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Chapter 1




„Ach komm schon, es ist dein Geburtstag“, nörgelte meine beste Freundin an mir rum, als ich sie mit Jogginghose und ausgeleiertem T-Shirt an der Tür empfang. „Ja also setzten wir uns, wie all die Jahre auch, vor den Fernseher und trinken ein Glas Wein.“ Demonstrativ hielt ich ihr die Weinflasche unter die Nase, die ich grade versucht hatte aufzubekommen. Sie rümpfte nur die Nase und schlüpfte durch den winzigen Spalt zwischen mir und der Tür. Sie war so zierlich wie eine Ballerina und bekam eigentlich jeden Typen, den sie haben wollte. Wer konnte es den Männern schon verdenken. Sie hatte blonde lange Haare und wunderschöne blaue Augen. Außerdem war sie immer fröhlich und zu allen nett. Manchmal nervte es schon ein bisschen, so ein Strahle-Männchen neben sich zu haben, aber dann brauchte ich wenigstens nicht so viel Zeit und Aufwand in mein Aussehen investieren, da sowie so jeder nur sie anstarrte. Mit einem Seufzer auf den Lippen schloss ich die Tür und ging hinter ihr her ins kleine Wohnzimmer. Dort pfiff Ashley fröhlich vor sich hin und bedachte mich gar nicht als ich mich auf die kleine Couch setzte, während sie weiter in ihrem Schminkkoffer herumwühlte, den ich zuvor gar nicht wahr genommen hatte. „Also echt Mia, nun geh doch endlich duschen, du stinkst als hättest du ne ganze Schachtel Zigaretten geraucht.“ Was ja auch stimmte, dachte ich mir. „Wieso denn? Du musst doch nicht an mir schnüffeln, wenn wir den Film gucken. Also welcher soll es sein, vielleicht lieber Australia mit dem sehr hinreißenden Hugh Jackman oder doch der altbewährte Dirty Dancing?“ Sie schaute mich nur irritiert an. „Was ist?“ fragte ich sie. „Ach mhhhh nur vielleicht eine Kleinigkeit die du mir versprochen hattest.“ Jetzt war ich diejenige die irritiert drein blickte. Ashley´s sonst so unbekümmerte Miene sprach Bände. Nun war das Kapitel angefangen, wo ich lieber die Klappe halten sollte. Eigentlich. Ich tat nie das, was ich eventuell hätte machen sollen. „Sag mir jetzt bitte nicht, dass du es vergessen hast!“ schrie sie mich fast an. „Oh es ist ja nicht so dass ich es vergessen hätte“, versuchte ich mich irgendwie aus meiner misslichen Lage zu winden. „Und wie ist es bitte dann?“ verlangte sie zu wissen. Nachdem ich einen Moment zu lange geschwiegen hatte, fing sie wieder an mit ihrer Männer anziehenden Stimme zu reden „Mia Ophelia Naomi Ava Hutton wie kannst du es wagen.“ Jetzt war sie richtig in Rage und nichts konnte sie stoppen. Ein kleiner Teil in mir war sauer auf sie, weil sie mich wie ein kleines Kind behandelte und mich mit vollem Namen ansprach, sowie es auch meine Mutter immer getan hatte. „Du hast mir schon vor Wochen versprochen, dass wir in die neue Bar gehen wollten. Heute, an deinem Fünfundzwanzigsten Geburtstag. Und wenn du jetzt nicht sofort unter die Dusche springst, während ich für dich ein passables Outfit aus deinem Schrank zusammen krame, werde ich dir das nie verzeihen.“ Erwartend sah sie mich an. „Was für eine neue Bar denn?“ fragte ich, während ich langsam ins Bad trottete, wo ich mich meinem Schicksal ergab. „Du solltest echt mal öfters rausgehen. Die Bar hab ich letztens zufällig auf dem Nachhause weg gesehen und ein paar meiner Kolleginnen waren auch schon da gewesen und meinten der Laden wäre echt klasse.“ antwortete sie mir, während ich die enge Dusche betrat, um mich von dem Zigarettengeruch zu befreien. Zwanzig Minuten später stand ich dann mit geföhnten Haaren und mit einem Handtuch bekleidet vor Ashley im Wohnzimmer. Ich starrte das Outfit an, das sie als passabel bezeichnet hatte. Ich würde es eher als Schlampenoutfit betiteln, aber gut sie war hier die Expertin. Ich zog mir die schwarze seiden Strumpfhose an, die mir gar nicht gehörte, da ich nichts im Schrank hatte was auch nur ein winziges bisschen zu viel Haut hätte zeigen können und zog den etwa knielangen, engen ebenfalls schwarzen Rock an, der mir auch nicht gehörte. „Warst du vielleicht shoppen in den zwanzig Minuten?“ „Ne ich hatte noch Sachen im Auto und bin sie eben schnell holen gegangen.“ Sie lächelte triumphierend vor sich hin während ich mir das dunkelblaue Top mit tiefem, sehr tiefem Ausschnitt anzog. Weitere dreißig Minuten benötigte Ashley um mich zu stylen und mir die Haare hochzustecken. Als sie mit ihrem Werk zufrieden schien, stand ich von der unbequemen Couch auf und ging ins Schlafzimmer, wo ein großer Spiegel hing. „Also so geh ich bestimmt nicht raus“, rief ich während ich die fremde Frau im Spiegel betrachtete. Aber eigentlich musste ich zugeben, dass Ashley ihre Sache sehr gut hinbekommen hatte, was eventuell nicht verwunderlich sein sollte, da sie Stylistin in einem angesagten englischen Kosmetiksalon war. „Warum denn nicht, du siehst doch hübsch aus.“ rief sie aus dem Wohnzimmer, wo ich Klamotten auf den Boden fallen hörte. „Ja schon aber ich habe eigentlich keine Lust von irgendwelchen Typen angequatscht zu werden, also warum können wir nicht einfach zu Hause bleiben?“ Ich hörte wie ein Reißverschluss zugezogen wurde. „Mensch Mia, du bist heute fünfundzwanzig geworden. Du kannst dich ruhig öfters mal schick machen und dir vielleicht ein bisschen Spaß erlauben.“ Vor mich hin fluchend ging ich wieder zu ihr zurück ins Wohnzimmer wo sie in einem schlichten schwarzen Kleid saß und sich ihre Stielettos anzog. Mir warf sie auch ein paar zu, deren Absätze mir an sich viel zu hoch waren, zog sie aber dennoch an. Ashley musste sich gar nicht viel Schminken, sie war eine Naturschönheit, während sie bei mir einen SmokeyEys-Look kreiert hatte, nahm sie nur etwas Eyeliner. „Sollen wir meinen oder deinen Wagen nehmen? Mir wäre es lieber deiner, weil wir das Auto wahrscheinlich eh stehen lassen werden um mit dem Taxi nachhause zukommen.“ „Ok dann nehmen wir meinen, aber du musst mir sagen wie ich fahren soll.“ murrte ich vor mich hin, nahm die Autoschlüssel von der kleinen Kommode im Flur, zog mir meinen Mantel an, da wir September hatten und es total kalt draußen war, und ging hinter Ashley zur Tür raus. Ich würde gleich mit meiner besten Freundin in eine mir unbekannte Bar gehen und das an meinem fünfundzwanzigsten Geburtstag, wo man doch eigentlich erwarten könnte, dass man das macht was das Geburtstagskind will und nicht die beste Freundin. Nun ja, da musste ich nun durch.

