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Wie ein Feuerwerk

„Der hat sie doch nicht alle! Der spinnt echt total!“ schimpfte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Den Typen soll einer verstehen“, sagte nun auch meine Freundin Eva kopfschüttelnd.

 

Was dachte der sich eigentlich? Ich hätte nicht mehr damit gerechnet, jemals von ihm zum Tanzen aufgefordert zu werden. Jedenfalls nicht mehr in diesem Leben!

Entgegen meiner Vorsätze beschäftigte mich das viel zu sehr, scheisse noch mal!

Was hatte dieser Typ bloß an sich, dass ich den nicht aus dem Schädel bekam?

 

„Hegt der etwa noch immer diese Schwäche für dich?“ mischte sich nun auch Claudia ein, mit der ich schon seit Jahren in diesen Club zum Tanzen und Feiern ging. Ich zuckte nur mit den Schultern, denn ich wusste wirklich nicht, was sein Verhalten zu bedeuten hatte.

„Das liegt doch wohl klar auf der Hand!“ rief Eva und grinste breit. „Warum sollte er sie sonst zum Tanzen auffordern?“

„Weiß nicht, vielleicht eine Wette?“ Ungläubig sahen die beiden mich an. „Dein Ernst?“ Eva tippte sich vielsagend an die Stirn. „Mensch Süße, freu‘ dich doch, dass er dich endlich und wahrhaftig zum Tanzen aufgefordert hat!“

Sie hatte ja Recht, aber dieser Kerl machte mich einfach wahnsinnig!

Ich spürte genau, dass da etwas ist bei ihm, aber abgesehen vom Beobachten meiner Person und Begrüßung lief da nichts weiter. Smalltalk war wohl auch nicht so sein Ding, also gab es auch in dem Bereich nichts Nennenswertes zu berichten.

All das machte mich so kirre, dass ich beschloss, ihn aus meinen Gedanken und meinem Leben zu verbannen. Da wir uns aber regelmäßig über den Weg liefen, gestaltete sich dies wesentlich schwieriger als ich mir eingestehen wollte.

Und mehr und mehr stellte sich mir eine ganz andere Frage: Was war mit uns beiden nicht in Ordnung? Waren wir einfach nur bekloppt? Oder gar gestört? Wieso bekamen wir es nicht hin, eine normale Unterhaltung zu führen? Selbst beim Tanzen waren wir beide stumm wie Fische gewesen, vermieden Blickkontakt und Berührungen.

Vor einigen Monaten hatte ich diese kurze Liaison mit Jörg und Mike hatte einerseits eifersüchtig reagiert und andererseits mich noch mehr beobachtet als es sonst der Fall war. Immer wenn ich mit Jörg zusammen in unserem gemeinsamen Tanzschuppen gewesen war, beobachtete Mike uns.

Das war echt schräg, aber auf eine faszinierende Art und Weise gefiel es mir auch und ich ertappte mich das ein oder andere mal dabei, dass ich Mike absichtlich provozierte. Irgendwann kam er nicht mehr und das machte mich ehrlich traurig. Ich vermisste ihn! Oder vermisste ich nur seine intensiven Blicke? Sein mysteriöses Interesse an meiner Person?

 

Niemand hatte eine wirklich brauchbare Erklärung für sein Verhalten und das machte mich wahnsinnig. Waren wir zwei Königskinder, die sich sahen, aber nicht finden konnten?

Jetzt war ich bereits seit einigen Monaten von Jörg getrennt und nur mit Eva und Claudia im Club. Ein wenig hatte ich mit schon mit seiner Abwesenheit abgefunden, doch als wir dort ankamen, waren er und sein Kumpel bereits vor Ort. Schnell stellte ich fest, dass sich nichts geändert hatte. Seine blauen Augen suchten nach wie vor nach mir. Er schaute mir beim Tanzen zu. Ging mit seinem Kumpel, wie immer, durch den gesamten Club und stellte sich mal hier und mal da an einen Tisch. Jedoch kam er immer wieder zurück in mein Blickfeld und schaute mich an. Immer nur kurz, aber eben immer wieder. Es war also alles wie immer…

Wir hatten viel Spaß und tanzten ausgelassen, bis unsere Absätze rauchten. Aber ich erwischte mich dabei, dass ich regelmäßig nach Mike und seinem Kumpel Ausschau hielt. Wie oft hatte ich mir vorgenommen, das nicht mehr zu tun! Doch es ging nicht, meine Augen suchten ihn immer wieder. Das hatte fast etwas von Magie…

Und dann forderte der Kerl mich kurz vor Ende der Party zum Tanzen auf, nur um bald darauf mit seinem Kumpel zu verschwinden. Immerhin hatte er sich diesmal verabschiedet. Aus dem Typen wurde doch niemand schlau!

