Ich? Ausgerechnet ich? Ich konnte es kaum glauben! Aber es schien Wirklichkeit zu sein! Ich hatte etwas gewonnen! Eine Reise auf einem riesigen Ozeandampfer!
Mehr aus Langeweile hatte ich bei dem Preisausschreiben mitgemacht. Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, dass ich auch nur den Hauch einer Chance haben könnte, zu gewinnen. Wo ich doch Zeit meines Lebens eher ein Pechvogel war.
Aber das war ja noch nicht alles, da gab es noch ein anderes Problem.
Seit einem Tauchunfall vor zehn Jahren war es mir unmöglich, in die Nähe von Wasser zu gehen, geschweige denn es überhaupt nur zu sehen oder riechen. Ich habe nach diesem traumatischen Erlebnis eine waschechte Phobie vor allen Gewässern entwickelt. Eine Hand voll Therapeuten schafften es nicht, mir zu helfen. Irgendwann resignierten sie alle, nacheinander. Insgesamt fünf Jahre hatte ich damit zugebracht, Therapien zu machen. Eine weibliche Psychologin war schon nahe dran, mich zu heilen. Mit ihr war ich zumindest einmal, wenn auch nur ganz kurz, auf einem in der Nähe gelegenen See. Aber als das kleine, angemietete Boot nur leicht anfing zu schunkeln, musste sie mich sofort wieder ans Ufer bringen. Ein paar Monate nach diesem Ereignis gab auch sie auf und somit schwand mit ihr ebenfalls meine letzte Hoffnung, die sie für mich darstellte.
Nicht mal mehr ins Schwimmbad konnten meine Freunde mich bekommen. Dabei war ich immer eine absolute Wasserratte. Ich liebte das kühle Nass und war jedes Wochenende mit ihnen zum Tauchen gefahren. Bis zu diesem Tag...
Deshalb konnte ich mir nun also selbst nicht erklären, was mich vor einigen Wochen dazu bewogen hatte, bei diesem Preisausschreiben mitzumachen. Hatte ich nun noch den letzten Rest meines Verstandes verloren? Normal war das jedenfalls nicht. Oder doch?
Wollte ich mich insgeheim selbst herausfordern? Dennoch durchfuhr mich ein Schrecken, der nicht von schlechten Eltern war, als ich den Brief mit der vermeintlich guten Nachricht in meinen zitternden Händen hielt. Ebenso unruhig wählte ich die Nummer meiner besten Freundin und berichtete ihr atemlos, was ich gerade eben erfahren hatte. Andrea fing laut an zu lachen.
„Du auf einem Schiff? Ohne festen Boden unter deinen Füßen? Auf dem offenen Meer?“
Ja, sie verstand es wirklich, mir Mut zu machen. Andrea konnte überhaupt nicht aufhören zu lachen und irgendwann stimmte ich mit ein. Danach schmiedeten wir Pläne, denn sie war ebenso wie ich der Meinung, dass es einen Grund geben musste für meine Teilnahme an diesem Preisausschreiben. Irgendetwas musste sich mein Hirn doch dabei gedacht haben...
Ehe ich mich versah, war ich nun fast am Kreuzfahrt-Terminal Bremerhaven angekommen. Andrea hatte mich liebenswürdiger Weise mit ihrem Wagen gefahren. So sparte ich mir die Parkplatzmiete für eine Woche Aufenthalt und wusste meinen geliebten kleinen Corsa zuhause in Sicherheit. Nach einem viel zu emotionalen Abschied von meiner besten Freundin wartete ich nun auf den Bus, der mich dann zum eigentlichen Ziel brachte. Zu Fuß wäre das Terminal von den Havenwelten in ungefähr dreißig Minuten zu erreichen. Aber für einen Spaziergang an der Kommodore-Ziegenbein-Promenade entlang fehlte mir die Ruhe. Ich war einfach viel zu nervös. Daher zog ich die Sicherheit im Shuttle vor.
Mein Ticket fest in der schweißnassen, zitternden Hand schleppte ich mich zum Schalter und reichte es der freundlichen Dame. Meine Brust schmerzte, so sehr hämmerte mein Herz dahinter. Ich glaube, sie sah mir meine Angst an, denn sie lächelte mich sanft aus ihren braunen Rehaugen an. Das tat irgendwie gut, es machte mich ruhiger.
