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Böses Erwachen




Irgendwann in dieser Nacht schliefen wir erschöpft, aber glücklich, nebeneinander auf dem Teppich ein. In einer warmen Decke eingehüllt schwebten wir träumerisch auf Wolke Sieben.
Doch wie alles im Leben, ist auch das schönste Gefühl irgendwann vorbei.
In meinem Fall am nächsten Morgen, dem ich allein und total verschlafen den Kampf ansagen musste.
Steffen.
Meine Hand tastete nach ihm, griff aber nur ins Leere. Schwerfällig erhob ich mich aus meinem weichen Schlafgemach und trug meinen Körper in die Küche. Jetzt musste erst einmal ein heißer, starker Kaffee her. Die Nacht war lang, der Schlaf dagegen kurz und ein Muntermacher musst her! Wo war eigentlich Steffen? Bestimmt noch im Bad, sich und seinen Astralkörper Salonfähig machen.
"Steffen?"
Nichts. Auch kein Plätschern der Dusche war zu hören.
"Steffen? Bist du da?" wiederholte ich meine Frage. Aber auch diese blieb unbeantwortet.
Ich schlurfte zurück zur Kaffeemaschine, die ihren Auftrag, ein heißes Gesöff zu zaubern, bereits erledigt hatte und goss mir den begehrten Muntermacher in meinen Kaffeebecher.
Nachdenklich schmierte ich mir ein Marmeladenbrot dazu und setzte mich mit meinem Frühstück ins Wohnzimmer.
Da saß ich nun, ließ das leckere Schwarze kalt werden und rührte auch das Brot nicht an.
Plötzlich fiel mein Blick auf die Kommode in der Diele. Dort lag etwas...
Mit klopfendem Herzen trat ich an das Möbelstück heran und erkannte einen Zettel. Zitternd fingerte ich danach und setzte mich wieder auf mein Sofa. Und dann las ich die Zeilen, ganz langsam und vorsichtig.

"Danke für die tolle Nacht. Du bist in der Tat eine faszinierende Person. Was daraus wird, ist mir im Moment noch nicht klar. Steffen"



Gedankenversunken nahm ich einen Schluck des abgekühlten Kaffees, um ihn sogleich wieder in hohem Bogen auf den Tisch zu spucken. Ich hasse kalten Kaffee!

Was wollte mir Steffen denn damit sagen? Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Was in Gottes Namen sollte dieser Zettel bedeuten? Das Klingeln der Haustür unterbrach meine Gedanken. Wer war das denn, um diese Zeit? Doch nicht etwa schon Jan, mein Sohn? Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass das nicht sein konnte.
Ich hatte so gar keine Lust auf Besuch. Aber es klingelte beharrlich weiter.
Nein, geh weg!


"Nun mach schon auf, Schwesterchen. Ich weiß, dass du da bist."
Nee, nicht schon wieder Kira! Die passte jetzt überhaupt nicht in mein Gefühlschaos. Doch diesmal setzte ich mich durch und ging Schnurstraks ins Bad, um mir die Schmach, die sich in mir auszubreiten drohte, fort zu duschen.
Was dachte dieser Kerl sich eigentlich? Ging der ungefragt, unwissend davon aus, dass mir die Nacht mehr bedeuten würde? Das war nicht einmal mir selbst klar, wie sollte er darüber Kenntnis besitzen?
Dieses Erlebnis hatte mich tatsächlich ziemlich durcheinander gebracht, das wurde mir knapp zwei Wochen später mehr als bewusst.

Unerwartete Begegnung, die zweite...




