du bereit für ein Abenteuer?“ fragte er sie unumwunden.

Ihr „Ja“ war nur gehaucht, aber für Flynn reichte das als Zustimmung. Er schaute auf seine goldene Armbanduhr.

„Ich muss um Mitternacht wieder an meinem Arbeitsplatz sein, das heißt: wir haben gute drei Stunden für uns.“

Er hob den Bademantel auf und hüllte Elsa wieder darin ein.

„Komm, wir gehen in meine Suite.“

„Gern“, sagte sie, nahm Flynn's Hand und ließ sich bereitwillig in sein Schlafzimmer führen.

„Zieh dich aus und leg dich auf das Bett“, befahl er und Elsa tat wortlos, was er verlangte. Eigentlich schade um die schönen Dessous, aber ihre Neugierde war größer. Das schwarze Metallbett war zumindest bequem. Den Schmerz des Sonnenbrandes blendete sie weitgehend aus, denn er sollte ihr nicht dieses hoffentlich wunderbare Erlebnis versauen. Flynn kramte in einer Schublade und kam dann mit zwei Stoffbändern zu ihr. Fragend sah sie ihn an. „Vertrau mir. Ich weiß, dass es dir gefallen wird.“ Dann fesselte er ihre Handgelenke an das Bettgestell und Elsa ließ es mit wild klopfendem Herzen geschehen. Sie war völlig ahnungslos und unerfahren, aber eines wusste sie genau: Sie wollte das hier! Zum Schluss legte er ihr noch eine Augenbinde an. Danach passierte erst einmal für Minuten gar nichts. Elsa brachte vor Aufregung kein Wort heraus. Aber sie spürte genau, dass seine eisblauen Augen auf ihr ruhten. Nach einer gefühlten Ewigkeit fühlte sie endlich etwas auf ihrer Haut. Aber es waren nicht seine Hände. Es war etwas weiches, das ihren Bauchnabel kitzelte. Flynn benutzte eine Feder, die für Elsa jedoch unsichtbar war. Langsam fuhr er damit über ihren Körper und zauberte ihr eine Gänsehaut. Als er ihre Brüste damit streifte, stöhnte sie erregt auf. Zärtlich umkreiste er ihre kleinen Knospen und schien ihre Erregung zu genießen, denn immer wieder ließ er von Elsa ab, um ihre Begierde noch weiter zu steigern. Für eine gefühlte Ewigkeit spürte sie nichts mehr auf ihrer Haut, als sie plötzlich zusammen zuckte. Etwas eiskaltes benetzte ihre Brustwarzen und sie wurden schlagartig hart. Ihr entfuhr ein spitzer Schrei, während Flynn den Eiswürfel über ihre Brüste gleiten ließ. Sein Finger balancierte ihn so lange in Richtung ihrer heißen Grotte, in der es verlangend puslierte, bis er vollständig zu Wasser geworden war. Er sah dabei zu, wie das Nass von ihrem Venushügel nach unten lief wie ein kleiner Wasserfall. Dann drang er mit einem Finger in die heißeste Stelle ihres Körpers ein. Dadurch war der Damm gebrochen, Elsa konnte sich kaum noch beherrschen und verging fast vor Lust. Laut stöhnend reckte sie Flynn ihren Unterleib entgegen und gerade, als sie kurz vor einem gigantischen Höhepunkt stand, ließ er seine beglückenden Finger wieder aus ihr heraus gleiten. Erneut kehrte Stille ein. Elsa konnte die Spannung kaum noch ertragen, sie war dermaßen aufgeheizt, dass ein weiterer Eiswürfel sofort auf ihrer Haut verdunstet wäre. Dann hörte sie Schritte, die sich entfernten und wieder näherten. Elsa's Nerven waren zum zerreißen gespannt, als Flynn sagte: „Ich bin dir noch etwas schuldig.“ Und wieder tropfte etwas auf ihren Oberkörper und wieder zuckte sie zusammen. Kurz darauf spürte sie seine Hände. Sanft und zärtlich begannen sie, die Flüssigkeit zu verreiben.

