Hay mein Name ist Selena, aber meine Freunde nennen mich Sel. Ich lebe in dem kleinem Dorf Chamber in der Nähe von dem Schloss des Grafen Lovosko. Der Graf, wie ihn alle nennen, herrscht über das Reich der Drachen. Es gibt noch drei weitere Reiche und die dazugehörigen Grafen. Da hätten wir zum einem das Reich der Trolle, Gnome und Zwerge. Über dieses Reich herrscht der Troll Gero. Außerdem gibt es das Reich der Menschen, die meisten von denen sind jedoch Magier oder Hexen. Es gibt dort nur wenige “normale“ Menschen. Der Graf da heißt Samos und ist ein sehr starker Zauberer. Und zu guter letzt das Reich der Feen und Elfen, sowie Nymphen und andere Wasser bzw. Waldbewohner. Hier herrscht die Elfe Priscilla. Und von dort komme ich her. Falls das der Graf herausfindet, wird er mich sofort hängen lassen, denn ich bin eine Elfe und habe leider keine Erlaubnis von dem Grafen in seinem Reich zu leben. Es leben sehr viele unterschiedliche Wesen in seinem Reich darunter auch einige Elfen, Gnome oder Menschen, aber man muss immer um Erlaubnis fragen, bevor man das Reich eines anderen Grafen betritt. Meine Freunde Silver(Nymphe) und Quav(Troll) verstecken mich in ihrem Dorf, da ich es bei meiner Mutter in dem anderen Reich nicht mehr ausgehalten habe. Um euch aufzuklären, meine Mutter ist Priscilla, weswegen Lovosko auch nichts von mir wissen darf, da sich die anderen Reiche bekriegen. Doch eines Tages schickt der Graf seine Truppen aus, da meine Mutter denkt der Graf hätte mich entführen lassen, und lässt nun in seinem ganzen Reich nach mir suchen. Und genau hier fängt meine Geschichte an...
„Sel“, schrie Quav mit seiner tiefen Stimme und riss mich damit aus dem Schlaf. „Was?“ fragte ich knurrend und wollte mich wieder umdrehen. Einfach weiter schlafen. „Sel“, schrie er abermals. Ich drückte mir meine Hände auf die Ohren und schrie zurück: „Was ist denn verdammt?“ „Die Truppen des Grafen sollen heute kommen.“ „Was?“ fragte ich und fuhr hoch. Nun saß ich auf der kleinen Schlafstelle in der Küche von Quav. Plötzlich kam Silver rein gerannt. „Habt ihr es schon gehört?“ fragte sie schnaufend. Quav und ich nickten. „Warum sollte er denn seine kostbaren Truppen raus schicken? Die Steuern werden doch erst in wenigen Monaten verlangt.“ Fast schon verzweifelt suchte ich mir meine Sachen zusammen und schlüpfte hinein. Es bestand aus einer braunen Leinen Hose und einem grünen Oberteil, ebenfalls aus Leinen. Etwas anderes konnten sich die Dörfler nicht leisten. Meist trugen nur die Leute aus der Stadt etwas aus Baumwolle oder anderen kostbaren Soffen. Wenn man nicht von dort kam, konnte man sich schon über die komische Kleidung lustig machen. Dieser ganze Schmuck aus Gold und Silber. Wirklich lächerlich. Denn aus genau diesem Grund war ich von zuhause abgehauen. Ich weiß es war keine kluge Entscheidung gewesen und gut durchdacht hatte ich sie auch nicht, aber ich hatte einfach keine Lust mehr auf die ganzen Snobs gehabt. „Und was machen wir jetzt?“ rief mir Silver hinterher, während ich hastig ein Beutel zusammen packte. Ich nahm mir etwas zu essen, eine weitere Tracht zum anziehen und einen Trinkbehälter mit. Dann band ich mir noch meine Schuhe, ebenfalls aus Leinen, um meine Füße und trat aus dem Holzhäuschen. „Ich für meinen teil verschwinde jetzt in den Wald. Ihr müsst hier bleiben, damit die Soldaten keinen Verdacht schöpfen.“ Ich wollte schon los laufen, als mich jemand plötzlich am Arm festhielt, mich umdrehte und ich fest an einen warmen Körper gedrückt wurde. „Ich hab dich lieb, Sel. Bitte pass auf dich auf, ja?“ nuschelte mir Silver durch meine Haare in mein Ohr. „Ich werde es versuchen“, entgegnete ich und löste mich aus ihrer Umklammerung. Dann nahm ich noch kurz Quav in den Arm, um anschließend mit schwerem Herzen in Richtung Wald zu marschieren.
