Cover

Ein kleines Vorwort



Was zählt wirklich? Hilft uns das Dogma "Der Stärkere überlebt" noch weiter? Welchen Weg müssen wir einschlagen, um die Evolution der Menschheit voranzubringen? Wie können wir die Erde und all ihre Wesen vor einem Fiasko bewahren? Was ist das Geheimnis einer friedvollen Welt? Diesen Fragen bin ich nachgespürt und versuche, sie in diesem Buch zu beantworten.

Ich betone, es ist nur ein Versuch. Die Inhalte sind -abgesehen von den Zitaten - meine Gedanken, die mich zu diesem Thema beschäftigen. Jeder muss in sich hinein hören, muss für sich intuitiv erfassen, welcher sein Weg aus der Krise sein könnte.

Meine Vision aus der ersten Geschichte hat sich etwa ein Jahr, nachdem ich sie aufgeschrieben habe, verwirklicht. Die Träume, die ich in der zweiten Erzählung beschreibe, erlebe ich wirklich.
Wenn dieses Buch dich anregt zu liebevollen und positiven Gedanken über das Leben, dann hat es sein Ziel erreicht.
Ich widme dieses Buch all jenen, die die Welt verbessern möchten.
Viel Spaß beim Lesen!


Der Ruf der Wölfe




Ich stehe vor dem Spiegel, schaue mein Ebenbild an und ärgere mich. Über meine Brille. Es ist wirklich ein besonders schönes Modell und sie hilft mir tatsächlich im Alltag. Dennoch – ich habe das Gefühl, die Brille maskiert mich. Als ich noch mit bloßen Augen durch die Welt ging, konnten die Menschen mir bis in die Seele schauen. Jeder erkannte, wenn meine Augen vor Traurigkeit ganz dunkel waren oder vor Liebe Funken sprühten. Jetzt jedoch trage ich diese Maske, fühle mich entstellt. Die wenigsten Menschen erkennen mein Innerstes, noch weniger, als sie es ohnehin schon tun.
In die Seele eines Menschen zu schauen bedeutet, Wünsche abzulesen. Das kostet etwas Mühe und bedingt die Fähigkeiten zuzuhören und sich in andere einzufühlen. Andere geistig abtasten. Schwer zu beschreiben, denn diese Art der Wahrnehmung liegt außerhalb der gewöhnlichen fünf Sinne. Vielleicht auch nicht, möglicherweise ergibt die Summe der fünf Sinne den Sechsten. Da ich ein sinnlicher Mensch bin, also mit allen Sinnen versuche, möglichst viel wahrzunehmen, gelingt es mir bei den meisten Menschen, ihre Wünsche und Sehnsüchte zu erfassen, ohne dass diese direkt ausgesprochen werden. Manchmal sind sie sich darüber selbst gar nicht bewusst und wundern sich, wenn sie ein Geschenk erhalten, mit dem sie nicht gerechnet haben, dass sie dennoch berührt.
Wünsche und Bedürfnisse zu erkennen heißt aber auch, die betreffende Person, ihre Persönlichkeit zu kennen. Das fängt bei dem Selbst an. Immer wieder erlebe ich, wie Menschen sich selbst ihre vermeintlichen Wünsche erfüllen und sich dann nach einer kurzfristigen Phase der Freude in einer größeren Frustration als zuvor wiederfinden.
Jetzt geht es auf Weihnachten zu und man sollte meinen, dass es eine Zeit der liebevollen Gesten wird, in der man sich endlich mal wieder Gedanken um die Bedürfnisse und Wünsche der anderen macht. Ich stelle jedoch fest, dass in den meisten Fällen weder eine Selbstreflexion stattfindet, noch dass man Menschen, die einem angeblich etwas bedeuten, genauer zuhört. Ich finde das sehr schade, es macht mich traurig.
Das erinnert mich daran, dass ich als Kind von meinem Vater immer die Bücher geschenkt bekam, die er selbst lesen wollte. Hat er dann aber nicht, weil man sich betrunken so schlecht konzentrieren kann. Er ha einfach seine Wünsche auf mich projeziert.
Was wünsche ich mir? Nun, ich habe in den letzten Monaten viel Neues erfahren und gelernt. Ich bin verreist – sowohl tatsächlich als auch schamanisch. Eine schamanische Reise bedeutet nicht nur, dass man in eine andere Realität eintaucht, sie ist immer auch eine Reise in unser Selbst. Dort, versteckt im Unterbewusstsein finden wir Hinweise auf unsere Sehnsüchte, die wir in der materiellen Welt oft fehlinterpretieren. Ich habe für mich herausgefunden, dass ich meine Wurzeln verloren habe. Dieses Gefühl war immer schon irgendwie präsent, aber nur oberflächlich und ich habe es verdrängt. Jetzt ist es mir bewusst, ich werde es nicht mehr los. Ich bin eine Heimatlose. Ich gehöre hier nicht her, aber ich weiß auch nicht, wo mein Platz ist. Wenn ich mich erspüre, dann fühle ich mich zu Orten und Szenarien hingezogen und wundere mich über die Kraft, die von diesen Plätzen ausgeht. Weites Land, Birkenwälder, Wölfe. Angesichts meiner Herkunft bin ich immer davon ausgegangen, in mir fließt keltisches Blut. Ich fühle mich wohl in der keltischen Geschichte und ihrer Mythologie. Aber offenbar ist in mir auch etwas slawisches, russisches oder sogar sibirisches. Als ich in diesem Sommer in Russland war, fühlte ich mich zum allerersten Mal in meinem Leben zu Hause. Das mag seltsam erscheinen, wo wir doch im Regelfall unsere Wohnung, unsere Familie als unser Zu Hause betrachten. Das war bei mir jedoch nie so. Es lässt sich nicht mit Worten beschreiben, ich kann nur versuchen, meine Gefühle wiederzugeben. Niemals zuvor habe ich einen solchen inneren Frieden und eine Liebe dieses Ausmaßes erlebt wie in jener Nacht, als ich in der russischen Provinz mitten im Wald saß, umarmt nur vom leisen Wind und den Sternen, und um mich herum die Wölfe heulten. Fast hätte ich mit ihnen geheult, denn ich gehörte zu ihnen. Ich verschmolz mit meiner Umgebung, ich war ein Teil dessen. Die kosmische Verbindung war wiederhergestellt, alles war Kreislauf. Ich gab mich meinen leisen Tränen hin, genoss die Erfahrung, die nur mir gehörte, die nur ich in ihrem vollen Umfang begriff. Ich war angekommen.