Chapter 2



Als wir an der Jones ankamen, staunte ich nicht schlecht. Mein Blick glitt zu Ashley. „Das ist nicht dein Ernst oder? In so einen Schuppen soll ich rein gehen und noch dazu in so einer Gegend?“ Wir befanden uns kurz vor dem Black Forrest. Hier war die Kriminalitätsrate in den letzten zwei Monaten extrem angestiegen. Immer mehr Menschen verschwanden und wurden nie wieder gefunden, zumindest stand nie etwas in den Zeitungen. Aber es war ja nicht nur die Gegend. Die Disko sah von außen echt mies aus. Nicht einmal wie eine richtige Kneipe, eher wie ein kleines Lagerhaus. Was mich noch mehr verwunderte war die Tatsache, dass eine sich elend lange Menschenschlange vor dem Eingang befand. Jetzt verstand ich auch, warum Ashley meinen Wagen nehmen wollte, falls wir ihn hier stehen lassen würden. Ich parkte auf einen extra Parkplatz, der nur den Gästen des Jones vorbehalten war. Wir stiegen aus meinem alten VW Käfer, den meine Großmutter extra aus Deutschland hatte bringen lassen. Sie war ein Fan von alten Autos gewesen. Sie hatte eine ganze Garage voll Autos besessen, die nach ihrem Tod zu mir übergegangen waren. Doch ich mochte Autos nicht so gerne und behielt nur den VW. Die restlichen Autos verkaufte ich an Sammler, Fans oder andere Autoliebhaber, die was mit den alten Modellen anfangen konnten. Ich zupfte meinen Rock zu Recht, der ein wenig höher gerutscht war. Ashley strahlte mich an. „ Na sieht doch geheimnisvoll aus, was?“ Naja geheimnisvoll konnte man es auch nennen. Meine Bezeichnung dafür war jedoch nur heruntergekommen. „Ist das wieder mal so ein Witz von dir?“ Sie schaute mich belustigt an. „Du urteilst über einen Club, obwohl du so gut wie gar nicht ausgehst?“ Jetzt grinste ich sie auch an. „Mhhh hast ja auch recht aber hier willst du wirklich bleiben?“ „Glaub mir, hier ist es nicht so übel. Manchmal kann der äußere Eindruck täuschen. Die schwarze und rote Fassade soll nur nicht so einladend wirken, sodass nur die richtigen Leute hier herkommen.“ Sie zwinkerte mir verschwörerisch zu. „Ist klar die `richtigen Leute´.“ Ich verdrehte meine Augen und zeigte auf zwei junge Mädchen in schwarzen, richtig kurzen Kleidern und Overknee Stiefeln. „Lockt wohl eher die junge Kundschaft, der dunklen Seite.“ Ich fing an zu lachen, doch Ashley ignorierte mich nur und zog mich mit sich über die kleine Straße. Der Parkplatz war noch nicht so voll, was wahrscheinlich auch an der frühen Stunde lag. Im Auto hatten wir erst kurz nach zehn Uhr gehabt. Wir liefen schnurstracks an den Leuten vorbei, direkt auf einen bulligen Türsteher zu. „Ähmm Ashley sollten wir uns nicht vielleicht hinten anstellen“, flüsterte ich ihr ins Ohr. Je weiter wir Richtung Eingang kamen, desto lauter wurde auch die Musik. Doch Ashley ignorierte mich anscheinend immer noch, denn sie zog mich schweigend weiter. Vor dem Türsteher blieb sie stehen und klopfte ihm auf den Rücken, da sie an seine Schulter nicht ran kam. Er unterhielt sich grade mit einem seiner Kollegen und drehte sich dann zu uns um. Als er Ashley´s strahlendes Lächeln sah, grinste er zurück. „Hallo. Wir würden gerne in den Club.“ meinte Ashley schlicht. Der Türsteher nickte und zog die schwer aussehende Metalltür auf. „Danke.“ hauchte sie ein letztes Mal verführerisch und drehte sich dann um, mich immer noch im Schlepptau. Mir blieb fast die Spucke weg, als ich sah wie es hinter der hässlichen Fassade aussah. Ein wirklich schöner Schuppen, dachte ich mir. Meine beste Freundin zerrte mich zu der Kleider Annahme, zog einen Zettel aus dem Automat und Reichte unsere Mäntel an einen in schwarz gekleideten Kellner. Zuvor klebte sie noch den Zettel dran und bedankte sich bei dem Kellner. Vor uns war erneut eine Tür, dieses Mal jedoch aus altem, schwarzem Holz. Wenn ich dachte der Vorraum war schon schön, dann hatte ich mich geirrt. Die größte Fläche, die ich jemals in einer Disco gesehen hatte, befand sich eindeutig im Jones. Eine große Tanzfläche befand sich im hinteren Mittelfeld und zwischen durch waren immer mal wieder Stehtische auszumachen und Hocker um sich auszuruhen. Auf der rechten Seite befand sich eine riesige Glaswand in der Wein- und Sektflaschen gelagert wurden. Davor stand eine Bar, die gesamte Oberfläche bestand aus schwarzem Marmor. Insgesamt blieb mir einfach der Mund offen stehen und Ashley fing neben mir an zu kichern. „Na, hab ich dir zu viel versprochen?“ „Nein, Nein eindeutig nicht.“ grinste ich zurück. Als ich nach oben, zu der hohen Decke empor blickte, sah ich einen wunderschönen Balkon, der direkt aus einem Geschichtsbuch zu entstammen scheint. Jetzt erst bemerkte ich, dass wir bereits an der Bar angekommen waren und ein Gin Tonic vor mir am Tresen stand. Verwirrt schaute ich zu Ashley, die ihren Appletini leicht angehoben hatte und nun einen Tost aussprach. „Auf dich, liebe Mia. Dass es noch viele weitere solcher Geburtstagsfeiern geben wird.“ Ich schmunzelte leicht, als ich mit leichtem Unmut an Hugh Jackman zurück dachte, der jetzt in meinem Fernseher total mega heiß aussehen könnte. Ach den Abend werde ich mir schon schön machen, versprach ich mir. „Und auf dich, dass du mich von meinem Fernseher getrennt hast.“ Sie lachte hart auf und entgegnete: „Also echt Mia, du solltest wirklich mal öfter weg gehen. Immer nur zuhause zu hocken ist doch nicht gesund.“ Nun hob auch ich endlich mein Glas an und stoß es gegen das von Ashley. „Auf mich.“ Mit einem Schluck trank ich es leer. Wir unterhielten uns noch einige Zeit, was sich bei der lauten Musik als erstaunlich einfach herausstellte, als sich plötzlich ein gutaussehender Mann auf den freien Platz neben Ashley fallen ließ. Dieser lächelte etwas schief, als sich Ashley zu ihm umdrehte und ihn mit ihrem Männerlächeln taxierte. „Hi.“ hauchte der fremde mit einer männlichen Stimme. „Ich bin Brandon. Darf ich dich auf einen weiteren einladen?“ Er zeigte auf das leere Glas meiner besten Freundin. „Hallo. Ich bin Ashley und wäre natürlich entzückt.