„Du bist mein Schatz.
Du trägst mein Geheimnis in dir.
Du kannst niemandem davon erzählen.
Du wirst niemals jemandem etwas verraten.
Du bist mein Schatz. Auf immer und ewig.
"Er ist so schön. So wild und männlich. Und er tut all die Dinge, von denen ich nur träume. Er weiß was er will und ist nicht so ein Weichei wie ich, das sich mit seinem tristen Dasein in dem Kaff hier, in dem wir erst seit einem halben Jahr wohnen, abgefunden hat. Ich wäre gerne mehr so wie er und würde einfach abhauen. Abhauen aus diesem langweiligen Leben. Am liebsten mit ihm zusammen, er ist alles, was ich will.“
Gelangweilt sitze ich im Unterricht und kaue an meinem Kuli. Wie immer fällt es mir schwer, den Worten unseres Mathelehrers, Professor Wiegand, zu folgen. Ich hasse Algebra. Wer braucht das?
Und vor allem: Wofür? Unwillkürlich erklingt die strenge Stimme meines Vaters in meinem Ohr:
“Du lernst nicht für die Schule, sondern für dich und das Leben!“
Schon klar, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich in meinem Erwachsenendasein jemals noch Algebra für irgendwas benötigen werde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mir Binomische Formeln helfen können, einen guten Job und eine geile Bude zu finden. Oder mir einen Superflitzer zu finanzieren. Und das Erwachsenwerden wird die Elementare Algebra mir ganz bestimmt nicht leichter machen.
Vielleicht sollte das mal jemand Prof Wiegand erklären?
Die üblichen Tagträume schleichen sich in mein Hirn. Ich schweife ab in meine eigene, kleine Welt...Genau so lange, bis das beliebteste Geräusch an unserer Schule erklingt: Die erlösende Pausenklingel! In Windeseile packe ich meine sieben Sachen und flitze in den Bioraum. Das einzige, was mir momentan an der Penne noch Spaß bereitet, ist der extra Biokurs, den ich freiwillig gewählt habe. Auch, wenn das bedeutet, jeden Montag und Mittwoch neunzig Minuten länger in der verhassten Penne zu verweilen...
Kaum betrete ich den Klassenraum, steigt ein mir vertrauter Geruch in meine Nase.
Sein Duft.
Er scheint das gesamte Zimmer auszufüllen.
Er riecht so unglaublich gut, ich atme seinen Geruch ganz tief ein.
Er sitzt nur eine Reihe vor mir. Ich erkenne ihn sofort. Dieser unverkennbar leuchtend rote Haarschopf, von dem ich nicht sagen kann, ob er echt oder gefärbt ist, sticht mir unwillkürlich ins Auge. Geräuschvoll setze ich mich direkt hinter ihn, möchte seine Aufmerksamkeit erregen. Mein Herz beginnt zu rasen, wie immer in seiner Nähe. Kevin fährt herum: “Hey, sei gefälligst etwas leiser!“ raunt er mich Kaugummi kauend an und wendet sich wieder dem Tier zu, welches er gerade seziert.
Wenn ich nur wüsste, welchen Duft er benutzt. Ob ich ihn einfach frage? Nein, das werde ich mich wohl niemals trauen. Denn ich stelle sie mir jeden Montag und Mittwoch, wenn wir uns in Bio Extra sehen und mir sein Geruch die Sinne derart vernebelt, dass die Stimme unserer Biolehrerin, Frau Peters, nur noch verzerrt meinen Gehörgang erreicht. Würde ich den Namen des Duftes kennen, könnte ich mein Schlafzeug damit einsprühen und mir jede Nacht vorstellen, Kevin läge neben mir.
Ja, das würde mir gefallen. Sehr sogar...