Seitdem passieren mir seltsame Dinge. Ich wache fast jede Nacht auf und habe die Lösung für ein Problem, das mich zuvor gequält hat. Es sind Eingebungen, Visionen, Ideen, auf die ich im Wachzustand nie kommen würde. Das ist das eine – eine andere Geschichte, die mir kürzlich passiert ist beschreibt, wie sehr ich tatsächlich von der Natur als Teil ihrer selbst anerkannt und aufgenommen werde:
Seit einiger Zeit verstärkt sich mein Drang, kreativ zu sein, Gefühle zu materialisieren, Schönes zu schaffen. Ich kann kein Instrument spielen, nicht komponieren, noch weniger kann ich malen oder basteln. Nur schreiben. Aber manchmal sagen Bilder oder Dinge oder Musik mehr als Worte es könnten. Ich hatte die Idee, mit Holz zu arbeiten. Holz ist für mich etwas sehr Schönes, Warmes, Weiches. Ich spazierte durch den Wald, abseits der erlaubten Wege, und suchte nach Wurzeln. (In diesem Fall nicht nach den Wurzeln meiner Herkunft, sondern nach Hölzern) Mein Bewusstsein war geöffnet, denn ich wollte in den Hölzern phantasievolle Dinge erkennen. So schweifte ich und hörte plötzlich über mir in einem Baum einen Specht klopfen. Gegen das Licht konnte ich seine Silhouette erkennen und beobachtete ihn lächelnd eine Weile. Mir kam die Idee, dass man vielleicht unten am Baumstamm das Klopfen erspüren könne. Also schlich ich mich heran und legte meine Hand an den Baumstamm. Ich fand es sehr erstaunlich, dass der Specht nicht einfach davon flog, aber er blieb tatsächlich sitzen und schien ganz in seine Arbeit vertieft. Ich legte langsam meine Hand an den Baum, und tatsächlich – es vibrierte im Holz von den Hammerschlägen des Spechtes vier Meter über mir. Der Vogel ließ sich von meiner Gegenwart überhaupt nicht stören. Ich lehnte mein Ohr an den Baum und hörte jetzt die Schläge sogar. Ich war überwältigt. Ich fühlte mich vom Specht angenommen, er hatte erlaubt, dass ich seine Welt teile. Ich durfte ihm zusehen und zuhören und dieser Gedanke trieb mir die Tränen in die Augen. Ich war richtig glücklich, absolut glücklich. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass dieses Gefühl in seiner Intensität noch eine Steigerung zuließ, aber es sollte noch mehr passieren. Nach einiger Zeit flog der Specht auf. Für einen kurzen Moment streiften die wenigen einfallenden Sonnenstrahlen sein Gefieder und ich sah ihn in seiner ganzen Schönheit. Das leuchtende Rot an seinem Bauch bildete einen wunderschönen Kontrast zu seiner weißen Brust und dem schwarzen Rücken, und doch schien alles harmonisch aneinandergefügt. Die Schöpfung hatte hier ihre ganze Kreativität zum Ausdruck gebracht. Nur wenige Meter weiter ließ er sich in einer Kiefer nieder und hämmerte gleich fröhlich drauf los. Ich folgte ihm langsam und setzte mich zwischen die Bäume auf einen nassen Stumpf, um „meinen“ Specht weiter zu beobachten. Wie verrückt hämmerte er auf die Kiefer ein. Ich sah immer wieder kleine Späne herunterfallen. Ich dachte: Ach bitte, du schöner Specht, wirf doch mal etwas für mich herunter! So als Andenken an dieses wunderbare Erlebnis. Kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, fiel ein frisch abgeschlagener Kiefernzapfen vor meine Füße. Ich traute meinen Sinnen jetzt überhaupt nicht mehr. Ich hob den Zapfen auf und untersuchte ihn gründlich. An seinem Schaft waren wirklich die Schlagspuren des Vogels zu erkennen, er war ganz frisch und hob sich deutlich von den herumliegenden Zapfen ab. Das war ja nicht zu fassen, da hatte der Specht mir wohl wirklich ein Geschenk gemacht – und was für eines. Dass ich ihm zusehen, zuhören und ihn durch den Baum erspüren durfte war ja schon mehr als ungewöhnlich. Dann bitte ich ihn um ein kleines Geschenk – und just wirft er mir einen hübschen kleinen Kiefernzapfen, das Produkt seiner Arbeit herunter.
