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Der Kuss des Malers

mDein tragischer Tod ist nun schon drei Jahre her.

Und immer noch ist der Tag in meinem Herzen und meinem Hirn wie eingebrannt. Ein schrecklicher Unfall brachte dich fort aus meinem Leben. Unwiederbringlich. Wir waren doch so glücklich miteinander. Oder war nur ich es? Du hattest zwar stets betont, dass dir nichts fehle, aber ich wusste, dass ich dir nicht sexy genug war. Dass ich zu wenig Leidenschaft bei unserem Liebesspiel zeigte. Auch, dass du gern mal Sex an ausgefallenen Orten mit mir gehabt hättest, war mir bewusst. Aber ich wollte und konnte daran nichts ändern. Meine Vergangenheit verbot mir, mich auszuleben, mich fallen zu lassen im Liebesakt mit dir. Und obwohl ich jedes einzelne Mal mit dir genossen hatte, war es dir dennoch nicht genug. Das spürte ich, auch wenn du es mir gegenüber mit keiner Silbe erwähnt hattest.

Ich war zu leise, zu introvertiert und eben zu leidenschaftslos...

Es gab einen tragischen Grund für mein verhaltenes Sexleben. Ich wurde mit vierzehn Jahren von zwei Männern vergewaltigt. Das hatte mich auf ewig gezeichnet und meine Seele gebrochen. Du wusstest davon nichts. Niemand wusste davon. Dennoch konnte ich deine Nähe und das Körperliche mit dir jedes einzelne Mal geniessen. Du warst gut zu mir. Fünf schöne Jahre hatten wir zusammen und dann riss dieser verdammte Unfall mit deinem geliebten Aston Martin dich einfach aus meinem Leben. Nahm dich mir weg. Du warst mit Tempo 220 in die Leitplanke gerast und noch an der Unfallstelle deinen inneren Verletzungen erlegen. Ein Wimpernschlag und das Leben ist vorbei...aber ich musste langsam wieder zurück in meines...

 Ich war zweiundzwanzig Jahre alt, als ich dich kennen und lieben lernte. Du warst mein erster Mann. In meinem Herzen der erste und einzige. Meine erste große Liebe. Diese beiden Monster, die mir das angetan und mir brutal die Unschuld geraubt hatten, zählten nicht. Haben sie nie und doch hatten sie noch immer Macht über mich. Das musste aufhören...