Die neunzig Minuten vergehen viel zu schnell und ich muss mich von meinem momentanen Lieblingsanblick lösen und mich auf den Heimweg machen. Wenn ich nur an Zuhause denke, vergeht es mir. Meine Eltern sind irgendwie merkwürdige Lebewesen. Sie sind immer so verspannt und verklemmt. Seit wir in dieses Kaff gezogen sind und mein Vater dieses hohe Amt bekleidet, ist alles so spießig geworden bei uns daheim. Früher, als wir noch in der Stadt wohnten, bin ich gern nach der Schule heimgekommen, aber hier auf diesem Dorf, wo jeder jeden kennt, hat man keine Privatsphäre mehr und scheint unter Dauerbeobachtung zu stehen. Noch bevor ich den Schlüssel in der Tür umdrehe, höre ich meine Eltern laut reden. Ich kann mir denken, worum es geht. In letzter Zeit haben sie fast nur noch ein Thema: Die Schule und der vermeintliche Rebell des Dorfes, Kevin.
Alle Schandtaten gehen unaufgeklärt ohne Wenn und Aber auf sein Konto. Ob er es war oder nicht, spielt nur eine untergeordnete Rolle. Denn es ist so viel einfacher, sich einen Sündenbock zu kreieren. Leise schleiche ich mich nach oben in mein Zimmer.
Kopfhörer auf, Musik an und den Rest der Welt aus. Und das vertraute Tagebuch unter der Nase:
„Du bist mein Schatz.
Du trägst mein Geheimnis in dir.
Du kannst niemandem davon erzählen.
Du wirst niemals jemandem etwas verraten.
Du bist mein Schatz. Auf immer und ewig.
Heute habe ich ihn wieder gesehen. Diese krass roten Haare haben es mir so sehr angetan. Seine grünen Augen, die mich an meine frühere Katze erinnern, strahlen irgendetwas aus. Ich weiß nicht genau, was es ist. Noch nicht. Kevin... Wenn er wüsste, was er in mir auslöst, wenn wir uns sehen. Aber ich darf es niemandem erzählen, ich darf nicht. Nur dir, meinem Tagebuch, vertraue ich mich an...“
Plötzlich legt sich eine Hand auf meine Schulter und ich fahre erschreckt herum. Mein Herz beginnt zu hämmern und ich fühle mich ertappt. Sofort klappe ich mein Tagebuch zu und zupfe nervös an meinem Pony herum.
„Was schreibst du da bloß immer in dieses schwarze Buch?“ fragt die Frau, die mich ungefragt in diese Welt gesetzt hat. Okay, die erste Welt in der Stadt, die hatte mir gefallen. Hier gefällt mir nichts, außer Kevin und seine roten Haare. Ich zucke gespielt gleichgültig mit den Schultern und versuche sie abzulenken. „Wann gibt’s Essen?“
Wie auf Kommando knurrt mein Magen, ich habe tatsächlich etwas Hunger. Sie lächelt mich an. „Genau jetzt, deshalb bin ich hier. Dein Vater wartet im Esszimmer auf uns.“
Ich schiele auf mein Tagebuch und gehe widerwillig mit nach unten. Ich kann es ja schlecht in mein Versteck legen, während meine Mutter im Zimmer ist. Also muss das jetzt warten, leider. Daher versuche ich mich mit dem Schweinebraten zu beeilen.
„Schling bitte nicht so!“ ernte ich prompt eine Rüge meines Vaters. Zum Nachtisch serviert meine Mutter Himbeeren mit Sahne. Ich liebe dieses Dessert, schon seit ich in die Schule gekommen war. Das muss ich genießen, das darf ich nicht rücksichtslos meinen Schlund hinunter pressen. Ein wohliges Stöhnen entfährt mir, während der erste Löffel in meinen Mund wandert. Ich bin fast fertig, als es an der Tür klingelt.
