Cover

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Bei meinen Aufenthalt in London hatte ich mir vorgenommen, einen Tag für Lady Diana, die am 31. August 1997 in Paris durch einen tragischen Autounfall ums Leben kam, zu reservieren und nachzuforschen, ob Diana noch gegenwärtig oder bereits vergessen ist.

 

So fuhr ich mit der „Tube“, der Londoner U-Bahn, zum Kensington-Palast (s. Cover), der am westlichen Rand der Londoner Innenstadt liegt. Die Prinzessin hatte dort von 1981 – seit ihrer Heirat mit Prinz Charles - bis zu ihrem Tod gewohnt und ihre beiden Söhne, die Prinzen William und Henry, sind dort auch aufgewachsen.

 

Leider hatte ich etwas Pech, denn der Palast wurde gerade renoviert und ein hässlicher Bauzaun versperrte nahenden Besuchern und mir den Blick auf das Gebäude und dem lt. Reiseführer als traumhaft schön beschriebenen Garten. Ich hatte gelesen, dass in diesen Gemäuern einige Räume für Besucher zugänglich und einige Kleider Dianas dort ausgestellt sein sollten. Bedingt durch die Renovierungsarbeiten gab es jedoch eine andere Ausstellung, die sich „The enchanted Palace“ (Der verwunschene Palast) nannte. Man sollte durch bestimmte Räume schreiten und dabei diejenigen von sieben „verwunschenen“ Prinzessinnen finden, die einen Bezug zu diesem Palast hatten. Eine von diesen Prinzessinnen sollte jedenfalls Lady Diana sein.

 

So kaufte ich mir ein Ticket und durchschritt andächtig die geschichtsträchtigen Räume. Hier hatte Diana also gelebt und hier war sie so viele Jahre unglücklich verheiratet gewesen! Aber es hatte in diesem Palast auch glückliche Momente gegeben, denn Königin Victoria I. war 1819 dort geboren und hier hatte die spätere Regentin das erste Mal ihren Prinzen Albert getroffen, in den sie sich verliebte und den sie später heiratete.

 

Der Palast war übrigens im 17. Jahrhundert zuerst ein Landbesitz und wurde erst 1689 von King William III. zum Schloss umgebaut. Im Laufe der Jahre wurden die Räume immer prächtiger ausgestattet. Allerdings hat dort nie wieder ein regierender Monarch gewohnt.

 

Aber nun zurück zu meinem Besuch und der damaligen Ausstellung:

 

Jeder Prinzessin wurde durch verschiedene Ausstellungsstücke in einem Raum gedacht und man sollte anhand eines Fragebogens, den man an der Kasse in die Hand gedrückt bekam, erraten, um welche Prinzessin es sich handelte. Es war ein wenig schwierig Diana zu finden, denn ich hatte nicht erwartet, von Diana ein derart verspieltes und romantisches Kleid ausgestellt zu sehen. Man kannte sie ja als modisch bewusste Frau, deren Stil von Frauen in aller Welt kopiert wurde. Dieses Spitzenkleid (s. Bild) jedoch, das in einer Vitrine zu sehen war, entsprach tatsächlich nicht den Kleidern, die Diana getragen hatte. Es war nämlich nicht extra für sie angefertigt worden, sondern wurde von ihr auf einem Wohltätigkeitsball ersteigert. Sie soll es auch nur ein- oder zweimal getragen haben.

 

Etwas enttäuscht, weil so wenig von Lady Di zu sehen gewesen war, verließ ich die Innenräume und betrat bei schönstem Sonnenschein die umliegenden Gärten. Die üppige und gepflegte Blumenpracht war wirklich eine Augenweide und munterte mich gleich wieder auf. Ich habe lange auf einer schattigen Bank gesessen und innegehalten. Man konnte sich dort eine Wunschkugel aus rotem Plastik kaufen, einen Wunsch auf einen Zettel schreiben, diesen in die Kugel stecken und dann im Garten aufhängen. Das gehörte zum Programm der Ausstellung, war jedoch nicht im Eintrittspreis inbegriffen. Ich dachte an Diana und wünschte ihr, dass sie jetzt in Frieden ruhte.