Kein Geschenk, das ich je von einem Menschen erhalten habe, war so wertvoll für mich, wie dieser Kiefernzapfen. Unter Glückstränen habe ich mich überschwänglich bei dem Buntspecht bedankt und bin gegangen, um den Wald und seine Bewohner wieder in Ruhe zu lassen. Der Wald hat mich aufgenommen als Freund und als Freund bin ich gegangen. Bin zurückgegangen in die Welt der Menschen. Eine Welt, in der ich mich mit jedem Tag unwohler fühle. Erinnert mich an die Chaostheorie – je mehr ich mein Bewusstsein erweitere, je mehr ich in meinem Inneren erkenne, je klarer ich mir selbst werde, eine innere Ordnung schaffe, um so chaotischer erscheint mir das Außerhalb. Die Menschen – ich wandel und leben zwischen ihnen, mit ihnen … und mit jedem Tag wundere ich mich mehr über diese seltsame Spezies. Menschen sind interessant und ich bemühe alle humanen Wissenschaftsbereiche, um sie verstehen zu lernen. Ja, ich lerne auch jede Menge dazu, was dann dazu führt, dass ich für diese oder jene Verhaltensweise der Menschen Erklärungen finde. Aber Verstehen ??? Nein, sie erscheinen mir immer fremder, immer seltsamer. Diese unsere Welt ist so sehr durch den Menschen geprägt, dass man sich ihm nur schwer entziehen kann. Menschen handeln unlogisch, sie sehen nicht voraus in die Zukunft. Arterhaltung hat für sie nur eine kurzfristige Bedeutung, sie denken nicht global, sondern nur für ihren Mikrokosmos. Der Mensch soll doch die Krone der Schöpfung sein – warum funktionieren dann soziale Strukturen nur im Tierreich? Bei den Menschen hat das früher auch mal funktioniert, aber irgendwann fingen sie an, Gebote zu erfinden, die das Zusammenleben regeln sollten. Aus diesen Regeln wurden irgendwann Gesetze, Verbote, Vorschriften, die hauptsächlich den Machthabern zu Gute kommen und gleichzeitig bewirken, dass den Menschen das eigene Denken und Fühlen abgenommen wird. Ach, es gäbe noch viel mehr darüber zu schwadronieren. Jedenfalls verstärkt sich in mir von Tag zu Tag mehr das Gefühl, dass ich außen vor stehe. Ich fühle mich nicht als Mensch und es kommt mir vor, als käme ich von einem anderen Stern, aus einer anderen Welt … dies würde nebenbei auch das Gefühl meiner Heimatlosigkeit erklären. Was bin ich? Wer bin ich? Eine Wölfin in Menschengestalt, als Mensch auf die Erde gekommen, um etwas über die Menschen zu lernen?
Es gibt nur wenige Menschen, mit denen ich mich identifizieren kann, denen ich mich nahe fühle.
Das System in dem wir leben hat uns assimiliert, wir müssen ein Stück weit Teil dieses System sein. Das ist nicht schlimm, so lange wir einander erkennen und vor allem – uns selbst erkennen, uns selbst treu bleiben. Dieses ist nicht mein System. Für mich ist es Zeit, in eine andere, neue Welt einzutauchen. Ich finde, ich habe hier genug gelernt und erlebt. Ich konnte mir ein Bild machen von dem, was sie hier „menschlich“ nennen. Ich habe es satt, dass die Menschen mich für ihres gleichen halten, aber als gestört betrachten. Ich mag nicht mehr mit ihnen reden, denn sie verstehen mich ohnehin nicht. Die Menschen betrachten es als Makel, als eine Störung, als einen Fehler auf meiner Matrix, wenn ich mich ihnen gegenüber klar ausdrücke in einem gepflegten, für mich normalen, Deutsch.
Die Gesetze, die moralischen und ethischen Regeln, die sie aufstellen und als Werte verteidigen, gelten immer nur für andere. Das ist das, was ich am wenigsten verstehe.
Wenn ich Glück habe, befindet sich meine neue Welt auf unserem Planeten, denn mal abgesehen von den Menschen wie sie heute sind, finde ich, die Erde ist der allerschönste Planet im unendlichen Universum. Solch eine Vielfalt an Lebewesen, solch eine Perfektion der Natur, auch die abwechslungsreichen Landschaften, die Klimazonen und ihre unterschiedlichen Bewohner … alles ist perfekt, alles ist Kreislauf. Jeder Tod mündet in neues Leben, ständige Erneuerung ist garantiert, eine ewige Dynamik. Alles ist so unendlich, so unbegreiflich schön. Und dann kommt leider die Krone der Schöpfung und zerstört alles, weil Arterhaltung für sie nur zwei Generationen weiter bedeutet. Anstatt zu lieben, zu singen und zu lachen veranstalten sie Machtkämpfe, beuten sich gegenseitig aus und stehen sich selbst am nächsten. Sie haben alles oder nichts, verwechseln alles mit nichts und wollen noch mehr Nichts.
Könnte ich komponieren, ich würde ein Lied oder eine Symphonie schreiben. Ich kann aber auch nicht malen, also Gefühle visualisieren, sonst hätte ich meinen Weltschmerz in einem Bild verarbeitet. Ich kann schreiben, habe aber nicht so viele schöne, positive Geschichten auf Lager, um irgendjemanden damit zu erfreuen, denn das ist das einzige, was ich möchte – andere Seelen erfreuen und mit Licht erfüllen. Denn dazu sind doch Geschenke gedacht.
Was ich mir für mich wünsche ist klar. Ich habe eine Vision von einem besseren Leben. Minimale Ansätze zur Erfüllung meines Traumes sind schon realisiert. Ich habe diese Vision entwickelt und niedergeschrieben und möchte dieses Bild, diesen Entwurf gerne teilen:
„Ich lebe. Das allein ist eine Tatsache, die nicht so selbstverständlich ist, wie sie zunächst anmutet. Ich lebe. Jeden Moment und mit jeder Pore meiner Haut. Und ich weiß, dass mein Leben niemals aufhört. Dieses Leben wird wohl eines Tages enden. Das aber ist nur der Schritt in ein neues Leben. Ich lebe und ich fühle mich unsterblich. Unsterblich bin ich auch verliebt. In meine Heimat, die Erde. Die Erde als Planet und die Erde, in der ich meine Hände vergrabe um Samen einzubringen. Die Erde unserer Erde nährt uns. Sie ist das Brot, das wir essen, der Boden auf dem wir tanzen und der Sand mit dem wir spielen.

Wer glücklich ist, lächelt.
Ich bin glücklich. Ich habe mich erkannt. Ich bin eine Botin. Das ist meine Aufgabe in diesem Leben. Seit einiger Zeit erkennen auch andere Menschen die Botin in mir.