„Da ist Besuch für dich“, höre ich meinen Vater aus der Diele rufen, aber sein Ton verheißt nichts Gutes. Ganz langsam und nur widerwillig erhebe ich mich, denn ein paar Himbeeren warten noch auf mich. Mit verschränkten Armen steht mein Erzeuger neben der Haustür. Ich blicke ihn irritiert an, weil ich nicht verstehe. Mit bösem Blick schiebt er die Tür an die Seite. Mir wird schwindelig, meine Beine fühlen sich an, als bestünden sie aus Vanillepudding und sind kurz davor, ihren Dienst zu versagen. Denn ich schaue in die grünsten Augen, die ich je gesehen habe. Moosgrün, um genau zu sein. Denn sie strahlen wie taufrisches, saftiges Moos und ich möchte mich auf der Stelle da rein legen. Kevins Rotschopf steht nach allen Seiten ab und lässt ihn dadurch verwegen aussehen und ein wenig wild.
„Hey“, begrüßt er mich ungewohnt kleinlaut. So kenne ich ihn gar nicht. Nervös nestelt er an seinem Shirt. „Ich muss mal mit dir reden. Allein.“
Der strenge Blick meines Vaters ruht auf mir, aber ich schnappe mir trotzdem meine Jacke und schlage die Tür hinter mir zu. Kevin und ich gehen los und lassen die Reihenhaus-Siedlung hinter uns. In einem angrenzenden Wäldchen setzen wir uns auf einen Baumstumpf.
„Wie komme ich zu der Ehre deines Besuches?“ frage ich ihn unumwunden.
„Was quatscht du denn so geschwollen?“ Mit einem Mal kommt er mir ganz nah und schielt dabei auf meine Lippen. „Du hast da was weißes am Kinn. Kannst du nicht vernünftig essen, oder was?“ lacht er mich aus. Schnell wische ich mit dem Handrücken die verräterische Sahne weg und erröte leicht. Ich bin so blöd! Dachte ich wirklich, er wollte mich küssen? Warum sollte er auch asugerechnet auf mich stehen? Nervös fährt Kevin sich durch sein leuchtend rotes Haar. Er räuspert sich einige Male, bevor er mit der Sprache rausrückt.
„Ich werde hier abhauen müssen aus diesem verschlafenen Nest.“
Mein Magen krampft sich zusammen.
„Wie abhauen?“ frage ich mit erstickter Stimme, die ihm hoffentlich nicht auffällt.
„Dein Alter ist für mich zu gefährlich.“ Ich verstehe es nicht und sehe ihn mit fragendem Blick einfach nur an.
„Jetzt sag nicht, du weißt nichts davon, dass dein Alter auf der letzten Ratssitzung vorgeschlagen hat, dass ich auf ein Internat für schwer Erziehbare geschickt werden soll?“
Ungläubig sieht er mich an. Ich schüttele entgeistert meinen Kopf und ohne dass ich etwas dagegen tun kann, füllen sich meine Augen mit Tränen. Kevin bemerkt das und ich ärgere mich über meine emotionale Reaktion. Gegen meinen Willen rollt eine einsame Träne über meine Wange. Ich bin total verwirrt und das verstärkt sich um ein Vielfaches, als er plötzlich seine Hand hebt und das salzige Nass von meinem Kinn wischt. Seine Augen verändern sich. Diesen Blick habe ich bei ihm noch niemals feststellen können. Mein Magen krampft sich erneut zusammen. Aber es gesellen sich noch unzählige Schmetterlinge dazu und lassen ein ungekannt starkes Bauchkribbeln entstehen. Das ist so schön.
Mein Vater würde mich auf der Stelle auch in ein Internat stecken, wenn er wüsste, was hier gerade mit Kevin und mir passiert. Ehe ich mich versehe, sind seine Lippen auf den meinen. Als er meine Zunge mit seiner berührt, ist es vorbei mit mir. Mein Herz zerspringt in meiner Brust. Wenn er wüsste, dass dies mein absolut erster Kuss ist. Kevin dagegen scheint sehr erfahren, er weiß genau, was er tut. Seine Hände gleiten durch meine schwarzen, kurzen Locken. Ich finde sie nicht ganz so toll, aber Kevin scheinen sie aus irgendeinem Grund zu gefallen. Dann drückt er mich schwer atmend an sich. Gerade als er unter mein Shirt wandern will, werden wir unsanft unterbrochen und fahren auseinander.