Mein Leben, Jan und der Alltag hatten mich wieder völlig im Griff. Als hätte es diese wunderbare Nacht nie gegeben. Meine Tage waren ausgefüllt mit meiner Halbtagsstelle, meinem Sohn, dem Haushalt und deren Pflichten. Und genau diese führten mich am späten Abend noch mal in das hiesige Einkaufszentrum. Milch holen, die ich vergessen hatte, ich Schussel.
Schon von weitem sah ich ihn. Wie gut er wieder aussah, in seinen Jeans und dem dunklen Hemd. Ich hätte dahin schmelzen können.
"Jetzt reiß dich mal zusammen, Diana!" wies ich mich leise zurecht. Zielstrebig steuerte ich auf das Regal mit der Milch zu, schaute weder nach links, noch nach rechts.
"Hallo Diana." Es war mehr ein Flüstern und ließ mich auf der Stelle innehalten und erschauern.
"Schön, dich zu sehen." Steffen lächelte mich aufrichtig an. Und ich wusste wieder einmal mehr nicht, wie ich mich verhalten sollte.
"Hi Steffen." Mehr brachte ich nicht über meine Lippen, schnappte mir zwei Tüten Milch und steuerte auf die Kasse zu. Den verdutzten Steffen ließ ich einfach stehen. Ich wollte einfach nur weg. Doch er zahlte flugs seine Waren und war erneut an meiner Seite. Begleitete mich einfach ungefragt zu meinem Auto. In dem Moment, als ich ihm sagen wollte, dass er mich besser in Ruhe lassen soll, schlang er seine starken Arme um meine Taille.
"Du riechst gut", flüsterte er und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren. Mein Körper verwandelte sich augenblicklich in Butter und meine Beine drohten, ihren Dienst zu versagen.
Wie schaffte er das nur, dass mich seine Nähe so konfus machte? Was hatte er an sich, das mich derart um den Verstand brachte? Es war schon lange dunkel und wir allein auf dem Parkplatz. Steffen schob zärtlich mein Haar zur Seite und bedeckte meinen Nacken mit zarten Küssen. Ich seufzte tief. War das schön!
Es war kalt hier draußen, mir aber in dem Moment völlig egal. Ich drehte mich um und schmiegte mich ganz nah an ihn, spürte seinen Körper, spürte seinen aufgeregten Herzschlag.
"Komm mit zu mir", hauchte er viel versprechend. Und wieder seufzte ich.
"Das geht nicht", stellte ich traurig fest, "Jan wartet auf mich und die Milch."
Unbeeindruckt drückte Steffen begehrend seine Lippen auf meine und spaltete sie forsch mit seiner Zunge. Erneut befanden wir uns in einem intensiven Kuss, der auch wieder ein wenig nach Abschied schmeckte. Was erwartete mich bei diesem Mann? Sollte ich mich ihm einfach hingeben? Oder Vorsicht walten lassen? Unser inniger Kuss wurde vom Ertönen meines Handys unterbrochen. Atemlos meldete ich mich. Es war Jan, der mir mitteilte, dass ich mich nicht mehr zu beeilen brauche, da er noch mit zu seinem Kumpel Sven, der nur zwei Straßen weiter wohnte, gehen würde. Das war mir nur recht, die Schule begann am nächsten Tag erst später und so hatte ich Zeit für Steffen.
"Worauf warten wir dann noch? Lass uns zu mir fahren, wir könnten in zehn Minuten in meinem warmen und bequemen Bett liegen."
Ich war hin und hergerissen, aber eines war zwischen all den Wirrungen klar: Ich wollte ihn!
Längst hatte sich die bekannte Hitze in meinen Schoß geschlichen. Längst war mein Körper von Kopf bis Fuß von Kribbeln erfüllt. Längst war ich willenlos.

Mich erwartete eine typische Junggesellenbude. Chaotisch, mit eigenwilliger Ordnung und einem riesigen Repertoire an Büchern. Allesamt fein säuberlich in modernen Regalen aufgestellt. Alphabetisch geordnet und nach Genre unterteilt. Gedichtbände unter sich, genau wie dicke Wälzer, um die ich ihn nicht beneidete. Höchstens um die Kunst, die Ausdauer und den Willen, diese auch tatsächlich zu lesen.
Lange ließ Steffen mir nicht Zeit, mich umzusehen. Zielstrebig führte er mich in sein Schlafgemach, das im Gegensatz zum Wohnzimmer nicht chaotisch aussah. Das Bett strahlte mich - in feine Wäsche gehüllt - einladend an. Langsam ging ich darauf zu, strich mit den Fingern über die Decke und ließ mich dann einfach hinein fallen. Herrlich weich!
Da unsere Zeit begrenzt war, kam es mir sehr gelegen, dass Steffen mich gekonnt aus meiner warmen Verpackung schälte. Flink schlüpfte auch er aus seinen Klamotten und kam zu mir ins warme Bett. Ich kicherte wie ein Teenager, als er mich versehentlich kitzelte.
Doch dann stöhnte ich laut auf, seine Finger drangen ohne Vorwarnung in das Innere meines Lustzentrums. Spielten an meiner Perle und ließen sie anschwellen. Dann wieder tauchten sie kräftig und gleichmäßig in mich hinein und hinaus. Zwischen meinen Schenkeln loderte nasse Hitze, lustvolles Stöhnen durchbrach die Stille.
"Du machst mich verrückt", hörte ich Steffen sagen, nein, stöhnen. Ich musste lächeln, ging es mir doch genauso mit ihm.
"Das kommt mir bekannt vor", beichtete ich und rollte mich auf seinen Bauch. Nun lag er unter mir, bewegungsunfähig und in voller Pracht. Seine harte Erregung bohrte sich in meinen Rücken, mich überkam plötzlich große Lust, ihn mir einfach zu nehmen.
Steffens Hände kneteten meine Brüste und spielten mit ihren Warzen. Ich fühlte mich himmlisch...und ihm überlegen.
"Ich will deinen Schwanz. Und du kannst mich nicht daran hindern." Meine Stimme ließ keine Widerrede zu. Ich griff mir seinen Prachtkerl, hob mein Hinterteil an und schob ihn dann ganz langsam und genüsslich in meine gierige Grotte. Ich sah Steffen dabei an, verfolgte seine Erregung, las ihm die Lust vom Gesicht ab. Beobachtete und lauschte gebannt, wie die Leidenschaft sich zu erotischen Lauten formte. Dieser Moment allein bescherte mir völlig unerwartet einen intensiven Orgasmus, der sich in einem Schwall Nektar und heftigen Kontraktionen meiner Lusthöhle auch für Steffen mehr als deutlich bemerkbar machte. Erneut packte mich unbändige Lust, die ich gewillt war, auszuleben. Wie von Sinnen ritt ich auf ihm, schrie meine Lust hinaus. Meine Brüste wippten auf und ab, seine Hände fingen sie auf, streichelten und kneteten sie. Es dauerte nicht lange bis auch er dem Druck nicht mehr standhalten konnte und mit einem heftigen Zucken, das von Lustgeräuschen begleitet wurde, zu einem gigantischen Orgasmus kam. Er bäumte sich auf, verzerrte keuchend sein Gesicht, um dann erschöpft wieder Ruhe zu finden. Es war ein Hochgenuss, ihn und seine Leidenschaft zu beobachten. Ich war mehr bei ihm, als bei mir.
Glücklich, befriedigt und erschöpft ließ mich auf seine Brust sinken und wir lagen einen Moment einfach nur still da. Genossen den Augenblick...

