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In der Hitze der Nacht

Ein warmer Sommerregen nieselt auf mich herab. Die mühsam geglätteten Haare verwandeln sich zurück in widerspenstige Locken. Meine Wangen fühlen sich heiß an, die Tropfen scheinen auf ihnen zu verglühen. Es ist unerträglich heiß in dieser Nacht. Von Kopf bis Fuß fühle ich die Hitze, die mich von innen zu verbrennen scheint. Die verführerischen Klänge, denen ich mich so gern hingebe, höre ich auch hier draußen. In sicherer Entfernung von dem Ort, der mich bis gerade magisch in seinen Bann gezogen hat. Oder liegt es an den beiden Herren, die mich gleichermaßen interessieren?
„Süße, hier bist du“, höre ich die vertraute Stimme meiner Freundin.
„Was ist denn los? Wieso bist du so plötzlich raus gestürmt?“ fragt sie und hält sich schützend die Hände über den Kopf. Nun hat der Sommerregen auch ihre Frisur ruiniert und lässt zudem Kajal und Wimperntusche aus ihrem Gesicht eine komische Fratze zeichnen. Ob ich will oder nicht, jetzt muss ich lachen. Sie stimmt mit ein und wieder einmal wird mir bewusst, was für eine tolle Freundin ich in Sandra gefunden habe. Welche Frau stellt sich schon freiwillig in den Regen? Und dazu noch mit frisch frisierten Haaren und geschminkten Augen. Ja, ihre Augen. Sie sind der Hammer. Bernsteinfarben, fast ein wenig golden. Sandra malt sich immer Smoky Eyes. Das ist ein absoluter Hingucker und ich bin etwas neidisch. Meine Augen dagegen sind grün und leuchten ein wenig, wenn ich glücklich bin.
Das wiederum gefällt Sandra. Nach dieser Ruhephase an der mehr oder minder frischen Luft gehen wir Arm in Arm wieder ins Innere des Paradiesos. Der erste Weg ist der zu den sanitären Anlagen. Nach dem Regenguss müssen Sandra und ich uns erst mal wieder herrichten.

„Meinst du, sie sind noch da?“ frage ich.

„Warum bist du eigentlich geflüchtet? Dein Tanzpartner hat ganz schön blöd aus der Wäsche geguckt“, klärt meine Freundin mich auf und jetzt fühle ich mich noch schlechter. Als wir die Schwelle zur Tanzfläche des Paradiesos übertreten, sehe ich die beiden sofort. Sie sind einfach umwerfend. Sexy und attraktiv und verwegen. Selbst unter tausend Menschen würde ich sie wohl entdecken.

 

 „Was sollte das denn eben? Wieso bist du einfach abgehauen?“ fragt eine Männerstimme direkt an mein Ohr und ein kalter Schauer läuft über meinen Rücken. Ich weiche ein Stück von ihm ab, denn er hat ungefragt seinen Arm um mich gelegt.
„Es ging mir nicht gut und ich musste mal an die frische Luft“, lüge ich und frage mich sofort, warum ich ihm nicht die Wahrheit sagen kann. Er ignoriert das, zieht mich mit leichtem Druck wieder fester an sich und schleppt mich zurück auf die Tanzfläche. Ich bin von seiner forschen Art so eingeschüchtert, dass ich mich fast willenlos ergebe und mit ihm tanze. Er ist ein attraktiver Mann, keine Frage. Aber ich stehe so überhaupt nicht auf ihn und das will mir aus unerfindlichen Gründen nicht über die Lippen. Unglücklich hänge ich in seinen Armen. Doch als er beginnt, mich zu streicheln, finde ich endlich meine Sprache wieder.

