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Das war ein Ereignis ...

Endlich ist es halb sechs am Abend!  Ich setze mich frisch geduscht und gestylt – jedoch statt mit Vintage-Fummel zünftig in Jeans, T-Shirt und Turnschuhen, Regenjacke und Schirm unterm Arm –  in die Bahn und fahre los. Auf dem U-Bahn-Gleis am Hauptbahnhof treffe ich auf die ersten Take-That-Fans. Wir steigen zusammen in die U 78, die, je mehr wir uns der Esprit-Arena nähern, voller und voller wird.

 

Ich komme mit zwei Frauen ins Gespräch, Mutter und Tochter, die aus Leverkusen angereist sind, um die smarten Boys aus Good Old England live zu erleben. Töchterchen studiert in der Landeshauptstadt Musik und Kunst und ist von den vielen Annehmlichkeiten, die unsere Stadt bietet, begeistert.

 

Bei der Ankunft in der Messehalle werden wir per Lautsprecher gleich korrekt in Richtung der Halleneingänge geleitet. Und die wenigen Herren, die sich unter den weiblichen Besuchern befinden, werden besonders herzlich willkommen geheißen.

 

Ich ströme mit den Massen in die Halle, suche nach der Sparkassen Tribüne, auf der sich mein gebuchter Platz befindet. Zwischendurch lege ich einen Stopp am Süßigkeiten-Stand ein und stelle mir meine eigene Haribo-Lakritz-Gummizeug-Tüte zusammen. Ein Take-That-T-Shirt ist nicht unter EUR 30 zu bekommen, da hole ich mir lieber als Andenken ein Altbier in einen Take-That-Becher, der kostet nur EUR 6,50.

 

Jetzt verliere ich kurz die Orientierung und irre herum, bis ich endlich wieder den Aufgang zu meiner Tribüne gefunden habe. Ich trete in die Halle und bin von dem Bild, das sich mir bietet, erschlagen. In der Saalmitte prangt der riesige OM-Roboter der Band, der eigens für diese Tournee gebaut wurde und nun über allem wacht. Er sieht etwas bedrohlich aus. Die Sitzplätze sind schon fast alle besetzt.

 

Pünktlich um 19:15 betreten die Pet Shop Boys die Bühne und werden herzlich empfangen. Bei „Go West“, „It’s a sin“ und „Suburbia“ kommt schon richtig Stimmung auf. Der Sänger begrüßt das Düsseldorfer Publikum, erinnert an Amy Winehouse, die vor ein paar Tagen tot aufgefunden wurde, und widmet ihr den Song „West End Girls“.

 

Die Vorgruppe verlässt um 20:00 die Bühne. Ich gehe noch einmal für kleine Mädchen und komme nach meiner Rückkehr mit meinen Sitznachbarn ins Gespräch, einem jungen Pärchen aus Hannover, das eigens für das Konzert angereist ist und in der Landeshauptstadt übernachten will.

 

Auf der riesigen Leinwand werden die letzten Sekunden angezeigt und runtergezählt, bis die Hauptshow endlich beginnt. Als Gary, Mark, Jason und Howard die Bühne betreten, springen alle Leute auf und bieten den „Jungs“ einen frenetischen Empfang. Hinter mir hat sich eine Reihe junger Frauen etabliert, die so laut schreit und pfeift, dass ich mir die Ohren zuhalten muss.

 

Die Bandmitglieder, die jetzt die Bühne betanzen, sehen rank und schlank, gesund und gut durchtrainiert aus. Selbst Gary, der Leadsänger, der in den letzten Jahren etwas pummelig wirkte, scheint durch den Tourneestress abgenommen zu haben. Die „Jungs“ tragen dunkle Hosen und dunkle Hemden, haben die Haare ganz kurz geschnitten, eben britisch korrekt, alle sehen gereifter und älter aus, außer Mark Owen, den könnte man immer noch glatt für einen Studenten halten. Für einen ganz süßen, versteht sich!

 

Die vier Take Thats starten mit „Rule the world“ und Liedern aus der Neuzeit, die 2005 nach ihrer Wiedervereinigung entstanden sind. Ein ganz besonderer Moment ist es dann, als die Band mit dem Publikum zusammen die deutsche Nationalhymne singt.