"Jetzt bekommst du die vorhin von mir verweigerte Verwöhnung deiner wunderschönen Haut. Das war wirklich unhöflich von mir, entschuldige..."

Seine Stimme war nur mehr ein Flüstern und ließ Elsa erschauern. Es war herrlich geil und versetzte sie erst so richtig in Wallung. Sie fühlte sich, als schwebe sie auf Wolken. Solch intensive Gefühle waren Elsa bisher unbekannt und sie wollte noch viel mehr davon. Einen Augenblick später vernahm sie einen angenehmen Duft. Elsa konnte die Lotion riechen, die Flynn auf ihrer Haut verteilte, aber nach wie vor nicht sehen. Doch genau das gefiel ihr. Ihm ausgeliefert zu sein. Er spielte mit ihr und ihrer Lust und das machte sie positiv wahnsinnig.

„Ich sagte doch, dass es dir gefallen wird. Schon dein erster Blick hat es mir verraten“, sagte er, während seine Hände ihre festen Brüste mit Hilfe der Lotion massierten.

„Da wusstest du mehr als ich“, flüsterte Elsa erregt, endlich wieder ihrer Stimme mächtig, „aber was ist mit dir? Worauf stehst du?“

Er lachte.

„Ich bin doch schon mitten drin. Meine Lust bist du, zumindest für die nächsten Stunden. Deine Erregung ist meine Lust. Dich in den Wahnsinn zu treiben, ist meine Lust.“

Seine Stimme hatte, während er diese Sätze formulierte, ein besonderes Timbre und sie hätte ihm noch Stunden zuhören können.

Elsa verstand, was er meinte.

"Dann bring es zuende, bitte..."

Als sie gegen Mitternacht ihr Zimmer betrat, war sie glücklich, überaus befriedigt und wie in Trance. War für ein Urlaub! Was sie alles schon am ersten Tag erlebt hatte, würde ihr niemand glauben. Aber sie hatte ohnehin nicht vor, jemandem davon zu erzählen.

Als sie am nächsten Morgen zur Rezeption kam, wurde sie strahlend begrüßt. Aber nicht von Flynn, einer seiner Kollegen hatte Dienst.

„Ich habe hier etwas für Sie, Frl. Müller“, sagte er und hielt ihr einen großen Umschlag hin.

Elsa wäre fast in der Lobby ausgeflippt, als sie ihren Personalausweis und den Reisepass aus dem Inneren zog. Das Handy war natürlich nicht dabei, aber das fand sie gar nicht mehr schlimm. So konnte sie die bevorstehenden Wochen in Ruhe auf Gran Canaria genießen. Lediglich ihre Mutter würde sie anrufen und ihr mitteilen, dass ihr Handy gestohlen wurde, denn sie wollte nicht, dass sie sich unnötig sorgte. Außerdem müsste sie diese noch um etwas Geld bitten, denn ohne einen Cent in der Tasche würde es schwer werden. Plötzlich schlug sie sich mit der flachen Hand vor die Stirn, ihr fiel es wie Schuppen von den Augen. Das war überhaupt nicht nötig! Ihre Bankkarte befand sich im Geheimfach ihres kleinen Koffers. Sie erinnerte sich daran, dass ihre Mutter sie extra dort reingesteckt und augenzwinkernd gesagt hatte: „Sicher ist sicher!“ 'Danke Mutti!' schickte sie einen Handkuss gen Himmel und lachte.

Endlich lachte sie wieder.

Ihr Urlaub war gerettet und konnte nun richtig beginnen. Eigentlich wollte sie Flynn noch etwas zappeln lassen, denn er hatte sie gebeten, ihn ab und an zu besuchen. Dabei hatte sie längst in der Sekunde, als er es aussprach, beschlossen, sein Angebot anzunehmen. Sie konnte gar nicht anders.

 

 

 

Impressum

Texte: Alle Rechte bei der Autorin
Tag der Veröffentlichung: 06.05.2019

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Mein Beitrag zum Wettbewerb April/Mai 2019

Nächste Seite
Seite 1 /