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„Ha,ha! Seht in euch an, er heult!“ Verkrümmt lag Matt auf dem Boden. Seine Klassenkameraden standen um ihn herum und lachten ihn aus. Kurz zuvor hatte Luke, der beliebteste Junge der Klasse, ihn zusammengeschlagen. Ohne Grund. Nein, falsch. Es gab einen Grund. Matt war unbeliebt, aufgrund seines Aussehens. Er war hässlich, dicklich. Doch war er schlau und nett. Wen aber interessierte das? Seine Klasse? Ganz bestimmt nicht. Luke trat noch einmal zu, als die Lehrerin ins Zimmer kam. „Hör auf damit!“ Sie rannte zu Matt und half ihm hoch. Dann verschwanden beide aus der Klasse und begaben sich zum Sanitätsraum.
So sah es oft aus für Matt. Meistens wurde er aber nur mit Wörtern beschimpft. Fertig gemacht. Warum half ihm seine Familie nicht? Sie wussten nichts davon. Sie bekamen nichts mit. Er verschwieg es seinen Eltern und seinem geliebten kleinen Bruder. Sie sollten sich keine Sorgen um ihn machen. Er war sich selbst unwichtig geworden. Seine Augen waren meist leer. Er lächelte und lachte oft. Aber es war kein richtiges Lächeln oder Lachen. Es war gefälscht. Gefälscht für seine Familie. Jeden Abend, wenn er alleine im Zimmer war, weinte er.
Bis er sich eines Tages an sein Taschenmesser erinnerte. Er durchwühlte verzweifelt sein Regal. „Hier muss es doch irgendwo sein..!“ Endlich fand er das ersehnte Taschenmesser. Er nahm es fest in seine rechte Hand und setze es an sein Bein. Er schloss die Augen, zählte bis 10. Dann schnitt er sich langsam quer über sein Bein. Es tat weh, es fühlte sich gut an. Dieser Schmerz heilte seine inneren Wunden. Aber nur für sehr kurze Zeit.
Das Ritzen wurde zu einer Gewohnheit. Jeden Abend tat er es und irgendwann schmerzte es nicht mehr. Es heilte auch nicht mehr. Er weinte dabei, Tränen tropften auf sein Blut und es vermischte sich. Doch er hörte nicht auf. Er wollte immer noch sein Blut sehen. Dieses Rot, welches er so liebte. Niemand sah es. Niemand merkte es. Niemand hätte es gekümmert. Außer seiner Familie. Die hätte es gekümmert. Doch darüber war sich Matt schon lange nicht mehr bewusst. Er schrieb ein Tagebuch, er beschrieb seine Gefühle, sein Hass und sein Leid. Er fing an die gesamte Menschheit zu hassen und zu verachten, fast so sehr wie sich selbst.
Doch dann geschah es. Er verliebte sich. Das Mädchen hieß Jessica und war immer nett zu ihm, half ihm. Sie liebte ihn auch, sagte sie ihm zumindest. Er vertraute ihr, erzählte ihr, wie er sich fühlte. Er war wieder glücklich, fing langsam an, sich zu mögen. Sogar mit dem Ritzen hörte er auf. Doch dies änderte sich schnell. Jessica nahm die Gespräche mit ihrem Handy auf und verschickte sie an alle in ihrer Schule. Als Matt davon erfuhr, verzweifelte er. Wieso tat sie ihm das an? Er dachte doch, sie liebte ihn. Es war alles eine Lüge. Nichts war echt, nichts hatte gestimmt. Alles Lügen. Er stellte sie zur Rede, fies grinsend meinte sie: „Ich wollte dich noch mehr Leiden sehen, denn du ekelst mich an.“ Nun griff er wieder nach seinem Messer, schnitt tiefer und tiefer. Seine Hemmungen hatte er vollkommen verloren. Es entstanden Selbstmordgedanken. Er dachte fast nur noch daran. Er hasste sich, wollte sterben.
Eines Abends entschied er sich vollständig dafür zu sterben. Er nahm sich eine Packung Schlaftabletten. Schrieb einen Brief an seine Familie, an seinen geliebten kleinen Bruder. Er schrieb, dass es ihm Leid tat, sie verlassen zu müssen. Er schrieb, dass er wusste, dass sie leiden würden. Und er schrieb, dass er nicht mehr konnte. Er schluckte eine Tablette nach der anderen. Dann legte er sich auf sein Bett. Langsam schlossen sich seine Augen.. und sie würden sich nie wieder öffnen.
Matt verstarb mit 14 Jahren und hinterließ eine Familie, die ihn liebte, die verzweifelte. In Matts Tagebuch war klar, wer den Selbstmord ausgelöst hatte. Jessica. Sie musste zum Sekretariat. Matts weinende Eltern und der Direktor warteten dort auf sie. Als Jessica Matts Eltern sah, tat es ihr im Herzen weh. Sie konnte sich nicht vergeben. Sie hatte eine Familie zerstört, jemandem umgebracht. Sie versuchte sich umzubringen, Matt zu folgen, sich zu entschuldigen. Doch sie überlebte. Heute noch, ist sie in einer Psychiatrie, da sie selbstmordgefährdet ist, wird sie Tag und Nacht überwacht.

ENDE...

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Tag der Veröffentlichung: 22.12.2010

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