Gefühlte Stunden später fand ich mich nach viel zu viel Aufwand in meiner Kabine wieder. Den Gepäcktrolley stellte ich erst mal in eine Ecke, ließ mich auf das weiche Bett sinken und atmete tief durch.
Was hatte ich hier verloren? Der Blick aus dem runden Schiffsfenster offenbarte mir schonungslos, was ich mir selbst angetan hatte. Ein Schrei der Hilflosigkeit quälte sich aus meiner trockenen Kehle. Meine Fingernägel krallten sich in den Holzrahmen, der die Scheibe umrandete.
Was hatte ich mir da zugemutet? Ich wollte nur noch weg. Runter von diesem Schiff, insbesondere vom Wasser. Dieses endlos scheinende, trügerisch schöne Blau schien seine gierigen Krallen nach mir auszustrecken, um mich zu holen. Mich in den Tod zu reißen!
In dem Moment klingelte mein Handy. Andreas Bild flammte im Display auf. Ich drückte sie weg, denn mir wurde klar, das hier musste ich alleine bewältigen. Sie war so weit weg und konnte mir nicht helfen...
Die scheinbar größte Herausforderung meines bisherigen Lebens lag nun unausweichlich vor mir. Tränen füllten meine Augen, meine Kehle schnürte sich zu. Unbeschreibliche Angst stieg in mir auf und löste einen nie gefühlten Fluchtimpuls aus.
Meine Augen starrten erneut auf das weite Blau hinter dem Bullauge meiner Kabine.
Mein Herz hämmerte so sehr durch meinen Körper, dass es übermenschlich weh tat im Brustkorb. Ich dachte, ich müsste sterben. So musste sich Todesangst anfühlen...
Dieser Zustand wurde von Sekunde zu Sekunde unerträglicher für mich. Ich wollte schreien, doch dann zog plötzlich etwas anderes meine Aufmerksamkeit auf sich...
Ein Mann lag entspannt in einem der bequemen Liegestühle. Als er mich wahrnahm, lächelte er liebevoll. In meinem Innern tobte ein Sturm und dieser Mensch lachte mich versonnen an. Seine Augen funkelten dabei wie zwei Sterne. Merkwürdig. Er kam mir seltsam vertraut vor...
Sein Blick schien magisch, denn ich konnte mich ihm nicht entziehen, so sehr ich mich auch bemühte.
Ich kann mich nicht erinnern, dass mich jemals ein Mann so durchdringend angeschaut hätte.
Dieser Fremde jedoch sah mich mit solch einem sanften Blick an, dass der Sturm in meinem Innern zunehmend ruhiger wurde. Mein Herzschlag wurde tatsächlich wieder langsamer und der Schmerz im Brustkorb erträglicher. Ich war mir sicher, dass dieser Mann Eisberge zum Schmelzen bringen könnte, nur mit seinen Augen. Alles in mir schmolz förmlich dahin...
Das Klopfen an der Kabinentür holte mich wieder in die Realität zurück. Leider.
Es war ein Stewart, der sich als Joe vorstellte, nach meinem Befinden fragte und mich zum Eröffnungsdinner einlud. Nach einem Essen mit lauter gutgelaunten und fröhlichen Menschen war mir so überhaupt nicht, aber vielleicht war es auch genau das, was ich jetzt brauchte. Normale Leute um mich herum, die nicht solche Probleme hatten wie ich. Also zog ich mein bestes Abendkleid an und meine schwarzen Sandaletten mit dem hohen Absatz dazu. Ein roter Traum aus Satin, den ich mir vor einigen Monaten erfüllt hatte. Der Schnitt sehr figurbetont, aber nicht billig. Endlich gab es einen passenden Anlass, um dieses Designerstück gebührend zu taufen.
Ich bin sicher, dass viele Blicke auf mir ruhten an dem Abend damals, männliche wie weibliche, aber nur einen nahm ich richtig wahr. Am Tisch gegenüber saß er. In einem schicken Anzug, der meiner Abendgarderobe durchaus Konkurrenz machte.
Der Mann vom Sonnendeck, der so entspannt im Liegestuhl gelegen und mich auf mysteriöse Weise beruhigt hatte. Es war schier unglaublich, dass ich noch an Bord war, ohne durchzudrehen. Ohnehin hatte der Dampfer längst abgelegt und ich hätte höchstens noch mit einem Helikopter fliehen können. Das würde mir niemand glauben!