Eigentlich war der Wald nicht weit weg, doch zu Fuß zog sich der Weg doch ziemlich. Zwischendurch verfiel ich in leichten Laufschritt, da ich vor Einbruch der Dämmerung so viel Abstand zwischen mir und Chamber bringen wollte, wie nur irgend möglich. Dabei dachte ich daran wie Silver und ich uns kennen gelernt hatten. Sie hatte mich in dem Wald gefunden, in den ich nun zurück ging. Ich hatte halb verhungert in einer Baumkuhle geschlafen. Sie hatte nach Beeren gesucht, während Quav auf der Jagd gewesen war. Den Wald sollte man nämlich nicht alleine betreten, da dort viele Gefahren lauerten. Doch ich hatte keine Angst. Ich hatte früh gelernt mit Pfeil und Bogen, sowie mit Messern um zugehen. So konnte ich mich sehr früh schon selbst verteidigen. Elja hatte es mir beigebracht. Er war etwas älter als ich und hatte in dem Wald neben unserer Burg gewohnt, bis die Soldaten meiner Mutter ihn entführten, folterten und ihn somit zu ihrem Sklaven machten. Er wurde als Soldat ausgebildet und war schon mit zwanzig einer der erfolgreichsten. Er war ebenfalls eine Fee. Er hatte braune, sanfte Augen und wunderschöne spitze, leicht abstehende Ohren. Ein leichter Grünstich seiner Haut verriet seine Herkunft, die er mit Stolz getragen hatte. Doch nachdem meine Mutter ihn gefoltert hatte, hasste er sich und war nur noch dazu da, zu dienen. Seine sanften braunen Augen waren zu eiskalten Schlitzen geworden und er wurde unberechenbar. Ab da an versuchte ich immer wieder zu entkommen, weil ich merkte was für ein Monster meine Mutter war. Sie hatte mich damals nur geboren, um eine mögliche Nachfahre zu haben, doch da unsere Lebenserwartung recht hoch war, außer man wurde getötet, stand es ziemlich schlecht für mich auf den Thron zu kommen. Wenn ich ehrlich war, war ich erleichtert. Ich hatte nie regieren wollen, doch die Ansichten meiner Mutter machten mir doch sehr zu schaffen. Um auf meine Fluchtversuche zurück zukommen, Elja hatte mich immer wieder zurück gebracht und jedes mal war ich hart bestraft worden. Damals war ich sechzehn geworden. Nun war ich schon seid drei Jahren auf der Flucht und verstand mich immer besser vor den Soldaten davon zu rennen. Zunächst war ich in meinem Reich geblieben, doch dort wurde es mir zu ungemütlich, also beschloss ich in ein benachbartes Reich zu fliehen. Das nächstliegendste war das Reich des Grafen gewesen. Dort hatte ich mich ein halbes Jahr in den Wälder rum getrieben, bis mich Silver gefunden hatte. In Chamber hatte ich mich schnell wie zuhause gefühlt. Silver war wie eine Mutter und Quav wie ein Vater. Die anderen Dorfbewohner hatten mich auch nett aufgenommen, denn sie wollten alle aus anderen Gründen, dem Grafen trotzen. Quav war siebenundachtzig geworden, sah aber aus wie vierzig. Wie gesagt unsere Lebenserwartung war sehr hoch. Doch Silver war schon zweihundertsechundvierzig. Sie war schon sehr alt und das merkte man ihr immer mehr an, obwohl sie sich bemühte fit zu bleiben. Quav hatte mich bei sich wohnen lassen, weil er einen Groll gegen den Grafen hegte. Dieser hatte seine Frau vergewaltigt, getötet und danach nicht mal beerdigen lassen. Er musste mitansehen, wie sein Sohn von den Soldaten verschleppt wurde und nie mehr zurück kam. Doch gegen all das konnte er nichts tun, da der Graf seine Tochter auf seinem