 Kurz vor deinem Tod wollte ich ein Bild, ein Portrait von mir für dich anfertigen lassen. Aber nicht irgendeines, nein. Es sollte etwas Besonderes sein. Ein begabter, am liebsten der beste, Maler in der Stadt sollte mich so malen, wie Gott mich schuf. Nur für dich. Es sollte ein Geschenk für deinen dreißigsten Geburtstag werden. Doch den durftest du nicht mehr erleben und so legte ich dieses Vorhaben auf Eis. Doch jetzt, drei Jahre später, flammte dieser Wunsch plötzlich wieder in mir auf. Ich fand mich selbst nicht sonderlich schön oder attraktiv, auch deshalb wollte ich einfach mal in ein anderes Spiegelbild schauen. Wollte sehen, wie mich eine andere Person sieht. Mich und meinen Körper. Nein, ich wollte wissen, wie mich ein anderer Mann sieht. Ein angenehmes Kribbeln machte sich in meinem Körper breit, während ich die Nummer des Malers wählte, der mir von einer guten Bekannten empfohlen wurde. Es verstärkte sich um ein Vielfaches, als Francesco seinen Namen in die Muschel hauchte. Allen war er nur als Francesco bekannt, niemand kannte seinen Nachnamen. Und ich schien die einzige zu sein, die ihm noch nie begegnet war. Dementsprechend gespannt fieberte ich unserem Termin entgegen, bei dem Francesco mit mir die notwendigen Details bereden wollte. Dazu trafen wir uns an einem wunderschönen Sonntag im August in einem Straßencafé, das ich bis dahin gar nicht kannte. Ein Geheimtipp sozusagen. Langsam schlenderte ich, in meinem liebsten Sommerkleid und weißen Sandalen, darauf zu und schaute durch die großen Panoramafenster nach Francesco. Ich hatte keine Ahnung, wie er aussah. Nach der Stimme zu urteilen stellte ich ihn mir sehr attraktiv vor. Wenn nun sein Aussehen eine ähnliche Wirkung auf mich hätte wie das erste Telefonat? Ich hoffte, dass ich in diesem Fall meine Aufregung gut verbergen könnte. Ich betrat also das Cafe und meine Augen suchten nach einem Francesco. Es saßen einige Gäste bei Kaffee, Kuchen, Eis oder anderen Köstlichkeiten. In der hintersten Ecke entdeckte ich einen Mann im hellen Leinenanzug, der lässig nach hinten gelehnt in einer Zeitung versunken war. Nur seine schwarzgrauen Locken lugten über dem Zeitungsrand hervor. Einen kurzen Moment später schaute er auf und sah mich aus dunkelbraunen Augen spitzbübisch an. Das musste er sein! Für mich gab es keinen Zweifel. Er sah herrlich verwegen aus mit den schwarzen Locken, in denen sich schon viele graue Haare verirrt hatten, und dem unrasierten, markanten Gesicht. Seine unendlich tiefbraunen Augen musterten mich neugierig. Glitten an mir auf und ab. Langsam faltete er die Zeitung zusammen und legte sie beiseite. Mit der Hand deutete er wortlos auf den Stuhl ihm gegenüber. Ich nahm ebenso wortlos darauf Platz und lächelte unsicher. Er sah mich lange an, bevor er fragte: „Du bist Jana, richtig?“

Erneut schickte seine Stimme ein Kribbeln in meinen Schoß, das mich erröten ließ. Francesco nahm dies lächelnd zur Kenntnis. Ich nickte schüchtern. „Was hast du dir vorgestellt? Was soll dein Bild aussagen?“

Seine Frage irritierte mich. Ich wusste darauf keine Antwort. Also druckste ich herum wie ein kleines Mädchen, was er wiederum amüsant fand.

„Du musst doch irgendeine Vorstellung von der Arbeit haben, die ich für dich anfertigen soll“, sagte er lachend. Dann bestellte er einen Espresso und für mich einen Cappuccino. Woher er wohl wusste, dass das mein Lieblingsheißgetränk war? Ich dachte nicht weiter darüber nach und genoss ihn. Er schmeckte hervorragend. Dieses Cafe war toll und ich hatte es sofort abgespeichert für weitere Besuche. Es war ungemein gemütlich und dennoch sehr stilvoll eingerichtet. 

 „Naja“, begann ich schüchtern, „am liebsten wäre mir, wenn das Bild meine Geschichte erzählen und dennoch schön sein würde...“

Bis heute ist mir nicht klargeworden, warum ich diesen Satz gesagt habe. Vielleicht habe ich mir gewünscht, jemand würde endlich von meinem erstickenden Geheimnis erfahren. Er sah mir lange in die Augen, so als wollte er darin etwas über mich finden.

„Soll ich neben deiner Aura auch deinen Schmerz einfangen und ihn widerspiegeln?“

Seine Frage traf mich mitten ins Herz. Woher wusste er...so schnell ging das doch nicht? Unruhig rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her. Er konnte doch nichts davon wissen. Die Vergewaltigung war mein best gehütetes Geheimnis. Was er wohl damit meinte? Ich räusperte mich nervös.

„Ich möchte gern mein Ich  sehen, wie es jemand anderer sieht. Nicht bloß mein Bild im Spiegel. Verstehst du, was ich meine, Francesco?“

Er lächelte sanft und nickte.