Es ist an der Zeit, meine Aufgabe zu erfüllen. Mein Buch zu schreiben. Ob mein erstes Buch auch mein letztes ist, weiß ich noch nicht. Ich lasse alles auf mich zukommen, erspüre mich, meine Umgebung. Eine wunderschöne Umgebung. Bis auf die weißen Birken ist alles um mich herum grün oder Holzfarben oder aus Stein. Lebendige Welt und ich mittendrin. Ein Haus aus Buchenholz ist mein Heim. Schützt mich, umarmt mich, belebt mich. Meine Tochter ist im Wald, redet mit der kleinen Birke, die sie zu ihrem Schützling erklärt hat. Zu meinen Füßen, auf dem Boden der Terrasse liegt mein Hund und atmet tief durch. Das Notebook an sich ist eine tolle Erfindung. Ich kann überall meiner Aufgabe nachgehen und schreiben. Sogar mitten im Wald. Dort fühle ich mich inspiriert, zu Hause, geliebt. Ich atme die sauberste Luft, die man sich vorstellen kann. Hier gibt es alles, was ich brauche. Meine Familie ist bei mir. Feinste Nüsse und Beeren schenkt mir der Wald. Meine liebsten Freunde sind Eichhörnchen, Meisen und die Wölfe, die ich nachts höre, aber niemals sehe. Mein Mann arbeitet in der Stadt und er ist glücklich, dieser Enge all abendlich entfliehen zu können in unser Heim, auf unser Landgut, das für uns viel mehr ist – ein Raum der Liebe. Geschaffen von uns für uns. Wir sind glücklich, weil wir essen, was unsere Hände gesät, gepflegt und geerntet haben. Wir sind glücklich, weil wir uns geliebt fühlen. Und wir sind glücklich, weil wir einander erkannt haben, weil wir mehr teilen als Tisch und Bett, weil wir einander inspirieren.
Ach, da kommt mein Pferdchen. Will bestimmt wieder eine Karotte haben. Ich habe die kleinen Leckereien für meine Tiere vorsorglich in einem Holzzuber versteckt, damit sich hier keiner selbst bedient. Nachdem ich eine Karotte ans Pferdchen verfüttert und ihm die Nüstern geküsst habe, fordert auch meine Hündin ihr Recht ein. Sie bevorzugt Leberwurst-Kekse, die backe ich selbst. Aber nur, wenn ich ohnehin gerade Apfelkuchen backe. Oder Pflaumenkuchen. Je nachdem, was in diesem schönen Garten gerade reift. Wenn ich an meinen Backofen denke, fällt mir ein, ich muss noch etwas Holz spalten. Eine angenehme, meditative Arbeit für mich. Ich kann meinen Gedanken nachhängen, meiner Energie ein Ventil geben, dabei tief die harzige, kühle Luft einatmen. Wenn die Kleine aus dem Wald zurück ist, muss sie noch etwas trockenes Reisig sammeln. Das brauch ich, um ein Feuer zu entzünden. So ganz kann ich auf die Errungenschaften der Zivilisation eben doch nicht verzichten – ein Notebook und ein Feuerzeug sind für mich überlebenswichtig. In der Ferne pfeift eine Lok. Aus irgendeinem Grund integriert sich der Klang dieser Eisenmaschine harmonisch in meine natürliche Welt. Ich kann es mir nicht erklären und lasse den Gedanken wieder los. Die Axt steckt im Holzblock fest und als ich sie endlich herausziehe, schweift mein Blick über den Wald. Es ist einer von den wenigen goldenen Tagen im Frühherbst. Ich genieße den Anblick der flammenden Bäume neben den stolzen, immergrünen Kiefern und stelle mir vor, wie es hier wohl im nahenden Winter aussehen mag. Sicher wird es majestätisch und für meine Arbeit inspirierend. Weniger inspirierend wird es sein, wenn ich friere. Wenn meine Finger so kalt sind, dass ich nicht schreiben kann. Ich schaue wieder auf den Holzstapel und weiß, dass noch viel Holz geschlagen werden muss. Der hiesige Winter ist legendär, selbst erlebt habe ich ihn aber noch nicht. Mein sehnsuchtsvolles Herz zerspringt mir fast in einem Anfall von Vorfreude auf einen verschneiten Wald. Es ist sicher ein Vergnügen, den Fährten der Tiere zu folgen und ihre Arten zu bestimmen. Das wird auch für meine Tochter eine spannende, lehrreiche Zeit werden. Schön, dass wir zusammen so viel Neues lernen, obwohl fünfundzwanzig Jahre zwischen uns liegen. Wir entdecken die Welt, das Leben, unser Leben. Wir sind nicht nur Mutter und Tochter, wir sind seelenverwandt. Meine ältere Tochter ist in der Stadt geblieben, kommt uns aber immer gerne auf dem Land besuchen. Auch sie hat entdeckt, dass Ruhe und eine natürliche Umgebung sich wie ein Zauber auf das Wohlbefinden auswirken. Ich verwöhne sie dann mit meinen Obstkuchen und gebe ihr selbst geerntete und konservierte Gurken, Kartoffeln, Kohl und Obst mit, wenn sie wieder fährt.
Für mich gibt es keinen schöneren Platz als diesen, obwohl der ganze Planet voller wunderschöner Orte ist. Ich war im hohen Norden und in der afrikanischen Wüste, aber nirgends habe ich dieses Heimatgefühl gespürt. Hier liegen meine fernen Wurzeln, die ich nur fühlen kann. Aber ich fühle es so intensiv … alles fühlt sich so richtig an.
Ich bin glücklich. Ich bin frei. Ich bin.“


Aufgewacht in Orp



Ich bin eine Traumreisende. Man könnte sagen, ich führe ein Doppelleben. Aber das trifft es nicht ganz. Ich würde eher sagen, ich lebe zwei Leben.
Zum einen bin ich eine ganz normale Frau. In meiner Alltagswirklichkeit führe ich ein ziemlich spießiges Familienleben. So mit Mann, zwei Kindern und einem Hund, einem kleinen Haus und einem regelmäßigen Job. Alles recht mittelmäßig. Die Kinder wachsen in ihren Persönlichkeiten und brauchen mich jeden Tag ein bisschen weniger. Den Urlaub verbringen wir abwechselnd im Harz und an der Ostsee. Alles ist friedlich, die Fronten sind längst geklärt, die Harmonie hat sich dauerhaft bei uns eingenistet.