Schloss gefangen hielt, und sie gezwungen hatte ihn zu heiraten. Quav meinte oft, dass ich ihn an seine Tochter erinnern würde. Das machte mich traurig, weil ich nicht verstehen konnte, was für eine Qual das für ihn hatte bedeuten müssen. Doch ich war froh, dass er mich für ein Jahr bei sich aufgenommen hatte. Ich war wirklich schnell voran gekommen. Keiner hatte mich bemerkt, da zwischen Chamber und dem Wald keine weiteren Dörfer lagen. In diesem Fall hatte sich das als Vorteil heraus gestellt. Ich blieb direkt vor dem dichten Wald stehen und drehte mich nochmal um. In der Ferne konnte ich Chamber erkennen. Dieses Gefühl alleine zu sein beschlich mich. Es war wie vorher, bevor ich es kennen gelernt hatte, wie es mit einer Familie sein konnte. Eine einzelne Träne lief mir über meine Wange. Schnell wischte ich sie weg und konzentrierte mich auf meinen neuen Weg.
Ich lief noch einige Zeit durch den dichten Wald und fand dann eine kleine Lichtung. Ich beschloss halt zu machen und mich hier für die Nacht niederzulassen. Ich entdeckte einen Baum, dessen Wurzeln aus dem Boden ragten und eine Schlinge, wie ein Bett, bildeten. Dort legte ich meine Sachen aufgereiht hin und benutzte das Tragetuch als Decke. Es war zwar nicht sehr dick, doch besser als gar nichts, da es hier Nachts sehr kalt werden konnte. Normalerweise wäre ich bei Nacht auf einen Baum geklettert, doch heute hatte ich nicht genug Energie um dies zu bewerkstelligen. Ich nahm mein Messer, schnitt ein kleines Stück aus dem Brot heraus und biss genüsslich hinein. Ein Seufzer entfuhr mir. Wie ich die Kochkünste von Silver vermissen werde, dachte ich mir. Mit gesättigtem Magen legte ich mich in mein provisorisches Bett. Ich würde hier erst einmal ein paar Tage bleiben, entschied ich und schlief sogleich ein.
Mit einem schrecklichen Durst wachte ich auf. Mensch wie lange hatte ich denn nichts mehr getrunken. Ich stand auf und rieb mir müde die Augen. Es war noch dunkel, doch ich konnte schon die Sonne ausmachen. Es würde heute bestimmt wieder sehr heiß werden. Umso wichtiger war es für mich einen See und ähnliches zu finden. Ich hatte zwar bereits in dem Wald gelebt, konnte mich aber nicht mehr so recht an die Einzelheiten erinnern. Ich hörte plötzlich ein Knacken. Ich drehte mich und nahm mein Messer. Ich drehte mich einmal um mich selbst, konnte aber nichts erkennen. Es war noch zu dunkel für mich. Da. Da war es schon wieder. Ich ging in die Richtung, aus der ich das Geräusch vermutete. Langsam schlich ich mich dorthin, darauf bedacht keine unnötigen Laute zu erzeugen. Immer wieder knackte es nun. Kein Wesen, das ich kannte, würde sich so unvorsichtig Verhalten. Die meisten, die sich im Wald aufhielten, durften dies nicht und versuchten so gut wie möglich Unerkannt zu bleiben, weswegen ich am Abend auch kein Feuer gemacht hatte. Plötzlich fiel der erste Sonnenstrahl durch das dichte Geäst und ich konnte ein Ei erkennen. Nein kein kleines Ei, was man sich in der Stadt zum Frühstück machte. Es war fast so groß wie mein Oberkörper und ein kleiner Körper war zu erkennen, der sich mit scheinbar immenser Kraft gegen die Schale drückte. Auf einmal streckte sich dieses Wesen und die restlichen Teile des Eis fielen von dem noch etwas feuchten Körper ab. Es schüttelte sich und reckte seine