 

Dann wird Robbie Williams angekündigt. Die Fans kreischen und toben! Als die ersten Takte von „Let me entertain you!“ erklingen und Robbie erscheint, zittert und erbebt die ganze Halle, als wenn ein Orkan losbricht. Ich glaube, das Gejohle ist so laut, dass es bestimmt auch in der Düsseldorfer Innen- und Altstadt zu hören ist.

 

Robbie ist in der gleichen guten Verfassung wie die anderen Bandmitglieder. Er singt seine Solosongs „Rock D.J.“, „Come undone“, „Feel“ und natürlich „Angels!“ Das letzte Lied widmet er Amy Winehouse und den Opfern der Terroranschläge in Norwegen. Und Robbie ist wieder ganz der Alte! Er kokettiert, schäkert mit dem Publikum, fragt immer wieder: „Do you remember me, do you still want me, do you still love me?“ und bekommt selbstverständlich das erwartete Feedback von seinen Fans. Und er kann es nicht lassen und wackelt, schüttelt, streichelt sein Hinterteil und natürlich auch sein bestes Stück. Das Publikum verzeiht Robbie gerne diese obszönen Gesten, es liebt sie sogar. Robbie Williams ist und bleibt eine alte Rampensau! Er hat eine unglaubliche Bühnenpräsenz.

 

Nach Robbies Sologesängen vereinigt sich die Band wieder zu „The Flood“. Die Männer performen auf der hohen Bühnenwand, von der Wasserfälle runterrinnen, zwischen denen Akrobaten herumkraxeln. Ein beeindruckendes Bild! Am Ende des Liedes stürzt sich der angeseilte Robbie kopfüber 30 m in die Tiefe, während die anderen Bandmitglieder gemächlich in Drahtkabinen abwärts auf die Bühne fahren.

 

Nun wird harmonisch zu fünft weitergesungen und an alte Zeiten erinnert. Jason erzählt: „Vor fünfzehn Jahren, als Robbie die Band verlies…“ Sofort beschwert sich Robbie: „Von wegen verlies. Ihr habt mich doch rausgeschmissen, gefeuert! Aber ich verzeih euch!“ Die Bandmitglieder herzen und drücken sich, vertragen sich wieder. Gary setzt sich ans Klavier und stimmt ältere Songs an. Nach dieser gelungenen, etwas ruhigeren Session verteilt Gary an sich, Jason und Howard je ein Glas Rotwein. Mark und Robbie, die trockenen Alkoholiker, erhalten ein Glas Milch und verziehen das Gesicht.

 

Die Bühnenshow ist phantastisch! Wir sehen immer wieder Feuerwerk, Tänzer in wechselnden Kostümen, den gigantischen OM-Roboter, und mittendrin die fünf Sänger, die ein unglaubliches Lauf- und Tanzpensum leisten.

 

Die Band bedankt sich mehrmals bei Düsseldorf und dem deutschen Publikum für die Treue, die die Fans der Band jahrelang gehalten haben. Mit „Never forget“, „No regrets“ und „Relight my fire“ klingt der Abend aus. Die ‚Jungs‘ gehen zu ihren Fans, sammeln Geschenke ein, schütteln Hände.

 

Und Robbie, er kann’s nicht lassen… er küsst sich durch…

 

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Danke Gary, danke Robbie, danke Mark, danke Howard und danke Jason. Ihr wart Spitze! 63.153 Besucher*, einschl. mir,  waren begeistert. (*lt. Angaben der Rheinischen Post)

 

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P.S. Wer wissen möchte, wie der OM-Roboter aussah, klickt bitte diesen Link an:

https://www.youtube.com/watch?v=ZIF3K_b4-c4

 

Link zu "Back for good", Konzertmitschnitt:

https://www.youtube.com/watch?v=kJpI4TJUaBc

 

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Impressum

Texte: Rebekka Weber
Cover: wikipedia, for common use (gemeinnützig), FG Jeanie Mackinder
Lektorat: Rebekka Weber
Tag der Veröffentlichung: 11.09.2019

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