 

Am darauf folgenden Tanzabend war ich deshalb mittlerweile völlig durch den Wind und das legte sich auch nicht, als wir den Club betraten. Die Bässe hüllten uns ein, während wir den Weg ins Innere beschritten. Mein Brustkorb bebte zur Musik und ich wollte am liebsten sofort los tanzen. Daher bat ich Eva und Claudia mir einen Drink mit zu bringen und begab mich dann direkt auf die Tanzfläche.

Mein Herz begann zu flattern, als die ersten Töne eines meiner Lieblingslieder aus den Boxen sprangen. Mit geschlossenen Augen bewegte ich mich rhythmisch zur Musik, vergaß alles um mich herum. Welt aus, Musik an…

Einige Songs später tanzte ich noch immer und irgendwann sah ich ihn. Mike.

Mein Herz setzte kurz aus. Er war also wieder da!

Verstohlen sah er mir beim Tanzen zu, ein Lächeln umspielte seinen Mund.

Ich nahm all meinen Mut zusammen und lächelte ihn offen an. Meine Hand winkte ihm und seinem Freund wie von selbst zu. Beide erwiderten den Gruß und dann drehte ich mich um und tanzte weiter. Lied für Lied entführte mich in meine eigene, kleine und heile Welt. War es das, was ihn so sehr an mir faszinierte? Dass ich Musik nicht nur liebte, sondern lebte?

Bald brauchte ich jedoch eine Pause und gesellte mich zu meinen Mädels. Der Drink kam wie gerufen, denn mir war recht warm geworden auf der Tanzfläche.

„Er ist da..“ sagte ich in die kleine Runde. Eva grinste breit. „Heute ist er fällig!“

Die hatte gut Reden!

Und erneut begann das Spiel zwischen Mike und mir. Ich tanzte und er beobachtete mich aus sicherer Entfernung. Aber diesmal durfte er mir nicht so davon kommen. Ich musste etwas unternehmen. „Du solltest heute mal ihn zum Tanzen abholen!“ schlug Claudia vor.

„Wenn ich mir noch ein paar Drinks genehmige, könnte ich das eventuell hin bekommen.“

Die beiden mussten lachen. „Dann wirst du wohl kaum noch gerade stehen, geschweige denn tanzen können.“

Da hatte Eva wohl Recht, das könnte in die Hose gehen. Dennoch ging ich zur Bar und schaute in die Karte, was dort für Mutmacher zu finden waren.

„Ich würde dir den CloudSeven empfehlen“, sagte eine bekannte Stimme und mir wurde heiß und kalt.

Er, Mike, stand ganz nah hinter mir und lugte mit in die Getränkekarte.

So nah war er mir noch nie gekommen!

In mir brodelte es ganz gewaltig. Mein Kopf fühlte sich glühend heiß an und ich hoffte inständig, dass ich nicht auch noch rot wurde.

Wie peinlich, in meinem Alter sich aufzuführen wie ein Teenie.

Aber dieser Moment durfte nicht ungenutzt vorüber gehen, ich musste etwas tun. Er stand noch immer ganz dicht hinter mir und strahlte eine ungeheure Wärme aus.

Sein Geruch erregte und verwirrte mich gleichermaßen.

Wie viele von diesen CloudSeven hatte er bereits intus, dass er plötzlich so mutig war?

Kurzerhand bestellte ich mir auch einen davon. Das himmelblaue Etwas erinnerte mich an Schlumpfeis. Die weißen Fleckchen, die das Blau durchzogen, sahen aus wie kleine Wölkchen.

Der schwarze Strohhalm, der oben raus schaute, lud zum Probieren ein und so ließ ich ihn zwischen meinen Lippen verschwinden. Vorsichtig saugte ich ein wenig der kühlen Flüssigkeit durch den Halm und testete den Geschmack.

„Lecker, nicht wahr?“

Mike war noch immer ganz dicht hinter mir und ohne lang zu überlegen, hielt ich ihm den Halm hin.

Gierig nahm er einen großen Schluck der blauen Köstlichkeit. Wie hypnotisiert schaute ich auf seine Lippen, die ich am liebsten sofort geküsst hätte. Dann fuhr er sich auch noch mit der Zunge darüber. Frecher Kerl!

Mit einem Mal fuhr ein Ruck durch ihn und er stellte wieder Distanz zwischen uns her.

„Ich geh dann mal wieder zu meinem Kumpel, wir sehen uns.“

Sprach es und verschwand zügigen Schrittes in der Menge. Das Feuerwerk, das in mir tobte, knallte noch etwas nach und es dauerte einen langen Moment, bis es endgültig verebbt war. 

„Was ist los, Süße? Hast du einen Geist gesehen?“ Claudia stand neben mir und starrte meinen Drink an. „Was ist denn das?“

„Kannst ihn haben!“ stieß ich aus und knallte ihr meinen CloudSeven auf die Theke der Bar.

Meine Freundin schaute mich entgeistert an. „Tut mir leid, ich muss tanzen!“ rief ich, während ich schon wieder auf dem Weg zur Tanzfläche war.