kleinen Flügel, bis sie eine enorme Spannweite hatten. Erst jetzt drehte sich das kleine Wesen um und blickte mich aus schwarzen Augen an. Um seine Schnauzen waren schon einige Schuppen und ich wusste was das für ein Wesen war, obwohl ich noch keinen gesehen hatte. Es war ein Drache. Ich fragte mich jedoch was das Ei hier im Wald zu suchen hatte. Normalerweise ließ der Graf seine Drachen auf dem Schloss bewachen und nur ausgebildete Soldaten durften sie reiten oder gar berühren. Und die noch kostbareren Eier ließ er erst recht nicht aus den Augen. Ich wusste nur aus Büchern wie diese Wesen aussahen und plötzlich hatte ich einen kleinen vor mir. Der Drache machte einen Laut, was sich nach einem Wimmern anhörte und fing plötzlich an zu kreischen. Es war ein wirklich hoher Ton und ich musste mir meine Ohren zu halten. Ich lief das kleine Stück zu ihm hin und wickelte mein Tragetuch um ihn, was ich immer noch um meinen Körper gewickelt hatte, damit er es warm hatte. In dem Buch, in welchem ich das Bild gesehen hatte, stand auch drin, wie man sich um einen neuen Drachen zu kümmern hatte. Erstens man musste ihn warm halten und die Überreste der Eierschale beseitigen. Also hob ich den Kleinen samt Tragetuch hoch und trug ihn zu meinem Bett. Ich wollte den Kleinen einfach nicht alleine lassen, da er mich sehr an mich erinnerte. Ich war auch alleine. Also rubbelte ich den Kleinen nun ab, damit versuchte ich etwas mehr Wärme zu erzeugen. Um ein Feuer würde ich aber wahrscheinlich nicht Drumherum kommen. Er hatte aufgehört zu kreischen und stieß nun freudige Laute von sich, die mich Lächeln ließen. Er war wirklich süß. In den nächsten Tagen würde er sich zu einem großen Drachen entwickeln und dann konnte er sich um sich selbst kümmern. Das stimmte mich etwas traurig, da ich dann wieder alleine sein würde, doch ich genoss einfach den Moment. Da er nun trocken war, entfernte ich mich etwas von ihm und suchte nach einigen Stöckern. Schließlich hatte ich die Arme voll und kehrte zu meinem Lager zurück. Ich legte sie ordentlich zu einem Haufen zusammen und suchte einige Feuersteine. Dazu musste ich mich aber etwas weiter weg und ich hörte leise und kleine Schritte hinter mir. Ich drehte mich um und entdeckte den Drachen. Ich musste Lachen, denn es sah wirklich süß aus wie er mich mit seiner süßen Schnauze anstieß. „Was ist denn Süßer?“ fragte ich ihn und musste Schmunzeln, denn er legte sein kleines Köpfchen schief und schaute mich aus seinen Kulleraugen an. `Mommie´, hörte ich plötzlich eine kindliche Stimme in meinem Kopf. Ich erschrak und schaute den Drachen mit vor Schreck geweiteten Augen an. „Warst du das?“ fragte ich ihn. Der Drache schaute mich mit seinen wissenden Augen an und senkte leicht seinen Kopf. „Wie heißt du?“ wollte ich wissen, denn in dem Buch hatte gestanden, dass Drachen schon seit ihrer Geburt einen Namen haben. Doch dort hatte nicht gestanden, dass sie mit einem in Gedanken kommunizieren konnten. `Levitas. Mein Name ist Levitas ´ Wow. Ich redete mit einem Drachen in meinem Kopf. Erst jetzt wurde mir die Bedeutung seiner Worte bewusst. „Was meinst du mit Mommie?“ `Nun ja, du hast mich gefunden und aus meinem Gefängnis befreit. ´ stellte er sachlich fest und schnaubte, wobei eine kleine Rauchwolke aufstieg. „Bist du ein Feuerdrache?