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Ostern

 

Statt im Roten Meer zu schwimmen und mich im Bikini am Strand zu sonnen, sitze ich nun zuhause. Frohe Ostern!

 

Dieses Jahr wollte ich die Feiertage einmal anders verbringen und hatte mit meiner besten Freundin eine einwöchige Flugreise über Ostern gebucht. Diese ist wie erwartet, aber auch ganz ordnungsgemäß, von der Reisegesellschaft storniert worden. Natürlich bin ich froh, dass ich jetzt zuhause bin und nicht irgendwo in einem Urlaubsland feststecke. Die Bundesregierung hat ja mit Hilfe der Bundeswehr in den letzten Wochen tausende von Urlaubern zurückgeholt.

 

Aber so langsam kippt bei mir auch die Stimmung. Ich kann ja – da ich jetzt zuhause statt im Urlaub weile – noch nicht einmal mit meinem Sohn und der engeren Familie auswärts essen gehen! Die Restaurants sind ja geschlossen, und das an Ostern, wo man sich doch gerne einmal mit der Familie zu einem gemütlichen Mahl trifft. (Kleine Anmerkung: Hätte meine Osterreise geklappt, hätte ich das Familienessen nach meinem Urlaub nachgeholt).

 

 

Und mein Sohn hatte leider im Januar und Februar eine schlimme Grippe, die er wochenlang mit sich herumgeschleppt hat. Sein Immunsystem hat sich noch nicht wieder völlig regeneriert, so lässt er verlauten. Deshalb ist er sehr auf „Abstand“ bedacht. Nein, er will sich auch nicht zum Essen bei mir zuhause einladen.

 

So gehe ich mit meinen Sohn – einen Abstand von zwei Metern einhaltend – eine Stunde spazieren und spendiere uns einen Eisbecher. Wenigsten hat eine Eisdiele in unserem Stadtviertel auf. Man darf allerdings sein Eis nicht im Umkreis von 50 m verspeisen. Ich frage mich, wer sich solche Regeln ausdenkt …

 

Mit meinen anderen Verwandten telefoniere ich. Meine beiden Brüder sind 76 und 81 Jahre alt, aber noch fit und leben eigenständig. Ein Treffen mit ihnen steht jedoch ebenfalls derzeit völlig außer Frage, da sie altersbedingt zu den Risikogruppen gehören. Und mein Bruder, der in München lebt, berichtet mir, dass das Kontaktverbot in Bayern noch strenger gehandhabt wird als in NRW. Dort darf man sich gar nicht draußen mit jemandem treffen, wenn er nicht zum eigenen Haushalt gehört.

 

Ostermontag lädt mich meine Freundin und mein derzeitiger einziger sozialer Kontakt zu Kaffetrinken und Blaubeerkuchenessen ein. So klingt Ostern wenigstens etwas versöhnlich für mich aus.

 

Ich bin der Ansicht, dass nach den Osterferien nach und nach der Alltag wieder einkehren sollte. Menschen mit Vorerkrankungen und zu Risikogruppen-Gehörende sollen sich weiterhin schützen und müssen auch geschützt werden. Aber man kann doch nicht eine mehrheitliche gesunde Bevölkerung so lange einsperren! Die Menschen brauchen eine Perspektive. Viele machen sich sorgen um ihre wirtschaftliche Existenz und wissen jetzt schon kaum noch, wie sie ihre finanziellen Verluste abdecken sollen.

 

Die NRW-Landesregierung hat ein Sofort-Hilfe-Programm für Firmen und Betriebe gestartet. Dort können Betroffene finanzielle Unterstützung beantragen. Leider wird dieses Programm dann von kriminellen Machenschaften missbraucht.

 

 

Mittwoch nach Ostern

 

Mit Spannung schauen wir nach Berlin. Frau Merkel hat alle Ministerpräsidenten zu einer Video-Konferenz eingeladen. Herr Laschet möchte, dass wir in kleinen Schritten bald wieder in den Alltag zurückkehren. Man müsse auch an das Kindeswohl denken. KiTa-Kinder und Schüler könnten seelische Schäden erleiden, wenn sie weiter in dieser Isolation leben müssen. Und die Wirtschaft müsse wieder angekurbelt werden, um den Schaden, den sie jetzt schon erlitten hat, nicht noch weiter wachsen zu lassen. Herr Söder hält dagegen, dass die Infektionszahlen noch zu hoch wären. Eine Lockerung der Beschränkungen wäre viel zu früh.

 

Schließlich einigt man sich darauf, dass die Schulen ab dem 4. Mai wieder stufenweise geöffnet werden. Die Schulen bräuchten auch einen Vorlauf, um Vorkehrungen zu treffen, damit das Kontaktverbot und die Hygieneregeln eingehalten werden können. Und ab dem 20. April, nach Ende der Osterferien, sollen auch kleinere Geschäfte wieder öffnen dürfen.

 

Aber ich möchte nicht mit einer Atemschutzmaske herumlaufen, wenn ich mich draußen bewege, obwohl dies empfohlen wird. Obwohl ich über 60 bin, zähle ich mich nicht zur altersbedingten Risiko-Gruppe. Ich bin körperlich fit und wegen meiner Tätigkeit als Kinderfrau lasse ich mich jedes Jahr gegen Grippe impfen. Außerdem hab ich mich vor vier Jahren bei der jährlichen Gesundheitsprüfung auf Empfehlung meines Hausarztes gegen Pneumokokken impfen lassen.

 

Aber nach diesen Verhandlungen atme ich auf. Wenigsten bilden diese Lockerungen einen  kleinen Lichtblick!