„Ich glaube, ich träume! Schämst du dich eigentlich nicht, in der Öffentlichkeit so etwas zu tun?“
Mein Vater sieht in dem Moment aus wie der Teufel persönlich. Ich bin dem Bezelbub ja noch nicht begegnet, aber so stelle ich ihn mir mit meinen fünfzehn Jahren vor. Für meine Eltern hingegen verkörpert Kevin das Böse. Für sie ist er Luzifer persönlich. Für mich ist er die Realität meiner Träume, die eine Gestalt angenommen hat. Er ist wild, verwegen und eigensinnig. Und jetzt ist sogar er geschockt, denn er rennt sprachlos davon. Meine Mutter hingegen steht nur stumm da und schaut mitleidig. Wie immer. Unsanft werde ich aus meinem bisher schönsten Tag hier in dem Kaff gerissen. Grob schleift mein Vater mich hinter sich her und seine Frau folgt uns gehorsam.
„Was ist bloß in dich gefahren? So habe ich dich nicht erzogen!“ schimpft er den ganzen Weg bis zu unserem Haus. Unserer Villa. Auf die ich gern verzichten würde. Ohne zu überlegen würde ich sie gegen etwas Zeit allein mit Kevin eintauschen. Was er mir vorhin wohl sagen wollte? Nach einem Donnerwetter, das sich gewaschen hat, darf ich endlich in mein Zimmer hoch gehen. Immer noch verzaubert nehme ich mein Tagebuch, das noch immer auf dem Tisch liegt, und schreibe meine Gedanken hinein, da ich sie mit sonst niemandem teilen kann und darf.
„Du bist mein Schatz.
Du trägst mein Geheimnis in dir.
Du kannst niemandem davon erzählen.
Du wirst niemals jemandem etwas verraten.
Du bist mein Schatz. Auf immer und ewig.
Etwas unglaubliches ist passiert. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass er mich küssen würde. Dass er mich überhaupt wahrnimmt und sogar meine Adresse kennt, grenzt schon an ein Wunder.
Der Kuss mit ihm war mein allererster überhaupt. Er war einfach nur wunderschön. Nie werde ich den Moment vergessen, in dem seine Zunge mein fand und damit eine Explosion in mir auslöste. Das war das schönste Ereignis in meinem bisherigen Leben. Leider wissen meine Eltern nun Bescheid, obwohl ich nicht genau weiß, was genau sie gesehen haben, aber es ist mir auch egal.
Kevin, ich glaube, ich liebe dich...“
Mit diesen Gedanken gehe ich zu Bett und versuche, die Standpauke meines Vaters vor dem gemeinsamen Abendbort vorhin zu überdecken. Und freue mich gleichzeitig auf die Schule, denn mit etwas Glück werde ich Kevin begegnen. Doch ich treffe ihn nicht und auch den Rest der Woche bleibt er verschollen. Selbst Bio Extra ist ohne ihn nicht dasselbe. Traurig begebe ich mich am Freitag nach Hause, obwohl das ersehnte Wochenende vor der Tür steht. Ich vermisse den Rotschopf und die moosgrünen Augen von Kevin. Was ist nur mit ihm? Vielleicht ist er krank? In Gedanken versunken laufe ich den Waldweg entlang, als plötzlich ein Pfeifen ertönt. Doch ich reagiere nicht und es pfeift noch mal energisch. Wie aus dem Nichts steht plötzlich Kevin vor mir. Meine Augen beginnen zu strahlen.
„Wo warst du denn die ganze Woche?“ Am liebsten würde ich mich in seine Arme werfen, so erleichtert bin ich, ihn zu sehen. „Ich musste untertauchen, dein Alter wollte mir mal wieder das Leben schwer machen.“
Wir gehen wie selbstverständlich zu unserem Baumstumpf im Wäldchen.
„Dein Erzeuger war bei meinen Eltern und hat denen die Hölle heiß gemacht. Jetzt muss ich erst recht in das scheiß Internat!“ schimpft er und sieht mich so böse an, dass ich ein wenig Angst bekomme. Unwillkürlich weiche ich ein Stück von ihm ab.