“ wieder dieses leichte Neigen des Kopfes. „Und du denkst dass ich deine Mutter bin?“ `Nein, ich weiß dass du nicht meine Mutter bist, aber du hast mich aus meinem Gefängnis befreit und der Brauch ist, die Person, die dies für einen tut, als Mutter zu betrachten. Meist ist es auch die Mutter, aber bei den anderen, bzw. bei mir war es ein anderes Wesen. Nämlich du.´ kam es weise von ihm. `Könntest du jetzt bitte diese Steine weiter suchen, mir ist kalt´, jammerte Levitas nun. Das passte nun vollkommen nicht zu seinen vorherigen Worten, die sehr Weise gewesen waren. Dieser Kontrast ließ mich wieder Lachen und dann drehte ich mich um und suchte weiter nach den Steinen. Nach kürzester Zeit kehrten wir zu meinem Lager zurück. Für Levitas legte ich das Tragetuch auf den Boden, vor den Stöcken, und er legte sich sofort dort hinein. Nach einigen Anläufen hatte ich es geschafft ein Feuer zu erzeugen. Fast sofort schlief Levitas ein. Ich dachte über meine neue Situation nach. Ich hatte einen kleinen Feuerdrachen an meiner Seite, der in wenigen Tagen auswachsen würde und mich als seine Mutter betrachtete, weil ich ihn aus seinem, wie er es nannte, Gefängnis befreit hatte. Wahrscheinlich war das die äußere Hülle der Schale, die durch meine Anwesenheit geplatzt war. Das hatte ich auch in dem Buch gelesen. Dort hatte gestanden, dass sich Drachen erst aus ihrer Hülle befreien können, wenn sie in die Nähe eines Wesens kommen, welches eine beträchtliche Körpertemperatur hatte. Aufgrund meiner Herkunft, besaß ich eine Körpertemperatur von 50 °C. Ich war nämlich nicht nur Elfe, sondern auch zum Teil Kriegerin. Meine Mutter hatte mir nie von meinem Vater erzählt. Das Einzige, was ich wusste, war dass er aus einem fernen Reich kam und ein Krieger war. Krieger waren eine Unterart des Menschen, aber sehr viel stärker, schneller und strategisch geschickter als diese. Außerdem hatten sie eine erhöhte Temperatur. Sie mussten sehr viel Nahrung zu sich nehmen, denn sie verbrannte sehr schnell, durch den erhöhten Stoffwechsel. Insbesondere Feuerdrachen waren sehr selten, denn es gab nicht oft ein Wesen mit einer so hohen Körpertemperatur, wie diese Drachen brauchten um zu schlüpfen. Die meisten Wesen waren sogenannte kalte Wesen. Nur Mischlinge brachten es manchmal auf 50 °C. Es gab auch noch Eisdrachen, Flugdrachen und normale Drachen. Die normalen Drachen gab es am häufigsten. Sie besaßen keine besondere Fähigkeit, eigneten sich aber gut für den Kampf, da man sie recht leicht ersetzten konnte. Danach kamen die Flugdrachen, die auch für den Kampf waren und meist von Bogenschützen geflogen wurden. Die Eisdrachen und Feuerdrachen, welche auch fliegen konnten, wurden nur selten für den Kampf eingesetzt, waren aber die wirksamste Waffe des Grafen. Wenn der wüsste, dass ich, eine Flüchtige, mit einem seiner geliebten Drachen unterwegs bin, und diesen anscheinend auch noch auf mich geprägt hatte, würde er mich nicht nur hängen, er würde mich qualvoll sterben, lassen. Die Probleme würden vielleicht später kommen, doch gab es keinen Grund sich jetzt schon darüber Gedanken zu machen. Also machte ich mich lieber auf, uns etwas zum Essen zu besorgen. Drachen waren bekanntlich Fleischfresser und auch ich konnte jetzt ein gebratenes Wild zwischen den Zähnen vertragen.