“ entgegnete sie. Als sich Brandon zu dem Barmann umdrehte, drehte sich auch Ashley um und machte große Augen. „Wow“, hauchte sie und ihre blauen Augen strahlten wie die eines kleinen Mädchens. „Auf jeden Fall“, stimmte ich schmunzelnd zu. „Den muss ich mir unbedingt klar machen“, flüsterte sie mir ins Ohr, indem sie sich etwas zu mir rüber beugte damit Brandon nichts davon mitbekam. „Klar. Wer würde das nicht. Viel Spaß mit ihm, “ wünschte ich ihr und gab ihr spielerisch einen Klaps auf den Oberarm. Sie schaute etwas bedrückt. „Aber wir wollten heute doch deinen Geburtstag feiern.“ widersprach sie mir. „Ach mach dir um mich mal keine Sorgen. Gleich kommt bestimmt ein toller Kerl zu mir und mit dem feier ich dann.“ Verschwörerisch blinzelte ich ihr zu und drehte sie zu Brandon um, der uns interessiert musterte. „Danke“, hauchte sie noch einmal und widmete sich dann wieder ganz Brandon. Nach kurzer Zeit verschwanden die zwei zu den roten Sesseln, die mir direkt gegenüber an der linken Wand standen. Dort setzten sie sich mit ihren Getränken hin, wo es nochmal etwas ruhiger war als an der Bar, da der Bereich mit dünnen Glaswänden abgetrennt war. Ich bestellte mir den dritten Gin Tonic und lächelte leicht als ich an Ashley´s Gesichtsausdruck dachte. Sie hatte schon viele Männer gehabt, doch jedes Mal freute sie sich aufs Neue einen kennen zu lernen. Ich würde wohl noch etwas hier bleiben und dann nach Hause fahren. Mit einem Taxi, wie sich verstand. „Hallo, schöne Frau“, flüsterte eine Stimme hinter mir. Ganz in Gedanken versunken erschrak ich und drehte mich um. Ich bekam eine Gänsehaut. Mir gegenüber stand ein großer Mann mit breiten Schultern, braunen Haaren und grauen Augen. Er trug eine Jeans, ein schwarzes T-Shirt und eine Jackett Jacke darüber. Seine etwas längeren Haare umspielten sein kantiges Kinn. Um seine Augen waren leichte Lachfalten. „Hi“, flüsterte ich schüchtern. Irgendwie erinnerte er mich an den großen braunen Schrank in meinem Schlafzimmer. Er ließ seinen Blick über mich gleiten. Er schien interessiert zu sein. Schlagartig wurde ich rot. Sein Blick fand wieder den meinen und er lächelte. „Darf ich mich zu dir setzten?“ Er schien etwa in meinem Alter zu sein, also nickte ich und drehte mich auf dem Barhocker wieder um. „Was macht denn eine so hübsche junge Frau an einem Samstagabend alleine Im Jones?“ Um mir nicht anmerken zu lassen, wie nervös ich war, antwortete ich: „Um Männer aufzureißen.“ Ich zwinkerte ihm zu und trank einen Schluck von meinem Gin Tonic. Er fing an zu lachen und bestellte sich dann auch einen. „Ach das ist ja interessant“, meinte er immer noch grinsend. „Nein, jetzt aber mal im Ernst, was machst du hier?“ fragte er mit ernstem Interesse in den Augen. „Naja ich war eigentlich mit meiner Freundin hierhergekommen um zu feiern.“ „Und wo ist deine Freundin jetzt?“ Ich zeigte auf den abgetrennten Bereich, doch als ich sie dort nirgends sitzen sah, zuckte ich nur mit den Schultern. „Tja, die haben sich wohl verdrückt“, redete ich mehr zu mir selbst als zu dem Fremden. „Hey, wie heißt du eigentlich?“ fragte ich, als wir gleichzeitig das Glas aufnahmen und einen Schluck tranken. Daraufhin musste ich lachen. Er grinste schlicht. „Ich bin Bond. James Bond.“ stellte er sich vor. Ich kam mir etwas verarscht vor und hob nur eine Augenbraue, um ihm zu signalisieren, dass das nicht komisch war. „Naja gut ich heiße aber echt James.“ Er reichte mir seine Hand. „Mia.“ meinte ich schlicht und widmete mich wieder meinem Glas, nachdem er meine Hand wieder losgelassen hatte. „Schöner Name.“ teilte er mir mit. „Danke, deiner ist auch nicht schlecht.“ Ich schaute ihm in seine Augen. Plötzlich konnte ich mich nicht mehr von seinen Augen losreißen. Sie schienen zu flüssigem Stahl geworden zu sein. Wunderschön, ließen sie meine Gedanken stoppen und an nichts anderes mehr denken, als ihn glücklich zu machen. Ein kleiner Teil, ganz weit hinten in meinem Kopf fragte sich jedoch, warum ich so etwas Schwachsinniges dachte. Ich achtete nicht weiter drauf sondern nur noch auf seine Augen und seine Stimme, da er nun wieder anfing zu reden. „Mhhh wir sollten vielleicht etwas an die frische Luft gehen.“ Ich nickte zustimmend und er reichte mir seine Hand. Dümmlich vor mich hin lächelnd legte ich meine Finger in seine riesige Pranke und ließ mich von ihm nach draußen führen. James sprach noch kurz mit dem Türsteher, doch ich verstand nichts davon. Als wäre ich in Trance blieb ich einfach neben ihm stehen. Meine Hand immer noch in seiner. Er führte mich in eine dunkle Gasse direkt neben der Disco. Dort drückte er mich leicht an die Wand. Die Kälte, die diese ausstrahlte ließ mich aufschrecken und mich erstaunt umblicken. „Wo sind wir denn?“ fragte ich ihn. Ok jetzt nicht in Panik ausbrechen, dachte ich mir. In einer dunklen Gasse mit einem fremden Kerl? Wen würde das nicht ausrasten lassen. Unvorhersehbar drückte er ganz leicht seine Lippen auf meine. Augenblicklich schloss ich meine Augen. Man der Typ schmeckte echt gut. Leicht bitter vom Tonic aber gleichzeitig auch männlich. Er ließ von meinen Lippen ab, sein Mund jedoch wanderte meinen Hals hinab. Als ich jedoch etwas Spitzes in meinem Hals spürte, fing ich urplötzlich anzuschreien. Er drückte leicht einer seiner Hände auf meinem Mund und sog weiter an meiner Halswunde. Was tat der Kerl denn da? Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich die gegenüberliegende Wand an. Hier in der Gasse war es ganz schön dreckig. Nach einiger Zeit ließ er schließlich von mir ab, leckte ein letztes Mal über meinen Hals und lächelte mich dann wieder an. „Du hast einfach zu gut gerochen.“ Ich starrte ihn weiter geschockt an. Seine Hand blieb auf meinem Mund und er strich sacht mit dem Daumen über meine Lippen. „Schade, dass ich schon aufhören musste, aber du solltest ja nicht gleich sterben. Das würde die anderen gar nicht freuen, die sich um dich zu kümmern müssten. Naja du solltest dann mal wieder rein gehen, bevor ich mich doch noch vergesse.