Innerlich kochte ich vor Wut! Was war bloß mit diesem Typen los? Was hatte er erlebt, das ihn so werden ließ?

Ich tanzte und tanzte und tanzte und hoffte, die Wut und die Enttäuschung würden sich dadurch in Luft auflösen.

Aber nichts dergleichen geschah. Erst als mich ein attraktiver Mann ansprach und mich dann zum Tanzen aufforderte, ebbten die negativen Gefühle dann doch endlich ab und ich begann wieder, den Abend zu genießen.

Wie zu erwarten, beobachtete Mike uns mit Argwohn. 

Seine Kiefergelenke mahlten ununterbrochen und das lag nicht am Kaugummi, den er fast ständig kaute. Er haderte mit sich selbst.

Er will, aber irgendetwas hielt ihn ab und statt zu mir zu kommen, ging er zu Claudia und forderte sie zum Tanzen auf.

Kann ein Mensch wirklich so schräg sein?

Ich konnte es einfach nicht fassen. Nicht mal eifersüchtig war ich, denn jetzt wusste ich endlich, was er für mich fühlte.

 

Als der DJ die ersten Töne von „Time to wonder“ spielte, überkam mich eine Gänsehaut. Ich schloss die Augen und gab mich dem langsamen Rhythmus hin. Wie gern ich jetzt in Mikes Armen liegen würde.

Ein wohliger Schauer lief über meinen Rücken. Einen Augenblick später kroch mir ein bekannter und angenehmer Duft in die Nase.

Ich traute mich nicht, meine Augen zu öffnen. Aus Angst, aus einem Traum zu erwachen. 

Mike musste ganz in meiner Nähe sein...und dann nahm mich jemand sanft in den Arm und legte seine Hände auf meine Taille.

Mein Herz drohte zu zerspringen und schlug wild gegen meine Brust. Er zog mich ganz nah an sich heran, so dass auch ich sein Herz hören konnte. Es hämmerte ähnlich wie meines. Zärtlich bettete er meinen Kopf an seine Brust und wir begannen Blues zu tanzen.

Jetzt fühlte ich mich tatsächlich wie ein Teenie bei seinem ersten Tanz! Das Feuerwerk von vorhin war nichts gegen das, was sich jetzt in meinem Inneren abspielte. Mein gesamter Körper bestand förmlich nur noch aus Lava. Ich war Wachs in Mikes Armen. 

 

War er endlich aufgetaut? Sein Gesicht vergrub sich in meinen Haaren.

"Du riechst so verdammt gut..." flüsterte er und drückte mich noch fester an sich. Mir blieb fast die Luft weg.

Als er mein Gesicht in seine Hände nahm und sein Mund verdächtig nahe kam, hielt ich freiwillig die Luft an.

Würde er mich jetzt küssen?

Stand mir der erste Kuss mit Mike bevor?

Nach all der Zeit?

Während ich noch meinen Gedanken nach hing, legte er seine Lippen auf meine. Sie waren so herrlich weich! Viel weicher, als ich mir immer vorgestellt hatte. 

 Ich vergaß alles um mich herum. Eva und Claudia, die Tanzfläche, überhaupt der ganze Ort rückte in weite Ferne. 

Ich wollte nur noch eines: Mike! Ihn spüren, in endlose Küsse mit ihm versinken und noch viel mehr.

Nie wollte ich einen Mann so sehr, wie ihn. Erst in diesem Moment wurde mir das richtig bewusst.

 

Die größte Hitze breitete sich bald in meinem Schoß aus. Seine Hände wanderten über meinen Rücken, streiften meinen Po und fuhren wieder hinauf zu meinem Nacken, spielten mit meinen Haaren und immer wieder küssten wir uns.

Ich genoss seine Nähe so sehr. Und auch meine Hände gingen auf die Reise und erfühlten seinen Körper zum ersten Mal. Ich prägte mir jedes Detail ein. Die starken Schultern, sein Hals,  sein weiches Haar. An seinem knackigen Hinterteil blieben sie hängen...

 

Mike gab verhaltene Seufzer von sich, die mich noch mehr anmachten und das einstige Feuerwerk war zu einer ausgewachsenen, emotionalen Explosion geworden. Seine Erregung drückte gegen meinen Bauch, denn er war ein gutes Stück größer als ich.

Sein Atem ging schwer und sein Herz tanzte in seiner Brust. Aber ich wollte nichts überstürzen, das erste Mal mit ihm sollte etwas Unvergeßliches werden.

Ein Feuerwerk der Gefühle...

 

Fortsetzung folgt 

1. Geliebter Voyeur

2. Wie ein Feuerwerk

3. Lasst euch überraschen ;-)

 

Impressum

Texte: Alle Rechte bei der Autorin
Bildmaterialien: google
Tag der Veröffentlichung: 06.11.2017

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