„Mal' mich so, wie DU mich siehst und nicht so, wie ich es tue.“

Als könnte er Gedanken lesen, erklärte er mir nach einer kurzen Ruhepause: „Du bist eine sehr schöne Frau, Jana, aber du glaubst nicht an dich.“

Woher wusste dieser Mann das über mich? Verfügten Maler über eine besondere Art der Menschenkenntnis? Mit einem Mal packte mich eine unbändige Freude auf die Zusammenarbeit mit ihm. Das würde einige Wiedersehen sicherstellen und mir bestimmt noch mehr von diesem wunderschönen Kribbeln, das inzwischen in meinem gesamten Körper für Unruhe sorgte, bescheren. Seit drei Jahren verspürte ich so etwas nicht mehr.

Viel zu lange...

 Unser erster Termin war genau eine Woche nach dem Treffen im Cafe. Und wieder war es ein herrlich warmer Sonntagnachmittag. Francesco führte mich in seinem Atelier herum und ich sog jedes kleinste Detail auf. Überall auf dem Boden scharten sich fertige oder angefangene Bilder. Die große Staffelei war mitten im Innern seines Ateliers aufgebaut und lud dazu ein, sofort den Pinsel selbst zu schwingen. Da waren so viele wunderschöne Farben, für die ich nicht mal Namen gehabt hätte. Eine große Fensterfront sorgte dafür, dass Francesco genügend Licht bekam. Wenn dann die Dämmerung einbrach, wurde das Sonnenlicht von hellen Deckenflutern abgelöst. Sogar ein alter Plattenspieler stand in einer Ecke neben dem roten Sofa. Leise, klassische Klänge erwärmten die Atmosphäre. Unsere letzte Station war der Platz, an dem ich mich für mein Bild niederlassen sollte. Mir wurde heiß und kalt beim Anblick der bordeauxfarbenen Samtdecke, die mich aufforderte, sie anzufassen. Sie sah so herrlich weich aus. Gänsehaut überzog meinen Körper.

„Sie wird das einzige sein, das deinen schönen Körper umhüllt, während ich dich male, wie Gott dich schuf, Jana.“

Seine Stimme schickte einen Schwall Erregung in meinen Schoß.

„Du kannst dich dort hinten entkleiden“, sagte er und zeigte auf ein kleines Séparée. Mein Herz begann zu rasen, mein Mund wurde staubtrocken.

„Du kannst dich natürlich auch gleich hier deines Sommerkleides entledigen. Denn so oder so werde ich dich gleich nackt sehen.“

Francesco zwinkerte mir zu und ich beschloss, auf das Séparée aus schönem, dunklen Holz zu verzichten. Die aufsteigende Angst in meinem Körper ignorierte ich, auch wenn es mir schwer fiel. Verlegen streifte ich das blumige Stück Stoff ab und ließ es zu Boden gleiten. Nun stand ich nur noch in unschuldig weißer Unterwäsche vor ihm. Die Augen des Malers glitten erneut an mir herunter und ich konnte plötzlich ein Strahlen in ihnen entdecken. Umso besser! Wenn ihm gefiel, was er sah, würde es mir leichter fallen, mich ihm nun völlig entblößt zu zeigen. Also ging auch mein Slip und der eher unerotische Sport-BH zu Boden. Und obwohl ich bisher nur mit einem Mann zusammen war bemerkte ich die Erregung Francescos. Sein Blick wurde glasig, die Pupillen weiteten sich und er begann zu schwitzen. Kleine, salzige Perlen bildeten sich auf seiner Stirn.

„Such dir eine Position aus, in der du dich wohlfühlst“, forderte er mich mit heiserer Stimme auf. Meine Aufregung wuchs ins Unermessliche. Schüchtern ergriff ich die samtweiche Decke und legte sie mir um die Schultern. Francesco nahm den Pinsel in die rechte Hand, seine Augen ruhten lange auf mir, bevor er den ersten Pinselstrich setzte. Und als er das tat, zuckte es in meinem Unterleib, als hätte er mich dort berührt. Was war denn das? Das konnte doch nicht sein. Was machte ich überhaupt hier? Wie kam ich dazu, einem mir völlig Fremden das Intimste und gleichzeitig Verletzteste von mir zu zeigen? Welcher Teufel ritt mich da? In Gedanken schnappte ich nach meiner Kleidung und wollte flüchten...