“ War der Typ denn vollkommen geisteskrank? Wie sollte ich denn jetzt wieder in den Club gehen, nachdem was auch immer er mit mir gemacht hatte. „Wie ich sehe wirst du wohl nicht einfach so wieder rein gehen. Nun gut. Schau mir mal in die Augen.“ Erst jetzt bemerkte ich, dass ich ihm beim Sprechen die ganze Zeit auf seinen Mund geblickt hatte. Erst jetzt schaute ich ihm in die Augen und verlor mich wieder in dem flüssigen Stahl. „Du wirst jetzt einfach wieder in den Club gehen. Der Türsteher lässt dich abermals rein. Du wirst mich verständlicherweise vergessen und rein gehen als wärst du nur kurz an der frischen Luft gewesen.“ Ich nickte und ging steif auf den Eingang des Clubs zu. Man die frische Luft hatte eindeutig gut getan. Ich fühlte mich zwar etwas angetrunken von den drei Gin Tonics, war jedoch noch nicht so angetrunken wie ich es normalerweise schon gewesen wäre. Als ich an dem Türsteher vorbei kam, lächelte ich diesem zu und ging einfach an ihm vorbei auf meinen alten Platz an der Bar.

Chapter 3



Plötzlich bekam ich Lust einfach los zu tanzen. Eigentlich hasste ich es alleine zu tanzen, aber da die Tanzfläche momentan recht leer war, dürfte das mit dem Anstoßen kein Problem darstellen. Körpernähe war nämlich auch etwas, was ich total verabscheute. Also sprang ich zum zweiten Mal an diesem Abend von dem Hocker und ließ mich mit der Musik treiben. Ich vergaß ganz die Zeit um mich herum. Vergaß den Ort, vergaß einfach alles. Meine Gedanken hatten aufgehört wirr durch meinen Kopf zu treiben. Mein Körper bewegte sich elegant über die kleine Fläche. Ein langsames Lied fing an und gerade als ich seufzend von der Tanzfläche gehen wollte, drückte sich ein harter Körper an meinen Rücken und ich drehte mich ruckartig um. Ich blickte genau gegen eine in weißem T-Shirt gehüllte Brust. Um das Gesicht dazu erfassen zu können, musste ich meinen Kopf in den Nacken legen und blickte in ein dunkelblaues wunderschönes Auge. Das andere war von einer schwarzen Augenklappe verdeckt. Er übte eine gefährliche Ausstrahlung aus, doch grade diese machte mich irgendwie an. Ich hegte grade den Wunsch ihn zu küssen, als sich mein Körper selbstständig machte und meinem Wunsch einfach nachkam. Er schien genauso geschockt wie ich, doch auch er gab sich nach einigen Sekunden hin. Er öffnete leicht seine Lippen und drang mit seiner Zunge zwischen meine Lippen, wo ein heißes Spiel unserer Zungen begann. So standen wir einige Minuten rum, bis wir immer wieder von tanzenden Paaren angestoßen wurden. Mir wurde es zu viel und ich zog mich zur Bar zurück, in dem Wissen, dass der Fremde mir folgte. Als ich ankam bestellte ich mir erst mal einen Whisky Cola. Ja ich weiß, was ihr jetzt denkt. Ne Frau die Whisky trinkt? Tja ich bin halt nicht vom üblichen Schlag. Naja jedenfalls setzte ich mich auf MEINEN Platz, der schon den ganzen Abend über meiner gewesen war und trank einen großen Schluck. Mr. Gutaussehend bestellte sich ebenfalls einen Whisky. „Vielleicht sollte ich mich erst mal vorstellen. Ich bin...“ Weiter kam er nicht, denn ich legte ihm keck meinen Zeigefinger auf seine Lippen und sagte verführerisch: „Es ist besser wenn ich deinen Namen nicht weiß. Sagen wir mal wir machen einen Abend mal so richtig drauf und sehen uns dann nie wieder.“ Ich zwinkerte ihm zu. Ich wusste gar nicht was für ein Flittchen ich sein konnte, doch war es nicht das, was alle Typen von einer Trau wollten? Belanglosen Sex? Und irgendwie hatte ich heute Lust auf eben diesen. Ob es an dem Alkohol lag, vermochte ich nicht zu sagen. Jedenfalls entgegnete Hottie: „Und wie darf ich dich dann nennen, Schöne?“ „Wie wolltest du denn eine Frau schon immer mal nennen?“ „Dornröschen.“ Was? Hatte er jetzt echt n Namen aus einem Märchen genommen? „Okay... Dann nenn ich dich Ken. Hoffentlich bist du aber kein Ken.“ Ich lachte auf. „Okay Dornröschen. Stoßen wir auf den heutigen Abend an.“ Wir tranken noch eine gute Weile weiter und unterhielten uns. Zwischendurch küssten wir einander und es wurde noch ziemlich witzig. Da sich Ashley immer noch nicht hatte blicken lassen, ging ich mit Ken. Ich weiß ziemlich unverantwortlich, aber was sollte ich denn machen? Der Kerl war heiß, ich war betrunken und wollte unbedingt heute Nacht noch flach gelegt werden, also setzte ich mich mit ihm in ein Taxi und er nannte dem Fahrer seine Adresse. Wir fuhren gar nicht lange und schon standen wir vor einem schönen Gebäude, was ich aber nur so nebenbei bemerkte. Ken bezahlte den Fahrer großzügig und flüsterte diesem etwas ins Ohr, woraufhin dieser nickte und den Motor ausschaltete. Verwirrte stieg ich hinter Ken aus. Drinnen angekommen vergaß ich das alles sehr schnell wieder, denn schon lagen seine Lippen heiß auf meinen. Wir waren in seinem großen Schlafzimmer angekommen, wo wir uns schnell unserer Sachen entledigten und immer noch küssend ins Bett stiegen. Während wir Sex hatten, spürte ich einen kurzen Schmerz an meinem Hals, was seine Lust jedoch noch zu steigern schien. Seine Lippen lagen die ganze Zeit dort doch als wir beide kamen, war er plötzlich weg. Er drehte sich von mir runter und schien noch nicht mal etwas außer Atem zu sein, wohingegen ich total am schnaufen war. Er lächelte leicht, als ich seine spitzen Eckzähne sah. Ich schrie auf und fiel vom Bett, bei dem Versuch aufzustehen. Er lachte hart auf, wodurch sich sein Gesicht furchtbar verzog. „Heute wohl schon zu viel getrunken, was?“ Ich testete ob ich aufstehen konnte und stemmte mich mit den Händen auf dem Bett hoch. Schwankend kam ich zum stehen, doch es ging mir gar nicht gut. Mir war schlecht, alles schwankte und Ken lachte mich immer noch aus. „W..W.Was b..ist du?“ stotterte ich nuschelnd. „Ein Vampir.