Das ist alles ganz hübsch und es ist gut so, wie es ist. Aber mir reicht das nicht. Ich bin mehr als eine Mutter. Mehr als eine Fee, die für alle kocht, putzt, wäscht. Ich bin mehr als der Knoten, der die Fäden der Familienmitglieder harmonisch miteinander verknüpft. Ich bin trotz allem eine eigenständige Persönlichkeit, ein Individuum mit ganz eigenen Gefühlen, Träumen und Gedanken. Eine Konsequenz der Liebe ist die damit einhergehende moralische Verpflichtung. Da ich nun meine Kinder sehr liebe, bin ich ihnen gegenüber natürlich moralisch verpflichtet. Diese Verpflichtung, die für mich ein täglicher Liebesbeweis, für die Kinder jedoch selbstverständlich ist, bindet mich an die alltägliche Wirklichkeit, die sogenannte Realität. Und auch das ist gut so. Der Sinn meines Lebens besteht für mich darin, Spuren zu hinterlassen. In meinen Kindern hab ich meine genetischen Spuren schon hinterlassen. Ich hoffe es sind gute Gene, die global betrachtet eine positive Auswirkung auf das Fortbestehen unserer Spezies und die Gesundheit unserer Erde haben. Mein ökologischer Fußabdruck soll also dementsprechend klein ausfallen. Ich möchte aber noch andere Spuren hinterlassen. Wenn mein Körper, meine Seele und mein Geist sich eines Tages aus dieser Alltagswirklichkeit verabschieden, sollen die Menschen sich meiner erinnern. Ich möchte all das Wissen, das ich in meinem Leben angesammelt habe, nützlich verwerten, meine Erfahrungen teilen. Ich fühle mich dazu berufen. All das Schlechte, das mir widerfahren ist möchte ich zum Guten transformieren, dem Leiden einen Sinn geben. Ich bin überzeugt davon, dass jedes Leiden einen Sinn, einen Nutzen hat. Mit meiner unkonventionellen Ethik werde ich auch weiterhin anecken, aber wer weiß, ob nicht hier und da ein Fünkchen Wahrheit und Erkenntnis verborgen ist, wenn man das Gutmenschentum und all die auferlegten Zwänge zugunsten der Ehrlichkeit einmal ablegt.
Ich habe einen Platz gefunden, an dem all die irdischen Probleme keine Substanz haben. In einem schöpferischen Akt hat mein Unterbewußtsein Orp erträumt, einen Platz der frei ist und voller Kraft. Nichts als Kraft. Ich weiß nicht, ob Orp eine Stadt ist, ein Dorf, ein Land oder ein Planet. Orp ist auf keiner Landkarte zu finden. Es ist ein Platz in meinem Traumbewusstsein, der für mich so real ist wie Düsseldorf oder Moskau. In Orp weiß ich nie, ob ich gerade unter Wasser bin oder durch die Luft fliege, denn schwarz-gelbe Fische mit dicken Augenbrauen umschwirren mich, während ich atme. Die vorherrschende Kraft in Orp ist Liebe. Nur dort bin ich fähig, allein mit der Kraft meiner Liebe zu heilen. Manchmal heile ich Menschen, die ich aus dem Alltag kenne. Oder ich heile andere, unbekannte Wesen mithilfe meiner geträumten Freund-Wesen. Wann immer ich dort Liebe gebe, werde ich mit Liebe belohnt. Ich habe Orp erst kürzlich geschaffen, das heißt, der Name Orp ist mir von einer Traumgestalt offenbart worden. Warum weiß ich nicht, vielleicht ist Orp ein überbewusstes Synonym für Liebe. Vielleicht habe gar nicht ich Orp erschaffen, vielleicht ist es ein Platz in einer anderen Realität, den ein anderes Bewusstsein für mich aufgespürt hat. Vielleicht ist Orp durch dieselbe Kraft, dasselbe Bewusstsein geträumt, das uns, die Erde, die Lebewesen durch Träumen erschaffen hat. Das klingt wirr? Nun, dann möchte ich meinen Gedanken näher erklären.
Ich folge Albert Einstein darin, dass alle Materie aus verdichteter Energie besteht. Wenn wir jetzt die Logik rückwärts verfolgen, muss jemand oder etwas eine Menge Energie verdichtet und zu Materie transformiert haben. Wir erinnern uns an den Energieerhaltungssatz: Energie kann nicht entstehen noch verloren gehen, sondern lediglich umgewandelt werden. So hat jemand oder etwas wohl enorme Energien verdichtet, um unser Universum, unser Sonnensystem, unseren Planeten zu erschaffen. Und zwar alles genau so, dass hier Leben möglich ist. Um etwas zu erschaffen muss man zunächst etwas erträumen. Kein Flugzeug wäre am Himmel zu sehen, hätten die Menschen sich nicht zunächst das Fliegen erträumt. Dem Traum folgten Konzepte und Pläne zur Verwirklichung. Aus den Plänen wurden Apparate und Vorrichtungen, die mit jedem Fehlversuch verbessert wurden, bis man endlich in der Lage war, fliegend die Kontinente zu überbrücken. Mithilfe von Träumen und Ideen, die im Bewusstsein entstehen und reifen, werden auch die heute so perfekt anmutenden Flugzeuge noch weiterentwickelt und verbessert.
Oder nehmen wir ein Haus. Vor dem ersten Haus stand ein Gedanke im Raum des Bewusstseins: Es regnet und mir ist kalt. Meine Vorfahren haben sich schon einfache Werkzeuge erträumt, also benutz ich diese Werkzeuge und meine Träume und Ideen und baue etwas um mich herum, das ich mich vor Wind und Regen schützt. Ich könnte Steine so übereinander stapeln, dass sie nicht einstürzen. Dann verbinde ich die Wände oben mit Baumstämmen, die nenn ich dann Dachbalken. Über diese Dachbalken lege ich Gräser und Blätter und verknüpfe alles so, dass kein Regen mehr eindringen kann. Auch diesem Haus folgten durch neue Ideen und Träume Verbesserungen. Ein wärmender Ofen und eine Kochstelle, zum Beispiel, oder stabilere Wände. Ein modernes Haus im 21. Jahrhundert hat mit der eben geschilderten Hütte nichts mehr gemein, weil es Träumer sind, die neue Realitäten schaffen durch ihre Träume.
