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Zurückblickend denke ich, dass mein Opa (Gott hab‘ ihn selig) mir schon als Kind die Spielfreude vermittelt hat. Kaum dass ich Karten halten konnte, spielte ich schon munter Mau-Mau und als ich in die Schule kam, weihte mich der Opa in die Geheimnisse des Räuberskats ein. Das ist ein Skatspiel, das man auch zu zweit spielen kann und so war ich seit frühester Kindheit mit den Buben, Damen und Trümpfen vertraut.

 

Ich spiele auch gerne Würfel-, Brett- und Gesellschaftsspiele, aber ein Spiel hat mich wirklich süchtig gemacht, und das ist Doppelkopf, kurz Doko genannt. Seit ca. dreißig Jahren bin ich diesem Spiel verfallen, und einen munteren Doppelkopfabend ziehe ich jedem anderen Termin vor.

 

Ein Doko-Abend im Freundeskreise ist immer sehr vergnüglich, da es oft zu lustigen „Paarungen“ kommt. Man spielt Doko nämlich zu viert und zwar zwei Paare gegeneinander. Wenn sich jedoch fünf Leute zusammen finden, dann muss immer einer eine Runde aussetzen. Das hat jedoch den Riesenvorteil, dass der Aussetzer Biernachschub holen, eine Pippi-Pause einlegen oder für neue Musik sorgen kann. Mit der Musikauswahl wird es allerdings schon manchmal kritisch, da die mitspielenden Frauen gerne Robbie Williams und sanftere Töne, der Sohnemann jedoch – wenn er einmal Zeit zum Mitspielen hat – Punkrock oder AC/DC und die Männer Eric Clapton oder Bruce Springsteen als musikalische Hintergrunduntermalung hören wollen. Nun, ich schweife ab…

 

Wenn man nur zu viert spielt, vergisst man auch schon mal, wer eigentlich mit dem Geben, also dem Kartenverteilen dran ist, da zwischendurch ja auch gequatscht wird, was denjenigen, der gerade gewinnen will, sehr freut, denn dann konzentrieren sich die Quatscher nicht so sehr auf ihre Karten.

 

Nun zum Spiel selbst: Gespielt wird mit einem Doppelkopfblatt, das aus 40 Karten besteht. Das sind zwei Sätze à 20 Karten: Kreuz-, Pik-, Herz-, Karo-, -Dame, -Bube, -König, -As und -Zehn sind dabei doppelt vorhanden. Trümpfe sind natürlich die Damen und Buben, dann noch die Karo-Karten und die Herz-Zehn. Die anderen Karten sind die Fehlfarben. Die Karten werden gut gemischt und verteilt, jeder erhält zehn Karten, die er verdeckt aufnimmt und auf der Hand hält. Selbstverständlich ist es nicht erlaubt, in die Karten seiner Mitspieler zu gucken. Man kann auch noch die Neuner-Karten dazu nehmen, das machen wir aber nicht, denn wir spielen natürlich „Scharfen Doppelkopf“, d.h. ohne die Neunen.

 

Derjenige, der eine Kreuzdame auf der Hand hat, ist automatisch in der Re-Partei.  Wenn er denkt, dass er mit seinem Blatt gewinnen könnte, kann er laut „Re“ ansagen. Das ist sehr praktisch für seinen Partner, den Spieler mit der anderen Kreuz-Dame, weil der dann weiß, mit wem er spielt. Manchmal wird aber auch nichts angesagt, dann muss man halt während des Spiels versuchen, seinen Partner durch taktisches Spielen herauszufinden und ihm Punkte zuzuschustern. Die anderen zwei Spieler bilden die Kontra-Partei. Die können natürlich auch Kontra ansagen, aber dann müssen sie schon ein sehr gutes Blatt auf der Hand haben.

 

Wenn jemand zwei Kreuz-Damen auf der Hand hat, kann er „Hochzeit“ anmelden. Dabei ist derjenige, der den ersten Stich einsackt, automatisch sein Partner. Das ist oft lustig, weil es in unserer Runde dann auch eine „Homosexuellen- oder Lesbenhochzeit“ geben kann.