“ war seine schlichte Antwort. Haha als ob es so etwas gab, doch mein Körper schien das anders zu sehen, denn meine Beine zitterten stark und ich wäre abermals umgekippt, wenn ich mich nicht am Bett festgehalten hätte. Jetzt lächelte Mr. Vampir nur noch und sein eines Auge blitzte gefährlich auf. Ja er war eindeutig verrückt und seine Zähne waren nicht echt. Nichtsdestotrotz befühlte ich meinen Hals und, oh Wunder, fand nichts vor. Ohne dass ich etwas gesehen hätte, stand er plötzlich vor mir. Sein gesundes Auge schien sich zu verflüssigen. Plötzlich hatte ich doch Angst und suchte fieberhaft nach einem Ausweg, doch je länger ich in Ken´s Auge sah, desto mehr entspannte ich mich. Er strich mir eine meiner Strähnen vom Gesicht, wodurch ich leicht erzitterte. „Echt schade. War echt lustig mit dir. Aber leider musst du mich vergessen. Ich hab dem Taxifahrer unten übrigens einen Fünfhunderter in die Hand gedrückt damit er auf dich wartet und dich nach Hause bringt. Nenn ihm einfach deine Adresse und du bist in Nullkomma Nichts zu Hause. Du denkst wir hatten einfach normalen Sex und du hast ihn ziemlich genossen.“ Er küsste mich flüchtig auf die Wange und ziemlich schwankend ging ich Richtung Türe. Das Taxi stand immer noch dort wo es uns raus gelassen hatte. Ich stieg ein und nannte dem Fahrer meine Adresse. Dieser grinste ziemlich als er mich sah und fuhr erst nach einer kurzen Musterung los. Gab es eigentlich auch Kerle auf der Welt die bei einer Frau in einem kurzen Rock mal nicht an Sex dachten? Wahrscheinlich nicht. Wir fuhren eine Weile schweigend, bis ich ihn unvorhersehbar fluchen hörte. Daraufhin merkte ich, dass er versuchte das Auto zu drehen, was ihm nicht früh genug gelang, denn wir fuhren gegen etwas hartes, etwas das nicht nach gab. Mein Kopf schlug hart auf das Armaturenbrett auf. Gab es nicht eigentlich in jedem Taxi einen Airbag? Normalerweise war es Vorschrift in jedem Auto. Mein Kopf tat höllisch weh und ich war heilfroh nicht stark verletzt zu sein. Mein Blick wanderte zu dem Fahrer, den es nicht so gut getroffen hatte. Wo wir auch immer gegen gefahren waren, es hatte auf seiner Seite gestanden, denn das Fahrzeug war auf seiner Seite bis zum Sitz eingedrückt. Er war eindeutig tot und sein toter Körper lag verrenkt zwischen dem Metall des Autos. So verwirrt wie ich im Moment war, schockte mich das gar nicht. Verwundert über meine Kaltblütigkeit blickte ich nach draußen durch die Windschutzscheibe und erstarrte. Einige Meter vor dem Taxi stand ein Mann in zerrissenen Jeans. Er starrte mich aus kalten roten Augen an. Die Betonung lag auf Rot! Welcher Mensch hatte schon rote Augen? Seine Lippen verzogen sich zu einer Art Lächeln, doch raus kam eine schreckliche Maske. Spitze und lange Zähne bohrten sich in seine Unterlippe. Langsam kam er mit raubtierhaften Bewegungen auf mich zu. Ich konnte mich nicht aus dem Wrack befreien, weil meine Beine eingeklemmt waren, die ich dazu auch nicht mehr spüren konnte. Tränen liefen mir ungehemmt aus den Augen. Insgeheim wusste ich, dass ich heute sterben würde. Ich hatte Angst. Wahnsinnige und alles verzehrende Angst. Ich schloss meine Augen, als ich ein lautes Quietschen hörte, öffnete ich sie jedoch wieder. Der Mann hatte meine Tür aufgemacht und stemmte nun mit einer Leichtigkeit das Armaturenbrett weg, die ein normaler Mann Ende zwanzig niemals hätte aufbringen können. Doch er schwitze nicht einmal. Oh Gott. Das letzte was ich sehen würde, wenn ich starb, waren diese wahnsinnigen Augen, diese hässliche Fratze. Der Mann lehnte sich zu mir runter, schob seine Arme unter mich und hob mich sanft aus dem Auto. Seine Stimme war sanft, als er leise zu mir sprach. „Ich brauche nicht viel. Es wird nicht weh tun und wenn es vorbei ist, wirst du gar nichts mehr davon wissen.“ Er trug mich bis in eine Gasse, wo er mich sanft auf dem Boden ablegte. Erst jetzt bemerkte ich die wahnsinnig große Schusswunde in seiner Schulter und dann noch eine weiter in seinem Hüftbereich. Er bemerkte meine Musterung und entgegnete: „Deswegen brauch ich ein wenig Blut von dir. Es wird wirklich nicht weh tun.“ Trotz seiner Worte stahlen sich immer noch Tränen aus meinen Augen und mir war wirklich schwindelig zu mute. Außerdem spürte ich meine Beine noch immer nicht. Doch ich spürte wie mir etwas Nasses von meinem Haaransatz runter über mein Gesicht lief und es waren keine Tränen. Der Fremde nahm seine Hand, die in meinem Rücken gelegen hatte, strich über mein Gesicht und führte seine Finger dann zu seinem Mund. Ein Wimmern entfuhr mir. Er seufzte genüsslich und lächelte dann wieder. Sofort beugte er sich zu meinem Hals und durchstieß mit seinen spitzten Zähnen meine Hauptschlagader. Just in diesem Moment schien ich aus meiner Trance zu erwachen und fing anzuschreien. Eine seiner Hände wanderte zu meinem Mund und drückte leicht zu. Meine Luftzufuhr entnahm ich jetzt durch meine Nase. Ich hoffte jemand hatte meinen Schrei gehört und würde mich retten. Schlückchen weise spürte wie ich immer weiter abdriftete. Er schien das zu bemerken, denn er ließ von mir ab und rückte etwas weg, wodurch er mich losließ und ich schwach gegen die Wand sackte. „Scheiße. Warum bist du dem Tod schon so nahe? Ich hab doch gar nicht so viel von dir genommen.“ Seine Stirn kräuselte sich. Er schien höchst konzentriert zu sein. „Oh schitt. Wieso hast du von diesem Tag Zwei Erinnerungslücken?“ „W..Was?“ Stotterte ich schwach. „Bist du etwa heute schon Vampiren begegnet? Schitt. Schitt. Schitt. Warum grade du?“ Mir lief immer noch Blut aus der Wunde von meinem Kopf und seine Worte drangen gar nicht wirklich zu mir. Mein Verstand war zu verwirrt. Plötzlich stand er auf und war verschwunden. Super jetzt würde ich hier erst recht sterben. Doch ich hörte leise Schritte neben mir und ein Gesicht erschien vor meinen Augen. Ich starrte den Mann verzweifelt an. „Bitte..Bitte.. hel..helfen sie m..mir.“ brachte ich verzweifelt raus. Dann schloss ich meine Augen und mein Bewusstsein verabschiedete sich vom Diesseits.