„Bitte lass das, ich möchte das nicht.“ Aber auch das ignoriert er und macht einfach weiter.
Ich wiederhole meine Bitte noch einige Male. Ohne Erfolg. Im Gegenteil. Ich höre ihn sogar „du willst es doch auch. Zier dich nicht so!“ sagen. Dann legt er seine Hände auf meinen Po und das rüttelt mich endlich wach. Ich löse mich aus seinen Fängen und meine Hand landet unsanft in seinem Gesicht. Sein Blick verdüstert sich, seine Augen verengen sich zu kleinen Schlitzen.

„Das hast du nicht umsonst getan, du kleine Schlampe!“ schreit er und hebt ebenfalls seine Hand. Zum Gegenschlag soll er aber nicht mehr kommen, denn sein Arm wird unsanft von jemandem festgehalten. Einer meiner beiden Lieblingsmänner hat meinen Tanzpartner fest im Griff und der andere holt jemanden von der Security dazu. Dann geht alles ganz schnell. Der aufdringliche Kerl wird des Lokals verwiesen. Er beschimpft mich, aber die Worte kann ich nicht hören. Und ich will es auch gar nicht. Ich bin einfach nur erleichtert, dass es vorbei ist.

„Ist alles in Ordnung? Geht es dir gut?“ höre ich erneut eine Männerstimme, ganz nah an meinem Ohr. Und wieder läuft ein Schauer über meinen Rücken. Doch diesmal ist es ein angenehmer. Gänsehaut überzieht im Schneckentempo meinen gesamten Körper. Mein Retter lächelt mich an und ich nicke lächelnd zurück. Versinke in seinen blauen Augen. Wenn er wüsste, wie ich mich gerade fühle. Und wie heiß ich ihn finde. Und wie sehr mein Körper auf seine Nähe reagiert...

 

„Habe ich irgendetwas verpasst?“ Sandra hat das Ganze gar nicht mit bekommen und stößt zu uns, als mein „Retter“ sich gerade auf den Weg zur Bar macht, um Getränke für uns zu besorgen. Ich berichte ihr kurz, was geschehen war und bitte sie, mich wieder allein zu lassen. Erklären muss ich ihr nichts, sie weiß Bescheid, wünscht mir Glück und mischt sich wieder unter die tanzende Meute.
Mit zwei äußerst appetitlich aussehenden Fruchtcocktails kehrt der ältere der beiden Männer an unseren Tisch zurück. Lächelnd reicht er mir ein Glas und ich lasse ein wenig des bunten Etwas durch den schwarzen Strohhalm in meinen Mund gleiten.

„Das schmeckt verdammt lecker. Was ist das?“

Er lächelt, stellt sein Glas ab und reicht mir die Hand.

„Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Raphael.“
Was für ein schöner Name. Nicht im Traum habe ich damit gerechnet, dass ich seinen Namen heute erfahren, geschweige einem oder beiden heute noch so nah sein würde.
„Sonja“, sage ich und nehme seine warme Hand nur zu gern in meine. Der Händedruck dauert einen Moment länger als üblich und beschert mir herrliches Herzklopfen. Erneut versinke ich in seinen blauen Augen.

„Ich bin übrigens Tobias!“ höre ich jemanden neben mir sagen. Ich drehe mich zur Seite und sehe direkt in die braunen Augen des Freundes von Raphael. Die beiden sind so dermaßen heiß, dass ich ins Schwitzen komme, obwohl es hier drin, Dank der Klimaanlage, angenehm frisch ist.

„Wie ich sehe, hat Raphael dich schon mit dem Geheimtipp versorgt. Darf ich?“

Tobias zeigt auf mein Glas mit dem fruchtigen Inhalt. Ich kann nur nicken und schmelze fast dahin, während er den schwarzen Halm zwischen seine schöne Lippen führt und von meinem Drink nascht. Ein leiser Seufzer entweicht mir und ich bin nicht mal böse, dass er meinen Cocktail bis zur Hälfte geleert hat. Raphael schaut Tobias finster an und reicht mir sein fast noch volles Glas. Dabei tritt er ganz nah an mich heran. Tobias macht es ihm nach. Die beiden scheinen ganz genau zu wissen, wie ich auf sie reagiere. Oder ist das alles purer Zufall? Ich bin verwirrt, beide Männer machen mich gleichermaßen an...