Ich sah zu ihm rüber. Seine warmen Augen wanderten von meinen Haaren, die weich und lockig über meine Schulter fielen, nach unten bis zu meinen Füßen und wieder zurück.
Ihm gefiel, was er sah, denn er lächelte zufrieden. Ich hingegen war wie gefangen von diesen geheimnisvoll graublauen, durchdringenden und gleichzeitig leuchtenden Augen. Ich nahm am Kapitänstisch Platz und ließ mir das Essen munden. Führte hier und da ein wenig Small Talk, bekam Komplimente und lächelte dankend. Dennoch entging mir nichts. Jede Geste, jede Bewegung verfolgte ich, so wie er meine. Das war spannend, aufregend und erregend...
Während des Desserts überlegte ich fieberhaft, wer er wohl sein könnte. Denn er kam mir seltsam bekannt und vertraut vor. Ein leichtes Schmunzeln legte sich auf sein Gesicht, als könnte er meine Gedanken lesen.
Nach dem Dinner lockte er mich mit einem Fingerzeig auf das Sonnendeck. Es dämmerte bereits und die hereinbrechende Dunkelheit ließ die nostalgischen Laternen zwischen den Liegestühlen noch besser zu Geltung kommen. Sie schienen nur auf uns zu warten.
Mit geschickten Händen breitete er eine rote Samtdecke auf eine der Liegen aus und machte eine einladende Handbewegung. Wortlos folgte ich seiner Aufforderung und nahm Platz auf das weiche und bequeme Etwas. Das war herrlich entspannend, ich verschränkte die Arme hinter dem Kopf und blickte in den Himmel. Der Mond schien mich anzulächeln.
Das war er, der perfekte Augenblick...
Es herrschte eine unfassbare, fast schon vergessene, Ruhe in mir.
Ich ruhte in mir.
Wie schon seit langem nicht mehr.
Nach einer Weile schloss ich meine Augen und genoss die frische Brise. Wie aus Zauberhand ertönte leise Musik. Ich erkannte den Song sofort.
„Dust in the Wind“ von Kansas.
Und ich hielt diesen Moment mit meinem ganzen Herzen fest, er sollte nicht vergehen wie Staub im Wind. Zur passenden Untermalung dieses Augenblicks spürte ich plötzlich eine warme Hand auf meinem Gesicht, die mich sanft streichelte. Ich wehrte mich nicht, wusste ich doch genau, dass er es war, der mich liebkoste. Und ich wollte genau das jetzt!
Langsam und unendlich zärtlich strich er über meine Stirn, glitt über meine Schläfe hinunter zu meiner Wange. Fuhr über mein Kinn und zog dann mit einem Finger meine Lippen nach. Ich befeuchtete sie mit meiner Zunge und öffnete sie leicht. Ein wohliger Seufzer seinerseits mischte sich zwischen die leisen Klänge und bescherte mir eine Gänsehaut. Seine Hand streichelte nun über meinen Hals und ich zuckte unwillkürlich zusammen. Umgehend wurde mein Schoß von einem Kribbeln heimgesucht. Ich presste meine Schenkel zusammen, als könnte ich so die Erregung aufhalten, die sich ungefragt in mir ausbreitete.
Hatte er magische Hände? Ich schlug die Augen auf und blickte ihn an. Während ich in diesem Graublau versank, streichelte er über meine Schulter, meine Arme, hinunter zu meinen Hüften. Dabei berührte er die Außenseite meiner linken Brust. Es war nur der Hauch einer Berührung, aber er löste eine Welle der Erregung in mir aus. Meine Augen wurden schwer und ich schloss meine Lider erneut. Und dann hörte ich ihn zum ersten Mal sprechen.
„Entspann' dich einfach und genieße den Moment. Bevor er zu Staub im Winde wird...“ flüsterte er ganz nah an meinem Ohr. Die Wärme und die Leidenschaft in seiner Stimme vermischte sich mit diesem entzückenden österreichischen Dialekt und brachte mich dann komplett um den Verstand. Und die bedachte Wahl seiner Worte imponierte mir, ich war tief beeindruckt.