 

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Dianas Geist habe ich dann an einem anderen Ort in London gefunden und er hatte ein ganz anderes Gesicht, als ich es erwartet hatte. Dieses Sehen und Erkennen bedeutete für mich das Highlight auf meiner Suche nach ihr, der unvergessenen Königin der Herzen, wie sie von ihren Verehrern und Bewunderern auf der ganzen Welt immer noch genannt wird.

 

An jenem Tag führte mich mein nächster Weg per Underground zum Hyde Park, wo ich in der Nähe des Sees „The Serpentine“ einen Gedächtnisbrunnen namens „Diana, Princess of Wales, Memorial Fountain“ aufsuchen wollte. Nun, was stellt man sich darunter vor? Vielleicht ein Denkmal oder eine Stele neben einem kleinen Brunnen, an dem man Blumen ablegen und der Verstorbenen gedenken konnte? Nein, weit gefehlt…

 

Dieser „Gedächtnisbrunnen“, der sich in einem separaten, extra abgeteilten und geschützten, jedoch öffentlich zugänglichen Teil im Park befindet,  ist eine Wasseranlage mit Wasserspielen, so eine Art Kneippbecken für die Erwachsenen und gleichzeitig Planschbecken und Wasserpfad für die Kinder. Diese Anlage besteht aus einem Ring aus grauem Granit, in dem sich das ständig sprudelnde Wasser in einem ewigen Kreislauf befindet. An einigen Stellen sind kleine Wasserfälle eingebaut und an mehreren Stellen ist die Wasserrinne zu Becken verbreitet, so dass Kinder darin herumtollen können.

 

Der Eintritt ist frei. Man wird nur gebeten, sich mit gebührendem Respekt in dieser Parkanlage zu bewegen und das Andenken an Lady Diana zu wahren. Und man ist sogar herzlich eingeladen, Schuhe und Strümpfe auszuziehen und in dem köstlich frischen Nass zu waten und es zu genießen. Während meines Besuchs tummelten sich viele Londoner, Touristen und Kinder vergnügt im Wasser, gingen dort spazieren oder machten ein Picknick. Und der Aufforderung, sich zu erfrischen, kam ich nur zu gerne nach, denn ich war ziemlich lange bei sommerlichen Temperaturen im Hyde Park umhergewandert und recht müde. Ich saß unglaublich gerne dort und genoss die Zeit, die ich dort verbringen konnte.

 

Ich glaube, dass dieser Brunnen, der am 6. Juni 2004 von Königin Elisabeth II., Dianas Ex-Schwiegermutter, eingeweiht worden war, Diana sehr gefallen hätte, wenn sie dennoch lebte, da diese Anlage so voller Leben ist und gerade den Kindern so viel Freude und Vergnügen bereitet. Diana war ja eine liebevolle Mutter gewesen und hatte immer ein herzliches Verhältnis zu ihren Söhnen William und Henry gehabt. Nach ihrer Trennung von Prinz Charles besuchte sie auf ihren Weltreisen immer wieder Schulen und Kindergärten und setzte sich für viele Hilfsprojekte ein, u.a. für die Beseitigung von Landminen, durch die so viele Menschen und insbesondere Kinder ihr Leben verloren haben und immer noch verlieren.

 

Das Wasser, das in diesem Gedächtnisbrunnen in zwei Richtungen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit fließt, ist übrigens als ein Sinnbild für das turbulente Leben Dianas gedacht.

 

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Nachtrag:

 

2012 – also ein Jahr nach meinem Besuch – war die Renovierung des Kensington-Palastes, die 14 Mio. Euro gekostet haben soll, übrigens abgeschlossen und es gab eine große Wiedereröffnungsfeier. Prinz William hatte aus diesem Anlass viele Fotos seiner Mutter  aufhängen und viele ihrer Kleider ausstellen lassen. Er selbst hat auch eine Zeitlang mit seiner Frau Kate und Prinz George in einigen Räumen  gewohnt, ist aber nach der Geburt seiner Tochter Charlotte nach Anmer Hall in Norfolk gezogen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

Texte: Rebekka Weber
Bildmaterialien: privat
Tag der Veröffentlichung: 10.09.2016

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
*** Der Text ist 2012 von mir in ähnlicher Form veröffentlicht worden. Dies ist eine überarbeitete Version. ***

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