Nervös nestele ich an dem Strohhalm, als sich plötzlich zwei Hände um meine Taille legen. Mein Herz droht zu zerspringen vor Aufregung. Es ist Tobias, der sich hinter mich gestellt hat. Der langsame Song, der gespielt wird, passt zur aufkommenden Stimmung. Bereitwillig lehne ich mich gegen den aufregenden Mann hinter mir. Sein Druck wird fester und er beginnt mich langsam an den Seiten zu streicheln. Das fühlt sich großartig an und kann vor Aufregung kaum mehr atmen. Gänsehaut berieselt meinen gesamten Körper, bis in die Haarspitzen.

Unglaublich.

„Entspann dich“, sagt Tobias, der meine innere Aufruhr spürt. Ich schließe meine Augen, lausche den Klängen und gebe mich ganz dem Gefühl hin, das er in mir auslöst. Zärtlich streicht er meine Haare aus dem Nacken und küsst mich dort. Das Stöhnen, das ich nicht unterdrücken kann, hört zum Glück niemand. Bald lässt er auch seine Zunge auf meinem Hals und den Nacken hinunter gleiten. Das ist kaum auszuhalten, so schön und erregend ist es.


„Tanz mit mir“, höre ich nun Raphael sagen und öffne meine Augen langsam. Im ersten Moment bin ich ein wenig ungehalten, weil ich mich gestört fühle. Dennoch lasse ich mich von ihm auf die Tanzfläche führen. Erneut ziehen seine blauen Augen mich magisch in den Bann. Zu Anfang tanzen wir alleine, doch bald gesellt sich auch Tobias zu uns. Wieder umfasst er mich von hinten und wiegt mich mit den Armen hin und her. Ich genieße die Situation, lächle Raphael an und drehe mich dann zu Tobias. Wir flirten, lachen und tanzen zusammen. Ich bevorzuge ihn ganz deutlich. Warum eigentlich? Gerade nehme ich mir vor, mit Raphael zu tanzen, da sehe ich Sandra. Der DJ spielt nach der schnellen Nummer nun wieder eine langsame. Raphael zieht meine Freundin blitzschnell an und mein Magen sich zusammen. Ein Stich zischt durch mein Herz. Ist das etwa ein Anflug von Eifersucht?

Erneut bin ich verwirrt und suche das Freie auf. Brauche dringend frische Luft. Ein Liegestuhl nahe des Pools lädt mich ein, auf ihm Platz zu nehmen. Das tut gut. Es hat aufgehört zu nieseln, aber die Hitze in dieser Sommernacht ist noch immer spürbar. Am liebsten würde ich ins kühle Blau des Pools gleiten.
„Was ist denn los? Du bist vorhin einfach weg.“

Tobias hat sich zu mir gesellt.

„Ich wollte nur ein bisschen frische Luft tanken“, lüge ich. Ich will es nicht unnötig kompliziert machen.

„Naja, frisch ist relativ“, witzelt Tobias, „heute Nacht kann man die Luft in Scheiben schneiden, so dick ist sie.“