Wer war dieser mysteriöse Herr im eleganten Anzug? Ich wusste noch immer nicht, warum er mir so bekannt vorkam. Ich sah ihn an, prägte mir sein Gesicht genau ein. Graublaue Augen, eine feine Nase, ein schön geschwungener Mund, der bedachte Sätze in die Freiheit schickte und gepflegte, zärtliche Hände, die mich zum Schweben brachten. Er berührte keine intime Körperstelle und dennoch brodelte da ein Quell der Lust zwischen meinen Schenkeln, die sich inzwischen entspannt hatten.
Wozu sich wehren? Er sagte doch selbst, ich solle den Moment genießen.
Seine Augen glänzten im Mondschein und wirkten geheimnisvoll auf mich. So wie seine gesamte Person. Aber ich würde schon noch drauf kommen, woher ich ihn kannte, da war ich mir sicher. Ein wenig verwegen sah er mich an, er wirkte wie aus einer anderen Zeit auf mich.
Wie aus einer anderen Welt kommend. Oder finden sich solch Gentleman auch heute noch irgendwo auf diesem Erdball? Wer weiß. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt...
Inzwischen war es dunkel geworden und das Mondlicht erhellte sein Gesicht. Liebevoll blickte er mich an.
„Du bist eine faszinierende Frau.“
Seine Stimme war so einzigartig warmherzig, so sanft und raumfüllend.
Er sprach dieses Kompliment nicht einfach so dahin, sondern so, als wüsste er, dass ich selbst nicht so ganz davon überzeugt war. Zärtlich strich er mir eine widerspenstige Locke aus der Stirn und flüsterte mir weitere Komplimente ins Ohr. Ich hätte ihm die ganze Nacht einfach nur zuhören können, so sehr verzauberte mich seine Stimme...
Seine Worte waren wie Streicheleinheiten für meinen Körper und meine Seele. Die Angst vor dem weiten, endlos scheinenden Meer war wie weg geblasen. Aber wie war das möglich? Eine Weile lauschten wir noch dem Rauschen des Meeres, bevor sich jeder in seine Kabine zurückzog.
Die Nacht war nicht sehr erholsam gewesen, denn ich zermarterte mir das Hirn, warum er mir so bekannt vorkam. Ich hatte ihn irgendwo schon mal gesehen und war damals mit Sicherheit genauso fasziniert von ihm wie jetzt. Nur wo? Auch seine Stimme, diese Wärme, die sie ausstrahlte und dieses entzückende österreichische Dialekt kamen mir einfach so vertraut vor.
Als Teenager hatte ich für einen bestimmten Filmstar geschwärmt, ein Schauspieler. Und ich glaube, dieser war gebürtiger Österreicher. Wie war nur sein Name? Meine Freundinnen lachten mich damals aus, weil es ja viel cooler war, für einen amerikanischen Star zu schwärmen als für einen nicht so bekannten Schauspieler.
Wie hieß er nur?
Ich grübelte und grübelte, bis meine Hirnwindungen qualmten. Die LED Anzeige der Kabinenuhr zeigte mir an, dass es bereits nach 3 Uhr war. Ich musste dringend schlafen! Sonst würde ich mit blassem Gesicht und verquollenen Augen am Kapitänstisch sitzen. Das war dringend zu vermeiden, wenn ich gut aussehen wollte für meinen persönlichen Star dieser Reise.
Natürlich saß er am selben Tisch wie am Abend zuvor. Und natürlich sah er mich wieder mit diesem sanften Blick aus seinen graublauen Augen an. Unwillkürlich überzog eine Gänsehaut meinen Körper. Ich konnte den Härchen an meinen nackten Armen beim aufrichten zusehen...
Und er? Er grinste über das ganze Gesicht, als wüsste er genau, was in mir vorging. Er war so ein schöner Mann, so fein. Mit unglaublich filigranen Bewegungen. Er sagte auch heute Abend wieder nicht viel, dafür aber mit umso mehr Bedeutung für mich. Behutsam legte er einen Arm um mich, während wir am Geländer des Sonnendecks standen und in den Sternenhimmel blickten. Ich fühlte mich so geborgen und beschützt. Wie von selbst sank mein Kopf auf seine Schulter. Seine Hand glitt durch mein weiches Haar. Diese Berührung zuckte durch meinen ganzen Körper und sorgte für reichlich Verwirrung in meinem warmen Schoß. Daran war ich mittlerweile gewöhnt. Offenbar war ich durch seine bloße Anwesenheit dauererregt. Ich schämte mich kein bisschen für meine Gefühle, im Gegenteil. Seine Hand wanderte über meinen Rücken und ich biss mir auf die Lippen vor Aufregung. An meinem Po verweilte sie kurz. Diese kleine, sachte Berührung brachte mich derart in Wallung, dass ich zu schwitzen begann.