„Und das alles nur, weil du mich angemacht und geküsst hast!“
Seine grünen Augen blitzen mich zornig an. Aber ich will meine Angst nicht zulassen. Zitternd lege ich eine Hand auf seinen Oberschenkel.
„Wir wollten es doch beide, nicht wahr?“
Grob schiebt er meine Hand beiseite. „Musst du immer so geschwollen daher reden?“
„So bin ich nun mal, Kevin. Ne andere Version von mir gibt es nicht, jedenfalls nicht mehr in diesem Leben", sage ich bedeutungsvoll. Er schweigt plötzlich und schaut zu Boden. Erneut ruht meine Hand auf seinem Oberschenkel. Ich kann nicht widerstehen, zärtlich streichle ich sein muskulöses Bein. Man spürt deutlich, dass er Sport treibt. Kevin legt nun auch seine Hand auf mein Knie und fährt langsam nach oben. Eine Gänsehaut überzieht meinen Körper und ich spüre Erregung in mir hoch steigen. Das kenne ich zwar schon, aber nicht, dass es durch einen anderen Jungen erzeugt wird. Ich bin ein wenig erschreckt, aber es ist viel zu schön, um es zu stoppen. Seine Hand macht nun dort weiter, wo wir gestern unterbrochen worden sind. Kevin wandert unter mein Shirt und streichelt meine nackte Haut.
Mit Zeigefinger und Daumen zwirbelt er meine kleine Knospen, bis sie hart werden. Ich sehe Sterne, so geil fühlt sich das an. Ein leiser Seufzer hallt durch das Wäldchen und ich schäme mich endlich nicht mehr für meine Gefühle. Er ist erfahrener und auch etwas älter als ich, was an der Tatsache liegt, dass Kevin zwei Klassen wiederholen musste. Geschickt führt er meine Hand zwischen seine Beine und ich spüre sofort die geballte Männlichkeit, die nur darauf wartet, aus seinem Stoffgefängnis befreit zu werden. Er stöhnt, als ich ihn dort berühre.
„Lass uns in die kleine Jägerhütte gehen“, flüstert er und seine Stimme klingt ganz anders als sonst. Ich nicke nur und spüre wie meine Aufregung und auch Erregung wächst.
Dort angekommen ziehen wir uns gegenseitig aus. Sein muskulöser Körper ist wirklich beeindruckend und auch sein Glied, welches ich unentwegt anstarre. Kevin lacht und nimmt mich einfach in seine Arme. Er küsst mich leidenschaftlich und ich weiß in dem Augenblick ganz genau, dass ich heute den ersten sexuellen Kontakt meines Lebens erleben werde. Aber ich bin klug und nehme mir vor, es nicht beim ersten Mal bis zum Äußersten kommen zu lassen. Gegenseitiges Streicheln und Küssen wünsche ich mir jedoch sehr. Ob Kevin das genauso sieht? Meine Neugierde ist übergroß, also nehme ich sein steifes Glied in die Hand und mache bei ihm das, was ich zuhause alleine unter der Decke auch immer bei mir mache. Es scheint ihm zu gefallen, denn es kommen wohlige Laute aus seinem Mund. Es dauert nicht lange, bis er sich mit einem Schwall warmer Erregung auf seinen Bauch ergießt. Nach ein paar Minuten macht er es mir nach und reibt so lange meinen Penis, bis ich leise stöhnend zu einem unvergleichlichen Orgasmus komme. Ich schwebe wie auf Wolken und stelle fest, dass dies viel schöner ist als Selbstbefriedigung.
„Daran könnte ich mich glatt gewöhnen, Kevin.“
Ich schaue ihm zu, wie er in Jeans und Shirt schlüpft.
„Daraus wird nix, Kleiner“, sagt er wieder mit seiner gewohnt frechen Stimme.