Er wischt sich den Schweiß von der Stirn und ich muss grinsen. Sein weißes Shirt klebt ihm am Körper und lässt seine Bauchmuskeln zumindest erahnen. Mir ist nicht mehr nach Trübsal blasen. Langsam stehe ich auf, gehe zu seinem Liegestuhl und setze mich auf seinen Schoß. Sofort schlingt er seine Arme um mich. Ich will ihn spüren, ihn küssen. Mein Zeigefinger fährt zärtlich seine Lippen entlang. Sie sind unwiderstehlich. Er kommt mir auf halbem Wege entgegen und dann treffen sich unsere Münder zu einem intensiven, feuchten Kuss. Alles in mir kribbelt und ich weiß genau, ich will diesen Kerl. Hier und jetzt und auf der Stelle. Seine Hände sind überall, auf meinem Po, auf meinen Brüsten, auf meinem Rücken, dem Hals, in meinem Haar. Unsser Kuss dauert unendlich lange und macht nur noch mehr Lust.
„Ach hier seid Ihr. Da hattet Ihr wohl die gleiche Idee wie wir“, höre ich eine mir vertraute Stimme feststellen. Tobias und ich fahren auseinander. Sandra und Raphael haben es sich ebenfalls auf zwei Liegestühlen gemütlich gemacht. Ich fühle mich ertappt, wische schuldig die Spuren des Kusses von meinen heißen Lippen und begebe mich wortlos zu meinem Liegestuhl zurück. Nun sitzen wir also zu viert um den Pool herum und schweigen uns an. Was für eine merkwürdige und seltsame Nacht. Tobias schmachtet mich an, Raphael beobachtet mich heimlich und Sandra trinkt einen Jack Daniels mit Coke. Ihr Lieblingsgetränk. Ich glaube, ich brauche auch so einen. Sonst drehe ich durch vor Aufregung und Verwirrtheit. Diese Nacht macht mich langsam aber sicher fertig...

Ich komme mit Sandras Lieblingsgetränk zurück und steuere direkt auf Raphaels Liege zu. Ich muss ihm zu verstehen geben, dass ich auch ihn will.

"Darf ich?" frage ich und deute auf seinen Schoß. Er nickt wortlos und ich nehme betont langsam Platz auf seine in Jeans verpackte Männlichkeit. Zusammen leeren wir das Glas Jack Daniels mit Coke und ich lege meinen Kopf an seine Schulter. Mir ist schwindelig, seit Jahren habe ich so ein Teufelszeug nicht mehr angerührt. An Raphaesls Brust ist es angenehm kuschelig, ich lausche seinem beschleunigten Herzschlag. Sandra verabschiedet sich bald und geht wieder ins Innere des Paradiesos. Ich nutze die Gelegenheit, hebe meinen Kopf und schaue Raphael in die Augen.

"Küss mich."

Dieser Aufforderung kommt Raphael umgehend nach. Er küsst anders als Tobias. Nicht so fordernd, eher eine Mischung aus Leidenschaft und Zärtlichkeit. Ich muss aufpassen, dieser Kuss hat ganz klar Suchtpotiental. Er hält dabei mein Gesicht in seinen Händen und ich glaube zu träumen. Mein Körper drückt sich ganz nah an seinen, ich kann nichts dagegen tun, dass ich am liebsten in ihn hineinkriechen würde. Raphaels Hand wandert über meinen Rücken nach unten, an der Seite wieder nach oben, durch meine Haare und wieder zurück nach unten zum Ansatz meines Po's.

Er will mich auch, ich spüre es ganz deutlich. Seine hart gewordene Männlichkeit zwickt mich. Ich setze mich jetzt rittlings auf ihn. Er könnte jetzt seine Hose öffnen und ganz leicht einfach in mich eindringen. Feucht genug bin ich bestimmt, so dass es ohne Probleme gelingen würde.

Was für absurde Gedanken...

Im nächsten Augenblick steht plötzlich Tobias neben uns und hält mir die Hand hin. Ich verstehe nicht ganz und schaue Raphael an.

"Kommst du mit uns, um eine unvergessliche Nacht zu erleben?"

Seine Stimme klingt unglaublich erregt und verheißungsvoll. Und auch er reicht mir seine Hand. Ohne lange zu überlegen, schreibe ich Sandra eine SMS und ergreife die Hände der beiden Männer. Aus irgendeinem Grund vertraue ich ihnen. Voller Vorfreude lasse ich mich in die Hitze der Nacht entführen.

 

Impressum

Texte: Alle Recht am Text liegen bei der Autorin
Bildmaterialien: google.de
Tag der Veröffentlichung: 22.07.2015

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