„Reiß dich mal zusammen, du bist doch kein kleines Mädchen mehr!“ maßregelte ich mich gedanklich selbst. „Du bist so schön, so unglaublich bezaubernd...“ vernahm ich nur einen Augenblick später ganz nah an meinem Ohr. Ich glaube, allein mit seiner Stimme, die einen innerlichen Vulkan in mir auslöste, hätte er mich zu einem gigantischen Höhepunkt bringen können...
Diese unvergleichliche Art, mit der er sprach, kannte ich bisher noch von keinem Mann. Lediglich ein gewisser Schauspieler brachte mich in jungen Jahren damit um den Verstand.
Der Mann, der mich in seinem Arm hielt, erinnerte mich absolut an ihn. Aber das konnte ja nicht sein. Dieser Schauspieler müsste ja bereits sehr alt oder schon verstorben sein...
Ich schaltete mein Hirn aus, als er mich zu sich drehte und mich an sich drückte. Mein Herz drohte zu zerspringen und ich schmiegte mich so eng an ihn, wie es nur ging. Wäre am liebsten in ihn rein gekrochen. Eine Zeit lang hielt er mich einfach nur fest. Aber bald gingen seine Hände wieder auf Wanderschaft. Lange konnte er nicht von mir lassen, aber das gefiel mir. Er roch so unglaublich gut, so verwegen, würzig und frisch zugleich.
Seine Hände erkundeten nun meinen Körper samt seinen Rundungen. Mein Gesäß schien ihm besonders zu gefallen, seine Hände zeichneten meine Pobacken nach und verirrten sich auch in die Furche, die mein Hinterteil spaltete. Ich musste mich sehr zusammenreißen um nicht laut los zu stöhnen.
Und als seine Hände meinen Busen umfingen, wurde es nur noch schlimmer. Ich war über alle Maßen erregt und unterdrückte das mit mäßigem Erfolg. Warum eigentlich?
„Du musst dich nicht zurückhalten, meine Liebste. Gefühle sind dazu da, um gelebt zu werden. Worauf wartest du?“ Er vergrub sein Gesicht in meinen Haaren, während er diese Worte mit erregter Stimme flüsterte. Konnte der Mann Gedanken lesen?
Ich beschloss, mich ihm hinzugeben. Ganz und gar. Hier und Jetzt.
Mit flinken Händen öffnete er meine weiße Sommerbluse und entließ meine heißen Brüste in die Freiheit. Ein heiseres Stöhnen entfuhr ihm, als er sie in voller Pracht mit seinen Augen im Mondschein einfing.
„Du bist wirklich wunderschön...“
Ich glaubte ihm. Ich glaubte diesem Mann mehr als anderen Männern. Einem Fremden, dessen Namen ich nicht mal kannte. Und er meinen genauso wenig.
„Ich habe immer davon geträumt, einmal einer Frau wie dir zu begegnen.“ Sprach es aus und bettete mich auf unseren Liegestuhl mit der roten Samtdecke. Es schien alles so unwirklich, besonders da nun leise im Hintergrund Foreigner zu hören war, mit dem Song „waiting for a girl like you“...wie passend!
Ein weiterer, perfekter Augenblick.
Niemand war hier, wir waren völlig allein. Komisch. Waren alle anderen Reisegäste unromantisch? Ich kam nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, denn mein fremder und zugleich vertrauter Begleiter hatte mich inzwischen völlig entkleidet.
Trotz der frischen Brise fror ich nicht. Im Gegenteil, mein Körper brannte vor Verlangen.