 

Ziel des Spiels ist es, mit seinem Partner anhand der Punktzahl zu gewinnen. Die Re-Partei muss mindestens 121 Punkte haben, der Kontra-Partei genügen 120. Dabei zählen die Damen 3 Punkte, die Buben 2, die Könige 4, die Asse 11 und die Zehnen natürlich 10.

 

Zum Spielverlauf: Gespielt werden immer zehn Runden. Der erste Spieler spielt eine Karte aus, dann geht es reihum, die höchste Karte bekommt den Stich. Besondere Punkte sind noch die Herz-Zehn, das ist die Dulle (die bekommt immer den Stich), und wenn mit einem Kreuzbuben der letzte Stich eingesackt wird, gibt das einen „Charlie“ oder „Karlchen“, also einen Extra-Punkt. Ein weiterer Punkt heißt „Fuchs“, das bedeutet, wenn ein Karo-As der Gegenpartei gefangen wird, und wenn mit einem Stich mehr als 40 Punkte gemacht werden (z.B. bei drei Zehnen und einem As), dann heißt dieser Stich „Doppelkopf“.

 

Abgerechnet wird nach jedem Spiel. Die Partei, die gewinnt, erhält pro erspielten Punkt einen Gewinnpunkt. Ein Beispiel: hat man als Re-Partei gewonnen und z. B. 125 Punkte gemacht und vorher Re angesagt, gibt das für die Re-Ansage einen Gewinnpunkt und einen weiteren Gewinnpunkt für die gewonnen 121 Punkte. Falls man noch einen Fuchs gefangen und oder einmal einen Doko gemacht hat, erhält man weitere Gewinnpunkte. In unserer Doko-Runde spielen wir um Geld. Dabei bekommt man für einen Gewinnpunkt 5 Cent. Ich gewinne oder verliere während eines Doko-Abend jedoch nie mehr als drei Euro. Sieger des Abends ist natürlich der Spieler mit den meisten Gewinnpunkten oder halt dem größten „Geldhäufchen“.

 

Mein ehemaliger Nachbar, der ein wenig später als ich vom Doko-Bazillus infiziert worden ist, spielt immer ganz ernst und konzentriert. Er kann es gar nicht vertragen, wenn er verliert und pflaumt seine Mitspieler an, wenn die nicht so „bedienen“ wie er möchte. Und mein Sohn, der seit seinem zehnten Lebensjahr – nun leider nur noch selten – dabei ist, freut sich riesig, wenn er mit viel gewonnenem (Klein-)Geld sein Taschengeld aufbessern kann. Und mein Ex-Freund, eine sparsame Jungfrau, streicht zufrieden über sein Geldledersäckchen, wenn es nach einem Doko-Abend wieder prall gefüllt ist. Eine Freundin, die auch schon seit Jahren mitspielt, und ich sehen dagegen alles ganz locker und haben unseren Spaß, egal, ob wir gewinnen oder nicht und verabreden uns so zwischendurch für den nächsten Kinobesuch.

 

Man kann Doko auch allein am PC spielen. Es gibt z.B. von Schmidt-Spiele ein Doko-Spiel, das man auch bei amazon kaufen kann. Das eignet sich bestens für Anfänger, die sich erst einmal mit dem Spiel vertraut machen möchten. Mittlerweile kann man jedoch auch online-spielen.

 

Aber am schönsten ist es doch im Freundeskreise diesem Kartenspiel zu frönen! Es macht einfach Spaß, wenn man seinen Partner in „Natura“ gegenüber oder neben sich sitzen sieht, und man bei einer gemeinsam gewonnenen Runde auch gemeinsam jubeln kann.

 

Ich freue mich schon auf den nächsten Doko-Abend!

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Nach der Pfeife dieser Dame wird getanzt.

 

Impressum

Texte: Rebekka Weber
Bildmaterialien: pixelio, Fotograf W. R. Wagner
Lektorat: Rebekka Weber
Tag der Veröffentlichung: 07.02.2019

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