 

Wir leben in einem freien Land in einer Demokratie, die sich bewährt hat. Und ich bin dagegen, dass ich mit einer Corona-App überwacht werden soll! Ich hoffe, dass es nicht so weit kommen wird. Auch nicht, dass mit Drohnen über Menschenansammlungen geflogen und schlimmstenfalls sogar noch geschossen wird.

 

Am Wochenende – Samstag, den 18. und Sonntag, den 19. April – sollte eigentlich die Buchmesse in Düsseldorf stattfinden. Monatelang hatten wir uns darauf vorbereitet. Schweren Herzens musste der WAV (Westdeutscher Autorenverband), der Ausrichter und Veranstalter dieser Messe, das Event jedoch absagen. So verbringe ich das Wochenende wie schon die Wochenenden zuvor … zuhause.

 

 

Montag, 20.4., Beginn der 6. Woche mit Kontaktverbot

 

Die Osterferien sind vorbei …

 

Kleinere Geschäfte des Einzelhandels dürfen ihre Türen wieder öffnen. Es wird jedoch gebeten, beim Einkauf die Hygieneregeln und die Sicherheitsabstände einzuhalten. In NRW sollen sogar schon ab kommenden Donnerstag – und nicht erst ab 4. Mai – Schulklassen schrittweise den Unterricht in den Schulen selbst wieder aufnehmen. Obwohl dieser Tag X ja schon wochenlang feststand, wird jetzt hyperaktiv nach Lösungen gesucht, um die Klassenräume klinisch sauber zu halten und genügend Lehrpersonal zu mobilisieren. Schließlich müssen ja wegen der Abstandsregel auch die Klassenstärken verringert werden.

 

Die beiden Schulmädchen, die ich morgens betreue, sind aus der Eifel zurück. Dort haben sie eine Woche mit ihren Eltern (beide Ärzte in der Uni-Klinik) in ihrem Ferienhaus verbracht. Das hab ich ihnen wirklich gegönnt. Sie haben die letzten Woche so brav ihre Hausaufgaben gemacht und sich zuhause beschäftigt! Die jüngste ist in der 3. Klasse und die ältere in der 6. Also werden sie auch noch einige Wochen weiterhin zu Hause sitzen und lernen müssen. Zunächst kehren ja nur die Abschlussschüler wieder in die Schule zurück.

 

Wann die KiTas jedoch wieder geöffnet haben werden, steht ja noch in den Sternen. Somit verbringt die kleine Karlotta weiterhin den Großteil ihrer Zeit mit mir.

 

Ganz bitter ist es für die vielen Musiker und Künstler, dass Konzerte und Musikfestivals bis Ende August nicht gestattet sind. Mein Sohn, Student und Rockmusiker oder Rockmusiker und Student, versucht aus allem das Beste zu machen und gibt z. Z. per Video Schlagzeugunterricht.

 

Die Rheinbahnen sind jetzt wieder etwas voller. Es besteht noch keine Pflicht, Atemschutzmasken zu tragen. Man wird jedoch durch Lautsprecherdurchsagen aufgefordert, diese wenn möglich anzulegen. Ein Schal würde jedoch auch den Zweck erfüllen.

 

Sontag, den 26.4.2020

 

Nun also doch, ab Montag besteht in der Rheinbahn und in Geschäften die Pflicht, Masken zu tragen, Kinder unter sechs Jahren sind von dieser Vorschrift ausgenommen. Ich werde versuchen, mir nur einen dünnen Schal um Nase und Mund zu binden, denn unter den Masken soll es ja gerade bei warmem Wetter unerträglich sein.

 

…  denn das trockene und warme Wetter hält an.

 

Wie sieht es nun mit den Schulen weiterhin aus?

 

Der Deutsche Lehrerverband schlägt, Stand heute, folgendes vor: Alle Schulklassen sollen bis zu den Sommerferien wieder in ihre Schulräume zurückgekehrt sein. Damit das klappt, könnten die Klassen geteilt werden, und zwar folgendermaßen: Eine Schülergruppe geht in die Schule, die andere macht weiterhin home office. Nach einer Woche wird gewechselt.

 

Wann die Kleinsten wieder in die KiTas dürfen, ist immer noch nicht geklärt. Meiner Ansicht nach ist an die Kids in der derzeitigen Krise eh zu wenig gedacht worden. Wird es nicht traumatische Schäden für unsere Kleinsten haben, wenn sie monatelang keine Spielkameraden haben und nicht auf die Spielplätze dürfen? Ich bete darum, dass auch letztere bald wieder geöffnet werden und dass spätestens nach den Sommerferien in den Kitas und Betreuungseinrichtungen der Normalbetrieb wieder läuft.

 

Trotz des weiterhin bestehenden Kontaktverbots und den Einschränkungen sehe ich einen Lichtstreif am Horizont. Allerdings bin ich mir bewusst, dass wir noch monatelang mit  Corona leben müssen.

 

Wir werden es überstehen …

 

* * *

 

Aktuelle Zahlen aus Düsseldorf, Stand 24. April 2020

Infiziert           :           966

Genesen          :           722

Verstorben      :             22 

Derzeit noch im Krankenhaus    :       53

Davon noch auf Intensiv-Station:       25

  

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Impressum

Texte: Rebekka Weber
Bildmaterialien: Cover: pixabay, freie kommerzielle Nutzung
Lektorat: Rebekka Weber
Tag der Veröffentlichung: 26.04.2020

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
*** Für einen guten Zweck "

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