Er entdeckte das Feuer in meinen Augen, lange sahen wir uns einfach nur an. Sein Blick versprach brodelnde Leidenschaft und das Graublau streichelte mich intensiv. Es schien, als speicherte er gedanklich alles ab, was er sah. Meine dunklen Locken, meine ebenso dunklen Augen, meine Lippen, die irgendwie voller wirkten, seit ich ihm begegnet war. Und die sich leicht geöffnet und willig zeigten, endlich von ihm geküsst zu werden. Langsam beugte er sich zu mir runter, nahm mein Gesicht in seine Hände und legte seine Lippen auf meine. Als seine Zunge endlich die meine fand, ertönte in weiter Ferne ein Feuerwerk.
Oder waren es Raketen der Liebe, die nur wir beide hörten? Wir küssten uns leidenschaftlich und immer fordernder. Seine Hände waren überall und brachten mich zum Stöhnen. Zum Seufzen. Zum Kichern. Zum Flehen. All die schönen Geräusche, die er mir entlockte, verhallten im Nachtwind...
„Hans Holt!“ schreckte ich plötzlich hoch. Entgeistert sahen wir uns an.
Das war sein Name, so hieß der Schauspieler, für den ich in jungen Jahren so geschwärmt hatte. Mit bürgerlichem Namen Karl Johann Hödl. Geboren in Wien. Mein ganzes Leben lang wollte ich immer mindestens einmal nach Wien reisen. Eine wunderschöne Stadt mit unzähligen Sehenswürdigkeiten. Ein Herzenswunsch war immer, den Stephansdom und den Wiener Prater zu besuchen. Mindestens!
Hans Holt war bereits im August 2001 verstorben. Wir schrieben das Jahr 2015!
Starr vor Schreck blickte ich mein Gegenüber an. War das ein Traum, in dem ich seit Tagen gefangen war? Dieser Mann konnte nicht Hans Holt sein, also war ich nicht in der Realität!
So oft ich früher davon geträumt hatte, dass mich dieser Mann nur einmal berührt, in den Arm nimmt oder mir mit seiner schönen Stimme Mut macht, wenn ich traurig war.
Ich war so fasziniert von ihm, wie von keinem anderen. Er hatte eine unglaubliche Ausstrahlung und diesen unwiderstehlichen Charme...
Jetzt hatte ich trotzdem etwas Angst bekommen. Das ging nicht mit rechten Dingen zu.
Wer war dieser Mann, der ihm nicht nur wie aus dem Gesicht geschnitten schien, sondern sogar identisch sprach wie mein einstiger Filmliebling?
Ich schob diese Frage erfolgreich beiseite, als er begann, sich seiner Kleidung zu entledigen.
Wir liebten uns die ganze, klare Sternennacht hindurch bis uns die ersten Sonnenstrahlen kitzelten. Auch im Liebesakt war er ein vollendeter Gentleman. Diese Nacht würde unvergesslich bleiben, das war mir in der Sekunde klar, in der er in mich eindrang und mich endlos beglückte.
Nachdem wir unser Liebesspiel haben ausklingen lassen, sammelte er meine Kleidungsstücke ein und lächelte mich an. Was hatte er vor? Das war mir noch nie passiert. Er nahm meinen winzigen Slip und zog ihn mir wieder an. Ganz langsam und zärtlich, was mir fast schon wieder erneute Lust bereitete. Ich richtete mich auf und er hüllte mich wieder in meinen Rock und der weißen Sommerbluse. Sprachlos sah ich ihn an und tat es ihm kurz später gleich. Hand in Hand stellten wir uns an die Reling und blickten in den Sternenhimmel. Und dann zeigte mein Fremder mit den tatsächlichen Star dieser Reise. Einen Stern am Firmament über uns. Er strahlte unglaublich intensiv und stark, obwohl es schon fast hell war. Und war so schön wie nichts anderes. Nie hatte ich jemals etwas Vergleichbares gesehen. Und noch nie erlebte ich einen perfekteren Moment als diesen. Ich genoss den Augenblick, bis sich etwas in mir veränderte. Meine Hand fühlte sich mit einem Mal anders an.
So kühl und leicht. Ich blickte neben mich.
Doch da war niemand, der Platz neben mir war leer.
Texte: Alle Rechte am Text bei der Autorin
Bildmaterialien: google.de
Tag der Veröffentlichung: 16.04.2016
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
einem österreichischen Schauspieler mit unverwechselbarem Charme.
Hans Holt 1909 - 2001