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Viel Rauch um nichts

„Och nö, Doc! Das können Sie mir doch nicht antun!“ Meine ganze Verzweiflung schallte aus den Worten heraus und drang in die Ohren des Arztes, der mir gegenüber saß.“
Er räusperte sich und sagte dann ernst: „Frau Weberling, das haben Sie sich selbst angetan. Und nun müssen Sie die Suppe auch auslöffeln.“ Der ironische Unterton in seiner Stimme war mir nicht entgangen.
„Rauchen Sie?“ fragte ich den Pneumologen vor mir unumwunden.
Wieder räusperte er sich und sagte: „Das tut hier eigentlich nichts zur Sache, aber wenn es Ihnen weiterhilft, Frau Weberling. Ich habe auch geraucht, ja.“
Er winkte ab und sprach dann weiter: „Ja, ich weiß, was Sie jetzt denken. Wie um alles in der Welt kann ein Lungenfacharzt rauchen?“
„Aha“, sagte ich lachend, „Sie sind nicht nur Arzt, sondern auch Hellseher.“
Habe ich mich getäuscht oder rang sich der angespannte Herr mir gegenüber tatsächlich ein Lächeln ab? Aber nur eine Sekunde später hatte er wieder den nötigen Ernst im Gesicht und klatschte das Röntgenbild meiner Lungen an ein beleuchtetes Viereck, das an der Wand befestigt war.
„Sehen Sie das hier?“ fragte er mich. Ich sah nichts, außer zwei schwarzen Lungenflügeln.
Jetzt musste ich mich räuspern. „Nicht wirklich, aber Sie werden es mir sicherlich gleich erklären“, gab ich unsicher lächelnd zurück. Die Aufnahme sah nicht sehr gesund aus,
mehr konnte ich als Laie auch nicht erkennen. Der Doc nahm wieder mir gegenüber Platz.
„Sie haben ein Asthma Bronchiale und eine leichtgradige Lungenüberblähung.“
Jetzt war ich doch geschockt und musste schlucken.
„Wie jetzt, Asthma?“ fragte ich ungläubig. „Wie komme ich denn daran?“
„Allergien, Rauchen, Umwelteinflüsse etc. Dafür gibt es viele Gründe. Sogar psychische Belastungen können eine Ursache sein.“ Der Doc sah mir fest in die Augen und erst da bemerkte ich, wie attraktiv er eigentlich aussah. Schönes, leicht gewelltes, braunes Haar, gepflegte Haut und hübsche blaue Augen. „Aha“, brachte ich nur hervor und sah noch immer in diese faszinierenden Augen. Aber über diese Diagnose konnten auch sie mich nicht hinweg trösten. Er räusperte sich erneut.
„Und was kann ich nun dagegen tun?“ fragte ich hoffnungsvoll.
„Sie bekommen von mir ein Dosieraerosol verschrieben, welches Sie inhalieren müssen, wenn es zu Problemen oder einem Asthmaanfall kommen sollte. Sie sollten es in jedem Falle als Notfallmedikament immer bei sich tragen.“ Seine Stimme klang so herrlich ruhig. Das Herzrasen, welches sich nach der Diagnose eingestellt hatte, ebbte langsam wieder ab.
Dann erklärte er mir, wie man das Spray anwendet.
„Außerdem bekommen Sie noch einen Termin für einen Allergietest und dann sehen wir weiter.“ Damit reichte er mir die Hand zum Abschied, entließ mich in die Freiheit und somit in mein Schicksal.
Das konnte doch nicht sein! Asthma Bronchiale! Ausgerechnet ich, die eine ausgewachsene Phobie gegen jede Art von Luftwegserkrankungen entwickelt hatte. Mein Herz fing wieder an zu rasen und ich fuhr auf direktem Wege zu meinem Freund. Der nahm das alles ganz locker. Der hatte gut Reden, er war Nichtraucher. Aber ich zog seit mittlerweile 13 Jahren am Glimmstengel. Ok, ich habe den Husten bemerkt, der mich seit längerem quälte. Es fühlte sich so an, als hätte man ein Haar im Hals, das man weghusten möchte. Aber es verschwindet dadurch nicht, im Gegenteil, es wird immer schlimmer. Irgendwann konnte ich kaum mehr atmen. Ich konnte noch ungefähr so viel Luft holen, wie durch einen ganz dünnen Strohhalm. Sechs Wochen war ich damals krank und keiner konnte mir helfen. Erst der attraktive Pneumologe hat mir auf die Sprünge geholfen. Nachdem ich mich ein wenig in Selbstmitleid gesudelt hatte, fasste ich den Entschluss, sofort mit dem Rauchen aufzuhören, meiner Gesundheit zu liebe. Mein Kind brauchte ja eine gesunde Mutter!
Die regelmäßigen Kontrollen beim Lungenfacharzt brachten mir die Erkenntnis, dass sich meine Lungenfunktion absolut verbessert hatte. Nachdem ich auch noch mit dem Sport anfing, wurde es sogar noch besser! Meine Kippen vermisste ich noch nicht mal. Viel schwerer ist mir der Verzicht auf Eier und Eierhaltige Speisen gefallen. Wo ich doch so ein richtiger Eiernarr gewesen bin. Ein Sonntagmorgen ohne Frühstücksei? Gar nicht aus zu denken! Und doch habe ich mich sehr schnell daran gewöhnt. Auch Majonaise, Salatdressing, viele Nudelsorten etc. waren ab sofort passè. Nachdem der Allergietest ergab, dass ich einiges nicht vertragen konnte, habe ich meinen gesamten Essensplan umgestellt. Keine Pommes, keine Pizza, kein Kuchen oder Gebäck mehr. Diese eher unfreiwillige Diät hatte zur Folge, dass ich um einige Kilos leichter wurde. Das störte mich aber nicht weiter, da ich nicht wirklich zu dünn war. 51 kg auf 160 cm verteilten sich ganz gut.
Mittlerweile habe ich ein paar Kinder mehr und bin seit fast 16 Jahren Nichtraucher. Die Entscheidung, dem Glimmstengel adieu zu sagen, habe ich keine Sekunde lang bereut.
Meinen Gesundheitszustand und das Asthma haben sich dadurch deutlich verbessert.
Und ich tue mich sehr schwer damit, wenn ich Patienten beim Arzt sehe, die kaum mehr atmen können und vor der Zigarette erst einmal ihr Spray inhalieren müssen. Das macht mich wirklich fassungslos, weil ich genau weiß, dass ich sofort einen Husten- oder Asthmaanfall bekäme, wenn ich heute auch nur einmal an einer Zigarette ziehen würde. Inzwischen frage ich mich sogar, warum ich eigentlich angefangen habe zu rauchen. Keine Ahnung!
Wenn ich ehrlich bin, ist es mir auf der anderen Seite aber auch völlig schnuppe. Wichtig ist nur, dass ich früh genug wieder aufgehört habe!
In diesem Sinne: versucht, an eure Gesundheit zu denken, oder an eure Kinder, wenn ihr welche habt. Sie werden es euch später danken, wenn ihr der weißen, kleinen Stinkstange den Kampf ansagt!

Impressum

Texte: Alle Rechte am Text beim Autor
Bildmaterialien: google.de
Tag der Veröffentlichung: 31.05.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
für alle Raucher, Nichtraucher und die, die es werden wollen

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