„Du bist wunderschön, Jana. Hat dir das schon einmal jemand gesagt?“

Sein Blick und seine sanfte Stime beruhigten mich seltsamerweise. Wortlos schüttelte ich meinen Kopf.

„Dein Freund muss blind sein“, mutmaßte er und lächelte mich an. Ich hatte Francesco nichts von seinem Tod erzählt. Doch aus unerfindlichen Gründen sprudelte jetzt alles aus mir heraus. Alles, was passiert war. Auch das dunkle Kapitel in meinem Leben. Niemandem hatte ich je davon erzählt. Warum tat ich es Francesco gegenüber? Was hatte dieser geheimnisvolle Maler an sich, dass ich ihm derart vertraute? Vielleicht lag es genau an der Tatsache, dass er ein Fremder war und ich keinerlei Beziehung zu ihm hatte. Egal! Es tat einfach nur unsagbar gut, als es endlich über meine Lippen kam. Mein Geheimnis war endlich keines mehr, es hatte meinen Mund verlassen...

 Francesco sagte nichts. Einzig sein Gesichtsausdruck verriet mir seine Bestürztheit über das Gehörte. Plötzlich kam er auf mich zu, ohne den Blick von meinen Augen zu lösen.

„Möchtest du ein Glas Rosé? Bei mir bekommst du den besten hier im ganzen Ort.“

 Eigentlich lehnte ich jede Art von Alkohol ab, doch diesmal machte ich eine Ausnahme. Ich war sogar richtig heiß darauf. Was war nur los mit mir? Lag es einfach nur an dem weisen Maler, der mich besser zu kennen schien als ich selbst? Oder lag es am Wein, dass ich zwei Gläser später auch die schützende Decke zu Boden gleiten ließ? Die ganze Situation überforderte und erregte mich gleichermaßen. Francesco legte den Pinsel beiseite und kam erneut auf mich zu. Und als seine Hand unendlich zärtlich über meine zarten Schultern strich und den Arm hinab glitt, zuckte ich regelrecht zusammen. Seit drei Jahren hatte mich kein Mann mehr berührt. Meine Hand ergriff die von Francesco und legte sie auf meine glühende Wange. Er nahm seine zweite dazu und mein Gesicht liebevoll in beide Hände. Der Blick, mit dem er mich anschaute, ließ mich erschauern. Zwischen meinen Beinen wurde es noch heißer und ich wünschte, er würde mich jetzt küssen. Und das tat er. Und wie! Sein Mund kam langsam näher und er begann zärtlich mit meiner Unterlippe zu spielen. Seine zarten Bisse machten mich richtig verrückt. Das Verlangen öffnete meinen Mund wie automatisch. Er seufzte leise und ließ seine Zunge hinein gleiten...Wow! Solch einen Kuss hatte ich bisher nicht erlebt. Ich musste also dreißig Jahre alt werden um den besten Kuss meines Lebens zu bekommen? Ein schlechtes Gewissen machte sich in mir breit. Ich schämte mich für meine Gefühle, aber bei Marios Küssen, die dennoch schön waren, hatte ich nicht dieses innere Feuerwerk gespürt. Leider. Schnell schob ich den Gedanken beiseite. Ich wollte mich Francesco hingeben. Hier und jetzt. Sofort. Meine Arme umschlangen ihn und unser Kuss wurde leidenschaftlicher, fordernder. Doch bald, zu bald löste sich mein Maler von mir und ging zurück an seine Arbeit. Schmollend blieb ich zurück. Warum tat er das?

„Ich möchte genau diesen Augenblick samt deinem Verlangen festhalten. Du sollst diesen knisternden Moment nie wieder vergessen.“

Seine erklärenden Worte stimmten mich gnädig, obwohl sich alles in mir so sehr nach ihm, seinen Lippen, seiner Zunge und seinen Zauberhänden verzehrte. Jeden seiner Pinselstriche fühlte ich auf meiner warmen Haut. Es war, als streichle er mich mit seinem Arbeitsgerät weiter. Wie leidenschaftlich er malte! Das war nicht einfach nur eine Arbeit für ihn und der Pinsel stellte nicht bloß sein Handwerkszeug dar...nein, es war viel mehr. Das Malen war sein Leben. Und ich nun für einige Sonntage ein Teil davon.