Chapter 4



Ich erwachte auf einer ziemlich harten Fläche. Meine Augen konnte ich noch nicht öffnen, doch der Geruch meiner Umgebung machte mich halb wahnsinnig. Es roch sehr klinisch und wenn meine Nase diesen penetranten Duft noch länger einatmen musste, würde ich sicher drauf gehen. Also hielt ich einfach, mit geschlossenen Augen, den Atem an. Und hielt den Atem an. In Gedanken zählte ich Sekunde um Sekunde. Nach zehn Minuten musste ich dann doch Luft holen. Scheiße, dachte ich mir und riss vor Schreck meine Augen auf. Ich erblickte eine weiße Decke. Der Raum schien ziemlich hell zu sein und meine noch müden Augen mussten sich daran erst einmal gewöhnen. Jedoch das der Raum hell war, war auch schon alles. Es erschien mir alles eher wie eine Zelle. Ziemlich klein, recht viereckig und spärlich eingerichtet. Wieso lag ich denn in einer Zelle auf einem Bett? Oh man ich musste träumen. Das war es, musste es sein. Anders könnte ich es mir nicht erklären. Okay Mia. Schließ jetzt einfach deine Augen und in wenigen Augenblicken wirst du dann in deinem schäbigen Reich aufwachen. Ich versuchte es. Entspannte meinen Körper von meinen Schultern aus abwärts. Doch es half nichts, denn als ich meine Augen erneut öffnete, sah ich schon wieder diese hässlichen Betonwände. Vor Wut sprang ich aus meiner liegenden Position. Oder versuchte es eher, denn ein Widerstand an meinen Handgelenken hinderte mich daran. Ich drehte meinen Kopf und konnte an den metallenden Kopfende ein paar Handschellen erkennen. Sofort rüttelte ich dran und versuchte mich zu befreien, was mir jedoch nicht gelang. Was war bloß passiert? Ich wusste nichts mehr. Als hätte ich irgendeine Droge genommen oder so etwas. Eine Droge, das war es. Das war die Lösung für mein Schlamassel. Erleichtert lachte ich hart auf und wartete. Worauf ich wartete? Keine Ahnung ich wusste nur, dass bald etwas passieren würde. Und schon als ich den Gedanken zu Ende gebracht hatte, wurde die Tür geöffnet, die sich rechts neben meinem Bett befand. Mein Bett befand sich direkt an der Wand und passte von der Länge gerade noch so rein. Es gab eine Toilette und ein Waschbecken, sowie einen Stuhl, doch damit war der Raum schon zu genüge gefüllt. Ich spannte mich an, als sich ein älterer Mann mit grauen Haaren auf den Stuhl nieder ließ und sich ein riesen großer Mann mit verschränkten Armen hinter ihm stellte. Der Kerl, der stand war wirklich riesig und hatte eine Menge Muskeln. „Hallo.“ Sagte der Mann mit den grauen Haaren. Ich schaute nur kurz zu ihm rüber. Doch er schien mir keine Gefahr zu sein, also vertraute ich meinem Gefühl und schaute lieber wieder zu dem Muskelprotz. Er war ganz in schwarz gekleidet. Schwarzes T-Shirt, eine schwarze Jeans, schwarze Lederschuhe und eine schwarze Lederjacke. Heiß und gefährliche Aura. Oh man, grinste ich in mich hinein, wenn der mir am Abend in der Bar begegnet wäre, wäre ich mit ihm sofort auf die Toilette gegangen. Ja eigentlich unter meinem Niveau, aber wenn man ihm in sein wunderschönes Gesicht blickte, das von schwarzen gelockten Haaren umrahmt wurde, musste man einfach schwach werden. Doch seine blauen Augen sahen mich misstrauisch und distanziert an. Ich hatte ihn schon mal gesehen. Ich überlegte stark nach und erschrak dann so heftig, dass, wäre ich nicht ans Bett gefesselt gewesen, ich vom Bett geflogen wäre. Der grauhaarige Mann hatte mich die ganze Zeit beobachtet und lächelte mich nun wissend an. Scheiße, was war gestern nur passiert. Ich hatte Geburtstag gefeiert. Ich war mit jemanden in eine Bar gegangen, doch wer war das nur gewesen? Aufjedenfall war etwas Schreckliches passiert und es hatte eindeutig mit diesem heißen Kerl zu tun. Doch was? Verzweifelt blickten meine Augen in seine, doch anstatt ihm antwortete der alte Kerl. „Können Sie sich denn an etwas von gestern erinnern?“ fragte er mich nun. Da ich von seinem schweigsamen Begleiter scheinbar keine Antwort auf meine stumme Frage kriegen würde, antwortete ich mit zittriger Stimme: „Weiß nicht. Ich weiß nur dass ich mit Jemanden in eine Bar gegangen war und dass dort oder wo anderes was schlimmes passiert ist und das hatte eindeutig mit ihm zu tun.“ Ich nickte in Richtung des anderen Mannes. Erst jetzt schaute ich mir den grauhaarigen Mann richtig an. Er trug einen weißen Kittel und darunter normale Alltagskleidung. „Sind sie Arzt?“ fragte ich verwirrt. Schon wieder dieses kleine wissende Lächeln. „Ja Mona, das bin ich allerdings.“ Mona? Durcheinander blickte ich von einem zum anderen. „Mona?“ sprach ich meine Frage nun aus. „Ja Sie heißen Mona“, lächelte er mich an. „Und ich bin Dr. Dashwood. Das ist Corbin mein Assistent. Er hat Sie gestern leider betäuben müssen, weil Sie mal wieder total verwirrt waren und mich, bei einer Routine Untersuchung, angegriffen hatten.“ Verblüfft schaute ich ihn an. „Aber ich heiße doch gar nicht Mona und ich bin weder verwirrt gewesen noch habe ich Sie angegriffen. Ich bin Mia. Mein Name ist Mia und ich wurde gestern fünfundzwanzig Jahre alt.