Einige Tage überlebten wir so sehr gut. Wir blieben unentdeckt und mein kleiner Drache wuchs zu einem nervtötenden Teenager heran. Ich hatte ihm gegenüber sehr starke Muttergefühle, doch diese Phase hätte ich liebend gerne übersprungen. Ich ließ mich aber nicht beirren und zeigte ihm meine Regeln auf, die er dann auch meist befolgte. Außerdem hatte ich den Fluss gefunden, den ich zuvor vergeblich gesucht hatte. Mit dem Behälter musste ich mehrmals täglich dorthin und auf dem Rückweg erlegte ich meist noch etwas Wild. Einen Hasen, ein Reh oder einmal ein Wildschwein. Dies alles hatten wir meinen Talenten im Messerwurf zu verdanken. Ich musste an Elja denken, doch ihn verdrängte ich schnell aus meinem Kopf. Aber nicht für lange. `Ich geh eben zum Fluss´, berichtete ich Levitas. Das Reden hatte ich mir abgewöhnt. Zum einen, weil uns vielleicht einer hätte hören können und zum anderen, weil wir uns per Gedanken besser verständigen konnten. Den Radius konnten wir auch immer vergrößern. Jetzt konnten wir uns sogar unterhalten, wenn ich mich am Fluss befand. Levitas nickte mit seinem riesigen Kopf. In den wenigen Tagen, es waren vielleicht acht, war er um vielleicht vier Meter gewachsen. Wenn das so weiter ging, würde er schon in wenigen Tagen ausgewachsen sein. Zum Fluss brauchte ich circa dreißig Minuten. Ich wollte mich endlich mal wieder waschen. Ich wusch mich natürlich immer wenn ich mich am Fluss befand, doch heute würde ich mich mal wieder baden. Ich entledigte mich meiner Sachen und warf mich in die sanften Wellen, die nun an mir brachen. Ich blieb im Wasser, bis meine Hände schrumpelig wurden und anschließend kämpfte ich mich hinaus und wickelte meinen Körper in das Tragetuch, das ich am Tag zuvor gewaschen und dann am Feuer hatte trocknen lassen. Plötzlich hörte ich ein Knacken hinter mit und drehte mich ruckartig um. Fast hätte ich mein Tuch fallen lassen, doch konnte es dann doch noch festhalten. Vor mir stand Elja. Meine Gesichtszüge entgleisten mir und ich starrte ihn entsetzt an. Sein Blick wanderte ungeniert über meinen Körper, der nur von dem Tuch bedeckt wurde. Jetzt wurde ich wütend. Deswegen fiel meine Begrüßung etwas patzig aus. „Ich werde nicht mit dir zurück kommen.“ Jetzt schaute er mir in die Augen und ich konnte wieder dieses Leuchten von früher erkennen. Was war geschehen? Diese Frage musste er wohl an meinen Augen abgelesen haben, denn er lachte einmal kurz auf und kam dann auf mich zu, um mich in seine Arme zu schließen. Ich ließ es zu und schon liefen mir Tränen der Freude über das Gesicht. Ich hatte ihn zurück. Ich hatte Elja zurück. Doch wem hatte ich es zu verdanken? Jetzt löste er sich aus meiner Umarmung und schaute nun bedrückt drein. „Wir müssen zum Grafen. Er hält deine Freunde gefangen. Er will dass du zu ihm kommst. Mit deinem Drachen.“ Seine Stimme klang hart und doch sehr sanft. Er trug immer noch die Narben, die meine Mutter ihm zugefügt hatte, auf seiner Seele, doch jetzt konnte ihn nichts oder niemand mehr von mir trennen. Ich wollte ihm schon zu stimmen, da wurden mir zwei Dinge klar. Erstens woher konnte der Graf und auch Elja von Levitas wissen, und Zweitens woher wussten diese wer meine Freunde waren? Ich versteifte mich, immer noch nur in dem Tuch gekleidet. „Woher weißt du so viel über mich, Levitas, Quav und Silver?