Dieses Wissen löste ein völlig unbekanntes Gefühl in mir aus. Mir wurde schlagartig bewusst, dass ich dabei war, in mir völlig unbekanntes Gewässer zu springen. Nein, ich bewegte mich doch längst darin, seit ich Francescos Atelier betreten hatte. Und längst kämpfte ich nicht mehr gegen diese unbekannten Gefühle an. Viel zu kostbar waren diese Momente hier mit diesem tollen Mann. Seine Blicke, die er mir zwischen den Pinselstrichen zuwarf, waren wie Streicheleinheiten für mich. Diese tiefbraunen Augen streichelten mich so zärtlich! Mir war bis dahin gar nicht bewusst, dass es so etwas überhaupt geben könnte. Ein Mann, der mir nur durch seine Blicke eine Gänsehaut bescherte und mir solche Gefühle schenkte. Mittlerweile brodelte es verdächtig in meinem Schoß. Meine Perle verlangte so sehr nach ihm!

„Streichel mich!“ wollte ich ihm entgegen schreien. Und mit jedem seiner Blicke wurde das Verlangen unerträglicher.

„Schade, dass ich nicht auch die momentane Aufruhr an deiner Jadepforte malerisch einfangen kann“, sagte Francesco süffisant und ich fühlte mich ertappt. Trotzdem fragte ich: „Warum kannst du das nicht?“

Er grinste breit. „Ich habe also ins Schwarze getroffen.“ Langsam kam er auf mich zu und bettete mich mit dem Rücken auf die Samtdecke. Dann spreizte er sanft meine Beine und schaute genau auf mein Lustzentrum, das ihm nun den Aufruhr in zartrosa offenbarte. Ein lustvolles Stöhnen entfuhr ihm und er konnte nicht umhin, seine Hand nach meiner Jadepforte auszustrecken. Aber wollte ich das wirklich? Wollte ich tatsächlich hier und jetzt von ihm an meiner intimsten und verletzten Stelle berührt werden? Wollte ich? Meine Gedanken wurden von der Berührung seines Fingers unterbrochen, der sanft über meine Schamlippen strich. Ich wollte! Es war herrlich, ihn dort zu spüren. Sanft verschwand sein Finger zwischen meinen haarlosen Lippen und suchten nach meiner Perle. In Windeseile fand er sie und ließ sie vor Erregung um ein Vielfaches anschwellen. Plötzlich kamen Laute aus meiner Kehle, die ich von mir nicht kannte. Mein Unterleib hatte ein Eigenleben entwickelt. Rhythmische Bewegungen ließen mein Becken kreisen und es reckte sich Francesco gierig entgegen. Ich konnte nichts dagegen tun. Zu übermächtig wurde meine Erregung. Ausgelöst durch einen einzigen Finger. Ich stöhnte wie diese Frauen in den Pornofilmen, die ich so verabscheute. Aber ich genoss es mit jeder Faser meines Körpers! Meine Lust und mein Stöhnen waren echt und nicht gespielt. Sex hatte für mich seit der Vergewaltigung etwas schmutziges an sich. Verdammt! Diese störenden Gedanken mussten weg. Doch konnte ich sie nicht ablegen wie einen alten Mantel.