“ Stimmte ich missmutig dagegen. Der Kerl hatte sie doch nicht mehr alle, oder? War ich wirklich verwirrt? Ach Quatsch, widersprach ich mir selbst. „Mona“, sprach er beruhigend auf mich ein „Sie wurden gestern ja auch fünfundzwanzig und deshalb durften sie gestern das erste Mal aus ihrer kleinen Zelle raus. Wir dachten, dass sich vielleicht nach fünf Jahren etwas an Ihrem Zustand geändert hätte, doch als wir Sie gestern raus gelassen hatten, wurde es nur noch schlimmer. Die Untersuchungen werden wir jetzt wieder hier, in Ihren vier Wänden führen. Aber Sie müssen es doch langsam mal verarbeitet haben, dass Ihre Eltern und Ihre beste Freundin bei einem Hausbrandt gestorben sind. Es sind bereits fünf Jahre vergangen und Sie verkriechen sich immer noch in Ihre irreale Welt.“ Verständnislos schaute er mich an und schüttelte den Kopf. Irreale Welt? Ich blickte zu Corbin. „Stimmt das?“ fragte ich ihn. Komischerweise vertraute ich ihm und musste diese Worte von ihm gehört haben, doch zunächst schaute er mir nur mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck in die Augen. Schließlich zwang er sich zu einem kleinen Nicken und seine blauen Augen sahen auf einmal traurig aus. Ein entsetzter Ausdruck nahm auf meinem Gesicht Gestalt an. „Wo bin ich denn?“ wandte ich mich wieder an Dr. Dashwood. „Sie sind in der Dashwood Nervenheilanstalt.“ Zufrieden, dass ich versuchte mich meiner Umgebung anzupassen, lächelte ich vor mich hin. Bevor ich antworten konnte sprach Dr. Dashwood: „Ja die Heilanstalt ist nach mir benannt. Mein Vater war der Begründer, doch dann ist er gestorben und ich wollte anderen helfen, die sich nicht so gut wie ich mit den neuen Gegebenheiten klar zu Recht fanden.“ Irgendwas an seinem Lächeln sah falsch aus. Es erreichte nicht seine Augen, die mich hinterhältig anstarrten. Doch erwiderte ich sein Lächeln. „Wäre es schlimm, wenn ich mir meine Akte einmal anschauen würde? Ehrlichgesagt finde ich es alles noch etwas verwirrend, aber wenn ich es schwarz auf weiß sehen könnte, würde mein Verstand vielleicht besser damit klar kommen.“ Er schaute zu Corbin, der ohne große Reden, aus dem Raum ging. Wir saßen solange still da, bis Corbin wieder gekommen war. Er hatte eine dicke Mappe in seiner riesigen Hand, die er mir auf mein Bett legte, wobei er peinlichst darauf achtete mich nicht zu berühren. „Es wäre nett, wenn Sie mir vielleicht die Handschellen abnehmen könnten“, versuchte ich es in meinem vernünftigsten Tonfall, den ich im Moment zustande brachte. Wider meiner Erwartungen erhob sich Dr. Dashwood von seinem Stuhl, zog einen Schlüssel aus seiner Kittel Tasche und schloss mir anschließend erst die rechte Hand los und dann die Linke. Seufzend setzte ich mich auf und rieb mit meinen Händen an meinen Handgelenken rum. Doch da ich es nicht mehr hinauszögern konnte, nahm ich mir die Mappe und schlug die erste Seite auf. Dort war ein Bericht zu sehen, von Dr. Dashwood unterzeichnet.


Name: Mona Hutton
Geboren: 22.03.1987
Einlieferung: 23.03.2007
Diagnose: Schwere Störung der Persönlichkeit. Evtl. gespaltene Persönlichkeit.
Ursache: Tod der Eltern und der besten Freundin bei einem Hausbrandt am 22.03.2007, sowie der Fund dieser wichtigen Personen.
Therapie: Einweisung in die Psychiatrische Klinik in Bolton. Anschließend Einzel-Verwahrung, da schwere Aggressionen auftreten können. Gespräche mit dem Arzt, sowie ständige Untersuchungen durch Tests von Körper und Geist.
Entwicklungsstand 23.03.2008:
„Immer noch keine Besserung vorhanden. Mein Assistent Corbin und ich versuchen alles Erdenkliche um sie zu kurieren.“
Entwicklungsstand 23.03.2010:
„Sie wird immer aggressiver. Wie haben sie nun ausschließlich in Einzel-Verwahrung gebracht. In ihrer Nähe nennen wir es Schutzhaft, für sie wie auch für die anderen Patienten.“
Entwicklungsstand 23.03.2012:
„Wir wollten sie das erste Mal nach zwei Jahren wieder raus lassen, doch ihr geistiger Zustand lässt das scheinbar immer noch nicht zu. Corbin macht sich langsam Sorgen, ob sie jemals kuriert werden kann.“


Ich hatte mir meinen Bericht durchgelesen und wollte umblättern, als mich Dr. Dashwood stoppte: „Du solltest vielleicht nicht umblättern“, meinte er gespielt gequält. „Der Bericht wird nur noch durch Bilder deiner toten Familie unterstützt.“ Doch ich musste es sehen. Sehen ob sie wirklich Tod waren. Also blätterte ich um und bereute es sofort. Zunächst konnte ich ein hübsches Einfamilienhäuschen sehen. Es war rot und hatte viele Blumen und davor standen meine Mutter, mein Vater und ich. Wir lächelten alle glücklich in die Kamera. Ashley hatte damals das Bild gemacht, erinnerte ich mich. Auf der nächsten Seite konnte man nun nichts mehr von den fröhlichen Menschen erkennen. Nichts ließ daran erinnern, wie viele schöne Erlebnisse mit dem Gebäude in Verbindung gebracht wurden. Es war eine schwarze Ruine abgebildet. Darunter waren zwei Bilder von verkohlten Menschen und mir wurde schlecht. „Das sind deine Eltern“, entgegnete Dr. Dashwood „Ashley´s Leiche konnte man nur anhand des gefundenen Kiefers identifizieren. Von ihr war fast nur noch ein Häufchen Asche übrig geblieben.“ Entsetzt starrte ich ihn mit offenem Mund an. Ich wollte eigentlich gar nicht wissen wer das gewesen war, oder wie sie gestorben waren. Ich wollte auch nicht wissen, wer wie nach dem Tod ausgesehen hatte, doch eines würde ich immer im Kopf haben, nämlich die schwarzen toten Augen meiner Eltern.