Nach unserem - zugegebenermaßen - überaus geilen Quickie brachte Steffen mich noch heim und verabschiedete sich mit einem intensiven Kuss, der auch dieses Mal wieder diesen leichten Beigeschmack von Abschied hatte.
Unser Intermezzo war so schnell vorüber, dass ich noch vor Jan zuhause eintraf. Aber das war mir nur recht, so konnte ich mich noch ein wenig sammeln und innerlich ordnen.

Katzenjammer




Die Tage vergingen langsam, in meiner Wahrnehmung krochen sie nur so dahin. Wochen strichen ins Land, ohne dass ich Steffen gesehen oder gehört hatte. Wie auch, ich hatte keine Nummer von ihm und im Telefonbuch stand er nicht. Ich kannte jetzt zwar seine Adresse, aber es kam mir falsch vor, einfach dort aufzukreuzen. Also litt ich still, heimlich und leise vor mich hin. Selbst Jan war meine Stimmung aufgefallen. Aber ich hatte mich dazu entschlossen, ihm nichts von der Liebelei mit seinem ehemaligen Lehrer zu erzählen.
Er mochte ihn zwar, aber ich wollte ihn dennoch da raushalten.
Was hätte ich ihm auch sagen sollen?
"Du, Jan. Ich hab da mit deinem Exlehrer was am Laufen. Ich hoffe, du hast kein Problem damit."
Nein, das ging wirklich nicht. Er war noch immer mit der Trennung von mir und seinem Vater beschäftigt. Insgeheim wünschte er sich - wie fast jedes Scheidungskind - dass wir als Paar wieder zusammenfinden. Aber das wird nicht geschehen, uns war das klar. Doch Jan brauchte noch Zeit und die wollte ich ihm auch geben.

Ungefähr vier Wochen nach unserem Quickie traf ich Steffen erneut im Einkaufszentrum.
Ich blieb wie angewurzelt stehen, denn dieses Mal war er in Begleitung. Eine dunkelhaarige, junge Frau hing an seinem Arm. Mit offenem Mund vor Erstaunen stand ich einfach nur da, keiner Regung fähig. Die Gedanken fuhren Achterbahn, ich war total durcheinander. Irgendwann waren sie aus meinem Blickwinkel verschwunden und ich fand langsam wieder Boden unter meinen Füßen.
Wer war das?
Hatte er eine Neue?
War er vielleicht längst vergeben?
Was hatte das, verdammt noch mal, zu bedeuten?
Fragen über Fragen und keine Antworten.
Ich musste mit ihm reden, unbedingt. So konnte das nicht weiter gehen. Ich brauchte zumindest Gewissheit darüber, was ich für ihn eigentlich darstellte.
Ich hatte so oft an ihn gedacht. Das machte mir Sorge. War ich vielleicht schon längst verliebt in Steffen? Hegte ich eventuell sogar schon seit Jahren unterbewusst Gefühle für ihn? Das würde zumindest die heftigen Reaktionen meines Körpers auf seine Nähe erklären.
Ich musste es in Erfahrung bringen, egal wie...

Fortsetzung folgt...

Impressum

Texte: Rechte am Text bei der Autorin
Bildmaterialien: google.de
Tag der Veröffentlichung: 22.01.2012

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