Erstaunt sehe ich ihn an. „Warum?“
„Du bist echt süß, Tobi. Aber ich habe ne Freundin und kann mir schwul sein nicht leisten.“
Baff! Bumm! Peng und Zack! Unsanft knalle ich auf den Boden der Realität.
„Außerdem werde ich abhauen, wie ich dir schon sagte. Ich geh nicht auf dieses verkackte Internat!“
„Dann nimm mich mit, ich habe schon lange keinen Bock mehr auf dieses Kaff und meine Eltern.“
Meine Stimme klingt fast flehentlich. Kevins Antowrt ist schallendes Gelächter. Zügig schnappe ich mir Jeans und Kaputzenshirt.
„Ich meine es ernst, todernst. Ich komm mit dir.“
Er blickt mir tief in die Augen und ich versinke fast in diesem frischen Moos.
„Tobi, du verstehst nicht. Ich habe Scheisse gebaut und deshalb mach ich mich dünne. Und meine Freundin kommt mit. Sie ist zwei Jahre älter als ich und hat schon ein Auto. In knapp zwei Monaten bin ich eh volljährig und dann können mich alle mal!“
Also stimmen die Gerüchte, die ich über Kevin gehört hatte. Dann gehen also all diese Dinge wirklich auf sein Konto? Mir wird schwindelig. In dem Moment wird die Tür aufgerissen. Geschockt und angewidert starren meine Eltern uns an.
„Was habe ich dir gesagt, Freundchen?“ raunt mein Vater mir entgegen, „Ich habe dir den Umgang mit diesem kriminellen Subjekt untersagt!“
Kevin lacht angewidert. „Jetzt weiß ich, woher du diese gestelzte Sprache hast. Von deinem Alten natürlich.“
Meine Mutter sieht mich irgendwie schuldbewusst an. Was machen sie überhaupt hier und woher wissen die beiden, wo wir sind?
„Habt ihr mir nach spioniert?“ Meine Mutter vermeidet den direkten Blickkontakt zu mir.
Und dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Sie müssen mein Tagebuch gelesen haben...Wie aus weiter Ferne höre ich meinen Vater sagen:
„Das ist nur eine Laune der Natur, Tobi. Schwul sein ist nicht normal. Du bist mitten in der Pubertät. Das vergeht wieder und bald wirst du ein vernünftiges Mädchen finden und...“
„Halt den Mund!“ fahre ich ihm ins Wort.
„Und du denkst genauso?“ wende ich mich an meine Mutter. Wie immer sagt sie nichts.
„Sie ist der gleichen Meinung wie ich, mein Sohn.“
„So? Ist sie das? Auch wenn ich erst fünfzehn, eigentlich fast sechzehn bin, so ist es dennoch mein Leben. Und ich stehe auf Jungs, ob euch das gefällt oder nicht, ist mir egal. Das ist einzig und allein euer Problem. Akzeptiert mein Anderssein!"
Es fühlt sich irre gut an das endlich mal gesagt zu haben. Beeindruckt schaut Kevin mich an.
Das fühlt sich fast noch besser an. Aber ich spüre in dem Moment noch etwas anderes.
Dass Kevin dennoch weggehen wird und er für mich wohl eine Art Befreiungsschlag darstellt.
Die Schmetterlinge haben sich nach einigen Tagen schon wieder verzogen, genau wie Kevin.
Er hat sich seinem Schicksal gefügt und sich auf das Internat verschicken lassen.
Von dort schrieb er mir vor einigen Wochen einen kurzen Brief, in dem er sich bei mir dafür entschuldigte, dass er mich quasi benutzen wollte, um Ruhe vor meinem Vater zu bekommen. Ich habe das zwar zur Kenntnis und seine Entschuldigung angenommen, aber das war's dann auch.
Mehr weiß ich und will ich auch nicht mehr. Aber eines weiß ich genau:
Dass es einen Sinn hatte, ihm zu begegnen. Und dafür werde ich ihm dankbar sein.
Für immer und ewig...
Texte: Alle Rechte bei der Autorin
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Tag der Veröffentlichung: 19.06.2016
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