So muss auch jemand oder etwas alles Leben auf der Erde erträumt haben. Eine Schöpfung. Manche nennen es Gott, andere reden von einer Energie. Ich nenne es ein Überbewusstsein. Es muss ein Lichtwesen sein, ein riesiger energiegeladener Geist mit einem unermesslichen Bewusstsein, das in der Lage ist, etwas so kompliziertes, wie die gesamte Wesenheit der Erde in diesem unvorstellbaren Universum zu schaffen. Gehen wir doch einmal hinaus in die Natur. Suchen wir uns einen Platz, den die Menschen noch nicht beschädigt haben und werden uns bewusst darüber, wie perfekt alles miteinander harmoniert und funktioniert.
Der mitdenkende Leser wird jetzt bemerken, dass die Natur ja so perfekt nicht sein kann, wenn der zerstörerische Mensch ein Teil dessen ist.
Es ist in der Tat schwierig, den Menschen als ein Konstrukt anzuerkennen, dass der Erde förderlich sein soll. Ich selbst bin viele Jahre darüber verzweifelt, welchen Sinn der Mensch in der ansonsten so perfekten Natur haben soll. Und ich bin zu einem Ergebnis gekommen. Dazu muss ich die Kirche als Institution an den Pranger stellen, und ich tu es gerne. In meinen Augen hat die christliche Kirche, die eine völlig unchristliche Einrichtung ist, in den vergangenen 2000 Jahren einen unermesslichen Schaden an der Erde angerichtet. So predigt sie uns zum Beispiel in der angeblich von Gott inspirierten Bibel: „Macht euch die Erde untertan!“ An diesem Satz ist an sich nichts falsch, wenn man ihn denn nicht mißbräuchlich interpretiert und anwendet. Man hätte es vielleicht besser ausdrücken können als: „Verwaltet die Erde klug!“ Ich denke, dass dieser Satz ursprünglich so gemeint war, denn in dieser Auslegung macht die Aussage erst Sinn. Wir Menschen, und nur wir Menschen, sind mit einem kreativen Bewusstsein ausgestattet, das uns erlaubt, eigene Schöpfungen zu kreieren. Zum Beispiel ein Flugzeug oder ein Haus zu bauen, wie oben beschrieben. Jetzt könnte man dagegen halten: Nähme man den Menschen heraus aus dem Kreislauf der Natur bzw. hätte man den Menschen von vornherein gar nicht erst erschaffen, wäre die einzige Gefahr, die vom Menschen ausgehende Zerstörung der Natur, niemals gegeben. Stimmt. Und hier lasse ich mich an, dem Menschen einen weiteren existenziellen Sinn zu geben: Der Mensch als liebendes Element. Allein der Mensch ist fähig zu liebevoller Schöpfung und schöpferischer Liebe. Alle Tier, Pflanzen, Einzeller, Pilze und was es noch so gibt, handelt nach dem biologischen Imperativ – Arterhaltung! Die Menschen haben nicht nur die Aufgabe, die Erde klug zu verwalten, sie sollen auch einen Planeten der Liebe schaffen. Liebe ist eine so reine Kraft, eine starke Energie, die, würde sie von allen Menschen freigesetzt werden, über Generationen und Generationen, eine unermesslich starke kosmische Strahlung erzeugen. Alles Folgende ist reine Spekulation, denn wir wissen ja nicht, wie sich diese enorme Kraft interstellar auswirken würde, weil die Menschen leider ihre Macht auf der Erde missbrauchen, anstatt den Planeten mit Liebe zu füllen. Wenn ich hier Menschen sage, meine ich vor allem die Bewohner der sogenannten Industrienationen und die Vertreter sowie Anhänger der großen Abraham´schen Religionen Christentum, Judentum und Islam. Ich will die Naturvölker nicht romantisieren, aber ich sehe in ihnen die einzigen Überlebenden der Traumzeit. Nur sie sind fähig, in Einklang mit der Natur zu leben, anstatt sie zu bezwingen, wie wir es tun. Die ethische Grundlage der mongolischen Nomaden beispielsweise lautet: „Leben mit der Natur, durch die Natur, für die Natur und von der Natur“. Wann immer wir mit ihnen in Kontakt kommen, tun wir es, um sie zu vertreiben, um ihre angeblich rückständige Lebensweise auszurotten und ihnen unsere hochentwickelten Technologien und Ideologien aufzudrängen. Unsere „heilige“ Wissenschaft überrollt ihr schamanistisches Weltbild, unsere Maschinen roden ihre geliebten Wälder und unser Alkohol bezwingt ihre Liebe. Aus respektvollem Erlegen von Tieren zum Zwecke der Ernährung werden Massaker. Einen Baum zu umarmen ist jetzt lächerlich. Schulkinder lernen nichts mehr über das Leben, das Schulsystem dient nur noch dazu, die jungen Menschen so zu manipulieren, dass sie von der Wirtschaft einfach assimiliert und ausgebeutet werden können, ohne dass sie als junge Erwachsene merken, dass sie nur Sklaven des Konsums sind. Wo Kinder einst zum Spielen in den Wald gingen, schickt man sie heute ins Kino.
Hass, Habgier, Gewalt, Missbrauch von Menschen und Drogen – alles das transformiert die liebevolle Energie von natürlich lebenden Menschen ins Gegenteil. Fragt man die Menschen, was sie sich am meisten wünschen antworten sie: Liebe. Eine Minute später aber planen sie schon den nächsten Feldzug oder lassen einfach ihren negativen Gedanken freien Lauf. Liebe wirkt wie ein Katalysator und wie ein Spiegel. Diese Erkenntnis scheint mir ein Mangel im menschlichen Bewusstsein. Ich weiß nicht, aber ich erfasse doch intuitiv: Ich kann nicht jemandem Schmerzen zufügen und gleichzeitig erwarten, geliebt zu werden. Das ist doch nicht so schwer, oder?! Wenn ich geliebt werden möchte, muss ich mich anderen gegenüber auch liebevoll verhalten. Bei den Naturvölkern und in Orp funktioniert das.