Chapter 5



Die folgenden Tage wurden für mich ziemlich schwierig, doch mit der Hilfe von Corbin verarbeitete ich die neuen Eindrücke. Dr. Dashwood schaute auch ab und zu mal vorbei und meinte, dass ich wirklich große Vorschritte machen würde. Bis jetzt hatte Corbin kein einziges Wort gesprochen, doch blieb er fast den ganzen Tag bei mir, während sich Dr. Dashwood auch um die anderen Patienten kümmerte. Corbin hörte mir immer aufmerksam zu und wenn ich anfing zu weinen, wartete er geduldig bis ich mich wieder eingekriegt hatte. Alles in allem schien es mir wirklich besser zu gehen und ich würde bald wahrscheinlich noch einmal versuchen dürfen aus dem Raum rauszugehen. Ich wollte hier wirklich langsam raus, denn auch wenn ich regelmäßige Mahlzeiten bekam, nicht mehr am Bett gefesselt war und einen Besucher hatte, so schienen mir die vier Wände doch etwas beengend.
„Hallo Mona“, meinte Dr. Dashwood grade lächelnd, während er den Raum betrat. Sein Lächeln wirkte immer noch ziemlich künstlich, doch das schien zu ihm gehören. „Hallo Doc.“ Antwortete ich höflich. Er setzte sich nicht wie jedes andere Mal auch auf den Stuhl, sondern blieb direkt dahinter stehen. Ein leicht gehetzter Ausdruck lag auf seinem faltigen Gesicht. „Wie Sie sicher schon bemerkt haben, habe ich es grade etwas eilig. Doch möchte ich es Ihnen nicht vorenthalten heute mal raus zu gehen. Eigentlich wollte ich dabei sein, doch ich vertraue Corbin unbedingt. Er wird Sie auf dem Gelände herum führen und Ihnen einige unserer anderen Patienten vorstellen.“ Mit diesen Worten verließ er mich und ich stand von meinem unbequemen Bett auf. Endlich würde ich mir meine Beine vertreten dürfen. Fast hüpfte ich schon durch den kleinen Raum auf die offene Tür zu. Dahinter stand niemand anderes als Corbin. Ich grinste ihn förmlich an und seine Augen glitzerten. „Darf ich dich in unserem Schloss herum führen?“ fragte er mich mit der wundervollsten Stimme, die ich jemals gehört hatte. Sie klang seidig und doch männlich in meinen Ohren nach. Es war das erste Mal, dass er etwas sagte und mein Grinsen wurde breiter. „Unbedingt.“ Meinte ich nur. „Aber dürfte ich vorher noch einmal duschen gehen?“ fragte ich mit einem Hundeblick, dem er hoffentlich nicht widerstehen konnte. In den letzten Tagen hatte ich nicht einmal duschen dürfen, geschweige denn mich anders waschen. Wenn ich auf Toilette musste, hatte mir eine alte, verschrumpelte Frau mit krummer Nase und Brille einen Topf gebracht, wie man den aus dem Krankenhaus kannte. Ich hasste diese Teile, weshalb ich es solange wie möglich heraus zögerte. Doch nach einiger Zeit ging es halt nicht mehr. „Okay. Ich zeig dir dann erstmals den Waschraum und Frau Evans wird dir frische Kleidung raus legen. Ich werde dann vor der Tür auf dich warten.“ Er machte ein Zeichen, dass ich an ihm vorbei gehen sollte, was ich dann auch tat. Mit einer Hand hinter meinem Rücken, wobei er genau darauf achtete mich nicht zu berühren, lief er hinter mir her und wies mir den Weg. Es war ein langer Gang, durch den wir liefen. Unser Weg wurde immer mal wieder von Türen gesäumt, welche genauso aussahen wie meine. Plötzlich blieb ich stehen, weil Corbin mir nicht mehr sagte wo ich hin gehen sollte und sich der Flur zweigte. Man konnte gerade aus eine Treppe hinauf gehen, oder nach rechts. Der Weg rechts wurde jedoch durch eine massiv aussehende Stahltüre behindert. Ich drehte mich um und Corbin blickte in Gedanken versunken zu Metalltüre an. In seinen Augen konnte ich so etwas wie Wut erkennen. „Corbin?“ sprach ich ihn leise an. „Geht es dir gut?“ Ich duzte ihn einfach, weil er es zuvor auch schon getan hatte. Jetzt wanderte sein Blick zu mir und der wütende Ausdruck verwandelte sich in einen zärtlichen. Er hob seine Hand leicht an und strich mir damit über mein Gesicht. Sein Daumen verharrte an meinen Mundwinkel. Ich lehnte mein Gesicht in seine riesige Pranke und stieß einen Seufzer aus. Auf einmal zuckte er zusammen, als ob er einen Stromschlag bekommen hätte und ließ seine Hand von meinem Gesicht gleiten. Was war nur mit diesem Kerl los? Verwirrt legte ich meinen Kopf leicht in den Nacken, da er wirklich groß war. Ich schätzte ihn auf 1,90. Gegen ihn war ich wirklich klein. Jetzt hatte er wieder eine undurchdringliche Maske aufgesetzt. Er drehte mich von sich weg und schob mich dir Tür hoch. Sie war aus Holz und schien mal eine Renovierung nötig zu haben. Wir traten durch eine dünne Holztür und kamen in einem riesigen Raum aus, wo es Tische, Stühle, Sessel und vieles mehr gab. Außerdem befanden sich hier einige Leute. Hauptsächlich Frauen, die wie ich noch sehr jung waren. Ein junges Mädchen, sie schien vielleicht 15 zu sein, lächelte mich schüchtern an. Ich nickte ihr nur zu und ließ mich dann von Corbin eine Treppe aus Stein hoch führen. Die Anstalt schien wirklich groß zu sein. Oben angekommen bogen wir rechts ab, da es nur diesen Weg gab, oder der links. „Links sind die Zimmer für die Männer. Dort wohnen sie in mehr Bettzimmern, wo sie sich einen Duschraum teilen, sowie die Toiletten. Dasselbe gilt für die Frauen.“ Ich lief ihm einfach schweigend nach. „Also sind unten die Räume, für welche, die sich nicht zusammenreißen können? So wie ich?“ Fast knallte ich gegen seinen harten Körper, da wir scheinbar am Ziel angekommen waren. Ich konnte mich jedoch noch rechtzeitig bremsen.

Impressum

Texte: Cover made by beautifuul :D ansonsten alle echte bei mir!
Tag der Veröffentlichung: 06.02.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Meiner besten Freundin und alle, die wie ich Vampir Bücher mögen ;)

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