“ fragte ich und schaute ihm in seine Augen. Er lächelte wieder. „Der Graf hat dich die ganze Zeit beobachtet. Schon seit du sein Reich betreten hast. Denkst du er wüsste nicht, dass du dich hier versteckst? Er wollte schon seine Truppen schicken, doch ich konnte ihn überreden, mich gehen zu lassen.“ „Warum bist du eigentlich bei dem Grafen?“ wollte ich wissen. „Deine Mutter“, er spuckte das Wort geradezu aus „Hat mit deinem Vater einen Vertrag geschlossen. Du sollst ab sofort bei deinem Vater auf der Burg leben dürfen und sie hat ihm dafür einige ihrer besten Leute versprochen. Du darfst auch deinen Drachen behalten, aber du musst eine Ausbildung absolvieren, damit der Drache nicht vollends verschwendet wäre, werdet ihr zwei nämlich ab und zu mal mit kämpfen müssen. Aber mach dir keine Sorgen in nächste Zeit wird es nicht mehr so viele Kämpfe geben. Dein Vater und deine Mutter haben sich nämlich dazu entschlossen, erst einmal Frieden zu schließen und bei heiklen Situationen zusammen zu arbeiten.“ Vater? Frieden? „Was redest du da?“ verlangte ich zu wissen. „Sel. Dein Vater ist der Graf Lovosko. Wie du weißt bist du zur Hälfte Kriegerin. Das hast du von ihm. Er und deine Mutter hatten mal was, als sie jünger waren. Doch dann haben sie den Hass ihrer Eltern geerbt und weiter gelebt. Jetzt wollen sie es aber mal anders versuchen.“ Ich verstand nur noch Bahnhof, doch es passte alles. Ich sah es in Elja`s Augen. Ein Lächeln breitete sich auf unsere beiden Gesichter aus und wir küssten uns innig. Als wir uns endlich voneinander lösen konnten, sagte er die schönsten Worte in meinem Leben: „Ich liebe dich.“ „Auch ich liebe dich.“ Erwiderte ich und plötzlich kam Levitas über unseren Köpfen angeflogen. Er schnaubte etwas, als er uns hier zusammen, eng umschlungen sah. Ich küsste Elja noch mal kurz und verschwand dann mit meinen Klamotten hinter einen Busch. Als ich wieder kam, war keiner da. Wo waren sie hin? Ich rief nach ihnen, doch es kam keine Antwort. Ich lief zu Levitas und meinem Schlafplatz doch fand nichts vor. Als hätten wir hier nicht für längere Zeit gelebt. Schnell bewegte ich mich durch den Wald. Als ich am Rand angekommen war, sah ich Elja auf mich zu rennen. Hinter ihn erhoben sich einige Drachen und schreien, wobei einige Feuer-, oder Eisfunken versprüht worden. Ich wollte schon lächelnd die Arme öffnen, als ich Elja`s Blick sah. Es hatte sich nichts verändert. Ich hatte mir das alles nur eingebildet. Mit dem Frieden und die Liebe, die er erwidert. Mit hartem Gesichtsausdruck warf er nun seinen Speer, den er in der Hand hielt, und traf mich genau in der Brust. Als er bei mir ankam, waren seine letzten Worte: „ich habe es dir mal anders bei gebracht. Du hättest nicht aus dem Wald kommen sollen. Du hättest dort für längere Zeit überlebt, doch nun musste ich dich töten. Ruhe in Frieden.“ Und dann war die Welt nicht mehr da, doch ich schloss meine Augen vorher schon, um mir die letzten schönen Stunden meiner Fantasie ins Gedächtnis zurück zu rufen und starb dann mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
Lektorat: crazy9vivi5
Tag der Veröffentlichung: 02.04.2012
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