„Hör auf zu denken“, flüsterte Francesco in mein Ohr, als könnte er schon wieder sehen, was in mir vorging. Aber er hatte Recht. Dieser Moment war viel zu schön um ihn kaputtzudenken. Ich knipste mein Gehirn aus und erwartete voller Ungeduld sein nächstes Tun. Die Erregung hatte alles zwischen meinen Schenkeln richtiggehend nass werden lassen. Schmatzende Geräusche ertönten, während sein Finger rein und raus glitt. Doch jetzt fühlte ich etwas anderes an meinem Scheideneingang. Es war Francescos Zunge, die mich nun verwöhnte. Das hatte ich selbst bei Mario nie zugelassen. Ich wollte einfach nicht, dass er mir dort unten mit dem Gesicht nahe kam. In diesem Augenblick wurde mir bewusst, was ich all die Jahre verpasst hatte. Was ich mir  selbst verboten hatte. Tränen lösten sich aus meinen Augen und kitzelten meine Wangen. Der Damm war gebrochen. Francesco hatte mein inneres Verbotsschild einfach umgefahren! Und ich war nicht mal böse. Nein, ich war unendlich dankbar für seinen Mut, den ich nie hatte. Für ihn schien alles so selbstverständlich. Er streichelte meine Brüste, saugte an meinen Knospen, die hart vor Erregung waren. Nahm sie zwischen seinen Lippen und abwechselnd zwischen die Zähne. Seine Knabbereien machten mich schier verrückt. Er leckte an meinem Hals entlang und steckte seine Zunge in jede Körperöffnung. Und ich fühlte mich wie bei meinem ersten Mal. Gierig griff ich nach seinem prallen Glied und umschloss es mit beiden Händen. Seine Lusttropfen rannen durch meine Finger und ich wollte nur noch eines: Ihn in mir spüren, ganz tief.

„Schlaf mit mir“, bat ich deshalb mit leiser Stimme. Er folgte meiner Bitte nur zu gern, denn auch er war unbändig erregt. Ganz langsam und vorsichtig tauchte sein harter Luststab durch meine Jadepforte. Ein befreiender Schrei entwich mir und je fester und schneller seine Bewegungen wurden, desto lustvoller klangen meine Laute. Francesco brachte mich wahrlich zum Schweben. Zum ersten Mal fand ich die körperliche Liebe nicht nur einfach schön, sondern genoss den Sex mit einem Mann wirklich und wahrhaftig. Hatte ich mir vorher etwa alles nur eingebildet? Das hier war so anders...

 Die Krönung bildete ein gigantischer Orgasmus, der sich auf der weichen Samtdecke ergoss. Niemals hatte ich einen Höhepunkt erlebt, der danach im Bett eine Pfütze hinterließ. Hatte ich überhaupt jemals einen? Ich weiß es bis heute nicht. Scham überkam mich und wieder war es mein Maler, der mir lächelnd erklärte, dass ich auf dem Weg zu mir selbst war. Unbeschreibliche Erleichterung machte sich in mir breit. Darüber, dass ich das lang verschlossene Zimmer tief in mir drin betreten hatte. Und darüber, dass ich endlich über meinen Schatten springen konnte. Mit Francescos Hilfe hatte ich endlich zu mir gefunden. Für diese eine Nacht war er mein Mann.

 Einige Sonntage später hatte er seine Arbeit beendet und wir trafen uns für die Übergabe des angefertigten Bildes. Seine Schönheit machte mich sprachlos. Ein solch intensives und farbenprächtiges Ergebnis hatte ich nicht erwartet. Beim bloßen Anblick spürte ich sofort wieder die Leidenschaft unserer Nacht und roch Francescos Duft. Sonnenstrahlen fluteten das Bild und mein Herz erwärmte sich umgehend. Ich wischte mir eine Träne aus dem Augenwinkel und dankte meinem neuen Lieblingsmaler. Nicht nur für das umwerfende Portrait von mir, sondern vor allem für diese zartbittere Erfahrung. Denn das war es mittlerweile für mich: Eine bittere Erfahrung, die Francesco auf zarte Art und Weise nicht nur weg gemalt hatte.

Ein Paar wurde nicht aus uns, aber manchmal treffen wir uns sonntags in dem schönen Café auf einen Cappuccino und plaudern...

 

ENDE

 

 

 

Impressum

Texte: Alle Rechte am Text liegen bei der Autorin
Bildmaterialien: Bild by Google.de
Tag der Veröffentlichung: 25.01.2015

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