In unserer Alltagswirklichkeit leider nicht. Und ich frage mich, warum nicht. Wenn es so viel Leiden gibt, so viele brutale Kriege – worin liegt da der Sinn? Mir ist aufgefallen, dass Gewalt und Kriege fast ausnahmslos von Männern angezettelt werden – ist das ihre zweite Daseinsberechtigung neben der Arterhaltung? Ist die subtile Gewalt der Frauen besser, weil sie möglicherweise nur eine Konsequenz und zum Schutze vor der physisch ausartenden männlichen Gewalt ist? Oder ist die subtile Gewalt der Frauen gar der Auslöser für die Gewalttaten der Männer? Und: Ist Gewalt überhaupt nötig? Welchen Sinn macht sie, wenn sie nicht ausschließlich zur Verteidigung (der Ressourcen) angewandt wird?
Bleiben wir zunächst beim Krieg. Betrachtet man die nationalen und menschlichen Schicksale im Krieg, ist es grauenhaft. Männer zetteln brutale Auseinandersetzungen an, Frauen, Kinder, Zivilisten werden vergewaltigt und verstümmelt und bleiben ihr Leben lang traumatisiert. Möglicherweise tragen ihre Seelen diese Traumata noch über Generationen weiter. Dass in diesen traumatisierten Wesen, die zudem oft um ein Existenzminimum kämpfen müssen, die Liebe kaum noch Kraft hat, erscheint logisch. Wenn Seelenanteile verloren gehen, leidet die Seele und lässt sie umgebende Seelen mitleiden. Wenn ich in den Nachrichten die leeren Blicke von halb verhungerten, verstümmelten Kindern sehe, macht mich das traurig und wütend, hilf- und verständnislos. Warum sind Menschen in der Lage, kleinen unschuldigen Kindern, die ihre eigenen sein könnten, so etwas Furchtbares anzutun? Wenn Männer schon meinen, Kriege anzetteln zu müssen, warum fühlen sie sich nur dann als Männer und Sieger bestätigt, wenn sie des Gegners Frauen und Kinder schänden? Warum sind sie nichts Manns genug, das untereinander auszumachen? Reicht das einander zugefügte Leid nicht aus? Sind verstümmelte und getötete Männer nicht Schaden genug, den man einem Volk zumutet? Und wenn man(n) schon töten muss: reicht es nicht, jemanden zu töten, muss man hierfür noch besonders grausame Methoden für Folter und Mord entwickeln? Und warum fällt es Soldaten eigentlich so leicht, ihre Taten zu rechtfertigen und sich dabei auch noch auf angeblich friedliche Religionen zu berufen?
Das alles sind Fragen, die sich wohl irgendwie, vielleicht evolutionstheoretisch oder psychologisch, beantworten lassen. Mit Charles Darwin, zum Beispiel. Mit der Evolutionstheorie von Darwim wurde uns ein neues nachchristliches Dogma auferlegt, das nach einem durch Religionen geprägten Zeitalter, die wissenschaftliche Ära einleiten sollte. Darwin erkennt den Menschen als physiologische Spitze der Evolutionsgeschichte. Er bezieht alles, was im Tierreich der Arterhaltung und Evolution zuträglich ist, auf den Menschen. Es ist nur ein Satz, aber dieser Satz ist in unser aller Köpfen ganz tief eingeprägt: Der Stärkere überlebt! Und damit auch seine Art. Stimmt so aber nicht, denn ein Wolf kann niemals einen gesunden, kräftigen erwachsenen Elch reißen. Also muss es in diesem Kreislauf immer auch schwächere Glieder in der Kette geben, die sich innerhalb ihrer Art vermehren können, um andere, höher entwickelte Arten zu erhalten.
Das Zauberwort, dass zu einem friedlichen Miteinander der Menschen führt, das uns neue Höhen in unserer Evolution erklimmen lässt lautet: Kooperation!
Nur durch Kooperation werden wir in der Lage sein, eine bessere Welt zu erschaffen. Kooperation ist sozial und konstruktiv, Krieg ist asozial und destruktiv. Es ist schon zu viel zerstört worden durch unsere destruktive Haltung. Jetzt ist die Zeit gekommen, unsere Energie in eine liebevolle, kooperative Kraft zu tansformieren.

Fakt ist eins: Wir Menschen sind mit einem Bewusstsein ausgestattet, das uns eigene Gedanken denken und eigene Gefühle fühlen lässt. Wann immer jemand versucht zu manipulieren, uns etwas einzureden – wir müssen es hinterfragen, auch selbstkritisch sein. Nur weil ein Papst vor mir steht und mir sagt: Gott hat dies gesagt, ich weiß das, weil es in der Bibel steht.., muss es noch lange nicht wahr sein. Gott, (oder wie man es oder ihn oder sie nennen mag) wird nicht gewollt haben, dass die Menschen sich die Erde so untertan machen, dass sie alle Natur und sich gegenseitig zerstören. Denn ich bin sicher, ein solch riesiges Bewusstsein, dass in der Lage ist, eine komplexe Wesenheit wie die auf der Erde zu erträumen, kann nicht so debil sein und uns nur als Zinnsoldaten zum Spielen erschaffen zu haben. Das passt meines Erachtens nicht zusammen. Mordlust oder Liebe? Ich glaube, Gott ist Liebe. Und wir sollten nicht deswegen liebevoll miteinander umgehen, weil es Gott so gefällt, sondern weil es für uns der richtige Weg ist. Im Diesseits, nicht im Jenseits. Und dafür brauchen wir auch keine Vermittler, wie die Kirche sie uns zur Verfügung stellt. Nein, in jedem von uns schlummert die göttliche Inspiration, die göttliche Fähigkeit des Erschaffens. Das wissen wir, weil wir schon einiges erschaffen haben. Zuerst den Faustkeil, dann das Rad und später das Internet. Das Internet ist eine großartige Erfindung, die uns zu Kommunikation, Interaktion und Kooperation anregt. Gleich nach dem Flugzeug ist das Internet das Instrument, das uns zu mehr Verständnis und Verständigung mit anderen Kulturen befähigt. Wenn wir es denn sinnvoll nutzen.
„Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde.“ Allein in diesem Satz steckt die ganze Wahrheit. Wir sind Gott! Wir sind göttlich! Wir haben all die Fähigkeiten. Wir sind die göttliche Matirx. Dieser Satz ist ein starker, energiegeladener und er meint mit dem „Bilde“ sicher nicht die physische Struktur. Wenn wir das mit dem Herzen und mit unsererm Verstand begreifen, tun sich uns neue Möglichkeiten auf. Und wir müssen nicht mehr rätseln, ob Gott nun, schwarzer, weißer oder gelber Hautfarbe ist.

Wir erkennen also: weder das rein religiöse Dogma der letzten 2000 Jahre noch das rein wissenschaftliche Dogma Darwins und Newtons („Der Mensch ist eine Maschine.“) bringen uns in der Entwicklung voran. Erst Einstein hat den Grundstein für das kommende Zeitalter gelegt, als er feststellte: „Alles ist Energie.“ Er vereint damit das materialiste/mechanische/wissenschaftliche mit dem spirituellen Weltbild. Ich sehe eben darin die Lösung. Kooperation im Diesseits soll meine neue Formel lauten.
Ich bin sicher, dass es einmal eine Zeit gab, in der die Menschen keine Kriege führten. Vielleicht bis auf ein paar kleinere Überfälle auf benachbarte Stämme, ähnlich den heutigen Nachbarschaftskriegen um ein paar Kirschen, die über den Gartenzaun in Nachbars Revier fallen und von denen leichtsinnigerweise gegessen wurden. Mit solchen Kleinkriegen unter Kleingeistern belästigt man ja heute meist nur das Rechtssystem.
Denken wir uns einmal 5000 Jahre zurück, dorthin, wo sich die Geschichtsschreibung auf die Antike, die Ägypter und Vorderasien beschränkt. Was wissen wir denn vom Rest der Welt? Nicht viel. Pizarro drang nach Südamerika vor und schlug im Namen der Christenheit alles kurz und klein, was uns etwas über die Maya, Azteken, Tolteken usw. hätte erzählen können. Um doch noch etwas zu erfahren werden Gräber auf dem Altar der Wissenschaft geschändet. Das nennt man dann hochoffiziell Archäologie und nicht Grabplünderei, damit auch niemand diese Wissenschaft anzweifelt. Weiter nördlich eroberte Christoph Columbus den Kontinent für die britische Krone und das Christentum. Die wenigen Indianer, die die Massaker überlebten leben dort heute in Reservaten, ähnlich zoologischen Gärten. Weil es bald nur noch wenige Indianer gab, schiffte man „minderwertige“ Menschen aus Afrika heran, um diese zu versklaven. In den beiden zurückliegenden Weltkriegen stritten sich dann die Industrienationen, wer nun welches Volk versklaven darf. Viele dieser unterjochten Völker haben heute eine sogenannte Unabhängigkeit. Sie sind jetzt zwar anerkannte Staaten, sind aber weiterhin von den Großmächten abhängig. Denn der moderne Krieg wird meistens auf der Wirtschaftsebene geführt. Was Hitler nicht schaffte, erledigt heute im Mantel der Menschlichkeit die europäische Union – sie breitet sich stetig weiter nach Osten und Süden aus, erobert Länder, um sie ihrem Kommerz zu unterwerfen. Unter den Großmächten sind es eigentlich nur noch die USA, die richtige Kriege mit richtigen Waffen führen: Zum Christentum erzogen schicken sie ihre ethnischen Minderheiten aus, um Erdöl zu fördern. Ich habe hier den Begriff „ethnische Minderheiten“ benutzt, frage mich allerdings, ob nicht alle amerikanischen Bürger, ausgenommen die indigene Bevölkerung, Minderheiten auf dem Kontinent sind. Formulieren wir es anders: Ethnische Gruppen, die früher versklavt wurden, werden heute in den Krieg geschickt, um ihren patriotischen Herren die Macht über das Erdöl zu sichern. Und nebenbei den armen Menschen außerhalb Amerikas die große Freiheit zu bringen. Und einen wichtigen und großen Wirtschaftszweig am Laufen zu halten – die Waffenindustrie.
Schade nur, dass es in Tibet kein Erdöl gibt. Vielleicht wäre das Interesse der Wirtschaft und demzufolge der Weltöffentlichkeit dann größer und man würde Tibet von seinen chinesischen Unterdrückern befreien.
Soweit die Entwicklung der Menschheit in den vergangenen Jahrhunderten – alles gut bekannt, weil gut dokumentiert. Es gab ja auch viel zu berichten, bei all den Kriegen und religiösen Entwicklungen. Aber was war davor? Die Ägypter erwuchsen vor ungefähr 7000 Jahren zu einer Hochzivilisation, etwa im gleichen Zeitraum auch die südamerikanischen Hochkulturen, Vorderasien und der Mittelmeerraum. Mir fällt hier auf, dass das alles Völker betrifft, die in Äquatornähe leben. Wo sind die nördlichen Völker in der Frühgeschichte? Es geht um den Zeitraum, den man gemeinhin Steinzeit nennt. Wo sind Nordamerika, Europa und Russland? Warum tauchen sie nirgendwo in der Geschichtsschreibung der Steinzeit auf? Ganz einfach – es ist schlichtweg nichts Weltbewegendes passiert. Es gab noch keine großen Nationen oder Völker. Die Menschen lebten in einfachen Stammesverbänden mit ihrem animistischen Weltbild, was scheinbar auch nicht die ganze Wahrheit in sich trug, was noch nicht der evolutionäre Höhepunkt war.


In Orp gibt es das alles nicht. In Orp ist man von allem frei, außer von Liebe. Ich meine, ich weiß es nicht genau, denn ich hab in Orp noch nie versucht, mich von der Kraft der Liebe zu befreien. Warum sollte ich auch? Wenn ich frei sein will von Liebe, brauche ich nur aufwachen und in die Alltagswirklichkeit zurückkehren.

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Tag der Veröffentlichung: 29.10.2009

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